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01. Juli 2024

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Debatte über Privatheit und Öffentlichkeit im Informationszeitalter

Debatte über Privatheit und Öffentlichkeit im Informationszeitaltereconomy/screenshot

Laut einer aktuellen eco-Umfrage sehen die Hälfte der Befragten die Entscheidungshoheit über Löschanträge bei öffentlicher Behörde (36%) oder Gericht (11%) und eine Richterrolle für Suchmaschinenbetreiber entsprechend problematisch.

Jahr eins nach EuGH-Entscheid
Fast ein Jahr nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum sogenannten „Recht auf Vergessen“ hält die Mehrheit der Internetnutzer das Urteil für richtig. Das EuGH-Urteil vom 13. Mai 2015 verpflichtet Suchmaschinenbetreiber dazu Links und Verweise auf personenbezogene Inhalte auf Wunsch der betroffenen Person aus dem Suchindex zu entfernen.
Rund 20 Prozent sehen allerdings auch die Gefahr möglicher negativer Auswirkungen auf die Informations- und Meinungsfreiheit im Internet, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. durchgeführt hat.

Richterrolle für Suchmaschinenbetreiber problematisch
Nicht einverstanden sind demnach die meisten Nutzer mit der Rolle, die der EuGH den Suchmaschinenbetreibern zugeteilt hat. Rund 50 Prozent der Befragten denken, dass besser eine öffentliche Behörde (36%) oder ein Gericht (11%) die Abwägung zwischen dem Recht auf Privatheit und dem Interesse der Öffentlichkeit an umfassender Information und damit letztlich die Entscheidung über die Löschung eines Links treffen sollte.
„Der EuGH hat mit seinem Urteil zum Recht auf Vergessenwerden die Suchmaschinenbetreiber in eine Art Richterrolle bei Auseinandersetzungen über Inhalte im Netz gedrängt“, kritisiert Oliver Süme, eco Vorstand Politik & Recht. „Dies wirft nicht nur grundsätzliche Fragen hinsichtlich der Rechtsdurchsetzung im Netz auf, sondern widerspricht auch den grundlegenden Haftungsprivilegien der E-Commerce-Richtlinie,“ so Süme weiter.

Umfassende Grundsatzdebatte nötig
Besonders bemerkenswert an dieser Entscheidung sei laut eco, dass der Inhalt, auf den die Suchmaschine nicht mehr verlinken darf, ein "rechtmäßiger" Inhalt ist. Das heißt die Information selbst bleibe weiterhin im Netz. „Diese Trennung der Rechtmäßigkeit einer Äußerung von der Rechtmäßigkeit des Zugänglichmachens dieser Äußerung ist gerade aufgrund der besonderen Rolle von Suchmaschinen bei der Informationsbeschaffung im Internet problematisch“, sagt Süme weiter.
Das Urteil und seine Bedeutung für das Internet und die digitale Wissensgesellschaft sei so fundamental, dass es eine grundsätzliche Debatte über das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit im Informationszeitalter sowie die Verantwortung von Informationsvermittlern erforderlich mache.
Aus Sicht der Internetwirtschaft gibt es noch viele offene Fragen zur Ausgestaltung des Urteils und zur Rolle von Intermediären wie zum Beispiel Suchmaschinenbetreiber. Auch die noch schwer absehbaren Folgen für die Informations- und Meinungsfreiheit im Internet müssen weiter diskutiert werden.

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red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 17.04.2015

4. Kremser Wissensmanagement-Tage vom 21. bis 22.04.15

4. Kremser Wissensmanagement-Tage vom 21. bis 22.04.15Bilderbox.com

Die Donau-Universität Krems lädt von 21. bis 22. April 2015 zu den vierten Kremser Wissensmanagement-Tagen. Unter dem Leitthema „Wissen im Prozess“ werden aktuelle Perspektiven für das Wissensmanagement diskutiert.

Die Konferenz soll dabei eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis bieten sowie eine begleitende Fachausstellung. Als Keynote Speaker referiert Jan Mendling von der Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema „Was wir über Wissen in Prozessen wissen!“.

Wissen im Prozess
„Wissen im Prozess“, das diesjährige Leitthema der Konferenz behandelt das Zusammenspiel von Wissens- und Prozessmanagement und im speziellen geeignete Formen der Prozessmodellierung, das Spannungsfeld zwischen gelebten und dokumentierten Prozessen sowie prozessorientiertes Qualitätsmanagement welches immer auch den Umgang mit Wissen in Organisationen betrifft.
Die Themen der 35 Vorträge und Workshops reichen von Praxisberichten zur Gestaltung von Wissensmanagement-Prozessen über Wissenstransformation bis hin zu Lean Administration. Daneben wird ausreichend Zeit und Raum für den Erfahrungsaustausch geboten, sei es im Rahmen der Fachausstellung, in den Pausen oder auch abends beim Heurigen.

Innovatives Webtool wima-explorer
Beim Networking unterstützt auch das vom Zentrum für Kognition, Information und Management der Donau-Universität Krems mitentwickelte innovative Webtool wima-explorer. Mit ein paar Klicks finden die Nutzer heraus, welche Teilnehmer und Vorträge für sie persönlich besonders interessant sind.
Die Kremser Wissensmanagement-Tage finden heuer bereits das vierte Mal in Zusammenarbeit mit dem Magazin wissensmanagement statt. Mit dem Anspruch ein wichtiger Treffpunkt der deutschsprachigen Community zu sein, sind etwa die Beiträge der früheren Konferenzen als Sammelband herausgekommen und stehen zudem auch zum freien Download zur Verfügung.

Wissensmanagement als Studiengang
Seit mehr als zehn Jahren wird an der Donau Uni Krems der Studiengang „Wissensmanagement“ angeboten. Im Zentrum des Wissensmanagements steht die Gestaltung der Randbedingungen im komplexen Zusammenspiel zwischen Organisation, Technik und Mensch.
Wissen als „vierter Produktionsfaktor“ in der Informationsgesellschaft soll möglichst wirkungsvoll zum Einsatz kommen. Aus Sicht der Uni sind diese Themen für Wirtschaftsunternehmen in ganz ähnlicher Weise relevant wie für Behörden oder Freiwilligenorganisationen.

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red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 17.04.2015

Probeliegen im Sarg

Probeliegen im SargBilderbox.com

Wiener Stadtwerke laden zur Langen Nacht.

Die Wiener Stadtwerke veranstalten am Samstag, den 18. April wieder eine Lange Nacht wo Besucher an zahlreichen Stationen einen kostenlosen Blick hinter die Kulissen der städtischen Infrastruktur werfen können.
Ein Besuchermagnet dürfte dabei das Kraftwerk Simmering werden. Dort stehen Führungen durch das Wald-Biomassekraftwerk, das Kombiblockkraftwerk 3 und die Rauchgasentschwefelungsanlage am Programm. Am Kraftwerk Donaustadt wiederum gibt es Einblick in das "BürgerInnen-Solarkraftwerk" und eine Station rund um Elektromobilität.

U-Bahn-Simulator und Ehrengräber
Über die Aus- und Weiterbildung von Lehrlingen erfahren interessierte Besucher bei den Wiener Netzen, dort werden auch Führungen zum Thema Netzbetrieb und Versorgungssicherheit angeboten. Historische Straßenbahnen und Busse sind in der "Remise", dem Verkehrsmuseum der Wiener Linien, zu bestaunen.

Probeliegen im Sarg
Am Programm stehen weiters der Wiener Zentralfriedhof unter anderem mit der letzten Ruhestätte von Udo Jürgens und der Tierfriedhof, an dem "Sarg-Probeliegen" für die kleinen Lieblinge angeboten wird. U-Bahn-Fans können am Simulator üben und an einer 30-minütigen Sonderfahrt zwischen der Station Erdberg (U3) und dem Stadion (U2) teilnehmen.

Kinderprogramm an allen Stationen
"Wir hatten bei der letzen Langen Nacht 35.000 Besucher, das möchten wir toppen", so Nicole Kassar von den Wiener Stadtwerken. Ein gratis Bus-Shuttle verbindet die einzelnen Stationen. An fast allen Schauplätzen gibt es ein Angebot für Kinder, zudem läuft bei Schönwetter bereits ab 14 Uhr ein Kinderprogramm im Museumsquartier.

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apa/red, Economy Ausgabe 999999, 17.04.2015

Stopline

StoplineISPA_Stopline

Meldezahlen kinderpornographischer und nationalsozialistischer Web-Inhalte stiegen auch 2014.

Bereits das zweite Jahr in Folge verzeichnete Stopline einen deutlichen Anstieg der Meldungen von vermeintlich kinderpornografischen oder nationalsozialistischen Inhalten im Internet.
Waren es 2013 bereits gut 6.000 Hinweise, die bei der Meldestelle gegen Kinderpornografie und Nationalsozialismus im Internet eingingen, so stieg diese Zahl 2014 auf beinahe 8.800. Der Anteil des tatsächlich illegalen Materials ging hingegen von durchschnittlich 20% in den letzten 15 Jahren auf unter 12% zurück.

Deutliche Sensibilisierung
„Wir sehen in letzter Zeit auch durch die konstante Berichterstattung der Medien eine deutliche Sensibilisierung beim Thema sexueller Missbrauch von Kindern. Das führt dazu, dass die User immer häufiger auch Bilder melden, die zwar Minderjährige nackt abbilden, aber nicht unter Kinderpornografie fallen“, erklärt Barbara Schloßbauer, Leiterin der Stopline den scheinbaren Widerspruch zwischen steigenden Meldezahlen und sinkender Anteil gesetzeswidriger Inhalte.
Sie sieht eine Beurteilung, welches Material wirklich illegal ist, selbst für Fachleute manchmal herausfordernd und für einen Laien damit oft unmöglich. „Deswegen ist es immens wichtig, dass die Menschen jeden Verdacht melden und die Klassifizierung sowie das Setzen der erforderlichen Schritte wie beispielsweise das Informieren des betroffenen Hosting-Providers, die Kontaktaufnahme zu den Behörden oder die Weitergabe der Informationen an INHOPE Partner-Hotlines überlassen,“ ergänzt Schloßbauer.

Zahlen im Detail
98% der Inhalte betreffen Kinderpornografie, die USA sind dabei häufigster Hosting-Standort. Während die Gesamtzahl der Meldungen im Vergleich zu 2013 um beinahe 45% auf exakt 8.792 stieg, ging die absolute Zahl der tatsächlich illegalen Inhalte auf 1.019 (2013: 1.552) zurück. Dabei handelte es sich zu 98 Prozent um kinderpornografische Darstellungen, nur 2 Prozent waren dem Nationalsozialismus zuzuordnen.
Auch 2014 wurden diese Inhalte vorrangig – nämlich zu 54% – in den USA gehostet, gefolgt von den Niederlanden und Kanada. Fünf Mal war Österreich das Herkunftsland. „Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Providern funktioniert auch in dieser Hinsicht wirklich hervorragend, das Material wurde in allen Fällen umgehend aus dem Netz entfernt“, zeigt sich Maximilian Schubert, Generalsekretär der ISPA, zufrieden.

Internationale Zusammenarbeit
Da beinahe alle illegalen Inhalte im Ausland gehostet werden, ist die internationale Zusammenarbeit von größter Bedeutung. Diese geschieht bereits seit 15 Jahren im Rahmen von INHOPE, einem weltweiten Netzwerk von 51 Meldestellen in 45 Ländern. INHOPE organisiert unter anderem laufend Schulungen für die Hotline-Mitarbeiter, unterstützt Meldestellen im Aufbau, bietet eine breite Plattform für Austausch und arbeitet mit anderen internationalen Organisationen zusammen.
„Der Vorteil ist, dass diese Meldestellen in ihrem Land bestens mit den Behörden wie auch den Providern vernetzt sind und daher vor Ort genauso schnell, unbürokratisch und effizient handeln können wie Stopline in Österreich“, erklärt Barbara Schloßbauer. „Alleine 2014 haben wir in 933 Fällen eine dieser internationalen Partner-Hotlines kontaktiert.“

Finanzierung der Meldestellen als Herausforderung

Viele Hotlines des INHOPE-Netzwerks werden durch Mittel aus dem Safer Internet Programm der Europäischen Union gefördert. Mit 2015 hat die EU sowohl die Mittel als auch die Förderquote reduziert, 2017 soll diese Förderung komplett wegfallen.
„Die Finanzierung der Meldestellen könnte damit zur echten Herausforderung werden“, zeigt sich Schubert besorgt. „Schon die Reduktion der Förderquote auf 50% ist für manche Hotline äußerst schwer zu verkraften. Die erfolgreiche Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet kann nur bei internationaler Zusammenarbeit und einem flächendeckenden Netzwerk funktionieren, daher wäre jeder Wegfall einer dieser lokal so gut vernetzten Meldestellen eine Tragödie,“ betont Schloßbauer.
„Die Internetindustrie leistet schon jetzt einen beachtlichen Beitrag bei der Finanzierung der Hotlines und wird dies auch weiterhin tun, sie kann aber keinesfalls die ganze Last alleine tragen. Wir hoffen daher, dass diese Meldestellen auch auf EU-Ebene jene Unterstützung erhalten, die ihnen gebührt, schließlich ist Kinderpornografie nicht ein Problem des Internets, sondern eines der gesamten Gesellschaft,“ resümiert die Leiterin von Stopline.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 17.04.2015

Im Bauch des Unternehmens

Im Bauch des UnternehmensBilderbox.com

Die psychodynamische Organisationsberatung hat das Unbewusste im Visier.

Die Geschehnisse sind eigenartig: In einer Nacht- und Nebelaktion hat der renommierte Software-Konzern die kleine, aber hochkarätige Entwicklerfirma gekauft, die für ihre Innovationskraft bekannt ist. Und in einer Nacht- und Nebelaktion hat er dafür nicht weniger als 240 Mio. Euro an deren Gründer gezahlt.
Nicht eigenartiger aber ist, was dann passiert: Schon nach sechs Wochen wird klar, dass der Neuzukauf bei weitem nicht das Know-how bietet, das man sich erwartet hat. Woraufhin allen Ernstes erwogen wird, noch einmal auf „Einkaufstour“ zu gehen. Schließlich ist man noch immer meilenweit davon entfernt, das für Herbst angekündigte, neue Spitzenprodukt tatsächlich in acht Monaten ausliefern zu können. Was allmählich problematisch wird.

Rationalität ist Fiktion
Natürlich ist das ein fiktives Beispiel. Allerdings: Unternehmerische Irrationalitäten, die sich zum Beispiel in halsbrecherischen „Einkaufstouren“ von Konzernen äußern, gibt es immer wieder. Auch in Zeiten eines Wissensmanagements, das Firmen in neue Sphären der Rationalität erheben will.
Dass selbst die schönste Wissensbilanz nichts hilft, wenn erst einmal gewisse Dynamiken in Gang gekommen sind, liegt dabei daran, dass Wissen nicht vor Irrationalität schützt. Irrationalitäten in obigem Sinne haben ihre Wurzeln nämlich in etwas ganz anderem, wie schon Sigmund Freud aufgezeigt hat. Sie liegen im Unbewussten. Also in verdrängten Wünschen, Ängsten oder auch Ideen.
Was aber oft vergessen wird. Speziell in Organisationen und Unternehmen, in denen dieses Unbewusste freilich auch an der Arbeit ist. Denn was sonst führt zu solch eigenartigen Adhoc- Strategien, die Konzerne einen Zulieferer rasch einmal „schlucken“ lassen?
Psychoanalytisch gesehen, so erfährt man in „Psychodynamische Organisationsberatung“ von Mathias Lohmer (erschienen im Klett-Cotta Verlag, zweite Aufl age 2004), kann hinter einer derartigen Vorgehensweise ein ins Unbewusste verdrängter Konflikt stehen. „Kann“, wie gesagt, weil es freilich auch möglich ist, dass es sich bei dieser Strategie um knallhartes Kalkül handelt. Konkret ein Konflikt, der zum Beispiel darauf beruht, dass ein Unternehmen ein hochinnovatives Produkt auf den Markt bringen will, zugleich aber größte Bedenken hat, ob dieses Produkt auf dem Markt tatsächlich funktioniert.
Wird dieser Konflikt verdrängt, kann das zweierlei Folgen haben: Einerseits wird wahrscheinlich kein vernünftiges Risikomanagement entwickelt, wie Lohmer erläutert. Andererseits kommt es aber auch zur Ausbildung von „Symptomen“ im Unternehmen, über die das Verdrängte in entstellter Form in das Bewusstsein zurückkehrt. Und dort etwa zur Benutzung von Phrasen wie „Wir schaffen das schon!“ führt.

Freies Assoziieren
Das wiederum hat möglicherweise zur Folge, dass in der Firma eine ganze „Wir schaffen das schon!“-Kultur entsteht, zu der es nach einiger Zeit auch gehört, dass immer mehr Dinge schnell und ohne große Absicherung passieren. Bis schließlich ein extrem risikoreiches und „kurzsichtiges“ Agieren zum Normalmaß geworden ist.
Mit Argumenten, Zahlen und Fakten lässt sich eine solche Kultur dann nicht mehr verändern: Ihr „Das schaffen wir schon!“ gleicht irgendwann einem „inneren Objekt“, zu dem eine tiefe emotionale Bindung besteht, die sich jeder rationalen Bearbeitung entzieht.
Aus genau diesem Grund wurde in Großbritannien die „psychodynamische Organisationsberatung“ entwickelt, an die in Deutschland Lohmer und andere anschließen. Ihr Fokus liegt auf ebensolchen Verdrängungen und deren „kulturellen“ Auswirkungen, zu deren Bearbeitung sie ein ganzes Set an „Werkzeugen“ aus der Psychoanalyse und deren Umfeld adaptiert hat; beispielsweise die so genannte „Balint-Gruppe“, die an der britischen Tavistock-Klinik entwickelt worden ist.
Von zentraler Bedeutung ist in dieser die Arbeit mit dem „freien Assoziieren“, das heißt mit dem Aussprechen von dem, was einem gerade in den Sinn kommt: Zwölf bis 15 Personen – Programmierer, Entwickler, Projektleiter und Manager, um bei dem Beispiel des fiktiven Software-Konzerns zu bleiben – werden zu Beginn von einem Referenten über ein bestimmtes Problem informiert. Etwa darüber, dass sich ob der unfruchtbaren Ad-hoc-Käufe in der Firma allmählich Unruhe auszubreiten beginnt.
Nach der Darstellung des Referenten beginnt die Gruppe ohne selbigen über die Inhalte frei zu assoziieren – wobei es laut Lohmer jeder Gruppe rasch gelingt, zu den unbewussten Problemen, um die es geht, vorzudringen. Nach einiger Zeit wird dann der Referent nach seinen Emotionen, Stimmungen und überhaupt nach seinem Eindruck vom Geschehen gefragt. Woraufhin die Gruppe mit der Deutung des durch das freie Assoziieren angefallenen „Materials“ beginnt. Um unter Umständen festzustellen, dass der Hintergrund des ganzen Geschehens ein verdrängter Konflikt zwischen Innovationsdruck und Innovationsangst ist. Was schließlich eine Lösungssuche möglich macht, die jenseits spontaner Ad-hoc-Strategien angesiedelt ist.
„Zuerst der Bauch – dann die Vernunft“ ist also gewissermaßen das Motto der „Balint“- Gruppe. Das gilt aber auch für die psychodynamische Organisationsberatung generell. Und dieser Ansatz macht sie so interessant: Beispielsweise als Ergänzung diverser systemischer Ansätze, die ja primär beim Kopf und beim Denken ansetzen: Mithilfe psychodynamischer Konzepte lassen sich auch „Schichten“ der Unternehmung erreichen, die sonst im Verborgenen bleiben. Schichten, die oft die wirklichen „Schuldigen“ sind, wenn wieder einmal Mio. Euro in den sprichwörtlichen Sand gesetzt worden sind. Das Loch im Budget hätte sich vermeiden lassen.

Ausgewählter Artikel aus dem Jahr 2006

Rita Michlits, Christian Eigner, Economy Ausgabe 11-05-2006, 15.04.2015

2014 mit Rekordergebnis bei Betriebsansiedelungen

2014 mit Rekordergebnis bei BetriebsansiedelungenBilderbox.com

Im Vorjahr haben sich österreichweit 276 neue internationale Unternehmen angesiedelt, das ist ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Rekord in der 33-jährigen Geschichte der staatlichen Betriebsansiedlungsagentur Austrian Business Agency (ABA).

Knapp 80 Prozent mehr Jobs
Wie APA-Science berichtet, legte die Investitionssumme um sieben Prozent auf 371 Mio. Euro zu, bei den geschaffenen Jobs gab es ein Plus von 79 Prozent auf 2.645 Posten. Die meisten Betriebsansiedelungen gab es in Wien, gefolgt von Kärnten und Niederösterreich. In der Bundeshauptstadt gab es einen Zuwachs von 104 auf 131 neue Betriebe.
Wichtigstes Investorenland mit 88 Ansiedlungen war Deutschland, das Plus lag bei vier Prozent. Bei den Niederlassungen aus Italien gab es ein Rekordergebnis (43 Firmen). Markant sei auch das zunehmende Interesse aus Südosteuropa (74 Unternehmen).

Steigende Forschungstätigkeit
Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, dessen Ressort auch die ABA verantwortet, zeigte sich über die den Ansiedlungs-Zuwachs bei Unternehmen, die hierzulande Forschung und Entwicklung (F&E) betreiben, erfreut.
Im Vorjahr seien es bereits 13 Firmen gewesen, nach vier im Jahr 2013. "Gerade das Angebot an Spitzen-und Fachkräften wird im Wettbewerb immer entscheidender. Als neue Maßnahme erhöhen wir die Forschungsprämie ab 2016 von zehn auf zwölf Prozent", so Mitterlehner.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 15.04.2015

Gehirntraining statt Medikamente gegen Schlaflosigkeit

Gehirntraining statt Medikamente gegen SchlaflosigkeitUni Salzburg_Lugi Caputo

Endlich gut schlafen zu können, ist lernbar. Wie es geht, und welche Menschen am besten auf ein solches "Gehirntraining" reagieren, wurde in einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF untersucht.

Augenringe, müde Glieder, geistige Abwesenheit, die Spuren einer kurzen Nacht haben die meisten Menschen schon am eigenen Leib erfahren. "Rund ein Drittel der österreichischen Gesamtbevölkerung leidet an wiederkehrenden Schlafstörungen", so Manuel Schabus von der Uni Salzburg.
Der Psychologe beschäftigt sich seit Jahren mit den unterschiedlichsten Bewusstseinszuständen. In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt haben Schabus und sein Team nun untersucht, wie die Befindlichkeit von Menschen mit Schlafstörungen ohne die Gabe von Medikamenten verbessert werden kann.

Training statt Chemie
"Menschen mit Schlaflosigkeit, einer sogenannten Insomnie, befinden sich in einem Zustand des 'Hyperarousal', also der Übererregung. Der Griff zur Tablette liegt nahe", sagt Schabus. Medikamentöse Behandlungsformen, die sich auf die Bekämpfung dieses Erregungszustands beschränken, haben jedoch unerwünschte Nebenwirkungen. Abhängigkeit und Gewöhnungseffekte gehören genauso dazu wie Gedächtnisstörungen.
"Medikamente dämpfen häufig einfach die nächtlichen Gehirnaktivitäten und somit auch hilfreiche Funktionen wie die sogenannte 'Konsolidierung von Gedächtnisinhalten', also das nächtliche Einmeißeln von Informationen, sodass tags darauf der Abruf leichter fällt", erklärt Schabus.
Das im Rahmen des FWF-Projekts eingesetzte Neurofeedbacktraining, ein Biofeedbacktraining für das Gehirn, führt die betroffenen Personen in den Schlaf. Genutzt werden dabei sogenannte "Schlafspindeln", also in EEG-Messungen erkennbare Muster, die durch ein rasches Auf und Ab der Hirnstromaktivität gekennzeichnet sind und besonders im Leichtschlafstadium auftreten.

Entscheidender Rythmus
Die im Rahmen des FWF-Projekts durchgeführten Vorstudien zeigten die positiven Effekte des Neurofeedbacktrainings an Gesunden. Daher wurde diese Methode nun in einer Pilotstudie an PatientInnen mit Schlafstörungen zwischen 19 und 50 Jahren getestet.
"Die Gehirnschwingungen werden dabei im Wachzustand auf einen Frequenzbereich zwischen 12 und 15 Hertz trainiert, den sogenannten sensomotorischen Rhythmus. Denn dieser Frequenzbereich ist auch im Leichtschlaf prominent und zeigt sich insbesondere während des Einschlafens als Schlafspindeln", erläutert Schabus.
In zehn Lerneinheiten konnten die PatientInnen ihren eigenen sensomotorischen Rhythmus (gemessen mit EEG-Elektroden) am Computerbildschirm beobachten und steuern lernen. Als Aufgabenstellung sollten sie eine Kompassnadel am Bildschirm allein durch die Kraft der mentalen Entspannung auf einen grünen Punkt lenken. Sie bekamen immer dann positives visuelles Feedback, wenn sie diesen Punkt, also den Frequenzbereich zwischen 12 und 15 Hertz, erreichten.

Self-Monitoring und Schlaftagebücher
"Durch das Training gelang es uns, bei 16 von 24 leicht beeinträchtigten Patientinnen und Patienten den sensomotorischen Rhythmus im Wachzustand und die Schlafspindeln zu verstärken. Jene, die gut auf das Training ansprachen, wiesen eine verbesserte Schlafqualität auf. Diese wurde sowohl durch Self-Monitoring-Methoden erhoben, wie zum Beispiel Schlaftagebücher, als auch in unserem Schlaflabor gemessen", fasst Manuel Schabus zusammen.
Alle TeilnehmerInnen suchten das Schlaflabor insgesamt 21 Mal auf, wodurch die Effekte genau studiert werden konnten. So konnten auch positive Effekte auf die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten beim Erlernen und Wiedergeben von 80 Wortpaaren festgestellt werden.
Auch bei der subjektiven Schlafqualität der PatientInnen, die diese Art von Biofeedbacktraining erfolgreich absolvierten, zeigte sich eine Verbesserung, jedoch ebenso in einer reinen Placebo-Bedingung. Der Forscher warnt jedoch, die Ergebnisse zu verallgemeinern: Personen mit länger andauernder oder stärker ausgeprägter Schlaflosigkeit sprachen auf das Gehirnwellentraining nicht an und zeigten auch keine positiven Veränderungen von Schlaf oder Gedächtnis.

Hippcampus-Fittness
"Wenn man bedenkt, wie viele Eindrücke täglich auf unser Gehirn hereinprasseln, im Speziellen auf den Hippocampus, und wie empfindlich dieser auf Stress reagiert, ist es wichtig zu bedenken, behutsam mit unserem Denkmuskel umzugehen,“ so Schabus.
„Ein gezieltes Training und ausreichende 'Schlafhygiene' fördern nicht nur das Wohlbefinden, sondern schützen auch neu gelernte Informationen vor störenden Einflüssen", betont der Experte. Die Studien des FWF-Projekts sollen wichtige Anstöße zur Schulung dieses lebenswichtigen menschlichen Vermögens geben und einen bewussteren Umgang mit dem Schlaf fördern.

Manuel Schabus
Manuel Schabus ist Schlafforscher am Centre for Cognitive Neuroscience an der Universität Salzburg. Neben dem Aufbau des Schlaflabors an der Universität hat er zahlreiche Beiträge zur Bewusstseins-, Schlaf- und Gedächtnisforschung veröffentlicht.
2014 wurde er mit dem START-Preis des FWF zur Förderung hervorragender NachwuchswissenschafterInnen für seine Arbeiten zur Gehirnforschung ausgezeichnet. Der renomierte Experte wird am Donnerstag, 16. April, im Rahmen der Vortragsreihe AM PULS im Theater Akzent zu Gast sein.

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red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 15.04.2015

EU-Programm Horizon

EU-Programm Horizonpiqs.de/thephotographymuse

... bringt 191 Millionen Euro für Innovationsstandort Österreich.

Mit einer Erfolgsrate von über 18 Prozent und einer überdurchschnittlichen KMU-Beteiligung liegt Österreich über dem EU-Schnitt von knapp 17 Prozent.
Seit Jahresbeginn 2014 läuft das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020. Die Zwischenbilanz für Österreich fällt nach rund einem Jahr und der Vergabe von drei Viertel aller Ausschreibungen für 2014 sehr erfolgreich aus.
"Unsere Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen nutzen die Chancen des EU-Programms als Turbo für den Innovationsstandort Österreich. Bislang sind bereits 191 Millionen Euro für heimische Institutionen genehmigt, die damit in jedem zehnten Projekt involviert sind", so Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

Innovation unverzichtbar für Standort
Neben dem Hochschulsektor (32 Prozent der österreichischen Beteiligungen) ist vor allem der Unternehmenssektor in den bisherigen Horizon-Ausschreibungen stark vertreten und liegt mit 33 Prozent über dem EU-Schnitt von 29 Prozent.
"Innovation ist die Basis für neue Produkte, Wachstum und Beschäftigung. Die Forschungsaktivitäten unserer Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag für den Standort Österreich und daher unterstützen wir diesen Bereich mit gezielten Maßnahmen wie der Erhöhung der Forschungsprämie", erläutert Minister Mitterlehner.

Klein- und Mittelbetriebe profitieren
Im aktuellen Horizon-Programm haben vor allem Klein- und Mittelbetriebe überdurchschnittlich stark profitiert. 17 Prozent aller genehmigten österreichischen Beteiligungen sind KMU's, europaweit liegt der Schnitt bei 14 Prozent KMU-Beteiligung.
"Das neue Förderprogramm berücksichtigt die Bedürfnisse von Klein- und Mittelbetrieben stärker als früher. Die Entwicklung neuer Technologien und Produkte ist gerade für Klein- und Mittelbetriebe ein wichtiges Wettbewerbskriterium und daher unterstützen wir den Zugang zu den Horizon-Programmen, etwa durch die Ausweitung der Beratung bei der FFG", betont der Wirtschaftsminister.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 15.04.2015

Weltweit erster Kohlegrill

Weltweit erster KohlegrillInfotronik

... mit Touchdisplay und App-Steuerung.

Der Niederösterreicher Martin Unger hat mit seinem Unternehmen Infotronik laut eigenen Angaben den weltweit ersten Kohlegrill konstruiert, der über ein Touchdisplay am Grillgerät oder über eine App am Smartphone gesteuert und überwacht werden kann.

Grillen mit Touchscreen und Smartphone-Steuerung
Für seinen innovativen Grill, der unter dem Namen 'Activegrill' vermarktet wird, erhielt Unger eine internationale Auszeichnung des europäischen Grill- und Barbecuemagazin Fire & Food.
"Alle wichtigen Grillfunktionen und Temperaturen können über das am Grillgerät befindliche Touchdisplay oder über ein eigens entwickeltes App am Smartphone gesteuert werden", erklärt Martin Unger. "Mit unserer digitalen Unterstützung sind Temperatureinstellungen von 80 bis 400 Grad einfach einzustellen und auf Knopfdruck kann zwischen direkter und indirekter Grillmethode gewählt werden,“ so der Grill-Innovator weiter.

Markteinführung nach dreijähriger Entwicklungszeit
Die Idee den "perfekten" Kohlegrill zu konstruieren entstand Unger, der selbst aus einer Gastronomie-Familie stammt, aus dem eigenen Bedarf heraus. Dazu wurde in den letzten drei Jahren mit elektrischen Gebläsen und Klappen sowie mit verschiedenen Materialen wie Keramik und hochlegierten Stahl experimentiert.
Der Durchbruch gelang mit der Entwicklung einer speziellen Vorrichtung, genannt "Heatflap", die wie ein Ventil funktioniert und die benötigte Hitze exakt dosieren kann. Die zusätzliche Ausstattung des Grills mit einem Touchdisplay und einer Smartphone-Fernsteuerung war für den Elektronikexperten lösbare Zusatzaufgabe.

Infotronik Touchscreen Systeme
Das Niederösterreichische Unternehmen Infotronik Touchscreen Systeme GmbH mit Sitz in Pitten ist laut eigenen Angaben einer der führenden Hersteller von hochwertigen und widerstandsfähigen Touchscreen-Informationssystemen für den In- und Outdoor-Bereich.
Das Unternehmen besteht seit 14 Jahren und beschäftigt zehn Mitarbeiter. Für die Entwicklung von innovativen Produkten wurde das Unternehmen mit dem Innovationspreis des Landes NÖ ausgezeichnet. Activegrill ist eine Marke der Firma Infotronik Touchscreen Systeme GmbH.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 15.04.2015

TU-Hacker wieder unter den besten der Welt

TU-Hacker wieder unter den besten der WeltTU Wien

TU Wien erreicht dritten Platz beim internationalen iCTF Hacker-Wettbewerb.

Das Hacker-Team der TU Wien ist Weltklasse, das zeigte sich auch heuer wieder beim internationalen Wettbewerb der Universität von Santa Barbara (Kalifornien, USA). 88 Hacker-Teams trafen aufeinander, das Team "We_0Wn_Y0u", das sich aus Lehrenden und Studierenden der TU Wien zusammensetzt, konnte sich am Ende über den dritten Platz freuen. Den ersten Platz belegte das "Bushwhackers CTF Team" aus Russland, der zweite Platz ging an das "!SpamAndHex" Team aus Ungarn.

Daten schützen und Daten stehlen
"Beim Capture-the-Flag-Contest geht es darum, in die Server der anderen Teams einzubrechen, und gleichzeitig den eigenen Server gegen die Angriffe der anderen zu schützen", erklärt Markus Kammerstetter, Leiter des iSecLab Security-Labs (Automation Systems Group am Institut für Rechnergestützte Automation) der TU Wien.
"Solche Wettbewerbe sind keine bloße Spielerei, sie sind für die Besten unserer rund 400 Studierenden pro Jahr eine großartige Chance, das Wissen aus den 'Internet Security' und 'Advanced Internet Security' Lehrveranstaltungen praktisch umzusetzen", ergänzt Kammerstetter.

Sieben Mal unter den besten Fünf
Der dritte Platz war nicht der erste große Erfolg des Teams: Sieben Mal hat die TU Wien seit 2005 bei dem großen internationalen Wettbewerb teilgenommen, immer lag man unter den besten fünf, zweimal (2006 und 2011) konnte man den Wettbewerb sogar gewinnen.
In 2012 erspielte sich das Team dadurch sogar die Qualifikation und damit die Teilnahme beim DefCon CTF Contest in Las Vegas, dem als weltweit am schwierigsten geltenden Hacker Contest. "Das Thema Internet-Sicherheit ist nicht nur ein spannendes akademisches Forschungsgebiet, es ist auch für die Wirtschaft ein ganz wichtiges Thema,“ so Kammerstetter weiter.
„Unser Erfolg zeigt, dass wir an der TU Wien Studierende ausbilden, die ihr theoretisches Wissen in der Praxis bestens anwenden können und internationale Spitzenleistungen bringen. Für die Zukunft wünschen wir uns weiterhin guten Erfolg sowie eine Besserung der Finanzierungslage für unsre Security Lehre und Forschung,“ resümiert der Tu-Experte.

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red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 15.04.2015

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