Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

25. Juli 2024

Search form

Search form

Katalonien – Region in Selbst(er)findung

Katalonien – Region in Selbst(er)findungGabriel Rodríguez

Die Vorstellung, dass sich ein Staat nur durch Krisen oder gar Kriege umformen lässt, wird derzeit von Katalonien herausgefordert. Spaniens Vorzeigeregion ist drauf und dran, sich zu verselbstständigen.

Das etwa 32.000 Quadratkilometer umfassende Katalonien (in etwa so groß wie Ober- und Niederösterreich zusammen) liegt im Nordosten Spaniens, wo es an Frankreich und Andorra grenzt. Etwa ein Viertel aller spanischen Exporte kommt aus dieser – Spaniens wirtschaftlich stärkster –
Region. Wirtschaftskraft und Stabilität stärken das Selbstbewusstsein und folglich die separatistischen Ambitionen des Landes.
Den diesbezüglich größten Erfolg stellt bisher das als „historisch“ begrüßte Autonomiestatut aus dem Jahr 2006 dar. Es räumt der gut sieben Mio. Einwohner zählenden Region weitreichende Selbstbestimmung hinsichtlich Bildung, Gesundheitswesen, Handel und Tourismus ein. Auch fließen mehr Steuergelder zurück nach Katalonien, das sich zudem nun offiziell „Nation“ nennen darf.
Der Kompromiss besteht darin, dass sich diese Nation immer noch im Rahmen der spanischen Verfassung von 1978 bewegt. Folglich gibt es teils scharfe Kritik von beiden Seiten. Die spanische Opposition bezich­tigt Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, den Zerfall Spaniens zu verschulden. Dieser rechtfertigt seine Politik: „Spanien ist eine Gemeinschaft, die das Andere integriert sowie Vielseitigkeit anerkennt.“ Katalanischen Nationalisten widerum geht der Kompromiss nicht weit genug. Sie verlangen eine vollständige Loslösung von Spanien. Auch Kataloniens Republikanische Linke (ERC), die selbst am ersten Entwurf des Statuts mitarbeitete, kritisierte die endgültige Version: „Das Statut ist unzureichend für Kataloniens Bestrebungen.“
Selbst wenn diese separatistischen Ambitionen schon Jahrhunderte zurückreichen, so steht ein Großteil der aktuellen Polemik in starkem Zusammenhang mit der Repression durch den Franquismus. Während der Jahre unter Francos Diktatur (1939 bis 1977) wurde jeglicher Regionalismus stark unterdrückt. Der Diktator hatte die Vision von einem einigen Spanien und duldete keine Abweichungen. So musste beispielsweise die katalanische Regierung ins Exil flüchten. Die katalanische Sprache und Bräuche wie der klassische Volkstanz, die Sardana, wurden verboten.

Sprache als Identitätsstifter

Die Jahre der Unterdrückung haben im katalanischen Selbstbewusstsein ihre Spuren hinterlassen. Regionalismus beziehungsweise katalanischer Nationalismus sind die natürliche Reaktion auf das franquistische Unterdrückungsregime. Nationalisten finden sich nicht nur im rechten Flügel, sondern auch links außen. Seit dem Tod des Diktators werden regionale Brauchtümer, eigene Sprachen und regionale Dialekte in ganz Spanien richtiggehend zelebriert. Es herrscht ein kulturelles Aufatmen, das regionale Identität geradezu mit Demokratie gleichsetzt und als Antithese zum faschistischen Franco-Regime versteht. Katalonien identifizierte sich dabei seit jeher vor allem über seine eigene Sprache.
Bis zum 12. Jahrhundert entwickelte sich das Katalanische aus dem Lateinischen heraus zu einer eigenen Sprache mit eigener Literatur. Seit Barcelonas Fall im Erbfolgekrieg 1714 wurde die Sprache wiederholt verboten. Diese Verbote hatten starken Einfluss auf die Intellektuellenkreise in Barcelona und anderen Städten. Mit Anfang der Renaissance, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, richtete sich die intellektuelle Aufmerksamkeit verstärkt nach innen – auf das Heimatland und die Muttersprache. Folglich kristallisierten sich nicht nur nationalistische Strömungen, sondern auch ein neues Sprachselbstbewusstsein heraus.
Sprache und Nation stehen auch heute noch in direktem Zusammenhang miteinander. Katalonien lehnt sich dabei im Wesentlichen an den Nationsbegriff des deutschen Philosophen Johann Gottfried von Herder an. Stark vereinfacht heißt das, dass eine Nation aus einem Volk mit einer gemeinsamen Sprache und Kultur besteht.
Das katalanische Sprachgebiet umfasst dabei mit 68.000 Quadratkilometern doppelt so viel Fläche wie Katalonien selbst. Andorra sowie der angrenzende Teil Frankreichs, Valencia und die Balearen gehören ebenso dazu wie vereinzelte kleine Sprachinseln in Marokko und Italien. 13,5 Mio. Einwohner leben hier, von denen neun Mio. aktive beziehungsweise elf Mio. passive Sprachkompetenz besitzen.
Ein nicht unwesentliches Problem bestand nach der jahrzehntelangen Unterdrückung darin, dass die Sprache, die als Haupt­identitätsmerkmal der katalanischen Nation gedacht war, oft nicht mehr fehlerfrei benutzt werden konnte. Während der Diktatur wurde Katalanisch oft versteckt weiterverwendet, und so wurde die Sprache nach Franco zwar noch weitestgehend verstanden und in vielen Fällen auch gesprochen, jedoch bestanden teils große Defizite im korrekten Gebrauch. Bis vor Kurzem schätzte man die Anzahl der Sprecher, die Katalanisch auch ausreichend korrekt schreiben können, nicht höher als etwa 40 Prozent.

Millionen für eigene Sprache

Da die Sprache Hauptbestandteil der katalanischen Identität ist, investiert die Generalitat, Kataloniens autonome Regierung, jährlich Millionen in deren Verbreitung und Verwendung. 2007 beliefen sich die Gesamtausgaben auf über 156 Mio. Euro. Das Jahresbudget des Sprachministeriums ist seit seiner Gründung im Jahr 2000 um über 300 Prozent von 12,5 Mio. auf etwa 38,6 Mio. Euro für 2009 gestiegen. Dabei fließen die Mittel in verschiedenartigste Projekte wie die Erstellung von Wörterbüchern, Sprachkurse oder die Übersetzung von Kinofilmen und anderen Medien sowie in die Verwendung des Katalanischen in der Bildung, die mittlerweile fast ausschließlich in der Landessprache durchgeführt wird.
Die Unterstützung und Vorantreibung der Sprache sowie der nationalistischen Interessen stehen also an vorderster Stelle. So reagierte Präsident José Montilla auf Kritik an der katalanischen Sprachpolitik mit der Aussage: „Wir werden es nicht zulassen, dass Interessen politischer oder sonstiger Art unser Modell des linguistischen Zusammenlebens oder der Verteidigung unserer Sprache zerstören.“ Zudem wird auch längst laut über eine Weiterverhandlung des Statuts nachgedacht. Schon Pasqual Maragall, der damalige Präsident, versprach kurz nach Inkrafttreten des Autonomiestatuts, „all seine Kraft dafür einzusetzen“, dieses weiterzuentwickeln. Bleibt also abzuwarten, wie sich die politische Situation weiterentwickelt. Wer aber dieses strebsame – ja, manchmal beinahe etwas sture – Völkchen kennt, kommt nicht umhin, ihm Großes zuzutrauen.

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Trockenübung für alle Eventualitäten

Trockenübung für alle EventualitätenBilderbox.com

Europas Junge haben zwar eine bessere Ausbildung als die Generation ihrer Eltern und Großeltern. Ausreichend ist dies aber noch lange nicht. Nach Plänen der EU sollten schon die Kleinsten die Schulbank drücken.

Latein ist eine Basissprache, heißt es. Der Lernende plagt sich mit den Schriften von Cäsar und Cicero ab und nimmt fürs Leben ein Verständnis für Grammatik und Wortstämme mit, das bei allen romanischen Sprachen gut zu gebrauchen ist. Wer sich dann also lebende Sprachen anstatt einer toten beibringt, hat sogleich ein bisschen Wissen darüber mitgebracht, wie sich Verben beugen und Substantive deklinieren lassen. Vom Verwenden von Fremdsprachen wie Französisch in Alltagssituationen sind viele Schüler dann immer noch weit entfernt. Weil man Sprachen eben besser lernt wie ein Kind und nicht wie in der Schule.
Seit den 1970ern werden Sprachen zunehmend gesprochen gelehrt. Sprachlabore mit Kopfhörern begannen sich durchzusetzen, Grammatik wurde etwas außen vor gelassen. Mit der Lernweise von kleinen Kindern, die, in ein neues Land gesetzt, beim Sich-Aneignen der Sprache Erwachsene weit hinter sich lassen, hat dies dennoch wenig gemein.
Als weiterhin kontroversiell gilt, warum jemand Latein lernen sollte. Weil es die analytische Denkfähigkeit trainiert, sagen die einen. Das ist wissenschaftlich nicht messbar, kontern die anderen.

Bildung im Benchmark

Bildung bringt ökonomisches Wachstum für den Staat und seine Bürger. Die Statistik spricht dazu eine klare Sprache: Länder mit höherem Bildungsniveau haben auch Bürger, die in ihren Jobs mehr verdienen. Taxifahrende Akademiker gibt es trotzdem. Dennoch, sagen Forscher, sind Leute mit Studien- und höheren Schulabschlüssen besser für wirtschaftliche Krisenzeiten gewappnet. Und wenn sie einen Job haben, verdienen sie pro zusätzlichem Ausbildungsjahr um bis zu zehn Prozent mehr. Typischerweise finden sich die höchsten solcher privaten Renditen bei Fächern wie Rechts-, Ingenieurs- und Naturwissenschaften.
Negativ auf die Statistik wirkt, dass Studien in manchen EU-Staaten äußerst lange dauern. Dann bekommt der Staat manchmal weniger zurück, als er ausgegeben hat. In einigen europäischen Ländern ist dies im Bereich Sprach- und Kulturwissenschaften der Fall, aber auch in der Informatik und
Medizin.
Von Studiengebühren werden Renditen kaum beeinträchtigt. So liegen etwa in den USA mit ihren hohen privaten Kosten für höhere Bildung die Renditen weit über jenen der EU.

Europa studiert

Europa ist recht gut gebildet. Innerhalb der letzten drei bis vier Jahrzehnte hat die junge Generation ein höheres Ausbildungsniveau als das ihrer Eltern und Großeltern erreicht, so eine Erhebung des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch der Bildungsunterschied zwischen den Geschlechtern hat sich umgekehrt: Frauen haben Männer bei den Studienzahlen überholt. Der österreichische Anteil von 53 Prozent entspricht exakt dem EU-Mittel.
Anders sehen die Zahlen bei naturwissenschaftlichen Stu­dien inklusive Mathematik und Informatik aus. Den höchsten Anteil weiblicher Studierender verzeichnet hier Portugal mit knapp 50 Prozent. Am anderen Ende der Skala finden sich die Niederlande. Hier ist nur rund ein Fünftel der Naturwissenschaftler weiblich.
Nicht allzu gut bestellt ist es auch um die Zahl der Studien- und Schulabbrecher. Diese ist zwar im Sinken begriffen, hat im europäischen Durchschnitt aber weiterhin nicht den Wunschwert von zehn Prozent erreicht. Anders in Österreich: Das duale Ausbildungssystem lässt den Wert auf unter zehn Prozent schrumpfen.
Weitere Systemschwächen wurden durch die sogenannten Pisa-Studien der OECD deutlich. So soll 2006 nahezu jeder vierte 15-Jährige in Europa nicht genau verstanden haben, was er in der Schule zu lesen bekommt. In Österreich liest rund ein Fünftel der Schüler mehr schlecht als recht. Mädchen halten sich besser als Buben. Die Statistik gerät dennoch traurig.
Kein Problem scheint das Thema für die Finnen darzustellen. Dort machen Leseschwache einen niedrigen einstelligen Prozentsatz aus. Experten vermuten, dass Untertitel im Fernsehen der Grund sein könnten. Auf diese Weise würde genaues Lesen laufend trainiert.

Verstärkte Vorschulbildung
Viele Probleme könnten nach Ansicht der Europäischen Kommission mit entsprechender Vorschulausbildung beseitigt werden. Insbesondere soll sich dadurch auch der Wissensabstand vieler Migrantenkinder beim Schuleintritt verringern lassen. Entsprechend gilt das Ziel, bis 2020 90 Prozent aller Vierjährigen in irgendeiner Art von Vorschule unterzubringen. Wie diese am besten aussehen, bleibt dem Geschmack der einzelnen Staaten überlassen.
Wenn die Kleinsten dann schon die Schulbank drücken, sollten sie am besten so schnell wie möglich eine Fremdsprache lernen. Das passiert oft zwar schon, allerdings werden dafür weniger als zehn Prozent der Zeit aufgewendet.
Der Löwenanteil der Fremdsprachenvermittlung passiert damit weiterhin in der Sekundarstufe. Dass die Grenze nach unten offen ist, zeigen autonome Gemeinschaften: Dort lernen Kinder ebenso wie im deutschsprechenden Teil Belgiens bereits ab drei Jahren eine Alternative zur Muttersprache.
Für EU-Bildungskommissar Ján Figel steht außer Zweifel, dass sich Schulen dringend zu verändern haben: „Weil wir unsere junge Generation auf Jobs vorbereiten müssen, die noch nicht einmal existieren“, erklärt Figel. Dazu zählen für ihn unter anderem die Förderung mathematischer Fähigkeiten sowie eine verbesserte Lehreraus­bildung.
Einige Antworten auf Fragen der Zukunft erhoffen sich deutsche Gymnasiasten und deren Eltern wieder vom Unterrichtsfach Latein. Dort werden Teenager seit einigen Jahren wieder verstärkt in den Lateinunterricht geschickt. Die Verständigungsform der alten Römer würde vielerorts gar nicht wegen des besseren Sprachverständnisses gewählt, heißt es, sondern weil diese dabei politische Zusammenhänge besser verstehen lernen. Und weil das „Angstfach“ Französisch für manche einfach zu knifflig wurde.

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Was machst du da in Polen?

Was machst du da in Polen?APA/Poln. Fremdenverkehrsamt

Studieren in Mittel- und Osteuropa ist nichts Außergewöhnliches mehr. Ein Hauch Exotik bleibt aber trotzdem.

Die Frage nach dem Warum ist eine, die Studierende, die sich für ein Auslandssemester in Osteuropa entschieden haben, lange begleitet. So auch Senta Schmatzberger: „Viele haben gemeint, ich spinne. Wollten wissen, was ich in Polen mache. Mittlerweile sind die Reaktionen positiver geworden, aber vielleicht wird das auch in Deutschland anders bewertet.“ Ein Semester hat die heute 25-Jährige in Warschau studiert, mittlerweile hat sie ihr Politikwissenschaft-Studium an der Universität Salzburg beendet und lebt in Köln.
Ein oder zwei Semester an einer polnischen Universität zu studieren, dazu haben sich im vergangenen Studienjahr rund 70 Studierende in ganz Österreich entschieden. Das sind deutlich mehr als noch vor sechs Jahren, als sich nur 21 Studenten zu einigen Monaten in Polen entschlossen hatten. Andere mittel- und osteuropäische Länder liefern ähnliches Zahlenmaterial. Zufrieden ist man an offizieller Stelle mit diesem Zuwachs allerdings noch nicht. „Wir haben bei den ost­europäischen Ländern eine kontinuierliche Steigerung, aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, sagt Christoph Ramoser, Leiter der Abteilung für Internationalisierung der Hochschulen im Wissenschaftsministerium.

Gut im Lebenslauf

Zum Vergleich: Rund 830 österreichische Studenten waren es, die im vergangenen Studienjahr an einer spanischen Hochschule studiert haben. Fast 20 Jahre nach dem Ende des Ostblocks haftet einem Studium in Mittel- und Osteuropa noch immer ein Hauch Exotik an. Spanien steht bei den Auslandspräferenzen österreichischer Studierender neben Großbritannien, Frankreich und Italien noch immer an oberster Stelle. „Im Lebenslauf macht sich ein osteuropäisches Land aber auf jeden Fall interessanter. Einen Bewerber zu haben, der Polnisch, Tschechisch oder Ungarisch kann, ist sicher spannender als noch jemand, der Französisch kann“, sagt Ramoser. Mit ein Grund, warum sich Studenten zunehmend für ein oder mehrere Semester in Osteuropa entscheiden. Neben fachlichem Interesse und Vertiefung der Sprachkenntnisse sind die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt ausschlaggebender Grund für die Wahl des Studienorts.
Fehlende Sprachkenntnisse dürften es aber auch sein, die viele vor einem Studium abseits der gängigen Zielländer abschrecken. Sprachliche Grundkenntnisse lassen sich in ein bis zwei Semestern allerdings leicht aneignen. Zudem bieten viele Hochschulen für ausländische Studierende auch Kurse auf Englisch an. „Ich habe während meines Auslandssemesters Sprachkurse besucht, die Vorlesungen und Seminare waren alle auf Englisch oder Deutsch“, erzählt Senta Schmatzberger.
Bei österreichischen Studierenden, die sich an eine slawische Sprache wagen, erfreut sich das Nachbarland Tschechien großer Beliebtheit. Knapp 130 Hochschüler haben dort vergangenes Studienjahr ein oder mehrere Semester verbracht. „Bei Prag, Budapest und Laibach ist es mit der Exotik nicht mehr weit her“, meint Ramoser. Vergleichsweise wenige trauen sich da noch nach Südosteuropa. „Wenn in Mazedonien sechs Österreicher studieren, ist das aber nicht wenig. Dort hatten wir jahrzehntelang überhaupt niemanden.“

Links

Anna Weidenholzer, Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Heimische Managerinnen weit zurück

Heimische Managerinnen weit zurückPhotos.com

Bereits zum achten Mal ließ der Management-Beratungsdienstleister Accenture eine Frauenstudie erstellen: Die Frage „Sind Frauen fit für die Führungsebene?“ wurde in 18 europäischen Ländern mittels Online-Befragung von Managern untersucht. Ergebnis: Die Österreicherinnen sind zwar motiviert, aber viel zu wenig selbstbewusst.

Die gute Nachricht ist: Es gibt sie, die erfolgreichen Managerinnen. Frauen wie Petra Jenner, seit Februar neue Geschäftsführerin von Microsoft Österreich (siehe Interview Seite 13), Margarete Schramböck, Geschäftsführerin von Nextira One, neuerdings auch für Deutschland verantwortlich, ÖVP-Vorzeigefrau Maria Fekter, streitbare Innenministerin, Claudia Osz­wald, Geschäftsführerin von H&M Österreich, Janet Kath, Inhaberin und Geschäftsführerin von Interio Möbel, Martha Oberndorfer, Geschäftsführerin der Bundesfinanzierungsagentur und in dieser Position erstmals als Frau tätig, oder Brigitte Ederer, Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich.
Allerdings sind Frauen in Top-Positionen nach wie vor eher die Ausnahme. Gründe sind eine nach wie vor männerdominierte Gesellschaft, vor allem im deutschsprachigen Raum, und die Tatsache, dass Frauen oft aufgrund von Babypause und nachfolgender Kinderbetreuung auf Top-Position und Karriere verzichten (müssen).

Wenig Förderung für Frauen

Dabei „sind Frauen fit für die Führungsebene und motiviert, sich den Herausforderungen zu stellen. Sie werden aber in ihren Karriereansprüchen noch nicht ernst genug genommen und dementsprechend auch nicht ausreichend gefördert“, betonte Heidemarie Schutt, Mitglied der Geschäftsführung von Accenture Österreich bei der Präsentation der brandneuen Frauenstudie Untapped Potential: Stretching toward the Future. Befragt wurden 3600 Managerinnen und Manager aus mittelständischen und großen Unternehmen in weltweit 18 Ländern. 200 Österreicher waren bei der groß angelegten Online-Befragung Ende 2008 mit dabei.
Mehr als die Hälfte der befragten Managerinnen (54 Prozent) fühlt sich im Job nicht wirklich herausgefordert. Nichtsdestotrotz empfinden sich sechs von zehn Frauen als „erfolgreich“ oder sogar „sehr erfolgreich“. Erfolg ist jedenfalls mit Herausforderung gekoppelt, zeigt die Studie. Sehr erfolgreiche Managerinnen fordern sich selbst heraus: 81 Prozent geben an, dass sie zusätzliche Verantwortung und Herausforderungen annehmen, um ihre Karriere voranzutreiben. Drei Viertel fordern sich regelmäßig außerhalb ihrer „Comfort Zone“ (Österreicherinnen nur zu 58 Prozent). 65 Prozent der sehr erfolgreichen Frauen bitten ihren Vorgesetzten regelmäßig um neue Herausforderungen, aber nur etwas mehr als ein Drittel der heimischen Managerinnen macht das (38 Prozent).

Schwellenländer voran

Während 90 Prozent aller Mexikaner und 89 Prozent der Brasilianer auf ihre Fähigkeiten vertrauen, zeigen sich die Österreicher mit 74 Prozent deutlich weniger selbstbewusst. Trotzdem ist die Bereitschaft, dazuzulernen, in Österreich mit 35 Prozent eher mager. „Das ist vor allem angesichts der Wirtschaftskrise unverständlich“, kommentierte Schutt das Ergebnis. Führungspersönlichkeiten aus Brasilien (86 Prozent), Mexiko (69 Prozent) oder Indien (70 Prozent) zeigen eine viel höhere Lernbereitschaft.
Als Karriereerfolgsfaktoren nennt Schutt einerseits den Umgang mit Technologie und deren Nutzung sowie Mentoring: Allerdings werden Mentoring-Programme trotz intensivem Angebot nur von 14 Prozent der befragten Frauen genutzt. Familie, Freunde oder Arbeitskollegen werden eher um Rat gefragt. In der heiklen Frage der Gehaltserhöhung sind Frauen viel zu bescheiden: „Frauen fordern in fast allen Ländern – Ausnahme Russland und Brasilien – wesentlich seltener Gehalts­erhöhungen ein als Männer“, betont Schutt. In Österreich haben zwar schon 56 Prozent der männlichen, aber nur 48 Prozent der weiblichen Führungskräfte eine Gehaltserhöhung gefordert. Noch schlimmer ist es um das Selbstbewusstsein in puncto Beförderung bestellt, hier sind die heimischen Manager fast Schlusslicht unter den 18 Ländern. Nur 33 Prozent der Männer und gar nur 27 Prozent der Frauen haben bis dato nach einer Beförderung gefragt. Als Fazit der Studie fordert Schutt daher die Unternehmen auf, „auf das weibliche Potenzial nicht zu verzichten, sondern Frauen mehr zu fördern.“
Laut einer Studie des Frauenministeriums aus dem Jahr 2006 lag der Frauenanteil in der höchsten Führungsebene bei 11,3 Prozent. Gut ein Drittel (32,5 Prozent) steht dafür immerhin als Abteilungsleiterinnen in der „zweiten Reihe“. Eine brandneue Erhebung der Wiener Arbeiterkammer (AK), für die die Top-200-Unternehmen in Österreich untersucht wurden, ortet keinen Fortschritt: Sowohl der Frauenanteil in der Geschäftsführung als auch im Aufsichtsrat stagniert. In der Geschäftsführung liegt der Frauenanteil bei nur 4,6 Prozent, im Aufsichtsrat ist knapp jedes zehnte Mitglied eine Frau. Die AK fordert daher gesetzliche Maßnahmen, um die Präsenz von Frauen in den Aufsichts- und Verwaltungsräten von Unternehmen zu erhöhen. In einer Reihe von Staaten (skandinavische Länder, Spanien, Frankreich, Schweiz) sind Geschlechterquoten bereits in Kraft getreten oder geplant. Die Quotenregelungen zur Vertretung beider Geschlechter im Aufsichtsrat reichen dabei von 20 bis 40 Prozent.

Karriere oder Kinder

„Viele Frauen wollen gar keine Führungsposition“, meint Petra Jenner, seit Februar neue Geschäftsführerin von Microsoft Österreich, im Gespräch mit economy. Die gebürtige Deutsche verfügt über 22 Jahre Erfahrung in der IT-Branche, in den letzten elf Jahren war sie in einer Führungsposition tätig. Vor Microsoft war sie seit 2004 im Management des israelisch-amerikanischen Sicherheitsspezialisten und Firewall-Herstellers Check Point tätig.
Sie habe nie das Gefühl gehabt, besser sein zu müssen als ihre männlichen Kollegen, betont Jenner. Aber gerade als Frau müsse man sich schon die Frage stellen: Was will ich wirklich? Es sei immer noch die Entscheidung: Karriere oder Kinder. Jenner selbst hat keine Kinder. Jungen Frauen mit Karriereambitionen empfiehlt die 44-Jährige, „Weltoffenheit, flexibel und offen zu sein für Neues. Ich halte es auch für wichtig, sich möglichst international auszurichten.“ Überraschend ist Jenners positive Einstellung zu Österreich: als Frau wäre es eher möglich hier Karriere zu machen als in einem anderen Land.

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Warenkorb

Warenkorb

Standhafte Alternative

• Schlanke Kiste. Die Größe des neuen Compaq CQ2000 Mini Desktop PC macht nur ein Drittel eines gewöhnlichen Towers aus. Dennoch muss er sich mit seinem Intel Atom 230-Prozessor, einem Gigabyte Arbeitsspeicher, einer Festplattenkapazität von 160 Gigabyte und einem optischen DVD-RW-Laufwerk bei der Leistung nicht verstecken. Damit gibt es neben den Mini-Notebooks jetzt auch eine standhafte Alternative. Preis: ab 299 Euro.

• Verlängerte Werkbank. Samsung bringt mit dem Lapfit-Monitor mit dem nichtssagenden Namen Sync­master LD220 eine neue Display-Kategorie auf den Markt. Das Display lässt sich auf gleicher Höhe neben ein Notebook stellen, um dessen Bildschirmbereich zu erweitern. Als 21,5 Zoll-Zweitbildschirm im 16:9-Format soll das Display die Produktivität und die Arbeit bei Anwendungen, die eine hohe Bildschirmauflösung erfordern, erleichtern. Preis: 249 Euro.

• Der Shuffle, der sprechen kann. Man kann über Apple geteilter Meinung sein. Nur, wer hätte sich gedacht, dass der iPod Shuffle noch kleiner werden kann? Abgesehen davon hat er das meistkritisierte Manko, das fehlende Display, durch eine Sprachwiedergabe von Titel, Interpret und Wiedergabelisten (auf Deutsch) mehr als wettgemacht. Einzig die Gefahr des Nichtfindens in Hand- oder Jackentaschen hat sich vergrößert. Ein Tipp: Kopfhörer nie abstecken. Preis: 79 Euro für vier Gigabyte in Silber oder Schwarz.

• Ostermausi. Noch nicht das Richtige für das Osternest gefunden? Bitte sehr! Die LS1 Laser-Maus von Logitech verfügt über die bewährte Laser-Technologie, die eine flüssige und exakte Steuerung des Mauszeigers auf nahezu allen Oberflächen garantieren soll. Der Anschluss erfolgt klassisch per USB-Kabel. Der Preis ist mehr als osternestgerecht: runde 25 Eier. Die erhältlichen Farben: schwarz, berry, aqua und acid (v.l.n.r.) – nicht im Bild: pink.

• Musik liegt in der Luft. Die neue kabellose iPod-Dockingstation AIR-SA20PK von Sony ist für designverliebte Musik-Fans, die ihren Lieblingsliedern auf dem iPod nicht nur unterwegs lauschen möchten, sondern das Musikvergnügen ohne Kopfhörer auf den Ohren auch in den eigenen vier Wänden fortsetzen möchten, genau das Richtige: Zu Hause angekommen, den iPod an die Dockingstation angeschlossen, und schon ertönt die Musik durch die ganze Wohnung. Preis: 399 Euro. kl Fotos: Hersteller

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Im Test: Banken-Websites

Im Test: Banken-WebsitesPhotos.com

Nur weil die „gefühlte Krise“ die Republik erfasst hat, heißt das nicht, dass die Österreicher kein Geld zum Veranlagen haben. Wo bekommt man also die besten Infos über Kapitalmärkte und Veranlagungsmöglichkeiten im Internet her?

Die Großbanken bieten hauptsächlich Infos zu den eigenen Produkten und Dienstleistungen auf den Homepages. Erste Bank (www.sparkasse.at) und Bank Austria (www.bankaustria.at) warten vor allem mit volksnahen Features wie Anlage/Entnahme-Rechner, Vorsorge-, Bauspar-, Kredit-, Leasing-, Bauspardarlehens- und Rate-statt-Miete-Rechner sowie Immobilien-Finanzierungs- und -Kosten-Rechner auf. Der Bawag-Haushaltsbudgetrechner führt einem vor Augen, was man nicht wissen will: zu viel Monat, wenn das Geld schon aus ist. Ein nützliches Sammelsurium für die Basics findet sich auch auf www.wuestenrot.at: Das Lexikon bringt Bausparen, Darlehen und Versicherung näher, die acht Online-Rechner umfassen auch Berechnungstools für Kfz-Prämie, Haushalts- und Eigenheim- oder Rechtsschutz-Versicherung.
Raiffeisen (www.raiffeisen.at) bietet unter dem Menüpunkt „Börse & Kurse“ sehr brauchbare Datenbanken für „Fortgeschrittene“: einen Überblick über die Entwicklung der wichtigsten Indizes, Währungen, Indikationen, Zinsen sowie Rohstoffe, Kurslisten zu vielen Börsen, unter anderem Wien, Xetra, London, NYSE und Nasdaq, als auch einen prall gefüllten Nachrichten-Feed. Es gibt einen Unterpunkt „Hinweise zu aktuellen Emissionen“, das Börselexikon bedient zumindest den ersten Wissensdurst. Ähnlich aufgebaut ist die Site der Volksbank (www.volksbank.at), hier finden sich zusätzlich volkswirtschaftliche Daten. Mit einem Börse- Podcast, dem RSS-Feed-Artikelservice und einem Öko-Energie-Blog geben sich die Giebelkreuzer modern.
Ein Schwenk zu den Privatbanken verrät: Hier gilt Diskretion. Gute Tools bietet Sal. Oppenheim (www.oppenheim.at). Der Interessent kann sich weiterklicken, etwa zu www.oppenheim-derivate.at, wo es zu derivativen Finanzinstrumenten eine umfangreiche Produktübersicht gibt, eine FAQ-Rubrik, Infos zu Recht und Steuern, einen Aktien-Anleihenrechner und einen Bonus-Rechner. Auf der Einstiegsseite der Capital Bank (www.capitalbank.at) sticht eines sofort ins Auge: „Informationen für unsere Kunden zur Finanzkrise“. Es öffnet sich aber lediglich ein Brief in PDF-Form.
Die RCB als Zertifikate-Emittent hat naturgemäß einen Fundus dazu im Netz (www.rcb.at). Die Produkte lassen sich nach Neuemissionen, Optionsscheinen, Turbo-, Index-, Discount-, Garantie-, Bonus-, Outperformance- und sonstigen Zertifikaten suchen, sowie nach Anlageregion.
Auf www.direktanlage.at ist alles da, was man von einer Direktbank erwartet: Marktnachrichten, aktuelle Index-Stände, Top/Flop-Rankings, Charts, Unternehmenskalender, Daten zu Anleihen, Devisen, Futures und Zinsen, Musterdepot-Funktion bis zum Börsespiel. F.: Photos.com

Linda Kappel, Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Karriere

KarriereE&S

Karrier

• Stephan Holzapfel (38) verstärkt ab sofort die Geschäftsführung der Ertrag & Sicherheit (E&S) Investmentfondsberatung in Graz. Holz­apfel ist seit über zehn Jahren in leitender Position bei E&S tätig, seit 2006 als Prokurist, und war maßgeblich am Unternehmenserfolg der letzten Jahre beteiligt. Foto: E&S

• Die Leitung des Fachvertriebs im Geschäftsbereich Infrastructure Solutions hat Christoph Kranzler (52) bei S&T für die Region DACH übernommen. Bis vor Kurzem war Kranzler für ALSO als Head of Sales und Marketing tätig. Davor war er Geschäftsführer von Magirus Austria. Karrierestart: 1974 bei ITT. Foto: S&T

• Wilfried Lechner leitet seit Anfang 2009 das Team rund um das SMS.at-Tochterunternehmen für Marketing Services mit Sitz in Wien. Der erfahrene Marketing- und Kommunikationsprofi war zuletzt als Projekt- und Sales-Manager bei Telekom Austria und davor als Business Manager bei EMI Music tätig. Foto: SMS.at

• Thomas Muchar verstärkt seit Kurzem die Geschäftsführung der Raiff­eisen Informatik Beteiligungs-GmbH, einer 100-prozentigen Tochter von Raiffeisen Informatik in den Bereichen Beteiligungscontrolling und Finanzen. Muchar begann seine Karriere 2001 bei GUB Venture Capital als Finanzanalyst. Foto: RI

• Seit Februar verantwortet Rainer Schamberger als Mitglied der Geschäftsleitung von CSC Austria den Bereich Financial Services. Schamberger ist seit mehr als 15 Jahren im österreichischen Financial-Services-Sektor tätig. Er war zuletzt Board Member der Region DACH bei First Data International. kl Foto: CSC Austria

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Schnappschuss

SchnappschussStadt Wien

Preisverleihung Öko-Business-Plan

Bereits zum fünften Mal prämierte die Stadt Wien Unternehmen, die sich durch besonders innovative Umweltprojekte auszeichnen. Vier Unternehmen konnten sich durchsetzen und durften bei der Gala im Wiener Rathaus die begehrte Auszeichnung der Stadt Wien im Rahmen des Öko-Business-Plans Wien entgegennehmen. Mit der Vergabe dieses Preises werden Projekte und Ideen gewürdigt, die Betriebe entwickelt und umgesetzt haben, um Energie, Abfall und Ressourcen einzusparen. Auch bewusstseinsbildende Maßnahmen oder soziale Aspekte einer nachhaltigen Betriebsführung wurden berücksichtigt. Gewinner sind das Boutiquehotel Stadthalle für das Ziel der Nullenergiebilanz, T-Systems Austria für das Green-Dynamics-Modell in der IT, Kraft Food Österreich für die primäre Nutzung der Schiene und NXP Semiconductors für den Einsatz von Strom sparender LED-Technologie beim Zusammenkleben von Handy-Minilautsprechern.Foto: Stadt Wien

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Buchtipp

BuchtippWieser

Eine poetische Kritik des EU-Kapitalismus

Ditha Brickwell schreibt Romane. Bis vor Kurzem war sie auch Bankerin in Berlin, aber von jener Sorte, die Geld für Stadtentwicklungsprojekte auftreibt. Da hatte sie viel mit Brüssel zu tun.
All das trägt dazu bei, dass sich Brickwells Europa-Essay von anderen politisch-ökonomisch-philosophischen Abhandlungen unterscheidet. Brickwell beschreibt die Hoffnungen und Abstrusitäten, die mit der Europäischen Union verbunden sind, voller Poesie. Eine Kostprobe: „Ich sehe sie, ein Heer von Schwankenden, die Ich-Existenzen und Gelegenheitswirker und die jungen, noch nicht Hineingekommenen, dazu die aus den Randregionen Europas Entlassenen – die Westdriftenden, ja, und die Weltdriftenden, hereingespült aus den ausgebeuteten, ausgehungerten Ländern anderswo.“
Das Buch entstand lange vor den aktuellen Krisenerscheinungen und erhielt 2007 einen Anerkennungspreis des Bruno-Kreisky-Preises für das politische Buch. Und dennoch wirkt der Essay aktuell.
Das ist der Trumpf und die Schwäche des Buches zugleich. Bei einem Satz wie „Die virtuellen Geldkreisläufe sind die Tornado-Rüssel der Konzentrationswirtschaft, die mit wachsender Kraft unsere Lebensmittel zerstören“ kann man sich alles vorstellen oder gar nichts. Auch die Utopie der Autorin klingt ein wenig luftig: Eine wirtschaftsgegründete Menschengesellschaft wünscht sie. Das ist wie alter Wein in neuen Wörtern. In sehr poetischen Wörtern, mit einem märchenhaften Ende.
Ditha Brickwell: Die Akte Eu­ropa. Eine Utopie geht verloren. Wieser, 2007, 14,80 Euro ISBN: 978-3-85129-688-4

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Aufraffen zur Pole Position

Aufraffen zur Pole Position

Ein Bekannter sagte kürzlich: „Hier bei uns tun sie ja nichts. Sie warten nur.“ In den USA, meinte er damit, krempelt Präsident Barack Obama die Ärmel seiner Landsleute hoch. Und Europa, gebeutelt von einer Krise, die in Übersee ihren Ausgang nahm, schaut zu – mehr oder weniger.
Den Führungsanspruch haben die USA nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr abgegeben. Jetzt aber erlebt dieser eine Runderneuerung im Hauruck-Stil. Und das trotz einer Krise, die niemanden kalt lässt. „Wir werden ganz vorne sein“, sagt Obama, und Aufbruchstimmung wogt durchs Land. Das Ende der Wirtschaftskrise wird sich zwar nicht herbeireden lassen. Aber das Land könnte eine Veränderung von innen heraus erleben wie schon lange nicht mehr. In den USA mögen traditionell die risikofreudi­geren Leute daheim sein, überhaupt und so auch beim Thema Forschungsförderung; es scheint, als würde das große Ziel seltener aus den Augen verloren werden. Auf der anderen Seite finden Gründe dafür, warum nicht Europa an der Spitze stehen, einen Führungsanspruch für sich definieren und diesen auch wirklich leben sollte, meist nur Europäer selbst. Amerikaner würden eine Welt mit Europa an der Forschungsspitze zwar nicht begrüßen, furchtbar überraschen würde es sie aber auch nicht. Europa hingegen würde ziemlich erstaunt sein. Und man fragt sich: Warum eigentlich?

Economy Ausgabe 71-03-2009, 27.03.2009

Pages