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30. Juni 2024

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Multifunktionsgeräte sparen Kosten

Multifunktionsgeräte sparen KostenKonica Minolta

Moderne Druckerservices und -funktionalitäten steigern die Effizienz in Unternehmen.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wächst in den Unternehmen der Druck, laufende Kostenstellen noch gründlicher zu durchleuchten. Anstatt den Rotstift aber rigoros anzusetzen, sollte mit diesen Maßnahmen vorrangig ein Ziel verfolgt werden: die Effizienz des jeweiligen Unternehmensbereichs zu steigern ohne erfolgskritische Einschnitte vorzunehmen. Da die Druckkosten in vielen Firmen einen bedeutenden Teil des Budgets ausmachen, ist dieser Bereich vielfach für eine Effizienzsteigerung prädestiniert.

Zahlreiche Features
Bei BMW Austria hat man diesen Umstand erkannt und den Drucksystemanbieter Konica Minolta mit der Durchführung einer iDOC-Analyse beauftragt. Deren Ziel ist es, sämtliche kostentreibenden Faktoren im Output-Management bis auf den Cent genau zu erfassen und zu analysieren. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde ein SafeQ-Printserver von Konica Minolta implementiert.
Um das bestehende Legic-Zutrittssystem auch für die Identifikation an den Multifunktionsgeräten verwenden zu können, stattete Konica Minolta zudem alle Drucker mit einem Kartenleser aus. Dadurch kann sich der Anwender an jedem beliebigen Multifunktionsgerät im Unternehmen identifizieren und seine Ausdrucke direkt anfordern. Diese „Follow Me“-Lösung hat den Vorteil, dass die Benutzer sich nicht schon beim Senden von Druckaufträgen auf ein bestimmtes Gerät festlegen müssen. Wenn ein MFP gerade belegt ist, wird einfach ein anderer verwendet.
Außerdem erlaubt das System, die einzelnen Druckjobs vor dem Druck nochmals zu sichten und gegebenenfalls zu löschen. Verwaltet werden alle Features zentral und intuitiv bedienbar über die Adminkonsole. Sie erlaubt auch die Überwachung des jeweiligen Druckaufkommens. Je nach Konfiguration informiert sie täglich oder wöchentlich über das Druckaufkommen einzelner Personen, Maschinen oder auch ganzer Abteilungen. Auf Basis dieser Daten erstellt SafeQ Reports, die dann automatisch an ausgewählte Personen versandt werden. Zur weiteren Effizienzsteigerung im Printer-Bereich bietet Konica Minolta seinen Kunden zudem das Management ihrer Print-Services an. Diese Dienste tragen dazu bei, die Ausfallssicherheit von Printer-Landschaften deutlich zu steigern und IT-Verantwortliche von zeitraubenden Service- und Wartungsaufgaben zu entlasten. „Das Hauptziel von Konica Minolta ist es, unseren Kunden zeitraubende administrative Tätigkeiten so weit wie möglich abzunehmen“, erklärt Johannes Bischof, Geschäftsführer von Konica Minolta Business Solutions Austria, den serviceorientierten Zugang.

Service erweitern
Obwohl das Dienstleistungsportfolio von Konica Minolta sich derzeit noch auf die eigene Produktpalette beschränkt, unterstreichen Kunden wie Erste Bank, BMW, Agrana, Fröhlich und Locker oder Schöllerbank das Potenzial dieses Service. Aus diesem Grund arbeitet Konica Minolta derzeit intensiv daran, das Angebot auch auf andere Drucker-Hersteller auszuweiten.

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Services für anspruchsvolle Märkte

Services für anspruchsvolle MärkteSER

Produkte und Dienstleistungen besser verkaufen durch qualitativ hochwertige Content-Management-Lösungen.

Der letzte Hype bei Informationstechnologien (IT) lautete „serviceorientierte Architektur“ – und er ist gerade vorbei.
Das ist gut so, denn Technologien im Post-Hype-Stadium haben einen hohen Reifegrad. Viele Firmen konnten bereits umfangreiche Erfahrungen in Planung und Roll-out machen. Serviceorientierte Architektur (SOA) verfolgt zwei Ziele: technisch den Zusammenschluss unterschiedlicher bestehender und neuer IT-Systeme über standardisierte Schnittstellen. Fachlich ruht der Fokus auf der Ablauf­organisation eines Unternehmens: Durch die IT-Unterstützung von Vorgangsbearbeitung sollen Dienstleistungen mit vorhersagbarer, wiederholbarer Qualität angeboten werden.

Qualität entscheidet
Klingt bekannt? Kein Wunder, dasselbe fachliche Ziel verfolgte einst das „Business Process Management“. Prozesse wurden in Analysen erhoben, ISO-konform dokumentiert, und man hoffte, dass sich die Mitarbeiter an die Vorgaben halten. Tatsächlich ist es aber häufig so, dass die Qualitätsmanagement-Handbücher in Schubladen verstauben, die Dokumenta­tion wenig mit den dynamischen Realitäten des Betriebsalltags zu tun hat und Angestellte auf unterschiedlichen fachlichen Niveaus agieren. Das ist problematisch, denn Produkte und Dienstleistungen sind zunehmend Commodities. Für Unternehmen bedeutet dies: Die einzige Möglichkeit, sich vom Mittbewerb zu unterscheiden, ist die von Kunden wahrgenommene Qualität der Services. Die­se wird maßgeblich von den Faktoren Auskunftsbereitschaft, Standardisierung der Abläufe und Flexibilität bei Ausnahmen beeinflusst. Mit den DOXiS4-Enterprise-Content-Management-Lösungen des Software-Herstellers SER lassen sich diese drei Faktoren massiv verbessern.
Auskunftsbereitschaft bedeutet, dass das Front-Office einen vollständigen Überblick über alle Kundenaktivitäten haben muss. Dies wird durch die DOXiS4-flexible elektronische Akte ermöglicht. Ablaufstandardisierung führt dazu, dass alle Mitarbeiter die jeweiligen Vorgänge nach vorgegebenen Handlungsweisen abarbeiten. DOXiS4 Workflow ist die leistungsfähige Workflow-En­gine für die Verwaltung. Flexibilität bei Ausnahmen zielt darauf ab, dass mündige Kunden sich nicht gerne standardisierten Verfahren unterwerfen. Das DOXiS4 Content Repository bietet sachverhaltbezogene Suchfunktionen, die alle Mitarbeiter am Unternehmenswissen teilhaben und profitieren lassen.

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Informationsfluss auf Knopfdruck

Informationsfluss auf KnopfdruckPhotos.com

Moderne Kommunikationsnetze machen sich in Zeiten der Krise rasch bezahlt. Sie verkürzen Entscheidungsprozesse und reduzieren Reisekosten. Kapsch Business Com hat ein solches für Funder Max implementiert.

Funder Max, ein Unternehmen von Constantia Industries, ist österreichweit aktiv. Mit insgesamt fünf Werken – in denen über 1000 Mitarbeiter beschäftigt sind – gehört der Industriebetrieb zu den führenden Span- und Faserplatten-Herstellern des Landes. Schon aufgrund dieser Größe ist das Thema Kommunika­tion unternehmens­intern von entscheidender Bedeutung.
Zusammen mit Kapsch Business Com hat Funder Max dazu einen technologisch innovativen Schritt gesetzt. Im Zuge eines umfangreichen Projekts wurde die bestehende Siemens-Hicom 350-Telefonanlage über einen SIP-Gateway/SIP-Trunk an einen Office Communications sowie einen Exchange Server von Microsoft angebunden. Parallel dazu wurden 150 Arbeitsplätze an den Werksstandorten St. Veit an der Glan, Wiener Neudorf und Neudörfl mit dem Office Communicator ausgestattet. Außerdem stehen nun drei Round-Table-Kameras für Videokonferenzen zur Verfügung, die die Conferencing-Funktionen des OCS 2007 nutzen.

Videokonferenzen
Gernot Weiß, IT-Netzwerk­administrator bei Funder Max, ist überzeugt, dass die neue Technologie unternehmens­intern auf breite Akzeptanz stoßen wird: „Vor allem die Round-Table-Kameras werden die tägliche Arbeit revolutionieren. Anstelle langwieriger Terminplanung und zeitaufwendiger Reisen können Besprechungen zwischen den verschiedenen Standorten künftig flexibel durchgeführt werden. Das wird sich nicht nur auf die Reisekosten auswirken, sondern auch auf die Zeit, in der Entscheidungen getroffen werden.“
„Eine besondere Herausforderung bei der Konzeption des Systems war es, Funder Max eine Lösung zu bieten, die sich nahtlos in die bestehende Telekom-Infrastruktur einfügt. Stärkstes Argument für unsere Kompetenz als Umsetzungspartner ist aber, dass der mit sechs Monaten bemessene Umsetzungszeitraum problemlos eingehalten werden konnte“, erklärt Christian Wenner, Leiter des Bereichs Communications bei Kapsch Business Com.
Plattform für die neuen Echtzeitkommunikationslösungen ist der Microsoft Office Communications Server 2007: Dieser basiert auf dem Session Initiation Protocol (SIP)-Standard. Damit erlaubt er dynamisches Voice-over-IP-Anrufmanagement auf Basis der Präsenzinformationen des Anwenders. Das System zeigt an, ob der Mitarbeiter gerade im Meeting, auf Geschäftsreise, im Urlaub oder am Arbeitsplatz ist und somit auch, ob und wie er am besten zu erreichen ist. Zielgerichtete Kontaktaufnahme via Telefon, Handy, Instant Messaging (IM) oder E-Mail wird damit möglich. Weitere Funktionen sind Audio-, Video-, und Webkonferenzen. Auch IM ist mit dieser Technologie möglich.

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Warenkorb

Warenkorb

Warenkorb

• Multifunktionell. Die Geräte der aktuellen WE5-Serie von Sony verbrauchen mit rund 88 Watt in der Stunde kaum mehr Ener­gie als eine herkömmliche Glühbirne – und das bei optimaler Bildqualität. Damit verbrauchen die neuen Energiesparfernseher nur noch halb so viel Strom wie die Vorgängermodelle. Preise: 1599 Euro für 40 Zoll- und 1999 Euro für 46 Zoll- Bildschirmdiagonale.

• Sparefroh. Mit dem stromsparenden Desktop Dimotion Micro E1 bringt Ditech mehr Ökologie in den heimischen Computermarkt. Um einen Liter Wasser zu kochen, benötigt man gleich viel Strom wie ein Arbeitstag auf dem Dimotion, der 15 bis 25 Watt (unter Volllast) verbraucht. Dabei ist seine Leistung für übliche Büroarbeiten und als Heimarbeitsplatz ausreichend. Ausgerüstet ist der PC mit dem Intel Atom N270-Prozessor, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und einer 320 Gigabte-Festplatte. Preis: ökonomische 319 Euro.

• Passendes Vokabular. Das passende Vokabular für die Zukunft liefert die neue Ausgabe von Business Spotlight. Wer ist ein Tree Hugger? Was sind Food Miles? Ein Vokabeltest prüft den Wortschatz des Lesers rund um den Klimawandel. Außerdem stellt das Englischmagazin für den beruflichen Erfolg Umweltdebatten in Dänemark und Indien vor und fragt, ob die Niederlande bald im wahrsten Sinne des Wortes baden gehen werden.

• Stromsparen mit Komfort. Fujitsu stellte seine neue Business-Linie von Eco-Monitoren vor. Die Monitore zeichnen sich in erster Linie durch ihre umweltfreundlichen und energiesparenden Eigenschaften aus, die Kosteneinsparungen von 50 Prozent im Vergleich zu bisherigen Geräten ermöglichen. So reduziert der Einsatz einer neuen Panel-Technologie die Anzahl von Beleuchtungsröhren im Hintergrund des Bildschirms und hilft 40 Prozent an Energie einzusparen. Preise wurden noch keine veröffentlicht.

• Biss in den grünen Apfel. Wurde Apple noch vor wenigen Monaten von Umweltschutzorganisationen gescholten, so hat das Unternehmen mittlerweile die Reißleine gezogen und spätestens mit den neuen MacBook-Modellen eine grüne Landung hingelegt. Mittlerweile wurde der Epeat-Gold-Status der amerikanischen Umweltschutzbehörde erreicht und die Energy Star 5.0-Auflagen erfüllt. Die Macbook Pro-Linie wurde kürzlich aufgefrischt und ist ab 1149 Euro erhältlich. Fotos: Hersteller

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Karriere

Karriere

Karriere

• Der Förderbeirat der Internet Foundation Austria (IPA) hat einen neuen Mann an der Spitze: Stefan Köhler, Gründungsmitglied des Förderbeirates, ist ab sofort Vorsitzender des Gremiums. Seine „Vize“ ist die ehemalige Sun-Microsystems-Chefin Sabine Fleischmann, die über Förderungen in Zukunft mitentscheidet. Foto: IPA

• Canon berief Johannes Loreck (42) zum Profibetreuer für Foto/Video analog und digital der Canon Professional Services (CPS). In dieser Funktion kümmert er sich um den vollständigen Support der Profifotografen. Loreck begann 1990 seine Laufbahn bei Canon Austria als Foto-Servicetechniker. Foto: Canon

• Kristina Orehounig (28) untersuchte thermische sowie visuelle und akustische Eigenschaften in den traditionellen Bauten einiger öffentlicher arabischer und türkischer Hammams und bekam dafür den Ressel-Preis 2009. Am 19. Juni wurde ihr der mit 13.000 Euro dotierte Preis verliehen.
Foto: TU Wien

• Ulrich Paulmann (50) hat die Geschäftsführung des österreichischen Baustoffgroßhandels Quester übernommen. Der gebürtige Magdeburger und Maschinenbauer ist seit 15 Jahren in der Baufstoffindustrie tätig, davon acht Jahre in der CRH-Gruppe, dem irischen Mutterkonzern von Quester.
Foto: Quester

• Alexander Rakosi (29) verstärkt seit Anfang Mai das Transaktionsteam der internationalen Anwaltssozietät CMS Reich-Rohrwig Hainz. Dort bringt der mehrere Jahre in New York tätige Jurist nun seine internationale Erfahrung in den Bereichen M&A, Corporate Finance und Private Equity ein. Foto: CMS

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Eierpecken, die Dritte

Eierpecken, die DritteApple

Während die Kritik um die Apple-Zulassungs- oder Ausschlusspolitik von Software im iTunes-­Portal nicht abreißt, ver­kauft Apple innerhalb von drei Tagen eine Mio. neuer iPhone 3G S, verzeichnet sechs Mio. Downloads des neuen Betriebssystems OS 3.0 und steigert die Anzahl verfügbarer Applikationen für das „Telefon“ auf über 50.000. Das hat nicht nur die Erwartungen der Analysten übertroffen, sondern macht vor allem neugierig, was Google mit Android, Microsoft mit Windows Mobile, Nokia mit Symbian oder jetzt auch wieder Palm entgegensetzen. Das, wofür Microsoft in den letzten Jahren verurteilt wurde, geht bei Apple voll auf: ein ständig verbessertes Paket. Jetzt, in der Form des iPhone 3G S, um einen Kompass, die Internet-Modem-, Copy- und Paste-Funktionalität oder eine geräteweite Suchfunktion erweitert, zieht es noch mehr Anwender an, die mit ihren Applikationen den Datenverkehr der Provider erhöhen. Ziel erreicht: Für Provider, Anwender, Software-Entwickler und Zubehörindustrie wird das iPhone immer attraktiver, der Abstand zur Konkurrenz immer größer. Doch bekanntlich schläft diese nicht.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Abgedrehte Glühbirnen

Abgedrehte Glühbirnen

Der weit verbreiteten Glühbirne soll der Garaus gemacht werden.

Die Adresse www.centennialbulb.org gilt als eine der weltweit meistbesuchten im Internet. Als Betreiber zeichnet eine Feuerwache in Livermore (Kalifornien) verantwortlich, und die Attraktion ist eine Glühbirne in eingeschaltetem Zustand. Diese leuchtet seit 1901 fast ununterbrochen. Es amüsiert, dass beispielsweise die Webcam, die dieses monotone Szenario für die Besucher aufzeichnet, bereits zweimal gewechselt wurde, während die dienstälteste Vier-Watt-Kohlefadenlampe immer noch im Einsatz steht.
Grundsätzlich passt dieser Auftritt zur Geschichte der Glühbirne, denn nach dem Innovationsschub im 19. Jahrhundert erfuhr dieser Gebrauchsgegenstand beinahe hundert Jahre lang keine große Entwicklungsarbeit. Es wurde zwar getüftelt, um die Lebensdauer zu verlängern und so beispielsweise hohe Auswechselkosten etwa bei Verkehrsampeln zu vermeiden. Letztlich war die Forschungsleistung aber immer ein Kompromiss zwischen Lichtausbeute und Lebensdauer. Und die­se pendelte zwischen 1000 und 2000 Betriebsstunden, abhängig vom Angebot der Erzeuger.

Geht Staaten ein Licht auf?
Zuletzt schaffte die herkömmliche Glühbirne ihren Weg in die Schlagzeilen, da neben der Europäischen Union vor allem auch Australien, Kuba, Neuseeland sowie die Schweiz gegen Glühlampen mit geringer Energieeffizienz auftreten und diese aus dem Beleuchtungshandel verbannen möchten. Als Argumente gelten Energiesparmaßnahmen, Energieknappheit und die Möglichkeit der Reduktion von Treibhausgasen. Kritiker mutmaßen, dass Lobbyisten wie der weltweit tätige, führende Lichthersteller Osram hinter diesem plötzlichen Sinneswandel stecken könnten.
Und es hat sogar den Anschein, dass der bevorstehende Technologiewechsel nunmehr einer Wirtschaftsdynamik unterzogen wird, um lange Zeit Versäumtes innerhalb kürzester Perioden nachzuholen. Denn während Energiesparlampen problemlos in die vorhandenen Lampenfassungen passen, bedeutet der Umstieg auf die LED-Technologie für den Privathaushalt höhere Anschaffungs- und Umrüstungskosten. Da kommt dem Konsumenten eine Energiekostenreduktion von 100 Euro pro Jahr insgesamt etwas mickrig vor. Bleibt nur noch die Frage, wann die Amerikaner auf diesen Zug aufspringen und wie die Feuerwache in Liver­more darauf reagieren wird?

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Wie kann man ökologisch sein?

Wie kann man ökologisch sein?

Seit der monumentalen Wahlschlappe der Grünen bei der EU-Wahl muss man sich die Frage stellen: Wie ideologisch ist die Umweltbewegung noch? Irgendwie ist da der Saft draußen. Wo ist denn die ganze Programmatik geblieben? Man erinnert sich mit einer Gänsehaut an die fundamentaltheo­retischen Diskurse, etwa zu den weltbewegenden Fragen, wie sehr denn Ökologismus als politische Strömung eine ideologische Übersteigerung von Umweltschutz an sich sei. Oder was man aus der Argumentation des Ökofeminismus ableiten könne, der davon ausgeht, dass es zwischen der Unterdrückung der Frau im Patriarchat und der Unterdrückung der Natur in Form der Umweltzerstörung Parallelen gibt. Oder ob es zielführend sei, mit dem herrschaftsverneinenden Ökoanarchismus den Klimawandel und das Ozonloch zu bekämpfen oder ob Ökoterrorismus in Form von Sabotageakten gegen Industrieanlagen der grünen Sache dienlich seien oder nicht. Nicht zuletzt wurden auch Fragen aufgeworfen, wie sehr sich Ökofundamentalismus frei nach dem kantschen Imperativ im „ökologischen Handeln“ niederschlagen soll, ohne fortschrittsfeindlich und zweckkonservativ zu wirken. Die Grünen haben eine große Chance vergeben: Ökologismus wäre nach dem Niedergang aller anderen Ideo­logien außer dem Kapitalismus zumindest eine ideologische Alternative zu Gewinnstreben und Konsum.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Mythos freier Markt

Mythos freier MarktAndy Urban

Der globalisierte Neoliberalismus erweist sich immer mehr als eine neue Form des altbekannten räuberischen Kolonialismus, der nun aber die gesamte Welt in Waren transformiert und dabei zerstört.

Der Neoliberalismus als Wirtschaftspolitik begann 1973 in Chile. Für seine Einführung durch die US-Regierung wurde ein Putsch gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende orga­nisiert und eine blutige Militärdiktatur etabliert. Nur so konnte das neoliberale Wirtschaftsmodell der sogenannten „Chicago Boys“ unter Milton Friedman in der Praxis durchgesetzt werden. Dieses Modell, das von einem freien Markt ohne große staatliche Eingriffe ausgeht, orientiert sich am Wirtschaftsliberalismus und der Freihandelsidee des 18. und 19. Jahrhunderts.
Die radikale „freie Marktwirtschaft“ geht davon aus, dass freie Märkte zu einem veritablen Wirtschaftswachstum führen. Doch die Praxis strafte die Theorie rasch Lügen: In der Periode bis zum Ende des Pinochet-Regimes 1990 lag das durchschnittliche Bruttosozialprodukt deutlich niedriger als in der Zeit vor 1973, als der Staat noch eine gewichtige Rolle in der chilenischen Wirtschaft eingenommen hatte. Auch wuchsen die soziale Ungleichheit und Armut signifikant. Ironie der Geschichte: 1976 erhielt Milton Friedman den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Theorie des Geldes.

Untaugliche Theorie
Doch Chile war nur ein Probelauf. Anfang der 1980er Jahre brachten der Internationale Währungsfonds und die Weltbank mit ihren sogenannten „Strukturanpassungsprogrammen“ das Paradigma des freien Marktes in die Länder des Südens – der Beginn der Globalisierung des Neoliberalismus.
Unter Ronald Reagan und Margaret Thatcher wurde dann der Neoliberalismus in Anglo-Amerika eingeführt. 1989 wurde der sogenannte „Washington Consensus“ formuliert, der mit „Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung“ weltweit zu allgemeiner Freiheit, allgemein steigendem Wohlstand und ebensolchem Wachstum zu führen behauptete.

Frei von Verantwortung
Dies wurde zum Credo aller Neoliberalen, zu ihrer Rechtfertigung und zu ihrem Versprechen. Inzwischen wissen wir, dass es nur für die Konzerne Wirklichkeit geworden ist, während alle anderen dafür aufkommen mussten. Diese Entwicklung kam scheinbar wie ein unabwendbares Naturgesetz über die Welt. „Es gibt keine Alternative“, so lautete die Parole, die die Eiserne Lady Thatcher damals ausgab – peinlich genug für die Frauen, wenn ausgerechnet eine Frau an der Macht die Politik der Erbarmungslosigkeit anführt. Denn worum geht es im Neoliberalismus?
Im Mittelpunkt des alten und neuen Wirtschaftsliberalismus stehen nach wie vor Eigennutz und Individualismus; Konkurrenz ist die wichtigste Triebkraft für Wachstum und Fortschritt. Ethische Prinzipien spielen im Wirtschaftsgeschehen keine Rolle, vielmehr wird die Wirtschaft als von der Gesellschaft losgelöst betrachtet. Das Prinzip nationaler Selbstversorgung wird durch profitablen Außenhandel ersetzt. Und über all dem steht die Maxime, dass es keine Kontrolle des Marktes durch die öffentliche Hand geben soll.
Neu ist allerdings, dass all dies nun für sämtliche Beteiligte und Bereiche des Wirtschaftens, ja der gesamten Gesellschaft, und zwar in aller Welt gelten soll. Neu ist, dass die Wirtschaft, worunter letztlich nur mehr die Konzerne verstanden werden, „frei“ sein müsse, also frei von jeder Verantwortung und frei von jeder Leistung für die Gesellschaft. Neu ist, dass das rationale Kosten-Nutzen-Kalkül mit dem Ziel der Profitmaximierung nun auch für den öffentlichen Sektor gelten soll. Neu ist, dass die Profitmaximierung in kürzester Zeit – spekulations- und shareholdervalueorientiert – und deswegen möglichst grenzenlos und globalisiert erfolgen soll, da sich Konzerne als keiner Nation zugehörig verstehen.
Und wozu hat all das geführt? Zu einer totalen, alle Rücksichtnahme ausschließenden Konkurrenz um die globalen Ressourcen und Investitions-, sprich: Kapitalverwertungsmöglichkeiten.
Längst ist die von Adam Smith, dem Autor des ökonomischen Liberalismus des 18. Jahrhunderts, sogenannte „unsichtbare Hand“, die den Wirtschaftsprozess angeblich zum allgemeinen Wohl steuere, zur sichtbaren Faust geworden. Anstatt der angeblichen „Freiheit des Marktes“ und der dadurch gegebenen demokratischen „vollständigen Konkurrenz“ vieler kleiner Anbieter setzen sich nun die bereits vorhandenen großen Unternehmen durch, es entstehen neue Oligopole und Monopole von bisher unbekannter Größe auf dem Markt.
Der Markt ist damit nur noch frei für die Großen, heute die transnationalen Konzerne, und für alle anderen „unfrei“. Das Kartellrecht greift nicht mehr, weil als Norm nun die Transnationalen gelten. Die Konzerne – und nicht „der Markt“ als ano-nymer Mechanismus – bestimmen nach und nach sämtliche Spielregeln und geraten außer politische Kontrolle. Das Spekulantentum mit überdurchschnittlich hohen Profitraten setzt sich gegen seriöse Produzenten durch, die im Vergleich „unrentabel“ werden.

Totale Liquidierung
Was sind nun aber die konkreten Auswirkungen dieser „neoliberalen“ Entwicklungen? Der öffentliche Sektor wurde historisch absichtlich als Bereich einer nicht profitorientierten Wirtschaft und Verwaltung installiert. Nun wird er umgestaltet und in seine „lohnenden“ Bestandteile aufgeteilt. Diese „Gustostücke“ werden von Konzernen übernommen, während die nicht gewinnversprechenden Anteile, um die es ursprünglich ging, reduziert werden. Dadurch gehen zusehends immer mehr Sozialleistungen verloren.
Neue Formen des Privateigentums entstehen, zum Beispiel durch den erwähnten „Ausverkauf“ öffentlichen Eigentums und durch die Transformation ehemals öffentlicher Dienstleistungen und Produktionen in solche, die dann durch Konzerne angeboten werden können. Das geschieht gerade auch in Bereichen, die vom Profitmotiv bisher zum Teil bewusst ausgenommen waren: etwa Bildung, Gesundheit, Energie oder Wasserver- und -entsorgung. Auch neue Formen der Inbesitznahme ehemals öffentlicher, noch in Gemeinbesitz befindlicher oder noch gar nicht ökonomisch genutzter Gebiete sind hier dazuzurechnen: zum Beispiel Meere, Regenwälder und Gegenden, die viele Bodenschätze oder eine reiche genetische Vielfalt aufweisen.
Dieses neue Privateigentum kommt erheblich durch mehr oder weniger räuberische Formen der Aneignung zustande, stellt also eine Neuauflage und Fortsetzung des historischen Prozesses der sogenannten „ursprünglichen Akkumulation“ dar, die jetzt weltweit Konjunktur hat: Wachstum durch Enteignung! Hier zeigt sich, dass der Neoliberalismus nicht das Ende des Kolonialismus, sondern ganz im Gegenteil auch die Kolonisierung des Nordens bedeutet. Diese neue Kolonisierung der Welt verweist zurück auf die Anfänge des modernen Weltsystems im 16. Jahrhundert, als die Eroberung Amerikas, seine Ausplünderung und koloniale Umgestaltung den Aufstieg und die „Entwicklung“ Europas erst ermöglichten.
Soziale, kulturelle, traditio-nelle und ökologische Rücksichtnahme wird abgeschafft und macht einer neuen Plünderungsmentalität Platz. Alle weltweit noch vorhandenen Naturressourcen – Bodenschätze, Wälder, Wasser, Gen-Pools – geraten ins Visier der „Verwertung“. Wer mehr Gewinn dadurch macht, dass er Bäume fällt anstatt pflanzt, lässt sich heute nicht daran hindern, sie zu fällen. Tendenziell wird nun alles, was auf der Erde existiert, in „Waren“ verwandelt. Alles wird zum Objekt des „Handels“ und der Kommerzialisierung, also eigentlich der „Liquidierung“, der Verwandlung in liquide Geldmittel, gemacht.
Das ist der Nihilismus dieser Wirtschaftsweise. Die ganze Welt wird in Geld verwandelt und ist dann sozusagen weg. Was also nicht berücksichtigt wird, ist die Unmöglichkeit, die Ware-Geld-Kapital-Maschinerie in Natur beziehungsweise konkreten Reichtum zurückzuverwandeln. Die Fülle der Materie von „Mutter Erde“ ist nämlich dabei, einer unfruchtbar gemachten Öde zu weichen, welche die meisten nicht se­hen können, solange ihnen der „Fortschritt“ mit seinem angeblich „besseren“ Ersatz den Blick verstellt. Die letzte Stufe des Patriarchats, der Kapitalismus, ist „sinn-los“ und am Ende auch das Sein los: Kaputtalismus.
Dass Kapitalismus und Demokratie angesichts des nun herrschenden „monetären Totalitarismus“ typischerweise zueinander gehören, entpuppt sich im Neoliberalismus als Mythos schlechthin. Der Primat der Politik vor der Wirtschaft ist verloren gegangen. Die Politiker und Politikerinnen aller Parteien an der Macht haben ihn selbst abgeschafft. Konzerne diktieren die Politik. Demokratische Regeln gelten nicht mehr, wenn es um Konzerninteressen geht. Das Volk als Souverän ist praktisch abgesetzt. Es hat eine Art „Putsch“ stattgefunden.

Ende der Rechtfertigung
Wie kann diese Politik, die heute von der WTO (World Trade Organisation), den USA und der EU weltweit durchgesetzt wird, den Menschen so erklärt werden, dass sie ihr zustimmen? Gar nicht, natürlich. Daher wird das auch nicht getan. Im Neoliberalismus findet die Ideologie ihr Ende. Denn er ist ein bewusster Betrug an den Interessen von 99 Prozent der Menschen auf diesem Globus, er legalisiert direkt Raub und Plünderung überall. Er ist der Intention ebenso wie der Wirkung nach ein wahres Massenvernichtungsmittel auch ohne direkte Kriegshandlungen. Wie viele Menschenleben wurden dem Neoliberalismus schon geopfert? Der Soziologe und Politiker Jean Ziegler schätzt, dass sie bereits in die Hunderte von Millionen gehen.
Das einzig Gute am Neoliberalismus ist: Er präsentiert uns ungeschminkt und absolut radikal die Wahrheit über die westliche „Zivilisation“. Er stellt eine Apokalypse, eine „Enthüllung“ dar, zeigt uns täglich, was wirklich der Fall ist. Deshalb kann er angesichts der von ihm selbst produzierten Realität auch gar nicht mehr gerechtfertigt werden. Das ist der Grund, warum die Betreiber dieser Politik, wenn sie zu offensichtlich wird, einfach lügen. Jede Möglichkeit der Rechtfertigung verschwindet, weil jede Zweideutigkeit verschwunden ist. Da hilft auch der Versuch nichts, die Konzerne als „Spieler“ zu bezeichnen. Das kann nicht verschleiern, dass es bitter ernst ist und kein Mensch bei diesem Spiel mehr Witze macht.
Noch klarer kann es nicht werden. Daher haben die Menschen auch die Chance, die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Es braucht nichts Geringeres als eine andere Zivilisation – nicht bloß eine andere Ökonomie, Gesellschaft oder Kultur. Und diese Zivilisation kann nur im größtmöglichen Gegensatz zum Neoliberalismus bestehen.
Claudia von Werlhof ist Professorin am Institut für Politikwissenschaften der Universität Innsbruck.

Claudia von Werlhof, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Ausverkauf mit langfristiger Wirkung

Ausverkauf mit langfristiger WirkungAndi Urban

Mit Krediten und Technologie „unterstützt“ China in Mosambik den dringend notwendigen Ausbau der dortigen Infrastruktur und erhält dafür langfristige Nutzungsrechte an Rohstoffen und Landflächen.

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Erde, in dem laut Weltbank vier von zehn Einwohnern mit weniger als einem Dollar pro Tag ihr Auskommen finden müssen. Nach jahrhundertelanger Ausbeutung durch die portugiesischen Kolonialherren taumelte das südostafrikanische Land nach der Unabhängigkeit von 1975 in einen Bürgerkrieg, der nach seinem Ende 1992 ein ausgeblutetes, zerstörtes Land zurückließ. Die schier unbewältigbare Aufgabe des Wiederaufbaus lag vor den Machthabern, die sich nach demokratischen Wahlen aus den Gewinnern des Bürgerkriegs, der linksgerichteten Frelimo, rekrutierten.
Als Resultat des Krieges mangelte es an nationalem Kapital für Investitionen. Um das Land aus der tristen sozialen und ökonomischen Situation zu befreien und eine nachholende Entwicklung einzuleiten, waren ausländische Direktinvestitio-nen wirksame Mittel, die nationale Wirtschaft zu modernisieren. Einer der Investoren war die Volksrepublik China, die dafür im Gegenzug Rohstoffe wie Holz und Erze, aber auch schlicht und einfach Land akquirierte. Laut Economist hat sich China in den letzten drei Jahren mit 2,8 Mio. Hektar als größter Landkäufer in Afrika betätigt, weit vor den Südkoreanern mit 800.000 Hektar.

Schiefe Handelsbilanz
Für diese neokoloniale Expansion bevorzugte China Partnerländer, die seine „Ein-China-Politik“, die Taiwan als Bestandteil der Volksrepublik sieht, unterstützen. Dazu gehörte neben Ländern wie Zimbabwe und Sudan auch das verarmte Mosambik. Hier lockten vor allem tropische Nutzhölzer, Agrarprodukte und Fisch, die zusammen 80 Prozent des afrikanischen Exports nach China ausmachen. Im Gegenzug dafür hat sich Mosambik Importen aus China geöffnet. Diese Importe haben sich laut Tian Guangfeng, dem chinesischen Botschafter in Mosambik, in den ersten zehn Monaten 2008 auf 346 Mio. Dollar summiert. Das mosambikanische Handelsministerium räumt indes ein, dass die Rohstoffexporte nach China und der Import von chinesischen Fertigprodukten zu einem riesigen Handelsbilanzdefizit geführt haben.
Weitere Möglichkeiten locken. China will in Zukunft eine größere globale Rolle beim Export von Maschinen-, Anlagen- und Elektrotechnologie einnehmen. Chinesische Unternehmen modernisierten den internationalen Flughafen in Maputo um 75 Mio. Dollar, bauten das Nationalstadion für 57 Mio. Dollar und sind gerade dabei, die Nationalstraße 1 instandzusetzen. Im Gegenzug für diese „Entwicklungshilfe“ erhält China langjährige Rechte an Minen-, Holzeinschlags- und Fischereirechten – ein wahrer Ausverkauf der natürlichen Ressourcen an China.

Abholzungslizenzen
Beispiel Forstindustrie: Mosambiks Fläche ist zu 70 Prozent bewaldet und mauserte sich in den letzten Jahren zum größten ostafrikanischen Versorger der chinesischen Möbelindustrie, die sich mit importierten Nutzhölzern zum Exportweltmeister bei Möbeln aufschwang. In der Provinz Sambesi, die nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 7000 und 15.000 Chinesen eine neue Heimat ist, sollen bereits 90 Prozent der Waldfläche in chinesischer Hand sein. Sollte ein Erwerb nicht möglich sein, wird eine andere Strategie angewendet. Abholzungslizenzen werden für 15.000 Dollar an Konzessionsnehmer vergeben, die kahlschlagen. Da aber diese Summe für Mosambikaner nicht erschwinglich ist, vergeben chinesische Holzhändler nur zu gerne Kredite an lokale Geschäftsleute. In weiterer Folge fehldeklarieren diese Strohmänner Harthölzer, unterfakturieren Rechnungen, bestechen Finanzbeamte und hinterziehen dringend benötigte Steuern. Bei Einschlagsflächen, die 6000 Hektar überschreiten, soll in Zukunft die Lizenz durch das nationale Ministerium vergeben werden, was letztlich aber nur die Verlagerung der Korruption von einer kleineren regionalen Ebene auf eine lukrativere nationale bedeutet.

Umstrittenes Risiko
Beispiel Elektrifizierung: Mosambik, in dem laut OECD nur acht Prozent der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität haben, benötigt Stromerzeugung, damit die Modernisierung des Landes vorangetrieben wird. China kann dringend benötigte Expertise kostengünstig anbieten und gleichzeitig die im Großprojekt des kontroversiellen Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtsekiang gewonnenen Erfahrungen gewinnbringend verkaufen. Dies soll im Sambesi-Tal mit dem Damm Mphanda Nkuwa geschehen. Das 1500 Megawatt-Staudammprojekt soll von der chinesischen Exim-Bank finanziert werden, nachdem die Weltbank die Finanzierung ablehnte. Die Risikoanalyse sei nicht zufriedenstellend gewesen, was aber die Exim-Bank nicht anficht. Der Damm ist jedoch nicht unumstritten. Lokale Gruppen protestieren gegen die zu erwartende Umsiedlung und fordern weitere Umweltverträglichkeitsstudien. Die Machthaber in Maputo sind aber unter allen Umständen gewillt, dieses Megaprojekt in Angriff zu nehmen.
Das Muster der neokolonialen chinesischen Intervention ist klar erkennbar. China gewährt „Entwicklungshilfe“ in Form von Infrastrukturmaßnahmen und Prestigebauten, die als Weichwährungskredite – nicht in Euro oder Dollar – an das Partnerland vergeben werden. Damit finanziert Mosambik seine Entwicklung zum Vorteil der chinesischen Staatsbanken und eines neuen Marktes für chinesische Güter, der jährliche Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent aufweist.
Im Gegenzug vergibt Mosambik an China langjährige Nutzungsrechte an nationalen Rohstoffen, die auch dann noch gelten werden, wenn die mittelfristigen Investitionen längst nicht mehr nutzbar sein werden. Ein Ausbeutungsschema, kopiert von den „alten“ europäischen Kolonialherren. China weiß, was es von Mosambik will, Mosambik aber nicht, welche Abhängigkeit es eingeht.
Gerhard Rainer, Soziologe, arbeitete für deutsche entwicklungspolitische Organisationen in Afrika und Asien.

Gerhard Rainer, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

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