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04. Juli 2024

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Die Kunst, Dinge einfach zu machen

Die Kunst, Dinge einfach zu machen privat

Fritz Indra: „Wenn ich etwas auf einfache Weise erkläre, heißt es, der Indra ist eher Durchschnitt, und wenn ich ihm etwas so erkläre, dass er nichts versteht, sagt er sich: Das ist aber ein intelligenter Mensch. “ Ein Gespräch mit einem genialen Automobilentwickler.

Fritz Indra studierte an der Technischen Universität (TU) Wien, wo er 1969 in den Technischen Wissenschaften promovierte. Von 1971 bis 1979 arbeitete er bei BMW-Alpina als Entwicklungsleiter und von 1979 bis 1985 als Leiter der Motorenkonstruktion bei Audi. 1985 übernahm er bei Opel die Leitung der Motorenentwicklung und den Posten des Direktors in der Voraus­entwicklung. Er konstruierte die ersten Ecotec-Motoren mit, darunter den C20XE, der zum Zeitpunkt seiner Einführung mit 37 Prozent als der Benzinmotor mit dem höchsten Wirkungsgrad galt.
1997 wurde Indra Executive Director in der Vorausentwicklung bei General Motors Powertrain in Detroit. Nebenbei war er Mitglied im Aufsichtsrat des Pan Asian Automotive Center in Schanghai und der Metal Casting Technology in Milford, New Hampshire. Ab 1985 unterrichtet er an der TU Wien, 1991 wurde ihm die Honorarprofessur für das Fach Verbrennungskraftmaschinen verliehen. 1996 wurde diese auf unbestimmte Zeit verlängert. Seit 2005 ist er pensioniert, übt beratende Tätigkeiten aus und unterrichtet weiterhin. 1998 wurde er mit dem Großen goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

economy: Sie haben einmal gesagt: „Die wahre Kunst des Ingenieurs ist es, die Dinge einfach zu machen.“ Aber heute ist vieles kompliziert, auch im Automobilbau. Wie erklärt sich dieser Widerspruch?
Fritz Indra: An den derzeitigen Rückruf-Aktionen sehen Sie, was passiert, wenn man es zu kompliziert macht. Der Mensch neigt immer zur Verkomplizierung, und die Leute halten ihn dann für besonders intelligent. Das ist ein psychologisches Problem. Wenn ich etwas auf einfache Weise erkläre und jeder versteht es sofort, heißt es, der Indra ist eher Durchschnitt, und wenn ich ihm etwas so erkläre, dass er nichts versteht, sagt er sich: Das ist aber ein intelligenter Mensch. Und daraus resultiert, dass viele Menschen eher zu den komplizierten Lösungen neigen. Etwas kompliziert zu machen ist einfach. Die wahre Kunst ist es, nach der einfachen Lösung zu suchen.

Sie sagten auch, was niemand nachmacht, zu kompliziert ist und nach kurzer Zeit wieder vom Markt verschwindet, könne getrost als Flop der Automobilgeschichte gelten. Wo sehen Sie heute die Flops?
Der Vollhybrid ist marketingmäßig betrachtet kein Flop. Toyota hat mit diesen Fahrzeugen ja eine enorme Publicity bekommen. Aber auf der anderen Seite ist es so, dass andere ihn nicht in hohen Stückzahlen nachbauen.

Wie sieht es in puncto Qualität im Engineering aus?

Es ist zum Trend geworden, dass man in jede Nische geht. Die Entwicklung eines Vollhybriden erfordert etwa viel größere Entwicklungskapazitäten als ein normales Fahrzeug. Macht man das mit demselben Team, ist die Gefahr groß, dass man in Probleme hineinläuft, irgendetwas übersieht oder doch nicht so sorgfältig mit allen erforderlichen Testreihen entwickelt.

Erste Ursache bei Toyota waren Fußmatten, die sich verhakelt haben, dann gab es Probleme mit elektronischen Gaspedalen. Wie kann der „Mutter der Qualitätsperfektion“ so ein GAU passieren?
Da fragen Sie mich zu viel. Ich denke, es hängt mit überforderten Entwicklungsteams zusammen. Qualitätsprobleme haben aktuell auch Honda und VW in Brasilien. Um sicherzustellen, dass eine gleichbleibende Qualität von den Lieferanten auch bereitgestellt wird, sind permanente Qualitätskontrollen notwendig. Und diese sind nicht erfolgt.

Wie beurteilen Sie das Thema Elektroauto?
Ich sehe darin einen Riesen-Hype. Es wird im großen Stil nicht funktionieren. Wenn ich ein Dieselfahrzeug in einer Minute volltanke, fahre ich beinahe 1000 Kilometer, wenn ich eine Batterie eine Minute volllade, komme ich nur einen Kilometer weit. Bei General Motors, die den EV 1 bereits vor Jahren als erstes Elektroauto präsentierten, gab es die lustige Bemerkung: „Entweder du kannst die Klimaanlage anschalten, oder du fährst.“ Warum soll der Durchschnittsautofahrer für etwas mehr bezahlen, was weniger kann?

Wie sieht die Zukunft der Marke Opel aus?
Opel baut sehr gute, kundengerechte Autos – auch qualitativ. Aber sie können im Gegensatz zu Audi beipielsweise das Geld, das die Autos kosten, nicht von den Kunden verlangen. Und das ist der Grund, warum Opel zwar Autos verkauft, aber zu wenig oder kein Geld verdient. Weiters hat Opel das Handicap, dass es unter dem Corsa kein kleineres Auto gibt. Das müsste jetzt ganz schnell kommen.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Werbe-Fee am Ende

Werbe-Fee am Ende

Sean aus Baltimore liest die New York Times. Sean schreibt „Ich schaue mir Banner an, und das muss reichen“ und kommentiert damit die Entscheidung der Zeitung, ab nächstem Jahr Geld für ihre ins Web gestellten Artikel zu verlangen. Sean will nicht zahlen und liest dann halt etwas anderes. Ungerecht kommt ihm das schon vor, immerhin versieht er seinen Dienst als Kunde: Er verschenkt Aufmerksamkeit. Verrechnen will er dafür bis auf Weiteres nichts. Sean ist ein Leser mehr (ab Jänner einer weniger) und für die Zeitung ein Stückchen mehr Reichweite. Dass daher notwendigerweise alles gratis sein muss, ist allerdings ein Trugschluss. Ebenso, dass a) Ökonomie im Internet nicht funktioniert, b) die Google-Ads-Fee alles richten wird und c) Blogs das eh auch alles können. Dabei mag ich gratis, wirklich. Fernsehsendungen streame ich über die Website Hulu. Das ist gratis, und ich muss nur vier Werbespots anschauen, nicht 30. Würde ich für Hulu bezahlen? Nein. Würde ich für Hulu bezahlen, wenn die großen TV-Sender ihr Gratisvideoangebot im Web einstellen? Ja. Apple verkauft gerade sein zehnmilliardstes iTunes-Lied, dabei sind P2P-Tauschbörsen längst noch nicht tot. Wenn die New York Times mit ihrem Schritt alleine bleibt, wird Sean irgendwann erzählen, wie recht er hatte. Wenn andere Zeitungen mitziehen und die Preise vernünftig bleiben, wird auch Sean zurückkommen. Auch, weil er vor lauter Meinung in den Blogs die Fakten nicht mehr findet.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Auswahl nach Maß

Auswahl nach MaßDeloitte

Die Auswahl von qualifiziertem Personal ist ein wichtiges strategisches Thema in Unternehmen.Der zunehmende Kostendruck macht die Effektivität und Messbarkeit im Auswahlprozess noch wichtiger. Fehlbesetzungen und Missmanagement können Unternehmen in problematische, ja kritische Situationen bringen. Die professionelle und systematische Auswahl der richtigen Personen ist ein Erfolgsfaktor für die Zukunft.
Die Qualität des Auswahlprozesses kann durch den Einsatz einer Potenzialanalyse deutlich gesteigert werden. Dabei werden die erfolgskritischen Kompetenzen systematisch und detailliert beleuchtet und mit den Sollprofilen der zu besetzenden Positionen verglichen. Die besten Ergebnisse werden meiner Erfahrung nach durch eine Kombination von strukturiertem Interview und dem Einsatz von Persönlichkeitsverfahren erzielt. Qualitätskriterien für den Einsatz von Testverfahren sind unter anderem die Berücksichtigung des Anforderungsprofils (der Test soll Informationen über berufsrelevante Persönlichkeitsaspekte liefern), die Verwendung von Verfahren, die wissenschaftlichen Gütekriterien entsprechen, sowie die Auswertung der Tests durch Fachexperten. Wenn diese Qualitätskriterien eingehalten werden, geben sie dem Gesamtbild eine zusätzliche interessante Perspektive.
In der Praxis habe ich in der Suche und Auswahl sowie in der Kompetenz- und Potenzialanalyse immer wieder beobachtet, dass die Grundprinzipien eines transparenten, nachvollziehbaren, objektiven und qualitativ hochwertigen Such- und Auswahlprozesses oft unterschätzt, ja oft sogar vernachlässigt werden. Doch missgriffliche Fehlbesetzungen schaden dem Unternehmen nicht nur intern, sondern durch die negative Signalwirkung auch in der branchenkundigen Öffentlichkeit.
Laura Brunbauer ist Manager bei Human Capital Deloitte Österreich.

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Laura Brunbauer, Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Europa fördert Forschungsideen

Europa fördert Forschungsideen Photos.com

Durch den European Research Council wird innerhalb des 7. Rahmenprogramms zum ersten Mal die Grundlagenforschung auf Ebene der Europäischen Union gefördert. Deklariertes Ziel: im Wettbewerb der besten Wissenschaftler Ideen für die Zukunft zu lukrieren.

Das 7. Forschungsrahmenprogramm (7. RP) ist das mehrjährige Flaggschiffprogramm der Europäischen Union für gemeinsame Forschungs- und Technologieprojekte. Es stellt über einen Zeitraum von sieben Jahren (2007 bis 2013) mehr als 50 Mrd. Euro zur Verfügung.
Erstmals in der Geschichte der Rahmenprogramme wurde im 7. RP auch die spezifische Programmlinie „Ideen“ zur Förderung der grundlagenorientierten Spitzenforschung eingerichtet. Mit einem Gesamtvolumen von 7,5 Mrd. Euro können Forschungsprojekte zu jedem Thema in Hinblick auf Life Sciences, Physical Sciences & Engineering und Social Sciences & Humanities sowie interdisziplinäre Themen gefördert werden.

Attraktive Möglichkeiten
Sabine Herlitschka, Leiterin des Bereichs Europäische und Internationale Programme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), betont: „Das Programm ‚Ideas‘ dient erstmals in den EU-Rahmenprogrammen der Förderung der Spitzenforschung. Das ist eine wichtige Maßnahme zur richtigen Zeit. Mit 7,5 Milliarden Euro steht eine beachtliche Summe Geld zur Verfügung, um Spitzenforscherinnen und -forschern, wo immer sie sich befinden, attraktive Möglichkeiten der Forschungstätigkeit in Europa bieten zu können.“
Bisher wurden europaweit mehr als 43.000 Projektvorschläge mit mehr als 231.000 Beteiligungen aus Europa eingereicht und beurteilt (Stand: November 2009). Davon können 13.236 Projekte der Programmlinie „Ideen“ zugeordnet werden. Insgesamt wurden europaweit rund 6800 Projekte mit mehr als 45.000 Beteiligungen zur Förderung ausgewählt, darunter befinden sich 821 Projekte aus dem Bereich „Ideen“. Die durchschnittliche Bewilligungsquote liegt derzeit bei 15,7 Prozent, die Projekte der Spitzenforschung unter „Ideen“ wurden mit einer Bewilligungsquote von 6,2 Prozent gefördert.

Großes Potenzial
Österreich hat sich bisher hinsichtlich der Ausschreibungen des 7. Rahmenprogramms sehr gut entwickelt. In Summe sind heimische Teams 1137-mal an 813 Projekten (von europaweit 6800 Projekten) erfolgreich beteiligt, davon können 37 österreichische Beteiligungen an 27 Projekten der Programmlinie „Ideen“ zugeordnet werden. Bezogen auf „Ideen“ entsprechen die 27 österreichischen Projekte einem Anteil von 3,3 Prozent in Relation zu allen bisher geförderten „Ideen“-Projekten in Europa. Verglichen mit dem österreichischen Beitrag von derzeit zwei Prozent zum 7. Rahmenprogramm sind österreichische „Ideen“-Projekte mit den erwähnten 3,3 Prozent stärker vertreten.
Thematisch betrachtet finden sich die meisten österreichischen „Ideen“-Projekte von jungen Forschern, den sogenannten „Starting Grants“, im Bereich der Life Sciences. Bei den erfahrenen Forschern, den sogenannten „Advanced Grants“, haben österreichische Projekte bisher besonders gut bei Physical Sciences & Engineering abgeschnitten.

Ideen für Europa
Das Programm „Ideen“ ist Teil des 7. Rahmenprogramms der Europäischen Union und wird im Rahmen des „European Research Council“ (ERC beziehungsweise Europäischer Forschungsrat) abgewickelt. Die Auswahl der eingereichten Projekte erfolgt ausschließlich entsprechend deren Exzellenz mithilfe von externen Experten. Das Ziel des Programms ist es, kreativen und risikofreudigen Projekten der Spitzenforschung eine europäisch einheitliche Fördermöglichkeit zu bieten. Darüber hinaus soll mit dem Programm „Ideen“ Forschern außerhalb Europas eine attraktive Möglichkeit zur eigenständigen Forschungstätigkeit in Europa geboten werden. Das Programm bietet die Möglichkeit von „Starting Grants“ für junge Forscher und von „Advanced Grants“ für erfahrene Forscher. Abgewickelt wird das Programm „Ideen“ mithilfe des „Scientific Councils“ bestehend aus 22 Experten (Members) und der ERC Executive Agency.

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Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Der Schamane des Klanges

Der Schamane des Klangesprivat

Der österreichische Gitarrenbauer Tobias Braun arbeitet in einer weltumspannenden Nische.

„Wir verwandeln Holz in Emotion.“ Wenn Tobias Braun über seinen Beruf spricht, kommt seine ganze Liebe zu seinem Handwerk zum Ausdruck. Tobias Braun ist einer von nur zwei österreichischen Gitarrenbauern, die sich ausschließlich dem Bau klassischer Konzertgitarren widmen. Die meisten seiner Kollegen – in Österreich und anderswo – betreiben neben dem Gitarrenbau noch einen Musikalienhandel und ein Reparaturservice.
Zwischen 80 und 100 Arbeitsstunden wendet Braun für die Fertigung einer Gitarre auf; diese verteilen sich wegen der Trocknungszeiten und der Logik einzelner Arbeitsschritte auf zwei bis drei Monate. Stets hat Braun mehrere Instrumente gleichzeitig in Arbeit. Die Klientel ist groß, die Auftragsbücher sind voll. Von Krise keine Spur.

Vom Autodidakt zum Meister
Der Neubau von klassischen Konzertgitarren spielt sich in einer Nische ab, die aber weltumspannend ist. Die Kollegen respektive die Konkurrenz Brauns sitzen in England oder Schweden, in Amerika oder Australien. Doch die Szene ist überschaubar: Weltweit sind es nicht einmal 200 Gitarrenbauer, die ausschließlich neue Stücke fertigen. Diejenigen, die über große Händler international vertreten sind, arbeiten auf höchstem Niveau. Braun vergleicht: „Es ist wie in der ATP-Liste im Tennis; in den Top 100 sind sehr viele gute Leute.“ Deshalb weiß er auch: „Ausschließlich vom Neubau von Gitarren leben und eine Familie ernähren zu können, ist ein großes Glück.“
Tobias Braun, Jahrgang 1960, hat als Autodidakt begonnen. Parallel zu seinem Studium der Publizistik und Germanistik baute er im Alleingang seine erste Konzertgitarre. „Ich habe immer gern Gitarre gespielt und auch gern gebastelt. Aber ich habe damals gerade gewusst, wie man Hobel schreibt, nicht aber, wie man einen solchen richtig bedient.“
1984 landete er dann einen wahren Glückstreffer, als er den ersten öffentlich zugänglichen Gitarrenbaukurs bei José Romanillos in Zürich besuchen durfte; denn so ein Kurs auf höchstem Niveau wurde damals zum ersten Mal überhaupt veranstaltet. Noch heute schwärmt Braun: „Diese drei Wochen bei einem der weltbesten Gitarrenbaumeister waren der Himmel auf Erden. Ich habe dort das gelernt, was andere in drei Lehr- und Gesellenjahren lernen.“


Handwerk und Persönlichkeit

Heute ist Braun in der internationalen Szene eine feste Größe. Neben dem direkten persönlichen Kontakt zu professionellen Musikern, Musikstudenten und ambitionierten Amateuren ist er mit seinen Meisterstücken bei Händlern in England, Japan und den USA präsent. Auch wenn er selbst sich in Understatement übt: „Meine Gitarren werden überall auf der Welt gespielt, und ich habe weltweit keinen ganz unbekannten Namen.“
Was fasziniert ihn an diesem Beruf? Es ist vor allem einmal die Homogenität des handwerklichen Prozesses, die in anderen Berufen heute nicht mehr oft zu finden ist. „Ich gehe in den Wald und suche mir einen Baum aus, der irgendwann eine Gitarrendecke ergeben wird.“ Von da an begleitet er sein Material von der Lagerung des Holzes über die Verarbeitung der einzelnen Teile bis zum fertigen Werkstück.
Da ist aber auch die enge Verknüpfung zwischen dem Instrument und dem Wesen des Erbauers. Sein Lehrer hat ihn gelehrt: „Die Gitarre ist ein Ausdruck deiner Persönlichkeit.“ Braun selber beschreibt das philosophisch: „Wir sind einer der ganz wenigen Berufe, die zwischen der Materie und dem immateriellen Raum hin und her pendeln. Wir verwandeln Holz in Emotion. Wir sind Reisende zwischen zwei Welten, wie es sonst vielleicht nur Ärzte zwischen Leben und Tod oder Schamanen zwischen Sein und Nicht-Sein sind. Das ist etwas sehr Faszinierendes.“

Neue Dimensionen erschließen
Und was zeichnet eine Tobias-Braun-Gitarre aus? Der Meister nennt zwei Hauptkriterien: „Meine Instrumente reagieren schnell und setzen die Klangvorstellungen der Musiker sehr leicht um. Und sie haben einen sehr transparenten Klang, sodass man bei einem mehrstimmigen Stück die Notenlinie jeder einzelnen Saite ganz klar hören und verfolgen kann.“
Doch die schamanische Magie des meisterlichen Handwerks kommt dann vollends zum Vorschein, wenn die Musiker in ihrem Spiel merken, dass ihnen diese besondere Gitarre völlig neue Dimensionen des klanglichen Ausdrucks ermöglicht und erschließt. Tobias Braun: „Das ist für viele ein unglaubliches Erlebnis.“

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Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Eine Nische der Extravaganz

Eine Nische der Extravaganz APA/Fohrhiger

Luxus allein reicht nicht: Autobauer müssen auf Kooperation, Verbund oder Übernahme setzen.

Vor allem die Kunden in Fernost, Indien und Russland werden künftig beim Wachstum den Takt angeben. Der Boom dort wird den weltweiten Absatz von 53,9 Mio. Autos im vergangenen Jahr auf 66,5 Mio. Autos im Jahr 2016 schrauben. Eine Entwicklung, die deutsche Premiumhersteller wie Audi, BMW und Mercedes zu tief greifenden Veränderungen zwingen wird.
Denn die Unternehmen finden die meisten Kunden derzeit noch in Westeuropa, Nordamerika und Japan. In diesen Ländern aber werden nach einer Prognose des Instituts B&D Forecast in Leverkusen in zehn Jahren mit 38,6 Mio. Autos kaum mehr Fahrzeuge gekauft werden als im Jahr 2000. In diesen gesättigten Märkten also müssen die Bayern und Schwaben gegen Marken wie VW, Fiat oder Toyota kämpfen, um selbst das überlebensnotwendige Wachstum zu sichern.
Vorhersagen zufolge wird sich der Automarkt bis 2016 dramatisch spalten. Einerseits profitieren sogenannte Premiumautos, also teure, technisch höherwertige Fahrzeuge wie die von BMW, Mercedes oder Audi vom zunehmenden Wohlstand. Andererseits aber verlangt in Asien ein Heer von Kunden nach einer bezahlbaren Alternative. Diese Vehikel dürfen kaum 5000 Dollar kosten. In dieser Klasse liegt das wahre Eldorado der Autoindustrie.

Weltmarktführer werden Loser
An ihrem Wachstum gemessen, wirken BMW, Mercedes oder Audi klein. Sie laufen Gefahr, nur noch eine Nische der Extravaganz zu füllen. Aber Weltmarktführer bei Nischenprodukten zu sein, wird künftig nicht mehr reichen. Die Traditionsunternehmen bekommen den Kostendruck in der Produktion, aber noch stärker in Entwicklung und Vermarktung zu spüren. Er erzeugt einen Zwang zur Größe. Eine Zeit lang werden die Big Three aus Germany für die Exklusivität ihrer Autos noch gute Preise fordern können. Als globale Konzerne aber können sie ihre Zukunft nicht allein auf Luxus ausrichten. Sie müssen sich für den Massenmarkt öffnen. Ob BMW überleben wird, hängt entscheidend davon ab, ob das Unternehmen künftig wie 2009 insgesamt 1,3 Mio. oder fünf Mio. Autos jährlich verkaufen wird. Mit seiner Produkt- und Marktoffensive wird BMW sicher noch einige 100.000 Autos mehr absetzen, doch dem Potenzial sind, sieht man sich die Käuferschichten an, Grenzen gesetzt. Ziel kann es nicht sein, BMW und Mini selbst zu profillosen Massenmarken zu degradieren. BMW muss versuchen, sich in einen mächtigeren Verbund einzubringen – durch Kauf einer Massenmarke oder eine Kooperation. Im Gespräch ist Honda.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Endlich eigener Chef sein

Endlich eigener Chef seinKreatour

Eine gute Idee allein reicht nicht. Wichtig ist es heute, die richtige Marktnische zu finden.

„Deine Pilatesstunde ist höchste Qualität, da bekomme ich alles, was ich brauche – Bewegung und Erholung!“ Wenn Irmgard Käfer das hört, ist die frischgebackene Unternehmerin mehr als glücklich. Sie hat sich im vergangenen Herbst selbstständig gemacht und „Im Einklang“ gegründet. Schwerpunkt
ihrer Tätigkeit sind Konzepte und Training für eine gelebte „Work-Life-Balance“, Körperbildung und Bewusstseinstraining. Damit hat die Akademikerin auch eine radikale Kehrtwendung zu ihrem bisherigen Berufsleben eingeschlagen: Die studierte Mathematikerin war zuvor als Software-Entwicklerin im Einsatz. Heute vermittelt sie ganzheitliche Bewegungskonzepte.
Wellness und Fitness liegen im Trend, „Gründer müssen jedoch vermehrt auf eine gute Ausbildung und Zertifizierung achten, denn die Konkurrenz ist groß“, betont Gerhard Mikula, Projektleiter für die Abwicklung des Unternehmensgründungsprogramms (UGP) des Arbeitsmarktservice (AMS) bei ÖSB-Consulting.

AMS-Programm hilft Gründern
Das UGP unterstützt Arbeitslose auf dem Weg in die Selbstständigkeit finanziell sowie durch Beratung, Workshops, Kurse und Networking. Im Jahr 2009 wurden vom ÖSB in Wien 1223 Gründungen (736 männlich, 487 weiblich) betreut, das ergibt eine weibliche Gründungsquote von beinahe 40 Prozent. Das Ausbildungsniveau der Gründer ist sehr hoch. 31,31 Prozent verfügen über eine akademische Ausbildung (Uni oder FH). 23,86 haben maturiert. „Etwa jede siebente Neugründung in Österreich wird durch das UGP unterstützt. Auch drei Jahre nach der Gründung sind noch 87 Prozent selbstständig“, ist Mikula stolz auf die positiven Effekte des UGP. Insgesamt wurden im Jahr 2009 in Österreich 29.051 Unternehmen gegründet. 2008 waren es noch 29.536.
Mithilfe des UGP hat auch Heidemarie Zimmermann 2007 den Weg in die Selbstständigkeit gefunden. Die Mutter zweier Kinder hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Ob persönliche Zeitungen für Hochzeit oder Pensionierung, ob Festschrift und Eventjournal für Firmenkunden oder Lebenserinnerungsbücher – Zimmermann hat inzwischen ein umfassendes Angebot im Bereich Private und Corporate Publishing. Für ihre Lebenserinnerungsbücher wurde sie 2009 mit dem Mercur-09-Award der Wirtschaftskammer ausgezeichnet. Das Geschäft läuft, 2010 will die gelernte Betriebswirtin ihren ersten Mitarbeiter einstellen.
Spaß hat auch Stephan Kadlec bei der Arbeit: Er hat sich Anfang 2009 als professioneller „Outdoorcoach“ mit seiner neuen Firma „Kreatour“ selbstständig gemacht. Das erste Jahr ist für einen Jungunternehmer nicht einfach; wichtig ist es, „fest an sich selbst und seine Idee zu glauben, dann findet man auch die Energie dafür und verliert nicht den Mut, wenn die Buchungslage mal einen oder zwei Monate rückläufig ist“, rät Kadlec potenziellen Neugründern. Er hat seine Marktnische gefunden: Kadlec bringt die Natur rund um Wien Groß und Klein näher, sei es bei einer ganztägigen Wanderung und Rodelpartie für Kids oder bei einem Kletterkurs, der ganzjährig (in der Halle oder draußen) möglich ist.

Malen, Mode, Film
Optimistisch in die Zukunft sieht auch Melanie Mezera, die sich Ende 2009 ihren Traum eines eigenen Mal- und Kreativstudios erfüllt hat. Sie bietet mit ihrem Unternehmen „Magenta Maltherapie“ kreative Seminare und Workshops für Erwachsene und Kinder. „Am schönsten ist es, wenn Kinder mit leuchtenden Augen mein Atelier verlassen oder wenn Klienten von den positiven Auswirkungen der Therapie berichten“, freut sich Mezera.
Ebenfalls bunt geht es bei Heidrun Unterweger zu. Die studierte Biologin hat 2008 ihren Online-Shop für qualitativ hochwertige Organic-Cotton-Mode „B-dressed“ eröffnet und steuert auf Expansionskurs. „Die großen Vorteile sind Eigenverantwortung und Flexibilität“, sagt die Mutter eines siebenjährigen Sohnes.
Ebenfalls auf eigenen Füßen steht die Filmproduzentin Ursula Wolschlager. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Robert Buchschwenter hat sie 2008 die Film-Projektentwicklungsfirma Witcraft gegründet. Das erste Projekt, der Dokumentarfilm Gangster Girls von Tina Leisch, lief 2009 erfolgreich im Kino, heuer wird ein Spielfilm unter dem Arbeitstitel Die Vaterlosen im Frühsommer gedreht. „Das UGP hat mir wirtschaftliches Grundlagenwissen und hilfreiche Kontakte gebracht“, lobt Wolschlager das AMS-Programm.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Bremsklotz Dialekt

Bremsklotz Dialekt

Eine gemeinsame Sprache verbindet Menschen. Oft betonen Politiker, dass das Beherrschen der Landessprache eine wichtige Voraussetzung für Integration darstellt. Das weckt Erinnerungen. An meinen ersten London-Besuch vor über 20 Jahren. Der Mann meiner Cousine sprach tiefsten Dialekt. Ich verstand kein Wort. Meinem Bruder wurde unterstellt, er spreche schottisches Aberdeen-Englisch. Wir sprachen zwar eine Sprache, verstanden einander aber nicht. So gesehen diente der Dialekt immer schon als Sprachnische, als Sprachform mit geringster regionaler Reichweite. Auch im ländlichen Raum gibt sich der Dialektsprecher bereits im Nachbarort als ortsfremd zu erkennen. Deutsche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Dialekt ein Hauptgrund für eingeschränkte Mobilität am Arbeitsmarkt ist und Dialekte als eine Art regionales Gedächtnis fungieren. Der Globalisierung zum Trotz, obwohl immer mehr Anglizismen Einzug halten. Wer würde schon freiwillig auf die Idee kommen und „I bin jetz’ im ‚G’sichtsbuch‘ registriert“ sagen? Die Veränderung des Gesprochenen erfolgt eben langsam und schleichend. Nur lassen sich Dialekte als regionale Identität nicht einfach ausradieren. So gesehen verwundert es nicht, dass Migrantenkinder hierzulande ein Sprachgemisch aus bruchstückhaftem Deutsch und ihrer Muttersprache anwenden. Hervorragende Voraussetzungen für ein vereintes Europa der Regionen oder Integrationsbemühungen – das war jetzt zynisch gemeint.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Grundlagen für die Zukunft

Grundlagen für die Zukunftprivat

Wolfgang Neurath: „Gesellschaften, die ihre Institutionen der fortgeschrittenen Wissensproduktion nicht genügend fördern und fordern, werden langfristige Entwicklungsnachteile haben“, erklärt der Forschungsförderungsabteilungsleiter im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung.

economy: Der Europäische Forschungsrat (ERC) beziehungsweise das 7. Forschungsrahmenprogramm der EU fördert „Ideen“ . Reicht das aus, um der Grundlagenforschung den Stellenwert zu verschaffen, den diese verdient?
Wolfgang Neurath: Im Zuge der Entwicklung von modernen Gesellschaften zu „wissensbasierten“ Gesellschaften und Ökonomien werden die Resultate wissenschaftlicher Forschung und die Fähigkeit, solche Forschung auf hohem Niveau zu betreiben, unverzichtbare Ingredienzien sowohl der materiellen Produktion, der Fähigkeit von Gesellschaften, ihre Beziehungen zu ihren natürlichen Umwelten zu gestalten, wie auch der Fähigkeit zu gesellschaftlichem Diskurs und Selbstreflexion. Gesellschaften, die ihre Institutionen der fortgeschrittenen Wissensproduktion, in deren Zentrum die Forschungseinrichtungen stehen, nicht genügend fördern und fordern, werden langfristige Entwicklungsnachteile nicht nur, aber auch in ökonomischer Hinsicht haben. Der ERC ist Bestandteil des 7. Rahmenprogramms, womit zum ersten Mal auf EU-Ebene anerkannt wird, dass der Grundlagenforschung ein gleichrangiger Platz neben all den anderen Aktivitäten, die der Innovationssteigerung und der Ausbildung der Menschen für eine Wissensgesellschaft dienen, zukommt. Bei der Grundlagenforschung lässt sich jedoch nicht im Vorhinein angeben, welchen Verwertungsinteressen sie begegnen kann. Dennoch ist natürlich die Erwartung vorhanden, dass die „Frontier Research“ neue wissenschaftlich-technische Durchbrüche ermöglichen wird, die später als Innovation wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen bringen sollen.

Welche nationalen beziehungsweise internationalen Bemühungen gibt es darüber hinaus?
Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. Er ist allen Wissenschaften gleich verpflichtet und orientiert sich in seiner Tätigkeit nur an den Maßstäben der internationalen Scientific Community. Zudem gibt es eine Vielzahl von internationalen Förderprogrammen und Initiativen, die in direkter Kooperation mit ausländischen Partnerorganisationen durchgeführt werden, sowie Netzwerk- und Infrastrukturprogramme, die österreichischen Forscherinnen und Forschern die Beteiligung an länder­übergreifenden Initiativen erlauben, wobei die Finanzierung der konkreten Forschungsvorhaben meist extern erfolgt.

Welchen Stellenwert hat der ERC für die nationale Forschungslandschaft?
Die oben beschriebene Art von Pioniergeist soll nun auch die europäische Spitzenforschung erfassen. Europa hat die Bedeutung der Universitäten als zentraler Akteur bei der Verschiebung der Grenzen des Wissens erkannt, und das ist gut so. In diesem Kontext steht auch die Bedeutung für österreichische Spitzenforscherinnen und -forscher, die sich in den ersten zwei Ausschreibungsrunden über nationale Grenzen hinaus einem offenen und direkten Wettbewerb gestellt und trotz der hohen Bewerberzahl durchaus erfolgreich abgeschnitten haben.

Wie wichtig ist es in Hinblick auf eine internationale Reputation, dass sich österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Rahmen behaupten können?
Wissenschaft und Forschung spielen sich in internationalen Netzwerken ab. Das bedeutet, dass nationale Besonderheiten nicht mehr die epistemologische Grundlage für Art und Ausrichtung der Forschung sind. Forschung ist längst international ausgerichtet, der ERC macht dies deutlich.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

Fein-Tuning im Reich der Mitte

Fein-Tuning im Reich der MitteEPA

Der Skandal um giftigen Proteinersatz in Babynahrung setzt dem Ruf der chinesischen Fertigungsindustrie zu. In vielen Bereichen sind Produktionsschwächen jedoch überwunden. Hochtechnologie ist längst „Made in China“.

Das Melamin in der Milch war mehr als nur mangelhafte Qualität. Und es war mehr als ein Zufall. Es begann damit, dass chinesische Produzenten Milch mit Wasser verdünnten, um die Produktionsmengen aufzubessern. Weil die Proteinwerte danach nicht mehr stimmten, musste ein Ersatzmittel her. Das farb- und geruchlose Me­lamin erfüllte den Zweck.
Sechs Kleinkinder starben 2008 an Nierenversagen, über 290.000 Personen sollen laut offiziellen chinesischen Angaben durch die Me­laminzugaben erkrankt sein. Zwei Personen, die die chinesische Regierung als Verantwortliche für den Skandal identifizierte, wurden zum Tod verurteilt. Unverständnis hinterließ in der Weltöffentlichkeit, wie viele Personen wie lange Zeit von der Pantscherei gewusst haben mussten. „Die Kontaminierung war ein offenes Geheimnis, das möglicherweise von Hunderten Leuten bei Dutzenden Unternehmen geteilt wurde“, schreibt Paul Midler, Autor des Buches Poorly Made in China. Heuer wurden erneut Milchprodukte sichergestellt, die mit Me­lamin, das noch aus dem Jahr 2008 stammen dürfte, versetzt waren.

Produktionsschwächen
China ist Produktionsaußenstelle für den Rest der Welt. Industrielle in der Volksrepublik schaffen es, rasch Produktionsstraßen aufzusetzen, und sie liefern billig. Die Gehälter stiegen in den letzten Jahren deutlich an, doch mit 5000 Dollar (3700 Euro) pro Jahr lassen sich Arbeiter weiterhin um ein Butterbrot beschäftigen. Industrieanlagenbauer, die in verschiedenen Teilen Asiens Projekte ausführen, bringen ihre Arbeiter oft mit, nicht zuletzt, weil diese gut ausgebildet sind.
Das chinesische Wirtschaftswunder der vergangenen Jahrzehnte brachte mit zunehmendem Wohlstand und Wachstum auch die Herausforderung, diese Neuerungen zu balancieren. Die Situation Chinas vergleichen einige Marktbeobachter mit jener Japans in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Erzeugnisse „Made in Nippon“ waren seinerzeit zwar überaus günstig zu haben, qualitativ waren sie jenen aus dem Westen aber unterlegen. Doch Japan riss das Ruder herum. Es gelang, die Ausrichtung seiner Industrie von kurzfristigen auf langfristige Gewinne zu verändern, unter anderem über die sogenannte schlanke Produktion, mit der Schwankungen in der Herstellungskette reduziert werden. Qualität war es schließlich, was den anhaltenden Erfolg Japans sicherte.

Qualitätskontrolle
Und auch in China geht es längst anders. „Wenn Ihr Markenname auf dem Produkt steht, liegt es an Ihnen, sich um die Produktqualität kümmern“, beschreibt Harold Sirkin, Autor und Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group, die Bedeutung von Qualitätskontrollen über die ganze Produktionskette hinweg. Das kostet zwar Zeit und Geld. Wie erfolgreiche Beispiele zeigen, darunter jenes des Computerherstellers Apple, sind die Maßnahmen jedoch lohnend. Apple schafft es mit seinen in China produzierten und weltweit vergleichsweise teuer verkauften Produkten zu Margen, von denen die Konkurrenz nur träumt.
Die Außenhandelszahlen Chinas verdeutlichen die Aufholgeschwindigkeit des Landes. Der Staat exportiert bereits mehr Sonnenkollektoren und auch Windturbinen als Europa und die USA zusammen. Läuft alles nach Plan, soll 2010 auch die Produktion von Atomreaktoren für Kraftwerke vorangetrieben werden. 2009 markiert für die Volksrepublik jedenfalls einen bedeutenden Etappensieg: das Jahr, in dem Deutschland als weltgrößter Exporteur vom Stockerl gestoßen wurde.

Eigener größter Kunde

Die vergleichsweise günstigen Preise, die chinesische Firmen bei Produkten im Hochtechnologiebereich vorgeben, stärken nicht nur den Außenhandel. In vielen Bereichen ist das Land zunächst einmal sein eigener größter Kunde. So investiert der Staat derzeit massiv in Alternativenergie, entsprechend groß ist die Nachfrage nach nachhaltigen Kraftwerkslösungen.
Auf Überholkurs befindet sich China auch im Biotech-Bereich. Neu errichtete Forschungszentren werden zunehmend mit aus Übersee zurückkehrenden Wissenschaftlern besetzt. Immerhin gehen mehr als die Hälfte der naturwissenschaftlichen und technischen Doktorate in den USA bereits an asiatische Studenten, ein Großteil davon kommt aus China. Die weltweit wichtigste Biotech-Region Kalifornien hat die Nase zwar noch vorne. Doch China hat eine gute Ausgangsgrundlage geschaffen.

Economy Ausgabe 81-02-2010, 26.02.2010

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