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10. Dezember 2024

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"Im Atelier dominiert der Kopf, in der Natur das Handgelenk"

© SugarPlum_MargitPflaum

Die Künstlerin Sugar Plum bespielt ab 26. März die Galerie Art Depot in Innsbruck mit einer umfangreichen Werkschau. Als seinerzeitiges Mitglied der Muehl-Kommune ist dem Thema Aktionismus nun auch hier ein Schwerpunkt gewidmet.

(Christian Czaak) Sugar Plum, vulgo Margit Pflaum, ist Aktionskünstlerin, Grafikerin und Malerin. Die 1959 in Deutschland geborene Künstlerin war von 1981 weg Mitglied in der Kommune Friedrichshof von Otto Muehl und erlernte dort künstlerische und aktionistische Ausdrucksformen im Bereich Malerei, Skulptur, Performance und Tanz. Ein wichtiges Element ihrer Arbeiten ist zudem Fotografie und Film.

Ab Dienstag, 26. März zeigt die Galeristin Birgit Frasl in ihrer Innsbrucker Galerie Art Depot eine umfangreiche Werkschau von Sugar Plum. „Das Thema Aktionismus zieht sich wie ein roter Faden durch die gezeigten Arbeiten, ein Schwerpunkt ist dem handwerklich wie inhaltlich besonders interessanten Zyklus „Tagebücher“ gewidmet“ erläutert Galeristin Birgit Frasl. Neben einer retrospektiv angelegten Werkreihe und den „Tagebüchern“ zu persönlichen Themen aus der Muehl-Kommune, sind auch mehrere Arbeiten aus der aktuellen Porträt-Reihe zu sehen.

Das auf nur einen Körperteil reduzierte Bild der Frau und van Gogh als Vorbild
Zu den bekanntesten Arbeiten der seit 2009 in Wien lebenden Sugar Plum zählen Landschaftsbilder von ihren Aufenthalten an der portugiesischen Algarve (ab 1995) mit sonnendurchflutenden Lagunen, Oliven- oder Orangenhainen als Motive sowie die Zyklen „Frau am Klo“ und „Frau am Fenster“. „Seit vielen Jahren bin ich vom Südwesten Portugals, dem dortigen Licht und der Sonne begeistert. Derart inspiriert, suche ich diese Eindrücke auf das Papier zu bringen und überlege oft, wie sich mein großes Vorbild van Gogh hier gefühlt hätte", so Sugar Plum zu economy.

„Frau am Klo“ beginnt am Ende ihres Aufenthaltes im "Atelier Algarve" als Antwort auf ein sexistisches Weltbild, von dem sich Sugar Plum zu verabschieden beginnt. Durch Übertreibung der weiblichen Formen wird das sexistisch auf einen Körperteil reduzierte Bild der Frau - das Gesäß – in Kombination mit den runden Formen der Toilette, als eine Karikatur ironisiert und ad absurdum geführt. "Während bei den Arbeiten im Atelier mehr der Kopf dominiert, ist es draußen in der Natur mehr das Handgelenk", skizziert die Künstlerin.

Original-Abdrücke des weiblichen Hinterteils und die Themen Vaterfigur und Abschied
Die Bilder von Sugar Plum zeichnen sich durch eine expressive und farbintensive Malweise mit einer dynamischen Pinselführung aus, viele Werke beinhalten eben aktionistische oder performanceartige Elemente. Die Zyklen „Frau am Klo“ und „Frau am Fenster“ enthalten beispielsweise „Original-Abdrücke“ verschiedener Körperteile, darunter, richtig, auch der Po der Künstlerin.

„Die Kunst des Abdrucks ist eine Prozesskunst. Das Festumrissene des Bildes weicht der Unbestimmtheit der Spur. Zwischen Erscheinung und Verschwundenem, Form und Formlosen, Muster und Nachgebildetem, Objekt, Schatten und Licht, Sein und Nichts entzieht sich der Abdruck einer genauen Bestimmung“, erklärt Sugar Plum den Schaffensprozess.

Intensive Lebenserlebnisse in intensiven Kunstwerken verarbeitet
In ihren skulpturalen Objekten verarbeitet die Künstlerin auch die Themen „Vaterfiguren“ und abermals „Abschied“, etwa in ihrer Serie mit Koffern, wo sie diverse, sehr ambivalente Gegenstände als Metapher für ihre Lebensabschnitte kombiniert. Darunter skelettierte Tierschädel sowie Spiegel, Blumen und „liebliche“ Puppenköpfe. Beispiele für ihre künstlerischen Videos sind etwa die Kurzfilme „Vanitas“ und „Vanity – Die Büchse der Pandora“ (Anm. diese Werke sind nicht in der aktuellen Schau zu sehen).

„Sugar Plum eine faszinierende Künstlerin, die ihre mehrheitlich sehr intensiven Lebenserlebnisse in ihren nicht minder intensiven und entsprechend ausdrucksstarken Kunstwerken verarbeitet. Besonders erwähnenswert ist ihre absolut professionelle Präsentationsform und ihre große Schauspielkunst, die ihresgleichen in der Kunstwelt sucht“, lautete ein kuratorischer Programmtext zu ihrer seinerzeitigen Ausstellung im Rahmen der Kunstmesse Art Karlsruhe.

„Tagebücher“; Die Künstlerin Sugar Plum in der Innsbrucker Galerie Art Depot; Di, 26. März 2024 (Vernissage ab 18.00 Uhr) bis inklusive Samstag, 4. Mai 2024; Adresse: Riesengasse 8 in 6020 Innsbruck; Eintritt Frei.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 22.03.2024