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19. März 2024

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Goggle auf der sonnengebräunten Nase

Goggle auf der sonnengebräunten Nase© piqs.de/jenny downing

Gute Sicht und Schutz vor der Sonne: Die Hersteller von Schibrillen tüfteln an neuen Lösungen für alte Probleme. Sie bauen Ventilatoren ein und rücken aggressiver Strahlung zu Leibe. Dass bei so viel Funktionalität das Design nicht zu kurz kommt, ist Absicht.

Schneesturm und Nebel, strahlende Sonne oder einbrechende Dämmerung: Die Sicht- und Lichtverhältnisse auf Schipisten können für Schifahrer und Snowboarder anstrengend werden. Mit der richtigen Brille – oder Goggle, wie man jetzt so schön sagt – alles kein Problem. Versprechen zumindest die Hersteller. Zur Grundausstattung eines guten Produkts gehören eine Menge Features: Die Brille darf nicht beschlagen, sie soll eine gute Rundumsicht ermöglichen, die Lichtkontraste verstärken, vor UV-Strahlung schützen, leicht, bruchsicher und angenehm zu tragen sein. Schutz vor der Sonne ist auch an nicht strahlend schönen Tagen immens wichtig. Nicht nur die langwellige, energiearme UVA-Strahlung kann das Auge – übrigens genauso wie die Haut – beeinträchtigen. Im Gebirge ist der Anteil an kurzwelliger UVB-Strahlung höher, sie schädigt die Hornhaut und kann im Extremfall zur Schneeblindheit führen. Durch die zunehmende Zerstörung der Ozonschicht dringt mehr UVC-Strahlung auf die Erde, die extrem kurzwellig und sehr aggressiv ist. Moderne Schibrillen schützen vor diesen Schädigungen, die Schutzwirkung ist unabhängig von der Farbe der Brillen, sie wird in die Scheiben eingearbeitet.

Aufheller in der Brille
Für wechselnde Lichtverhältnisse, wie sie auf Pisten oft vorzufinden sind, hat sich die Firma Uvex in ihrem Technologiezentrum in Fürth eine Innovation einfallen lassen. Die „Magic Goggle“, bei der ISPO Winter 2005 vorgestellt und derzeit noch in den USA im Probelauf, verändert ihre Lichtdurchlässigkeit auf Knopfdruck. Mittels Flüssigkristallen zwischen den Scheiben lässt sich die Brille binnen Millisekunden verdunkeln oder aufhellen. Die Stromversorgung dafür kommt von einer kleinen Sechs-Volt-Fotobatterie. 2006 soll die Neuheit auch bei uns auf den Markt kommen, verspricht Uvex. Wintersportler kennen das Phänomen, wenn am Nachmittag allmählich das Licht diffuser wird und all die Bodenunebenheiten kaum mehr zu erkennen sind. Für diese Lichtverhältnisse eignen sich Goggles mit orangefarbenen Scheiben sehr gut. Sie reduzieren und filtern den Blauanteil des Lichts heraus, der im Schnee besonders hoch ist. Alpina hat dafür die so genannten Quattroflex-Linsen entwickelt, die durch Spezialbeschichtungen für Kontrastverstärkung sorgen und Streulicht sehr gut absorbieren. Es gibt durchaus Unterschiede in den Anforderungen, die Carver und Snowboarder an ihre Goggles stellen. Da die Boarder quer zur Piste auf ihren Brettern stehen, brauchen sie ein größeres Gesichtsfeld und damit großzügigere Brillen. Modelle für Helmträger sind zudem tiefer, sprich: weiter weg vom Gesicht. Und natürlich ist die Auswahl der Brille auch eine Frage des Looks. Boarder, so erzählt ein Verkäufer in einem großen Sportgeschäft, wollen entweder die extrem auffällige Brille – Typus rosa Monster – oder ein unauffälliges, dunkles Modell. Hauptsache, die Goggle ist cool. Schifahrer hingegen zeigten sich viel mehr an der Technologie interessiert, die in ihrer neuen Brille steckt. Für solche Technik-Freaks hat Adidas die „Goggle burna“ entwickelt. Neben einem Hightech- Belüftungssystem, das Beschlagsfreiheit garantiert, gibt es die Brille auch mit einem Tear-off-System: Die Folien können immer wieder heruntergezogen werden. Fehlsichtige (bis zu vier Dioptrien) profitieren zudem von einem vom Fachoptiker anzupassenden System. Eine aus hypoallergenem Material gefertige Nasenauflage ermöglicht die Verbindung von Linse und Brille.

Frischluft für Hitzköpfe
Gegen das störende Beschlagen der Brillen helfen nicht nur Lüftungslöcher oder Schlitze beziehungsweise hydrophile Beschichtungen auf der Innenseite. Der US-Schneebrillen- Hersteller Smith hat sogar einen Ventilator in seine helmkompatible „Cascade Turbo Fan“ eingebaut. Wenn dieser eingeschaltet ist, bläst er Luft in die Brille und garantiert damit klare Sicht. Ähnliches gibt es auch bei Uvex. Die „Jetstream“ hat ebenfalls eingebaute Miniventilatoren, die feuchte Luft vom Inneren der Brille nach außen absaugen. Eingeschaltet wird die Belüftung durch einen Schiebeknopf am Brillenrand, der auch mit Handschuhen zu betätigen ist. Wenn Hightech mitfährt, sind die Wetterverhältnisse Nebensache.

Ausgewählter Artikel aus Printausgabe 01/2006

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Klara Winter, Economy Ausgabe 01-01-2006, 02.02.2017