Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

28. Juli 2024

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Die Lebenswelten geflüchteter Frauen

Die Lebenswelten geflüchteter Frauen© Pexels.com/Ahmed Akacha

Forscher von Akademie der Wissenschaften und Wirtschaftsuniversität Wien beleuchten Situation von geflüchteten Frauen in Österreich. Flächendeckende und niederschwellige Kinderbetreuung als zentraler Erfolgsfaktor.

(red/czaak) Geflüchtete Frauen aus Syrien und Afghanistan kommen im öffentlichen Diskurs abseits von Debatten rund um Kopftuch & Co. nahezu nicht vor. Eine neue Publikation von ForscherInnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Wirtschaftsuni Wien (WU Wien) vermittelt nun Einblicke in deren Lebenswelten und zudem Erkenntnisse, die auch für neu ankommende Vertriebene wie etwa aus der Ukraine relevant sind.

Situation von Frauen aus Syrien und Afghanistan
Die gegenwärtige Fluchtbewegung ist so weiblich geprägt wie kaum eine zuvor und das nicht erst seit Ausbruch des russischen Krieges in der Ukraine. Frauen kommen von dort, dem Nahen und Mittleren Osten und aus Afrika. Immer mehr sind in den vergangenen Jahren auch aus Syrien und Afghanistan nach Österreich gekommen. Stellten 2015 und 2016 noch überwiegend Männer Asylanträge, kam es danach zu Familienzusammenführungen und damit zu mehr geflüchteten Frauen.
 
Wie es geflüchteten Frauen in Österreich geht, welche Ressourcen sie mitbringen und welche Hürden sie bei der Integration nehmen müssen, haben ForscherInnen vom Institut für Demographie der ÖAW und von der WU Wien erhoben. Die zentralen Befunde: Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Frauen ist herausfordernder als jene von geflüchteten Männern. Geflüchtete Frauen haben oft ebenso hohe, teilweise sogar höhere Bildungsabschlüsse wie Männer. Auch Mehrsprachigkeit ist bei geflüchteten Frauen weit verbreitet, dennoch sind sie seltener erwerbstätig.
 
Diskriminierung wegen Geschlecht und Herkunft
„Die Gründe dafür sind vielfältig und bis dato wenig erforscht“, so die Autoren der Studie, die im Nomos Verlag erschienen ist. Erschwert wird der Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt insbesondere durch Sorge- und Familienarbeit, fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, geringe Berufserfahrung und sexistisch oder rassistisch bedingte Diskriminierungen.
 
„45 Prozent der befragten geflüchteten Frauen gaben an, keine kurzfristige Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder außerhalb der Kernfamilie zu haben, da Großeltern und Verwandte meist im Ausland leben“, sagt Isabella Buber-Ennser, Demographin an der ÖAW und Co-Autorin der Studie. „Dies führt häufig zu einem Gefühl der Überlastung und chronischem Stress und bindet zeitliche Ressourcen.“
 
Kinderbetreuung als Schlüssel für Integration
Die Studie zeigt aber parallel auch, welchen positiven Beitrag Schulen, Betreuungsangebote oder Sportvereine, die die Kinder besuchen, auf die Integration von geflüchteten Frauen haben. Im besten Fall können Freundschaften mit österreichischen Familien die Sozialkontakte von Müttern nachhaltig erhöhen.

Um überhaupt in Kontakt zu kommen, ist allerdings eine flächendeckende und niederschwellige Kinderbetreuung zentral. „Diese datenbasierten Einblicke sind gerade im aktuellen Kontext der Geflüchteten aus der Ukraine besonders relevant, da ein Großteil Frauen und Kinder sind“, unterstreicht Judith Kohlenberger zweite Studien-Autorin und Migrationsforscherin an der WU Wien.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 24.06.2022

Bakterien und Unendlichkeiten

Bakterien und Unendlichkeiten© Pexels.com/Edward Jenner

Neue Auszeichnungen für TU Wien. Mathematikerin Sandra Müller und Biotechnologe Stefan Pflügl von TU Wien erhalten begehrte START-Preise des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.

(red/mich) An der TU Wien wurden soeben zwei unterschiedliche Forschungsprojekte mit den renommierten Start-Preisen des FWF ausgezeichnet. Sandra Müller, Mathematikerin, erhält den Preis für ihre Forschungen im Bereich der Mengenlehre als Teilgebiet der mathematischen Logik. Sie beschäftigt sich mit verschieden großen Unendlichkeiten und Fragestellungen an den Grenzen der mathematischen Beweisbarkeit. Ein Fokus liegt auf den sogenannten Woodin-Zahlen (Anm. Determinierung und Regularität projektiver Teilmengen)

Stefan Pflügl, Biotechnologe, forscht an Bakterien, um schon im Labor auf extrem energieeffiziente Weise wertvolle Rohstoffe zu produzieren. Ein Fokus liegt auf den sogenannten A. woodii-Bakterien, eine anaerob, fern von Sauerstoff lebende Mikrobe. Der mit bis zu 1,2 Mio. Euro dotierte Start-Preis gilt als die wichtigste österreichische Auszeichnung für junge WissenschaftlerInnen und soll beim Aufbau eigener Forschungsgruppe auf internationalem Spitzenniveau unterstützen.

Diskrete Mathematik und nachhaltige biologische Prozesse
Sandra Müller schloss ihr Doktorat im Jahr 2016 an der Uni Münster ab. Bis 2021 war sie Postdoc, Uniassistentin und L’Oréal Austria Fellow an der Fakultät für Mathematik der Uni Wien. Seit 2021 ist sie im Rahmen des FWF-Karriereprogramms Elise Richter am Institut für Diskrete Mathematik und Geometrie der TU Wien tätig.

Stefan Pflügl promovierte an der Uni für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Nach Forschungsaufenthalten an Uni Kent und Technischer Uni München kam er an die TU Wien, wo er sich mit nachhaltigen biologischen Prozessen beschäftigt. Am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien leitet er derzeit ein Team für nachhaltige Bioprozesse.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 24.06.2022
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 28.07.2024
economy
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Digitale Innovation im unternehmerischen Alltag

Digitale Innovation im unternehmerischen Alltag© Pexels.com/Digital Bugga

Neue Programmline European Digital Innovation Hubs (EDIH) startet im Herbst. Österreichische Gewinner der Ausschreibung fixiert. Co-Finanzierung von BM für Digitalisierung und Wirtschaft über 8,4 Millionen Euro.

(red/czaak) Verbesserter Zugang zu technischem Fachwissen und Versuchslaboren sowie Beratung und Schulungen sind die zentralen Services der European Digital Innovation Hubs (EDIH). Im Rahmen des Digital Europe Programmes der Europäischen Kommission wurden nun für Österreich vier EDIH-Projekte ausgewählt, die in den nächsten Jahren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aber auch die öffentliche Verwaltung in ihrer digitalen Transformation begleiten und unterstützen sollen. 

Mit den vier Projekten InnovATE, Applied CPS, AI5production, Crowd in Motion soll nun auch eine gute geographische Abdeckung gewährleistet sein. Angesprochen sind Zielgruppen aus den Sektoren Agrar- und Ernährungswirtschaft, Produktion, Energie, Mobilität sowie Tourismus und Sport – und die sollen von den EDIHs profitieren und den Einsatz von innovativen Technologien beschleunigen. Im Fokus stehen umfangreiche Angebote und Services, die Geschäfts- und Produktionsprozesse sowie Produkte und Dienstleistungen wettbewerbsfähiger gestalten sollen.

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
„Um die nationale sowie die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, ist die Integration digitaler Innovation im Unternehmensalltag ein zentrales Element. Mit den European Digital Innovation Hubs werden konkrete Anlaufstellen geschaffen, die mit ihrer Expertise den digitalen Wandel von Wirtschaft und Verwaltung unterstützen und vorantreiben“, sagt Martin Kocher, Wirtschaftsminister. Der nationale Begleitprozess zur Auswahl der EDIH wurde durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG organisiert.
  
„Europäische Digitale Innovationszentren erleichtern den Zugang zu digitalen Technologien und spezifischer Expertise für alle Unternehmen, primär auch KMU. Aktuelle Themen wie künstliche Intelligenz, Cybersecurity, Hochleistungsrechner und die Nutzung durch Wirtschaft und öffentliche Verwaltung sind standortpolitische Zukunftsfelder in die wir investieren müssen“, unterstreicht Florian Tursky, designierter Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation.

Erfolgreiche Digitalisierung auch im europäischen Austausch
„Erfolgreiche Digitalisierung muss auch im europäischen Austausch passieren, mit den vier EDIHs erhalten österreichische KMU nun einen einfachen europaweiten Zugang zu exzellenten Services“, ergänzt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Nach der kompetitiven Ausschreibung unterstützt die FFG die EDIHs nun auch bei den Vertragsvorbereitungen als nächste Etappe.

Das neue umfangreiche Netzwerk von 136 European Digital Innovation Hubs bietet heimischen KMU und der österreichischen Verwaltung auch Zugang zu einem breiten Spektrum an ergänzenden Serviceleistungen. Die Fördermittel stammen zu 50 Prozent aus nationaler Finanzierung durch das Wirtschaftsministerium und zu 50 Prozent aus dem Digital Europe Programm der Europäischen Kommission. Die Abwicklung der nationalen Fördergelder erfolgt durch die FFG.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.06.2022

Neue Ausbaustufe bei Quantenrechnern

Neue Ausbaustufe bei Quantenrechnern© Pexels.com/Kelvin Valerio

Forscher von Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Universität Wien entwickeln beschleunigten Weg für Berechnungen in Quantencomputern.

(red/mich) Die sogenannte Superposition ist eine fundamentale Eigenschaft von Quantensystemen. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Katze von Erwin Schrödinger, die in solch einer Superposition der Zustände “lebendig” und “tot” existiert. Die Physik weiß mittlerweile, dass solche Überlagerungszustände in Quantensystemen nicht nur Eigenschaften wie die Polarisation oder die räumliche Position betreffen können, sondern auch die zeitliche Abfolge von Interaktionen. Ob Ereignis A vor oder nach Ereignis B passiert, kann hier nicht bestimmt werden, weil das System in einer Überlagerung beider möglicher Abfolgen existiert.
 
Turbo für bestimmte Berechnungen
Wird dieses Prinzip nun auf die Reihenfolge einzelner Rechenschritte angewendet, lassen sich bestimmte Berechnungen mit Quantencomputern schneller durchführen als mit einer klar definierten Sequenz. “Diese Idee gibt es schon eine Weile, sie wurde für sehr einfache Systeme mit nur zwei Rechenschritten auch schon experimentell bestätigt”, sagt Časlav Brukner vom Wiener Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Projekt und Publikation mit Martin J. Renner von der Uni Wien erarbeitet hat.

Praktisch nutzbar war dieser „Turbo“ für Quantencomputer bisher aber nicht. “Bisherige Ansätze gingen davon aus, dass sich komplexere Berechnungen nur mit Quantensystemen verwirklichen lassen, die keine gewöhnlichen Qbits sondern technisch nur schwer manipulierbare, höherdimensionale Informationsträger verwenden. Unsere Arbeit zeigt, dass das nicht stimmt”, betont Brukner.

Vorteil wächst mit Komplexität
Die Physiker veranschaulichten in ihrer neuen Publikation, dass die in Quantencomputern üblichen Qbits, die zwei Dimensionen, bzw. mögliche Zustände haben, ausreichen, um eine Überlagerung verschiedener Reihenfolgen von Rechenschritten auch für komplexere Berechnungen zu nutzen. „Damit ist der Weg frei, um das Prinzip mit Experimenten praktisch nutzbar zu machen“ ergänzt Brukner.
 
Die Forscher konnten zudem den Geschwindigkeitsvorteil bestimmen, wenn die Reihenfolge der Rechenschritte undefiniert bleibt. „Der Vorteil ist für einfache Systeme relativ klein, wächst aber mit der Zahl der Rechenschritte und wird für komplexere Berechnungen dadurch auch relevant”, sagt Martin Renner, Co-Autor von der Uni Wien. Nach Ansicht beider Quantenphysiker könne nun damit begonnen werden, solche Systeme im Labor zu konstruieren und damit konkrete Berechnungen zu definieren, die sich mit diesem Ansatz beschleunigen lassen.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 21.06.2022

Digitale Ideenwerkstatt für Niederösterreichs Jugend

Digitale Ideenwerkstatt für Niederösterreichs Jugend© Pexels.com/Arina Krasnikova

Neues Haus der Digitalisierung am Campus Tulln beinhaltet auch FabLab für Jugendliche. In diesem sogenannten Makerspace des Landes Niederösterreich sollen künftig auch SchülerInnen innovative und technische Innovationen umsetzen.

(red/mich) Schulklassen und Jugendliche können künftig im FabLab in Tulln kleine und große Projekte im Kontext mit Digitalisierung und Innovation umsetzen. Die Arbeitsplätze im FabLab sind ausgestattet mit Computern, Laser Cutter oder auch einem 3D-Drucker. So können etwa Holzzeichnungen mit dem Laser Cutter ausgeschnitten oder Stempel in einer App vorgezeichnet und gelasert werden.

Mit Tablets können die Jugendlichen etwa auch eigene Stopmotion-Filme produzieren und der 3D-Drucker kommt für das Erzeugen von Keksausstechern oder Kunststofffiguren zum Einsatz. Verwendet werden können dabei Materialien von Textilien über Holz bis hin zu Edelstahl. Die Programminhalte sind auf die jeweilige Altersgruppe abgestimmt.

Perfect Match im FabLab
„Wissenschaftliches Arbeiten und Digitalisierung sind ein „Perfect Match“. Das neue Haus der Digitalisierung ist genau der richtige Ort für das FabLab, um Jugendlichen einen praktischen und aktiven Zugang zu Wissenschaft und Technik zu vermitteln“, sagt Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich.

Im neuen Haus der Digitalisierung (finale Eröffnung 2023) am Campus Tulln befinden sich auf 4.200 Quadratmetern u.a. ein Infopoint, ein Showroom- und Veranstaltungsbereich, ein Gastrobereich sowie Büroeinheiten und Inkubator-Flächen. Herzstück des Bauwerkes ist der Showroom, der künftig auch innovative Ausstellungsformate ermöglichen soll.

Digitalisierung für alle erlebbar
„Wir wollen hier Digitalisierung für alle erlebbar machen. Dies soll unter anderem auch mit wechselnden Ausstellungen gelingen, die 2023 unter dem Motto ‚Mensch & Maschine‘ startet“, erläutert Jochen Danninger, Wirtschaftslandesrat für Niederösterreich, das primär eben auch für Schüler und Jugendliche gedachte Programm des neuen Hauses der Digitalisierung.

„Wissenschaft und Forschung sind schon lange im Regelunterricht in den niederösterreichischen Schulen verankert. Es gibt hier auch ein enormes Interesse seitens der Schulen“ betont Landeschefin Mikl-Leitner. Aktuell werden etwa im Rahmen der Science Class Wissenschaftsworkshops angeboten und die eigens konzipierten Do-it-yourself (DIY) Experimente-Handbücher wurden bereits über 25.000 mal bestellt.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 21.06.2022

„Auf Unternehmen kommt hier viel Arbeit zu“

„Auf Unternehmen kommt hier viel Arbeit zu“ © Pexels.com/pixabay

Nur jeder dritte Mittelstandsbetrieb hat eine Strategie für die Bereiche Nachhaltigkeit und Klima. Ein Drittel plant und rund ein Drittel hat keinen Maßnahmenplan, so eine neue Studie von EY.

(red/czaak) Nur jedes dritte mittelständische Unternehmen in Österreich verfügt aktuell über eine strukturierte Nachhaltigkeitsstrategie. Nach eigenen Angaben haben laut einer EY-Umfrage 33 Prozent eine schriftliche Nachhaltigkeits- und Klimastrategie. Ein weiteres Drittel will eine derartige Strategie in den nächsten zwei Jahren erarbeiten. 37 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über keine Nachhaltigkeits- oder Klimastrategie und beabsichtigen das auch nicht innerhalb der kommenden zwei Jahre. Das sind die Ergebnisse einer Studie von EY, für die über 600 Verantwortliche von mittelständischen Unternehmen (Anm. 30 bis 2.000 Mitarbeiter) in Österreich befragt wurden.

„Das Ergebnis zeigt auch den hohen Handlungsbedarf bei vielen Betrieben. Es sind zahlreiche Gesetzesinitiativen in Planung, etwa die Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD, für die künftig ein verpflichtendes Nachhaltigkeitsreporting vorgesehen ist oder auch die EU-Taxonomie für eine verpflichtende Darstellung grüner Umsätze oder Investitionen“, sagt Georg Rogl, Leiter Climate Change and Sustainability Services bei EY. „Auf Unternehmen kommt hier in den nächsten Monaten viel Arbeit zu“, betont Rogl.

Nachhaltigkeit wird auch als Chance gesehen
Fast jedes zweite Unternehmen in Österreich (47 Prozent) erkennt jedoch auch Chancen hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäftsmodell. Der Anteil der Unternehmen, die den Auswirkungen positiv gegenüberstehen, ist damit im zweiten Jahr in Folge gestiegen. 2020 lag er noch bei nur 26 Prozent, im vergangenen Jahr schon bei 33 Prozent. Auch der Anteil der Betriebe, die im Klimawandel ein Risiko für das eigene Geschäftsmodell erkennen, ist gegenüber dem Vorjahr von 14 auf 18 Prozent gestiegen.

Sehr optimistisch eingestellt sind der Gesundheitssektor (55 Prozent), gefolgt von Unternehmen aus Transport, Verkehr und Energie (52) sowie Finanzdienstleister (51). Etwas pessimistischer sehen es Unternehmen aus besonders emissionsintensiven Branchen wie etwa die Industrie (45), der Immobilien- und Bausektor (40) oder auch die Tourismusbranche (40 Prozent). „Damit Österreich klimaneutral werden kann, ist ein Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik erforderlich. Jeder Betrieb wird seinen Beitrag zur Klimaneutralität leisten müssen“, so das Resümee der Berater von EY.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.06.2022

Digitale Fertigung in Produktionsbetrieben

Digitale Fertigung in Produktionsbetrieben© Pexels.com/pixabay

Smartfactory an TU Graz zeigt industrielle Produktion der Zukunft. T-Systems, Magenta und Ericsson entwickeln agile und datensichere Netzwerkinfrastruktur auf 5G-Basis. Erste Referenzlösungen mit KMU und FE-Institutionen.

(red/czaak) Industrie 4.0 ist das Internet der Dinge für die Produktion und vernetzt komplette Wertschöpfungskette mit Maschinen, Produkten, Menschen und IT-Systeme. Die basis dafür sind weitgehend automatisierte und digitalisierte Prozesse. Für Unternehmen wird die Produktion dadurch transparenter, agiler, effizienter und kostengünstiger. Seit rund zwei Jahren können Industriebetriebe und KMU in der sogenannten smartfactory@tugraz als Pilotfabrik der TU Graz mittels digitaler Technologien agile und datensichere Fertigungskonzepte kennenlernen und praxisgerecht erproben (economy berichtete).

T-Systems entwickelt industrielle Use Cases
Auf einem rund 300 m2 großen Campus-Gelände setzt die Technische Universität in Graz hier die Produktion der Zukunft in die Praxis um. Basis ist ein 5G Campus-Netz von Magenta Telekom und das ermöglicht schon grundsätzlich einen raschen, sicheren und großvolumigen Datentransfer und noch mehr zwischen allen 5G-fähigen Applikationen und Endgeräten. Die Infrastruktur der Forschungs- und Lernfabrik der TU Graz umfasst viele Aspekte, die es für zukunftsweisende digitale Produktionskonzepte und -technologien benötigt.

Erste industrielle Use Cases vom Innovationspartner T-Systems machen die Forschungs- und Entwicklungsarbeit in der Produktion greifbar und Ericsson stellt als Netzwerkhersteller und Lieferant die 5G-Hardware für die smartfactory@tugraz. „Im Zentrum unseres Forschungsinteresses steht eine möglichst agile und datensichere Gestaltung von Fertigungsprozessen“, skizziert Rudolf Pichler, Leiter der smartfactory@tugraz die Schwerpunkte.

Höchst performante und sichere Infrastruktur
„Das macht unsere Forschungs- und Lernfabrik zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Industrie und für KMU, die mehr Unterstützung im Aufbau von Industrie 4.0-Infrastrukturen benötigen“, sagt Franz Haas, Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik. „Pilotfabriken sind der ideale Ort für den Austausch von Know-how für Unternehmen wie auch Studierende. Forschung und Entwicklung sind hier ohne Störung der betrieblichen Abläufe möglich“, so Haas.

„Heute sind einzelne Produktions- und Logistikbereiche bereits hochgradig digitalisiert. Für weitere Automatisierungen und für die integrative Vernetzung aller Komponenten zur Gesamtoptimierung braucht es eine höchst performante und sichere Infrastruktur, hier reichen herkömmliche Lösungen wie z.B. WLAN nicht aus“, erläutert Werner Kraus, CCO Magenta Business. „Mit unserer 5G Campus-Lösung können sämtliche Prozesse und Systeme in einem autonomen, privaten 5G-Netz flexibel verbunden werden“, unterstreicht Kraus.

Innovation durch Kooperation
T-Systems steuert bei der smartfactory@tugraz Know-how im Feld der Information Security in einer Industrie 4.0 Umgebung bei, ein Fokus sind Cybersecurity-relevante Aspekte und Angriffserkennung in IT und Operation Technology (OT). T-Systems verantwortet zudem das Thema Datenmanagement. Mittels eines Datenbusses (PDM WebConnector) kommt es zum durchgängigen Austausch von Produktdaten zwischen Engineering über Auftragsmanagement hin zur Produktionssteuerung.

„Der PDM WebConnector verbindet die verschiedenen Steuerungssysteme und Ressourcen wie Maschinen und Anlagen in der Produktion und sorgt für eine reibungslose Datenkommunikation entlang der gesamten Produktionskette, er stellt die Sprache, die alle am Prozess beteiligten Systeme verstehen können“, erklärt Vincent Maholetti, Senior Expert bei T-Systems Austria. „Die Produktion befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, Innovation durch Kooperation ist hier auch für uns als T-Systems wichtig“, betont Maholetti. Entwickelt werden auch Use Cases für die Produktion, wie vorausschauende Wartung und Betrieb mit Einsatz von Machine Learning.T-Systems ist auch für die Sicherung der smartfactory@tugraz verantwortlich.

Pionierleistung bei Einführung der 5G-Technologie
Dedizierte Mobilfunknetze, die mit 5G-Technologie betrieben werden, ermöglichen es Unternehmen ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich dynamisch an sich ändernde Marktanforderungen anzupassen und sicherzustellen, dass Geschäftsprozesse stets optimiert sind. Die Industrie kann von innovativen Anwendungen wie Sensortechnologie, fahrerlosen Transportfahrzeugen (AGVs), Drohnen, Schwermaschinenautomatisierung oder der Entwicklung von Robotik profitieren und dafür sind die 5G Campus-Netze unerlässlich.

„Wir freuen uns an der Einrichtung des ersten 5G Campus zum Nutzen der österreichischen Industrie zu beteiligen. Diese Zusammenarbeit demonstriert die einzigartigen Fähigkeiten drahtloser Lösungen und ihr hohes Maß an Zuverlässigkeit und Informationssicherheit“, ergänzt Alexander Sysoev, Head of Ericsson Austria. „Mobile private Netzwerke haben in Österreich ein enormes Potenzial, um weitere Möglichkeiten zur Digitalisierung zu erschließen. Wir sind stolz darauf, dass wir hier den vollen Nutzen von 5G Campus-Netzwerken für Unternehmen aufzeigen können“, so Sysoev.

Show Cases als Liveerlebnis
Zum einjährigen Jubiläum wurden zwei innovative Anwendungen live gezeigt: wie Augmented Reality (AR) mithilfe von smarten Brillen in der produzierenden Industrie eingesetzt wird und smarte Objekterkennung in der Produktion. Bei herkömmlichen AR-Anwendungen ist die Rechenleistung in der Brille verbaut, die damit schwerer wird. Jetzt verbindet man eine Leichtbaubrille mit einem 5G-fähigen Smartphone und das Computing passiert auf leistungsfähigen Rechnern, die über eine hochperformante 5G-Infrastruktur drahtlos verbunden sind. Das ausgelagerte Computing macht die Brille somit leichter, ohne an Leistung zu verlieren.  

Die schnelle und sichere Identifikation von Objekten, wie z.B. Werkzeugen oder Produkten, ist in einer Fertigung entscheidend. Im vorliegenden Fall wird die Kamera eines Smartphones, das mit einer speziellen App versehen ist, auf das reale Objekt gerichtet. Die App leitet das aufgenommene Bild weiter an eine Cloud (Anm. Azure-Backend), wo mittels eines speziell trainierten KI-Algorithmus das Objekt identifiziert wird und die ID des Objekts am Smartphone ausgewiesen wird. Für ArbeiterInnen, etwa bei Montage oder Wartung, ist das eine ortsunabhängige und einfache Sicherstellung von nötigen Informationen im Einsatz.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 17.06.2022

Nachhaltigkeit in der Automobilbranche

Nachhaltigkeit in der Automobilbranche© AWS

Der digitale Wandel in der Automobilproduktion unterstützt die Hersteller bei der Umstellung auf eine nachhaltige Produktion. Ein Expertenkommentar von Jan Metzner, Senior Specialist Manufacturing bei Amazon Web Services.

Automobilherstellern vergrößern ihre Anstrengungen, um eine nachhaltige Produktion zu erreichen. Primär geht es dabei um die saubere und möglichst effiziente Gestaltung der Produktionsprozesse und gleichzeitig die Produktqualität zu erhalten und die Emissionen zu reduzieren. Die digitale Transformation unterstützt diese Ziele und cloudbasierte Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) spielen eine zentrale Rolle.

Genauigkeit und Pünktlichkeit
ML macht es etwa möglich, ungeplante Ausfallzeiten in den Fertigungsstraßen gezielt zu reduzieren, was mehrere positive Auswirkungen hat: Unnötige Wartungsarbeiten zu vermeiden, senkt die Kosten und erhöht die Produktivität. Auch um die gegenwärtige globale Knappheit bei den nötigen Komponenten zu bewältigen und Engpässe vorauszusehen, nutzen Automobilhersteller ML.

ML erleichtert auch die Qualitätsprüfung von Bauteilen mit Hilfe von Kamerabildern und Prozessdaten und überprüft Montageprozesse und -abläufe hinsichtlich Komplexität, Geschwindigkeit und Genauigkeit. Maschinelles Lernen kann Anomalien erkennen, die der Mensch bei Millionen von Datenpunkten übersehen könnte.

Gesamteffizienz der Anlagen
Cloud-Service-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) ermöglichen Unetrnehmen den Zugriff auf und die Verwaltung von Daten, die globale Skalierung und datengesteuerte Entscheidungen in Echtzeit mithilfe von KI, ML und anderen fortschrittlichen Diensten. Unsere Dienste unterstützen durch ihren ganzheitlichen Lösungsansatz nicht nur die digitale Fertigung und Lieferketten insgesamt, sondern auch entsprechende Nachhaltigkeitsziele der Automobilindustrie.

Sie verbessern die Gesamteffizienz der Anlagen durch Erfassung, Analyse und Visualisierung von Betriebsdaten. Cloud-Plattformen verfügen zudem über speziell entwickelte Funktionen, die sich auf das Fachwissen der gesamten Automobilindustrie stützen und Kunden aus diesem Bereich ein umfassendes Partner-Ökosystem bietet.

Prozesse automatisieren
Der VW-Konzern ist mit seinen 12 Marken weltweit an mehr als 120 Standorten tätig, verfügt über ein Netz von 1500 Zulieferern und liefert täglich 200 Millionen Teile in seine Fabriken, um 11 Millionen Autos pro Jahr zu produzieren. Bei einem einzelnen Produktionsschritt bringen die unterschiedlichen Marken des Volkswagen-Konzerns 25 verschiedene Etiketten an, die länderspezifische Sicherheits-, Nutzungs- und Spezifikationsdaten mit über 2.000 Varianten enthalten.

Um diesen Prozess zu automatisieren, entwickelte die VW-Marke Porsche eine Lösung, bei der ein manuelles Programm zur Etikettenprüfung durch ein KI-gesteuertes Programm ersetzt wurde, das den Prozess automatisch und mit größerer Geschwindigkeit und Genauigkeit durchführt. AWS unterstützte Volkswagen (VW) bei seiner digitalen Produktionsplattform – mit dem Ziel, den komplexen, auf Qualität fokussierenden Betrieb effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

Integrierte Lösungen bei Volkswagen
Automobilhersteller suchen zunehmend nach integrierten Lösungen, um ihre eigenen Fertigungssysteme mit denen ihrer Lieferkettenpartner zu verknüpfen und so Transportkosten zu senken und nachhaltigere Transportwege zu finden und zu etablieren. Eine cloud-basierte Plattform ermöglicht es, die Routenoptimierung zu konfigurieren und für eine korrekte Bedarfsprognose zu sorgen, um die Verschwendung von Bauteilen zu reduzieren.

Angesichts des anhaltenden Trends zu Elektrofahrzeugen, der durch Nachhaltigkeitsziele und Emissionsvorschriften vorangetrieben wird, kann computergestütztes Engineering die Haltbarkeit, den Aufprallschutz, die sicherere Nutzung von Batterien und die thermische Modellierung von fortschrittlichen Kühlsystemen unterstützen. Entsprechende Services können Kunden dabei helfen, den Zustand, die Kapazität und die Ausfälle von Batterien sowie die Reichweite und die Wetterbedingungen, die die Batterieleistung beeinflussen, vorherzusagen und zu verstehen.

Modellierungs- und Simulationstechniken bei Rivian
Der Elektrofahrzeughersteller Rivian Automotive setzt wiederum bei fortschrittlichen Modellierungs- und Simulationstechniken auf AWS zur Forcierung von Crashsicherheit, Aerodynamik und Haltbarkeit. Unter Einsatz einer hohen Rechenkapazität können die Ingenieure mithilfe von Simulationen neue Konzepte testen und ihre Entwürfe schnell auf den Markt bringen.

Die Durchführung von Simulationen in der Cloud bedeutet eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis, da man Zugang zu einer Größenordnung hat, die bei den derzeitigen Systemen nicht gegeben ist – die Kapazität für Simulationen ist nahezu unbegrenzt.

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Jan Metzner, Economy Ausgabe Webartikel, 17.06.2022
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 28.07.2024
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