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26. Juli 2024

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Europas Nein zu Innovation

Europas Nein zu Innovation©Eco Internetverband

Die letzte Chance auf ein faires europäisches Urheberrecht wurde verspielt. Ein Gastkommentar von Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender von eco, Verband Internetwirtschaft.

Die EU-Verhandlungen zum Urheberrecht wurden soeben beendet und damit steht die geplante Reform kurz vor dem Abschluss. Bedauerlicherweise wurde die Chance für ein digitaltaugliches Urheberrecht nicht genutzt und die zahlreichen kritischen Stimmen gegen ein europäisches Urheberrecht inklusive Uploadfilter und Leistungsschutzrecht wurden ignoriert.

4,7 Millionen Bürger unterschreiben Gegen-Petition
Statt eines fairen Interessenausgleichs haben sich die protektionistischen Bestrebungen durchgesetzt und damit letztlich eine Benachteiligung digitaler Dienste und Geschäftsmodelle. Europa setzt damit ein klares Zeichen und sagt: Nein zu Innovation und zum technischen Fortschritt.
Das novellierte Urheberrecht wird zum Hemmnis für die Digitalisierung in Europa. Mehr als 4,7 Millionen Bürger sehen das auch, als bisher größte Petition in Europa haben sie mit #saveyourinternet gegen die geplante Urheberrechtsreform unterschrieben.

Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien
Ein europäisches Urheberrecht einzuführen, das sämtliche Potentiale der digitalen Wirtschaft ignoriert, die Digitalisierung der Gesellschaft und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle europaweit systematisch ausbremst – nur um traditionelle Industrien und veraltete Geschäftsmodelle zu schützen – wird der Verwirklichung des europäischen digitalen Binnenmarktes in keiner Weise gerecht.
Diese Entscheidung führt dazu, dass das Internet in Europa kaputt gefiltert wird, es wird sich fundamental verändern. Es droht eine einschneidende Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien, wenn zukünftig Unternehmen und nicht Gerichte entscheiden, was wir im Internet sehen, hören und lesen dürfen. Zudem wird ein europäisches Leistungsschutzrecht die Digitalisierung der Verlags- und Nachrichten-Branche weiter verzögern, Innovation behindern und zum Wettbewerbsnachteil für den Investitionsstandort Europa werden.

Unmöglicher Artikel 13
Nach Artikel 13 des neuen Urheberrechts werden Plattformbetreiber – an den Regelungen der E-Commerce Richtlinie vorbei – außerdem unmittelbar für Urheberrechtsverstöße auf ihren Seiten verantwortlich. In der Konsequenz müssen Unternehmen ab nun verhindern, dass Internetnutzer potenziell urheberrechtlich geschütztes Material hochladen – oder vorsichtshalber alle verfügbaren Lizenzen erwerben.
Eine Unmöglichkeit aus meiner Sicht und daher müssen sie Upload-Filter installieren, die Urheberrechtsverstöße automatisch erkennen sollen. Die Infrastruktur für diese Uploadfilter muss erst entwickelt werden und hier sprechen wir dann von immensen Kosten. Geld, das insbesondere kleinere Plattformen und Start-Ups nicht aufbringen können. Die hier vorgesehenen Ausnahmeregelungen für junge Betriebe verdienen diese Bezeichnung nicht.

Deutschland knickt gegenüber Frankreich ein
Deutschland hatte ursprünglich eine Ausnahme für kleine und mittelständische Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu 20 Millionen Euro gefordert. Das hatte wiederum Frankreich abgelehnt. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD steht allerdings explizit, dass eine Verpflichtung von Plattformen zum Einsatz von Upload-Filtern als unverhältnismäßig abzulehnen ist. Diesen Worten müssen nun auch Taten folgen. Deutschland muss sich auf EU-Ebene klar gegen die Einführung dieses unverhältnismäßigen Instruments aussprechen.
Der Entwurf der aktuell erzielten Übereinkunft muss nun noch vom Europäischen Parlament und vom EU-Rat bestätigt werden. Wir fordern sowohl die deutsche Regierung als auch die Mitglieder des Europäischen Parlaments zu einem Umdenken auf – im Sinne der InternetnutzerInnen sowie der deutschen und europäischen Digitalwirtschaft.

Oliver Süme ist Vorstandsvorsitzender von eco. Der 1995 gegründete Verband ist mit über 1.100 internationalen Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Internetwirtschaft in Europa.

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Oliver Süme, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2019

EU schafft neuen Leistungsschutz bei Urheberrecht

EU schafft neuen Leistungsschutz bei Urheberrechtpiqs.de/UggBoy UggGirl

Neue Verordnung stärkt klassische Medienhäuser gegenüber Suchmaschinen wie Google-News, die für Publikation redaktioneller Berichtsteile künftig Geld an Verlage zahlen sollen. Österreichischer Zeitungsverband sieht neue Regularien positiv, Deutscher Internetverband eco lehnt sie entschieden ab.

(Christian Czaak) Nach langen Verhandlungen hat die EU nun aktuell eine Reform der Urheberrechtslinie beschlossen. Der Leistungsschutz klassischer Verlags- und Medienhäuser wird dabei nun gegenüber Nachrichten-Suchmaschinen wie Google News verstärkt und die Medienhäuser bekommen für die Veröffentlichung von Ausschnitten ihrer redaktionellen Artikel ab nun auch Geld (Anm. neben Weiterleitung von Nutzern). Einzelne Hyperlinks oder Worte sowie kurze Textpassagen dürfen weiterhin in der bisherigen Form publiziert werden, verboten sind Überschriften und/oder komplette Sätze.

Kontroverse Sichtweisen mit Gefahr des finalen Scheiterns
Die erzielte Einigung muss nun noch von EU-Parlament und EU-Staaten formal bestätigt werden. Auf Grund immer noch vorherrschender unterschiedlicher und teilweise überaus kontrovers diskutiert Betrachtungsweisen, sehen Beobachter hier noch die Gefahr eines finalen Scheiterns. Kleinere Medienverlage fürchten etwa durch die neue Regelung eine Einschränkung der über diese Google-Veröffentlichung kommenden Nutzer ihrer Website mit entsprechen negativen Auswirkungen beim Werbegeschäft. Passiert die Einigung, dann müssen die EU-Staaten die neuen Regularien innert zwei Jahren in die jeweilige nationale Judikatur überführen.
Eine weitere Regulierung betrifft auch Plattformen wie You Tube, die ab nun auch Verletzungen des Urheberrechts verhindern und geschützte Werke vor Veröffentlichung (Upload) entsprechend gesondert lizensieren müssen. Experten sehen hier dann die Gefahr sogenannter Uploadfilter, die etwaig Inhalte oder legale Teile davon falsch blockieren und warnen zudem vor Zensurierung. Ausgenommen bei diesen Regularien sind Medien bzw. medienähnliche Betriebe mit einem Jahresumsatz unter zehn Millionen Euro und weniger als fünf Millionen Nutzer, die nicht länger als drei Jahre am Markt sind.

Positive Beurteilung durch Zeitungsherausgeberverband VOeZ versus Ablehnung durch eco Deutschland
„Die EU-Einigung zum Urheberrecht ist eine überaus wichtige Weichenstellung für die nachhaltige Entwicklung der freien und unabhängigen Presse in Europa. Eine vielfältige Medienlandschaft kann es im digitalen Zeitalter nur geben, wenn journalistische Inhalte vor kommerzieller Ausbeutung geschützt werden“, erklärte Markus Mair, VÖZ-Präsident und Boss der Styria Mediengruppe. Allerdings: „Die generelle Ausnahme von Verlinkungen kann einen Stolperstein für faire Verhandlungen mit großen Tech-Plattformen darstellen“, so Mair weiter.

Die vergleichsweise entschieden ablehnende Reaktion des Verbandes der Deutschen Internetwirtschaft lesen Sie im parallel publizierten Gastkommentar „Europas Nein zu Innovation“ von Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender von eco, Verband der Deutschen Internetwirtschaft.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2019

Künstliche Intelligenz für Immobilienverwaltung

Künstliche Intelligenz für Immobilienverwaltung©piqs.de/Jeremy Levine

Wirtschaftsagentur Wien fördert ein neues Projekt von iDWELL im Bereich Artificial Intelligence. Erste Anwendung betrifft die Zusammenführung von Kommunikationskanälen im Bereich der Immobilienverwaltung.

Langwierige Kommunikationswege mit Mietern oder Handwerkern, das Verwalten von Informationen auf verschiedensten Infokanälen, steigende Anforderungen von Kunden wie Hauseigentümer an die Servicequalität und eine mehrheitlich immer noch manuelle Bearbeitung all dieser Prozesse – so lauten die aktuellen Herausforderungen für die allermeisten Immobilienverwaltungen.
Dem gegenüber steht nun eine neue Software für das Management von Kommunikation zwischen Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern und das mobil und über mehrere Kanäle (Multi-Channel) auf einer einzigen Plattform zusammengeführt – mit dem zusätzlichen Anspruch diverse Arbeitsprozesse mittels Künstlicher Intelligenz zu automatisieren.

Höchstmögliche Fördersumme
Zusammengefasst ist dieses intelligent automatisierte Kommunikationsmanagement für diverse Anwender (CRM) eine Entwicklung von iDWELL und damit konnte das Unternehmen auch bei den Experten der Wirtschaftsagentur Wien punkten. Die in Wien-Hernals ansässige Software-Schmiede erhält dabei gleich die höchstmögliche Fördersumme der Wiener Innovationsspezialisten. Zusammen mit dem Eigenkapital von iDWELL wird nun ein Projektvolumen von 460.000 Euro in die Weiterentwicklung der CRM-Software im Bereich der künstlichen Intelligenz investiert. 
“Unsere Kunden werden bereits nach zwölf Monaten eine deutliche Ressourceneinsparung verzeichnen, da wir spezifische Arbeitsprozesse automatisieren“, erläutert Alexander Roth, CEO von iDWELL, das Thema Ökonomie und Amortisierung. Mit dem hier zur Anwendung gekommenen Förderprogramm "Innovation" stärkt die Wirtschaftsagentur Wien kleine und mittelständige Unternehmen in Wien bei der Umsetzung innovativer Projekte und dafür stehen pro Jahr sechs Millionen Euro an Fördersumme zur Verfügung.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2019

„Tschüss WhatsApp“

„Tschüss WhatsApp“©piqs,de/jimnista

SchoolFox als neue digitale Kommunikationsplattform zwischen Schülern, Lehrern und Eltern ersetzt rasant zunehmend andere Dienste. Das StartUp sichert sich nun bei der Puls4-Gründershow ein neues Investment.

(Christian Czaak) „Tschüss WhatsApp“ steht aktuell als Überschrift auf der Website von SchoolFox. Dazu „Sichere Lehrer-Eltern-Kommunikation“ für schulische Belange. Als Elternteil, der mit dieser Plattform dank niederösterreichischer Innovationsförderung schon seit Monaten arbeitet und die (zumindest) InteressensDatenWeitergabe ansatzweise vergleichbarer amerikanischer Messengerdienste getestet hat, kommt nun entsprechend Freude über die aktuellen Entwicklungen auf.

Rund 3.000 Schulen in Österreich, Deutschland und Schweiz
„SchoolFox“ wurde 2015 von Stefan Siegl sowie David Schalkhammer gegründet und dient der sicheren digital-papierlosen Kommunikation zwischen Schülern, Eltern und Lehrern für entsprechend schulische Belange wie Aufgaben, Mitteilungen oder Verwaltungsnotwendigkeiten. Die Plattform wird laut den Betreibern bereits an rund 3.000 Schulen in Österreich, Deutschland und der Schweiz eingesetzt. Die Basisversion ist kostenlos, eine mit zusätzlichen Funktionen nutzbare Version kostet drei Euro pro Schüler und Schuljahr.
Für Lehrer ist die Nutzung aller Varianten kostenlos und in Niederösterreich ist die Nutzung für alle Pflichtschulen kostenlos. Ein weiterer relevanter Serviceaspekt der Plattform ist eine Übersetzungsfunktion. SchoolFox bietet hier aktuell über 40 Sprachen an und damit können auch Kinder und (insbesondere) Eltern mit deutschen Sprachherausforderungen besser mit Lehrern kommunizieren und gemeinsam schulische wie sozialpolitische Entwicklungen fördern.

„Ausgezeichnet, bitte so weitermachen“
„Die Schule braucht den Alltag erleichternde digitale Tools. Die Lehrer verbringen viele Stunden mit Organisation und das ist wertvolle Zeit, die sie mit den Schülern verbringen könnten“, erläutert David Schalkhammer. Operativ erhalten die Eltern von den Lehrern ihr Passwort zur Nutzung und nach Bestätigung und LogIn startet die Zusammenarbeit über die digitale Plattform. In unserem Fall (Schule im NOe-Weinviertel) bereits seit Herbst und sowohl von der Usability wie auch von der Verfügbarkeit her absolut problemlos und vor allem zeitökonomisch sinnvoll. „Ausgezeichnet, bitte so weitermachen“, wäre eine schulkonforme Benotung.
SchoolFox wird von Partnern wie Young Enterprises, Specific Group, Tech for Austria, talentify.me, eSquirrel, McWerk und dem ImpactHub (Stadt Wien) unterstützt. Aktuell hat das StartUp acht MitarbeiterInnen und sitzt gemeinsam mit einigen der angeführten Partner im von Young Enterprises betriebenen Coworking-Space EduHub-Vienna. Bei der aktuellen StartUp-Show von Puls 4 hat die Schulplattform vom Investor Martin Rohla einen Betrag von 250.000 Euro zugesagt bekommen und zudem ist sie nun auch Mitglied im StartUp-Programm von A1.

 

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 14.02.2019
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 26.07.2024
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Wie sicher muss sicher sein?

Wie sicher muss sicher sein?TSA Thomas Masicek

Moderne IT-Security muss zentraler Bestandteil jeder vernetzten Organisation sein.

Ein Expertenkommentar von Thomas Masicek, Head Security Management, T-Systems Austria.
In Zeiten täglicher Cyber-Angriffe ist die Integration von IT-Security technisch wie organisatorisch unverzichtbarer Bestandteil jeder Infrastruktur von Unternehmen. Um nicht im Dschungel der Vielzahl an Lösungen unterzugehen, müssen dabei auch Kernkompetenzen rund um Intellectual Property oder zentrale Wertschöpfungsprozesse identifiziert und entsprechend abgesichert sein.

T-Systems definiert drei Säulen
Firewalls, Antivirus Lösungen oder Intrusion Detection and Prevention und Antivirus Lösungen gibt es viele. Die Wirksamkeit ist umständehalber oftmals fraglich. Um für laufende Bedrohungen gewappnet zu sein, müssen Sicherheitskonzepte entsprechend an den „Stand der Technik“ angepasst werden.
Als T-Systems definieren wir drei Säulen, wo akuter Handlungsbedarf besteht: Prevention, Detection, Response bzw. Vorsorge, Erkennung, Reaktion. In vielen Unternehmen ist die Vorsorge am besten ausgeprägt. Hier finden sich die eingangs angeführten Firewalls oder Antivirus Lösungen aber auch neuere Techniken wie Web Application Firewalls oder Advanced Endpoint Protection Suites bis hin zu speziellen Schutz-Systemen auf DDoS-Basis (Denial-of-Service) gegen Angriffe, die aus vielen verschiedenen Quellen kommen.
Präventive oder blockierende Maßnahmen
Präventive Maßnahmen sind zwar nach wie vor erstes Mittel zur Abwehr von Angriffen, es braucht aber weitere Ansätze zur Erhöhung der Unternehmenssicherheit. Der internationale Unternehmensberater Gartner geht in Analysen sogar so weit, dass Methoden zur Erkennung und Reaktion (Detection & Response) auf Angriffe wichtiger sind, als präventive oder blockierende Maßnahmen. Und genau hier ist man dann bei der gesonderten Bedeutung dieser beiden Segmente.
Im Bereich der Detection bieten viele Hersteller und Provider unterschiedliche Lösungen bis hin zu ganzheitlichen Managed Security Services. Diese bieten eine gute Transparenz über Risiken und Schwachstellen. Viele setzten dabei auch auf Security Information und Event Management Systemen (SIEM) als zentrale Komponenten zur Sammlung und Auswertung sicherheitsrelevanter Daten. Durch entsprechende Risikobewertung und Korrelation der Daten können Sicherheitsvorfälle erkennbar gemacht und Reaktionen vereinfacht werden.

Verfügbarkeit eines Sicherheits-Experten
Mit diesen Mitteln gelingt es, verschiedenste Angriffe wie auch interne Vorfälle zu erkennen und darauf reagieren zu können. Diese präventiven Maßnahmen sind nach wie vor ein Muss für jedes Unternehmen. Um jedoch vor aktuellen und insbesondere künftigen Bedrohungen geschützt zu sein, braucht es ein Umdenken. Bei großflächigen Angriffen wie etwa Hearbleed oder WannaCry zählen teilweise wenige Minuten, um potentielle Schäden wie etwa Datenverlust so gering wie möglich zu halten.
Dies erfordert bedarfsgerechte detektive und reaktive Maßnahmen wie auch eine kontinuierliche Anpassung bestehender Security Konzepte eines Unternehmens. Neue Services zur geeigneten Reaktion bei einem Vorfall (Incident Response) garantieren hier etwa die 7x24 Verfügbarkeit eines Sicherheits-Experten. Dieser hilft Unternehmen das Ereignis schnellstmöglich eingrenzen, aufklären und letztendlich beheben zu können. Und so mögliche massivere Folgeschäden zu vermeiden.

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Thomas Masicek, Economy Ausgabe Webartikel, 12.02.2019

Intelligente Plattformen für Produktion und Verkauf

Intelligente Plattformen für Produktion und Verkauf©piqs.de/John LLoyd

Automatisierung. Die Automobilbranche setzt zunehmend auf die digitale Vernetzung von Produktionsketten und Vertriebswegen.

(Christian Czaak)
Die zentralen Ansatzpunkte in der modernen Fahrzeugindustrie sind eine intelligente Fertigung, die sich schnell und präzise an individuelle Anforderungen anpassen und die Gewinnung neuer Kunden. Das Automobilunternehmen Magna Steyr ist nicht mehr nur Zulieferbetrieb für Fahrzeugkomponenten, mittlerweile werden in Graz rund 200.000 Autos pro Jahr gefertigt und das für verschiedene Marken wie Mercedes, BMW oder Jaguar.

Digitales Abbild einer Fabrik
Die Herausforderung verschiedene Modelle möglichst individuell in einer Fabrik zu produzieren, veranlasste Magna ein digitales Abbild zu bauen, wo alle Abläufe von der Entwicklung bis hin zur Fertigung gesteuert und direkt während der Produktionsstufen auf Abweichungen reagiert werden kann. In der Montage muss die Steuerung zwischen Fertigung und Logistik eng verschränkt sein und ein zentraler Bestandteil dabei sind autonome Transporteinheiten für das Material.
Um die Positionen und Zustände dieser führerlosen Transportsysteme (FTS) in Echtzeit erfassen und steuern zu können, verwendet Magna eine Internet-of-Things Lösung (IoT) von T-Systems. Auf Basis einer 3D-Landkarte der Fabrik transportieren diese FTS nun Material, Maschinen und im Endausbau auch das Auto selbst.
Mehr Flexibilität bei Modellmix mit reduzierten Kosten
„Das Transportsystem scannt die Umgebung mit Sensoren, legt die Daten über das virtuelle Layout, erkennt damit seine Position im Raum und kann so beliebig navigieren, ohne mit Gegenständen zu kollidieren“, sagt Christoph Krammer, verantwortlich für die Technologiesteuerung bei Magna. „Diese FTS erlauben nun mehr Flexibilität beim Modellmix bei gleichzeitiger Reduktion von Vorlauf- wie Umrüstzeit und Kosten“, so Krammer.
Mittels der IoT-Lösung werden auch die Zustandsdaten der Maschinen erfasst und über Funknetze in eine Analysesoftware gesendet. Von den Sensordaten können auch Belastungen präzise abgeleitet werden sowie Wartungsintervalle. „Die Anwendung besteht aus mehreren Komponenten, von der Datenerfassung in eine Cloud bis zur softwaregestützten Datenverarbeitung und –Auswertung auf unseren Systemen für die weitere Verarbeitung in den Produktionsprozessen“, so Michael Böhm, Global Account Executive bei T-Systems.

Vertrieb über Online-Portale
Ein anderes Beispiel für Innovation in der Fahrzeugbranche sind die Online-Portale Allcartuning und Dieselix. Mittels Hardware und softwaregesteuertem Chip-Tuning bedienen beide Portale modellübergreifend das Thema Leistungsoptimierung bei PKWs, LKWs und Traktoren. Zielsetzung ist einerseits eine Leistungssteigerung über mehr Pferdestärken und parallel eine Reduktion beim Kraftstoffverbrauch.
Der länderübergreifende Produktverkauf an Händler und Privatpersonen passiert primär über den mehrsprachigen Internet-Shop dieselix.com, für die Integration und Abwicklung der Bezahlung in verschiedenen Währungen wurde Wirecard CEE engagiert.
„Durch die schnelle und zuverlässige Anbindung der Bezahlsysteme konnten wir die bisher bis zu sieben Arbeitstage dauernde Abrechnung auf einen Tag reduzieren. Über einen Geo IP-Locator weiß unser Shop woher der Kunde kommt und zeigt ihm automatisch die richtige Währung an“, sagt Mario Deimbacher, Geschäftsführer der betreibenden ACT Vertriebs GmbH. Zur Verhinderung etwaiger Zusatzkosten nach Leistungssteigerungen werden auch Radarwarngeräte angeboten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 12.02.2019

Sonnenschein durch viele Wolken

Sonnenschein durch viele Wolken©piqs.de/Renschgro

Unternehmen setzen bei Digitalisierung zunehmend auf mehrere Cloud-Anwendungen. Entscheidend für eine erfolgreiche Nutzung ist das abgestimmte Management, die sogenannte Cloud-Orchestrierung. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen internationalen Studie von Fujitsu.

Große Unternehmen erkennen, dass eine orchestrierte Nutzung mehrerer paralleler Cloud-Dienste der Schlüssel zu einer erfolgreichen digitalen Transformation sein kann. Der Bedarf an derartigen Multi-Cloud-Umgebungen steigt entsprechend und für die praktische betriebliche Umsetzung braucht es das passende Management dieser verschiedenen Anwendungen. Das ist das zentrale Ergebnis einer neuen globalen Studie von Fujitsu unter 253 IT-Entscheidern in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.

Bis zu 20 Cloud-Anbieter pro Unternehmen
Die Studie „State of Orchestration 2018/2019“ von Fujitsu Technologies zeigt, dass Unternehmen im Durchschnitt mit neun verschiedenen Cloud-Anbietern zusammenarbeiten, ein Drittel der Betriebe sogar mit 10 bis 20 Anbietern. „Cloud only“- oder „Cloud first“-Strategien werden dabei immer mehr zur Norm. Jedes fünfte Unternehmen beschreibt seine Cloud-Strategie mit diesen Begriffen. Im Vergleichszeitraum entspricht das einer Steigerung von fast 100 Prozent (Anm. aktuell 21 Prozent ggü. zuvor 12 Prozent).
In Unternehmen, die ausschließlich auf IT-Dienste aus der Cloud setzen, ist die Multi-Cloud der neue Standard. Die durchschnittliche Anzahl an Cloud-Anbietern bei diesen Betrieben liegt aktuell bei 13 und für die Zukunft erwarten die Unternehmen hier eine weitere Steigerung. Zentral für die Befragten ist die Komplexität erfolgreich zu bewältigen, für rund drei Viertel (76 Prozent) ist eine entsprechende Cloud-Orchestrierung nötig und das im direkten Kontext mit digitalen Transformationsprojekten.

Kosten und Partner sowie Transparenz und Kontrolle
Gefragt nach den wichtigsten Herausforderungen, kommen die Kosten (55 Prozent) und die Wahl des entsprechend geeigneten IT-Partners (51 Prozent). Nahezu alle Befragten (91 Prozent) äußerten den Wunsch, die Prozesse leichter zwischen verschiedenen Cloud-Diensten verschieben oder managen zu können. Weitere Eckpfeiler sind Transparenz und Kontrolle sowie ein möglichst konsistentes Nutzererlebnis zu ermöglichen (46 Prozent).
Die Umfrage unterstreicht, dass die Cloud-Bereitstellung ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie ist. Sieben von zehn Befragten sagen, dass sie stark auf Cloud-Dienste angewiesen sind, um wiederum ihre Kunden entsprechend gut bedienen zu können. Bemerkenswert ist noch, dass mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) angaben, dass ihnen intern das Know-how fehlt, um ihre Cloud-Umgebungen erfolgreich zu betreiben.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2019

Der intelligente Güterzug

Der intelligente Güterzug©piqs.de/Kostja

Rail Cargo Group der ÖBB und A1 starten Projekt „SmartCargo“ mit neuen Services für Kunden und verbesserter Wartung mittels spezieller Telematik und Sensorik direkt an den Waggons.

Im Rahmen des Projekts „Smart Cargo“ werden an 13.700 Waggons der Rail-Cargo-Group (RCG) jeweils eine vernetzte Sensor- und Telematik-Einheit (Anm. „SmartCargo Device“) angebracht, die während des gesamten Gütertransports umfassende Informationen bereitstellt. Ein Positionssensor liefert dabei die genauen GPS-Koordinaten des Wagens in vordefinierten Intervallen und ein weiterer Sensor sorgt unabhängig vom GPS-Empfang für zuverlässige Bewegungserkennung, während der 3D-Beschleunigungssensor zur Stoßerkennung und Überwachung des Transports empfindlicher Güter dient.

Neue IT-Plattform
Das System kann zudem mittels Geofencing eine Sofortmeldung beim Überschreiten vorab festgelegter Zonen senden, etwa bei Landesgrenzen. Bei fehlender Netzabdeckung zur Datenübertragung verfügt die Hardware außerdem über eine SMS-Rückfallebene. In der ersten praktischen Testphase werden aktuell rund 300 Wagen mit SmartCargo ausgestattet.
Parallel dazu wird eine IT-Plattform aufgebaut, wo sämtliche Informationen rund um einen spezifischen Transport digital abgerufen werden können. Auch die Integration von Fremdwagen, welche im Zugverband sind, jedoch nicht im Eigentum der RCG stehen, wird möglich sein und bis Ende 2020 sollen RCG-Güterwagen über Positionserkennung, Bewegungssensorik und Stoßerkennung verfügen.

Rail Cargo Group und ÖBB
Mit 8.700 Mitarbeitern, Niederlassungen in ganz Europa und einem Jahresumsatz von 2,2 Milliarden Euro zählt die Rail Cargo Group (RCG) zu den führenden Bahnlogistikunternehmen Europas. Gemeinsam mit Partnern betreibt die RCG ein flächendeckendes Logistik-Netz von Europa bis Asien.
Der ÖBB Konzern und seine rund 43.000 Mitarbeiter (Anm. davon rund 1.900 Lehrlinge) insgesamt bringen jährlich rund 460 Millionen Fahrgäste und 115 Millionen Tonnen Güter ans Ziel. 100 Prozent des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Energieträgern. Strategische Leitgesellschaft des Konzerns ist die ÖBB-Holding AG. Das neue Projekt SmartCargo wurde am 4. Februar von Clemens Först, Vorstandssprecher RCG und Marcus Grausam, CEO A1 offiziell vorgestellt.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2019

Die Zukunft der Telekom-Branche

Die Zukunft der Telekom-Branche©piqs.de/ChriJo

Die zukünftige Strategie von Telekommunikationsunternehmen geht in Richtung Plattformbetreiber und branchenübergreifende Kooperationen, so eine aktuelle internationale Marktexpertise von Ernst & Young (EY).

Am gerade entstehenden riesigen IoT-Markt haben die Telekommunikationsanbieter als Bereitsteller der Netzwerkverbindungen einen vergleichsweise begrenzten Anteil von maximal 15 Prozent. Erschwerend kommt eine bis dato weitgehend nur auf Kommunikationsdienste beschränkte Strategie dazu, die weite Teile des IoT-Marktpotenzials nicht erfasst, so die zentralen Ergebnisse der aktuellen Analyse des internationalen Beraters Ernst & Young (EY).

Stärkere Ausrichtung an Nutzen und Kunden
Viele führende Telekommunikationsunternehmen erkennen nun jedoch die sich bietenden Chancen und verfolgen dabei teilweise mehrere Strategien parallel. Einerseits treten sie als eigenständiger Plattformbetreiber mit eigenen Lösungen auf und zum anderen gehen sie Kooperationen mit Drittanbietern ein. Die Chancen für Europas Unternehmen mit hohen Wachstumsraten in den kommenden Jahren sollten in erster Linie im B2B-Bereich liegen. Ein Segment, wo europäische Unternehmen bereits jetzt eine führende Rolle spielen sind industrielle Anwendungen, vor allem im Maschinenbau. US-amerikanische Anbieter stellen vergleichsweise mit dem Thema „Consumerization“ den Bereich B2C mit den Endverbrauchern in den Vordergrund.
Eine der größten Herausforderungen wird für die europäischen Telcos darin bestehen, technologische Ansätze zu bieten, mit denen sie neben der hoch kapitalisierten und teils deutlich profitableren Konkurrenz aus den USA und Asien bestehen können. „Um ein größeres Stück vom IoT-Kuchen abzubekommen und US-amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern die Stirn bieten zu können, werden europäische Telekommunikationsanbieter ihre Strategie stärker am tatsächlichen Nutzen für Anwender und weniger am technisch machbaren ausrichten müssen“, so Drazen Lukac von EY.

Praxisrelevante Plattformlösungen
Eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Vertrieb von IoT-Lösungen ist dabei die Integration der verschiedenen technischen Leistungen auf einer technischen Plattform, der ökosystem- und branchenübergreifende Vertrieb über sogenanntes „One Stop Shopping“ mit einer Rechnung sowie auch Services aus einer Hand, so die Einschätzung der EY-Experten. „Telcos können hier Anwendungsfälle schaffen, indem sie relevante Hardware identifizieren und die Kompatibilität mit der eigenen IoT-Plattform sicherstellen. So könnte man Unternehmen die IoT-Möglichkeiten über praxisrelevante Anwendungsfälle näherbringen“, so Severin Eisl, Leiter Technology, Media and Telecommunications bei EY Österreich.
Ein weiterer Punkt ist derzeit noch geringe Wahrnehmung der Telcos als IoT-Anbieter – trotzdem diese eigentlich eine gute Ausgangsbasis hätten. „Ihr umfangreiches Fachwissen verschafft den Telcos Vorteile, vor allem als IoT-Konnektivitätsanbieter oder als Hosting- und Cloud-Service-Provider“, erläutert Drazen Lukac weiter. „Und auch als IoT-Security-Anbieter können Telcos aufgrund ihrer Expertise eine wichtige Rolle spielen. Sie verfügen über eine gute Reputation und haben umfangreiche Erfahrung mit Sicherheitssystemen für den mobilen Datenverkehr“, betont Lukac.

Zielgruppe Mittelstand
Aktuell richte sich ein Großteil der am Markt verfügbaren IoT-Angebote an technologische Vorreiter und damit bleibe die Mehrzahl der Industrieunternehmen in Europa außen vor, so EY. Gerade viele mittelständische Unternehmen sind beim Thema Digitalisierung derzeit noch mit grundlegenderen Prozessen und Technologien beschäftigt.
„Ein stärker kundenorientierter Ansatz bei Produktentwicklung und Vertrieb gehört daher zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen größeren Erfolg der Telcos in IoT-Geschäftsfeldern“, so Eisl abschließend. „Das Ziel muss daher sein, für einfache Anwendungen schnell umsetzbare und unkomplizierte Produkte bereitzustellen.“ Siehe dazu auch Bericht: Enormes Geschäftspotential für IKT-Industrie.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2019

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