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03. Juli 2024

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Kommen und zahlen

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In den 80er Jahren lagen sie voll im Trend: Landes­ausstellungen gab es jährlich im Burgenland, in Niederösterreich (NÖ), Oberösterreich (OÖ) und der Steiermark. Auch in den anderen Bundesländern gab es sie fallweise. Am aktivsten blieben jedoch NÖ und OÖ. Dort wird inzwischen alle zwei Jahre dem immer gleichen Ausstellungskonzept gefolgt. Ein Ort wird (mit einem großen Anteil Landesbudget) renoviert, saniert oder ausgebaut, mit einer Erlebnis-Abenteuer-Ausstellung zu einem möglichst alle Alters- und Bildungsschichten ansprechenden Thema versehen. Ein zusätzliches umfangreiches Veranstaltungs-, touristisches und gastronomisches Konzept springt auf den „Ausstellungszug“ auf. Man will ja allseits von den erwarteten Besuchermassen profitieren. Beispiel OÖ: Die diesjährige Ausstellung Renaissance und Reformation in Schloss Parz bei Grieskirchen ist bereits angelaufen. Insgesamt wurden rund 10,5 Mio. Euro investiert. Zusatzprogramm inkludiert. So bietet die evangelische Gemeinde in Wallern einen „Themenweg“, das evangelische Museum in Rutzenmoos zeigt Grabdenkmäler. Insgesamt werden 200.000 Besucher erwartet, die vor allem wohl in Führungen durch das Renaissanceschloss „durchgeschleust“ werden. Eine tiefer gehende Beschäftigung mit der Thematik wird nicht erwartet und verlangt. Hauptsache, die Besucher kommen und zahlen. 2011 gibt es dazu auch in Carnuntum/NÖ und Fresach/Kärnten die Chance. Fein. Gemma Ausstellung schau’n ...

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Keine Wertschätzung für die österreichische Kunst im eigenen Land.

Keine Wertschätzung für die österreichische Kunst im eigenen Land.

Wiederbelebung von Künstlervereinigungen und Atelierfesten.

Das aktuelle Programm der großen österreichischen Bundesmuseen und der privaten Museen und Ausstellungsräume spiegelt den Stellenwert der österreichischen bildenden Kunst in Österreich wider. Die großen Bundesmuseen setzen vorwiegend auf internationale Künstler: Markus Lüpertz und internationale Meisterwerke der Moderne aus der Sammlung Batliner in der Albertina. Die internationalen Schauen „Changing Channels“ und „Abstrakte Avantgarde“ im MUMOK. „Interventionen“ der Amerikanerin Karen Kilimnik im Belvedere. Kunst aus Korea im MAK. Internationale grafische Konzepte im Künstlerhaus. Im Gegensatz dazu werden Österreicher nahezu ausschließlich in privaten Museen präsentiert: „Die österreichische Aquarellmalerei“, Otto Mühl und Josef Maria Olbrich im Leopold-Museum. Max Weiler, Bruno Gironcoli und Herbert Scheibl im Essl-Museum. „Kunst in Österreich von 1945 bis 1980“ im Liaunig-Museum. Kritiker meinen entsprechend, dass Direktoren und Kuratoren von Bundesmuseen ihre Rolle immer mehr als Bestandteil eines international vorgegebenen Museenprogramms sehen und dass dies auch für Museen gilt, die eigentlich die Verpflichtung haben, bildende Kunst aus Österreich zu bringen. Um bei den Besucherzahlen auf der sicheren Seite zu sein und den öffentlichen Geldgebern hohe Auslastungen präsentieren zu können, werden immer mehr nur bekannte ausländische Namen präsentiert. Die Rolle, noch nicht so bekannte heimische Künstler zu präsentieren, übernehmen engagierte Privatsammler wie Rudolf Leopold, Karlheinz Essl oder Herbert Liaunig. Abhilfe schaffen würden mehr Geld (und damit mehr Unabhängigkeit vom Zwang der Auslastung) und neue Steuermodelle für Kunstinvestoren wie in Amerika, was in Ansätzen bei Banken und Versicherungen schon funktioniert.

Eine weitere Eigenheit des österreichischen Kunstmarkts ist die Tatsache, dass bei der Präsentation von österreichischen Künstlern immer nur dieselben rund 300 Namen gezeigt werden. Kritiker wie der Kunstexperte Gerald Ziwna (siehe auch Interview auf den Seiten 6 und 7) wünschen sich für die Präsenta­tion von österreichischen Künstlern „weniger subjektive Auswahlkriterien und mehr Mut zur Aufarbeitung von bildenden österreichischen Künstlern, die noch keinen Namen haben, aber trotzdem qualitativ hochwertig sind und auch international mithalten könnten“. Die Anzahl von lebenden und verstorbenen österreichischen Künstlern mit einem entsprechend qualitativ hohen, aber noch nicht aufgearbeiteten Schaffenswerk wird auf mindestens 10.000 geschätzt. Dazu gehören auch bildende Künstler und Manufakturen im Bereich Keramik und Porzellan wie Susi Singer, Kitty Rix oder Eduard Klablena und Michael Powolny sowie Augarten und das Ensemble der Wiener Kunst- und Keramischen Werkstätte. Um nur einige Österreicher zu nennen, die in diesem Segment weltweit unerreicht blieben. Die Albertina zeigte Anfang Mai trotzdem lieber Werke aus der Porzellanmanufaktur Meißen.

Schön und wichtig wäre aber auch mehr Eigeninitiative von Künstlern selbst. Insbesondere Künstlervereinigungen wie früher Hagenbund und eine Wiederbelebung von Wiener Künstlerhaus und Secession wären gefragt. Auch große Atelierfeste mit entsprechend (multi)medialer Inszenierung zur käuflichen Präsenta­tion einer neuen Schaffensperiode oder eines Zyklus fehlen.

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Ästhetische Grundlagenforschung

Ästhetische GrundlagenforschungPhotos.com

Das Wissenschaftsministerium fördert mit PEEK die Entwicklung und Erschließung der Künste.

Die Vorgaben sind ambitioniert, das Vorhaben selbst könnte internationale Vorbildfunktion erlangen. Schließlich geht es im neuen seitens des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung initiierten und vom Wissenschaftsfonds FWF administrierten „Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste“, kurz PEEK, um nichts Geringeres als um die gezielte Förderung der ästhetischen künstlerischen Grundlagenforschung. Einer wissenschaftlichen Disziplin also, die bislang lediglich zu den positiven Begleiterscheinungen des universitären Betriebs zählte.
Ausgangspunkt der Überlegungen zu PEEK war, dass es hierzulande zwar wissenschaftliche Forschung über Kunst gebe, doch der große Bereich von künstlerischem Tun, das mehr ist als Kunstproduktion, würde bei derlei Überlegungen unberücksichtigt bleiben. Vereinfacht ausgedrückt: Gefördert werden sollen von nun an Innovationen, die künstlerische Produkte hervorbringen.

Fragwürdige Monopolstellung
Welche Relevanz ein derartiger Schritt für das künftige künstlerische Schaffen des Landes hat, unterstrich Gerald Bast, Rektor der Wiener Universität für Angewandte Kunst, anlässlich eines Pressemeetings Anfang Mai. Demnach sei die Entwicklung der Künste bislang ausschließlich durch Galerien und Sammler gesteuert worden. Diese Monopolstellung des Markts bei der Entscheidung, was „gute Kunst“ ist, sei seiner Meinung nach grundsätzlich „äußerst fragwürdig“. „Die Kunstunis müssen wieder Player in der Kunstentwicklung sein und nicht nur Lieferanten von Kapital für den Kunstmarkt“, so Bast.
Ende des Vorjahrs wurden die ersten Projekte vom Kuratorium des FWF auf Basis der Empfehlungen des internationalen PEEK-Boards unter der Vorsitzführung von Dame Janet Ritterman bewilligt. Dieser Tage endete die Einreichfrist für den nunmehr zweiten Call. Erwartet wird ein ähnlich großes Interesse, wie das schon bei der Ausschreibung des Vorjahrs der Fall war, zumal Österreichs Kunst­universitäten und außeruniversitäre Einrichtungen sich diese Chance ganz sicher nicht entgehen lassen, um ihr vorhandenes Forschungspotenzial öffentlichkeitswirksam ins rechte Licht zu rücken.
Konkret hat PEEK die Förderung von innovativer Arts-based Research hoher Qualität zum Ziel, wobei künstlerische Praxis eine zentrale Rolle spielt. Künstlerisch Forschende sollen sich durch diese Initiative explizit angesprochen fühlen, ihre Idee in den Wettbewerb um Projektmittel einzubringen. Bereits in der im Vorfeld von PEEK durchgeführten „Letters of Interest“-Phase wurde ersichtlich, wie groß der Bedarf an einem derartigen Programm ist. Rund 200 Konzepte wurden dem Beirat vorgelegt.

Internationales Vorzeigeprojekt

Alexander Damianisch, PEEK-Verantwortlicher im FWF: „Bald war klar, dass mit der Ausschreibung des Programms – nicht nur aufgrund der zahlreich eingegangenen Interessebekundungen, sondern auch bezüglich ihrer Bandbreite an Themen und der unterschiedlichsten institutionellen Settings – ein Nerv der am Grenzbereich zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis tätigen Community berührt worden war.“
Das wiegt umso mehr, da es bislang international kein vergleichbares Förderinstriumentarium gibt, der FWF damit also absolutes Neuland betreten hatte. „Ich freue mich, dass PEEK von den künstlerisch Forschenden so gut angenommen wird und nun bereits die zweite Ausschreibung erfolgt ist. Mit PEEK erweitern wir die Basis für die Forschung und entwickeln die künstlerische Forschung in Österreich wesentlich weiter“, so Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl (ÖVP). Mit PEEK wurde eine langjährige Forderung der Kunst- und Musikunis umgesetzt. Karl unterstreicht weiters den Stellenwert für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Rahmen des Programms.
Besonders erfreulich ist aus Sicht der Ministerin auch, dass PEEK nicht nur in Österreich erfolgreich gestartet wurde, sondern bereits im Ausland als Anstoß für ähnliche Überlegungen wahrgenommen wurde. Wie ernst es allen Beteiligten mit dieser neuen Art der „Kunstförderung“ ist, dokumentiert zudem der heuer erstmals vergebene Kunstpreis (siehe Seite 11).

PEEK
Am Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) beteiligen kann sich jeder, der in Österreich künstlerisch-wissenschaftlich aktiv ist und über eine entsprechende Qualifikation verfügt. Vorausgesetzt wird neben einer hohen künstlerisch-wissenschaftlichen Qualität auf internationalem Niveau auch ausreichend freie Arbeitskapazität und die notwendige Infrastruktur, sprich: Anbindung an eine universitäre oder außer­universitäre Einrichtung, welche die Unterstützung beim Projekt und die Qualität der Ergebnisse gewährleistet.
Die maximale Förderdauer beträgt 36 Monate, die Höhe der Förderung richtet sich nach dem jeweiligen Projekt. Die Ausschreibung erfolgt jährlich, jeweils im Frühjahr. Der nächste Call findet 2011 statt.

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Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Kunstmarkt im Überfluss

Kunstmarkt im ÜberflussEPA

Zehntausende Künstler und Bastler vertreiben ihre Exponate über den Webmarktplatz Etsy. Am anderen Ende der Individualisierungsskala produzieren chinesische Kunstmaler am Fließband kitschige Alpenszenen für den westlichen Markt. Wie Kunst die Brötchen auf den Tisch bringt.

Etsy entwickelte sich von „the next big thing“ zum Motor eines mächtigen Kunsthandwerktrends. 2005 von Rob Kalin, Chris Maguire und Haim Schoppik gegründet, wurde eine einfache Idee ins Web übersetzt: ein weltweiter Marktplatz für Kunsthandwerker und Designer, deren Bekanntheit für ein eigenes Geschäft nicht ausreicht. Ähnlich wie bei Ebay kann jeder Waren verkaufen, vorausgesetzt, sie sind selbst gemacht. Diese Definition wird inzwischen allerdings recht freizügig ausgelegt und inkludiert auch den Verkauf von Secondhandkleidung.
Das Finanzmodell von Etsy ähnelt in seiner Struktur jenem von Ebay: Für jedes angebotene Produkt sind 20 Cent Einstellgebühr zu entrichten, beim Verkauf gehen 3,5 Prozent an die Betreiber. Die Preise sind zumeist moderat, doch um Schnäppchen soll es dabei nicht gehen. Gründer Kalin will Großes bewegen: „Ich wollte die Art und Weise verändern, wie weltweiter Konsum funktioniert.“
Seit einige Designer und Künstler über Etsy sechsstellige Summen pro Jahr verdienen, steigt der Ehrgeiz der Nachkommenden. Die schlechte Wirtschaftslage treibt den Trend an, das Hobby zum lukrativen Beruf zu machen. Allein im letzten Jahr verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder, die, inklusive Käufer wohlgemerkt, bei über drei Mio. liegen soll.
Wer mehr als Taschengeld verdienen will, muss sich allerdings von fixen Arbeitszeiten verabschieden: An Produktion, Versand und dem Design neuer Produkte sitzen viele vom Morgengrauen bis spät in die Nacht hinein. Doch die Mühe lohnt. „Wie dir jeder Künstler und Kunsthandwerker erzählen wird: Der Verkauf eines Exponats gibt einem ein unbeschreibliches Gefühl von Selbstwert, Bestimmung und Selbstvertrauen“, erzählt Samantha Tate, die in ihrem Etsy-Shop „T8designs“ alten Schmuck zu ausgefallenen, modernen Stücken arrangiert. „Mein Selbstvertrauen steigt mit dem Erfolg meines Geschäfts, und ich ertappe mich dabei, größere künstlerische Risiken einzugehen und als Künstlerin zu wachsen.“
Mit künstlerischem Wachstum haben die in den USA verbreiteten Starving Artists Art Sales (in etwa: Kunstmärkte hungernder Künstler) indes wenig zu tun. Ölgemälde werden dort „in Sofagröße“ feilgeboten und kosten bereits gerahmt zumeist unter 50 Dollar. Ins Web verlegt bieten Unternehmen wie Global Wholesale Art schließlich auch nach Künstlern sortierte Reproduktionen an: „Van Gogh, Monet, Klimt, Cezanne, Renoir, Rembrandt, da Vinci“ ist auf der Website zu lesen. Van Goghs Sonnenblumen sind im Ausverkauf ab 199 Dollar zu haben.

Gemälde vom Fließband
Den Hinweis auf unterbezahlte Künstler sollten Kunden dabei recht wörtlich nehmen. Die meisten Ölgemälde stammen aus chinesischen Malfabriken. Am Fließband werden dort arbeitsteilig schweizerische Gebirgslandschaften und Südseestrände auf die Leinwand gepinselt und die oft talentierten Maler mit wenigen Cent Stundenlohn abgespeist. Da sich die westliche Klientel lieber Exponate vermeintlich heimischer Künstler an die Wand hängt, werden die Bilder mit Namen wie „Jones“ signiert. Die besonders billigen Stücke sind mittels Öldruck hergestellt. Eine Schicht Firnis sorgt dabei für den Eindruck der Echtheit.
Die meisten im Großhandel vertriebenen Bilder gehen an Hotelketten, Restaurants oder Möbelverleihe. Allerdings sind die Starving Artists Art Sales, die in der Regel in namhaften Hotels stattfinden, auch für Privatkunden ein Anziehungspunkt. Für lokale Künstler machen Großhändler das Geschäft nicht eben einfacher. „Sie überfluten den Markt mit billiger Kunst und machen es jenen, die allein arbeiten, schwer, den Lebensunterhalt zu verdienen“, sagt der in Kalifornien arbeitende Maler John Deckert. Deckert hält es für vorstellbar, dass manche Kollegen eine Art Zuflucht in der Produktion für Großhändler finden. „Ich erinnere mich daran, als ich mich entscheiden musste, entweder weiter zu malen oder in einem anderen Bereich zu arbeiten. Es fühlte sich an, als ob mir mein Herz herausgerissen würde.“
Mittlerweile setzt sich auch auf Etsy der Markt durch. So werden originelle Designs, etwa bei Schmuck, innerhalb kürzester Zeit von Mitstreitern kopiert. Und einige Anbieter sind inzwischen sogar dazu übergegangen, ihre handgefertigten Schlüsselanhänger und Handytäschchen in China fertigen zu lassen.

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Schnappschuss

SchnappschussAndy Urban

Internet-Schulwettbewerb Cyberschool.

Die BHAK Rohrbach siegte beim Cyberschool-Wettbewerb 2010 mit dem „Pendelkostenrechner“ (Kategorie Classic). Das Europagymnasium Auhof/Linz gewann in der Kategorie Technics („is this healthy“). Kategorie Junior ging an die Hauptschulen Greifenburg („Wasser ist Leben“) und Spittal/Drau („brain2­school“). Die HTL Donaustadt erhielt mit „Semantic Art“ den Sonderpreis für das innovativste Projekt, Mädchen der HTL Traun gewannen mit „Intelligenter Objektschutz“ Girls Only. Veranstalter C. Czaak gratulierte L. Kehrer, C. Haudum und M. Klecatsky von der BHAK Rohrbach.

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Eisbären stricken und auftrennen

Eisbären stricken und auftrennenTricky Women/Sarah Cox

Animationsfilme sind Kunst, Unterhaltung oder beides, und sie können politische Botschaften prägnant vermitteln. Ein von Al Gore beauftragter Kurzfilm der britischen Filmerin Sarah Cox kann alles gleichzeitig. Auch der Wiener Games-Hersteller Sproing ist mehrdimensional.

Ein blauer Planet im Universum, wie ein Wollknäuel. Plötzlich umkreisen drei Flugzeuge das Wollknäuel und ziehen Fäden. Sie trennen die gestrickte Erde auf. Erst die Polarkappen. Dann einen Eisbären mitsamt seinem Eis. Dann Fische und die Pflanzen im Meer. Dann eine Ente mitsamt dem Wasser, in dem sie schwimmt. Zuletzt werden Bäume und Blätter aufgetrennt, und am Ende steht der Satz: „Don’t let it all unravel.“ Lass nicht zu, dass sich alles auflöst.
Der zweiminütige Film der britischen Filmerin Sarah Cox wurde 2008 auf dem „Tricky Women“-Animationsfilmfestival in Wien gezeigt und gewann den ersten Preis. Jetzt läuft er im Technischen Museum in Wien in einer Ausstellung über den Klimawandel. Der Film von Cox gehört zu einer Serie von Kurzfilmen, die von Live Earth, einer vom Filmproduzenten Kevin Wall und dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore gegründeten Organisation, in Auftrag gegeben wurden.

Heikle Dinge darstellen
„Animationsfilme eignen sich besonders gut, um heikle Dinge sensibel darzustellen“, sagt Waltraud Grausgruber, Organisatorin des „Tricky Women“-Festivals, das 2011 zum zehnten Mal veranstaltet wird. „Es gibt etwa einen Film über Missbrauch, den man auch Jugendlichen zeigen kann, weil er nicht ganz so direkt ist.“
Im künstlerischen Bereich, besonders im experimentellen, sind einige Österreicher und Österreicherinnen sehr erfolgreich. Allen voran Maria Lassnig, Grande Dame der österreichischen Malerei, die als Professorin an der Angewandten 1982 das Studio für Experimentelle Animation gegründet und eine Reihe von Zeichentrickfilmen produziert hat.
„Aber ich würde das nicht trennen – hier Kunst, dort Kommerz“, sagt Grausgruber. Der Animationsbereich werde in Österreich völlig unterschätzt. Das riesige wirtschaftliche Potenzial werde nicht erkannt. Zwar gebe es viele talentierte Leute, die Basis-Know-how erworben haben – an der FH Hagenberg etwa oder an den Kunstuniversitäten. Um sich aber weiterzuentwickeln und vor allem, wenn man Geld damit verdienen will, müsse man ins Ausland. Nach England, Frankreich, in die USA, aber auch nach Tschechien oder Polen – viele der früher kommunistischen Staaten haben im Animationsbereich eine lange Tradition.
Im Raum Stuttgart blühe derzeit die kreative Industrie, so Grausgruber. Rund 600 Leute arbeiten in Österreich in der Computergrafik, sagt Kris Staber, Charakter-Animator und Betreiber des CG-Forums, einer Plattform für die Branche. In Wien gibt es ein paar erfolgreiche Spielehersteller, allen voran Sproing Interactive Media. Das 2001 gegründete Unternehmen habe derzeit 50 Beschäftigte und bisher 40 Spiele entwickelt, so Sproings Lead Artist Hector Moran. Darunter ist Panzer Tactics, mit dem Sproing 2008 den Deutschen Entwicklerpreis gewann, aber auch – gewissermaßen am anderen Ende des ideologischen Spektrums – das Spiel Sea Manager, das mit Greenpeace entwickelt wurde, und das „Mädchenspiel“ Mein Gestüt – ein Leben für die Pferde.

Männerfilme, Frauenfilme
Bei aller Vorsicht vor geschlechtsspezifischen Kategorisierungen – sie scheinen dennoch zu existieren. „Tricky Women“ ist das einzige auf Frauen spezialisierte Animationsfilmfestival. Beim Prix Ars Electronica gebe es auch den Bereich Computeranimation – aber der sei mehr auf Computertechnik ausgerichtet und viel „männlicher“, meint Waltraud Grausgruber. Der gestrickte Eisbär dagegen ist ganz offensichtlich weiblich. „Ich habe jede Person, von der ich wusste, dass sie stricken kann, gebeten, mir zu helfen – alles Frauen“, sagte Sarah Cox der New York Times. „Meine Mutter, meine Produzentin und ihre Mutter, Freundinnen, Freundinnen von Freundinnen.“
Auch die japanische Künstlerin Maya Yonesho arbeitet mit einer Technik, die auf den ersten Blick altmodisch wirkt. Mit gezeichneten Bildern, der ältesten Methode, Bilder zum Laufen zu bringen. Ihre Daumenreise-Workshops bietet sie mittlerweile von Taiwan bis Polen an. Entstanden sind sie in Wien. Yonesho flanierte durch Wien und zeichnete, was ihr auffiel. Die Klimt-Häuser natürlich, das Riesenrad und aufgeschnittene Mozartkugeln. Daraus entstand der Film Wiener Wuast. Der hätte, gerade auch wegen seiner Klischees, kommerzielles Potenzial – wenn ihn die Wien-Werbung entdecken würde.

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Sinnvolle Informationsnutzung

Sinnvolle InformationsnutzungPhotos.com

Über 50 Prozent der täglichen Arbeitszeit werden für Informationsbeschaffung aufgewendet, vier Wochen ihrer Jahresarbeitszeit verschwenden Manager mit der Wartung von Unterlagen. Effiziente Systeme erleichtern das Berufsleben.

Erfolgreicher zu sein, mehr Umsatz zu haben, die Produktivität zu steigern, wirtschaftlicher zu agieren und jederzeit informiert zu sein – welches Unternehmen verfolgt nicht diese Ziele? Konica Minolta Business Solutions (KMBS) unterstützt Firmen in Hinblick auf den Bereich In- und Output-Management, also rund um das Thema Dokumente drucken, scannen, verwalten, ablegen, wiederfinden und archivieren.

Klare Strukturen schaffen
Der richtige Umgang mit Dokumentenmanagement spielt eine immer bedeutendere Rolle und wird zunehmend zu einem wichtigen strategischen Feld jedes Unternehmens. Immer mehr Dokumente werden erstellt, und die Anforderungen an die Verwaltung steigen. KMBS bringt mit seinen Dokumentenmanagementsystemen eine klare Struktur in den Workflow und schafft eine zentrale Ablagestelle für alle Dokumente – und das unabhängig von der Größe des Unternehmens oder der Branche, in der es tätig ist.
Konkret bietet Konica Minolta seinen Kunden zeitgemäße Lösungen, die individuell auf das Unternehmen und dessen Größe abgestimmt sind. Um dem anspruchsvollen Thema gerecht zu werden, wurde dafür ein eigener Unternehmensbereich eingerichtet, schließlich gilt es Geschäftsprozessmanagement- und Dokumentenmanagementsysteme so miteinander zu verbinden, dass sich am Ende daraus klare Vorteile für die Kunden ergeben. „Auf dem Markt sehen wir einen klaren Trend weg von Stand-alone hin zu Gesamtlösungen. Durch die wachsende Bedeutung digitaler Datenverarbeitung gewinnen MFP, also Multifunktionssysteme, an Bedeutung“, weiß Johannes Bischof, Geschäftsführer von Konica Minolta Austria, um die Bedürfnisse seiner Klientel Bescheid. Auch auf die starke Nachfrage nach „Alles-aus-einer-Hand“-Lösungen hat Konica Minol­ta mit seinen Optimized Print Services (OPS) entsprechend reagiert. Vier wesentliche Bereiche werden bei diesem Managed-Services-Angebot berücksichtigt: Gerätepark, Prozesse, Finanzen und Sicherheit. Die Experten von Konica Minolta analysieren die einzelnen Bereiche, prüfen Sparpotenziale und entwerfen in weiterer Folge maßgeschneiderte Lösungen.
Diese umfassen die richtige Dimensionierung der Drucker- und der MFP-Flotte an die Anforderungen des Unternehmens, die Optimierung von Workflows zur Verbeserung der Prozessproduktivität und die Entwicklung und Implementierung von Sicherheitslösungen. Unterschiedliche Finanzierungsangebote und Vertragsmodell garantieren dabei Flexibilität und Transparenz.

Kosten reduzieren
„Wir sehen bei den OPS für die kommenden Jahre enormes Marktpotenzial. Unterschiedliche Marktforscher schätzen das Marktwachstum in diesem Bereich bis 2013 auf bis zu 50 Prozent“, erklärt Wolfgang Schöffel, Marketingmanager bei Konica Minolta. Dass diese Zahlen durchaus realistisch sind, dokumentieren zahlreiche Erhebungen im Bereich Druck- und Dokumentenmanagement. Noch nie wurde in Unternehmen so viel gedruckt wie heute, die Druckkosten quer durch alle Sparten steigen rapide an. Gleichzeitig ist aber auch das Sparpotenzial in diesem Bereich enorm. Schöffel: „In den meisten Klein- und mittleren Unternehmen werden jährlich mehr als eine Million Seiten gedruckt. Um hier die Kosten in den Griff zu bekommen, braucht man Profis – nicht nur für die Hardware, sondern für die gesamte Lösung im Unternehmen. Unser OPS-Programm steht für ein umfassendes, effizientes Management von Druckerlandschaften, auch von unterschiedlichen Herstellern, mit dem Ziel, Kosten zu reduzieren und Prozesse zu optimieren. Damit lassen sich bis zu 30 Prozent der Kosten einsparen.“ Die Möglichkeiten reichen hierbei vom einfachen Wartungsvertrag bis hin zum kompletten Outsourcing des Druckermanagements mit einem Ansprechpartner für alle Fragen. Erste große Kundenreferenzen, etwa im österreichischen Finanz- und Versicherungsbereich, aber auch zahlreiche kleinere Referenzen belegen die hohe Qualität des Angebots.

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Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Vom künstlichen Totenschädel

Vom künstlichen TotenschädelEPA

Damien Hirst und Reid Peppard provozieren, polarisieren und verdienen gut damit. Ihre Objets d’art bestehen aus toten Tieren oder gar einem Menschenschädel. Vom Spagat zwischen Kunstschaffen und Geldscheffeln.

„Deine neue Halskette sieht ja aus wie etwas, das die Katze angeschleppt hat“, könnte einem fast herausrutschen. „Stimmt“, käme die Antwort der stolzen Besitzerin etwas überraschend, „nämlich von ‚Panasonic‘‚ der Katze von Reid Peppard.“ Die in London lebende Kalifornierin stellt in der Tat Luxusaccessoires aus toten Tieren her. Wie wär’s mit einer Meerschweinchenhaarspange? Oder einem Rattenportemonnaie um 1200 Euro?
Der Engländer Damien Hirst wiederum gilt als einer der kontroversesten Künstler der Gegenwart. In seinem Œuvre finden sich zersägte Kühe, ein in Formaldehyd eingelegter Tigerhai und ein echter, diamantbesetzter Totenschädel. Letzteres ist wohl sein berühmtestes Werk. For the Love of God (eine Abbildung finden Sie auf dem Titelblatt der vorliegenden Ausgabe von economy) besteht aus 8601 Diamanten und dem Schädel eines Menschen aus dem 18. Jahrhundert. Angeblich wurde es für etwa 75 Mio. Euro verkauft, was es zum weltweit teuersten Kunstwerk eines lebenden Künstlers machen würde.

Wunderschön hässlich
„Was mir gefällt, ist dieser Widerspruch: ein wunderschönes Foto von etwas Entsetzlichem“, beschrieb Hirst einmal seine Faszination für illustrierte Pathologiebücher. Dasselbe ließe sich auch unschwer auf manche seiner Werke anwenden. „Mich interessiert es, Schönheit und Verwendbarkeit in ‚Abfällen‘ zu finden“, erklärt ihrerseits Peppard, die übrigens nur Tiere verarbeitet, die bereits durch Straßenverkehr, Kammerjäger oder unter allzeit bereiter Mitwirkung ihrer Katze umgekommen sind. Als schlicht „makaber“, „geschmacklos“ oder „pervers“ wird ihre Kunst oft abgetan. Dabei kann man dem Spiel mit verdrehtem Kontext, dem Verwischen von Grenzen einen gewissen Grad an Genialität nicht gänzlich absprechen. Auch wenn die Idee, etwa mit toten Tieren zu arbeiten, nicht mehr ganz neu ist, so hieven sie die beiden doch auf eine neue, zeitgemäß visuellere Ebene.
„Man kann eine ganze Weile neben jemandem herumstehen, bevor er merkt, dass man zwei tote Ratten auf dem Kopf trägt, die einen Totenkopf halten“, wundert sich Peppard über das dumpfe Nebeneinander in Englands Großmetropole. Allein Superlative scheinen heute sichtbar zu sein. Wenn Individualismus und Anonymität aufeinanderstoßen, verschieben sich die Geschmacksgrenzen. Hirst und Peppard loten diese Grenzen gern aus oder erfinden sie neu. Nichts scheint ihnen dabei unangenehm zu sein. Außer Understatement.

For the Love of Go(l)d
„Geld ist irrelevant“, erklärte Hirst noch vor elf Jahren. Wenn man große Kunst schaffe, können sich die Kunsthändler „gegenseitig in den Hintern bumsen“, wies er den wirtschaftlichen Aspekt von Kunst grob formuliert von sich. Doch Hirst hat sehr früh verstanden, wie der Kunstmarkt funktioniert.
Für den diamantbesetzten Totenschädel For the Love of God wollte – oder konnte – offenbar niemand die verlangten 75 Mio. Euro berappen. Schließlich erstand ihn ein Konsor­tium, dem peinlicherweise auch Hirst selbst und seine Galerie „White Cube“ angehörten. Es wird sogar gemunkelt, dass alles nur Show war und das Werk gar keinen Käufer gefunden habe. Die Transaktion war jedenfalls exzellent inszeniert, brachte Hirst eine breite Öffentlichkeit und schraubte die Listenpreise seiner Arbeiten nach oben. Geld ist eben doch relevant. „Hirst ist eine Marke, weil die Kunstform des 21. Jahrhunderts das Marketing ist“, schrieb The Guardian. Tatsächlich ist Hirst mittlerweile ein überaus gewiefter Geschäftsmann, der fast mehr als erfolgreicher Sammler und Kurator tätig zu sein scheint denn als aktiver Künstler.
Offenbar müssen weder Hirst noch Peppard Hunger leiden. Hirst hat aus „England ein anderes Land gemacht“, lobt ihn Hans Ulrich Obrist, Kurator an der Serpen­tine Gallery in London. Peppard gilt seit ihrer erfolgreichen Debütshow „Vermin“ letzten September als heiß begehrte Newcomerin, zählt Berühmtheiten wie Lady Gaga zu ihren Kunden. Beide setzen auf Visualität und den Schockmoment. Nicht selten taucht der Vorwurf auf, ihre Kunst sei laut, aber seicht, habe außer Provokation nicht viel zu bieten. Andere wiederum bewundern insbesondere Hirsts Vermarktungsgeschick als Kunst an sich.
Hass, Bewunderung, Ekel, Faszination – nur Gleichgültigkeit ist nicht unter den Reaktionen zu finden. Ist aber der Preis, etwa für For the Love of God, auch gerechtfertigt? Beider Künstler Werke richten den Blick auf Übersehenes, auf Verdrängtes, hinterfragen eingefahrene Sichtweisen. In gewisser Weise machen das die Bücher von Charles Bukowski auch. Und die gibt es bei Amazon schon um sympathische acht Euro. Mit dem Argument „Nicht einmal Geld hat einen Selbstwert“ wird die Frage, ob für einen Totenkopf mit alter, zu durchsichtigem Stein gepresster Kohle zu viel oder zu wenig bedruckte Papierscheine ausgetauscht worden seien, gern ad absurdum geführt. Wie viel dafür bezahlt wird, betrifft schlussendlich nur den Künstler und genialen Geschäftsmann Damien Hirst. Und den Käufer. Also Damien Hirst?

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Die Kunst vermitteln

Die Kunst vermittelnJulia Stix

Moderne Kunst hat seit unserer ersten Begegnung im Jahre 1959 das Leben von meiner Frau und mir bestimmt und verändert. Am Anfang war es die intensive Auseinandersetzung mit Kunst, später kam das Sammeln hinzu. Sammeln ist immer subjektiv, eine Sammlung immer von den dahinter stehenden Persönlichkeiten geprägt, und so ist es auch bei uns. Anfangs auf die heimische Kunst ausgerichtet, begannen wir Ende der 80er Jahre international zu sammeln. Heute sind es 7000 Kunstwerke.
Mit der Zeit kam der Wunsch, diese faszinierende Welt mit anderen Menschen zu teilen. Unser Museum, das nun seit mehr als zehn Jahren besteht, bietet jene Einblicke, die wir exklusiv bekommen, einer breiten Öffentlichkeit. Wir zeigen Werke unserer Sammlung, die wir durch Leihgaben ergänzen.
Im Vordergrund steht der offene Zugang zu unserem Haus. Das Essl-Museum hat ein umfangreiches Kunstvermittlungsprogramm, das sich durch ständig wechselnde Angebote auszeichnet; das Spektrum reicht vom Kunstfrühstücken in den Ausstellungsräumen bis zum Teampainting für Topmanager. Das Angebotsspektrum umfasst alle Altersgruppen. Egal woher jemand kommt, welchen Beruf er hat und wie viel er verdient – Kunst muss für jeden zugänglich sein. Dies ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb wir soeben die Eintrittspreise reduziert und für viele Gruppen überhaupt freigestellt haben.
Wir sind ein Privatmuseum, nehmen aber dennoch die Verantwortung wahr, den Menschen die Hemmschwelle zur Kunst zu nehmen. Private Mäzene, Sammler und Museen haben heute mehr denn je den Auftrag, Kunst zu fördern, zu vermitteln und den Zugang zur Kunst zu erleichtern. Ein Besuch im Essl-Museum in Klosterneuburg bringt auf andere Gedanken. Wer inmitten großer Werke der Gegenwartskunst steht, kann vom stressigen Alltag abschalten und über den Tellerrand hinausblicken.
Karlheinz Essl ist Unternehmer, Kunstsammler und Kunstvermittler.

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Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

Viel für nichts

Viel für nichts APA/Roland Schlager

Eine Stadt mit Kultur zum Nulltarif.

„Wien ist anders“ wirbt ein Slogan. Stimmt. Wien ist ein Gesamtkunstwerk. Stimmt auch, denn Kultur ist in der Donaumetropole omnipräsent. Was die Stadt zu bieten hat, ist beeindruckend. Einen Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten muss sie nicht scheuen, im Gegenteil: Wien ist einzigartig. Auf mehr als 120 Bühnen gibt es täglich Aufführungen. Die Palette reicht vom klassischen Welttheater über zeitgenössische Produktionen bis hin zu avantgardistischer Schauspielkunst.
„In Wien stehen mehr als 60.000 Sitzplätze Abend für Abend im Bereich Theater und Musik zur Verfügung“, betont Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Rund 20 Mio. Menschen besuchen pro Saison mindestens eine Kultureinrichtung in Wien. Und haben dabei die Qual der Wahl. Die Kulturverantwortlichen städtischer und privater Einrichtungen können getrost behaupten, viel für nichts, aber nie etwas umsonst zu tun.

Geschenke für die Bürger
Ob Eröffnung der Wiener Festwochen, Donauin­sel-Fest, Europa-Konzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn, Musikevents am Karls­platz – mit Top­ereignissen werden Einheimische wie Gäste verwöhnt. Das Besondere: Für diese Veranstaltungen benö­tigt man kein Ticket. So auch für das Filmfestival am Rathausplatz, das jeden Sommer bis zu 700.000 Menschen anlockt. Ein solches Ereignis über drei Monate hinweg sucht europaweit seinesgleichen.
Ins neunte Jahr geht 2010 die weltweit einzigartige Aktion „Eine Stadt. Ein Buch“, bei der die Stadt Wien anlässlich der Messe „Buch Wien“ alljährlich 100.000 eigens nachgedruckte Exemplare eines Buchs an ihre Bürger verschenkt. Spaß am Buch und Lesen soll damit angeregt werden.
Die Messe „Jeder für Jeden“ findet heuer bereits zum siebenten Mal statt. Bei freiem Eintritt gibt es jede Menge Information über Einrichtungen und Vereine und das breite Angebot der Stadt Wien. Doch damit nicht genug: Im Museum für Angewandte Kunst, das als Kulturinstitution einen hervorragenden Ruf nicht nur in Österreich genießt, heißt es an allen Samstagen im Jahr: Eintritt frei! Auch der ORF bietet samstäglich im Radiokulturhaus Gratiseinblicke hinter die Kulissen.

Moderate Eintrittspreise
Aber nicht nur zum Nulltarif, sondern auch „für kleines Geld“ lässt sich in Wien ein ganzes Füllhorn Kulturelles entdecken, erleben und genießen. Wie beispielsweise im Burgtheater, das viel beachtete Inszenierungen auf die Bühne bringt, die sich sowohl wohlhabende Abonnenten als auch arme Studenten dank moderater Eintrittspreise im unteren Segment leisten können. Das gibt es nicht überall und manchmall zuallerletzt in der Provinz. Auf wunderbare Art haben sich in Wien also zwei getroffen: Kultur findet Stadt.

Economy Ausgabe 84-05-2010, 28.05.2010

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