Die komischen Schrullen der Milliardäre
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Was verbindet den saudischen Prinzen Al Walid, den Investor Warren Buffett und Ikea-Gründer Ingvar Kamprad? Sie alle hegen und pflegen ihre Milliardärsschrullen, denn sie sind nicht nur reich, sondern richtig reich.
Der saudische Prinz Al Walid Ibn Talal Al Saud ist kein Meister des Understatements. Der 54-jährige Investor, ein Spross der saudischen Königsfamilie, liegt zurzeit auf Platz 22 der Forbes-Liste der Superreichen mit einem Vermögen von 13 Mrd. Dollar. Trotz der Einbußen, die ihm die Finanzkrise gebracht hat, besteht for Al Walid noch lange kein Grund, den Kopf hängen zu lassen.
Schließlich ist er ganz im Gegensatz zu seinen zu Philanthropen gewandelten Milliardärskonkurrenten Bill Gates und Warren Buffett keiner, der eine Annehmlichkeit auslässt. Im Oktober 2007 machte er Schlagzeilen, als er als erster Privatkunde einen Airbus A380 in der sogenannten Flying-Palace-Ausstattung kaufte, zu Kosten von kolportierten 500 Mio. Dollar.
Was es dort nicht alles gibt: einen Lift über die drei Stockwerke des Flugzeuges, der nach der Landung bis zum Boden fährt und dort automatisch einen roten Teppich ausrollt. Eine Konzerthalle, ein Kino, einen Wellness Room, einen marmornen Hammam. Eine große geschwungene Freitreppe, eine Autogarage, Techno-Gadgets wie einen Hologramm-Projektor in allen vier Gäste-Suiten, der auf Wunsch auch einen Gebetsteppich ins Zimmer zaubert. Geflogen wird der A380 übrigens von Walids persönlicher Pilotin Hanad Zakaria Al Hindi, der ersten und einzigen saudischen Frau, die den Pilotenberuf ausübt. Ansonsten besitzt der Prinz eine der größten Motorjachten der Welt, eine Juwelensammlung im Wert von 750 Mio. Dollar, viele Paläste und noch allerlei mehr.
Beobachter sind sich nicht sicher, ob Al Walid geschmackssicher genug für seine anspruchsvolle Rolle als Milliardär ist. So ist zum Beispiel die Zentrale seiner Kingdom Holding in Riad, ein signifikanter Turm an der Hauptachse der Stadt, mehrfach zum „hässlichsten Wolkenkratzer der Welt“ gekürt worden. Al Walids Auftritt, obwohl stets in edles Tuch gewandet, wird etwas durch seine altmodische Brille, die ruppige Frisur und den Proloschnauzer konterkariert.
Was soll’s. Superreiche müssen keine Models sein, aber sie dürfen ihre Schrullen haben. Warren Buffett zum Beispiel trinkt angeblich nur Cherry Coke und weigert sich seit Jahrzehnten standhaft, sein Krankenkassa-Brillengestell durch ein moderneres zu ersetzen. Er bezeichnet Finanzderivate als „Massenvernichtungswaffen“ und jene, die damit spekulieren, als „Verrückte“. Und so manövrierte er seinen Investmentfonds Berkshire Hathaway bemerkenswert gut durch die Krise.
Doch nur ein Geizhals
Ein anderer Fall ist Ingvar Kamprad. Der Ikea-Gründer liegt zurzeit auf Platz fünf der reichsten Menschen der Welt mit einem Vermögen von 22 Mrd. Dollar, alles erwirtschaftet aus seinen Möbelläden und verwaltet an seinem steuerschonenden Wohnsitz in der Schweiz. Der 83-Jährige ist aber auch bekannt für seine Schrullen, etwa, dass jede seiner Reden an Firmenangehörige mit den Worten „Ich liebe euch alle“ beginnt.
Er ist auch berühmt und berüchtigt für seine zum Geiz übersteigerte Sparsamkeit, die Stoff für viele Anekdoten liefert. Auf Dienstreisen etwa nimmt er zum Verdruss seiner engeren Mitarbeiter am Zielort statt einem Taxi stets den Flughafenbus, und dies, wenn möglich, auch noch mit Seniorenrabatt. Er versendet an seine Mitarbeiter Weihnachtskarten, die vom letzten Jahr aufbereitet sind. Beim Einkaufen in seinen Möbelhäusern beharrt er stets auf einen Mitarbeiterrabatt, auch wenn es sich nur um eine Packung Teelichter handelt. Er fährt angeblich einen alten Volvo, den er bevorzugt bei Diskonttankstellen auftankt.
Doch 1994 hat Kamprad die Vergangenheit eingeholt, als die schwedische Zeitung Expressen aufdeckte, dass Kamprad in den 1940er-Jahren Mitglied der „Neuschwedischen Bewegung“, einer nationalsozialistischen Organisation, war und diese – ganz entgegen seinem sonstigen Geiz – auch großzügig finanziell unterstützt hatte. „Der größte Fehler meines Lebens“, sagte er nach der Aufdeckung. Die Schweden scheinen ihm verziehen zu haben.
Offenheit bewahrt Kamprad auch über sein Alkoholproblem. Er bezeichnet sich selbst als Quartalstrinker, der „Whiskey und Wein sehr mag“, aber aufpassen muss, nicht dauernd weiterzutrinken.
Wie sehr Superreiche aber auch den ganz natürlichen Dingen zugewandt sein können, zeigte die pikante Affäre rund um die BMW-Erbin Susanne Klatten. Die verheiratete Milliardärin hatte sich mit einem Schweizer Filou eingelassen, der sie anschließend mit kompromittierenden Videos erpresste. Wo die Liebe hinfällt: „Er war groß, schlank und so liebenswürdig“, sagte Klatten über ihren Gigolo, der sie um mehrere Millionen erleichterte, die sie ihm bereitwillig überließ. Klattens aktuelle Ersparnisse liegen bei rund zehn Mrd. Dollar. Wir bedauern.
Italienischer Anti-Milliardär
Es gab auch einmal Milliardäre anderer Art, nämlich solche, die es nicht sein wollten und innerlich dagegen und gleich gegen das ganze System kämpften. Ein Beispiel dafür war Giangiacomo Feltrinelli, der Spross der superreichen italienischen Industriellenfamilie gleichen Namens.
Feltrinelli (1926–1972) trat, trotz seiner Herkunft und seines üppigen Erbes, in den 1940er-Jahren einer linken, antifaschistischen Gruppe bei. 1954 gründete er den Verlag Feltrinelli, der unter anderem das weltbekannte Che-Guevara-Foto von Alberto Corda als Erster veröffentlichte. Feltrinelli finanzierte auch den Vietnamkongress 1968 in Berlin und knüpfte enge Kontakte zu Fidel Castro. Gleichzeitig saß er aber auch im Aufsichtsrat mehrerer italienischer Industriegiganten.
Im Laufe dieser Jahre zog es den Milliardär immer stärker zum politischen Aktivismus hin, bis er im linksterroristischen Untergrund abtauchte. Er tauchte wieder auf – als Leiche. Er lag im Jahre 1972 neben einem Hochspannungsmast nahe Mailand, den er angeblich eigenhändig hatte sprengen wollen.