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29. August 2024

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Keine Chance für Diebe

Keine Chance für Diebe Photos.com

Ausgefeilte Sicherheitstechnologien garantieren Kunden wie Händlern sichere Zahlungsabwicklung im Internet.

Ein Online-Einkauf im Internet ist Vertrauenssache – und zwar noch mehr als ein Einkauf in der sogenannten realen Welt. Werden hier Leistung und Gegenleistung, sprich: Ware und Geld, Zug um Zug ausgetauscht, ist dieser Vorgang in Webshops entkoppelt. Der Kunde geht davon aus, nach der Bezahlung die gewünschte Ware zu erhalten; der Händler erwartet, für die versandte Ware einen Zahlungseingang vorzufinden. Als intensiv genutztes finanzielles Kommunikationsmittel im Internet hat sich die Zahlung mittels Kreditkarte zu einem internatio­nalen Standard entwickelt.

3D-Secure-Technologie

Schon jetzt ist der Kunde bei einer Kreditkartenzahlung sehr gut abgesichert, da jeder Händler einen entsprechenden Händlervertrag mit einer Kreditkarten abrechnenden Bank, dem sogenannten Acquirer, benötigt und daher eindeutig identifiziert ist. Zusätzlich erhält der Karteninhaber Unterstützung durch die Karten ausgebende Bank, wenn etwa die Ware nicht geliefert wurde und er erfolglos beim Händler reklamiert hat. Umgekehrt hat der Händler die Sicherheit, dass er kein Delkredererisiko zu tragen hat, sich also nicht kümmern muss, ob der Kunde über die entsprechende Bonität verfügt und wie hoch das Risiko des Zahlungsausfalls ist.
Um die Zahlungsvorgänge, die im Internet abgewickelt werden, noch sicherer zu machen, haben die großen Kreditkartengesellschaften vor einigen Jahren ein mehrstufiges, sicheres Zahlungsverfahren auf Basis der 3D-Secure-Technologie eingeführt: Maestro Secure Code, Master Card Secure Code und Verified by Visa. Bei diesem Verfahren muss sich der Karteninhaber bei Bekanntgabe seiner Kartendaten mit einem Passwort authentifizieren.

Sichere Web-Umgebung
Für den Karteninhaber dauert die kostenlose Online-Registrierung zu 3D-Secure nur wenige Minuten, unmittelbar darauf ist die Karte weltweit einsetzbar. Im Zuge der Registrierung wählt der Karteninhaber eine persönliche Begrüßung und ein persönliches Passwort, das er dann bei jeder Zahlung eingeben muss. Auch die persönliche Begrüßung ist ein Garantie­zeichen: Erscheint sie bei einem Einkauf in einem Webshop auf dem Bildschirm, kann der Benutzer sicher sein, dass der Händler 3D-secure-fähig ist.
Da alle diese unterschiedli­chen Informationen notwendig sind, um einen Zahlungsvorgang auszulösen, ist durch dieses mehrstufige Verfahren das Risi­ko des Datenmissbrauchs so gut wie ausgeschlossen.

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Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Erasmus: Sinnflut und Auslese

Erasmus: Sinnflut und Auslese

„European Region Action Scheme for the Mobility of University Students“ oder Erasmus: In der Praxis birgt dieser klobige Begriff eine ungeahnte Bedeutungsvielfalt. Erasmus ist die Gelegenheit, wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben zu sammeln, internationale Kontakte zu knüpfen, an Gastuniversitäten zu studieren. Erasmus heißt oft, sich im Studium ent-spannt bis kurz vor dem Umfallen zurückzulehnen, den so entstandenen Energieüberschuss mit Nachtschwärmern aus ganz Europa abzubauen, eine mehrmonatige Dauerparty, die Grundsteinlegung späterer Leberleiden. Erasmus bedeutet für viele, das erste Mal auf sich allein gestellt zu sein. Eine Zeit, in der Lästig-keiten wie Wohnungssuche, Amtswege und Arztbesuche in einem fremden Land und zu allem Überfluss auch noch in einer Fremdsprache erledigt werden müssen. Erasmus heißt Leute kennenzulernen, Neues über deren Kultur zu erfahren, ihre Sprache zu lernen. Es heißt einen neuen Lebensstil zu entdecken, sich in einem teils völlig neuen kulturellen Umfeld zu bewegen, sich zu integrieren und anzupassen. Schluss-endlich entscheidet aber jeder selbst, ob er die Chancen zur akademischen und persönlichen Horizonterweiterung nutzen will oder ob er mit anderen Touristen am künstlich aufgeschütteten Badestrand Mojitos schlürft und abwartet, bis die Gelegenheit vorüberzieht.

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 70-02-2009, 05.03.2009

Über den Begriff der Amchilla

Über den Begriff der Amchilla

Aus meiner Heimat, der Mongolei, kommt der Begriff Amchilla. Er bedeutet Arzt, jedoch nicht im Sinne des westlichen Verständnisses von Medizin, sondern im Sinne von Somatologie. Bei uns umfasst die Ausbildung zur Amchilla 25 Jahre des Studiums der Philosophie, der Psychologie und der Medizin inklusive der Kräuterkunde. Daraus resultiert ein Teil, den wir Körper oder Soma oder den Tempel des Gefühlskörpers – oder auch der Seele – nennen.
Die Amchilla fühlt sich aus der Sehnsucht der mongolisch-buddhistischen Philosophie berufen, sich zu einem Instrument der Ganzheit des Menschen, ja, der aller Lebewesen zu entwickeln, in dem sie ihr Wissen größtmöglich der Nächstenliebe, also dem Mitgefühl, widmet. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, die Krankheit zu betrachten, sondern das Bewusstsein zu erweitern und zu stärken. Von der Amchilla können Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden, lernen, dass es in vielen Fällen der Geist ist, der den Weg in Richtung Harmonie oder Disharmonie in uns selbst weist.
Seit meinem achten Lebensjahr studiere ich mongolisch-tibetische Medizin. Seit früher Kindheit wurde ich gelehrt, das Leben als Meditation, als ein freudvolles Wachsen durch Erkennen zu sehen. Acht Jahre hatte ich die Ehre, bei Tenzin Choedrak, dem Leibarzt SH des Dalai Lama, zu lernen. In meiner Familie väterlicherseits gab es schon über acht Generationen zurück Menschen, die sich für das Leben einer Amchilla entschieden hatten. Mütterlicherseits gab es viele Generationen zurück Ayurveda-Mediziner. Ayurveda bedeutet die Lehre des Lebens aus den alten, traditionellen Lehrschriften der Veden.
Die Basis für eine Amchilla ist die Liebe und das Mitgefühl für die Menschen, die vertrauensvoll zu ihr kommen, um an ihren Schwierigkeiten zu arbeiten. Der Sinn der Amchilla ist es nicht, äußeres Ansehen wie zum Beispiel Reichtum anzusammeln; die gerichtete innere Motivation ist der Wunsch, auf dem Weg der Erleuchtung voranzukommen und unterstützender Partner für alle Lebewesen, unter anderem für das menschliche Wesen, zu sein. Auf meinem Weg ist mir klar geworden, wie wichtig die Basis des mongolischen Buddhismus dafür ist.
Der Medizin-Buddha ist das Vorbild für uns, die innere Heilung zu erlangen. In der TTM/TMM (Traditionelle Tibetische Medizin/Traditionelle Mongolische Medizin) ist die Auffassung verwurzelt, dass die Amchilla dabei ein wichtiger Partner ist, die ihre Arbeit so ausrichtet, dass sie zur Vollendung des menschlichen Glücks maßgeblich beiträgt.

Sathya Bernhard bin Saîf ist Ärztin der Traditionellen Tibetischen Medizin.
www.archetype.in

Sathya Bernhard , Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Erst zwei Hälften...

Erst zwei Hälften...

...ergeben ein Ganzes.

Noch immer wird allzu oft zwischen Schulmedizin und Komplementärmedizin eine Trennlinie gezogen, als ob das rivalisierende Ansätze seien. Ich halte diese Trennung für künstlich geschaffen. Nicht zuletzt deswegen ist der Begriff Ganzheitsmedizin entstanden, der versucht, die vermeintlichen Gegensätze wieder zusammenzuführen. Eine ganzheitliche Denkweise ist aber auch der Ausdruck eines ebensolchen Weltbildes, das den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele in seiner Umwelt und seiner Beziehung zur Natur wieder da hinstellt, wo er sich über Jahrtausende befunden hat.
Ganzheit bedeutet für mich eine umfassende holistische Sichtweise, die immer mehrere Möglichkeiten offen- und zulässt. Eine Heilkunde, die dem ganzheitlichen Prinzip ziemlich nahe kommt, ergibt sich für mich durch die Kombination von komplementärmedizinischen Therapieformen mit der etablierten Schulmedizin. Die naturwissenschaftlich orientierte Medizin hat in Bezug auf Forschung, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten enorme Fortschritte gemacht. Aber es stellt sich die Frage, ob diese Form der Medizin allein dem heutigen Begriff des Krankseins genügt, ob sie der subjektiven Erfahrung des Einzelnen mit Krankheit und Gesundheit gerecht wird. Die Ganzheitsmedizin braucht nicht den eingebildeten, sondern den ausgebildeten Kranken. Mehr als die reine Pillen-Medizin hängt ihr Erfolg von der Mitwirkung des Patienten ab. Nur der Arzt, der sich auch selbst den Blick für die Ganzheit nicht verstellt, darf den erforderlichen mündigen Patienten erwarten.
Komplementärmedizin wird heute von vielen Menschen als hilfreich empfunden. Immer mehr Österreicher nehmen – vorwiegend auf eigene Kosten – komplementärmedizinische Angebote in Anspruch; so nutzen mehr als 50 Prozent aller Österreicher Homöopathie und 25 Prozent Akupunktur. Sie räumen komplementärmedizinischen Methoden einen zentralen Platz ein, da diese zum körperlichen und geistigen Wohlbefinden und damit zur Erhöhung und Erhaltung der Lebensqualität beitragen.
Als Erweiterung und Ergänzung des naturwissenschaftlichen medizini-schen Angebots werden komplementärmedizinische Angebote von Patienten mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung nachgefragt und sind daher ein wesentlicher Bestandteil eines modernen Gesundheits-wesens. Für mich gibt es sowieso nur eine Medizin, und es liegt in der Kunst des Arztes, beide Aspekte als Ganzes zu betrachten.

Gerhard Hubmann, Arzt für Allgemeinmedizin, Akupunktur und Homöopathie in Wien.
www.medicus-doc.at

Gerhard Hubmann, Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Weck-Tipp

Weck-TippAxbo

Leichter aufstehen

Wer kennt das Problem nicht, sich beim Läuten des Weckers noch eine ganze Weile im Halbschlaf von der einen auf die andere Seite des Bettes wälzen zu müssen, bevor die Augen auch nur halb offen sind. Der Axbo-Schlafphasenwecker soll hierbei Abhilfe schaffen. Mittels seines Frottee-Armbandes, in dem ein Sensor eingebaut ist, wird der Schlafrhythmus gemessen und an den Wecker gesendet. Axbo wartet den idealen Zeitpunkt innerhalb einer halben Stunde vor der eigentlichen Weckzeit ab. Mit einem von sechs sanften Wecktönen soll man dann aus dem Schlaf direkt auf das Parkett des Schlafzimmers „gezogen“ werden. Genau so kann man sich das auch vorstellen. Man soll und man will auch sofort aus den Daunen, wie unser Test erfolgreich gezeigt hat. Das Gerät selbst ist einfach zu bedienen, sieht schick aus und kann bis zu zwei Personen zum idealen Zeitpunkt wecken. Einzig genug Schlaf sollte man vorher genießen dürfen, um ideal geweckt zu werden. Denn zu Zeiten schlafraubender economy-Produktionen hat Axbo unseren Autor erst im letzten Moment aus dem Schlaf gerissen. Aber an diesem prinzipiellen Systemfehler muss die Testperson wohl noch selbst arbeiten. Somit hat Axbo auch noch eine erzieherische Wirkung. Der Preis: 199 Euro. Foto: Axbo

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Buchtipp

BuchtippKiepenheuer & Witsch

Die (medizinische) Seele verkauft

Das Buch deckt auf, was auf der Hand liegt: Ärzte haben ein Nahverhältnis zur Pharmabranche, viele von ihnen sind käuflich. Klar ist: Ärzte verschreiben ihren Patienten Medikamente. Die Frage ist nur: Welche? Genau darum buhlen die (großen) Pharmakonzerne. Ihnen geht es darum, schlichtweg Geld zu verdienen oder anders gesagt: ordentlich Gewinne zu machen. Das heißt, wer die Ärzte dazu bringt, möglichst „seine“ Medikamente an möglichst viele Patienten zu verkaufen, steht letztlich als „Winner“ im Pharma-Match da.
Weiss hat für die Recherche sehr aufwendig gearbeitet, ließ sich sogar zum Pharmareferenten ausbilden. Mangels Job begleitete er aber schließlich den Pharmareferenten Alexander einen Tag lang in einer „mittelgroßen Stadt im Süden Deutschlands“. Ergebnis der Tour: Die besuchten Ärzte interessierten sich, wenn sie überhaupt zu sprechen waren, nur für die Musterpackungen der Medikamente.
Leider ist das Buch sehr deutschlandlastig: So untersuchte Weiss, wie es um die Ethik in der Medizin bestellt sei. Er fragte bei diversen deutschen Kliniken nach, ob sie geneigt wären, eine Placebostudie an schwer depressiven Patienten durchzuführen, einigen also wirksame Medikamente wissentlich vorzuenthalten. Ergebnis: Die Kliniken München, Bonn, Augs-burg, prinzipiell auch Düsseldorf, sowie das einzig in Österreich befragte Wiener AKH waren dazu bereit. Fazit: Das Buch lehrt, Ärzte und ihre Rezepte sowie den Gebrauch von Medikamenten insgesamt kritisch zu hinterfragen.
Hans Weiss: Korrupte Medizin
Kiepenheuer & Witsch, 2008 19,50 Euro
ISBN: 978-3-462-04037-1

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Warenkorb

Warenkorb

Ökonomisch und praktisch

• Multifunktionell. Der HP Photosmart Premium mit Fax vereint Drucker, Scanner, Kopierer und Fax in einem Gerät. Das spart Platz zu Hause, ist ökonomisch und praktisch. Auch ohne das Einschalten des PC können Fotos problemlos gedruckt werden. Möglich macht das ein 6,1 Zentimeter großes Farbdisplay sowie Steckplätze für alle gängigen Speicherkarten. Preis: 299 Euro

• Heißer Ofen. Das ist wohl das ultimative Gerät für Fertiggerichtliebhaber: Das neue Mikrowellengerät mit Pizza-ofen von LG hat eine „benutzerfreundliche“ Pizza-Schublade. Lade auf, Pizza rein, Lade zu. Das spart Strom, da man nicht mehr vorheizen muss. LG selbst sieht die Kombination als ideal für kleine Küchen oder Single-Haushalte. Macht sich aber sicher auch in Büros sensationell. Der Preis: 299 Euro.

• Unterhaltungskonzentrat. Musikspieler, hochauflösende Digitalkamera und tragbare Spielkonsole – genau das wird im Sony Ericsson W995 auf eine neue Spitze getrieben. Ausgerüstet ist das Multimedia-Teil mit einer 12,1-Megapixel-Kamera, Xenon-Blitz und Touch-Bedienung. Auch sollen à la iPhone bald viele Applikationen zur Verfügung stehen. Und das 16:9-Breitbildformat erfreut das Auge bei der Betrachtung von Filmen, TV-Serien und Videoclips. Der Preis ist noch nicht bekannt. 


• Bilderrahmen als Fernseher. Das Teil von Toshiba war einmal ein Bilderrahmen und will jetzt auch ein Fernseher mit eingebautem DVB-T-Empfänger sein. Eine Auflösung von 480 mal 272 Bildpunkten und guter Leuchtkraft soll klare und strahlende Bilder auch bei Tageslicht ermöglichen. Für ausreichenden Sound sorgt ein 0,5-Watt-Lautsprecher. Und ein SD-Karten-Slot für den Transport von Bildern und Videos ist auch eingebaut. Der Preis des Journe M400 getauften Bilderrahmens: 170 Euro.
www.toshiba.at

• Spielkiste. So wird die LAN-Party zum reinsten Vergnügen: Dell bringt als einer der ersten Hersteller einen Gaming-PC mit Intel Core i7-Prozessor auf den Markt. Die Kiste hört auf den Namen XPS 730X und soll neue Maßstäbe bei Geschwindigkeit und Performance setzen. Laut Hersteller liegt die Leistungssteigerung im Vergleich zu aktuellen Geräten bei 20 Prozent, was kommende Spiele schnell wieder wettmachen werden. Der Preis: 3249 Euro. kl
 www.dell.at Fotos: Hersteller

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Geldgier im 
weißen Kittel

Geldgier im 
weißen Kittel

Korrupte Medizin hieß das Aufregerbuch in der Branche 2008. Und was erfuhr man dort nicht alles: Der Medizinbereich sei durchdrungen von umsatzgetriebenen Pharma-firmen, korrupten Ärzten, überteuerten 
Medikamenten, konzernfinanzierter klini-scher Forschung, und das alles hauptsächlich auf Kosten der öffentlichen Hand, nämlich der Krankenkassen.
Kein Zweifel, hinter den Kulissen der Medizin in Österreich spielt sich so manches unlautere Geschäft ab, letzten Endes stets zum finanziellen Schaden des Systems. Die „Bildungsreise für Ärzte“, gesponsert von Pharmafirmen, die Naturalrabatte für Hausärzte, Schwarzgeldannahme in der Privatpraxis, Nutzung öffentlich finanzierter Infrastruktur für private Zwecke, all das ist kein Geheimnis, auch wenn die Ärztekammer hundertmal von „schwarzen Schafen“ und ihrem ach so strengen „Verhaltenskodex“ spricht. Das Problem sind nämlich nicht die schwarzen Schafe alleine, die das System tatsächlich auf mafiöse Weise ausnutzen, sondern es ist die Alltagskorrup-tion, die gar nicht mehr als solche empfunden wird. Dazu gehören zum Beispiel die Verkürzungen von OP-Wartezeiten mit dem berühmten Kuvert an den Herrn Primarius oder „Anwendungsbeobachtungen“ für neue Medikamente, die von Pharmafirmen satt honoriert werden. Das alles kostet die Volkswirtschaft Milliarden und muss bekämpft werden.

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Rasche Alarmierung im Notfall

Rasche Alarmierung im NotfallFotolia.com

Damit in Katastrophensituationen kurz-fristig alle verfügbaren Kräfte mobilisiert werden können, bedarf es einer ausgeklügelten Technologie. Im Landeskrankenhaus Graz kommt eine solche zum Einsatz.

Bus- oder Zugunglück, Großbrand, Explosion, Lawinenabgang, Erdbeben – die Liste all jener Katastrophenfälle, in denen vor allem Krankenhäuser vor besondere Herausforderungen gestellt sind, ließe sich beliebig fortsetzen. Allen gemeinsam ist, dass in derartigen Ausnahmesituationen binnen kürzester Zeit mit einer großen Zahl von Verletzten gerechnet werden muss – und da wiederum ist es essenziell, dass das zur Erstversorgung und Behandlung der Patienten erforderliche Personal so schnell wie möglich ins Krankenhaus gerufen werden kann. Vor allem der Krisenstab muss umgehend einberufen werden können, denn nur so ist eine optimale Bewältung der Lage möglich.
Damit dieser Alarmierungsvorgang schnell und effizient verläuft, hat man am Landeskrankenhaus (LKH) -Universitätsklinikum Graz in der Vergangenheit einiges ausprobiert. Mit dem Ergebnis war man allerdings bislang nur bedingt zufrieden. Nun konnte jedoch in Kooperation mit der internen Abteilung Telekommu-nikation und Kapsch Business Com eine für alle Beteiligten zufriedenstellende und maßgeschneiderte Lösung auf Basis des Kapsch-Alarmservers entwickelt werden.

Prompte Erreichbarkeit

Damit die Alarmierung möglichst rasch vor sich geht, stehen dem System 60 Telefon- und zwei Fax-Leitungen gleichzeitig zur Verfügung. So ist gewährleistet, dass eine große Zahl von Mitarbeitern parallel ohne Zeitverzögerung erreicht werden kann. Um unnötige Engpässe in der Alarmkette zu vermeiden, kann der Kapsch-Alarmserver von berechtigten Personen der einzelnen Krankenstationen selbstständig über ein intuitives Webinterface verwaltet und ausgelöst werden. Damit das Personal während des Alarmierungsvorganges stets über den aktuellen Status informiert ist, wird vom System von jedem Mitarbeiter die voraussichtliche Zeit bis zum Eintreffen im LKH-Universitätsklinikum Graz abgefragt. Auf diese Information können die Verantwortlichen jederzeit über das Web-interface zugreifen. Unabhängig davon verläuft die Alarmierung völlig automatisch. Am Ende des Alarmierungsvorgangs wird ein detaillierter Bericht per Fax oder/und E-Mail an die Verantwortlichen gesendet. Er informiert über den aktuellen Status der Alarmierung – sprich: die Anzahl der erreichten Personen, den voraussichtlichen Zeitpunkt ihres Eintreffens et cetera. Die Alarmierungsdaten werden in weiterer Folge im System gespeichert, das heißt, jeder einzelne Schritt bleibt nachvollziehbar. Die Auslösung des Alarms dauert übrigens nur knapp 30 Sekunden.
Der besondere Vorteil gegenüber anderen Systemen liegt darin, dass das System mit einer extrem einfach zu hand-habenden Bedieneroberfläche arbeitet, dass also nicht auf eine SMS- oder Mobilbox-Alarmierung zurückgegriffen wird. Es wird nur der tatsächliche Status des Mitarbeiters abgefragt, und es ist sofort bekannt, ob der jeweilige Mitarbeiter verfügbar ist und ins Krankenhaus kommen kann oder nicht. Außerdem können die einzelnen Stationen und Abteilungen selbstständig und jederzeit Probealarme auslösen und so die maximal möglich erreichte Anzahl an Mitarbeitern für die Adaptierung der Alarmpläne heranziehen.

Vermarktung geplant

Entwickelt und umgesetzt wurde der Kapsch-Alarmserver zusammen mit den Fachabteilungen des LKH-Univesitätsklinikums Graz. Die Einrichtung profitierte dabei von der umfassenden Expertise von Kapsch Business Com, die auf eine Vielzahl von Referenzprojekten im medizinischen Bereich verweisen kann. So wurden etwa vor Kurzem die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz mit einem Sys-tem zur Lokalisierung desorientierter Pa-tienten ausgestattet.
„Der neue Alarmserver ist eine wesentliche Erleichterung für unser Personal. Vor allem bei Krisenfällen kann das Sys-tem seine immensen Vorteile voll ausspielen. Dann ist es nämlich besonders wichtig, dass die Mitarbeiter im Krankenhaus nicht für längere Zeit an Telefone oder Computer gebunden sind und trotzdem das externe Personal rasch informiert wird“, beschreibt Gernot Brunner, ärztlicher Direktor des LKH-Universitätsklinikums Graz, die Vorzüge der neuen Technologie. Im LKH-Universitätsklinikum Graz ist man von der Leistungsfähigkeit des Systems so überzeugt, dass eine gemeinsame Vermarktung mit Kapsch Business Com angestrebt wird.

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Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

Aufschrei der Mediziner

Aufschrei der MedizinerBilderbox.com

Viele Ärzte am Wiener AKH machen international anerkannte Spitzenforschung. Obwohl für die Forschung oft nur der Abend bleibt. Und obwohl personelle und institutionelle Unterstützung fehlen.

Es gibt die Erfolge im Leben von Medizinern. Wenn eine Patientin geheilt nach Hause geht. Und wenn die Arbeit internationale Anerkennung findet. Wie am 12. Februar, als das New England Journal of Medicine eine Studie publizierte, die der Brustkrebsspezialist Michael Gnant, Professor für chirurgisch-experimentelle Onkologie an der Medizinischen Universität Wien, gemeinsam mit 20 anderen Ärzten und Ärztinnen in ganz Österreich gemacht hatte. Als Draufgabe schrieb dann noch die New York Times einen langen Artikel über die Studie.
Die Ärzte hatten 1803 Brustkrebspatientinnen, die nach der Operation drei Jahre eine Hormonbehandlung erhielten, beobachtet. Die Frauen hatten einen Tumor gehabt, der von Östrogen genährt wurde. Deshalb erhielten sie Medikamente, die ihren Körper daran hinderten, Östrogen zu produzieren. Um eine Nebenwirkung von Östrogenmangel, nämlich Knochenschwund, zu bekämpfen, bekam ein Teil der Frauen zusätzlich Zole-dronsäure, ein Medikament zum Knochenaufbau. Das Ergebnis fünf Jahre nach der Operation: Von den Frauen ohne Knochenmedikament erlitten 83 einen Krebsrückfall oder bekamen Metastasen. Von den Frauen mit Knochenmedikament hatten nur 54 einen Rückfall. Eine 36-prozentige Reduktion von Rückfällen ist für Onkologen (Krebsspezialisten) beeindruckend. Gnant durfte die Ergebnisse auf einem bedeutenden Brustkrebssymposium in Chicago präsentieren, und nun wurden sie 
publiziert.
„Spektakulär an der Studie ist, dass eine Substanz, die nebenwirkungsarm und auch sehr günstig ist, eine so große Risikoreduktion bringt“, erklärt Mitautor Peter Dubsky. Das Ergebnis zeige überdies neue Wege, über Gesundbleiben oder Wiedererkranken nachzudenken.
Neben solchen Erfolgen stehen Misserfolge. Damit sind nicht sterbende Patienten gemeint oder Studien, die nicht so ausgehen, wie man es sich vorgestellt hat, sondern Studien, die nie gemacht werden. Immer wieder passiert es, dass Mediziner glauben, eine brillante Idee zu haben – aber sie haben kein Geld für eine Studie. Wegen der Forschungsstrukturen in Österreich und wegen eines systemischen Geldmangels.

Aus Geldmangel gescheitert

Das hat auch Dubsky erlebt. Er forschte zu Immuntherapien gegen Krebs: wie dendritische Zellen (Zellen der Immunabwehr) genutzt werden können, um Krebs zu bekämpfen. „Viele Jahre war es uns gelungen, gute Studien zu machen“, sagt Dubsky. „Als es aber darum ging, in die Phase III zu gehen, also eine große klinische Studie zu machen, sind wir sensationell gescheitert. Wäre die Idee ein leicht vermarktbares Produkt gewesen, hätte es Geldgeber ohne Ende gegeben.“
Das Problem: Klinische Forschung wird in Österreich nur finanziert, wenn ein Pharma-Unternehmen ein Medikament testet, um eine behördliche Zulassung zu bekommen. Wer eine Heilmethode entwickeln will, die nicht ein verkaufbares Medikament oder Produkt ist, stößt schnell an Mauern. Der Forschungsförderungsfonds (FWF) finanziert nur medizinische Grundlagenforschung.
In den USA haben die National Institutes of Health (NIH) ein Budget von jährlich 29 Mrd. Dollar – und in den nächsten zwei Jahren je zehn Mrd. zusätzlich dank des Konjunkturpakets. Die NIH finanzieren medizinische Forschungsprojekte jeder Art und beschäftigen circa 18.000 eigene Forscher.
Auch Dubsky hat die großzügigen Forschungsbedingungen in den USA kennengelernt. Zwei Jahre forschte er am Baylor Institute for Immunology Research in Texas. „Vollkommen ungestört von finanziellen Grenzen“, sagt er. „Wenn ich ein Experiment machen wollte, das drei Tage dauert und 20.000 Dollar kostet, sagten sie: ‚Das klingt interessant, mach es unbedingt.‘“ Er lacht. „Das müssen Sie hier mal versuchen!“ Er kehrte nach Wien zurück, weil er nicht nur forschen, sondern Patienten behandeln will. Die Forschung kann er hier nur schwer fortsetzen. Der medizinische Fortschritt wird von den zahlreichen US-Gruppen erzielt werden, die zu dendritischen Zellen forschen. Das wurmt ihn. „Warum muss alles, was interessant ist, in Amerika passieren? Warum müssen die die Nase vorn haben?“
Als sich die Onkologin Christine Marosi in den frühen 1990er Jahren auf Gehirntumore spezialisierte, wusste sie, was sie wollte: internationale Spitzenforschung betreiben. Sie schloss sich der europäischen Organisation für Gehirntumorspezialisten an. Gemeinsam mit kanadischen Kollegen testeten die Europäer eine neue Therapieform. Patienten mit Glioblastom, dem bösartigsten Gehirntumor, erhielten gleichzeitig mit der Strahlentherapie eine Chemotherapie. Das Ergebnis: Die Patienten lebten im Schnitt zwei Monate länger. 26 Prozent statt zehn Prozent der Patienten lebten zwei Jahre länger. Die 2005 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie, mit Marosi als Co-Autorin, war ein Durchbruch.

Ständiger Personalmangel
Der Erfolg bringt zwar Reputation, aber keine besseren Forschungsbedingungen. „Wir pfeifen ständig aus dem letzten Loch“, sagt Marosi. Es gebe viel zu wenig Personal. Die Ärzte sollen die Patienten am AKH betreuen und an der Universität lehren, sie sollen forschen und den ständig wachsenden Verwaltungsaufwand erledigen. Die Patienten haben, gerade in einer Krebsabteilung, immer Vorrang. „Die Forschung wird irgendwie dazwischen erledigt“, sagt Marosi. 60-Stunden-Arbeitswochen sind sowieso normal. Dazu kommt, dass es an der Medizinischen Universität Wien kaum, wie international üblich, eigene Forschungskrankenschwestern und Datenmanager gibt. So wird es immer schwerer, an internationalen Studien teilzunehmen.
„Patientenversorgung steht an erster Stelle, und damit ist man ausgelastet“, sagt auch der Psychiater Lukas Pezawas. Er hat während seiner vierjährigen Forschungstätigkeit am NIH einen genetischen Mechanismus entdeckt, der möglicherweise Depressionen begünstigt. Die Arbeit wurde 2005 in Nature Neuroscience publiziert. In Wien setzt er seine Forschung im Projekt „Imaging Genetics“ fort. Dieses wird auch vom FWF gefördert, doch die Mittel sind knapp. Von seiner 17-köpfigen Forschungsgruppe kann er drei Leute bezahlen. Die restlichen Mitarbeiter sind Studenten, die aus Begeisterung an der Forschung die Projektdurchführung garantieren. Eine Sekretärin oder Forschungsassistentin gibt es nicht. Pezawas: „Wenn ich keine Drittmittel lukriere, bin ich ein Ein-Mann-Betrieb.“

Economy Ausgabe 70-02-2009, 27.02.2009

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