Nachhaltige Entwicklung
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In den Unesco-Biosphärenparks sollen beispielgebende Wege, Instrumente und Mechanismen entwickelt und erprobt werden, das Prinzip der Nachhaltigkeit zu leben. Sechs davon gibt es in Österreich.
Die Idee zur Gründung von Biosphärenparks entstand in Paris im Jahr 1968. Damals diskutierten Repräsentanten aus über 60 Ländern auf der „Biosphärenkonferenz“ darüber, wie unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhalten werden können – und zwar so, dass Schutz und Nutzung gleichermaßen gewährleistet wären.
Im Jahr 1971 rief die Unesco schließlich das Forschungsprogramm „Man and the Biosphere“ (kurz: MAB) ins Leben, das seither auf interdisziplinärer Basis und international vernetzt Forschung fördert, die sich der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt sowie der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen
widmet.
Ab 1976 wurden die ersten Biosphärenparks etabliert, heute bilden 102 Staten das Unesco-Netzwerk der Biosphärenparks, dem auch sechs österreichische Gebiete angehören, nämlich: Gossenköllesee und Gurgler Kamm (beide Tirol), Großes Walsertal (Vorarlberg), Untere Lobau (Wien), Neusiedler See (Burgenland) und Wienerwald (Wien und Niederösterreich). Diese erstrecken sich in Summe auf einer Fläche von rund 1500 Quadratkilometern. Drei davon befinden sich im Gebirge, die beiden östlichen Parks repräsentieren wertvolle Feuchtgebiete, und die alte Kulturlandschaft des Wienerwaldes schließlich ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Nähe zu Großstadt Wien ein besonders wertvolles Mitglied des Unesco-Netzwerkes.
Zahlreiche Funktionen
Die Liste der Erwartungen, die an Biosphärenparks gestellt werden, ist lang: Sie sollen Lebensräume erhalten, als Basis für die Erforschung der Mensch-Umwelt-Beziehung dienen und eine weltweit koordinierte Beobachtung von Umweltveränderungen ermöglichen. Darüber hinaus haben Biosphärenparks den Auftrag, das öffentliche Bewusstsein und die Verantwortung für die Auswirkungen menschlicher Einflussnahme zu stärken. Gleichzeitig haben sie das Prinzip der Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen – Letzteres idealerweise mit innovativen Ansätzen und unter Beteiligung möglichst vieler Partner aus der jeweiligen Region.
Um diesen Herausforderungen beziehungsweise vielfältigen Funktionen auch nur ansatzweise gerecht zu werden, sind Biosphärenreservate in drei Zonen gegliedert, denen bei der Umsetzung der Biosphärenpark-Ziele unterschiedliche Schwerpunkte zugeordnet werden. Demnach dienen die sogenannten Kernzonen klassischem Naturschutz und sind von daher mit Nationalparks vergleichbar. In der Puffer- oder Pflegezone sind ökologisch nachhaltige Aktivitäten und rücksichtsvoll praktizierte Nutzungsformen wie Viehzucht, Landwirtschaft, Holznutzung, Tourismus und Umweltbildung erlaubt. Und die Entwicklungszone ist Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung. Sie schließt Siedlungsbereiche ausdrücklich mit ein und dient quasi als „Testgelände“ für nachhaltige Wirtschaftsformen.
Heimische Forschung
Das österreichische MAB-Forschungsprogramm wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung finanziert und durch ein an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedeltes Nationalkomitee verwaltet.
Dieses setzt sich aus renommierten Wissenschaftlern sowie aus Vertretern von Ministerien und Länderorganisationen zusammen und hat eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen. So etwa die Koordination der Forschungsaktivitäten, die Formulierung von programmbezogenen Forschungsstrategien, die Qualitätssicherung der Forschungsvorhaben, die Erarbeitung von neuen Forschungsschwerpunkten als auch die Stimulierung und Finanzierung neuer Projekte und Forschungskooperationen. Darüber hinaus ist es für die Einreichung eines Gebietes als Biosphärenpark bei der Unesco sowie für die Einhaltung der Unesco-Vorgaben verantwortlich.
Bereits seit geraumer Zeit fokussiert das österreichische MAB-Nationalkomitee seine wissenschaftlichen Arbeiten verstärkt auf die Forschung in und für heimische Biosphärenparks. Diese sollen den Biosphärenparkmanagern bei der Umsetzung ihrer Aufgaben dienen, aber die Gebiete auch als Objekte für Grundlagenforschung nutzen. In den letzten Jahren hat das Nationalkomitee eine Vielzahl von Forschungsprojekten finanziert. Jahr für Jahr gelangen Fördersummen in Höhe von 340.000 Euro für MAB-Aktivitäten zum Einsatz. Ein Großteil der damit finanzierten Forschungsberichte steht auf der Homepage der Österreichischen Akademie per Download zur Verfügung.
Zielsetzungen
1. Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt; Gebiete mit hoher biologischer und kultureller Vielfalt sollen in Zukunft stärker erfasst werden.
2. Einrichtung von Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung der Regionen; dabei ist die aktive Einbeziehung der lokalen Interessengruppen in alle Entscheidungsprozesse sehr wichtig.
3. Nutzung von Biosphärenreservaten als Forschungs-, Monitoring-, Bildungs- und Ausbildungsstätten mit dem Schwerpunkt Umwelt-Mensch-Beziehungen.
4. Kontinuierlich verbesserte Umsetzung des anspruchsvollen Konzeptes durch den Austausch von Good-Practice-Beispielen, die Erstellung von Management-Plänen, die Entwicklung von neuen Modellen zur Beteiligung der lokalen Bevölkerung, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften zwischen einzelnen Gebieten.