Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

30. Juni 2024

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Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung

Beiträge zur nachhaltigen EntwicklungHenkel

Alle Umweltparameter entwickeln sich positiv, gleichzeitig zeigt sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnkurve nach oben. Zu schaffen ist dies mit der grundsätzlichen Philosophie oder Überzeugung, dass nur nachhaltiges Wirtschaften zur langfristigen Wertsteigerung des Unternehmens beiträgt. Für Henkel die Basis für jegliches Handeln.

economy: „Henkel – A Brand like a Friend“, das klingt sympathisch. Sind Ihre Produkte und Herstellungsprozesse auch so freundlich, vor allem zur Natur, oder zumindest freundlicher geworden?
Michael Sgiarovello: Einer unserer Unternehmenswerte lautet: „Wir wirtschaften nachhaltig und gesellschaftlich verantwortlich.“ Das betrifft unsere Produkte und unsere Produktion. Verantwortung umfassend wahrzunehmen heißt für uns, entlang der gesamten Wertschöpfungskette dementsprechend zu handeln.

Das heißt konkret?
Wir analysieren den gesam­ten Lebensweg unserer Produkte. Ziel ist es, ihre Sicherheit und Umweltverträglichkeit in allen Phasen der Wertschöpfungskette – vom Einkauf unserer Rohstoffe über Produktion und Distribution bis hin zu Anwendung und Entsorgung – ständig weiter zu verbessern.

Mit welchem Ergebnis?
Im abgelaufenen Jahrzehnt, von 1998 bis 2007, konnten wir pro produzierter Tonne die Zahl der Arbeitsunfälle um 86 Prozent, den Wasserverbrauch um 48 Prozent, den Energieverbrauch um 40 Prozent sowie das Abfallaufkommen um 37 Prozent reduzieren.
Bei der Herstellung und dem Transport Ihrer Produkte entstehen Emissionen, Abwasser und Abfall.

Wie werden diese Umweltbelastungen erfasst und kontinuierlich reduziert?
Die produktionsbezogenen Umweltkennzahlen werden an Produktionsstätten in 57 Ländern weltweit ermittelt. Die Erfassung der Daten, was Logistik, Transport oder auch Geschäftsreisen betrifft, ist ungleich schwieriger. Zum Beispiel müsste für die Berechnung der Transportemissionen der Kraftstoffverbrauch jedes Lkw, dessen Auslastung und jeder gefahrene Kilometer genau bekannt sein. Für 2008 wurde dies im Unternehmen hochgerechnet, da lag Henkel global bei 500.000 Tonnen CO2 für den Transport seiner Produkte und bei 150.000 Tonnen CO2 für Geschäftsreisen. Die Möglichkeiten, Verbesserungen durchzusetzen, sind da wie dort vielfältig. Zwei Beispiele aus Wien: Wenn wir nun im Dampfkesselbereich einen neuen Abgaswärmetauscher einsetzen, lassen sich damit Emissionen senken und rund 6,5 Prozent Energie einsparen. Und durch unser Zentrallager Wien, von dem Ware in die benachbarten Länder ausgeliefert wird, konnten wir im Vorjahr rund 220.000 Lkw-Kilometer oder 75.000 Liter Diesel-Kraftstoff sparen. In Bezug auf CO2 wurde seit 2004 eine globale Reduktion von sechs Prozent erreicht. Nimmt man 1998 als Basis, waren es 33 Prozent – jeweils für die produzierte Tonne berechnet.

Welche Ziele haben Sie sich bis zum Jahr 2012 gesetzt?
Henkel möchte global seinen Energieverbrauch um 15, den Wasserbrauch um zehn und das Abfallaufkommen um zehn Prozent senken. Diese Zahlen beziehen sich auf die Tonne an Produktionsmenge, und das Basisjahr für den Vergleich ist 2007.

Sie haben Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz in Ihrem Portfolio. Was hat sich in puncto Energieeffizienz in Ihrem eigenen Hause in den letzten fünf Jahren geändert, und welche Ziele sind avisiert?
Henkel braucht heute weltweit pro Tonne Produktionsmenge um elf Prozent weniger Energie als 2004. In Wien ist es uns seit 2004 gelungen, den Energieverbrauch pro produzierter Tonne Wasch- und Reinigungsmittel um rund 53 Prozent zu reduzieren.

Ihr Wettbewerber Procter & Gamble will in den nächsten fünf Jahren 20 Mrd. Dollar Umsatz mit Produkten erwirtschaften, die einen kleineren „ökologischen Fußabdruck“ hinterlassen als die heutigen Produkte. Welche Ziele verfolgen Sie?
Henkel beteiligt sich in Deutschland und in den USA, dort in Kooperation mit der Arizona State University in Phoenix, an Pilotprojekten, was Product Carbon Footprints angeht, da es bisher keine international einheitliche Methode gibt, um den CO2-Fußabdruck eines Produkts zu bestimmen. Auf den Ergebnissen aufbauend können dann mögliche Formen einer sinnvollen Produktinformation zum Klimawandel gegenüber den Verbrauchern diskutiert werden. Denn die Einbindung des privaten Konsums wird von zentraler Bedeutung sein, wenn beim Klimaschutz Fortschritte erreicht werden sollen.

Forscher haben ein natürliches Pilz-Enzym entdeckt, mit dem man bald dunkle Haare schonend bleichen kann. Ist Bio-blond auf grüne Art auch für Sie interessant?
Alles, was Produkte in Richtung Schonung, sei es bei der Anwendung oder im Rohstoffbereich, verbessern kann und dabei das Leistungsversprechen nicht schwächt oder schmälert, ist interessant.

Haben Sie bei der Entwicklung neuer Produkte schon die Zielgruppe „Lohas“ im Visier, Menschen, die dem Lifestyle of Health and Sustainability, also Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit huldigen?
Ja, zwei Innovationsbeispiele dazu: Die Marke Essensity, die beim Schwarzkopf-Friseur erhältlich ist, steht für Haarpflegeprodukte, bei denen synthetische Inhaltsstoffe großteils durch natürliche ersetzt wurden und auf künstliche Duftstoffe oder Silikone verzichtet wird. Terra Activ ist eine Marke für Reinigungsmittel, bei denen der Anteil von Inhaltsstoffen auf Basis nachwachsender Rohstoffe im Durchschnitt bei 85 Prozent liegt.

Sie tun Gutes und reden auch darüber. Warum findet sich Henkel dennoch in der Publikation „Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“ wieder?
Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten und daher gleichzeitig Platz für Kritik.

Die Chemie kann alles, sie ist ätzend, explosiv, heilend und gedeihend. Innovationen haben bei Henkel Tradition. Was sind die Innovationen der Zukunft, und wie werden sie künftig unser Leben verändern?
Henkel wird weiterhin innovieren, nämlich in Marken und Technologien, die das Leben der Menschen leichter, besser und schöner machen. Alle neuen Produkte müssen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in mindestens einem unserer Fokusfelder Energie und Klima, Wasser und Abwasser, Materialien und Abfall, Gesundheit und Sicherheit oder gesellschaftlicher und sozialer Fortschritt leisten.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Ökoferialjobs

ÖkoferialjobsAlpenverein

Schildkröten retten in Griechenland, mit wenig Geld durch Neuseeland „wwoofen“, Kühe melken am Biobauernhof. „Geile“ Ökojobs sollen das Umweltbewusstsein von Schülern und Studenten fördern.

Sommerferienzeit ist nicht immer gleichzusetzen mit Urlaubszeit. Denn Tausende pflichtbewusste Eltern vergattern ihre halbwüchsigen Kinder dazu, einen Ferialjob oder ein Praktikum zu absolvieren. Für wenig Geld müssen angeödete Teenager in stickigen Gaststätten Tische säubern oder in staubigen Postämtern Briefe sortieren. Das Forum Umweltbildung – eine gemeinsame Initiative des Umwelt- und Unterrichtsministeriums – bietet mit einer umfangreichen Sammlung von Stellenangeboten im In- und Ausland sinnvolle Alternativen zu herkömmlichen Ferialjobs.
Betreuung der Ausschank auf der Salzburger Hundsfußalm, Pflege eines Kräutergartens auf dem Biobauernhof oder Schutz der Schildkrötennester auf der griechischen Insel Zakynthos – das ist nur ein Auszug aus der aktuellen Jobdatenbank. „Für das Gros dieser Stellen gibt es zwar nur Gratis-Kost und -Logis und etwas Taschengeld, aber Know-how und Erfahrungen, die man sich dort aneignet, sind unbezahlbar“, hält Anita Zrounek, Leiterin des Ökoferialjob-Projektes, dem oftmals gehörten Vorwurf der Ausbeutung entgegen. Und die steigende Nachfrage nach den umweltfreundlichen Jobangeboten bestätigt ihre Einschätzung. An die 1000 davon sind heuer in der Datenbank abzurufen, das Angebot wird laufend erweitert.

Umwelt-Kompetenzbildung
Abenteuerlust, Spaß, Neugier auf Unbekanntes, Naturliebe und Wunsch nach Berufsorientierung geben die meisten jungen Leute als Hauptgrund für ihre Bewerbung an. „Umweltbewusstes Vorleben ist auch nicht unbedingt Voraussetzung. Die Ökojobs und Praktika sollen ja dazu beitragen, Umweltbewusstsein zu erlernen beziehungsweise nachhaltig zu vertiefen“, beschreibt Zrounek das Ziel der Initiative.
Dass dies sehr gut gelingt, zeigen die Erfahrungsberichte der jungen Leute. „So richtig umweltbewusst hab ich mit 18 eigentlich nicht gelebt“, gesteht die heute 23-jährige Studentin Barbara Lipp ihre frühere Unwissenheit gegenüber Ökothemen. Wie die meisten Maturanten hatte Barbara keine Ahnung, was sie nach der Schule eigentlich tun soll. „Ich wusste nur eines: Ich wollte etwas Sinnvolles tun.“
Über das Forum Umweltbildung hat sie dann vom sogenannten Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) des Jugend-Umwelt-Netzwerks erfahren. Ähnlich wie beim Freiwilligen Sozialen Jahr können Interessierte ein Jahr lang erste Erfahrungen bei Organisationen, Vereinen oder Biobauernhöfen sammeln, bevor sie sich bewusst für eine Ausbildung entscheiden. Barbara war zehn Monate lang bei unterschiedlichen Projekten eingesetzt. Die Tätigkeitspalette reichte vom Einsatz in der „kleinen Kinderküche“, wo Kids spielerisch lernen selbst Gerichte zuzubereiten, bis zur Teilnahme an einem Naturtextilprojekt. „Da ging es darum, den Lebensweg eines Kleidungsstückes nachzuvollziehen.“ Die 23-Jährige schließt heuer ihr Studium Produktmarketing und Projektmanagement für erneuerbare Ener­gien an der FH Wieselburg ab, um danach den Masterlehrgang Bioressourcenmanagement an der Wiener Boku in Angriff zu nehmen. „Für mich war das Freiwilige Ökologische Jahr eine perfekte Orientierungshilfe für die Zukunft, es hat meine Lebensweise stark beeinflusst“, betont Barbara, die heute umweltbewusster lebt als zuvor. „So ein Jahr würde allen Menschen gut tun, vor allem Politikern.“

Abenteuer im Ausland
Ebenfalls in der Ökojobdatenbank zu finden sind Informationen für alle begeisterten Wwoofer. Karin Schneeweiss, die heute für die EDV-Technik der Ökojobdatenbank im Forum Umweltbildung verantwortlich ist, reiste nach ihrem Studium vier Monate lang durch Neuseeland. „Leisten konnte ich mir das nur, weil ich immer, wenn das Geld knapp wurde, wwoofen gegangen bin.“ Wwoof steht für World Wide Opportunities on Organic Farms. „Das bedeutet, du kannst tageweise gegen freie Kost und Logis auf biologischen Farmen und Bauernhöfen mitarbeiten. Bei längeren Aufenthalten gibt es auch Taschengeld nach Vereinbarung. Eine günstige Möglichkeit, zu reisen, Land, Leute, Alltag und Sprache zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln.“

Links

Astrid Kasparek, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Die große Macht des Einzelnen

Die große Macht des EinzelnenJohn Wells

Angie entwirft umweltrelevantes Design. John erzeugt seinen Strom selbst. Jay baut Häuser, die zehn Quadratmeter groß sind. Steve will grüne Architektur abseits technischer Spielereien. Ulrike macht sich für die ökologische Mehrleistung von Frauen stark: Fünf Umweltschützer erzählen von Alltag und Idealen.

„Alles wird gut werden“ und „Bitte recycle“ steht auf den Magnetkarten des Ace Hotels in Manhattan. In der New York Times werden Öko-Neuerer porträtiert, die sich bis auf Weiteres von ihrem Kühlschrank verabschieden. Die Leute entdecken Fahrräder, Mopeds und öffentlichen Verkehr.
„Living with less“, mit weniger auskommen, ist in den USA schick, seit Rezession herrscht. Der Trend scheint mächtig, dennoch sind sich Experten einig, dass sich die Nachhaltigkeit des neu entdeckten Ökobewusstseins erst nach dem Abflauen der Mode zeigen wird. Architekt Steve Mouzon interessiert sich indes dafür, wie viel umgesetztes Grün „Gizmo Green“ ist: Passivenergiehäuser, mit denen die Landschaft zersiedelt wird. Die vielen Quadratmeter an Wohnfläche, die Amerikaner außerhalb der großen Ballungsräume gewohnt sind, vergrößern zusätzlich zur Mobilität den ökologischen Fußabdruck. Hier könnte den Bewohnern die Immobilienkrise neue Wege abringen.

John Wells, Pionier

John Wells arbeitet an seinem Gewächshaus, weil es gerade kühl draußen ist. „Ganz schön kalt eigentlich“, sagt er, und meint damit 22 Grad Celsius. Die Woche davor hatte es 43 Grad, und da im Inneren eines Schiffscontainers zu arbeiten, ist selbst für einen modernen Pionier zu viel. Wells wohnt in einem Stück texanischer Wüste, das Terlingua Ranch heißt und rund 900 Quadratkilometer groß ist. Sein Haus baute sich Wells selbst, in acht Tagen. Es hat zehn Quadratmeter Wohnfläche und kostete in seiner ersten Version 1600 Dollar. Weiterer fünf Monate und 800 Dollar bedurfte es, um es „so richtig gemütlich“ zu gestalten. Das fragil wirkende, kleine Gebäude – eine mit Wellblech überzogene Sperrholzkonstruktion – steht auf 16 Hektar Land. Zum nächsten kleinen Lebensmittelladen sind es 30 Kilometer, das nächste größere Geschäft ist im Städtchen Alpine, rund 100 Kilometer entfernt. Das Land hier ist billig, das Leben nicht besonders. „Ich sage den Leuten, sie sollen nicht ohne Geld kommen“, erzählt Wells. Für jede Besorgung gelte es weit zu fahren, und das kostet. „Manche hier leben in absoluter Armut und haben nicht einmal genug Geld, um wieder wegzukommen“, berichtet er.
Vor zwei Jahren, zu Hause im Bundesstaat New York, arbeitete Wells als Fotograf. Sein Haus war 260 Quadratmeter groß und stand auf 13 Hektar Land. Er werkte sieben Tage die Woche, um sich die Hypothek und die Grundsteuer leisten zu können. Als sein Vater starb, begann er sein Leben zu überdenken. Er traf Leute, die auf Turliqua lebten, und fasste den Entschluss, sich als moderner Pionier zu versuchen. Er verkaufte sein Haus und machte sich im Dezember 2007 auf nach Texas. „Was für eine Verschwendung das immer war, das große Haus und nur ein Bewohner“, sagt er. Das Haus hätte eine große Familie geradezu verdient. Mit den neuen Besitzern bekam es diese dann schließlich auch.
Wells nennt sein Projekt „Southwest Texas Alternative Energy And Sustainable Living Field Laboratory“. Schon ein paar Jahre zuvor experimentierte er mit alternativer Ener­gie. „Die Technik ist so weit, dass so gut wie jeder energieautark leben kann“, ist er überzeugt. In seinem Gewächshaus will Wells künftig alles anbauen, was er an Obst und Gemüse braucht. Lebensmittel kühlt er in einer Box, die jeden zweiten Tag mit vier Kilogramm Eis bestückt wird. Zum Kochen entwickelt er einen Solarofen. Um die Temperatur im Haus erträglich zu machen, baut er eine Klimaanlage, indem er eine Wasserkühlung und vier kleine Ventilatoren kombiniert.
Wells hat Internet-Anschluss und ein Festnetztelefon. Zum Verlegen der Leitung muss die Telefongesellschaft zweieinhalb Kilometer Kabel verlegen. „Weil der Staat den Ausbau fördert, kostete mich die Zuleitung aber nur zehn Dollar“, erzählt er. Seit Wells sein Blog betreibt, kommen ein bis zwei Besucher pro Woche vorbei. Er freut sich, dass er sie herumführen und ihnen sein Werk zeigen kann. „Es ist mir nie zu heiß oder kalt, ich bin nie durstig oder hungrig. Das ist ganz schön luxuriös“, beschreibt er sein neues Leben. Seit er mit der Sonne aufwacht, gibt es keinen Wecker mehr. Wells ist schuldenfrei: „Alles, was ich habe, besitze ich wirklich. In meinem neuen Leben schaffe ich mir meine Annehmlichkeiten selbst“, sagt er. Seine Schäferhundin Goldie, die ihn nach Texas begleitet, musste er im April einschläfern. Ihr Grab ist mit einer Pyramide gekennzeichnet. Sobald Google die Satellitenfotos seiner Gegend aktualisiere, müsste Goldies letzte Ruhestätte darauf erkennbar sein.
www.thefieldlab.org

Steve Mouzon, Architekt
„Es ist fast ein bisschen wie Cohousing“, erzählt Steve Mouzon. Der Architekt wohnt mit seiner Frau in South Beach im Bundesstaat Florida. Seine Wohnung ist mit 70 Quadratmetern eher unterdurchschnittlich groß. Wenn Freunde bei ihm übernachten, kann er das zweite Schlafzimmer seines Nachbarn nutzen. Man lädt sich im Haus gegenseitig zum Essen ein, vor dem Gebäude wird gerade ein Gemüsegarten geplant. Cohousing beschreibt Siedlungen mit maßvollen Wohnungen und großzügigen Gemeinschaftsanlagen. Das Konzept passt gut zu Mouzons Grünbewegung Original Green. „Ein Niedrigenergiehaus in die Landschaft zu stellen und stundenlang mit dem Auto zur Arbeit zu pendeln, ist ‚Gizmo Green‘“, sagt er: Grünsein aus bloßer Begeisterung an technischen Spielereien. Um dies rechnerisch zu untermauern, will er demnächst Tabellen mit handfesten Zahlen liefern: ab welchem Benzinpreis Liegenschaften, unter Abhängigkeit ihres Kaufpreises, unleistbar und damit unbewohnbar werden.
Architekt Mouzon machte sich mit den sogenannten Katrina Cottages einen Namen: kleine, günstige Häuser im traditionellen Baustil der Südstaaten, die nach dem Hurrikan die Containerwohnungen der Katastrophenbehörde Fema ersetzen sollten. Etwas unerwartet stießen diese plötzlich im ganzen Land auf Interesse. Katrina Cottages, ist Mouzon überzeugt, eignen sich auch für Cohousing-Siedlungen, ein Trend, der sich angesichts der Immobilienkrise verstärken könnte.
www.originalgreen.org

Ulrike Röhr, Wissenschaftlerin
Es ist ein Zwiespalt: Weh muss nachhaltiger Lebensstil nicht tun. „Aber so ein bisschen ökologisch sein reicht auch nicht“, erklärt Ulrike Röhr, Umweltaktivistin und Leiterin für Gender, Umwelt und Nachhaltigkeit beim deutschen Bildungsträger Genanet. Wenn die Einschnitte zu groß seien, würde man niemanden dazu bringen, es zu machen. Gleichzeitig würden Experten eine radikale Verringerung des Ressourcenverbrauchs fordern.
Röhr hat für sich vor 15 Jahren das Auto „abgeschafft“. Neben den ökologischen Aspekten war es ihr lästig, immer einen Parkplatz zu suchen. „Gesellschaftlich ist das aber weiterhin wenig akzeptiert. Das hat immer den Anstrich, dass du es dir nicht leisten kannst“, sagt sie. Für sie jedenfalls sei es gesteigerte Lebensqualität, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Auch vieles andere, was längst selbstverständlich sein sollte, ist es nicht. Etwa bei der Wohnungssuche nach der energetischen Ausstattung zu fragen. „Da wird man dann schon noch angeschaut“, sagt sie. Gleichzeitig seien dies alles Maßnahmen, die überhaupt nicht wehtäten. Eingeschränkte Mobilität würde da schon eher Schmerzen bereiten. Röhr versucht möglichst wenig zu fliegen, machmal lässt es sich schließlich doch nicht vermeiden. „Dann habe ich schon ein schlechtes Gewissen und frage mich, ob das jetzt wirklich sein muss“, bekennt sie.
Mobilität ist es auch, die die ökologischen Fußabdrücke von Männern und Frauen unterschiedlich aussehen lässt. Frauen seien ressourcenbewusster, was vom Staat nicht honoriert würde. „Frauen leisten zumeist die Versorgungsarbeit und haben dadurch andere Prioritäten. Sie sind nicht die guten Menschen, sie haben einfach einen anderen Blickwinkel auf die Alltagsrealität“, erklärt Röhr. Es ginge für die meisten nicht darum, mit einem möglichst gro­ßen Auto möglichst schnell von A nach B zu kommen. Dieser Trend zeige sich in allen Einkommensschichten. Auch wenn Frauen mehr verdienen, fahren sie typischerweise keinen Porsche.
Hinzu kommt, dass die Wegstrecken von Frauen im öffentlichen Verkehr zumeist nicht berücksichtigt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die meisten Bus- und U-Bahnnetze strahlenförmig aufgebaut sind, Verbindungen am Rand sind komplizierter. Von der Politik wünscht sich Röhr daher, dass bei jedem Gesetz beachtet wird, wie es auf die Geschlechter wirkt. Außerdem müsste die umwelttechnische Mehrleistung von Frauen endlich finanziell vergütet werden: „Momentan ist es genau umgekehrt“, sagt sie.
Röhr fährt mit dem Rad zur Arbeit und kauft im Bioladen ein. Sie versucht möglichst wenig Energie zu verbrauchen, „so wenig, wie es mir möglich ist“, präzisiert sie. Das hieße nicht, dass sich da nicht auch noch mehr machen ließe. In ihrer neuen Wohnung stellte sie kürzlich die gesamte Beleuchtung auf LED-Lampen um. Das Licht sei dabei noch nicht perfekt. Seither versucht sie über eine Art Musterschau herauszufinden, welche Lampe die beste sei.„Ich bin ja Technikerin“, schmunzelt sie, „da kann das durchaus auch Spaß machen.“
www.genanet.de

Jay Shafer, Unternehmer
Jay Shafer hat geheiratet. Jetzt steht sein Häuschen, zehn Quadratmeter groß, im 50 Quadratmeter großen Garten des Häuschens seiner Frau. Die meisten Gebäude, die Shafer plant und manche davon auch baut, sind unter zehn Quadratmeter groß.
In drei verschiedenen solcher Minihäuser lebte er in den letzten zehn Jahren. Die Gründe hat er rasch zur Hand: Er kann weder Staubwischen noch Staubsaugen ausstehen. „Ich habe mich in meiner Wohnung umgeschaut, und da gab es einfach zu viel Platz und zu viele Sachen“, berichtet er. Und dann ist da noch die Umwelt. Der Gedanke, zum Treibhauseffekt beizutragen oder viele nicht erneuerbare Ressourcen zu verwenden, gefällt ihm gar nicht.
Sein derzeitiges Haus steht unter dem Namen Epu im Katalog und hat 8,2 Quadratmeter Wohnfläche, weiters Räder, um hinter ein Auto gespannt zu werden, und eine Veranda. Im Wohnraum steht eine Sitzgruppe neben einem Minikamin. In der Küche gibt es einen Herd, Kühlschrank und Miniback­ofen. Das Badezimmer dient als Ganzes als Dusche, ein Plastikvorhang und zwei Schiebetüren schützen Wände und Toilette vor der Feuchtigkeit. Über der Küche ist der Schlafbereich untergebracht, dessen eines Ende eine Fensteröffnung hat, am anderen Ende ist ein Ventilator montiert. Sehnsucht nach herkömmlich großen Räumen habe er nicht. „Ich kann nur keine großen Partys machen“, sagt Shafer.
Mit seinem Unternehmen Tumbleweedhouses baut er im Durchschnitt zwei Häuser pro Jahr und verkauft an die zwei Dutzend Pläne für Wohngebäude, die zwischen sechs und 35 Quadratmeter groß sind. Drei weitere Modelle sind etwas größer. Kunden verwenden die Hütten entweder als Zubauten im Garten, als Wochenend- und manchmal auch Hauptwohnsitz. Hat er ein schlechtes Gewissen, wenn er einem McMansion, einem neu erbauten Rieseneinfamilienhaus, ein Gartenhäuschen hinzufügt? „Mein Traum ist es nicht“, sagt er. Lieber wäre es ihm natürlich, wenn die Leute im Minihaus wohnen würden. „Aber jeder, wie er kann“, schließt Shafer.
www.tumbleweedhouses.com

Angie Rattay, Grafikerin
Mit 14 Jahren sieht Angie Rattay den Film Gandhi und notiert sich das Zitat „Sei du selbst die Veränderung in der Welt, die du sehen möchtest“. Die Macht des Einzelnen beschäftigt sie: „Ich wollte den Leuten als Kind schon vor Augen halten, dass jeder etwas tun kann“, sagt sie.
Als an der Universität für angewandte Kunst das Studien­ende näher rückt, will die Wienerin die Zeit, die sie für ihre Diplomarbeit aufwenden wird, gut anlegen. Sie entwickelt eine Gebrauchsinformation für den Planeten Erde, als Medikamentenbeipacktext gestaltete Gebrauchsanleitungen für Atmo-, Bio-, Hydro-, Litho- und Pedo­sphäre. „Es haben sich ganz unterschiedliche Menschen bei uns gemeldet, auch solche, die mit Umweltschutz überhaupt nichts zu tun hatten“, berichtet sie vom Feedback. Nach ihrem Studium gründet die Grafikerin das Neongrün Network, einen Verein zur Förderung „umweltrelevanter Design-Projekte“. Das Projekt Gebrauchs­information hat so großen Erfolg, dass es zunächst auf Englisch und derzeit in zehn weitere europäische Sprachen übersetzt wird. Rattay und ihr Team finalisieren unterdessen die Edition für Kinder.
Ihre privaten Ökoansätze findet sie „gar nicht so radikal“. Rattay ist Vegetarierin, benutzt Ökostrom und teilt sich mit ihren Eltern ein Auto. Berufliche Termine in der Stadt legt sie möglichst auf einen einzigen Wochentag. „Es geht darum, mit und nicht nur auf unserem Planeten zu leben“, sagt sie. Und dabei sei jeder Schritt gut.
www.neogruen.net

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Rußfilter des Klimawandels

Rußfilter des KlimawandelsGabriel Rodriguez

Lange rätselten Wissenschaftler, warum die Treibhausgase das Klima nicht schon stärker beeinflusst haben. Im Zuge jahrzehntelanger Forschungsarbeit kam man dahinter, dass ein schleichendes Klimaphänomen das Ausmaß der Erderwärmung kaschiert: Das Problemkind „Global Dimming“ war geboren.

Es war Mitte der 1980er Jahre, als der englische Wissenschaftler Gerald Stanhill in Israel
einen dramatischen Rückgang der Sonneneinstrahlung von 22 Prozent seit den 1950ern feststellte. Durch Nachforschungen fand er heraus, dass er damit auf ein globales Phänomen gestoßen war. In Teilen der USA, England und Russland zum Beispiel betrug der Rückgang zwischen zehn und 30 Prozent. Stanhill prägte daraufhin den Begriff „Global Dimming“ – globale Verdunkelung.
Diese alarmierende Entdeckung blieb zunächst weitestgehend unbeachtet. Nach und nach wurde die Bedeutung des Global Dimmings jedoch schließlich anerkannt. In einem multinationalen 25 Mio. Dollar-Mammutprojekt Anfang der 1990er untersuchte Veerabhadran Ramanathan, einer der weltweit führenden Klimaforscher, dieses Phänomen über dem Indischen Ozean. Sein Team entdeckte dabei, dass eine drei Kilometer dicke Schicht verschmutzter Luft zu einer Verdunkelung des Gebietes um zehn Prozent führte. Dabei beliefen sich sogar Ramanathans pessimistischste Prognosen anfangs auf höchstens ein Prozent.

Kleine Wirkung ganz groß
Die Studie zeigt, dass feinste, vom Menschen produzierte Schwebeteilchen, die vor allem bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre gelangen, nicht nur selbst das Sonnenlicht blockieren, sondern auch zu stärkerer Wolkenbildung führen. Wolken entstehen, wenn Wasserdampf um kleine Partikel, wie etwa Meersalz oder Pflanzenpollen, in der Atmosphäre kondensiert. Die bei den genannten Verbrennungsvorgängen freigesetzten Partikel führen jedoch zu einer vermehrten, fast zehnfachen Tröpfchenbildung in den Wolken, was diese wie riesige Spiegel wirken lässt, die das Sonnenlicht reflektieren. Dadurch kommt es zur Verdunkelung.
Um die Jahrhundertwende konnte sich die Theorie des Global Dimmings schließlich in der Forschungswelt etablieren. Das 2002 gestartete Nasa-Satellitenprojekt „Aqua“ liefert detaillierte Daten zur Wirkung des Phänomens. Diese zeigen eine verdunkelungsbedingte permanente Abkühlung um ein Grad Celsius. Dies mag dem Laien wenig erscheinen. Das Klima ist jedoch ein ebenso komplexes wie empfindliches System, das schon bei konstanten Temperaturzu- oder abnahmen von nur zwei bis drei Grad Celsius verheerende Schäden davontragen kann.
Zugegeben, die durch Luftverschmutzung erzeugte kühlende Verdunkelung hat einen positiven Nebeneffekt: Sie bremst die Erderwärmung. Auf einer weniger seriösen Internet-Seite eines Nachbarlandes schlägt der Autor deswegen die Bekämpfung der Erderwärmung durch Urlaubsflüge auf eine balearische Insel vor. So einfach ist es dann aber doch wieder nicht.
Die betroffenen Partikel alleine sind schon Krebs hervorrufende Krankheitserreger. Noch wesentlich gefährlicher ist allerdings die gesteigerte Wolkenbildung. Sie verändert die weltweite Niederschlagsverteilung, da durch die Verdunkelung das Meer in betroffenen Gebieten abgekühlt wird. Der tropische Regengürtel soll sich aus diesem Grund in den weniger betroffenen Süden verschieben – in vielen Ländern könnte dadurch früher oder später die Regenzeit ausbleiben. Das Global Dimming wird darum auch als möglicher Verursacher der Dürrekatastrophen in der Sahelzone in den 1970er und 1980er Jahren gehandelt. Hunderttausende Menschen kamen dabei ums Leben.

Verfälschte Daten
Das noch größere Problem scheint jedoch ein anderes zu sein. Wenn, wie die Studien zeigen, der Verdunkelungseffekt unser Klima abkühlt, so kompensiert er teilweise die Auswirkungen der Erderwärmung. Folglich sind viele Daten zur Erderwärmung verfälscht und müssen überarbeitet werden. Ausmaß und Fortschritt der globalen Erwärmung sind also unter Umständen schon wesentlich gravierender als bisher angenommen und bedürfen dadurch energischerer Maßnahmen als der bisherigen.
In welchem Rahmen sich die Abweichungen und somit die Folgen bewegen, muss noch gründlich erforscht werden. Der US-amerikanische Klimaforscher Peter Cox warnte gegenüber BBC vor irreversiblen Klimaschäden in wenig mehr als zehn Jahren. Vieles im betroffenen BBC-Bericht und auch von dem, was anderweitig über das Phänomen berichtet wird, scheint zugegebenermaßen an einem gewissen Hang zum Sensationalismus zu leiden und ist voll von apokalyptisch anmutenden Worst-Case-Szenarien. Seriöse Studien belegen jedoch, dass es sich beim Global Dimming um ein tatsächliches Problem handelt, wenn auch noch über dessen Ausmaß heftig debattiert wird. Untersuchungen zeigen, dass es scheinbar verhältnismäßig leicht in den Griff zu bekommen ist, sofern sauberer verbrannt wird, Katalysatoren oder Filtereinrichtungen verwendet werden.
Der steigende Luftverkehr ist zwar ein reales Problem und ein steigender Negativfaktor, dennoch zeigen Studien, dass das Phänomen in den Industriestaaten in den vergangenen Jahren dank entsprechender Maßnahmen bereits wieder messbar zurückgegangen ist, während es in Entwicklungsländern, die noch keine Maßnahmen gesetzt haben, weiterhin rapide ansteigt. Wenn nur das Global Dimming bekämpft wird, so könnte dies durch Wegfallen der Bremswirkung einen starken Anstieg der Erderwärmung nach sich ziehen. Gegenmaßnahmen müssen deshalb aufeinander abgestimmt sein. Ein wichtiger Schritt ist es deshalb, zumindest das Kyoto-Protokoll allseits einzuhalten und Verstöße dagegen nicht mehr als internationales Kavaliersdelikt zu handeln.
Messdaten zum Klimawandel reichen zwar zum Teil nicht ausreichend lange zurück, um in jedem Fall sicher sagen zu können, inwiefern der Mensch für gewisse Phänomene verantwortlich ist oder inwiefern diese auch ohne unser Zutun auftreten würden. Nichtsdestotrotz sollte man kritisch genug sein, nicht alles als Panikmache abzutun, sondern Fakten auch als solche erkennen und entsprechend reagieren. Die Technik für entsprechende Gegenmaßnahmen ist bereits vorhanden, es scheint nur noch am politischen Willen zu fehlen, diese auch einzusetzen.

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Das Kreuz mit den „Ökosteuern“

Das Kreuz mit den „Ökosteuern“DPA/Führer

Die acht Milliarden Euro Einnahmen aus sogenannten Umweltabgaben sind in Österreich nicht zweckgebunden.

Wie hoch wäre in Österreich aktuell der Benzinpreis, wenn es darauf keine Ökosteuern gäbe? Vom Durchschnittspreis eines Liters Normalbenzin von derzeit 1,087 Euro ziehen wir die Mehrwertsteuer ab, bleiben 0,906 Euro, und davon dann die fixe Mineralölsteuer von 0,442 Euro pro Liter. Bleiben also ganze 0,464 Euro Nettopreis für den Liter Sprit. Mit anderen Worten: Benzin ist in Österreich mit deutlich mehr als 100 Prozent besteuert, mit dem kleinen Nebeneffekt, dass die Mineralölsteuer zusätzlich der Mehrwertsteuer unterworfen ist, man also gewissermaßen eine Steuer auf die Steuer zahlt.
Was soll’s, es ist ja für einen guten Zweck – sollte man meinen. Denn die Mineralölsteuer wird in Österreich vom Gesetzgeber als „Ökosteuer“, Unterabteilung Energiesteuer, betrachtet. Sie hat den bei Weitem größten Anteil am „ökologischen“ Steueraufkommen des Landes, wie aus einem entsprechenden Bericht der Statistik Austria hervorgeht.
Solcherart erleichtert, schwindet das gute Gewissen aber bald, wenn man weiß, dass es für die Mineralölsteuer keine Zweckbindung gibt, sondern die­se ungebremst ins Bundesbudget fließt. Das Trickreiche ist ja, dass in Österreich Ökosteuern als solche gelten, die auf Dinge erhoben werden, die eine „nachgewiesen schädliche Wirkung auf die Umwelt haben oder nicht erneuerbare Ressourcen sind“, sagt die Studienautorin Brigitte Petrovic von der Statistik Austria. „Das ist bei der Beurteilung dieser Steuern das einzig ausschlaggebende Kriterium. Eine allfällige Zweckwidmung hat darauf keinen Einfluss.“

Haushalte im Würgegriff
Und so zahlen wir also die Normverbrauchsabgabe, die motorbezogene Versicherungssteuer, den Straßenbenützungsbeitrag, die Energieabgabe und den Altlastenbeitrag; sogar die Grundsteuer gilt dieser Definition nach als Ökosteuer. Ganz zu schweigen von Müll-, Wasser- und Abwassergebühren, Düngemittelabgaben, Parkpickerl und Streckenmaut. Sogar die Kfz-Zulassungssteuer läuft im Budget unter Ökosteuer.
Insgesamt nahm der Bund im letzten Jahr mehr als acht Mrd. Euro im Jahr unter dem Titel der Ökosteuern und der „ökologisch relevanten Zahlungen“ ein. Die diesbezüglichen Abgaben stiegen seit 1995 im Schnitt um 60 Prozent, einzelne Posten um mehr als das Dreifache. Interessant dabei: Fast die Hälfte der Steuerlast tragen die privaten Haushalte. Diese sind laut Expertin Petrovic „anteilsmäßig am stärksten belastet, bei den Energiesteuern sogar führend“. Und dies, obwohl sie statistisch die Umwelt weniger verschmutzen als Industrie und Gewerbe und ihre Energieintensität seit mehreren Jahren relativ stabil geblieben ist.
Immer wieder wird als Ausgleich zur Ökosteuerbelastung die Senkung der Lohnnebenkosten andiskutiert, wie auch im entsprechenden Modell der Grünen. Dies soll Anreize für die Wirtschaft und letztlich vor allem Beschäftigungsimpulse schaffen. Das Problem: Wenn die Umweltbelastung zurückgeht – was ja eigentlich das Ziel einer ökologischen Besteuerung sein sollte – gehen auch die Ökosteuern zurück. Ein sinnvoller Steuerausgleich kann nicht mehr stattfinden, der Lenkungseffekt verpufft. Dasselbe tritt bei einer „Rückverteilung“ an Haushalte und Unternehmen ein. Das Problem ist, dass Ökosteuern ohne starke ökologische Begründung und positive Folgen für den Einzelnen ein ewiges Akzeptanzproblem haben werden.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009
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Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 30.06.2024
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