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19. März 2024

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Das Kreuz mit der Mobilität

Das Kreuz mit der Mobilität© Rain Design

Mit der Verbreitung von tragbaren Rechnern nehmen auch Haltungsschäden zu.

Notebooks, oft auch Laptops genannt, sind aus dem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken. Blieben diese Geräte früher nur dem obersten Management und Trendsettern vorbehalten, verkaufen sich Notebook & Co. heute bereits besser als entsprechende PC. Zu günstig sind mittlerweile die Anschaffungskosten für die tragbaren Rechner. Doch außer dem Gerät selbst werden meistens keine passenden Zusatzgeräte oder Möbel gekauft, die den ergonomischen Richtlinien entsprechen. Und damit stellen sich auch neue körperliche Beschwerden ein, die jeden Mitarbeiter belasten. Durch Notebooks verursachte Haltungsschäden waren vor Jahren noch unbekannt. Das hat sich nach Ansicht von Alan Hedge, Direktor des Labors für Ergonomie an der CornellUniversität in Ithaca im USBundesstaat New York, grundlegend geändert. Gegenüber US-Medien kritisierte Hedge, dass Notebooks immer mehr als Ersatz für den PC herangezogen werden. Sie sind seinem Urteil nach jedoch lediglich für den gelegentlichen Gebrauch geeignet und nicht für den regelmäßigen Arbeitseinsatz.

Mehr Krankenstände
Immer mehr Mitarbeiter und Angestellte arbeiten andauernd auf ihren mobilen Arbeitsplätzen: im Flugzeugsessel, im Büro oder gemütlich auf der Wohnzimmercouch. Kurz einmal E-Mails checken oder im Internet die letzten Umsatzzahlen nachschlagen. Die neu gewonnene Mobilität bringt den Arbeitgebern auf der einen Seite mehr (versteckte) Arbeitszeit, auf der anderen Seite könnte der Schuss nach hinten losgehen und zum gewaltigen Hexenschuss mutieren. Denn die Anzahl der Krankenstände, die aufgrund der Haltungsschäden genommen werden, steigt ebenfalls und schadet somit nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Unternehmen. Dies belegen US-Statistiken in Zusammenhang mit computerbezogenen Problemen. Für den NotebookGebrauch gibt es allerdings keine eigenen Zahlen. In die Statistiken werden auch aus einer schlechten Sitzposi tion am Arbeitsplatz resultierende Krankheiten mit eingerechnet. Aus Sicht der Ärzte ist das Hauptproblem für die Gesundheit der Anwender die zu geringe Entfernung von Monitor und Tastatur auf einem Notebook. Dadurch können sich die User nur gekrümmt vor dem Notebook positionieren, sie müssten den Monitor auf Augenhöhe stellen. Das wiederum führt zu Verspannungen in der Arm- und Schultermuskulatur. Ebenfalls überbeansprucht würden die Handgelenke, die auf einer viel zu kleinen Tastatur sehr verdreht werden müssen, lautet das Urteil die Experten. Nach langem Arbeiten mit Touch Pad und Track Point-Stift statt der Computermaus machen sich auch die Sehnen unangenehm bemerkbar. Abhilfe können zum Beispiel spezielle Möbel, eine externe Tastatur und Maus sowie ein zusätzlicher Monitor schaffen. Doch diese Gesundheitsinvestitionen werden oft vernachlässigt und von den Mitarbeitern erst verlangt, wenn es schon zu spät ist. Und das obwohl der Arbeitgeber gesetzlich verpfl ichtet ist, für eine ergonomische Arbeitsplatzausstattung zu sorgen.

Drohende Impotenz
Auf ein weiteres Problem, das allerdings nur männliche Anwender betrifft, weisen Ärzte deutlicher hin. Durch das lange Arbeiten mit Notebooks auf den Oberschenkeln kann es zu Überhitzung der ansonst kühlend wirkenden Hoden kommen. Impotenz ist eine mögliche Folge. Deshalb sollte Mann dringend für eine zusätzliche Isolationsschicht zwischen sich und dem Schoß-PC sorgen. Am besten eignet sich dafür die Notebooktasche oder -hülle, die man meistens sowieso dabei hat. Aber selbst ein dickeres Magazin oder eine Zeitung leistet hier Abhilfe. Doch für die richtige Ausrüstung empfehlen sich professionelle Ausstatter. 3M bietet mit dem Tischständer LX 500 ein System, das ein Notebook zum vollständigen Arbeitsplatzrechner macht. Aber auch einfache „Untersetzer“, wie I-Lap von Rain Design (siehe Bild), Ergo M-Pro von Targus oder Easyrider von Kensington bieten zumindest etwas Erleichterung für das geknechtete Genick. Der Preis für mehr Gesundheit beginnt bei rund 50 Euro.

Ausgewählter Artikel aus Printausgabe 04/2006

Klaus Lackner, Economy Ausgabe 04-02-2006, 02.03.2017