Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

25. Juli 2024

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Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG)

Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG)

Sie ermöglicht talentierten Wissenschaftern an renommierten Forschungsstätten, qualitativ hochwertige Forschung und Wissenstransfer, ausgerichtet auf die Wünsche und zum Vorteil der heimischen Industrie, zu leisten.

Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) ist nach dem österreichischen Physiker und Mathematiker Christian Andreas Doppler (1803-1853) benannt. Er wurde vor allem durch seine als "Doppler Effekt" bekannt gewordene Entdeckung berühmt. Die Universalität des Doppler Effekts führte zu einem breiten Spektrum von Anwendungen in Naturwissenschaft und Technik.

Die nicht auf Gewinn ausgerichtete Gesellschaft bezweckt die Förderung von Entwicklungen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, der Technik und der Ökonomie sowie deren wirtschaftliche Umsetzung und Anwendung.

Sie ermöglicht talentierten Wissenschaftern an renommierten Forschungsstätten, qualitativ hochwertige Forschung und Wissenstransfer, ausgerichtet auf die Wünsche und zum Vorteil der heimischen Industrie, zu leisten.

ZIELE DER CDG

* Förderung der Vorfeldforschung
* Wissenschafts- und Technologietransfer
* Vorwettbewerbliche / gemeinschaftliche Projekte

NUTZEN FÜR DIE INDUSTRIE

* Innovationsimpulse
* Mitarbeitermotivation
* F & E Projektförderung
* Kooperationsanbahnung
* Aus- und Weiterbildung im Unternehmen
* Förderung industrienaher Grundlagenforschung
* Umfeldmonitoring im Bereich der Spitzentechnologien

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05.02.2009

Austrian Aeronautics Research

Austrian Aeronautics Research

Kompetenznetzwerk bündelt Österreichs Know-How im Bereich der Luftfahrttechnologie

Österreich verfügt im Industrie- und Forschungsbereich über zahlreiche Kompetenzen in der Luftfahrttechnologie. Um den Erfolg als Lieferant von Werkstoffen und Flugzeugkomponenten mit Blickrichtung der europäischen Flugzeugindustrie zu steigern, haben sich unter Koordinierung von ARC Seibersdorf research neun Industrieunternehmen und drei Forschungseinrichtungen zum Austri-an Aeronautics Research Netzwerk zusammengeschlossen. Die Idee zum Netzwerk wurde bereits 1999 gemeinsam von ARC Seiberdorf research und dem Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Arbeit entwickelt. Nach einer Pilotphase ist das Kompe-tenznetzwerk für Luftfahrttechnologie durch einen jetzt geschlossenen Vertrag mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Rahmen des Knet-Programmes zur Forcierung von Kompetenznetzwerken in Österreich bis Ende August 2005 gesichert.

Mit dem Netzwerk, das durch diesen Vertrag ein Budget von 10,68 Millionen Euro, zur Verfügung hat, startet in Österreich das erste mittelfristige Forschungsprogramm für den heimischen Luftfahrtsektor. Schwerpunkte des Programmes sind die Entwicklung von Leichtwerkstoffen auf Basis von Metallen und Kunststoffen, sowie die Entwicklung von Komponenten, die in Flugzeug-Triebwerken und Strukturteilen zum Einsatz kommen sollen. "Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten sollen", so die Koordinatoren des Netzwerkes, DI Anneliese Pönninger und Dr. Ernst Semerad aus dem Geschäftsbereich Werkstoffe von ARC Seibersdorf research, "dazu beitragen, künftige Flugzeuggenerationen sicherer und dank treibstoffsparender Leichtbauteile umweltfreundlicher zu machen". Die Forschungsarbeiten werden sich auf die vier Bereiche Simulation und Modellierungen, Prüfung der Materialermüdung bzw. des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen, Erarbeitung neuer Testmethoden für Luftfahrtwerkstoffe und schließlich die Entwicklung neuer Werkstoffe sowie ihre Verarbeitung konzentrieren.

Neben der Etablierung als Lieferant der europäischen Luftfahrtindustrie soll mit dem Kompetenznetzwerk in Österreich eine international anerkannte Forschungs- und Entwicklungseinrichtung im Bereich Verbund- und Leichtwerkstoffe aufgebaut werden. Auf einen regelrechten Innovationsschub bei Spezialwerkstoffen hofft Sektionschef Dr. Gottfried Zwerenz aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: "Die Finanzierung des Luftfahrt-Kompetenznetzwerkes soll zu einer Bündelung von Know-How in Industrie und Forschung führen und damit zu einer Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs beitragen”.

Bekannte Namen aus der Industrie sind Partner des Netzwerkes: Isovolta/Airvolt composites, Böhler Schmiedetechnik, FACC, FWT Wickeltechnik, , Pankl, Plansee und Magna/Space Technology. Die Technische Universität Wien/ILFB sowie die Montanuniversität Leoben/AMB sind neben ARC Seibersdorf research die wissenschaftliche Partner. Als Koordinator des Netzwerkes sind die Seibersdorfer Forscher auch Ansprechpartner von AAR für Förderstellen und die Kontaktstelle zu Forschungseinrichtungen innerhalb der EU. Darüberhinaus ist das größte außeruniversitäre Forschungszentrum Österreichs federführend bei der inhaltlichen Gestaltung des Forschungsprogrammes.

Eine einjährigen Pilotphase zwischen September 2000 und August 2001 diente der Etablierung des Netzwerkes und der Abwicklung mehrerer Forschungsprojekte, um die Grundlagen für die Forschungsarbeiten des jetzt gestarteten Netzwerkes Austrian Aeronautics Research zu erarbeiten.

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05.02.2009

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red, Economy Ausgabe 999999, 04.02.2009

Kommunikation auf rauer See

Kommunikation auf rauer See

Ein Unternehmen am Ufer der Donau will mit einer Kommunikationslösung die Weltmeere mit Telefonie versorgen.

Auf den Weltmeeren kreuzen rund 50.000 Wasserfahrzeuge wie Tanker, Fracht-, Arbeits- oder Kabellegeschiffe, und es gibt unzählige Ölförderplattformen. Durchschnittlich arbeiten auf jedem Schiff 24 Personen, auf Kabellegeschiffen sogar bis zu 400. „Die Zeit, die Schiffe in einem Hafen verbringen, verkürzt sich aus Kosten- und Auslastungsgründen immer mehr. Außerdem darf in den meisten Häfen das Schiffspersonal aus Sicherheitsgründen nicht von Bord“, weiß Peter Martin, Geschäftsführer des Klosterneuburger Unternehmens 7Ccell, zu berichten. Das steigere das Bedürfnis nach Kommunikation, und Handys funktionieren auf See nicht.
Schiffe selbst müssen mit Satellitentelefonen ausgerüstet sein. Ob ein Matrose die teure Kommunikationsform benutzen darf, hat bisher der Kapitän entschieden. Aus Motivationsgründen und um dem Personalmangel auf hoher See entgegenzuwirken, werden immer mehr Schiffe mit Kommunikationsanlagen ausgerüstet. Vor allem internationale Mobilfunkbetreiber versuchen ihre GSM-Lösungen an Reedereien zu verkaufen. „GSM hat aber den Nachteil, dass es innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone abgeschaltet werden muss, da auf dem Hoheitsgewässer der davorliegenden Länder alle für GSM benötigten Frequenzen an Provider teuer versteigert oder verkauft wurden“, so Martin.

Teures GSM ausbooten
Sinnvoll sei eine teure GSM-Installation auf Passagier- und Kreuzfahrtschiffen, da durch anfallende Roaming-Gebühren die Investitionen schnell hereintelefoniert werden. Auf allen anderen Hochseeschiffen sei eine Lösung mit WLAN (drahtlosem Netzwerk) und Voice over IP (Internet-Telefonie) zu einem wesentlich geringeren Kostenfaktor realisierbar. Und in genau diese Kerbe schlägt das nieder-österreichische Start-up 7Ccell Maritime Telecom, an dem sich der Technologie-Investmentfonds Tecnet Equity des Bundeslandes Nieder-österreich beteiligt hat. Die frischen Mittel in nicht genannter Höhe sollen für die weitere Forschung und Entwicklung eingesetzt werden, schließlich will 7Ccell mit seinem Kommunikationsservice Com4crew vom Donau-ufer aus die Hochseeschifffahrt 
erobern.
Und das ist das Modell von Com4crew: ein integriertes, einfach und schnell zu installierendes Service als Komplettlösung für die Sprach- und Datenkommunikation. Die Basis bilden Standardkomponenten, die für den Einsatz in der meist rauen, salznassen Umgebung geeignet sind. „Wir sind ein kreativer Kombinierer“, stellt Martin klar. Doch soll das von Tecnet investierte Geld zur Weiterentwicklung der Lösung und da vor allem in Software für die Fernwartbarkeit investiert werden. Die Schiffe werden mit eigenen Endgeräten ausgestattet. Kombinierte GSM/WLAN-Geräte sind auch für den Einsatz geeignet. Der Minutenpreis für eine ausgehende Verbindung kommt etwa auf 1,5 Dollar. Eingehende Verbindungen werden meist über lokale Einwahlnummern der Reedereien „vergünstigt“. So können Anrufer zu einem Lokaltarif oder völlig kostenfrei anrufen. Die Schiffe, aber auch Hochseeplattformen werden per Satellit mit der bestmöglichen Bandbreite (derzeit 64 bis 128 Kilobit pro Sekunde) angebunden. Durch die Entwicklung des Unternehmens können laut 7Ccell so mehrere parallel geführte Anrufe auch bei kleiner Bandbreite geführt werden.

Economy Ausgabe 69-02-2009, 29.01.2009

„Entrepreneurship ist entscheidend“

„Entrepreneurship ist entscheidend“Andreas Urban

Internationale Erfahrungen als Wiener Start-up-Unternehmen, die kapitalintensive Pharmabranche und die Rolle von Banken zwischen Risikomanagement und Casinos. Alexander von Gabain, Mitbegründer von Intercell, und Finanzvorstand Werner Lanthaler im Gespräch mit economy.

Die internationale Pharmabranche befindet sich in einem massiven Umbruch. Wenige Unternehmen beherrschen den Markt. Extrem lange und kostenintensive Produktentwicklungen stellen für Neugründungen ein hohes Risiko dar. Das an der Universität Wien gegründete Unternehmen Intercell ist diesen Weg trotzdem gegangen. Ein von Intercell entwickelter Impfstoff hat bereits die Marktzulassung, weitere befinden sich in der klinischen Entwicklung. Darunter einige sogenannte Blockbuster wie Impfstoffe gegen Krankenhausinfektionen oder Reisedurchfall.

economy: Intercell (ICLL, Anm. d. Red.) wurde vor zehn Jahren als Spin-off der Uni Wien gegründet. Wie hat man sich die Entwicklung eines forschungsintensiven Unternehmens wie Intercell vor zu stellen?
Alexander von Gabain: Erlauben Sie mir vorab ein Statement zum Thema Entrepreneurship. Gerade in Krisenzeiten. In Europa und in Österreich spricht keiner davon. Der neue US-Präsident Obama hat das Wort in seiner Antrittsrede fünfmal verwendet. Im Falle von ICLL haben ein Professor und vier andere Mitgründer vor zehn Jahren ihre sicheren Stellen an der Uni Wien verlassen. Wir sind initiativ geworden. An solchen Initiativen mangelt es in Österreich und in Europa.

Werner Lanthaler: Die Finanzierung von ICLL ist in mehreren Finanzierungsrunden erfolgt. Die wichtigsten Meilensteine waren hier die private Runde zum Start, unser Börsengang 2005 und eine zweite private Runde 2006. Die daraus lukrierten rund 300 Mio. Euro haben ausgereicht um ein Produkt zu entwickeln. Unser Prinzip hier war und ist: Finanzierung parallel zur Produktentwicklung durchzuführen. Jeder Investor muss sehen, man investiert in ein Unternehmen, das bei der nächsten Finanzierungsrunde entscheidende Fortschritte in der Entwicklung geschafft hat.

War das am Anfang rein österreichisches Risikokapital?
Werner Lanthaler: Nein. Nur als Beimischung gab es in Österreich anfangs ein atypisches Beteiligungsmodell. Hauptstoßrichtung ist hoch qualifiziertes internationales Health-Care-Venture-Capital. Es war für uns nie so wichtig, wo die Geldgeber herkommen, sondern immer nur deren Qualität und Kenntnis von Healthcare-Mechanismen. Man muss auch mit etwaigen Rückschlägen umgehen können. Bei Produktentwicklungen von zehn Jahren ist das ein ganz wesentlicher Punkt.

Intercell entwickelt schwerpunktmäßig neue Impfstoffe, sogenannte Smart Vaccines. Was versteht man darunter?
Alexander von Gabain: Alte Impfstoffe waren oft unstabil, man musste Zusatzstoffe verwenden, die dann oft Allergien ausgelöst haben. In heutigen Impfstoffen stecken bis zu 30 Jahren Forschungsentwicklung, was sich dann entsprechend auf die Qualität auswirkt.

Wie viel kostet die Entwicklung eines Impfstoffes vom Start bis zum Einsatz?
Werner Lanthaler: Abhängig vom Umfang der einzelnen Test- und Anwendungsphasen zwischen 150 Mio. und einer Mrd. Euro.

Können Sie uns kurz die Phasen in der Entwicklung eines Impfstoffes beschreiben und wie lange es dauert, bis ein Impfstoff eingesetzt wird?
Alexander von Gabain: Von der ersten akademischen Idee im Labor bis zur Zulassung vergehen rund zehn Jahre, manchmal noch mehr. Erst kommt das Tiermodell, dann kommt die klinische Phase eins, wo die Sicherheit im Vordergrund steht, dann die Phase zwei, wo die Effektivität geprüft wird, dann Phase drei, wo der Test mit 5000 bis 20.000 Applikanten erfolgt und entsprechend die Stabilität im Vordergrund steht. Dann Phase vier, wo nochmals alle Erfahrungen und Wirkungsweisen geprüft werden.

Auf Ihrer Website sind in Summe zwölf Impfprodukte angeführt, darunter Produkte gegen Japanische Enzephalitis, Hepatitis C oder Tuberkulose. Wie viele Menschen brauchen diesen Impfstoff beziehungsweise wie groß sind die Märkte?
Alexander von Gabain: Unserer Entwicklungswertigkeit nach kommt an erster Stelle die Japanische Enzephalitis für den Fernen Osten. Dieses Virus ist mit der durch Zecken übertragenen FSME „verwandt“, eine Hirnhautentzündung. Übertragen wird das Virus über Gelsenstiche. Gefährdet sind die Bevölkerungen in den endemischen Gebieten Südostasiens und Reisende. Als Nächstes stellen die hospitalakquirierten Keime ein massives Problem dar. Lange glaubte man an die Lösung mit Antibiotika. In Wirklichkeit sind diese Keime aber gegen fast alle Antibiotika resistent. Die Wahrscheinlichkeit, sich in einem großen Krankenhaus zu infizieren, liegt bei drei bis sechs Prozent. Mit unserem Partner Merck arbeiten wir hier an einem Impfstoff und befinden uns aktuell in Phase zwei. Wir testen den Impfstoff bei Menschen, die wissen, dass sie operiert werden, und impfen sie rund zwei Wochen vor ihrer stationären Aufnahme. Kommen wir zu Hepatitis C: Seit der Gründung beschäftigen wir uns mit der Entwicklung, und jetzt zeigen sich endlich erste Erfolge. Im Gegensatz zur gängigen Interferon-Ribavirin-Behandlung ohne Nebenwirkungen. Wir glauben, dass sich unser Produkt noch weiter verbessern lässt, und sind derzeit auf Suche nach einem Partner, der bereits in der Hepatitis C-Arena unterwegs ist. Die Tuberkulose wiederum ist ein gutes Beispiel für ein Feld, wo keinesfalls das große Geschäft zu erwarten ist. Hier arbeiten wir unter anderem mit Stiftungen zusammen. Wir tun Gutes für die Menschen, können zumindest unsere Entwicklungskosten refinanzieren und unsere neuen Technologien erproben.

Sie haben kürzlich einen exklusiven Vertriebsvertrag für den Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis unterzeichnet. Warum exklusiv?
Werner Lanthaler: Novartis ist hier unser exklusiver Vertriebspartner. Weltweit für Europa, Japan, die USA, Südkorea und Teile von Südostasien. Wir produzieren, geben Novartis das fertig verpackte Produkt, und die verkaufen es. Hier zeigt sich eine Stärke von ICLL: Wir haben die komplette Wertschöpfungskette geschafft. Von der Produktentwicklung bis hin zum Vertrieb auf dem Markt.

Welche Meilensteine gilt es bei so einem Markteintritt zu beachten?
Werner Lanthaler: Du hast nur eine Chance. Das gilt für Impfstoffe genauso wie für Computer. In diesem Fall war die Festlegung des Preises immens wichtig. Es gibt keinen anderen Impfstoff, und der Krankheitsverlauf kann dramatisch sein. Das wird also ein hochpreisiger Impfstoff werden.

Es gibt unterschiedliche Preise in den Märkten?
Werner Lanthaler: Ja. Es gibt unterschiedliche Preise in Europa, Australien und Indien. Verboten ist aber ein sogenanntes Cross Border Selling. Das heißt, ich kann einen Impfstoff, der in Australien zugelassen ist, nicht in Europa verkaufen, oder umgekehrt.

Aber könnte dann nicht Australien sagen: Warum ist der Impfstoff in Europa billiger?
Werner Lanthaler Nein, denn diese Regelung gilt für alle Impfstoffe. Das hängt mit den unterschiedlichen Gesundheits- und Versicherungssystemen zusammen. Es hängt aber auch mit der Bereitschaft zusammen, sich impfen zu lassen. In Skandinavien gibt es eine hohe Bereitschaft zur Impfung, in Österreich eine geringe. Es gibt unterschiedliche Affinitäten und daher auch unterschiedliche Preissysteme.

Für die Impfung gegen Japanische Enzephalitis gibt es seit Kurzem eine Zulassung in Australien. EU und USA scheinen auf dem Weg dazu zu sein. Was bedeutet das für ICLL?
Alexander von Gabain: Erstens: Es ist unser Show-Case. Es zeigt, dass wir alle Prozesse von der Entwicklung über alle klinischen Phasen bis hin zum Markteintritt abarbeiten können. Und zweitens: die Glaubwürdigkeit, dass alle nachfolgenden Produkte die gleiche Chance haben, erfolgreich zu werden.

ICLL notiert seit 2005 an der Wiener Börse. Wie geht es Ihnen in der momentanen Börsensituation?
Werner Lanthaler: Gut. Wir haben mit Wien einen Börsenplatz, der funktioniert, und wir haben internationale Investoren, die unser Geschäftsmodell schätzen. Für uns gilt: Wir haben ICLL zum richtigen Zeitpunkt ausfinanziert und können zum richtigen Zeitpunkt ein gutes Produkt vorzeigen. Selbst wenn sich die Börsenstimmung noch weiter verschlechtert, haben wir genug Geld, um das Unternehmen weiter nach vorne treiben zu können. Und wenn alles gut geht, dann ist eine Entwicklung signifikant nach oben möglich. Wir haben auf der Bank rund 200 Mio. Euro Cash. Dieses Kapital haben wir vor einigen Jahren aus reiner Risiko-Denke aufgebaut. Wir waren von Anfang an davon überzeugt – wenn doch einmal was schief geht, darf sich das nicht negativ auf das Unternehmen und seine Aktionäre auswirken. Diese Sichtweise unterstützt auch die Freiheit der Forschung. Wir können uns Experimente erlauben – die natürlich auch schiefgehen können beziehungsweise müssen. Sonst wird ja nicht gearbeitet.

Trotzdem: Warum ist ICLL nicht auch an einer großen internationalen Börse gelistet?
Werner Lanthaler: Im Gegenteil. Als wir letztes Jahr Iomai gekauft haben, haben wir das Unternehmen von der Nasdaq genommen. Einfach weil wir sagen: Schaut nicht auf unseren Listing-Platz, sondern schaut, was wir tun. Es kann aber sein, dass wir irgendwann einmal auch woanders notieren.

Gibt es auch für 2009 Akquisitionspläne?

Werner Lanthaler: Wir schließen Akquisitionen nie aus. Alles, was für das Wachstum des Unternehmens optimal ist, machen wir. Man muss aber auch die Realitäten in unserer Industrie sehen, wo es nicht mehr viel zu kaufen gibt. Dieser Sektor hat sich in den letzten zehn Jahren sehr konsolidiert.

Das gilt weltweit.

Werner Lanthaler: Richtig. Novartis, Sanofi, Baxter, Merck, Glaxo Smith Cline haben 92 Prozent Marktanteil. Daneben gibt es noch zwei mittelgroße Unternehmen, die nicht Teil einer großen Pharmafirma sind: Crucell in Holland und eben ICLL in Österreich.

Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise auf Biotech-Unternehmen?

Werner Lanthaler: Die Biotech-Welt wird sich in zwei Lager teilen. Leider nicht in die wissenschaftlich guten und schlechten, sondern in die mit Geld und die ohne Geld. ICLL gehört zu denen mit Geld. Und hoffentlich auch zu denen mit der besten Wissenschaft. Grundsätzlich ist das aber auch eine ganz große Chance. Das Problem ist, dass Investoren, Unternehmen und vor allem die betroffenen Manager nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen. Und Manager, die Unternehmen in solche Situationen gebracht haben, kriegen ihre Firma da auch nicht mehr heraus. Das gilt für alle Bereiche. Insbesondere für Banken. Frisches Blut für neue Zeiten ist angesagt.

Intercell arbeitet mittlerweile an drei Standorten: in Österreich, den USA und Schottland. Warum gibt es nicht nur in Österreich einen großen Forschungs- und Entwicklungsstandort und dazu dann internationale Vertriebsniederlassungen?
Alexander von Gabain: Wenn in der Biotech-Branche ein Standort, ein Team oder Prozesse einmal gut etabliert sind, dann versucht man diese auch dort zu lassen. Nehmen wir Amerika: Wir haben diesen Standort im Vorjahr gekauft. Die dortigen Kollegen sind gut eingespielt, sie haben beste Kontakte zu den Behörden, und wie in Schottland ist auch dort bereits eine Produktionsanlage in Betrieb. Bei Amerika gibt es aber noch ein Extra-Argument für den Standort: Amerika ist und bleibt das Zentrum der internationalen Biotech-Industrie. Ein gutes Biotech-Unternehmen muss auch einen Standort in den USA haben. Nicht zuletzt auch, um Zugang zu den dortigen Forschungsmitteln zu haben. Wenn ich die erhaltenen Forschungsgelder vergleiche, und zwar schon, bevor wir das amerikanische Unternehmen Iomai gekauft hatten, haben wir aus Amerika im Vergleich zu Österreich ein Vielfaches an Forschungsgeldern bekommen. Deshalb, weil Österreich und Europa nur sehr zögerlich Phase-eins-und-zwei-Prüfungen bezahlen. Das gilt hier schon als Pharma-Entwicklung. Die Amerikaner hingegen erkennen, dass es sich bei Phase-eins-und-zwei-Studien bereits um gute klinische Forschung handelt, und bezahlen das entsprechend.

Sie haben es als österreichisches Unternehmen auch geschafft, die amerikanischen National Institutes of Health (NIH, Anm. d. Red.) als Partner zu gewinnen.
Alexander von Gabain: Da sind wir auch ganz stolz darauf. Das war bereits zu einem Zeitpunkt, wo wir noch keine Niederlassung in den USA hatten. Enttäuschend fand ich, dass das in der österreichischen Presse keine Resonanz gefunden hat. Das ist eine große wissenschaftliche Bestätigung, keine wirtschaftliche. Partnerschaften in Europa mit den NIH kann man an einer Hand abzählen. Das ist ein Gütesiegel.

ICLL hat große Industriepartner wie Novartis oder Merck. Bedeutet das, dass ein Start-up im Pharmabereich nicht selbstständig überleben kann und sich irgendwann einen Pharma-Riesen an Bord holen muss?
Alexander von Gabain: Solche Partnerschaften entstehen einmal durch vorzeigbare Leistungen in der Wissenschaft. Uns war wichtig, nicht nur von den Kapitalmärkten abhängig zu sein. Auch der Kauf von Iomai wäre ohne das Geld der Novartis-Beteiligung nicht möglich gewesen. Aber auch Partnerschaften ohne direkte Beteiligung sind wichtig. Die aktuellen Projekte mit Merck haben das Potenzial, einen Blockbuster-Impfstoff hervorzubringen.

Welche Konkurrenten hat Intercell?
Werner Lanthaler: Im Impfstoffentwicklungsmarkt nahezu keine. Wir sind nicht zuletzt deshalb bewusst in diese Segmente gegangen.

Sie beschäftigen rund 400 Mitarbeiter aus rund 30 Nationen. Wie und wo finden Sie Ihre Forscher?
Alexander von Gabain: Wir konnten ein so gutes Image aufbauen, dass es mir oft leid tut, so vielen guten Jobanfragen absagen zu müssen. Ein Problem aus meiner Sicht sind aber Parteien wie BZÖ oder FPÖ. Die sind für Firmen wie Intercell eine echte Bedrohung. Ich werde immer wieder im Ausland darauf angesprochen.

Ausländerfeindlichkeit ist das eine, aber die restriktiven Einwanderungsbestimmungen sind ein Punkt der handelnden Regierung.
Alexander von Gabain: Ganz schrecklich. Das ist ein echtes Problem. Bei Forschungszentren ist es schon schwierig, aber bei Unternehmen kommen dann auch noch Interessenvertretungen wie Gewerkschaft oder Kammer dazu. Wir tun uns mit nicht-europäischen Fachkräften sehr schwer. Wir können nicht alle als Spitzenkräfte deklarieren. Man darf nie übersehen, dass falsch verstandener Chauvinismus und Abgrenzung den Standort gefährden können. Wir haben mittlerweile einen weltweiten Wettkampf um gute Köpfe.

Wie geht es Ihnen sonst am Forschungsstandort Österreich?

Werner Lanthaler: Wir sind froh, dass unsere Zentrale in Wien ist. Und wir hoffen, dass Innovation hier weiter forciert wird. Das ist der einzige Weg, um einen Standort zu sichern. Es führt zu nichts, wenn man ein Jahr sagt, Forschung sei wichtig, und im Jahr drauf dann wieder, Forschung sei nicht wichtig. Forschung und Innovation sind ein langfristiges Unterfangen.

Alexander von Gabain: Was die Forschungsförderung betrifft, gibt es viele Einrichtungen. Aber insbesondere im Biotech-Bereich und was Finanzierungen für frühe klinische Entwicklungen betrifft, gibt es noch Potenzial zur Verbesserung. Wir bräuchten hier noch mehr Verständnis für die Industrie. Und dann bin ich wieder bei Entrepreneurship: Wenn es uns nicht gelingt, die gute Ausbildung in Wertschöpfung umzuwandeln, bekommen wir ein Problem. Auch an den Unis. Dort gibt es Spitzeninstitute, aber oft fehlt die Umsetzung. Wenn ich österreichischen Kollegen rate, an eine Unternehmensgründung zu denken und mit einem Venture-Fonds zu reden, höre ich immer wieder: „Na, des kaun i net.“ Oder: „Des wüll i net.“

Was halten Sie von der politisch ausgegebenen Excellence-Strategie im Bereich der Forschung?
Alexander von Gabain: Die Gründung des Biocenters Vienna damals mit IMP, IMBA und Boehringer Ingelheim fand ich eine sehr gute Initiative. Dann ist noch die Akademie der Wissenschaften dazugekommen und Josef Penninger (wissenschaftlicher Leiter des IMBA, Anm. d. Red.) und das Gregor Mendel Institut. Ohne übertreiben zu wollen: Das ist eigentlich eine Elite-Uni. Österreich hat sich in den letzten zehn Jahren in die richtige Richtung entwickelt. Am Anfang, aus einem Nobelpreis-Land wie Schweden kommend, war ich unsicher. Heute sage ich: Ich habe es nicht bereut. Allerdings bin ich derzeit sehr, sehr besorgt. Wenn man jetzt nicht weiter auf Forschung und Innovation setzt, wäre das eine Katastrophe.

Sie sprechen die enorme Kürzung der Forschungsbudgets an.
Alexander von Gabain: Richtig. Das ist eine echte Katastrophe. Egal mit wem man spricht, die Auswirkungen sind dramatisch.

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.01.2009

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