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22. Juli 2024

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„Wir können nicht einfach im Geschäft kaufen weil die so nett sind.“

„Wir können nicht einfach im Geschäft kaufen weil die so nett sind.“(C) economy

(Video/Text; german/english) Rund 2.700 Mitarbeiter, 2.000 IT-Engeräte, 600 Softwareprodukte, Spezialausrüstung für 750 mobile Fahrzeuge. Asfinag-Vorstand Klaus Schierhackl im zweiten Teil des Gesprächs mit economy über komplexe IT-Anforderungen, klare Verhältnisse bei der Beschaffung und über ambivalente Entwicklungen im Umfeld von Staus.

Economy: Die Asfinag ist ein zu 100 Prozent nutzerfinanziertes Unternehmen, bekannt als österreichischer Straßenerhalter und verbunden mit den Themen Vignette und Maut. Wie kann man sich generell die technische Infrastruktur vorstellen?
Klaus Schierhackl: Die technische Infrastruktur der Asfinag, und da sprechen wir von der IT-Infrastruktur, ist relativ komplex und beinhaltet einerseits das Thema Maut.
Anderseits haben wir eine sehr große IT in Richtung Kundenmanagement, Verkehrs-Information, Wetter-Information, all diese Themen die bei uns mit den Verkehrsbeeinflussungsanlagen angezeigt werden, mit dem Verkehrs-Informationssystem oder mit den Apps der Asfinag.
Natürlich gibt es auch eine sehr große Office-IT mit ca. 2.000 Desktop-Geräten auf den Schreibtischen oder in den Überwachungszentralen und ungefähr 750 mobile Einheiten. Wenn wir weiter schauen, dann sind da noch 450 LKWs und jeder LKW ist heute schon ein fahrender PC, zusammengefasst haben wir also sehr viel IT.
Die Schwerpunkte sind Maut, elektronische Bemautung für LKW, dann das Thema Kunde, Verkehrs-Management und –Information und der dritte Teil betrifft die Verwaltung, etwa das Dokumenten-Management und ähnliches.

Was ist im Normalfall Anlass für die Anschaffung neuer Technologien?
Wir haben ungefähr 600 Software-Pakete im Einsatz, die sind auf dieser Hardware nicht mehr anwendbar. Wir versuchen da mit der Zeit zu gehen aber zu oft wechseln können wir auch nicht, das ist zu teuer. Also eine Balance zwischen technischer Notwendigkeit und ein Schritt in eine neue Richtung.

Welche Herausforderung gilt es Ihrer Erfahrung nach zu meistern bei solchen Projekten?
Die Herausforderung ist eine Balance zu finden was ist technisch nötig, was beschaffen wir, was hat langfristig Bestand und das ganz auch so zu etablieren, dass es die Mitarbeiter freiwillig nutzen und die Kunden auch.
Dinge, die nicht genutzt werden haben keinen Sinn und sehr oft sind wir da hart am Limit, dass Dinge komplex sind, sehr viel können aber der Mensch nicht mehr mitmacht und das wollen wir vermeiden.

Das bringt mich zum Thema Kosten und Nutzen.
Es beginnt bei der Autobahn-Infrastruktur und bei Neubaustrecken bis zu Anschluss-Stellen wo es dann die Beteiligung der Begünstigten gibt.
Unsere Zielsetzung, was den Kunden betrifft, ist einfach am Puls der Zeit zu sein mit der bestmöglichen Information. Was wir anbieten sind keine zusätzlichen Spuren, weil das ist aufwändig und teuer, sondern die gute Information über das Vorhandene, das ist möglich.

Wie geht die Asfinag bei der Auswahl eines Technologiepartners vor?
Bei uns wird ausgeschrieben, wir schreiben teilweise selbst aus, teilweise schreibt für uns die Bundesbeschaffungsgesellschaft aus.
Spezielle Sachen schreiben wir selbst aus mit einem Bestbieter-Prinzip und bei Kernapplikationen versuchen wir auch die Source-Codes zu haben, bzw. schon auch einen Zugriff zu haben.
Wir entwickeln etwa gerade die digitale Vignette selbst, einfach um da auch nicht ausgeliefert zu sein sondern die Kernelemente bestmöglich selber in der Hand zu haben.

Würden Sie sich bei der Beschaffung mehr Freiheiten wünschen?
Ein Unternehmen so groß wie die Asfinag mit ein paar tausend Mitarbeitern, mit diesem Volumen was wir beschaffen an Hard- und Software, da können wir nicht ein Geschäft gehen und sagen: jetzt kauf ich bei dem und dem weil der war letztes Mal so symphatisch.
Das wäre zwar kurzfristig praktisch aber langfristig ein Fiasko.
Kund machen, transparent machen, Fristen setzen, entscheiden. Es entscheidet sich in der Regel von selbst.
Dann beauftragen, die Order umsetzen, schauen, dass von unser Seite alles nötige beigestellt wird und so ein klares Verhältnis schaffen.

Welche Wünsche gibt es etwaig nach der langjährigen Erfahrung an die IT-Anbieter?
Möglichst einfache Produkte, transparente Produkte, Standardisierung, Vergleichbarkeit.
Und wie gesagt, Produkte, die den Anwender ermutigen es selbst zu lernen. Hier wäre die Industrie gefordert, Produkte anzubieten, die noch leichter zu bedienen sind.

Die Asfinag betreibt umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, welche sind hier besonders erwähnenswert?
Was kann konkret gemacht werden um den Kundennutzen zu steigern, noch mehr Informationen über das Autobahnnetz zu geben.
Um über Verkehrsträger hinweg, also Strasse, Bahn, Schiene, Flug-Verbindungen, um hier intermodale Lösungen anzubieten.
Das zweite wo wir uns engagieren, was für den Kunden interessant ist, sind automatisationsunterstützte Fahrzeuge. Wir bieten Teststrecken, sind hier mit der Industrie und natürlich mit dem Verkehrsministerium in Kontakt weil das verordnet werden muss.
Wie geht das weiter mit den Fahrer-Assistenzsystemen, mit den Autos, die teilweise selbst lenken, die komplett selbst lenken und da mithelfen, was können wir hier anbieten.

Wie ist Ihre Sichtweise die technologische Entwicklung generell aus gesellschaftspolitischer Sicht betreffend?
Der Parkassistent, damit beginnt es wenn wir zurück zum Auto gehen, der Spurführungsassistent ist nicht so weit weg, Müdigkeitserkennung ist sowieso schon Standard um einen relativ günstigen Preis und die generelle Entwicklung wird da noch ganz rasant sein.
Das hat natürlich ein ganz hohen Sicherheitsaspekt, wird die Mobilität noch weiter vereinfachen umso mehr das Fahrzeug automatisch lenkt.
Und umso mehr das ganze damit verbunden ist, dass ich nicht mehr im Stau stehe sondern eigentlich meine News lesen kann oder auch Schach spielen kann auf meinem mobilen Gerät – umso weniger zeitkritisch werde ich dem Stau gegenüber weil das ist ja fast schöner als im Zimmer zu Hause.
Das ist für einen Infrastrukturanbieter eine Katastrophe, bzw. für den, der am Flughafen sein muss und die gleiche Strecke benutzen muss ein Wahnsinn.
Wir müssen daher schon schauen, dass diese Entwicklungen, dass die Sensitivität dem Stau gegenüber nicht ganz abnimmt, das wäre für uns eine schwierige Situation.

Link: "Die Mobilität ist beim Menschen ganz tief drin"

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„We can not buy in a shop because of their kindness from the last time.“

Around 2.700 Employees, 2.000 IT-Devices, 600 Softwareproducts, spezial equipment for 750 mobile vehicles. Asfinag-executive Klaus Schierhackl in the second part of the talk with economy about complex challenges, clear relationship at procurement-processes and about very ambivalent developments in the sorrounding of traffic-jams.

Economy: Asfinag is a company that is 100 percent user financed, well known as the Austrian road-company and linked with the topics vignette and toll. How can we imagine the IT-Infrastructure?
Klaus Schierhackl: The IT-Infrastructure of the Asfinag is very complex. One part ist the retification of the toll and beside we have a large it-strucure according to our customer-services, traffic-management, weather-information, all those topics linked with the traffic-influence- and traffic-informationsystem, for instance apps.
Another component is our large Office-IT with ca. 2.000 desk-units and around 700 mobile units.
And if we take a current look, there are 450 trucks and each of them is a mobile computer and as a summary we have a lot of IT.
The main focus ist toll, electronic toll, customer-services, traffic-management and –information and the third part ist our administration like document-management and similar.

What is normally the reason for the acquisition of new technologies?
We have arround 600 Software-packages which have to be matched with our hardware. We have to try to update but to many changes are to expensive. It is important to find a balance between what ist necessary and the next step to the right direction.

Which challenges do you usually have to overcome during such implementation processes?
The challenge is to find the balance between what is the technical need, what do we procure, what has a longer continuance and at last to establish this technical infrastructures for an easy using by our employees and our customers too.
Things which are not used are senseless, often we are at the limit because of complexity, high features and in that case the human does not participate and this we have to avoid.

That brings me to the topic costs and benefits
It starts at the highway-infrastrcture, at new sections till to new street-connections whith the link and participation to the favored. Our objective is to be at „the pulse of the time“ with best information. We do not offer additional lanes, that is to expensive, we offer a usefull information about the existing, that is possible.

How does Asfinag choose a technology partner?
Asfinag is subject to the provisions of the Austrian Federal Procurement act, we have to select them by means of a tendering process. Sometimes we do that, sometimes the Federal Procurement Company. Individuel offers we select by ourselve with the act of a „best offer term“.
In case of core applications we try to own the source-codes too or to have the access. Currently we develope the digital vignette which has to be paid directly to us and in such a case we must own the property for the core elements, there should be no external dependency.

Would you like a little bit more of freedom in procurement?
A large company like Asfinag with a few thousand employees, with such a big volume in ordering hard- and software, we can not visit a store and say: I am going to buy now because you were so friendly the last time.
That would be practically in a short view but on a long term this would be a fiasco.
Announcement, make it transparent, setting time limits, making decisions, usually the decision happens by itself. And then the order, take a look to our tasks and finally a clear relationship.

What are the general wishes or recommendations that you look for in an IT supplier?
If possible simple products, transparent, standardization, comparability. Finally products and services which encourage the user to learn for themselve. Here the industry is required to offer products with higher usability.

Asfinag manages many Research and Development activities, which are worth to mention?
What can we do in a concrete form to raise up the customer experience? To offer more informations about the highway-net, more information accross the traffic-ways including highway, street, train, tramway, underground-train, airplane and all links between that for offering intermodal solutions.
Our second engagement which is very interesting for the customer is the topic of automatical providing for car-vehicles. We are offering test-lanes according with the Federal Ministry of Traffic and Transportation and in co-working with the industry.
What is the development with assistant-systems for the driver, with cars which are driving partly automatically, cars which are driving complete automatically and to help there and say: what can we offer here.

How ist your point of view according to the technological development generally?
The parking assistant, with it starts it when we go back to the car, tracking assistant is not so far away, fatigue detection is already standard, also at a relatively cheap price and also at cheap cars.
The development will be quite rapid here. This has a high security aspect and will further simplify mobility. The more the vehicle automatically steers, the more the whole is connected, that I am no longer in a traffic jam, I am reading my news or play games like chess on my mobile device, I am losing my time-critical against the traffic jam.
This is a catastrophe for an infrastructure provider, also a madness for the one who must be at the airport and has to drive the same route.
One has to look at how far these developments do not lead to the fact that the sensitivity towards the traffic jam is decreasing. This would be a really difficult situation for us.

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red/czaak – translation by economy, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2017

Filz als innovatives Geschäftsmodell

Filz als innovatives Geschäftsmodell(C) filzfaktor.at

Ein Burgenländer aus Eichgraben bietet alles aus Filz ausschließlich über seinen Webshop an.

Aus der Not eine Tugend machen und sie erfolgreich vermarkten, lautet der Wahlspruch des 55-jährigen Joschka Pauleschitz, der einst Ethnologie studiert hat und sich nach mehreren Zwischenstationen im Wienerwald niederließ, um hier eine Filzproduktion zu eröffnen und per Internetshop zu vermarkten.
Seit fünf Jahren bietet Pauleschitz in Eichgraben neben Filzwolle und dem Zubehör zum Filzen Patschen, Einlegesohlen, Taschen, Laptophüllen, Handytaschen, Aufbewahrungsboxen, aber auch Schals, Mützen, Schmuck, Sitzauflagen, Untersetzer und Tischsets aus Filz an. „2016 habe ich 48.535 Artikel verschickt. Der billigste war ein Filzkugerl um 20 Cent, der teuerste ein Filzteppich um 2.000 Euro“, berichtet Pauleschitz. Beim Verpacken und Versenden der Ware ist seine Gattin behilflich und sein Sohn als Programmierer im Webshop. Ansonsten ist Filzfaktor ein Ein-Personen-Unternehmen.

Filzpatschen und Filztaschen
Die meisten Produkte bezieht Pauleschitz aus dem EU-Raum, aber auch aus Nepal. Zu den Rennern seines Internetladens zählen laut eigenen Angaben Filzpatschen, gefolgt von Filzwolle und Zubehör sowie Untersetzer und Taschen. 2011 hat Pauleschitz sein Geschäft in der Wiener Neubaugasse aufgeben müssen und fasste den Entschluss, Filzfaktor umzustrukturieren.
„Ich habe zunächst überlegt, auf ein anderes Geschäftslokal auszuweichen, verwarf den Gedanken aber rasch, weil die Ablösesummen und die Mieten in guten Lagen kaum mehr leistbar waren. Außerdem hat mich das Abenteuer Webshop sehr gereizt.“ Gelandet ist er so schließlich in Eichgraben.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.02.2017

Bessere Chancen in der Krebsbehandlung

Bessere Chancen in der Krebsbehandlung(C) dailyexcelsior

Ein niederösterreichisches Unternehmen bringt einen neuartigen Blutkrebstest auf den Markt.

Einen neuartigen Test zur Bestimmung eines Gens, das einen speziellen Blutkrebs verursacht, hat eine Stockerauer Firma entwickelt. BioProducts Mag. Th. Langmann GmbH ist auf die Entwicklung und den Vertrieb von Produkten zur Diagnose auf Ebene der DNA und der darin enthaltenen Gene spezialisiert. Mit solchen Tests können Krebsgene nachgewiesen werden und man könne so die Überlebensrate der Blutkrebspatienten in Kombination mit neuen Medikamenten von 20 auf 80 Prozent steigern.

Selbst entwickelt
„Diesen Test haben wir selber entwickelt, weil davor keiner auf dem Markt gewesen ist, der bei Verdacht auf Blutkrebs beziehungsweise Leukämie schnell und einfach eine exakte molekulargenetische Analyse der DNA ermöglicht“, erklärt Thomas Langmann. Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit mit Kliniken und Universitäten. Langmann betont auch, dass man diese Forschung und Entwicklung selbst finanziere: „Durch den Vertrieb konnten wir uns einen gewissen Polster schaffen, der uns erlaubt, neue Produkte selber auf den Markt zu bringen.“
Im Programm hat die BioProducts rund 200 verschiedene Tests, die zum Großteil spezielle Gendefekte, Infektionskrankheiten und Krebserkrankungen anzeigen. Der Kundenkreis setzt sich aus heimischen Krankenhäusern und Privatlaboratorien zusammen. Die unterschiedlichen DNA-Tests werden vorrangig in der Humanmedizin eingesetzt, aber auch in der Lebensmittelanalyse und der Veterinärmedizin. Mit fünf Mitarbeitern erzielte die BioProducts 2016 einen Umsatz von rund 1,3 Millionen Euro.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.02.2017

More value is in demand

More value is in demand(C) atms

Customer services via WhatsApp are strongly used. An expert comment by Markus Buchner, Managing Director of atms Telefon- & Marketing Services.

The largest customer service of Europe, CCW in Berlin, has just taken place. More than 250 exhibitors from 39 countries informed the expert public about the latest developments and solutions for professional customer contact.

Mobile communications dominates
As be fore, one theme stood out: Multi-channel. Word is out that a business, regardless of size, nowadays has to have an address, telephone number, email address and a website in order to be perceived as a "legitimate, fully-fledged company". And it should not surprise anybody that customers approach the business via all these channels. Most companies have also noticed the fact that mobile communications dominates the the telecommunications world, especially in Europe. And another highlight of the CCW comes into play: customer service via WhatsApp.

The new diversity
Especially this new form shows the diversity of content and multi-channel reference of the term "customer" in the best way. While tourism providers answer any guest queries, merchants and manufacturers of different products increasingly use WhatsApp as an information channel for their optimal use. No business only backs WhatsApp. But those who have taken up the channel in their multi-channel strategy, enjoy high interaction and opening rates delight.

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translation by economy; red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 05.02.2017

Weiterer Ausbau der Wissenschaftsachse

Weiterer Ausbau der Wissenschaftsachse(C) Ecoplus

Die NÖ Regionalisierungsagentur ecoplus zieht in Seibersdorf ein neues Technologie- und Forschungszentrum hoch.

Im niederösterreichischen Industrieviertel wächst ein neuer Standort technologieorientierten Wirtschaftens heran, wo Forschung, Innovation, Kreativität und Infrastruktur ineinanderfließen sollen. Mit einem Investitionsvolumen von 17 Millionen Euro errichtet die NÖ Regionalisierungsagentur ecoplus das Technologie- und Forschungszentrum Seibersdorf (TFZ).
Innerhalb des Geländes des Austrian Institute of Technology (AIT) entsteht auf einem 9.400 Quadratmeter großen Grundstück ein modernes Mehrmieterobjekt. Einen ersten prominenten Mieter hat man bereits an Land gezogen – die Seibersdorf Labor GmbH, eine Tochtergesellschaft des AIT, die schwerpunktmäßig in den Feldern Chemie, Medizin und Strahlenschutz forscht.

Raum für Innovation
„Mit dem TFZ Seibersdorf wollen wir ein forschungs- und wirtschaftsaffines Umfeld schaffen, in dem sich innovative Unternehmen wohl fühlen und gern arbeiten“, erklärte NÖ Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav bei der Grundsteinlegung. Ziel sei, entlang der bestehenden Technopol-Standorte Wiener Neustadt, Tulln, Krems und Wieselburg und Seibersdorf eine „Wissenschaftsachse“ durch Niederösterreich zu legen.
500 der rund 1.300 AIT-Mitarbeiter sind am Standort Seibersdorf beschäftigt. An den elf Instituten des AIT, wovon drei in Niederösterreich angesiedelt sind, forschen 250 Doktoranden. 2016 hat das AIT, dessen Eigentümer das Infrastrukturministerium und die Industriellenvereinigung sind, einen Umsatz von rund 140 Millionen Euro erzielt. Diese Marke soll heuer deutlich übertreffen werden.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.02.2017

Kleine Peinlichkeiten und Spontanität beim Date

Kleine Peinlichkeiten und Spontanität beim Date(C) bilderbox.com

Wer sich beim Online-Dating nicht zu offensiv präsentiert, hat mehr Chancen auf Erfolg.

Wenn das eigene Online-Dating-Profil die spontane Seite der Persönlichkeit unterstreicht oder auch einmal ein Geständnis gemacht wird, führt das mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Rendezvous. Generell kommt durch einen detaillierten Beschreibungstext eher eine Konversation zustande, als wenn die eigenen Vorzüge nur auf Fotos dargestellt werden. Dieses Ergebnis offenbart eine Analyse der Dating-App Hinge.
Um ein Zeichen gegen die Wegwisch-Kultur von Anwendungen wie Tinder zu setzen, verschiebt Hinge den Fokus auf das Beantworten von kleinen Fragen, die die Individualität hervorheben sollen. Für Männer scheint es eine besonders gute Strategie zu sein, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und auch einmal etwas Peinliches zu erzählen - das führt zu 1,5 Mal mehr Dates. Frauen bekommen drei Mal so häufig Dates, wenn sie ein (kleines) Geheimnis gestehen.

Daten werden mit Usern geteilt
Eine sehr erfolgreiche Strategie, um vom Gegenüber zu einem Treffen eingeladen zu werden, ist auch alles, was auf Spontanität hinweist - zum Beispiel, wo die nächste Reise spontan hingehen würde. Unbeliebt macht man sich, wenn man zu viel über die Familie schwadroniert, oder auf Selbstdarstellung setzt, indem man sein Instagram- oder Snapchat-Profil verlinkt.
"Wir planen, jegliche Daten darüber zu teilen, was wirklich zu Dates führt und wir werden damit fortfahren, die Fragen auf dem Profil zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass sie zu so vielen Konversationen führen wie möglich", erklärt Jean-Marie McGrath, Marketing-Managerin bei Hinge, dem Observer. So sind nicht erfolgreiche Profilinformationen wie "Finde mich auf Instagram" bereits aus dem Repertoire genommen worden.

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Pressetext Austria/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.02.2017

Der Standort braucht weiter Förderung von Betriebsansiedlungen

Der Standort braucht weiter Förderung von Betriebsansiedlungenwww.noe.gv.at

ABA, die Betriebsansiedlungsgesellschaft des Bundes, lotste 2016 zwanzig internationale Firmen nach Niederösterreich.

20 internationale Unternehmen haben 2016 auf Initiative der Austrian Business Agency (ABA) neue Firmenstandorte in Niederösterreich gegründet. Das waren um zwei mehr als 2015. Die Betriebsansiedlungsgesellschaft des Bundes arbeitet bei ihren Aktivitäten stets eng mit der NÖ Regionalisierungsagentur ecoplus zusammen.
Den „dicksten Fisch“ konnten die Betriebsansiedler in Traismauer an Land ziehen. Dort hat das deutsche Maschinenbauunternehmen Bekum (Berliner Kunststoffmaschinen) fünf Millionen Euro in den Ausbau des bestehenden Werkes investiert, um die europäische Fertigung von Extrusionsblasmaschinen an einem Standort zu konzentrieren. Die Produktion mit Maschinenmontage, Einkauf, Arbeitsvorbereitung und Lager läuft jetzt in Niederösterreich. 40 neue Arbeitsplätze sind so entstanden.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.02.2017

Die Ökonomie des individuellen Heizens

Die Ökonomie des individuellen Heizens(C) Ruby

Mit individueller Programmierung kann man viel Energie und Geld sparen.

Um bei Heiz- und Kühlsystemen Energie zu sparen, ist das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten, wie Heizkessel, Regler oder Lüfter, mit einer individuellen Steuerung zu regeln. „Mit frei zu programmierenden Steuergeräten ist viel mehr möglich, als man gemeiniglich denkt“, sagt der Steuerungsexperte Norbert Ruby. Als Start-Up-Unternehmer hat er seinen Firmensitz in Gänserndorf.
„Leider haben die meisten Steuergeräte fixe und nicht änderbare Programmierungen, die sehr oft nicht dem entsprechen, was der Nutzer wirklich braucht“, sagt er. Deshalb seien Sonderlösungen, wie Weintankheizung sowie Kühlung oder Aquarienheizungen, oft nur mit einer speziell eingerichteten Steuerung über eine freie Programmierung möglich. Die Programmierung spricht die Ausgänge zu den einzelnen Kesseln, Mischern und Pumpen an, um die gewünschte Raumtemperatur zu erzielen oder, wenn etwa der Feststoffkessel heruntergebrannt ist, die Gasheizung dazuzuschalten, um die Raumtemperatur zu halten.

Sinnvolle Kombinationen
„Viele Menschen verfügen bereits über Kombinationen aus Holzkessel, Öl-, Gas- oder Pelletskessel sowie aus Wärmepumpen und Solaranlagen, das alles muss optimal mit einer entsprechenden Steuerung geregelt werden, was aber nur mit Einheiten möglich ist, die frei programmiert werden können“, erklärt Ruby. In seinem Programm hat er „selbstverständlich auch Fernwartung“, mit der man schon auf dem Heimweg die Heizung einschalten kann.
Ruby arbeitet zu 90 Prozent im Verbund mit Installateuren, und hat sich auf die Programmierung der Steuergeräte der Waldviertler Firma „Technische Alternative“ konzentriert. Sein Markt sind das Weinviertel, Wien, das nördliche Burgenland und der Raum Wiener Neustadt. Verrechnet wird die Programmierung pro Ausgang mit 50 Euro. Hat die Steuerung fünf Ausgänge, dann kommt das auf 250 Euro.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.02.2017

Bunte Unikate im Pulverschnee

Bunte Unikate im Pulverschnee© piqs.de/bob bob

Fast die gesamte tief verschneite Alpinzone wird von den uniformen Massenprodukten der großen Ski-Hersteller beherrscht. Nur eine kleine Firma namens „Edelwiser“ leistet nachhaltigen Widerstand.

Was haben der russische Präsident Vladimir Putin und die (noch nicht gekürten) Gewinner der heiß umkämpften ORF-Ski-Challenge gemeinsam? Wohl nur eines: Sie werden noch in dieser Wintersaison den Genuss erleben, einen für sie ganz persönlich produzierten Ski zu fahren. Einen Ski, der nicht aus der uniformen Fabrikation eines der großen Hersteller stammt, sondern ein handgefertigtes Unikat ist, das sich durch sein individuelles Design und die integrierte Anbringung des Namens seines Besitzers aus der Masse deutlich hervorhebt. Nur wer ganz genau hinsieht, wird durch ein an diesen einzigartigen Geräten unscheinbar angebrachtes Typenschild mit Seriennummer und Logo die Manufaktur erkennen können, welche diesen Ski hergestellt hat: Es sind Erzeugnisse der bislang noch recht wenig bekannten Marke Edelwiser. Und die gleichnamige Firma residiert erstaunlicherweise weder in Tirol noch in Salzburg, sondern am Julius Tandler-Platz im neunten Wiener Gemeindebezirk. Schon im Gang vor dem Büro von Edelwiser erwartet den Besucher ein buntes Ensemble diverser Carver. Die Palette reicht von reduzierten, sehr eleganten Designs über Exemplare, die mit poetisch-philosophischen Zitaten oder bekannten Firmen- Slogans bedruckt sind, bis hin zu total flippig gestalteten Skiern, deren Oberflächen wie Ausschnitte aus Rosenbeeten, orientalischen Teppichen oder flüssigen Lavaströmen wirken.

Bezahlt wird im Voraus
Bemerkenswert daran: Bis auf einige wenige Prototypen stammen die Designs zumeist von den Kunden selbst. Denn: Alle Edelwiser werden nur „on demand“ gefertigt. Das heißt: Der Kunde ordert den Ski im gewünschten Design und bezahlt im Voraus. Erst dann werden die Schier gebaut und veredelt. Und rund 20 Tage später wird das Endprodukt in aller Regel ausgeliefert. Das Unternehmen Edelwiser verfolgt mit dieser, für die Schiproduktion recht ungewohnten Verfahrensweise einen Denkansatz, der inzwischen nicht mehr nur von individualistischen Einzelkunden, sondern auch von einer wachsenden Zahl von Firmenkunden gern in Anspruch genommen wird. Letztere sehen die mit ihrem Logo versehenen Skier vor allem als ein ideales Instrument zur Gestaltung ihrer Kundenbeziehung: Als wertvolles Geschenk an prominente Kunden oder als wirksames Marketing Tool bei Firmen-Events. Und auch der Preis stimmt: Mit 420 bis 580 Euro kosten die Edelwiser kaum mehr als ein handelsüblicher Carving-Ski der besseren Kategorie beim Sporthändler. Der „Luxus der Individualisierung“ verträgt sich anscheinend durchaus mit einer fairen Preisgestaltung. Wer nach all diesen Informationen den heimlichen Verdacht hegt, die Marke Edelwiser sei zwar eine interessante Geschäftsidee, bedeute jedoch bei näherem Hinsehen nur die gefällige Verschönerung von 08/15-Skimaterial, der irrt gewaltig. Denn: In der bekannt kritischen Hardcore Carving-Szene, siehe www. carving-ski.de im Internet, werden die Edelwiser schon längst nicht mehr als Geheimtipp gehandelt. Sie genießen nicht nur wegen ihrer Design-Philosophie, sondern vor allem wegen ihrer besonderen Fahreigenschaften bereits einen veritablen Kultstatus. Und diese offene Wertschätzung der Carver-Szene verteilt sich gleichermaßen auf die Persönlichkeiten der Firmengründer wie auf die in den Skiern verwendete Technologie. Gleich nach der ersten Überraschung, die eher produktästhetischer Natur ist, erwartet den Besucher des Wiener Büros eine weitere: Edelwiser erweist sich als neuartige Form eines Familienbetriebs. Nicola und Erwin Werdenigg, beide Mitte 40, entschlossen sich vor drei Jahren zum riskanten Unternehmen der Entwicklung eines „Customized Ski“. Die beiden waren überzeugt davon, dass die immer schneller aufeinander folgenden Produktzyklen der Massenski-Industrie längst nicht den Bedürfnissen so mancher Kunden entsprechen.

Carving als Befreiungsakt
Verstärkt wurde diese „Ahnung“ durch das Faktum, dass Nicola und Erwin schon seit Langem zum Urgestein der Carver- Szene zählten. Vor allem Nicola, die einstige A-Kader-Rennläuferin, die 1976 unter ihrem Mädchennamen Spieß bei der Olympia- Abfahrt in Innsbruck den vierten Rang belegte, hatte die Anfänge der Carving-Bewegung spontan als „Befreiung von der vorherrschenden, brutal-harten Form des Skilaufs“ empfunden, erinnert sie sich. Ihre Begegnung mit dem bis heute verkannten Carving-Pionier Reinhard Fischer, der bereits in den 80er Jahren mit der Idee eines stärker taillierten Skis bei der Industrie auf Unverständnis gestoßen war, gab für Nicola den Ausschlag.

Die staatlich geprüfte Skilehrerin und zugleich leidenschaftliche Querdenkerin wurde zur begeisterten Userin und zur Propagandistin des von Fischer inzwischen in Zusammenarbeit mit einer kleinen deutschen Ski-Manufaktur (VR) entwickelten allerersten Radikal-Carving-Skis namens „Snowrider“. Nicola im Originalton: „Reinhard Fischers Idee hat das Skifahren wieder spannend gemacht. Wir sind aber erst am Anfang einer Entwicklung.“ Dass der prototypische Carving-Ski „VR Snowrider“ jedoch mangels adäquater Vermarktung keine breitere Bekanntheit erlangte, diese Tatsache empfand Nicola als überaus schmerzhaft. Dennoch: Genau dieser persönliche Zugang zu den ursprünglichen Wurzeln des Carving gepaart mit ihrer Rennläufer- Kompetenz und der nunmehr wieder ungebremsten Freude am Skilauf ließ Nicola Werdenigg erkennen, wie zukunftssicher Fischers Original- Konstruktion bereits Anfang der 90er Jahre angelegt war. Nämlich als 162 bis 172 Zentimeter kurzer „Allmountain“ Carving- Ski, der durch seine Sandwich- Bauweise aus hochwertigen Materialien und seinen relativ breiten „Shape“ von allem Anfang an für einen größtmöglichen Einsatzbereich konzipiert wurde. Kurz: Ein Ski, der von seinen „historischen Genen“ her die Fahrfreude eines Snowboards mitbringt, mit einem Radius von zwölf bis 13 Meter bei allen Pistenverhältnissen extrem wendig und spritzig reagiert, durch seine Breite wiederum wunderbar durch pulvrigen Tiefschnee gleitet. Und trotz alledem auch bei hoher Geschwindigkeit ganz ruhig – fast wie auf unsichtbaren Schienen – seine Spur in den Schnee schneidet. Alles in allem eine seltene Kombination von Eigenschaften, deren Letztere die Ex-Rennläuferin besonders freute, liegt doch ihre persönliche Downhill- Höchstgeschwindigkeit bei atemberaubenden 140 km/h.

Der Kunde wird Produzent
Was also lag näher, als diese vielseitige Konstruktion von Reinhard Fischer als Basis für einen ebenso alltagstauglichen wie hoch performanten Ski zu nehmen, mit individuellen Designs für den Kunden zu veredeln und in neuartigem Stil zu vermarkten. Die Marke „Edelwiser“ war damit geboren. Und wäre ohne das gleichermaßen visionäre wie handfest-praktische Marketing-Talent des Mitbegründers, namentlich Erwin Werdenigg, wahrscheinlich eine technologisch fein gesponnene Idee geblieben. Aus seiner gewachsenen Kompetenz als Kaufmann und Medienkonsulent war ihm eines klar: Das Konzept eines individualisierten Skis ist der klare Beweis für die These des US-Business-Vordenkers Alvin Toffler, dass der Kunde im Zeitalter des Internet tendenziell zu einem neuen Typus eines Produzenten wird. Denn: Er kann online in eine Reihe konstituierender Faktoren der Herstellung (in der Causa „Edelwiser“ eben in das Oberflächen-Design) eingreifen und sein Produkt relativ preisgünstig personalisieren.

Skier als Medienflächen
Erwin Werdenigg entwickelte daher unter Hochdruck eine eigene Website, die nicht nur als kostengünstige Marketing-Plattform die Edelwiser-Message in weiteste Kundenkreise auszustrahlen vermag, sondern dem Kaufwilligen in Form des „Interactive Ski Designer“ zusätzlich ein Online Tool zur Hand gibt, seinen persönlichen Ski auch gleich zu entwerfen. Der industrielle Produktionsprozess muss, so Werdenigg, quasi aus der Natur der Sache heraus von einem mindestens ebenso innovativen Kommunikationsprozess begleitet werden. Zugleich wird der eigenhändig entworfene Ski zu einer probaten Medienfläche für den Eigentümer, auf der er seine subtilen oder plakativen Botschaften senden kann, was wiederum den Wert des Skis über seine Nutzung als Freizeitgerät hinaus in eine neue Dimension hebt. In der derart gesteigerten Identifikation erkennt Werdenigg einen beiderseitigen Nutzen für Kunden und Produzenten: Zufriedene Kunden werden freiwillig zu emotional engagierten Kommunikatoren. Zumal sie oft spontan angesprochen werden, woher sie „ihren außergewöhnlichen Ski“ denn hätten? Die Kundenbegeisterung bezieht Werdenigg in sein Marketing gezielt mit ein. Denn: Der potenzielle Kunde wird durch einen überzeugten „Edelwiser“ meist gut beraten. Und bei einem Verkaufsabschluss lukrieren beide: Der Neukunde bekommt einen Preisvorteil und der „Botschafter“ einen Bonus. Kurz: ein klug angelegtes Konzept einer lebendigen Kunden-Community, das durchaus aufgehen könnte.

Ausgewählter Artikel aus Printausgabe 01/2006

Links

Jakob Steuerer, Economy Ausgabe 01-01-2006, 02.02.2017

Anoraks mit Hirn

Anoraks mit Hirn© Carla Müller

Rechtzeitig zum drastischen Wintereinbruch statten O‘Neill und die Interactive Wear AG unsere Snowboarder und Carver mit computerisierter Garderobe aus. Im „Hub“- Anorak sind iPod und Handy integriert."

Diesen Winter ist es endgültig so weit: Die ohnedies bereits allgegenwärtige Heerschar an digitalen Geräten rückt uns in bislang unvorstellbarer Weise auf den Leib. Und dies im Wortsinne – nämlich hautnah. Nun hatten wir uns gerade erst daran gewöhnt, mit diversen Kombinationen von Handy, Pocket- PC oder Palm und MP3- Player in den ausgebeulten Jackentaschen unterwegs zu sein – und schon will uns die Industrie den mobil-digitalen Alltag erneut „komfortabler gestalten“. So entwickelten die Spezialisten für Sportbekleidung der US-Firma O’Neill gemeinsam mit dem innovativen Chip-Hersteller Infineon seit 2002 einen mit viel digitaler Intelligenz angereicherten Snowboard-Anorak, der rechtzeitig zur heurigen Wintersaison in ausgewählten Geschäften (um rund 500 Euro) erhältlich ist.

Kommandozentrale
Nomen ist dabei Omen: The Hub – frei übersetzt: „die Drehscheibe der Vernetzung“ – heißt diese „weltweit erste mobile Kommunikations- und Unterhaltungsjacke“. Eine Eigenschaft, die man dem modisch designten, hochgradig funktional verarbeiteten Allwetter-Textil auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Der unauffällig integrierte, jedoch entfernbare iPod-Player und ein spezielles Bluetooth-Modul repräsentieren das digitale Herzstück der Hub-Jacke. Während Ersterer bequem zu Hause auf dem PC mit zum Pistenvergnügen passender Musik befüllt werden kann, übernimmt Letzteres dann unterwegs die kommunikative Verbindung zum mitgeführten Handy. Der entscheidende Clou an dieser radikalen Entwicklung ist jedoch die überaus komfortable Bedienbarkeit von Handy und iPod: Von der BluetoothiPod- Zentrale aus verlaufen fest verdrahtete, jedoch unsichtbar eingewobene Verbindungen zu einem in den Stoff der Außenseite des linken Jackenärmels integrierten Bedienfeld, einer Art Keyboard, das selbst mit Handschuhen eine blitzschnelle Musikauswahl oder Lautstärkeregelung erlaubt. Und wieder andere „Verdrahtungen“ enden bei adäquaten Kopfhörern beziehungsweise bei einer in den Kragen eingebauten Mikrofon- Lautsprecher-Kombination, mit der man Anrufe mit einer spontanen Handbewegung entgegennehmen kann, ohne das Handy mit klammen Fingern aus der Jacke nehmen zu müssen. Das iPod-Musikvergnügen wird während des Anrufs sogar automatisch unterbrochen – und erst fortgesetzt, wenn das Gespräch beendet ist. Und für jene Zeitgenossen, die all die faszinierenden Funktionen von „The Hub“ auf der Piste nutzen wollen, jedoch ihren zwar um sündteures Geld erstandenen, leider aber digital unfähigen Goretex-Anorak nicht gleich wegwerfen wollen, hat O’Neill ein weiteres attraktives Produkt im Programm: einen intelligenten Solar-Rucksack namens „H2 Series Backpack“.

MP3-Player im Anorak
Dieser bietet nicht nur durchwegs alle zuvor beschriebenen Features des Hub-Anoraks, wie etwa ein von der darauf spezialisierten Firma ElekTek entwickeltes und am linken Tragegurt eingewobenes „Control Panel“, sondern erhöht zudem auch den „energetischen Aktionsradius“ des modernen Wintersportlers. Zwei an der Außenseite angebrachte und flexible Solar-Panels versorgen über einen in den Rucksack integrierten Akku sowohl Handy als auch iPod und Bluetooth-Modul mit dem nötigen Strom. Dabei identifiziert ein spezieller Konverter-Chip, welche der mittels USB-Schnittstelle angeschlossenen Geräte gerade eben den dringendsten Energiebedarf anzeigen – und teilt diesen ein Extra-Quantum des wertvollen Sonnenstroms zu. Kurz: Die mit dem H2 Solar Backpack ausgerüsteten Snowboarder können iPod und Handy auf der Piste (zumindest bei idealem Wetter) ausnutzen, bis der Ohrenarzt kommt. Trotz all der im HUB der H2 Series von O’Neill unscheinbar integrierten digitalen Intelligenz sehen viele Experten darin erst den Beginn eines mächtigen Trends hin zu so genannten „Wearable Electronics“. Der aus dem Nichts entstandene Neo- Markt, der 2004 immerhin bereits ein Volumen von 200 Mio. Dollar generieren konnte, wird jedoch in den kommenden Jahren noch ein gehörig Maß an Investitionen in entwicklerisches Know-how erfordern. Dies war wohl auch der Hauptgrund, warum sich Infineon, der Initialpartner bei The Hub von O’Neill, im heurigen Sommer aus der Entwicklung von „Smart Clothes“ zurückzog. Und einem Management-Buyout zustimmte, bei welchem nahezu die gesamte Führungscrew samt Entwicklerteam – nunmehr als Interactive Wear AG – weiter an neuen Ideen und Produkten schmiedet.
Aber auch andere Mitspieler arbeiten in ihren Labors bereits unter Hochdruck an interessanten Funktionalitäten: wie etwa an speziellen, in Kleidung oder Skiern integrierten Hightech-Modulen, die einem in der Alpenregion etwaig vorhandenen „Wireless LAN“ ganz nebenbei gezielte Informationen (wie Pistenzustand oder Liftfrequentierung) entlocken. Und dies dem Skifahrer in geeigneter Form (etwa über ein wetterfestes LCD am Ärmel) mitteilen könnte. Das Hauptproblem dabei sei, so hört man aus Entwicklerkreisen, vor allem die Alltagstauglichkeit. Die nötige Offroad-Robustheit werde man erst in naher Zukunft garantieren können.

Mächtiger Trend
Wie dem auch sei: Fast alle Experten konzedieren der faszinierenden Idee, dass sie das Potenzial zu einem zwar langsam reifenden, jedoch mittelfristig umso mächtiger wachsenden Trend, kurz: zu einem Mrd.-Euro- Markt habe. Zu einem Trend, der in einer einfachen Tatsache begründet ist, wie Nicholas Negroponte, der Direktor des Media Lab am Massachu-setts Institute of Technology (MIT) im Dezember 1995 überaus plastisch auf den Begriff brachte: „Wir laufen herum wie Packpferde, die mit Informationsgeräten aller Art aufgesattelt sind.“ Seine logische Folgerung: Digitale Geräte diversester Art sollen endgültig „tragbar“ werden – nun aber nicht mehr im Sinne von „Herumschleppen“, sondern im echten Wortsinn: „Wearable Electronics“. Bislang unhandliche Hard- und Software wird zu „Softwear“ – zur „tragbaren Digital-Mode“. Und das Thema fasziniert: Allein in den USA haben viele der renommiertesten Forschungsinstitutionen seit Jahren eigene „Softwear-Labors“: Allen voran die Carnegie Mellon University, das Georgia Tech Research Institute und das Bostoner MIT. In Europa hat sich wiederum der deutschsprachige Raum mit dem Fraunhofer Institut und der Universität München besonders profilieren können. Die Liste der ökonomischen Mitspieler, welche Jahr für Jahr viele Mio. Euro in die Entwicklung von „Wearable Electronics“ investieren, reicht von Sportartikel- Kultmarken wie Nike, Reebok, Burton oder O’Neill über Software- Hersteller wie Microsoft bis hin zu den Unterhaltungsgiganten Disney und Sony. Die reiche Artenvielfalt solcher „Things That Think“ (also „denkender Dinge“) wird laut MIT-Professor Neil Gershenfeld, dem Initiator des „Softwear“- Projektes, ein weit gestreutes Anwendungsfeld finden.

Intelligente Ohrclips

Er denkt dabei etwa an Ohrclips, welche die Biosignale der Trägerin erfassen und erhöhte Blutdruckwerte via Sender an den Hausarzt weiterleiten. Besonders interessant, weil mannigfach einsetzbar, wären elegante „Micro-Optical“-Brillen, die mitten im visuellen Feld des einen Auges auf Pupillengröße einen vollwertigen LCD-Schirm „einspiegeln“, der (während man sich in seiner Arbeits- oder Lebensumgebung „ganz normal“ bewegt) zusätzliche digitale Informationen ins Gesichtsfeld rückt. Die Elektronik ist in Fassung und Brillenbügel nahezu unbemerkbar integriert. Und der funkvernetzte Computer dazu könnte in die Version X einer Freizeit-Jacke à la „The Hub“ ohnedies bereits vorab integriert sein. Dann bleibt wohl nur noch die eine brennende Frage offen: Ob wir Carver und Snowboarder ein solches Mehr an Information in Zukunft mitten im entfesselten Temporausch zu verarbeiten auch in der Lage sein werden? Es sei denn: Man spiegelt uns auch die Warnsignale des drohenden Crash grell blinkend in die Pupille.

Ausgewählter Artikel aus Printausgabe 01/2006

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Jakob Steuerer, Economy Ausgabe 01-01-2006, 02.02.2017

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