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09. Mai 2024

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Mindestquote nicht abschaffen

Mindestquote nicht abschaffen© piqs.de/zeppelin

Die Privatkonkurse sind im ersten Halbjahr 2016 leicht rückläufig. Die Entwicklung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Im ersten Halbjahr 2016 gingen 4.233 Personen in Privatkonkurs, das sind um 4,3 Prozent weniger Schuldenregulierungsverfahren als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Der Rückgang an Privatkonkursen ist laut Kreditschützern aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen.
Heillos überschuldete Personen bedürften einer Schuldenregulierung mit Begleitung und Beratung durch Schuldenberatungsstellen. Diese werden von der öffentlichen Hand finanziert – bei Sparprogrammen werden die Kapazitäten reduziert. Das geschah 2015 in Kärnten, wo mehrere Büros der Schuldenberatung geschlossen wurden.
Hans-Georg Kantner, KSV1870 Leiter Insolvenz, warnt in jedem Fall davor dem deutschen Weg zu folgen und damit vor einer Abschaffung der Mindestquote im Abschöpfungsverfahren. Die Mindestquote sei weder zu streng noch zu rigide, denn man habe in Österreich, gemessen an der Bevölkerung, genauso viele Schuldenregulierungsverfahren wie Deutschland. Dort werden
also auch nicht mehr Menschen entschuldet, obwohl das Verfahren Unsummen koste und niemandem etwas bringe.

Untypischer Rückgang
Wien, immer Spitzenreiter bei der Zahl der Verfahren, verzeichnet einen untypischen Rückgang von 12 Prozent. Oberösterreich liegt bei den Insolvenzen an zweiter Stelle. Dort ist ein starker Zuwachs von 12 Prozent zu verzeichnen. Der KSV1870 vermutet, dass der Industrie- und Handelsstandort einen Trend für die nächsten zwölf Monate vorgeben könnte.
Niederösterreich weist gemessen an der Bevölkerung ein geringes Niveau an materiell zahlungsunfähigen Menschen auf. Wegen der zu niedrigen Zahl an Schuldenregulierungen ist aber mittelfristig mit einem Zuwachs zu rechnen. Die Lage in der Steiermark ist ähnlich.
Das wirtschaftlich starke Tirol weist einen guten Mix aus Industrie, Handel und Tourismus auf. Der leichte Rückgang von 1,6 Prozent ist ein Signal der Stärke. Kärnten war über Jahre Spitzenreiter bei der Zahl der Verfahren gemessen an den materiell Zahlungsunfähigen. Ein Regulierungsbedarf sei aufgrund der schwächsten Pro Kopf-Einkommen weiterhin gegeben.
Vorarlberg hatte bisher immer starke Zahlen, der geringe Rückgang zeigt, dass dieser Trend noch anhält. Im Burgenland zeigten sich in den vergangenen Jahren die Spätfolgen der Fördereffekte mit vielen Gründungen und neuen Arbeitsplätzen. Nun folgen Jahre der Anpassung, die scheinbar gut verkraftet werden.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 12.08.2016

Die neue Industrie

Die neue Industrie© piqs.de/brainbug

Technologische Umwälzungen werden Niederösterreichs Wirtschaft beträchtlich umformen.

Industrie 4.0 wird die Automatisierungs- und Fertigungstechnik in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Aus diesem Grund haben die Niederösterreichische Wirtschaftskammer, das Land Niederösterreich und die NÖ Industriellenvereinigung (IV NÖ) eine Studie zum Thema „Einfluss- und Erfolgsfaktoren von Industrie 4.0 für den Standort Niederösterreich“ in Auftrag gegeben. Als Schwerpunkte gelten vier Themenfelder: Information und Vernetzung, Bildung, Forschung und Standortrahmenbedingungen.
Als wichtigsten Standortfaktor nennt NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl gut ausgebildete Fachkräfte. „Deshalb nimmt die Digitalisierung in unseren Schulungsprogrammen breiten Raum ein“, sagt sie. So starte man im Herbst am WIFI Niederösterreich einen sechssemestrigen Lehrgang, der das gesamte Themenspektrum der Digitalisierung behandelt. Für die Lehrlingsausbildner in den Industriebetrieben wird ein spezielles Ausbildungsprogramm entwickelt.

Gerade für die vielen kleinen und mittleren Betriebe in Niederösterreich würden sich mit der Digitalisierung Chancen eröffnen. „In Niederösterreich wird damit aus der Industrie 4.0 die Wirtschaft 4.0“, erklärt Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav.
Um den Anforderungen von Industrie 4.0 gerecht zu werden, leiten die Auftraggeber der Studie eine Reihe wirtschaftspolitischer Forderungen ab. So will Zwazl bei der Jugend die technische Kompetenz gezielt gefördert sehen. „An den Neuen Mittelschulen (NMS) sollten die Fächer Physik und Chemie schon ab den 1. Klassen auf dem Unterrichtsplan stehen“, verlangt sie.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 11.08.2016

An der Nulllinie

An der Nulllinie© Bilderbox.com

Niederösterreichs Händler können heuer wieder nicht jubeln.

Der niederösterreichische Handel kann heuer nur auf ein durchwachsenes Zwischenergebnis verweisen. „Seit 2011 bewegen wir uns immer an der Nulllinie“, erklärt Karl Ungersbäck, Spartengeschäftsführer Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Daran hat auch die Steuerreform nichts geändert. Das Kaufverhalten war in den letzten Jahren grundsätzlich zurückhaltend.“
Die nominelle Umsatzveränderung liegt im niederösterreichischen Handel in den Monaten Jänner bis Mai bei minus 0,2 Prozent. Real liegt diese Veränderung bei minus 0,4 Prozent. Mit diesen Zahlen liegt Niederösterreich geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt.

Online besser
Anders sieht die Sache aus, wenn man den Online-Handel in die Betrachtung einbezieht. In den Jahren 2014, 2015 und auch in den ersten Monaten des heurigen Jahres ist er um sechs bis sieben Prozent gewachsen. „Von dieser positiven Entwicklung profitieren etwa zur Hälfte regionale Händler, die Spezialisten sind. Die andere Hälfte fließt in die großen internationalen Konzerne“, erklärt der Handelsexperte.
Im stationären Handel sei es vor allem der Lebensmittelhandel, dem es mit positiven Umsatzentwicklungen sehr gut gehe. Aber auch der Papier- und Buchhandel scheine die Talsohle der letzten Jahre durchschritten zu haben und entwickle sich derzeit positiv.
„Insgesamt gehe ich davon aus, dass auch am Ende des Jahres 2016 der Handel unter dem BIP zu liegen kommen wird“, sagt Ungerböck. Dazu tragen auch die Handelsflächen bei. „Davon haben wir auch in Niederösterreich zu viele“, resümiert Karl Ungersbäck.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 10.08.2016

Brexit: Zu heiß gekocht?

Brexit: Zu heiß gekocht?© piqs.de/gereint rowland

Der KSV1870 sieht den EU-Austritt der Briten und seinen Einfluss auf Insolvenzen eher gelassen.

Bei jeder Veränderung gibt es Gewinner und Verlierer, heißt es beim Kreditschutzverband KSV1870. Es lasse sich jetzt schon mit Gewissheit sagen, dass es beim Austritt Großbritanniens aus der EU mehr Verlierer als Gewinner geben wird. Und das bedeutet Umwälzungen, aber auch Wohlstandsverlust oder zumindest ein deutlich gemindertes Wachstum des Wohlstandes auf unserem Kontinent. Einen direkten Einfluss auf das Insolvenzgeschehen Österreichs können der KSV heute noch nicht erkennen – auch wenn wohl in Zukunft in Insolvenzanträgen zu lesen sein wird, dass Probleme mit britischen Lieferanten oder Abnehmern die Insolvenzursache seien.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 09.08.2016

Biotech-Höhenflug

Biotech-Höhenflug© piqs.de/steve jurvetson

Die großen Biotech-Unternehmen surfen auf der Erfolgswelle – und setzen auf strategische Allianzen.

Der Höhenflug der globalen Biotech-Industrie hat sich auch 2015 fortgesetzt: Global operierende Biotech-Unternehmen erzielten das dritte Jahr in Folge neue Rekorde bei Kennzahlen wie Umsatz, Reingewinn, Finanzierung und Transaktionen. Die Umsätze der Unternehmen in Europa und den USA stiegen um 13 Prozent auf 132,7 Milliarden US-Dollar. Die Gewinne kletterten sogar um 18 Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar.
Dieses Wachstum spiegelt sich auch bei der Beschäftigung wider: Die Biotech-Unternehmen haben 2015 über 33.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Die Marktkapitalisierung stieg 2015 zwar insgesamt leicht, seit letztem Sommer ging aber ein Viertel an Wert verloren. Gerade die aggressiven Maßnahmen zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bremsen den Aufwärtstrend und lassen vermuten, dass die Branche vorerst keine neuen Rekorde aufstellen wird. Das sind die Ergebnisse des aktuellen Biotech-Reports der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.

Strategische Allianzen
Die Großen in der Biotech-Branche setzten 2015 auf strategische Allianzen: Der potenzielle Wert solcher Verbindungen belief sich 2015 auf 55,4 Milliarden Dollar und erreichte damit einen neuen Spitzenwert.
2015 wurden 17 Vereinbarungen mit einem potenziellen Wert von mehr als einer Milliarde Dollar abgeschlossen, 2014 waren es nur zwölf, 2013 nur fünf gewesen. EY beobachtet, dass die großen Player zunehmend daran interessiert sind, langfristige Beziehungen zu kleineren Biotech-Unternehmen aufzubauen.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 08.08.2016

Start-up-Turbo

Start-up-Turbopiqs.de/jack davison

Investitionen in Start-Ups werden erleichtert und stärker gefördert. Dazu kommt eine Entlastung bei Lohnnebenkosten für die ersten drei Mitarbeiter und ein digitaler One-Stop-Shop.

Die Bundesregierung bringt ein umfangreiches Start-up-Programm. Es geht über drei Jahre und umfasst rund 185 Millionen Euro. „Dieses Paket bringt einen Turbo für die heimische Start-up-Szene. Mit dem frischen Geld können wir bis 2020 50.000 neue Gründungen auslösen“, sagt Wirtschafts-Staatssekretär Harald Mahrer.
Einzeln bedeuten die Massnahmen, dass etwa die ersten drei Mitarbeiter von innovativen Start-Ups drei Jahre von Dienstgeber-Lohnnebenkosten entlastet werden. Der aws Business-Angel-Fonds wird neu dotiert, das soll gemeinsam mit den Mitteln privater Investoren und der EU 20 Millionen Euro zusätzlich bringen. Dazu wird die Seed-Finanzierung der aws um 20 Millionen Euro aufgestockt.
Mit einer neuen Risikokapitalprämie werden Investoren ermuntert, Geschäftsanteile an innovativen Start-ups erwerben. Unterstützt werden Investitionen bis zu 250.000 pro Jahr; bis zu 20 Prozent des Beteiligungsbetrags können rückerstattet werden.

Neue Rechtsform
Mit der neuen Rechtsform Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MiFiG) soll es für Privatinvestoren attraktiver werden, Risikokapital für Klein- und Mittelbetriebe zur Verfügung zu stellen. Für Investoren in eine MiFiG gibt es bei Ausschüttungen bis 15.000 Euro Steuerbefreiungen.
Wissenschaftler und Studierende mit innovativen Ideen soll es leichter gemacht werden, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Mit dem Gründungs-Fellowships für akademische Spin-Offs können Gehaltskosten finanziert und der Zugang zu akademischen Infrastrukturen gewährleistet werden. Dafür werden fünf Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt.
Durch einen digitalen One-Stop-Shop soll der Gründungsprozess schneller und billiger werden. Gründer können sich so mehrere Behördenwege ersparen. Außerdem kommt ein Start-up-Visum im Rahmen der Rot-Weiß-Rot-Karte.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 05.08.2016

„Seitwärtsbewegung“

„Seitwärtsbewegung“© piqs.de/3st

Die Preise für Baugrundstücke in Niederösterreich steigen, Mieten für Geschäfte sinken.

2015 sind die Preise für Baugrundstücke in Niederösterreich wieder gestiegen. Wie aus dem jüngsten Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer Österreich hervorgeht, gab es im Vorjahr bei Baugrundstücken für freistehende Einfamilienhäuser einen Zuwachs um 2,5 Prozent auf durchschnittlich knapp 130 Euro je Quadratmeter. Bundesweit am stärksten sind die Grundstückspreise in Salzburg (plus 5,1 Prozent) nach oben geklettert.
„Das durchschnittliche Preiswachstum liegt in etwa auf jenem der Inflationsrate“, erklärt Johannes Wild, geschäftsführender Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Niederösterreichischen Wirtschaftskammer. Man könne daher von einer „Seitwärtsbewegung“ sprechen. Die Randlagen im Norden und Süden Niederösterreichs würden sich preislich ähnlich nach oben entwickeln wie die wesentlich teureren Gebiete im „Speckgürtel“ um Wien, führt Wild weiter aus.

St. Pölten gegen den Trend
Unternehmer, die im Vorjahr in Niederösterreich ein Betriebsgrundstück kaufen wollten, mussten mit Durchschnittspreisen von 57 Euro pro Quadratmeter kalkulieren. Das waren um 1,6 Prozent mehr als 2014. Gegenläufig ist der Trend in St. Pölten: Bei den Betriebsgrundstücken hat die Landeshauptstadt 2015 einen Preisrückgang um 2,3 Prozent verzeichnet.
Billiger wurden in Niederösterreich auch die Mieten von Geschäftslokalen. Vor allem die sogenannten 1b-Lagen verloren. Das schlägt sich für Geschäfte mit mehr als 150 Quadratmetern Fläche in Mietkosten von durchschnittlich 5,6 Euro pro Quadratmeter nieder – weniger als in jedem anderen Bundesland. „Das ist ein Tribut an die vielen neuen Geschäftsflächen in den Fachmarkt- und Einkaufszentren sowie an den wachsenden Online-Handel“, meint Wild.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 04.08.2016

14,3 Millionen Euro retour

14,3 Millionen Euro retour© Bilderbox.com

Die Niederösterreichische Arbeiterkammer unterstützt ihre Mitglieder beim Steuerausgleich.

Die 14. Steuerrückholaktion der Niederösterreichischen Arbeiterkammer (AKNÖ) hat wieder ein Rekordergebnis gebracht. 14,3 Millionen Euro fließen heuer als Steuergutschrift an jene Personen zurück, die einen Steuerausgleich beantragt haben. 2015 sind es knapp 13,8 Millionen Euro gewesen.
Der während der Steuersparwochen erzielte Rückgewinn von 14,3 Millionen Euro verteilt sich auf 16.243 AKNÖ-Mitglieder. An die Hand gingen ihnen 46 Berater, die dafür in allen Bezirksstellen der AKNÖ 5.600 Beratungsstunden geleistet haben. Die Steuerrückholaktion der AKNÖ ist die einzige, die in Österreich in diesem Ausmaß flächendeckend angeboten wird.

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 03.08.2016

Neuer Fokus

Neuer Fokus© piqs.de/scott robinson

Der Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank überarbeitet seine Richtlinien.

Die Nationalbank (OeNB) hat die Finanzierung von 45 Forschungsprojekten mit rund 4,3 Millionen Euro aus Mitteln des Jubiläumsfonds genehmigt. Mit insgesamt 278 Förderanträgen gab es eine hohe Anzahl von Einreichungen.
Die geförderten Projekte teilen sich auf folgende Wissenschaftsbereiche auf: Die Wirtschaftswissenschaften erhalten für 15 Projekte 1,52 Millionen Euro, die medizinischen Wissenschaften 1,59 Millionen Euro für 16 Projekte, die Sozialwissenschaften (7 Projekte) 0,66 Millionen und die Geisteswissenschaften (7 Projekte) 0,57 Millionen.

Auswirkungen auf Einreichfristen
Um das Angebot für Nachwuchsforscher attraktiv und effizient zu gestalten, heißt es in einer Aussendung der OeNB, überarbeitet der Jubiläumsfonds seinen strategischen Fokus sowie sämtliche Richtlinien. Dadurch kommt es für die Jahre 2016/2017 zu Auswirkungen auf die bisherige Terminabfolge von Einreichfristen und Vergabesitzungen.
Für Projektanträge zur Entscheidung in der Vergabesitzung am 20.12.2016 endet die Einreichfrist am 20.07.2016 (mittags). Für das Jahr 2017 beginnt die Einreichfrist für Projektanträge am 2. Jänner 2017 und endet am 5. April 2017 (mittags). Über diese Anträge wird in der Vergabesitzung im Dezember 2017 entschieden werden.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.08.2016

Kein Gesamtüberblick

Kein Gesamtüberblick© piqs.de/pedro szekely

Der Rechnungshof kritisiert die Förderpraxis bei F&E als „komplex und unübersichtlich“ und stellt die Relevanz der Forschungsquote in Frage.

Der Rechnungshof (RH) geht in einem nun veröffentlichten Bericht hart mit der österreichischen Forschungsfinanzierung ins Gericht. Sie sei „komplex und unübersichtlich.“ Gründe dafür seien die 216 für Forschungsförderung zuständigen Organisationseinheiten, die 24 Förderagenturen, sowie ein „Programmdschungel“.
Von rund 3,1 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) entfallen etwa 2,65 Milliarden auf den Bund und weitere 460 Millionen auf die Länder. Die Prüfer vermissen eine einheitliche Richtlinie für die Erfassung der F&E-Mittel. Beim Bund liegt die Plausibilität gemäß der entsprechenden OECD-Definition bei über 96 Prozent, bei den Ausgabenschätzungen der Länder sei aber „mehr als ein Drittel der F&E-Mittel nicht plausibel.“
Bislang habe es keinen Gesamtüberblick über die Forschungsfinanzierung und deren Zahlungsströme gegeben, kritisiert der RH weiter. Auch die vielen Forschungsförderungs-Datenbanken des Bundes und der Länder böten keine Gesamtübersicht. Der RH empfiehlt daher, mit einer einheitlichen Datenbank sicherzustellen, dass die Forschungsförderung österreichweit umfassend und vollständig erfasst wird.

„Programmdschungel“
Bei 136 Forschungsprogrammen von Bund (87) und Ländern (49) spricht der Rechnungshof vom „Programmdschungel“. Kritisch sieht der RH auch die hohe Zahl sehr kleiner Programme: Der Bund finanzierte 28 und die Länder 29 Programme, in denen jährlich weniger als eine Million Euro zur Verfügung standen.
Der RH regt eine Konzentration von forschungsspezifischen Aufgaben auf weniger Organisationseinheiten sowie eine Verringerung der Anzahl an Förderagenturen an. Zudem sollten nach Ansicht der Prüfer finanziell wirkungsschwache F&E-Programme gebündelt werden. Den Ländern empfiehlt der RH, F&E-Angelegenheiten an die Förderagenturen des Bundes zu übertragen, um einheitliche Beurteilungsstandards und Prozessabläufe zu gewährleisten.

Kein Indikator
Der RH sieht auch die Orientierung an der Forschungsquote – die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, diese bis 2020 auf 3,76 Prozent zu erhöhen – kritisch. Denn die Forschungsquote sei „weder ein geeigneter noch ein aussagekräftiger und steuerungsrelevanter Wirkungsindikator für F&E-Mittel.“ Sie orientiere sich nicht an Zielen und Ergebnissen und sei „als isolierte Größe nicht geeignet, die Effizienz, Qualität und Effektivität der eingesetzten Mittel im F&E-Bereich wiederzugeben.“

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 01.08.2016

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