Verantwortung leben
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„Engagement für Gesellschaft und Umwelt zahlt sich aus“, sagt Georg Obermeier, der Geschäftsführer von T-Systems Österreich, einer Tochter der Deutschen Telekom.
economy.at: Herr Obermeier, in der Wirtschaft geht es um Gewinnmaximierung. Trotzdem schreibt sich die Deutsche Telekom Nachhaltigkeit auf die Fahnen. Ist das nicht nur ein Lippenbekenntnis?
Obermeier: Die Deutsche Telekom lebt Verantwortung, das ist mehr als nur ein Slogan. Daher bin ich auch froh, in diesem Unternehmen tätig zu sein. Wir denken langfristig und das zahlt sich aus – für die Allgemeinheit aber auch für das Unternehmen.
Können Sie mir ein Beispiel geben, wie die Deutsche Telekom Verantwortung lebt?
Einer der drei Grundpfeiler unserer Nachhaltigkeitsstrategie heißt „Connect the Unconnected“: Wir streben damit an, dass möglichst viele Menschen Anschluss an die Informations- und Wissensgesellschaft finden.
Und was hat die Deutsche Telekom davon?
Als Arbeitgeber wollen wir für junge Menschen attraktiv sein. Mit unserem Engagement – in Österreich etwa im Rahmen der Initiative Jugend Innovativ, bei der wir einen eigenen Preis für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) vergeben –, fördern wir die Kompetenz der Heranwachsenden. Und wir wecken bei dem einen oder anderen Talent das Interesse an unserer Branche und damit auch an unserem Unternehmen.
Wer treibt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen voran?
Da treffen sich Führungsebene und Mitarbeiter auf halbem Weg. Generell ist jeder eingeladen mitzumachen und gerade das aktive Engagement unserer Mitarbeiter überrascht mich immer wieder von Neuem. Viele Initiativen, wie zum Beispiel der Computerkurs für unbegleitete jugendliche Migranten basiert auf dem Vorschlag einer unserer Mitarbeiterinnen. Wenn wir sehen, dass eine Idee zu unserem Unternehmen passt, setzen wir diese in der Regel rasch um.
Unternehmen, die sich engagieren, geraten rasch in den Verdacht auf die Tränendrüse drücken zu wollen ...
Wir verstecken unsere gesellschaftlichen Initiativen nicht. Aber wir sehen sie auch nicht als Mittel zur Selbstdarstellung. Vielmehr sehen wir uns als Citizen, als Bürger – in diesem Sinn stehen wir in einem sozialen und ökologischen Austauschprozess mit der Gesellschaft. Das heißt: Wir möchten auch etwas zurückgeben.
Zu Ihrer Branche: Die Informations- und Kommunikationstechnologie gilt als Stromfresser. Und wir produzieren ja tagtäglich immer mehr Daten, das ist nicht gerade nachhaltig.
Die IT-Industrie ist tatsächlich für 2 Prozent des CO2-Ausstosses weltweit verantwortlich. Einen Großteil davon verantworten die Desktops. Da würde es schon viel bringen, wenn sie über Nacht abgeschaltet werden. Mit Green IT Initiativen senken wir den Ressourcenverbrauch signifikant. Beispielsweise können wir Strom sparen, indem wir die Server besser auslasten und die Klimatisierung der Rechenzentren optimieren. Dabei können wir unseren Kunden gegenüber mit dem wirtschaftlichen Nutzen für ihre Unternehmen argumentieren. Denn der größte Kostentreiber im Rechenzentrum ist der Strom.
Die IKT wird also immer nachhaltiger.
Es wird nicht nur die IKT selbst immer nachhaltiger, wir können auch durch die Anwendung von IKT-Lösungen unsere Ressourcen schonen. Zum Beispiel sind in Deutschland 15 Prozent aller Fahrten Dienstreisen. Unified Communications hat da durch Videokonferenzen ein enormes Einsparungspotenzial – und auch hier wiederum nicht nur in Hinblick auf die Ressourcen, sondern auch kostenseitig. Aber zurück zur Nachhaltigkeit: Wir haben errechnet was es bedeutet, wenn die Deutsche Telekom allein in Deutschland die Anzahl ihrer Dienstreisen um 10 Prozent verringert: Das senkt den CO2–Ausstoß um 9000 Tonnen jährlich.
Die meisten Mitarbeiter reißen sich ohnehin nicht um die Dienstreisen. Warum haben sich Videokonferenzen trotzdem noch nicht so richtig durchgesetzt?
Neue Technologie ist immer auch mit einer Investition verbunden. Und die Unternehmen stehen unter einem enormen Kostendruck. Da steht im Vordergrund, ob sich eine Investition in einer angemessenen Zeit amortisieren kann. In der Zukunft werden aber Dienstreisen mit dem Auto oder dem Flugzeug einfach zu teuer sein. Damit wird Unified Communications ein größerer Stellenwert zukommen.
Es werden also die Kosten sein, die uns zur Nachhaltigkeit bringen. Wie groß sind die Einsparungsmöglichkeiten?
Laut einer Studie können in Deutschland durch Investitionen in nachhaltige Lösungen wie Unified Communications, intelligente Gebäude oder Smart Grits ein Viertel der Energie-Kosten eingespart werden.
Diese Innovationen sind auch die Antwort auf den Klimawandel?
Innovation ist immer nur ein Teil der Antwort. Wir alle müssen darauf achten, dass diese positiven Effekte nicht wieder durch Mehr-Konsum verpuffen. Das ist der sogenannte Reboundeffekt. Vereinfacht gesagt: Sie kaufen sich ein neues Auto, das nur mehr halb soviel Sprit braucht. Weil dadurch auch ihre Kosten sinken, können sie es sich nun leisten, wesentlich mehr Kilometer zu fahren, damit steigt der Benzinverbrauch wieder. So kriegen wir diese Problematik also nicht in den Griff.
Wie lautet die Antwort?
Wir sind mit der Verknappung der Ressourcen konfrontiert und dazu sollen immer mehr Menschen am Wohlstand teilhaben. Das ist nur dann realistisch, wenn wir auch unseren Lebensstil ändern. Das heißt aber nicht, dass wir auf Lebensqualität verzichten müssen. Im Gegenteil: Wenn wir bewusster konsumieren, können wir Lebensqualität gewinnen.
Es kommt also dem Verhalten des Konsumenten eine entscheidende Bedeutung zu.
Ja. Der Konsument muss sich die Frage stellen, warum manche Dinge so billig sind. Der Konsument hat Einfluss, er gestaltet durch sein Verhalten den Markt mit. Wenn es etwa für Kinderarbeit keine Nachfrage mehr gibt, werden solche Produkte auch nicht mehr erzeugt werden.