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26. April 2024

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Zuhause sterben und Facebook mitbegraben

Zuhause sterben und Facebook mitbegraben© piqs.de/mausezahntiger

Selbst im Tod ist der Wunsch nach Individualisierung allgegenwärtig. Außerdem müssen heute auch Facebook-Profile mit beerdigt werden.

Wenn es irgendwie möglich ist, wollen die meisten Menschen im Kreise der Familie sterben und nicht im Krankenhaus. „Immer mehr Menschen interessieren sich für das Thema Tod und Sterben. Das konnten wir auch bei unserem Tag der offenen Tür sehen“, sagt Katharina Strack-Dewanger, Innungsmeisterin der Bestatter in der niederösterreichischen Wirtschaftskammer. „Zu Hause sterben ist vermehrt ein Wunsch.“
Die Grundaussage ist deckungsgleich mit einer Studie, die die Innung der Bestatter der Wirtschaftskammer Österreich veröffentlicht hat. Demnach ist Individualität in allen Varianten der Megatrend am Bestattungsmarkt. Nicht das übliche Begräbnis, sondern eine persönliche Note ist gefragt.

Langsam
„Das ist nicht unbedingt mit Mehrkosten verbunden“, meint Bundesinnungsmeister Franz Nechansky. Vielmehr wollen die Angehörigen genau wissen, was im Todesfall zu tun ist. Nicht nur wie der Bestattungsvorgang als solcher beschaffen ist, sondern auch wie man etwa das digitale Erbe verwalten soll. „Ein Bestatter oder ein damit beauftragter Partner wird sich also darum kümmern müssen, wie beispielsweise Social Media Profile quasi zu Grabe getragen werden“, so Nechansky.
Strack-Dewanger weist allerdings darauf hin, dass sich der Wandel nur langsam vollziehe. Als Beispiel nennt sie den schon lange bestehenden Trend zur Feuerbestattung: „Niederösterreich liegt da keineswegs im Bundestrend. Während in Österreich bereits 42 Prozent aller Bestattungen Kremationen sind, sind es in Niederösterreich gerade einmal 18,5 Prozent von den insgesamt 17.258 Sterbefällen in unserem Bundesland im Jahr 2015.“
Die Kunden von Strack-Dewanger entscheiden sich größtenteils für die Erdbestattung: „Sie hat Tradition und hat im ländlichen Raum noch immer einen hohen Stellenwert.“

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 28.11.2016