Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

26. Juli 2024

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„Noch nie war Schuldenmachen für Jugend einfacher“

„Noch nie war Schuldenmachen für Jugend einfacher“© pexels/julia m cameron

Trotz Integration in Lehrplan immer noch große Lücken beim Thema Finanzen. Jede/r fünfte Jugendliche ohne Überblick zu eigenen Finanzen, die Hälfte sieht sich auf eigene Zukunft nicht vorbereitet, so aktuelle Studie.

(red/czaak) Die Zahl der Privatinsolvenzen unter 24-Jähriger stieg im Jahr 2023 laut dem Alpenländischen Kreditorenverband um 22 Prozent. Jugendverschuldung und verantwortungsvolle Finanzplanung bilden zudem die Schwerpunkte der nationalen Finanzbildungsstrategie der nächsten beiden Jahre. Dass Österreichs Jugend selbst Handlungsbedarf in diesem Bereich sieht, zeigt nun eine aktuelle, repräsentative Jugendstudie des Sozialunternehmens YEP in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP), wo 1.800 Personen befragt wurden.

48 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, sich „eher nicht“ oder „gar nicht“ beim Thema Geld und Finanzen auszukennen (Anm. 2021 waren es noh 60 Prozent). Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den Geschlechtern, 56 Prozent der weiblichen Befragten fehlt es an Finanzwissen, bei den männlichen sind es mit 36 Prozent merklich weniger. Als Folgen werden attestiert, dass jede zweite weibliche Befragte (51 Prozent) fühlt sich vom Umgang mit Geld gestresst, während es bei den männlichen Befragten „nur“ rund jeder Dritter (29 Prozent) ist.

Fehlendes Wissen und Inflation sorgen für Zukunftsängste
Als Stressfaktoren im finanziellen Alltag nennen die Jugendlichen vorwiegend die Inflation und dass es ihnen schwerfalle Geld zu sparen. Thema sind aber auch Zukunftsängste wie sie sich ihr zukünftiges Leben leisten sollen. Erhoben wurden auch die Gründe: 51 Prozent der Jugendlichen in Österreich fühlen sich mit ihrer aktuellen finanziellen Bildung nicht auf die Zukunft vorbereitet. Während 57 Prozent der weiblichen Befragten sich nicht auf die Zukunft vorbereitet fühlen, sind es bei den männlichen Befragten mit 40 Prozent deutlich weniger.

„Sich frühzeitig mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen, ist eine extrem gute Investition in die eigene Zukunft. Viele junge Menschen werden ins kalte Wasser geworfen, quasi ‚learning by doing‘, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Das kann man sich aber im Umgang mit Geld wortwörtlich nicht leisten”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, im Rahmen der Vorstellung der Studie.

Verschuldung unter jungen Menschen stark angestiegen
Welche schwerwiegenden Folgen mangelndes finanzielles Wissen hat, zeigen aktuelle Zahlen aus der Insolvenzstatistik 2023 des Alpenländischen Kreditorenverband (AKV). In diesem Jahr befanden sich mit 22 Prozent mehr Personen unter 24 Jahren in Privatinsolvenz als noch im Jahr zuvor, bei weiblichen Betroffenen beträgt der Anstieg sogar 45 Prozent. Als primäre Ursache identifiziert der AKV Konsumschulden und die kommen vor allem aus dem Onlinebereich.

Ratenzahlung und Zahlungsverzug würden dazu führen, dass die jungen Menschen den Überblick über ihre Ausgaben verlieren würden. Die Ergebnisse der Jugendstudie unterstreichen das: Jede fünfte jugendliche Person in Österreich hat keine Übersicht, wie viel Geld sie im Monat ausgibt. Und 17 Prozent hatten schon einmal Sorgen, ausgeborgtes Geld nicht mehr zurückzahlen zu können.

Schulden machen unter Österreichs Jugend ist besorgniserregend
„Es ist besorgniserregend, wie verbreitet das Schulden machen unter Österreichs Jugend ist. Social-Media-Trends, wo mit der Höhe der offenen Rechnungen angegeben wird und die Tatsache, dass mittlerweile nahezu jeder Onlineshop eine Buy-Now-Pay-Later-Bezahllösung anbiete, würden die Lage zusätzlich verschärfen“, erläutert Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park. „Noch nie war es so einfach Konsumschulden zu machen. Umso wichtiger ist es, den Jugendlichen die realen Folgen aufzuzeigen“, betont der Finanzexperte für die Jugend.

Aber auch Sucht sowie mangelndes Wissen und Erfahrung wären Faktoren, so der Experte. Für List können Eltern einen essenziellen Beitrag leisten, um den Jugendlichen kritisches Konsumdenken zu vermitteln: „Das Thema Geld zuhause pro-aktiv anzusprechen und selbst den richtigen Umgang vorzuleben ist ein wichtiger Teil der Erziehung.“ Allerdings geben 30 Prozent der befragten Jugendlichen an, zu Hause selten oder gar nicht über Geld zu sprechen.

Vielfältige Ursachen für Verschuldung und die wichtige Rolle der Schule
Laut der aktuellen YEP-Jugendstudie geben die Jugendlichen für die Verschuldung ihrer Altersgenossen „mangelnde Bildung“, „unzureichende Aufklärung“ oder „keine Ahnung von Finanzmanagement“ als Ursachen an. Schwierigkeiten bei der Übernahme von Eigenverantwortung, (Kauf)sucht oder die Neigung, „Konsumopfer“ zu werden, wären ebenfalls Gründe. Viele Jugendliche würden sich in Schulden stürzen, um unnötige Dinge zu kaufen und stets das „Neueste“ oder „Beste“ zu besitzen.

Damit soll auch ein bestimmtes Image aufrechterhalten oder andere beeindruckt werden. Gruppendruck in Freundeskreisen spiele hier eine große Rolle, ob Markenzwang oder kostspielige Freizeitaktivitäten mit ihren Freund:innen. Mehr zum Thema Finanzbildung lernen, würden die Jugendlichen in Österreich am liebsten in der Schule. Die Grundlagen dafür wurden mit der Integration von Finanzbildung in den Lehrplan geschaffen. „Der richtige Umgang mit den eigenen Finanzen muss zu einem Lifestylethema werden“, wünscht sich denn auch Holzinger-Burgstaller als wichtigen Schritt gegen eine Tabuisierung des Themas.

Finanzbildung ist einfacher als gedacht
Bei den Führungen und Schulungen im FLiP zum Thema Finanzbildung würden viele Jugendliche „immer noch an die Vermittlung von hochkomplexen Finanzmarktinhalten denken“, so List. „Es geht im FLiP nicht um den nächsten Börsenguru, sondern ein Gefühl zu bekommen und zu verstehen: Was sind fixe, was variable Kosten? Welche monatlichen Ausgaben kommen auf mich zu? Im FLiP vermitteln wir diese Themen auch in einer spielerischen Art“, skizziert Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park.

Die Relevanz des Themas Finanzbildung zeige laut List auch die enorme Nachfrage, die trotz zweijähriger Pandemie-Unterbrechung seit der Eröffnung 2016, ungebrochen ist: „Wir durften mittlerweile über 120.000 Schüler:innen im FLiP begrüßen“, so der Leiter des Erste Financial Life Park (FLiP). Bei der Studie im Herbst 2023 haben exakt 1.879 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren teilgenommen und in Fokusgruppen, Workshops und einer quantitativen Befragung, spannende Einblicke in ihre Bedürfnisse und Wünsche gegeben.

FLiP und Jugendliche gründen eigenen Jugendbeirat zum Thema Finanzen
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP) nach 2021 bereits das zweite Mal durchgeführt. Mehrere der befragten Jugendlichen bilden in den nächsten Jahren den FLiP Jugendbeirat. Die Ergebnisse des Jugendberichts fließen mit Hilfe des Beirats in die Konzeptionierung von neuen Angeboten des FLiP ein. „Jugendliche sind die Expert:innen ihrer Lebensrealität. Wir sollten Finanzwissen stärker fördern, um allen Kindern eine gerechte Chance auf einen fairen Start im Leben zu geben“, unterstreicht auch Rebekka Dober, Gründerin von YEP.

„Geld ist so ein wichtiges Thema, aber niemand möchte darüber sprechen. Es ist immer noch ein absolutes Tabu. Wie sollen Lehrer:innen Finanzbildungsunterricht geben, wenn sie nicht einmal selbst darüber sprechen?“, so ein Kommentar eines Jugendlichen, die auch die verstärkte Integration des Themas im Lehrplan fordern.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024

Der größte Theaterskandal der Zweiten Republik

Der größte Theaterskandal der Zweiten Republik© pexels/niklas jeromin

„Heldenplatz“ von Thomas Bernhard wurde zu einem literarischen wie gesellschaftspolitischen Exempel in der Geschichte Österreichs. Forscher der Akademie der Wissenschaften rekonstruieren nun erstmals Details zur Werkgeschichte.

(red/czaak) Das Publikum applaudierte über eine halbe Stunde lang bei der Uraufführung von Thomas Bernhards Drama „Heldenplatz“ im Wiener Burgtheater. Bei diesem ausverkauften und unter Polizeischutz stattfinden Premierenabend im November 1988 mischten sich allerdings auch grölend Buhrufe in den frenetischen Beifall. Bereits in den Wochen davor gingen die Wogen in den heimischen Medien hoch. Passagen aus Bernhards Drama waren noch während der Proben verschiedenen Zeitungsredaktionen zugespielt worden.

„6,5 Millionen Debile“ titelte die Kronen Zeitung am 7. Oktober 1988. Der damalige Bundespräsident Kurt Waldheim, Vizekanzler Alois Mock (beide ÖVP) sowie FPÖ-Chef Jörg Haider wollten daraufhin das Theaterstück absetzen lassen. Man dürfe Bernhards „Österreichbeschimpfungen“ nicht noch durch Steuergelder subventionieren. „Heldenplatz“ handelt von den Hinterbliebenen des ehemals von den Nazis vertriebenen Mathematikprofessors Josef Schuster, der, aus dem englischen Exil nach Wien zurückgekehrt, sich aufgrund des unveränderten Antisemitismus das Leben nimmt.

Bis zur Premiere des Stücks, das im Auftrag des damaligen Burgtheaterdirektors Claus Peymann für das 100-Jahr-Jubiläum des Gebäudes an der Wiener Ringstrasse entstand, wurde darüber spekuliert, ob Bernhard den Text entschärft oder weiter zugespitzt haben könnte.

Hat Bernhard auf die Skandalisierung in seinem Stück reagiert?
Diese Fragen beantworten nun Literatur- und Textwissenschaftlerinnen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer neu erschienenen digitalen Edition von „Heldenplatz“. Die Herausgeberinnen Konstanze Fliedl, Barbara Tumfart und Silvia Waltl beleuchten darin die im Nachlass überlieferte Entstehungsgeschichte. Einsehbar als Faksimile und Transkription sind diverse Textstufen von Entwürfen und Fragmenten über Typoskripte bis hin zu mehrfach vom Autor korrigierten Druckfahnen dokumentiert.

Diese Textträger zeigen, wie Bernhards Ideen in den typischen thematischen und syntaktischen Schleifen entwickelt wurden und sie belegen, dass er auf die Skandalisierung seines Dramas im Grunde nicht reagierte. Spätere Texteingriffe haben nichts mit seinem Rundumschlag gegen den österreichischen Faschismus, Katholizismus und Sozialismus zu tun.

Medienberichte und Kommentare von damals visuell dargestellt
Die am Austrian Center for Digital Humanities and Cultural Heritage der ÖAW erstellte Ausgabe präsentiert eine digitale Version der betreffenden Überlieferungsträger mit Transkription. Alle Texte sind per Volltextsuche durchsuchbar, außerdem bieten Register und Stellenkommentare zusätzliche Informationen zu Personen, Orten und Ereignissen. In einer Zeitleiste werden auch die zahlreichen und kontroversen Presseartikel bibliographisch erfasst.

„Damit sind neue Zugänge zum Text und zu seiner Wirkung gewonnen. Thomas Bernhards Drama kann so nicht nur als Schlüsseltext österreichischer Literaturhistorie, sondern auch als Dokument österreichischer Politik- und Gesellschaftsgeschichte gelesen werden“, so die ÖAW in einer Aussendung. Die Veröffentlichung von „Heldenplatz“ folgt der Publikation der historisch-kritischen digitalen Edition von Bernhards 1982 erschienener Erzählung „Wittgensteins Neffe“ Ende 2021 durch die ÖAW.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024

Präzise Messungen in Bewegung

Präzise Messungen in Bewegung© pexels/digital bugga

Industrielle Fertigungstechnik soll schnell und trotzdem hochpräzise sein. Die Vereinigung dieser Herausforderung erforscht nun ein neues CD-Labor an der TU Wien. Industriepartner ist die Micro-Epsilon Gruppe.

(red/cc) Bewegte Objekte zu erfassen ist schwierig. Wird nicht extrem präzise und schnell gearbeitet, wird das Messergebnis ungenau und unscharf. In der industriellen Produktion ist das oft ein Problem, etwa bei der kontinuierlich zuverlässigen Herstellung von Produkten mit hoher Genauigkeit. Für die Steuerung der Produktionsanlage braucht es Messungen mit noch höherer Genauigkeit und um die Qualität der Güter fortlaufend zu überwachen, müssen diese Messungen im Produktionstakt sowie direkt am bewegten Objekt durchgeführt werden.

Am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik (ACIN) der TU Wien wurde nun mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft das neue „Christian Doppler Labor für Präzise Messungen in Bewegung“ eröffnet. Als Unternehmenspartner sind Micro-Epsilon Atensor aus Steyr und die bayrische Micro-Epsilon Messtechnik an diesem CD-Labor beteiligt. Im neuen Labor sollen nun Methoden für präzise 3D-Messungen an bewegten Objekten sowie innovative robotergestützte Inline-Messsysteme für Industrieanlagen entwickelt werden, die ähnlich präzise sind wie wissenschaftliche Labormesssysteme.

Bisherige Methoden nicht genau genug
„Ob Computerchips, Handys, Batteriefolien oder flexible Photovoltaikzellen: Die Produktion moderner High-Tech Produkte ist ohne leistungsfähige und präzise Messsysteme für die laufende Qualitätskontrolle nicht vorstellbar“, betont Martin Kocher, Arbeits- und Wirtschaftsminister. „Im neuen CD-Labor wird an robotergestützten, hochauflösenden 3D-Messungen geforscht, die direkt in der Produktionslinie, auf bewegten Objekten und unter realen Produktionsbedingungen durchführbar sind. So wird die Produktion hochwertiger Produkte effizienter, Ausschuss wird minimiert und Ressourcen und Kosten werden gesenkt“, ergänzt Martin Kocher.

„Die Anforderungen an moderne Produktionssysteme nehmen fortlaufend zu. Wenn man eine Präzision im Mikrometer- oder Submikrometerbereich gewährleisten will, und gleichzeitig eine Fertigung mit hohem Durchsatz und hohen Fördergeschwindigkeiten in vibrationsreicher Produktionsumgebung hat, dann wird es schwierig“, erklärt Ernst Csencsics, Leiter des neuen CD-Labors. Man hat dann immer mit einer gewissen Bewegungs-Unschärfe zu kämpfen. Für solche Fälle reicht die heutige Technik einfach nicht aus“, so Csencsics.

Maßgeschneiderte Systemarchitektur erlaubt hochpräzise 3D-Messungen
Um nun die Bewegungs-Unschärfeproblem in den Griff zu bekommen, verbinden die CD-Forscher Konzepte aus Optik, Mechatronik und Regelungstechnik, um zwischen Messsystem und Messobjekt lokal laborähnliche Bedingungen zu erzeugen. Durch einen ausgeklügelten Messaufbau kann dann die Bewegung des Messobjekts in Echtzeit kompensiert werden, oder die erfassten Messdaten können auch nachträglich mit Hilfe von Bewegungsdaten des Messobjekts rechnerisch korrigiert werden. Im neuen CD-Labor werden etwa neuartige Sensoren entwickelt, mit denen die laterale Bewegung von Objekten zu diesem Zweck präzise erfasst werden kann – ein bisher ungelöstes Problem.

„Erste Ansätze liefern im Labor vielversprechende Ergebnisse“, sagt Csencsics. „Nun wollen wir aber auch zeigen, dass sich diese Methoden in der Praxis bewähren und sich tatsächlich erfolgreich in moderne industrielle Fertigungsanlagen integrieren lassen.“ Final soll so die Leistungsfähigkeit von Messystemen von Produktionsanlagen deutlich erhöht werden und für ganz konkrete Anwendungen durch eine maßgeschneiderte Systemarchitektur hochpräzise 3D-Messungen an bewegten Messobjekten ermöglicht werden.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024

Der Tod als medizinische Disziplin

Der Tod als medizinische Disziplin © pexels/koolshooters

In Österreich gibt es vier Institute für Gerichtsmedizin. Das größte ist die Gerichtliche Medizin Innsbruck. Pro Jahr passieren über 600 Obduktionen und zahlreiche weitere Untersuchungen und Testreihen.

(red/cc) Medizinische und auch rechtliche Fragen rund um den Tod eines Menschen können oftmals aufklärungswürdig und entsprechend spannend sein. Medizinisch werden solche Obduktionen dann an gerichtsmedizinischen Instituten durchgeführt und davon gibt es in Österreich vier Stück. Das größte davon befindet sich in Innsbruck, wo derzeit sieben ÄrztInnen beschäftigt sind, die gemeinsam mit sogenannten SektionsassistentInnen mehr als 600 Obduktionen pro Jahr durchführen.

Obduktionen sind Untersuchungen zur Klärung der Todesursache und vieler weiterer rechtlich bedeutsamer Fragestellungen. Durchgeführt werden vor allem gerichtlich oder sanitätspolizeilich angeordnete Obduktionen. Ihnen liegt der Verdacht auf eine nicht-natürliche und sodann zumeist mit äußeren Einwirkungen wie Unfall, Suizid, Tötung oder „zumindest“ zunächst unklarer Todesursache zugrunde. Dazu werden aber auch Lebende als Opfer von Gewalteinwirkungen untersucht, zur Dokumentation und Beurteilung von Verletzungen.

Österreichisches Referenzlabor für Abwassermonitoring und Drogensituation
Eine weitere Disziplin sind regelmäßige Untersuchungen des Abwassers. Im Rahmen des sogenannten Abwassermonitorings werden die Abwässer von österreichweit mehr als 50 Kläranlagen dann etwa auf die Belastung mit SARS-CoV-2, Influenza und RSV (Anm. Respiratorisches Synzytial Virus, Hand-Fuß-Mundkrankheit) analysiert. Die aktuellen Daten erlauben sodann Rückschlüsse auf das aktuelle Infektionsgeschehen und diese werden dem Gesundheitsministerium zur Veröffentlichung durch die Österreichische Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) weitergeleitet.

Ebenso untersucht werden am Innsbrucker Institut die Abwässer auf Rückstände illegaler Substanzen wie Cannabis, Kokain, Amphetaminen oder auch Alkohol und Nikotin. Das Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck ist hier auch Mitglied des europäischen Netzwerks SCORE und arbeitet mit der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zusammen.

Toxikologie für Lebende und Tote
Im toxikologischen Labor werden Proben auf Gifte, Alkohol, Medikamente und Drogen untersucht. Das Portfolio ist groß und umfasst alle gängigen Substanzen. Untersucht werden Proben deren Nachweis und Wirkung im Zusammenhang mit einem strafrechtserheblichen Sachverhalt stehen. Aktuell läuft das Projekt Drug-Checking, das im Jahr 2023 auch auf das Land Vorarlberg ausgedehnt wurde, und wo Drogenkonsumenten Substanzen in den Suchtberatungsstellen abgeben können, deren Zusammensetzung am GMI untersucht wird.

Und dann werden noch viele tausende DNA-Untersuchungen vorgenommen, die vom Vaterschaftstest über Spurenanalysen (nicht nur bei Tötungsdelikten, sondern bspw. auch Einbruchsspuren), Identifizierungen bis hin zu Speziesidentifizierung von Tieren reichen. Das Institut ist bereits seit 1977 das Österreichische DNA-Zentrallabor für die Nationale DNA-Datenbank des Innenministeriums für die Untersuchung von Proben (zB. Mundhöhlenabstrichen und biologischen Tatortspuren) aus ganz Österreich. Mit der „Forensische Genomik” gibt es dazu auch einen eigenen Forschungsschwerpunkt.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024

Kompetenz beim Thema Lebensmittel

Kompetenz beim Thema Lebensmittel© TSA Medialab

Die Mediabox von T-Systems wird nun auch zum Sensorik Labor der Tafel Österreich. Es geht um Wissensvermittlung und Ökonomie beim Thema Lebensmittel und das inkludiert auch Lebensmittelmüll.

(red/cc) Tag für Tag werden einwandfreie Lebensmittel tonnenweise weggeworfen. Das passiert auch deshalb, weil Wissen darüber fehlt, wie die Genusstauglichkeit von Lebensmitteln ganz einfach selbst überprüft werden kann. Dieses Thema greift nun auch das Jugendzentrum 5er-Haus auf, eine Einrichtung des Vereins Wiener Jugendzentren.

Innovation mit einem sozialen Kontext
Dort ist seit Längerem eine von T-Systems eigens entwickelte Mediabox (economy berichtete) und mit Unterstützung der Tafel Österreich werden hier nun kostenlose Workshops in einem nun zusätzlich entwickelten mobilen Sensorik Labor angeboten. Primärer Adressat sind Kinder und Jugendliche

Das neue Projekt wurde kürzlich eingeweiht von Gabriele Schendlinger, CR-Projektmanagerin bei T-Systems Austria, Monika Heis von Die Tafel Österreich, Manuela Smertnik vom Verein Wiener Jugendzentren, Birgit Koska vom Jugendzentrum 5erHaus sowie Karim Hallal, Bezirksrat und Jugendbeauftragter im 5. Bezirk.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024

Deutschland bleibt das Sorgenkind

Deutschland bleibt das Sorgenkind© pexels/pixabay

Wirtschaftsexperten erwarten heuer 2,6 Prozent Wachstum weltweit, 0,9 in Österreich, 1,1 in der Schweiz und 0,6 Prozent in Deutschland. Die Eurozone liegt bei 1,5 Prozent.

(red/cc) Internationale Wirtschaftsexperten erwarten für das laufende Jahr eine Wachstumsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent und dieser Wert entspricht in etwa dem Vorjahreswert von 2,7 Prozent. Das geht aus dem Economic Experts Survey hervor, einer vierteljährlichen Umfrage des Deutschen ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Pessimistischer mit 1,5 Prozent sind die Vorhersagen für die Eurozone.

Island und Irland und Polen mit stärksten Wachstumsraten
Das Sorgenkind bleibt insbesondere Deutschland mit einem Wert von 0,6 Prozent. Auch für Österreich bleiben die Experten mit 0,9 Prozent verhalten. Für die Schweiz wird ein Wert von 1,3 Prozent ermittelt. „Nach dem Rückgang 2023 erwarten die Experten zwar einen leichten Zuwachs der Wirtschaftsleistung. Aber Deutschland hinkt da anderen Ländern weiter hinterher“, sagt Klaus Gründler, Forscher am Münchner ifo-Institut.

Ein noch geringeres Wachstum wird Großbritannien (0,5 Prozent) und Schweden (0,4) vorhergesagt. Stärkere Zuwächse sollen in Spanien (2), Polen (2,8), Irland (2,8) und Island (3,3 Prozent) passieren. Befragte aus Afrika und Asien rechnen mit je 3,6 Prozent hohen Wachstumsraten. Für 2025 wird ein weltweites Wachstum von 2,9 Prozent erwartet und für 2027 dann 3,3 Prozent. Auch für Deutschland rechnen die Experten mittelfristig mit einer Steigerung der Wachstumsraten. 1,2 Prozent für 2025 und 1,5 Prozent für 2027 sollen sie dann betragen.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2024
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 26.07.2024
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Unglücksfall oder Tötungsdelikt

Unglücksfall oder Tötungsdelikt© pexels/mitja juraja

Um mitunter spannende Fragen des Todes geht es an der Innsbrucker Gerichtsmedizin. Die renommierte Forensikerin Elke Doberentz hat im Vorjahr die Leitung übernommen und bereits bedeutende Forschungserfolge erzielt.

(red/czaak) Seit Juli 2023 steht das renommierte Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck unter einer neuen Leitung. Mit Elke Doberentz hat das Institut eine ausgewiesene Expertin gewonnen, die in ihrem primären Forschungsgebiet der forensischen Medizin neue Schwerpunkt etablieren möchte. Beispielsweise ist ihr gelungen, Biomarker bei Brandopfern und zur Bestimmung des Wundalters zu identifizieren.

Von Vaterschaftstests über die Aufklärung von Todesfällen, die Identifikation von Menschen und Tieren mittels DNA-Analyse und Drogenscreening bis zur epidemiologischen Untersuchung von Abwasser. Das Einsatzgebiet des Instituts für Gerichtliche Medizin Innsbruck (GMI) an der Medizinischen Universität ist breit, die herausragende Expertise seiner MitarbeiterInnen über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Mikromorphologische Marker für die verschiedensten rechtlichen Fragestellungen
„Es freut mich, dass wir mit Elke Doberentz eine hervorragende Rechtsmedizinerin und Wissenschafterin gewinnen konnten, die das große Spektrum der Innsbrucker Gerichtsmedizin mit den etablierten Forschungsschwerpunkten Forensische Genomik und Toxikologie um weitere wichtige forensisch medizinische Aspekte erweitern wird“, sagt Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck.

Doberentz, die zuletzt das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Bonn kommissarisch geführt hat, beschäftigt sich unter anderem intensiv mit den Vitalitätsmarkern von Brandopfern. „Es ist mein Ziel, für die verschiedensten rechtlichen Fragestellungen mikromorphologische Marker zu finden, die unmittelbar in die Routine einfließen können“, skizziert sie.

Der (vermeintliche) Tod in den Flammen
Ist ein Mensch in den Flammen umgekommen, oder war er möglicherweise schon vor Ausbruch des Feuers tot? Handelt es sich vielleicht um ein Tötungsdelikt, das verschleiert werden sollte? In Ermittlungen sind das wesentliche Fragen, die bei einer Obduktion zunächst oft nicht sicher zu beantworten sind. Doberentz hat sich mit ihren KollegInnen daher auf die Suche nach einem aussagekräftigen Biomarker gemacht – und sie wurden bei der retrospektiven Untersuchung von mehreren hundert Fällen fündig.

Das Team hat entdeckt, dass sich Hitzeschockproteine bei extremen Temperatureinwirkungen in den Organen von lebendigen Menschen – hauptsächlich in Nieren und Lungen – vermehrt bilden. „Bei Stress schützt sich die Zelle damit. Anhand von Proben, die bei der Obduktion entnommen und im Labor immunhistochemisch gefärbt werden, kann man diese Proteine sichtbar machen. Es ist ein sehr verlässlicher Marker, der anzeigt, ob eine Person zur Zeit des Brandausbruchs noch gelebt hat“, sagt Doberentz.

Zuverlässige Marker bei Opfern von Erfrierungen und Strangulierungen
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei Menschen, die schon vor Brandausbruch verstorben sind, keine Hitzeschockproteine mehr gebildet wurden. Mit ihrem Innsbrucker Team will die Expertin hierzu weitere molekularbiologische Untersuchungen (Anm. mRNA, microRNA) anschließen. Außerdem ist die Gerichtsmedizinerin auch auf der Suche nach einem zuverlässigen Marker bei Erfrierungsopfern. Bei der Untersuchung von sogenannten Strangmarken von Erhängungstodesfällen hat Doberentz ebenfalls einen wichtigen Marker in Gewebeproben identifiziert.

„Aquaporine sind Zellmembran-Strukturen, die sich nach einer Reizung bzw. Verletzung der Haut intensiv anfärben lassen und dadurch Rückschlüsse auf die Vitalität der Verletzung erlauben. Sind sie nachweisbar, ist davon auszugehen, dass die Verletzung der Haut noch zu Lebzeiten entstanden ist. Aquaporine sind daher Vitalitätsmarker, für eine Tatrekonstruktion ist das bedeutsam“, schildert Elke Doberentz. In Zukunft plant sie auf diesem Gebiet Gewebeproben auch auf molekularbiologischer Ebene zu analysieren.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 29.01.2024

Mehr Selbstwert und soziale Integration durch Arbeiten im Alter

Mehr Selbstwert und soziale Integration durch Arbeiten im Alter© pexels/mikhail nilov

Welche Motive fördern Arbeit im Alter? Das Deutsche Institut für Altersvorsorge und das Start-Up Senior Connect haben in einer repräsentativen Studie die Beweggründe für eine verlängerte Erwerbstätigkeit untersucht.

(red/czaak) Arbeiten im Alter, auch über den Rentenbeginn hinaus, führt zu einer besseren sozialen Integration Älterer und zu einem Gefühl der Zugehörigkeit in der Gesellschaft. Diese Auffassung vertritt eine Mehrheit in Deutschland. Das ergab eine Umfrage, die das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) gemeinsam mit dem Start-up Senior Connect durchgeführt hat. 63 Prozent der Befragten stimmten dieser Feststellung ganz oder teilweise zu.

Die Weitergabe von beruflichem Wissen und Erfahrung
Die Zustimmung ist vor allem unter den Älteren besonders hoch und das sei sicher auch auf eigene Erfahrungen zurückzuführen, so das DIA in einer Aussendung. 76 Prozent der 70+ Generation bestätigen eine bessere soziale Integration durch Arbeit im Alter. Eine Mehrheit der Befragten (58 Prozent) verweist zudem darauf, dass eine Erwerbstätigkeit in der Rentenzeit mit Anerkennung durch andere verbunden ist und das eigene Selbstwertgefühl steigert. Auch bei dieser Einschätzung nimmt mit dem Alter der Befragten die positive Bestätigung stark zu.

„Es gibt also sehr triftige persönliche Gründe, mit dem Eintritt ins Rentenalter nicht ganz und für immer aus dem Arbeitsprozess auszusteigen. Die liegen nicht ausschließlich im finanziellen Bereich, wie oft in der politischen Diskussion suggeriert wird“, stellt Samuel Keitel, einer der Gründer des Unternehmens Senior Connect, fest. Mit der Erwerbstätigkeit sind der Umfrage zufolge aber auch uneigennützige Motive verbunden. So meinten 70 Prozent der Befragten, dass Ältere zugleich daran interessiert sind, ihr berufliches Wissen und ihre Erfahrungen an jüngere Generationen weiterzugeben.

47 Prozent möchten nicht über den Rentenbeginn hinaus tätig bleiben
Trotz dieser weit verbreiteten positiven Beurteilung von Erwerbsarbeit im Alter fällt die individuelle Sicht deutlich differenzierter aus. So kann sich eine relative Mehrheit von 47 Prozent nicht vorstellen, auch selbst über den Rentenbeginn hinaus tätig zu bleiben (25 Prozent auf keinen Fall, 22 Prozent eher nicht). Ihr stehen aber immerhin 43 Prozent gegenüber, die eine solche Entscheidung durchaus in Erwägung ziehen.

„Das wäre immer noch deutlich mehr, als es derzeit tatsächlich der Fall ist. Es besteht also durchaus Potential, die Erwerbsquote Älterer weiter zu erhöhen. Vorausgesetzt, es gibt entsprechende Arbeitsplätze und eine flexible Arbeitszeitgestaltung“, erläutert Klaus Morgenstern vom Deutsche Institut für Altersvorsorge. Und: „Ältere wollen oft nicht einfach den bisherigen Job in der Fünf-Tage-Woche fortsetzen, sondern suchen individuelle Lösungen.“ An der repräsentativen Studie im November 2023 nahmen Angaben zufolge über 2.000 Personen teil.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 29.01.2024

Langsames Wachstum im globalen Vergleich

Langsames Wachstum im globalen Vergleich© pexels/lukas

2024 sollen die Umsätze mit IT und Telekom weltweit um rund sechs Prozent auf rund fünf Billionen Euro zulegen. Indien verbucht das größte Wachstum vor den USA, dem Euro-Raum, China, Great Britain und Japan.

(red/cc) Die Umsätze mit IT und Telekommunikation werden weltweit 2024 um 5,6 Prozent auf 4,91 Billionen Euro zulegen. Das größte Wachstum verbucht dabei Indien mit einem Plus von 7,9 Prozent, dahinter folgen die USA (6,3), China (5,7), Großbritannien (5,6) sowie Japan (3,5). Die EU ohne Deutschland kommt auf ein Wachstum von 5,9 Prozent.

Die Vormachtstellung der US-Digitalriesen
Beim Blick auf die weltweiten Marktanteile können die USA ihre Vormachtstellung ausbauen und kommen nun auf 38 Prozent. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand China (11,4), Japan (4,8) und Großbritannien (4,3). Deutschland liegt mit 4 Prozent nur auf Rang 5, Indien kommt auf 2,5 Prozent Weltmarktanteil.

Auf die EU ohne Deutschland entfallen rund elf Prozent der globalen ITK-Ausgaben. „Damit Deutschland bei der Digitalisierung aufholt, müssen die Unternehmen und Verwaltungen ihre Investitionen entschiedener hochfahren“, sagt Ralf Wintergerst, Präsident des Bitkom-Verbandes. „Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit braucht digitale Infrastrukturen, digitalisierte Verwaltungen und digitalisierte Unternehmen.“

„Das Tempo in der Digitalpolitik muss sich mehr als verdoppeln“
Wirtschaftspolitisch hat sich die Deutsche Ampelkoalition vorgenommen die Digitalisierung voranzutreiben. Von 334 digitalpolitischen Vorhaben dieser Legislatur hat die Bundesregierung allerdings erst 60 abgeschlossen. 226 sind in Umsetzung, 48 wurden noch nicht begonnen, so die Bitkom-Analyse.

„Macht die Bundesregierung im bisherigen Tempo weiter, wird sie bis zur nächsten Wahl nur jedes zweite Digitalvorhaben abschließen. Das Tempo in der Digitalpolitik muss mehr als verdoppelt werden“, betont Wintergerst. „Dies sei dringend nötig, auch um die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken und den Schutz im Cyberraum zu erhöhen.“

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 29.01.2024

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