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15. Mai 2024

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Die internationale Forschungs-Community blickt nach Wien

Die internationale Forschungs-Community blickt nach WienIMBA / point of view

Diskussionen um Nachfolge und den erfolgreichen Fortbestand eines der wichtigsten Institute der Akademie der Wissenschaften sowie das Thema Verwertungsfragen bei Forschungsprojekten anlässlich des kolportierten Abgangs von Josef Penninger, Gründer und Direktor vom Forschungszentrum IMBA sowie Gründer und Aufsichtsrat von Apeiron Biologics.

Die Nachricht vom möglichen Wechsel Josef Penningers nach Berlin erreichte economy just bei einer Veranstaltung der Akademie der Wissenschaften zum Thema „Vertriebene Zukunft“.
Parallel zum möglichen Verlust des österreichischen Forschers von Weltrang äußerten anwesende Wissenschafter und Forschungsbeamte auch Sorge um die Zukunft des von Penninger gegründeten und aufgebauten Akademie-Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA).
Ebenfalls Thema war dann auch die Frage von Verwertungen bei geförderten Forschungsprojekten und auch das in Verbindung zu Josef Penninger, der neben dem IMBA (und der Firma Akron Molecules) auch die Apeiron Biologics AG gegründet und aufgebaut hat und dort aktuell Mitglied des Aufsichtsrates ist.

Nachfolgeregelung am IMBA
Von economy zur Situation befragt, meinte Josef Penninger etwa zur Nachfolgeregelung, dass „das IMBA nicht nur aus Josef Penninger besteht, hier arbeitet ein mehrköpfiges hochkarätiges Forschungs-Team.“ Und weiter: „Sollte es aber zum Wechsel nach Berlin kommen, dann müsste die Akademie die IMBA-Leitung international ausschreiben“. Grundsätzlich liegt ihm sehr an einem erfolgreichen Fortbestand des von ihm gegründeten IMBA, was während des Gespräches auch immer wieder durchklingt.

Klare Verwertungsregelung am IMBA
Auch die Frage von Verwertungen sei am IMBA klar geregelt: „Alle Forschungsergebnisse gehören dem Institut. Damit ist eine langfristige Wertschöpfung für die Institution und den Standort gegeben“, betont Penninger. Auch für die Auslizensierung gibt es klare Regeln, etwa hat Boehringer Ingelheim das sogenannte „Right of First Negotiations“ an IMBA-Ergebnissen.
„Und von etwaig verwertbaren Patenten erhält das IMBA 1/3, ein weiteres 1/3 erhält die beteiligte Forschungsgruppe und 1/3 erhält der leitende Forscher“, so Penninger weiter. „Und falls es bei einem Projekt zum Abgang einer beteiligten Forschungsgruppe kommt, dann erhält diesen Anteil ebenfalls das IMBA.“

Zusammenarbeit IMBA und Apeiron Biologics
Angesprochen noch auf Querverbindungen zwischen IMBA und Apeiron Biologics sagt Penninger: „Die Tätigkeit als Aufsichtsrat von Apeiron Biologics wird dem IMBA finanziell abgegolten.“ Und zur Frage eines möglichen Verlustes an Wertschöpfung der auch bei Apeiron Biologics erhaltenen Fördergelder: „Grundsätzlich hat das Unternehmen seinen Standort in Wien und das soll sich aus meiner Sicht auch im Falle meines Wechsels nach Berlin nicht ändern.“
Die Apeiron Biologics ist ein überwiegend privat finanziertes Unternehmen mit Sitz in Wien (siehe auch Bericht „Von der akademischen Idee...“). Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung von Krebstherapien und hat hierfür auch Fördergelder erhalten. Das etwa von der Austria Wirtschaftsservice (AWS) erhaltene Seed-Financing wurde bereits zurückgezahlt und eine Double Equity-Finanzierung ist laut AWS bis auf einen kleinen Restbetrag ebenfalls zurückgezahlt.

Apeiron Biologics Gründung bereits in Kanada
Die Gründung von Apeiron Biologics erfolgte bereits mit Penningers Aufenthalt an der Universität von Toronto in Kanada. Zwei Projekte von Apeiron (ACE2 und Cbi-b) wurden von ihm bereits in Toronto entdeckt und nach Österreich mitgebracht und in Apeiron eingebracht.
„Das war vor dem IMBA und entsprechend unabhängig davon. Das ACE2 Patent gehörte dem kanadischen University Health Network (UHN) und wurde von Apeiron zu den üblichen Konditionen über sogenannte Milestone Payments lizensiert. Apeiron arbeitet seit Anfang an mit diesen Projekten“, so Penninger abschließend.

(Anmerkung der Redaktion: Die Apeiron Biologics ebenfalls (mit Steuergeld) fördernde Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) wollte trotz mehrfacher Anfragen keine Angaben zu Förderbeträgen, Instrumentarien oder etwaige Rückführungen machen. Die auf der Apeiron Biologics Website ebenfalls als Financier aufscheinende Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) wollte ebenso keine Angaben zur Unterstützung machen)

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Christian Czaak, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Neues Material zur Herstellung künstlicher Blutgefäße

Neues Material zur Herstellung künstlicher BlutgefäßeHelga Bergmeister, MedUni Wien

TU Wien und MedUni Wien entwickelten künstliche Blutgefäße, die vom Körper abgebaut und mit eigenem Gewebe ersetzt werden.

Verschlossene Blutgefäße sind gefährlich. Oft ist es notwendig, ein Blutgefäß zu ersetzen, entweder durch ein körpereigenes Blutgefäß oder aber durch künstlich hergestellte Gefäßprothesen.
Die TU Wien und die Medizinische Universität Wien entwickelten nun gemeinsam künstliche Blutgefäße aus einem speziellen Elastomer-Material mit guten mechanischen Eigenschaften.

Diese künstlichen Blutgefäße werden im Laufe der Zeit durch körpereigenes Material ersetzt. Am Ende dieses Umbauprozesses soll wieder ein natürliches, vollständig funktionsfähiges Blutgefäß entstehen. Im Versuch mit Ratten hat sich die Methode bereits bewährt.
Das Projekt wurde vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) mit einer PRIZE Prototypenförderung ausgezeichnet. Bis die künstlichen Blutgefäße bei Menschen eingesetzt werden können, sind noch weitere präklinische Versuche notwendig.

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red, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Sehen und verstehen

Sehen und verstehenpiqs.de/Daniel Gonzalez Fuster

Bilder als Entscheidungshilfe.

Das Austrian Institute of Technology (AIT) und das Zentrum für Virtual Reality (VRVis) zeigen im Tech Gate Vienna modernste Technologieentwicklungen im Kontext von Bildverarbeitung und Visualisierung.
Bereiche wie Bildanalyse, intelligente Darstellung von komplexen Systeminhalten, Produktion 4.0, autonome Systeme, Smart Cities oder Sicherheit für kritische Infrastrukturen werden maßgeblich von neuen Technologien bestimmt.

Österreich führend
In Österreich hat sich in diesen Bereich am Standort Wien eine führende Forschungs- und Entwicklungs-Kompetenz (F&E) etabliert. Im Rahmen der Technologieausstellung präsentieren das AIT und das VRVis international führende Technologieentwicklungen anhand von Referenz-Beispielen mit Industrieunternehmen.

Innovationstransfer zu Wirtschaft
Neben prominent besetzten Podiumsdiskussionen mit Vertretern aus Verwaltung, Wirtschaft und Forschung, werden im Rahmen der Veranstaltung auch Fragen erörtert wie „Warum finden Ergebnisse aus dem Forschungsbereich oftmals keine Umsetzung in der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette““ oder „Was unterstützt den Transfer von innovativem Know-how und Technologie in kommerzielle Produkte und Dienstleistungen?“

Modernste Visualisierungstechnologien
Die Ausstellung selbst beinhaltet modernste Technologien, entwickelt von österreichischen Forschungsunternehmen für global agierende Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie. Dabei präsentieren Experten für Bildverarbeitung und Visualisierung führende Technologien, die aus erfolgreicher österreichischer Wissenschaft und Spitzenforschung hervorgegangen sind.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Universelle Kommunikation

Universelle KommunikationBilderbox.com

Lange Zeit als Hype verschrieen, zeigt Multichanneling jetzt sein Potenzial.

„Das Handy ist zum universellen Kommunikationswerkzeug geworden“, sagt Markus Buchner, Geschäftsführer des Telefoniedienstleisters atms. Ungefähr die Hälfte aller Smartphonebesitzer in Österreich surfen heute damit auch im Internet.
„Am Handy laufen also mehrere Kanäle zusammen, Telefonie, SMS, Internet. Das ist die Grundlage für Multichanneling, also das Verschmelzen von Internet und Telekommunikation“, so Buchner.

Multichanneling
Multichanneling galt lange als ein weiterer Hype einer an Hypes nicht gerade armen Branche. „Aber nun zeichnet sich ein Nutzerverhalten ab, das mit dem Multikanal-Begriff sehr genau beschrieben wird“, sagt Buchner. „Der Kunde surft auf einer Webseite, dabei kommt eine Frage auf. Anstatt nun ein E-Mail zu schreiben, ruft er gleich beim Support des Unternehmens an.“
Die beste Möglichkeit, eine offene Frage zu klären, ist nach wie vor das Gespräch unter vier Augen, die zweitbeste das Telefonat. E-Mail und Chat können da laut Buchner nur bedingt mithalten.

Hilfestellung
„Wir sehen kundenseitig immer noch Interesse an Chatlösungen, aber das wird zu einem großen Teil von den Fachmedien gesteuert. Am tatsächlichen Bedarf geht es oftmals vorbei. Der Chat hat wie Social Media – seine Existenzberechtigung, seine Nische, aber er ist nicht die universelle Antwort auf alle Kommunikationsfragen.“
Komplexere Fragen kann der Support besser am Telefon beantworten, allein schon wegen dem Wissensgefälle zwischen Anrufer und Mitarbeiter. „Der persönliche Support hat auch deswegen große Bedeutung, weil er den Anrufer dabei unterstützen kann, seine Frage erst zu formulieren.“ Zunächst müsse oft Grundsätzliches geklärt werden – worum es eigentlich gehe, welche Seite der Homepage der Kunde gerade betrachtet.

Co-Browsing
Um den Gesprächspartnern eine gemeinsame Grundlage zu geben, hat atms eine im Netz gehostete Co-Browsing-Lösung entwickelt. Der Supportmitarbeiter teilt dem Anrufer einen Code mit. Wenn dieser die Zeichenkombination eingibt, kann der Support beim Kunden am Bildschirm mitschauen, ohne dass einer der beiden Gesprächspartner dafür eine eigene Software herunterladen muss.
Der Kunde kann sogar bestimmen, ob der Supportmitarbeiter im gemeinsam betrachteten Browserfenster Daten eingeben darf, etwa um für ihn ein Formular auszufüllen. Buchner sieht für die atms-Lösung diverse Anwendungsfälle, vom gehobenen E-Commerce bis zum Maschinen- oder Ersatzteilservice.

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red/stem, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Unternehmen setzen auf Cloud Computing und digitale Geschäftsprozesse

 Unternehmen setzen auf Cloud Computing und digitale Geschäftsprozessepiqs.de/Jakob Montrasio

Betrachtet man aktuelle Umfragen zu Investitionsvorhaben im IKT-Bereich, so setzt sich der starke Trend in Richtung Cloud Computing fort.

Immer mehr Unternehmen setzen auf verschiedenste Lösungen aus der Cloud, das Spektrum reicht dabei von virtuellen Arbeitsplätze und Mobile Device Management über „Personal-Cloud“ bis hin zu skalierbaren Plattformen. Analystenhäuser wie IDC oder Gartner sehen dabei die zunehmende Verschmelzung von klassischer und cloud-basierter IT-Organisation.
Eng verbunden ist damit auch ein neues Verständnis für IT-Sicherheit. „Wir leben in einer Welt, in der Cyberattacken von kriminellen Organisationen ganze Unternehmen in den Ruin treiben, neben der Wirtschaft ist auch die Politik gefordert, um entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Innovation und Sicherheit auch in Zukunft gewährleistet sind“, sagt Claus Haiden, Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems Austria.

Enterprise Content Management
Ein Bereich mit großem Bedarf für sichere und innovative IKT-Lösungen ist auch das Versicherungsgewerbe. Bei der deutschen Fahrlehrerversicherung etwa haben die rund 100 MitarbeiterInnen mit 380.000 Versicherungsverträgen zu tun, entsprechend groß ist die Menge an begleitenden Dokumenten und entsprechend schwierig die Filterung geschäftsrelevanter Informationen.
Gemeinsam mit Raber + Märcker, ein Unternehmen der Konica Minolta Gruppe, wurden in einem ersten Schritt der Postausgang digitalisiert und elektronisch archiviert, mit Policen, Rechnungen oder alten Papierdokumenten kamen so allein in den ersten zwei Jahren rund 7,7 Millionen Dokumente zusammen.

Ganzheitliche Optimierung der Geschäftsprozesse
Dann folgte auch der Posteingang, von Adressänderungen, KFZ-Meldungen über Kasko-Wechsel, Gutachten und Bildern bis hin zu Schadens- und Leistungskorrespondenz. Heute werden Post und Dokumente digital erfasst, automatisch ausgelesen und punktgenau dem richtigen Sachbearbeiter zugestellt.
„Die Optimierung der Geschäftsprozesse ist eng mit der Digitalisierung von Postverkehr und Dokumenten verbunden, da hier eine Vielzahl an Verwaltungsprozessen initiiert wird,“ so Johannes Bischof, Geschäftsführer von Konica Minolta Business Solutions.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Klare Regeln bei wirtschaftlicher Verwertung

Klare Regeln bei wirtschaftlicher VerwertungBilderbox.com

... geförderter Forschungsprojekte.

Laut dem Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht 2014 wurden hierzulande 9,3 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung (F & E) aufgewendet, davon kamen rund 3,4 Mrd. (36%) vom öffentlichen Sektor, 4,3 Mrd. (46 %) von inländischen Unternehmen und 1,4 Mrd. (15%) von in Österreich ansässigen ausländischen Unternehmen.

Anlässlich des möglichen Wechsels des Wiener Forschers Josef Penninger nach Berlin (siehe Bericht „Die internationale Forschungs-Community...“), stehen neben etwaigen Nachfolgefragen beim IMBA auch das Thema Verwertung und standortpolitische Wertschöpfung bei mit Steuergeld geförderten Forschungsprojekten im Mittelpunkt.

Grundlagenforschung und Angewandte Forschung
Neben Projekten der Grundlagenforschung an universitären Instituten wie dem IMBA, betreffen die Fragen dabei vor allem Regelungen und Rahmenbedingungen von universitären SpinOffs oder private Ausgründungen sowie Start-Ups. Dies beinhaltet auch Projekte im Bereich der angewandten, wirtschaftsnahen Forschung, etwa aus der aktuellen COMET-Programmlinie des Bundes (vormals auch Industrielle K-Zentren wie k-net, k-ind oder k-plus genannt).
Economy hat Fördergeber in Österreich zu bestehenden oder etwaig neu zu definierenden Regelungen bei Verwertung und Sicherung der Wertschöpfung bei öffentlich geförderten Forschungsprojekten befragt (Ausländische Regelungen etwa aus Deutschland oder den USA folgen).

Erfahrene Standortagentur und Förderinstitution
Eine erfahrene und lange bestehende Förderinstitution ist die Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) welche 2002 aus dem Zusammenschluss der 1954 gegründeten BÜRGES-Förderbank, des ERP-Fonds (1962 gegründet), der Finanzierungsgarantie GmbH (1969) und der Innovationsagentur GmbH (1984 gegründet) entstanden ist.
Befragt nach Förderinstrumentarien für FE-Projekte und Regelungen für Verwertung und standortpolitische Wertschöpfung verweist man etwa auf das Instrument des „Seed-Financing“. Seed-Financing zielt primär auf die Gründung von wachstumsstarken Hochtechnologieunternehmen und die wirtschaftliche Verwertung durch das neu gegründete Unternehmen ab.
Dabei wird von Anfang an sichergestellt, dass die geistigen Eigentumsrechte (Intelectual Property/IP) im Unternehmen eingebracht sind und es zudem ausreichendes Committment der betreibenden Firmengründer gibt, sowohl personell wie auch finanziell.

Genehmigungspflichten und Rückzahlungen
Wesentlich bei Seed-Zuschüssen ist, dass diese im Erfolgsfall wie etwa Ausstieg (Exit) oder Veräußerung rückzahlbar sind. Die entsprechenden Regelungen passieren durch vertraglich vereinbarte Genehmigungspflichten diverser Geschäftsvorgänge welche durch die AWS sichergestellt werden, beispielsweise bei Gesellschafterwechsel oder Unternehmensveräußerungen (Exit-Strategie). Diese Genehmigungspflichten erlöschen erst bei Rückzahlung des Seed-Financing.
Grundsätzliche Zielsetzung derartiger Förderprogrammen ist die Gründung von wachstumsstarken Hochtechnologieprojekten zu ermöglichen, dabei geistige und inhaltliche Eigentums- und Verwertungsrechte, weiters Wachstumspotential und das erwähnte persönliche und finanzielle Committment der gründenden Unternehmer sicherzustellen.

Globales Business Hochtechnologie
Wünschenswert ist zudem Ansiedelung und Bestand der Unternehmenszentrale in Österreich und diesen Unternehmen in Folge auch eine innerösterreichische Exit-Perspektive zu bieten. Klar ist aber auch, dass Hochtechnologie ein globales Business ist und es daher nicht möglich ist, Firmen durch einschränkende Bedingungen für immer in Österreich festzuhalten.
Die Wertschöpfung in Österreich ist für Standort-Einrichtungen wie die AWS naturgemäß ein zentrales Anliegen. Bereits in der Antragsphase werden die entsprechenden Parameter zentral erörtert und definiert. Als entscheidend in der Standortfrage bei FE-Unternehmungen gelten dabei größtmögliche wissenschaftliche Freiheit, eine entsprechende intellektuelle Dichte und bestmögliche infrastrukturelle Unterstützung.

Beispiele für Wertschöpfung mit internationalen Eigentümern
Von economy zu Beispielen befragt, wo ein FE-Projekt in eine Gründung und in Folge dann auch in eine internationale Eigentümerstruktur mündete aber trotzdem längerfristige österreichische Wertschöpfung passierte, wird etwa die ehemalige Intercell AG und nunmehrige Valneva genannt, wie die Apeiron Biologics (siehe Bericht „Von der akademischen Idee...“) auch ein Biotech-Unternehmen und tätig in der Entwicklung von Impfstoffen (u.a. Enzephalitis).
Gegründet als universitärer SpinOff 1998 in Wien (u.a. von Alexander von Gabain), erfolgte dann 2005 der Gang an die Börse und (nach wechselhaften Kursentwicklungen) im Jahre 2013 Veräußerung und Zusammenschluss mit der Firma Vivalis zu jetzigen Valneva. Trotzdem die Zentrale im Zuge der Fusion nun nach Frankreich übersiedelte gibt es am verbliebenen Standort Wien (Campus Vienna Biocenter) nach wie vor erhebliche Aktivitäten mit mehr als 100 überwiegend hochqualifizierte Mitarbeitern.

Grundsätzliche Aufgaben des Bundes
Als einer größten österreichischen Fördergeber und Entwickler standortpolitischer Forschungsprogramme fungiert das BM für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Ebenso befragt nach generellen Regelungen, sieht das BMVIT ebenso einmal die Sicherstellung geeigneter Rahmenbedingungen für positive Entwicklungsmöglichkeiten des FE-Standortes Österreich als grundsätzliche Aufgabe.
Im Regelfall beteiligt sich der Bund nicht an von ihm geförderten Projekten weil die Nutzung von Verwertungsrechten durch Private effizienter ist und die Allgemeinheit von der Umwegrentabilität erfolgreicher Unternehmen profitiert. Dies auch weil der Bund „ansonsten zu einem Beteiligungsmulti wird und dafür beträchtliche zusätzliche Kapazitäten aufbauen müsste.“

Rückforderung der Förderungen
Angesprochen auf Verwertungsfragen bei geförderten Projekten, gilt, dass „es gesetzliche Regelungen im engeren Sinn nicht gibt“. Maßgeblich sind laut BMVIT die jeweiligen Förderungsrichtlinien und die dabei zu berücksichtigenden Regelungen des europäischen Beihilferechts.
Hier können beispielsweise Förderungen zurückgefordert werden wenn etwa der Förderungsnehmer seinen Betrieb einstellt oder verkauft. Weiters dürfen durch öffentliche Förderungen entstandene Verwertungsrechte nur zu marktüblichen Preisen verkauft werden.
Im Falle der Apeiron Biologics etwa wäre eine Übersiedlung ein solcher Rückforderungsgrund. Derartige Pläne seien aber nicht bekannt, hier erfolgt Wertschöpfung in Österreich, das Unternehmen mache substantielle Umsätze und beschäftigt aktuell 23 Mitarbeiter.

Neue Regelungen bedeuten erheblichen Aufwand
Im Falle privater Ausgründungen verweist das BMVIT auf das Modell im Rahmen der A+B Programmlinie zur Förderung universitärer Start-Ups. Hier werden Darlehen und Zuschüsse gewährt, die dann im Erfolgsfall zurück bezahlt werden müssen und als Erfolgsfall gilt auch der Verkauf des Unternehmens.
Und bei einem Konkurs wird im Einzelfall geprüft ob eine Rückzahlung, Stundung oder Reduktion der Darlehenssumme möglich ist. Grundsätzlich erachtet das BMVIT die bestehenden Rahmenbedingungen als ausreichend. Bei Diskussionen und Ideen für etwaige neue Regelungen die auch eine Art Gewinnbeteiligung der öffentlichen Hand beinhalten, muss laut BMVIT „klar sein, dass dafür auch ein erheblich höherer Verwaltungsaufwand notwendig wäre.“

(Anmerkung der Redaktion: Die angeführten Beispiele im Bereich Förderungen und Finanzierungen von FE-Projekten sind nur ein Auszug einer Vielzahl an bestehender Instrumente und Programm-Linien; economy wird Berichte zu weiteren Beispiele und Referenzprojekte bringen).

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Christian Czaak, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Mehr Geld für die Universitäten

Mehr Geld für die UniversitätenBilderbox.com

Mit 750 Millionen Euro für strategische Universitätsentwicklung in den Jahren 2016 – 2018 stehen den Unis um 66 Prozent mehr Mittel zur Verfügung als in der aktuellen Leistungsperiode mit 450 Millionen Euro.

Das Wissenschaftsministerium hat die entsprechende Verordnung in die Begutachtung geschickt und nennt als primäre inhaltliche Schwerpunkte die Steigerung der Qualität von Forschung und Lehre, Wissenstransfer sowie die zusätzliche Unterstützung der Studierenden und Absolventen.

Vorhandene Stärken weiter ausbauen
Neben dem Grundbudget, das im Rahmen der Leistungsvereinbarungen mit den einzelnen Universitäten fixiert wird, sollen diese sogenannten Hochschulraumstrukturmittel (HRSM) ein leistungsorientiertes Steuerungsinstrument für hochschulpolitische Zielsetzungen darstellen.
"Wir wollen die vorhandenen Stärken weiter ausbauen, Synergiepotenzial heben und die Internationalisierung unserer Hochschulen weiter vorantreiben“, so Reinhold Mitterlehner als Wissenschaftsminister. „Ergänzend zu den Grundbudgets, schaffen wir mit diesen Mitteln zusätzliche Anreize, um die Qualität in Lehre und Forschung weiter voran zu treiben", so Mitterlehner weiter.

Aufteilung nach einzelnen Schwerpunkten
Die Hochschulraumstrukturmittel werden nach folgenden Indikatoren und Kriterien auf die Universitäten aufgeteilt: Für sogenannte „prüfungsaktiv betriebene ordentliche Studien“ stehen 450 Millionen Euro (60 %) zur Verfügung, für Wissenstransfer 112,5 Millionen Euro (15 %), für Kooperationen 97,5 Millionen (13 %), für Absolventen 60 Millionen Euro (8 %) und erstmals stehen zudem 30 Millionen Euro (4 %) zur Förderung strukturierter Doktoratsausbildungen zur Verfügung.
Im Indikator "Wissenstransfer", sind vor allem finanzielle Unterstützungen (Overheads) von Förderungen des Wissenschaftsfonds FWF und für eingeworbene EU-Drittmittel enthalten. Im Rahmen der Kooperationen geht es primär um die Schwerpunkte Forschungsinfrastruktur, qualitative Lehrerausbildung sowie Projekte im Bereich Kosten- und Leistungsrechnung.

Personal und Innovation
Hier soll u.a die Ausbildung von Pädagogen gestärkt werden, etwa durch die Finanzierung neuer Professuren oder "Brückenprofessuren" von zwei Institutionen, neue Qualifizierungsstrukturen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, einen Kapazitätsaufbau im Personal allgemein oder den Aufbau neuer IKT-Strukturen (e-learning).
Die Mittel im Rahmen der Hochschulraumstrukturmittel werden unabhängig und zusätzlich zu etwaigen Schwerpunkten im Rahmen der Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten vergeben.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Debatte um erhöhte Uni-Finanzierung

Debatte um erhöhte Uni-FinanzierungBilderbox.com

Die Universitätenkonferenz (uniko) und das Wissenschaftsministerium haben unterschiedliche Sichtweisen zur Budgetären Ausstattung der Unis.

Auf der einen Seite stehen 750 Mio. Euro für die Unis allein aus den Hochschulraumstrukturmitteln (siehe auch Bericht „Mehr Geld für die Unis“) für die Jahre 2016 – 2018 was einer Steigerung von nahezu 70% zur aktuellen Leistungsperiode (450 Mio.) entspricht und das unabhängig zum Grundbudget der Unis, das im Rahmen der Leistungsvereinbarung einzeln fixiert wird.
Auf der anderen Seite steht die uniko, die keine Erhöhung sieht, auf die bisher genannte Summe von 615 Mio. verweist und zudem sogar auf eine Kürzung, da, so uniko-Präsident Heinrich Schmidinger: „Die Universitäten auch die budgetären Ausfälle beim Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) auffangen müssen, welche dieser bisher selbst getragen hat.“

Unibudget so hoch wie nie
In Summe ist das Unibudget mit 9,7 Mrd. Euro so hoch wie nie und seit 2004 um 60 Prozent gestiegen, so das Wissenschaftsministerium in einer Aussendung als Antwort auf die uniko-Sichtweisen.
Unbestritten ist, dass es trotz eines generell angespannten Budget-Haushaltes in den nächsten drei Jahren zusätzliche Mittel in Höhe von 615 Mio. Euro gibt und mit der Novelle zum Universitätsgesetz 2009 die Weichen gestellt wurden, um die wettbewerbsorientierte Komponente der Universitätsfinanzierung zu stärken.

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red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015

Zu Fuß um die halbe Welt

Zu Fuß um die halbe WeltMichael Pand

Der Franziskaner Odorico de Portu Naonis marschierte gleich nach Marco Polos Rückkehr los und brachte einen einmaligen Reisebericht zurück. Damit ist er der erste Weltreisende der österreichischen Geschichte.

Zwischen 1314 und 1320, kurz nach Marco Polos Rückkehr nach Venedig, trat ein „Österreicher“, genauer gesagt ein Ostarrichi-Bewohner, eine unglaubliche Weltreise an: Der Franziskaner Odorico de Portu Naonis ging von Portenau in Friaul bis nach China und kehrte nach einer etwa 16-jährigen Fußreise zurück nach Europa. Im Winter 1330/31 diktierte er einem Ordensbruder „die wunderlichen Geschichten aus dem Reich der Tartaren, die ich mit eigenen Augen gesehen in den Landen da ich inn gewesen“. Bald danach verstarb er.
Dass dieser – aus österreichischer Sichtweise – früheste Weltreisebericht und sein Verfasser bisher in der Öffentlichkeit unbeachtet blieben, könnte man in Anlehnung an Odoricos bevorzugte Sprache, das Lateinische, als „fatum austriacum“, als beispielloses „österreichisches Schicksal“ bezeichnen. Ein hartnäckiges Vorurteil besagt nämlich, dass der österreichische Anteil an der terrestrischen Entdeckung der Erde äußerst marginal wäre; kein Columbus findet sich in der nationalen Geschichtsschreibung. Umso mehr könnte die bislang unbekannte mittelalterliche Handschrift erstaunen.
Zwar verfasste bereits zehn Jahre nach Odoricos Rückkehr ein Prager Minorit, ein „minderer Bruder“, eine Überarbeitung des Reiseberichts, und um 1359 erschien eine mittelhochdeutsche Fassung von Konrad Steckel, die sich in Klosterneuburg befindet (Versicherungswert: 80.000 Euro). Es folgten italienische und französische Übersetzungen und sogar englische Fälschungen (Sir John Mandeville, der die Reise als seine eigene ausgab). Aber erst in der Neuzeit erfuhr der weltreisende Franziskaner eine gewisse Reputation und Rehabilitation: Er wurde 1755 selig gesprochen.
Das historische Verdienst, also der wissenschaftliche Nachweis, dass Odorico und sein lateinisches Dokument zur österreichischen und nicht zur italienischen Geschichte zu rechnen sind, gebührt dem Wiener Historiker Erich Feigl: Odoricos Geburtshaus befand sich in Portenau, einer alten Stadt in Friaul, die heute Pordenone heißt und als so genannter „mittelalterlicher Streubesitz“ einige hundert Jahre hindurch zweifelsfrei den Babenbergern gehörte. Im Interregnum wanderte sie in den Besitz Ottokars II., fiel nach dessen Niederlage an die Habsburger und ging bereits um 1508 wieder, nun endgültig, an Venedig verloren.
Das genaue Geburtsdatum Odoricos (zwischen 1265 und 1286) ist unbekannt, es könnte aber ins Interregnum beziehungsweise in die Regierungszeit des Przemysliden Ottokar II., König von Böhmen, fallen. Hinzu kommt, dass sich Odorico um 1300 und später sicherlich keinem Staat im modernen Sinn des Wortes, daher auch nicht „Ostarrichi“, somit nicht den Babenbergern respektive den Habsburgern, die nach seiner Rückkehr regierten, sondern einzig Gott und dem Franziskanerorden untertan und zugehörig fühlte. Deshalb werden Odorico und sein Itinerarium der Einfachheit wegen, historisch aber falsch, zur ruhmreicheren italienischen Entdeckergeschichte gerechnet.

Freier Weg durch Mongolei
Nicht nur kamen die Reiterheere der Mongolen bis ins heutige Ungarn; tartarische Abgesandte wurden schon Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Papst, ebenso zu König Ludwig IX. von Frankreich mit dem unmissverständlichen Auftrag gesandt, sich dem „großen hunt“, dem Dschinghis Khan zu unterwerfen.
Deshalb hatten die europäischen Herrschenden, allen voran die Kirche und der Papst, vorwiegend rationale und nicht nur missionarische Interessen, den völlig unbekannten Osten, die Peripherie der großen Weltscheibe, zu erkunden. In den blutigen Berührungen christlichabendländischer Europäer mit den nach Westen stürmenden Reiterheeren finden wir aber die entscheidende geschichtssemantische Spur, die das rätselhafte „Wie?“ einer etwa 16-jährigen Fußreise vor 700 Jahren nach Peking und retour erklären könnte: Das blindwütig expandierende Mongolenreich stand gleichzeitig im besonderen Rufe, dass Reisende es „gefahrlos“ durchqueren konnten. Im Stift Klosterneuburg befi ndet sich seit 600 Jahren die erste mittelhochdeutsche Fassung des Weltreiseberichts. Diese Handschrift bietet dem modernen, durch „Information“ verwöhnten Leser aber keine sachliche Länderbeschreibung, sondern Mirabilien (wundersame Anekdoten); entsprechend beginnt das kurioseste Weltreisedokument der österreichischen Geschichte mit „Rebhühnern, die durch die Luft geführt werden“.
Das erste Kapitel berichtet aus Trapezunt (jetzt Trabzon), einer nordtürkischen Hafenstadt am Schwarzen Meer. Im Osten der Türkei sieht Odorico einen Berg, auf dem er die Arche Noah vermutet. Da er von der Bevölkerung vor möglicher Gotteslästerung gewarnt wird, besteigt er ihn nicht. Die Fußreise führt in weiter nach Täbris im Iran, das er als „die geeignetste Handelsstadt der Welt“ bezeichnet, denn „die ganze Welt treibt Handel mit jener Stadt“. Odorico von Portenau wandert mit Karawanen durch Persien, das „Sarazenenland“, in Richtung Ormuz, einer Halbinsel und Hafenstadt am Eingang zum Persischen Golf, von der im 13. und im 14. Jahrhundert die meisten Schiffe nach Indien lossegelten. 250 Jahre später fanden sich ebendort zwei weitere österreichische Weltreisende und frühe Abenteurer ein: Hans Christoph von Teufel von Krottendorf Freiherr von Guntersdorf-Eckhartsau und Georg Christoph Fernberger von Egenberg, wobei Letzterer 1589 allein weiter bis ins Reich Pegu, das heutige Myanmar beziehungsweise Burma, reiste. Bislang galt dessen Neffe Christoph Carl Fernberger, der 1621 bis 1628 von Amsterdam eine unfreiwillige Weltreise bis zu den Gewürzinseln in Indonesien antrat, in der Entdeckergeschichte als „erster österreichischer Weltreisender“ – korrekt wäre „erster österreichischer Weltumsegler“.
Noch ist Odorico in Persien, das vom mongolischen Kaiser Il-Khan Abu Said (1317–1335) beherrscht wird. Fast alle von ihm besuchten Städte haben mittlerweile geänderte Namen, „Cassam“ ist nun Kashan zwischen Teheran und Isfahan. Odorico aus Portenau glaubt, ähnlich wie Marco Polo, dass es die Stadt ist, aus der die Heiligen Drei Könige stammen. Er berichtet vom Reiche Chaldäa“, einem Gebiet, das das südliche Mesopotamien beziehungsweise Bagdad bezeichnet und „wo die Frauen nur ein Untergewand und Hosen tragen und die Geschlechtsteile der Männer wegen der großen Hitze bis auf die Waden herunterhängen“. Bei der unglaublichen Beobachtung handelt es sich um eine im europäischen Mittelalter unbekannte, in subtropischen Gebieten aber weit verbreitete Krankheit namens Elephantiasis: Beine, Arme und seltener die Geschlechtsorgane sind durch Blutstau ungewöhnlich angeschwollen.
Als Odorico in Thana in der Nähe des heutigen Mumbai (Bombay) an Land geht, findet er vier Franziskanermönche vor, die als Märtyrer hingerichtet wurden. Ausführlich beschäftigt sich sein Bericht mit den seltsamen Einzelheiten ihres Todes, und er beschließt, die Gebeine der Glaubensbrüder in nicht-muslimischer Erde, in der bereits seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Franziskanermission in China, zu bestatten. Mit den sterblichen Überresten seiner Glaubensbrüder im Gepäck führt ihn die weitere Reise entlang der indischen Südküste nach Ceylon, lateinisch „Sylam“ (Sri Lanka), dann an die Ostküste Indiens, er hält sich auf den Nikobaren-Inseln im Andamanischen Meer auf und berichtet von kannibalischen Unsitten der „hundsköpfigen Bevölkerung“ – viel später, zwischen 1778 und 1785, waren die Nikobaren sogar österreichische Kolonie.

Weiter über den Äquator
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts überquert Odorico dann den Äquator. Mit Schiffen, „die nur mit Pech und ohne Eisenteile zusammengefügt waren“, kommt er bis nach Sumatra, bezeichnet als erster Europäer überhaupt die Insel mit dem lateinischen Namen „Sumoltra“ und kommt möglicherweise auch nach Java, etwa in die Gegend von Batavia, heute Jakarta. Odorico wandert zu Fuß durch das mittlerweile verschwundene Königreich Champa (heute Kambodscha und Vietnam), um schließlich durch Südchina – im Mittelalter nur als „Oberindien“ bezeichnet – an den Hof des mongolischen Großkhans ins heutige Peking zu gelangen, wo bereits andere religiöse Repräsentanten, auch des Islam, gemeinsam mit Franziskanern am höfischen Zeremoniell des Weltherrschers teilnehmen dürfen.
Einige Jahre hält er sich in Cathay, dies war der mittelalterliche Name für das nördliche China, auf, bis er seine Rückreise antritt, die ihn zuerst bis in die innere Mongolei, dann westlich an den Rand Tibets führt und vermutlich die Seidenstraße entlang über Afghanistan und Persien wieder nach Padua kommen lässt, wo er 1330 eintrifft. Dort diktiert er seine Erlebnisse einem Mitbruder in lateinischer Sprache und macht sich anschließend, Anfang 1331, auf den Weg zum Papst, um für eine China-Mission den Segen zu erhalten.
Odoricos Bericht erzählt von „Ochsen, die als Gott verehrt werden“, von Witwenverbrennungen in Indien, Kannibalismus (Nikobaren), vom Pfefferanbau in Indonesien, sexuellen Ausschweifungen in Champa, Kormoranfi scherei in Südchina, buddhistischen Reinkarnationstheorien und vom mongolischen Hofzeremoniell im alten Peking. Er spricht von den noch heute in Tibet praktizierten Bestattungsmethoden durch Aasgeier und über den legendären „Alten vom Berge“, von dem es heißt, dass er sich in seinem Garten Meuchelmörder (Assassine) hielt, der später aber von den Tartaren entmachtet wurde.
Der Reiseabschnitt über Ceylon belegt am deutlichsten, dass Odorico die Reise selbst gemacht hat: „Von einer Insel namens Sylam, auf der ein Berg liegt mit einem See voller Edelsteine, von denen der König der Insel keinen einzigen nimmt, sondern alle an die Armen verschenkt. Von dem hohen Berge erzählen die Leute, dass Adam auf seinem Gipfel hundert Jahre lang um seinen Sohn trauerte. Auf halber Höhe liegt eine wunderschöne Ebene mit einem See. Er ist nicht sehr weit, birgt aber dennoch eine große Wassermenge. Man sagt, dies seien die Tränen, die Adam und Eva vergossen haben.“ Tatsächlich befindet sich im Süden Sri Lankas der 2.245 Meter hohe Adam‘s Peak, der in moslemischer (!) Tradition als der Ort gilt, den Adam nach der Vertreibung aus dem Paradies betrat.
Der internationalen Mittelalterforschung gilt das Itinerarium des Österreichers Odorico als bedeutsame Ergänzung zu Marco Polos „Livre des merveilles du monde“ (Das Buch von den Wundern der Welt, 1298). In Italien wird er seit jeher als Heiliger verehrt, nur in der Kulturrepublik Österreich blieb der erste und früheste China-Reisende aus Portenau bis zum heutigen Tag, zuletzt in der großen Mongolenausstellung auf der Schallaburg, vollkommen unbemerkt und unbeachtet.

Ausgewählter Artikel aus dem Jahr 2006

Michael Pand, Economy Ausgabe 999999, 28.04.2015

FH St. Pölten mit neuem Josef Ressel Zentrum für IT-Sicherheit

FH St. Pölten mit neuem Josef Ressel Zentrum für IT-SicherheitFH St. Pölten, Foto Kraus

Ein neues Josef Ressel Zentrum (JR-Zentrum) für IT-Sicherheit ist an der Fachhochschule (FH) St. Pölten gestartet. Es erforscht die IT-Sicherheit bei gezielten Angriffen gegen Unternehmen.

Finanziert wird das Zentrum vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie den beiden Firmenpartnern IKARUS Security Software GmbH und SEC Consult Unternehmensberatung GmbH mit einem geplanten Betrag von 1,3 Mio. Euro für die nächsten fünf Jahre.

Ernsthafte Bedrohungen
Meist setzen Schadprogramme auf massenhafte Verbreitung in der vernetzten Informationsgesellschaft, manche Software wird gezielt in nur wenige Unternehmen eingeschleust. Ein bekanntes Beispiel ist der Computerwurm Stuxnet oder die im Herbst 2014 auch in Wien aufgetauchte Spionagesoftware „Regin“ .
"IT-Angriffe können eine ernsthafte Bedrohung für Unternehmen sein und deshalb braucht es wirkungsvolle Schutzmechanismen in diesem Bereich. Der ständige Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schafft einen Mehrwert für alle Beteiligten und erhöht die praktische Anwendung der Erkenntnisse", so Reinhold Mitterlehner, Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister.
„Wir wollen erforschen, welche Spuren gezielte IT-Angriffe auf Unternehmen im Netzwerk hinterlassen und wie diese erkannt werden können. In Zukunft sollen damit dann auch bisher unbekannte Sicherheitslücken entdeckt werden können“, erläutert Sebastian Schrittwieser, Dozent am Department Informatik und Security der FH St. Pölten und Leiter des neuen Ressel-Zentrums.

Grundlagenforschung als Basis
„Durch die Zusammenarbeit im Josef Ressel Zentrum sind wir in der Lage, die Innovationskette von Forschung über die akademische Ausbildung bis hin zum tatsächlichen Produkt vollständig abzudecken“, erklärt Clemens Foisner, geschäftsführender Gesellschafter der SEC Consult Unternehmensberatung GmbH.
"Für uns als Software-Unternehmen ist es wertvoll, unsere neue Technologie in Zusammenarbeit mit den ForscherInnen des neuen Josef Ressel Zentrums attraktiv zu gestalten. Im Anschluss könnten wir dann ein international konkurrenzfähiges Produkt entwickeln", sagt Jürgen Eckel, Leiter der Entwicklungsabteilung bei IKARUS Security Software.
Mit dem Zentrum will die FH St. Pölten gemeinsam mit den Unternehmen wichtiges Wissen aufbauen. „Die gängigsten IT-Sicherheitsprogramme kommen heute aus Ländern wie den USA oder Russland. Doch für einen Krisenfall ist es wichtig, dass das Know-how im Bereich IT-Sicherheit auch hierzulande vorhanden ist“, betont Ernst Piller, Leiter des Instituts für IT-Sicherheitsforschung an der FH St. Pölten.

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red/cc, Economy Ausgabe 999999, 27.04.2015

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