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04. Juli 2024

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Bilanzspiele mit dem „Humankapital“

Bilanzspiele mit dem „Humankapital“EPA/David Ebener

In Krisenzeiten greifen immer mehr Unternehmen auf Leiharbeiter zurück. Diese „flexiblen“ Arbeitskräfte sind ein zentrales Beispiel für die Verwandlung von Dienstnehmern in so genanntes Humankapital.

Die Krise, auch wenn sie von Wirtschaftslenkern bereits als quasi überwunden dargestellt wird, hat Österreich voll im Griff. Anfang September wartete der Arbeitsmarkt mit einer neuen Hiobsbotschaft auf: Die Lage ist dramatisch wie schon lange nicht. Österreichweit waren Anfang September knapp 240.000 Personen arbeitslos gemeldet. Rechnet man jene, die in Schulungen sitzen (rund 57.000), dazu, liegt die Arbeitslosenquote bei einem Rekordhoch von rund 300.000 oder 6,5 Prozent. Allein in Wien ist die Zahl der Nicht-Erwerbstätigen im August um fast 15 Prozent gestiegen, sagt Hans-Paul Nosko vom AMS Wien. Und es ist keine Entspannung abzusehen: Im Herbst, einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit bei den Saisonberufen zunimmt, dürfte die Zahl weiter ansteigen, befürchten Arbeitsmarktexperten.
Was dagegen tun? Es gibt eine Anzahl von Betrieben, die sich über die Krisenzeit mit flexiblen Leiharbeiterverhältnissen retten, so etwa Infineon oder Magna. Das lässt sich natürlich politisch ausschlachten, wenn etwa Infineon-Chefin Monika Kircher-Kohl kürzlich verkündete, ihr Unternehmen stelle nun wieder 100 Leiharbeiter ein, da Infineon in Kärnten „alle Hände voll zu tun“ habe.

Keine Nachhaltigkeit
Dabei geht es allerdings bloß um das Abdecken von Auftragsspitzen und keine nachhaltigen Arbeitsplätze. Für die fixen Beschäftigten steht Infineon die Maßnahme der Kurzarbeit zur Verfügung, die auch im Sommer für 1400 der 2300 Beschäftigen in Anspruch genommen wurde. Leiharbeiter können dagegen jederzeit an den Arbeitskräfteüberlasser „zurückgegeben“ werden und kommen hinsichtlich der Lohnnebenkosten deutlich günstiger.
Diese Maßnahme mag in Krisenzeiten legitim sein, die mediale Ausschlachtung ist
allerdings nicht anderes als ein PR-Gag. Leiharbeiter oder Zeitarbeiter erledigen die gleiche Arbeit, ohne dass sich das Unternehmen auf die üblichen Verpflichtungen einlassen muss. Leiharbeiter sind billiger und leichter zu entlassen, haben in den seltensten Fällen eine Chance auf einen fixen Vertrag und leben in einem konstanten Zustand der Unsicherheit – also Humankapital, das man je nach Bedarf auf dem Arbeitsmarkt herumschiebt.
Es existiert zwar für Leih- und Zeitarbeiter ein Kollektivvertrag („Kollektivvertrag für Arbeitskräfteüberlasser“), der auch Weihnachtsremunera­tion, Urlaubszuschuss, Krankengeld und Abfertigung vorsieht, allerdings in einem weit weniger für die einstellenden Unternehmen belastenden Maße als für eine Vollarbeitskraft. Dazu kommt die fehlende betriebsrätliche Vertretung am Arbeitsplatz, da Leiharbeiter ja beim Arbeitskräfteüberlasser angestellt sind. Leiharbeiter sind ein klassisches Beispiel für „Humankapital“ und die daraus folgenden Nachteile für persönliche Lebensläufe. So brachte die bisher umfangreichste Studie zur Situation der Leiharbeiter in Österreich, die die Arbeiterkammer (AK) Salzburg Anfang 2008 veröffentlichte, ein verheerendes Selbstbild derselben zu Tage.
In gleichem Maße, wie die Branche der Arbeitskräfte­überlasser in den letzten Jahren boomte und sich die Zahl der Leiharbeiter mehr als verzehnfachte, stieg der Pessimismus in dieser Beschäftigtengruppe. „Leiharbeiter sind zu vergleichen mit Ersatzbankspielern“, sagt Siegfried Pichler, der Präsident der AK Salzburg. „Brennt es, werden sie eingesetzt. Werden sie nicht mehr gebraucht, geht es zurück auf die Ersatzbank. Da Leiharbeitsverhältnisse nicht wirklich auf Dauer angelegt sind, darf sich das aber keinesfalls auf die soziale Absicherung der Arbeitnehmer auswirken.“

Sozial- und Lohndumping
Leiharbeit als Überbrückung oder Wiedereinstiegshilfe sei von Arbeitnehmerseite zu befürworten, aber keinesfalls, wenn damit Sozial- und Lohndumping einhergehen. Die Verdienstmöglichkeiten für Leiharbeiter sind folgerichtig wenig rosig. Der Mindestlohn beginnt beim ungelernten Arbeiter bei 6,70 Euro und endet beim Techniker bei 12,77 Euro brutto pro Stunde. Infineon-Leiharbeiter berichten von Nettolöhnen im Schnitt von rund 900 Euro, was deutlich unter den Löhnen ihrer fest angestellten Kollegen liegt. Dazu kommt, das Leiharbeiter die Ersten sind, die beim Eintritt von Kurzarbeit im Betrieb das rosa Briefchen bekommen, da die Beschäftigungsgarantie bei Kurzarbeit für sie nicht gilt oder von den Betrieben ignoriert wird. Eine Abdeckung von Auftragsspitzen wie im Falle von Infineon als „Mitarbeiterausbau“ zu bezeichnen, entbehrt daher nicht eines gewissen Zynismus.
In Deutschland, wo es ebenfalls zu einem dramatischen Anstieg der Leiharbeit gekommen ist, warnte die Gewerkschaft IG Metall bereits vor einer neuen „Armutsfalle“. Vor allem der Missbrauch von Leiharbeitsverhältnissen habe drastisch zugenommen, wie Detlef Wetzel, Funktionär der deutschen Gewerkschaft IG Metall, kürzlich im Spiegel erklärte. Es sei ein „unverantwortlicher Umgang mit Arbeitnehmern (...), Menschen eine Perspektive auf eine gesicherte Zukunft und ein gutes Leben“ zu verwehren, indem die verschiedensten Branchen Leiharbeitsverhältnisse nützen, um Dumping-Löhne zu etablieren.
Leiharbeiter sind ein klassisches Beispiel für „Humankapital“, ein Begriff, der nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben degradiere, sondern Menschen überhaupt „zu nur noch ökonomisch interessanten Größen“ mache, sagt die Gesellschaft für deutsche Sprache, die „Humankapital“ bereits 2004 zum „Unwort des Jahres“ gekürt hat. Der Gegenvorschlag der Wirtschaft war, das Wort mit „Humanvermögen“ zu ersetzen.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Wohnen umgeben von Freunden

Wohnen umgeben von FreundenDPA/Gensch

Zahlreiche Studenten bevorzugen als Unterkunft am Studienort moderne Studentenheime. Eine Kurzvisite in einem Stuwo-Studentenheim gibt Einblicke in das Leben im Akademiker-Hort zwischen geselligem Studentenleben, Lernkartause und permanentem Budgetmangel.

„Was geht mir hier ab?“, fragt Thomas Schmid unverblümt. Der 24-jährige Vorarlberger studiert Umwelt- und Bioressourcenmanagement in Wien und wohnt in einem der fünf Studentenwohnbau-Heime (Stuwo). Mit seinem Einzug in das Gebäude in der Spengergasse 27, das erst im Oktober 2007 seine Pforten öffnete, setzt er eine Familientradition fort. Schließlich wohnte bereits sein Vater Jahrzehnte zuvor ebenfalls in einem Wiener Studentenheim, auch wenn dieser die Wahl der Unterkunft seines Sohnes vorerst mit einiger Skepsis betrachtete. „Ich bin gern unter Leuten. Hier gehe ich in die Gemeinschaftsküche und kann Studenten aus fremden Ländern kennenlernen oder treffe Studierende verschiedenster Studienrichtungen von anderen Universitäten“, hebt der Jungakademiker das gesellige Zusammenleben hervor. Mit Semesterbeginn startet er nunmehr sein drittes Jahr im Studentenheim, in dem er auch schon als Studentenvertreter agierte. „Ich würde versandeln, wenn ich eine eigene Wohnung hätte.“
Laut letzter Volkszählung der Statistik Austria im Jahr 2001 leben in Österreich 6758 Personen in Internaten, Schüler- und in großer Mehrheit in Studentenheimen – Tendenz steigend. Im zehnjährigen Rhythmus nimmt die Anzahl der Alumnen um jeweils 20 bis 30 Prozent zu. „Unsere 297 Betten sind komplett voll, wir sind sozusagen ausgebucht“, erklärt die in der Verwaltung tätige Rebecca Schaundegl (40). Ihre Empfehlung: rechtzeitig anmelden. „Pro Semester werden nur rund 30 bis 35 Zimmer frei. Wir haben bereits jetzt Anmeldungen für das Studienjahr 2011/2012.“
Die Motive, die für die Entscheidung Studentenheim sprachen, sind mannigfaltig. Von der letzten Möglichkeit, die vor der Obdachlosigkeit bewahrte, weil rechtzeitig keine passende Wohnung gefunden wurde, über die Angst vor Vereinsamung bis hin zur bequemsten Lösung reichen spontane Antworten. Eltern waren in den seltensten Fällen der Antrieb, eher schon die neuwertig moderne Ausstattung.

Modernste Ausstattung
Trotzdem wirken die Zimmer spartanisch eingerichtet. Den Lernplatz markiert eine über die Zimmerbreite gehende Schreibtischplatte vor dem Fenster, davor misst ein an der Wand stehendes Bett beinahe die komplette Zimmerlänge aus. Ein Wandregal, ein Kühlschrank und ein Kasten runden den Wohnstandard ab. Obwohl einzelne Studenten versuchen, mit kleineren Wohnaccessoires wie geklebten Blumenmustern an den Wänden, Kleinpflanzen oder zum Relaxen einladenden Sitzsäcken ein wenig Wohnlichkeit zu verbreiten, kommt ähnlich wie in Hotelzimmern nie das Gefühl auf, dass hier jemand ein richtiges Zuhause besitzt.
Spätestens mit Studienende müssen die Alumnen ihr zehn Quadratmeter großes Zimmer verlassen, bei fehlendem Lern­erfolg manchmal bereits vorzeitig. Letztlich entscheidet die positive Leistungserbringung mittels Studienbestätigung und vorzulegendem Sammelzeugnis beim Unterzeichnen des Verlängerungsvertrages über den weiteren Verbleib.
Der Alltag im Studentenheim pendelt zwischen Rückzug in die Lernkartause und Präsenz in den Stockwerksgemeinschaftsräumen. De facto heißt der beste Freund Budgetmangel. Die meist von den Eltern eingebrachten finanziellen Zuwendungen müssen die gesamten Ausgaben abdecken. Der Einzelzimmerpreis beträgt 321 Euro, beinhaltet aber bereits Möblierung, Heizung, Strom, Warmwasseraufbereitung, wöchentliche Zimmerreinigung, Kabel-TV-Gebühren, Internet-Anschluss und bei Bedarf auch Bettzeug. Bei einigen hat es den Anschein, dass sie wie der Protagonist in Georges Perecs Roman Ein Mann der schläft über ihre täglichen Spesen Buch führen. Ein Päckchen Zigaretten, ein Mittagessen, ein Kinobesuch, eine Tasse Kaffee, eine Zeitung, das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, ein Duschgel, eine Zahnpasta, eventuell noch eine Tasse Kaffee, der monatliche Finanzbedarf summiert sich beständig. „Hier habe ich wenigstens den Luxus, dass Sauna und Fitnessraum im Haus sind, womit ich mir etwas spare“, rechnet Thomas Schmid vor.

Jahrelange Heimkarriere
Im Studentenheim gibt es kein morgendliches, minutenlanges Weckerläuten durch die Sprechanlage, keine aufgeschraubten Zuckerspender im Speisesaal und keine Pubertierenden, die ihre Lausbubenstreiche gegen die Heimleitung richten. Hier fehlt es nicht an Intimität aufgrund von Mehrbettzimmern, und es gibt keine früh versperrten Eingangstüren. Sehr wohl gibt es lange Anreisezeiten mit kurzen Wochenendvisiten im kilometerweit entfernten Elternhaus.
„Der Unterschied zwischen Schüler- und Studentenheim liegt darin, dass ich dort was zu essen bekam“, analysiert Lee Sangwha (23). Der Student für Wirtschaftsrecht kam als Zehnjähriger von Südkorea nach Tirol, um seine Schulzeit acht Jahre lang in einem Sechs-Personen-Zimmer zu verbringen. Heutzutage genießt er seinen persönlichen Luxus eines Einzelzimmers, zumal er bis spät nachts um zwei Uhr lernen kann, ohne auf Kollegen Rücksicht nehmen zu müssen. „Und mittlerweile habe ich auch jemanden gefunden, der für mich kocht“, meint er lapidar in einem Nachsatz.

Gemeinschaft Familienersatz
„Viele, die aus dem Hotel Mama mit 18 Jahren hierherkommen, sind teilweise sehr hilflos“, meint Rebecca Schaundegl. Sich selbst sieht sie als eine Art Mutterersatz, um mit einem breiten Grinsen hinzuzufügen: „Da tu ich mir leicht, weil ich selber zwei Kinder habe.“
„Ich sehe Studieren sehr wohl als Möglichkeit, woanders hinzukommen“, meint die Münchnerin Katrin Vos. Da die an der Technischen Universität Ins­kribierte (Wirtschaftsingenieurwesen/Maschinenbau) von den Alternativen Darmstadt, Aachen oder Karlsruhe wenig angetan war, zog es sie nach Wien, wo auch ihre Großeltern wohnen. „Ich wollte mich nicht selber einschränken, beispielsweise beim Nachhausekommen oder Musikhören. Im Studentenheim vermeide ich diesen programmierten Generationskonflikt.“
Und so sucht die 21-Jährige den Familienersatz in den Zimmern nebenan, um manchmal abends gemeinsam fernzusehen, auch wenn die Publizistikstudentin Lisa Schönbauer (22) kritisch anmerkt: „Irgendwie sind wir asozial. Wir hängen nur mehr hier im Haus auf der Dachterrasse rum.“ In der Spengergasse findet der von der Trendforscherin Faith Popcorn geprägte Begriff „Cocooning“ seine neue Bedeutung: wenn sich nämlich ganze Gruppen ein Lebensgefühl teilen und sich aus der Öffentlichkeit komplett ins häusliche Privatleben zurückziehen.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Interpretation der Welt auf Bestellung

Interpretation der Welt auf BestellungPhotos.com

Denkfabriken oder Thinktanks sind jene Labore, wo öffentliche Meinung zusammengebraut wird. In ihrer Organisation ähneln sie manchmal einer fast geheimbundartigen Elitenversammlung.

Die Rand Corporation ist einer der größten und wichtigsten Thinktanks der Welt. Das „Institut“ ist eine private Organisation, die sich durch staatliche Zuschüsse, private Spenden und Erträge aus Auftragsgutachten finanziert. So auch die offizielle Einstufung als Non-Profit-Organisation, als akademische Einrichtung für Denker, Soziologen, Politikberater und Strategen.
1948 gegründet, war Rand (Research and Development) eigentlich eine Beratungsorganisation für das amerikanische Militär. Zahlreiche Wissenschaftler ersten Ranges, die während des Zweiten Weltkrieges in die USA kamen, wurden in die Organisation eingebunden und konnten dort Forschungsaufgaben nachgehen, die von der jeweiligen Regierung der USA vorgegeben wurden. Meistens hatten diese mit Militär zu tun, auch wenn sich Rand daneben mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzte.
Es besteht aber kein Zweifel, dass die Hauptaufgabe der Organisation nach wie vor in der Militärberatung besteht. So hat Rand, nicht zuletzt durch so prominente Mitglieder wie die Ex-US-Minister Donald Rumsfeld oder Condoleezza Rice, etwa die Strategie der beiden Golfkriege ausgeknobelt; nicht umsonst unterhält Rand eine Zweigstelle in Doha, der Hauptstadt von Qatar, wo sich der größte Truppenstützpunkt der USA im Na­hen Osten befindet.

Illustre Persönlichkeiten
Im Aufsichtsrat von Rand, der mit jedem Regierungswechsel in den USA mehr oder weniger rotiert, sitzen illustre Persönlichkeiten, und die Besetzungen zeugen hier und dort, mit kritischen Augen betrachtet, durchaus von Interessenkonflikten. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist etwa Paul Kaminski, früherer Beschaffungschef des US-Militärs und zweckdienlicherweise auch gleich Aufsichtsrat von General Dynamics, einem der größten US-Rüstungskonzerne. Oder etwa die Ex-Vizechefin von Dow Jones, Karen Elliott House, der frühere US-Navy-General Richard Danzig, der pensionierte US-Airforce-General John Handy, Michael Lynton, CEO von Sony Entertainment, Michael Powell, Berater von Providence Capital, und andere Top-Leute aus Militär, Finanz- und Medienindustrie, zudem Harold Brown, früherer US-Verteidigungsminister, und Frank Carlucci, Ehrenaufsichtsrat der nicht minder mysteriösen Carlyle Group. Wenn man bisher nicht wusste, was man als militärisch-industriellen Komplex bezeichnen soll, hat man mit Rand Corporation ein gutes Beispiel.
„Kein Präsident würde es wagen, sich der beratenden Umarmung durch Rand zu entziehen“, urteilt Hermann Ploppa von der AG Friedensforschung an der Universität Kassel. „In aller Stille hat sich in den USA ein Wissenskonglomerat herangebildet, das zu einem Staat im Staate zu werden sich anschickt.“ Die Rand Corporation ist mittlerweile neben den USA und dem Nahen Osten auch in Europa präsent. Dort erhält sie etwa Unterstützung durch Auftragsgutachten von großen Firmen wie Daimler, Siemens oder Airbus und, weniger bekannt, von Verteidigungsministerien. „Die Kerngeschäfte von Rand liegen eindeutig in den Bereichen Militär und innere Sicherheit“, sagt Ploppa. So zählte es zur Kernaufgabe der Organisation, während der kriegswilden Jahre der Bush-Regierung dem Kongress stets neue Bedrohungsanalysen zu liefern, warum das Verteidigungsministerium und der Heimatschutz mehr Geld brauchen, wobei das Konzept „Homeland Security“ ebenfalls von Rand-Denkern stammt.
Rand ist ein exzellentes Beispiel, wie Thinktanks funktionieren. Und genau so muss man das Motto der Institution („Objective Analysis, Effective Solutions“) sehen. Ein Verfahren, das im deutschen politischen Sprachgebrauch etwas euphemistisch als „Herstellung von Entscheidungssicherheit“ bezeichnet wird.

Konversion von Geld

Schon der Name „Denkfabrik“ beziehungsweise das englische Wort „Tank“ (im Sinne von „Behältnis“) verdeutlicht, dass das Ergebnis des Denkens und Forschens einen Kapitalfluss nötig macht. Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann schreibt: „Man finanziert nicht Wahrheiten, sondern Organisationen, die sich um die Feststellung und Erforschung von Wahrheiten beziehungsweise Unwahrheiten mehr oder minder erfolgreich bemühen.“ Also, schließt Luhmann, findet in einem Thinktank, systemisch betrachtet, eine Konversion von Geld in Macht statt.
Rund 6000 Thinktanks oder vergleichbare Einrichtungen gibt es rund um den Globus. Von Rand über den harmloseren Club of Rome, vom liberalen Cato Institute in San Francisco über das Stanford Research Institute bis hin zur erzkonservativen Heritage Foundation. In Europa ist es zum Beispiel die einflussreiche Bertelsmann-Stiftung, die eine ähnliche Lobby-Politik in politischen und industriellen Kreisen verfolgt wie die US-amerikanischen Thinktanks. Oder etwa in Brüssel das European Policy Center, das Center for European Studies, das European Ideas Network sowie das European Network of Political Foundations oder das Londoner Institute of Economic Affairs. Der Kreis schließt sich dann auf nationaler Ebene etwa mit den Parteiakademien, in Österreich mit den Wirtschaftsforschungsinstituten, dem Hayek Institut Wien, der Forschungsstelle für institutionellen Wandel und europäische Integration, dem Österreichischen Institut für europäische Sicherheitspolitik sowie dem Österreichischen Institut für internationale Politik und dem Zentrum für angewandte Politikforschung.
Eine einflussreiche Denkfabrik in Österreich ist die Politische Akademie der ÖVP, kurz Polak genannt, die unter Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel zur Hochform auflief. Das SP-Gegenstück ist das Karl Renner-Institut. Die Institute erhalten einen guten Teil ihres Budgets aus der Publizistikförderung der Republik, womit sie quasi öffentlich finanziert werden.
Das Grundproblem der Thinktanks ist und bleibt aber ihre Abhängigkeit von der Macht. Denn Politik und Wirtschaft lassen sich ihre Entscheidungen nur äußerst ungern „von außen“ legitimieren.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Schmerzgrenzen des Wissens

Schmerzgrenzen des WissensKilian Kada

Wie banal muss Information sein, damit sie „nutzlos“ wird?

Wissen ist Macht, natürlich. Bildung nützt dem Individuum, ist der Karriere hilfreich, erklärt die Welt besser. Wissen macht gelassen, Bildung macht interessant. Doch wo zieht man die Grenze zwischen nützlicher Bildung und nutzlosem Wissen?
Wer im Geschichtsunterricht mit den Detaildaten aus dem Leben von mittelalterlichen Herrscherhäusern und Adelsstammbäumen gequält wurde, fragt sich heute vielleicht, wozu das gut gewesen sein sollte – zu wissen, dass der Franzosenkönig Philipp der Schöne Sohn von Philipp dem Kühnen war und sein Sohn Ludwig der Zänker, hieß. So what? Cui bono?
Während solches Wissen beziehungsweise seine Vermittlung einem erstarrten Schulsystem mit schwer überholungsbedürftigen pädagogischen Inhalten anzulasten ist, bringt uns die schöne neue Medienwelt das nutzlose Wissen frei Haus, und das in komprimierter Form. Das Auswendigkönnen von Michael-Jackson-Songtiteln zählt dabei genauso zum Gehirnmüll wie die Rangliste der einzelnen Staffeln von „Dancing Stars“ im ORF.
Eine Fundgrube für nutzloses Wissen ist in vielerlei Hinsicht der Sport. Hier hat es Formel-1-Historiker Heinz Prüller bekanntlich zu gro­ßer Meisterschaft gebracht. Er hat rund 70 Bücher mit Informationen vollgeschrieben, die manche Menschen für absolut entbehrlich halten, für Banalitäten aus der banalen Welt des Sports.

Nutzlos oder doch Macht
Von welchem Nutzen ist es, zu wissen, welche die zehn schwierigsten Kurven im Rennsport sind, welche die ersten Worte Michael Schumachers nach seinem Unfall von Silverstone waren, dass Felipe Massa seinen ersten Heim-Grand-Prix in Interlagos als erster Engländer seit 1996, als McLaren-Pilot seit 1999, als Jüngster der Geschichte gewann?
Man kann aus philosophischer Sicht natürlich sagen: Kein Wissen ist wirklich nutzlos. Die Philosophen und Denker meinen zwar selbstironisch, die Philosophie sei die Verkörperung des Nutzlosen, aber nur gemessen an ihrer Ökonomisierbarkeit. Schließlich sei es legitim, mit Immanuel Kant zu fragen: „Was kann ich wissen?“
Und Martin Heidegger schrieb: „Was Nutzloses ist, kann doch und erst recht eine Macht sein; was den unmittelbaren Wiederklang in der Alltäglichkeit nicht kennt, kann mit dem eigentlichen Geschehen der Geschichte eines Volkes im innigsten Einklang stehen.“
Da haben wir’s: Möglicherweise haben Heinz Prüllers gesammelte Banalitäten vielleicht doch einen Einfluss auf den Lauf der Dinge. Auch die Nieten der „Titanic“ sind ja nicht ganz ohne Bedeutung gewesen.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Auch Nicht-Bares ist Wahres

Auch Nicht-Bares ist WahresPhotos.com

Michael Bratl: „Heute kennen wir den Chip auf der Maestro-Bankomatkarte und auf Kreditkarten, und dort wird er auch in Zukunft sein. Aber er könnte sich ebenso auf anderen Medien befinden, um den Zahlungsvorgang abzuwickeln“, erklärt der Leiter des Bereichs Produktmanagement und Marketing Acquiring bei der Paylife Bank.

economy: Kann man den Spruch „Nur Bares ist Wahres“ schon als überholt abtun?
Michael Bratl: Der anhaltende Aufwärtstrend beim bargeldlosen Bezahlen deutet darauf hin, dass in zehn Jahren jede zweite Zahlung eine bargeldlose sein wird. Im Handel werden es sogar 75 Prozent sein. Konsumentinnen und Konsumenten werden künftig ein breites Portfolio an nicht-baren Zahlungsvarianten zur Verfügung haben und je nach Produkt und Händler wählen, über welches Medium sie zahlen möchten.

Ist die Umstellung von Magnetstreifen auf die Chip-Technologie in Europa bereits flächendeckend abgeschlossen?
Österreich hat hier technologisch eine absolute Vorreiterrolle eingenommen. Die Maestro-Bankomatkarte trägt bereits seit 1995 einen Chip, und seit 2005 sind auch alle Kreditkarten zu 100 Prozent auf Chip umgestellt. Für den einheitlichen Zahlungsraum SEPA (Single Euro Payment Area, Anm. d. Red.) soll bis Ende 2010 der EMV-Standard flächendeckend umgesetzt werden, der für Zahlungskarten einen Prozessorchip und damit kompatible Geldautomaten und POS-Terminals verlangt.

Welche weiteren Entwicklungen wird der Chip in der Folge ermöglichen?
Heute kennen wir den Chip auf der Maestro-Bankomatkarte und auf Kreditkarten, und dort wird er auch in Zukunft sein. Aber er könnte sich ebenso auf anderen Medien befinden, um den Zahlungsvorgang abzuwickeln: auf Armbanduhren, Schlüsselanhängern oder im Handy. Nächste Schritte werden auf den Basistechnologien Near Field Communication (NFC) und Radio Frequency Identification (RFID) aufbauen. Für Paypass von Mastercard Worldwide und Visa Wave von Visa International gibt es bereits internationale Pilotprojekte.

Das würde also den Übergang zu einer neuartigen kontaktlosen Technologie bedeuten?
Ja. Für Paypass von Mastercard Worldwide und Visa Wave von Visa International gibt es bereits einige internatio-nale Pilotprojekte. Diese Zahlungsvariante des sogenannten „Tap & Go“, bei der man den Chip nur kurz und ohne Kontakt an einem Terminal vorbeizieht, wird aber jedenfalls immer nur für kleinere Beträge eingesetzt werden. Für größere Transaktionen wird auch in Zukunft eine genauere Authentifizierung notwendig sein.

Sie haben Pilotprojekte erwähnt. Nennen Sie uns ein Beispiel?
Das größte Projekt dieser Art ist anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2012 in London geplant. Schon jetzt funktioniert etwa das komplette öffentliche Underground-, Bus- und Straßenbahn-Ticketing mit der kontaktlosen Oyster Card, auf die man ein Guthaben lädt und damit seine Fahrten bargeldlos bezahlt. Auch am Flughafen Heathrow sind schon überall Kontaktlos-Terminals installiert. Die Vision ist, 2012 ganz London mit der Kontaktlos-Technologie zu überziehen.

Sie haben die höhere Akzeptanz von bargeldlosem Zahlen im Handel angesprochen.
Der Bereich E-Commerce entwickelt sich rasant weiter, gerade in diesem Bereich bieten sich bargeldlose Zahlungsabwicklungen besonders an. Laut einer Studie gaben rund 80 Prozent der Befragten an, schon im Internet bestellt zu haben; 30 Prozent davon haben mit Zahlungskarten bezahlt. Umso wichtiger ist es, hier sichere Online-Zahlungsmöglichkeiten anzubieten. Mit der 3-D-Secure-Technologie Mastercard Secure Code, Maestro Secure Code und Verified by Visa gibt es schon heute sichere Zahlungsverfahren für Händler und Kunden.

Und wann wird das Bargeld gänzlich ausgedient haben?
Es wird im Zahlungsverkehr immer wieder innovative Schritte, aber nie finale Lösungen geben. Bargeld wird weiter verdrängt werden, aber für bargeldlose Zahlungsabwicklungen muss auf Händler- wie Kundenseite Akzeptanz da sein; das darf kein Zwang sein. Wenn der Handel sämtliche Zahlungsmöglichkeiten bietet, entscheidet letztendlich der Konsument, welche davon er nützt.

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Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Zahlen ohne Bargeld und Karte

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Der Handel über das Internet floriert. Dementsprechend erlebt auch der bargeldlose Zahlungsverkehr einen enormen Aufschwung. Payment-Dienstleister wie Qenta Paymentsolutions erwarten sich mittelfristig eine Flut an Produktinnovationen, die in letztendlicher Konsequenz das sogenannte Plastikgeld egalisieren werden.

Eine reibungslose und an die jeweiligen Konsumenten- und Händlerbedürfnisse angepasste Zahlungsabwicklung ist Grundvoraussetzung für eine Top-Performance im E-Commerce.
Welche Trends sich in Richtung bargeldlosen Zahlungsverkehr übers Internet abzeichnen, wissen Payment-Dienstleister wie Qenta. Geschäftsführer Roland Toch stellt fest: „Da wir uns im Internet im Regelfall weit vor dem Vor-Ort-Geschäft bewegen, hat die Zukunft bei uns bereits Einzug gehalten. Aus Endkundensicht gibt es viele innovative Technologien in Zusammenhang mit der Abwicklung der Zahlung. Etwa Technologien, wo man komplett auf das Medium der physischen Karte verzichtet – Stichwort Near Field Communications. Ein Beispiel dafür wäre, dass man mit dem Handy bei einem Point-of-Sale-Gerät über die Kreditkarte bezahlen kann, aber die Karte als physisches Medium nicht mehr benötigt wird.“

Vertrauen schaffen
Doch auch für Händler birgt der bargeldlose Zahlungsverkehr jede Menge Zukunftspotenzial. Vertrauensbildende Maßnahmen haben hier oberste Priorität. Im Internet hat man den Kunden ja nicht vor Ort, trotzdem muss nach Bestellung und virtueller Begleichung der Rechnung die Ware ausgefolgt werden.
„Für viele Händler ist dabei die Zahlungsgarantie ein wichtiges Thema. Das bedeutet, dass sie als Händler sicher ihr Geld bekommen, da sie in den meisten Fällen ja die Ware bereits versendet haben. Bei Visa und Mastercard gibt es dafür das sogenannte 3-D-Secure-Verfahren, das heißt: Der Endkunde registriert sich für dieses Verfahren, der Händler registriert sich für dieses Verfahren, und damit haben beide dann die Sicherheit, dass sie auch tatsächlich die sind, die sie vorgeben zu sein. Das geschieht durch die Identifikation via Passwort.“ In Zukunft werde es, ist Toch überzeugt, wichtig sein, dass sich die Zahlungsmittel an die Abwicklung der Händler anpassen und nicht die Händler an die Zahlungsabwicklung.

Individuelle Lösungen
Toch: „An Branchen wie Gaming oder Downloads, zum Beispiel von Klingeltönen, sehen wir, dass die Zukunft bereits Einzug gehalten hat. Hier wird dem Endkunden eine einfache, sichere und bequeme Art der Zahlungsabwicklung vorgelebt. Qenta Paymentsolutions ist seit seinem Bestehen bekannt dafür, dass es seinen Händlern innovativ die neuesten Zahlungsmittel und Zahlungsverfahren anbietet. Gleichzeitig versuchen wir aber auch, Händler dabei zu unterstützen, die richtigen Zahlungsmittel für die jeweilige Branche zu finden.“ Dass jedes Zahlungsmittel für jede Branche und für jeden Händler gleich geeignet wäre, hält Toch für einen Irrglauben. Maßgeschneiderten Lösungen, die sich nach den individuellen Bedürfnissen und dem Markt richten, würde seiner Meinung nach die Zukunft gehören.
Schließlich genüge es auch schon lange nicht mehr, einen Onlineshop zu installieren und fortan laufen zu lassen. Auch hier spiele Weiterentwicklung, basierend auf Erfahrungswerten, die sich im Umgang mit den Endkunden ergeben, eine entscheidende Rolle. Toch: „Wir sehen uns in diesem Zusammenhang als Dienstleister, auch was das grundsätzliche Verständnis des Marktes anbelangt. Das heißt: Vor der Umsetzung einer Payment-Lösung muss zunächst einmal eine unfangreiche Beratung stattfinden. Wir gehen dabei davon aus, dass das Internet die Richtung vorgibt, in welche sich die Zukunft der Zahlungsmittel und -verfahren entwickeln. Das große Interesse, auf das wir mit unseren Produkten bei Händlern stoßen, gibt uns recht.“

Simples Handling
Viele neue Technologien im Bereich der Zahlungsmittel werden momentan im Friendly-User-Betrieb getestet und – bei einem erfolgreichen Probelauf – in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Entscheidend ist dabei immer auch, ob der Endkunde dieses neue Zahlungsmittel schnell und einfach handhaben kann. Das bedeutet, es darf nicht zu technisch und auch nicht zu kompliziert sein. Darüber hinaus sollten diese neuen Technologien auch international nutzbar sein – sprich: eine Bezahlung in verschiedenen Wärungen gewährleisten. „Das ist für viele Friendly-User-Betriebe eher schwierig zu bewerkstelligen, und daher scheitern sehr viele neue Technologien eben auch an ihrer adäquaten Umsetzung“, weiß Toch.

Leistbare Technologien
Bleibt schließlich einmal mehr der Verweis auf die Kosteneffizienz. Neue Wege im bargeldlosen Zahlungsverkehr müssen – nicht zuletzt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen – für Händler wie auch für Endkunden erschwinglich sein. Toch: „Das wiederum bedeutet, dass sich die beste Technologielösung nicht auf dem Markt positionieren lässt, wenn sie zu teuer ist. Hierfür ist der asiatische Markt immer richtungsweisend, da dieser uns aufgrund der neuesten Technologien, etwa was Endgeräte im mobilen Bereich betrifft, in Europa vorleben kann, wie man derartige Innovationen adäquat auf dem Markt positioniert.“ Wenn man den europäischen mit dem asiatischen Markt vergleiche, so Toch, stelle man sehr schnell fest, woran die Einführung neuer Zahlungsmittel oftmals scheitere oder wodurch sie doch deutlich erschwert werde – nämlich aufgrund einer schier undurchschaubaren Vielzahl nationaler Standards.

Erleichterungen in Sicht
Toch: „Wir gehen aber sehr wohl davon aus, dass die geplante Einführung von SEPA (Single Euro Payments Area, Anm. d. Red.) uns in diesem Bereich viele Vorteile bringen wird und dadurch in weiterer Folge die neuen Zahlungsmittel und Zahlungsverfahren entscheidend beschleunigt werden.“ Qenta Paymentsolutions ist vor Kurzem dazu übergegangen, seine Dienstleistungen und Produkte auch in zahlreichen osteuropäischen Ländern anzubieten. Das Marktpotenzial dort ist laut Toch enorm – auch und vor allem was die Etablierung neuer Technologien im Zahlungsverkehr anbelangt.

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25.09.2009

Bewusster Umgang mit Klängen der Stadt

Bewusster Umgang mit Klängen der StadtLinz09/Tollerian

Das Linzer Akustikon ist ein Erlebnismuseum, ist Vermittlungs- und Forschungsstelle. Im Zentrum stehen dabei das Hören und die Möglichkeit der Mitgestaltung. Die Initiative richtet sich nicht gegen Lärm per se, sondern tritt für eine politische Mitbestimmung des akustischen Raums ein, der allen gehört.

Zuerst ist es ein Rauschen, dann kristallisieren sich Geräusche heraus. Stimmengewirr, ein Mann fragt: „Brauchen wir das?“ Er geht gut hundert Meter vom Akustikon entfernt am Linzer Hauptplatz an einem Hörrohr vorbei. Drei überdimensionale Hörröhre, die in unterschiedliche Richtungen weisen, vermitteln in der Hörkammer des Akustikons Impressionen der Stadt, ohne sie zu sehen.
Sich auf das Hören einlassen, das möchte das Akustikon unweit des Linzer Hauptplatzes erreichen. Es ist ein Zentrum des Hörens, eine Vermittlungsstelle, aber auch ein Ort der Forschung. Hundert Jahre ist es her, dass Filippo Tommaso Marinettis Manifest im Pariser Le Figaro erschienen ist und die Futuristen dem Lärm als Boten einer neuen, technisch dominierten Zeit huldigten. Hundert Jahre nach dem futuristischen Manifest stellt Peter Androsch, Musikintendant von „Linz 09“, dem sein eigenes, akustisches Manifest entgegen. Nicht gegen den Lärm per se, sondern gegen Zwangsbeschallung, für eine politische Mitbestimmung des akustischen Raums, der allen gehört.

Vernachlässigte Akustik
Das Akustikon ist dabei ein Ort der Bewusstwerdung. Und es wird gut angenommen. 3300 Besucher verzeichnete es im Juli und August, den beiden ersten Monaten seines Bestehens. An sieben Hörstationen, sogenannten Auditons, werden verschiedene Aspekte des Hörens behandelt. Man hört, wie man hört, wenn das Gehör beschädigt ist. Man hört, wie verschiedene Baumaterialien die Akustik beeinflussen, man hört nichts und spürt ein Gefühl der Bedrängnis, wenn im reflexionsarmen Raum Orientierungs- und Gleichgewichtssinn entschwinden. Auf visuelle Darstellungen wurde dabei weitgehend verzichtet. Im Zentrum der Wahrnehmung stehen das Gehör und der Selbstversuch.
Ein Beispiel: Schnippt man in einem Raum, der mit absorbierendem Kunststoffmaterial ausgekleidet ist, und danach in einem, wo Glas, Beton oder Metall verwendet wurden, ist der Unterschied eindeutig. „Man hört, wie sich durch Materialien etwas ändert. Schallharte Materialien wie Glas sind die Lieblingsmaterialien der modernen Architektur. Der Schall wird da aber wie ein Ball hin- und hergeworfen“, sagt Androsch. Bei Verkehrslärm zwischen Häuserfronten verhält es sich ähnlich.
Dass die Akustik in der Architektur oft vernachlässigt wird, dazu kann Androsch zig Beispiele nennen: „Es nutzt nichts, Architektur und Akustik zu trennen. Es ist ein Irrweg. Im Nachhinein kann ich das Desaster nur minimieren.“ Ein Beispiel sind Räume, in denen Sprache eine große Rolle spielt. Parallele Wände erhöhen die Lautstärke und erschweren es, einem Vortrag zu folgen. Zuhörer ermüden. „Und trotzdem bauen wir unsere Schulen wie Schuhschachteln.“ Mit dem Einsatz bestimmter Baumaterialien verhält es sich aber wie mit dem Lärm. Nicht alles ist per se schlecht. „Es gibt keine gute Akustik an sich, sondern nur für gewisse Aufgaben“, sagt Androsch.
Stolz des Hauses sind die beiden Polyfone, die alten Apothekerschränken gleichen und auf höchstem Niveau bis zu 17 Minuten Klang in den einzelnen Schubladen verbergen. „Harmonia Mundi“ heißt das größere der beiden Polyfone, das nach dem Hauptwerk des Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler benannt wurde. 672 Klänge sind in den Schubladen des Polyfons versteckt. Klänge, die von weit her kommen. Es sind die Klangprofile von Pulsaren, Kernfragmente explodierter Sterne, die hier hörbar werden. Sie können gleichzeitig abgespielt werden, das Polyfon wird damit zum Instrument. Minikonzerte mit den Klängen der untergegangenen Sterne sind in Planung. „Für Kepler wäre das ein Paradies gewesen“, meint Musikintendant Androsch.

Neues Studium
Nicht so weit her sind die Klänge des zweiten Polyfons. Zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten blieben aber auch sie unerhört. Karin Wagner und Norbert Trawöger haben das Polyfon „Verbotener Klänge“ kuratiert, aus dessen Laden Musik ertönt, deren Verfasser aus rassistischen, politischen, religiösen oder ästhetischen Motiven verboten und verfolgt wurden und werden. Schostakowitsch, Tauber, Weill – die Liste ist 128 Namen lang. Bewegt werden konnte unter dem Deckmantel „Hörstadt“, zu dem auch das Akustikon gehört, in Linz bislang einiges. Institutionen wie die Linzer Linien haben sich in Linz mit Aufklebern als beschallungsfreie Zone gekennzeichnet. Im Gemeinderat wurde Anfang des Jahres die Linzer Charta beschlossen, die dazu aufruft, „den akustischen Raum als zentralen Lebensbereich zu berücksichtigen.“
Das Akustikon ist dabei mehr als eine bloße Vermittlungsstelle. Es ist eine Forschungsstelle, die der Akustik nicht nur von physikalischer Seite, sondern auch aus sozial- und geisteswissenschaftlicher Perspektive gegenübertritt und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Dass vorwiegend arme Menschen in lärmbelasteten Gegenden wohnen, ist dabei nur ein soziologisches Beispiel. Im Herbst 2012 startet die Studienrichtung „Akustik“, die gemeinsam von Kunstuniversität und Johannes Kepler Universität angeboten wird. Der Lehrbetrieb soll zum Teil auch im Akustikon statt­finden.

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Anna Weidenholzer, Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Die Konsensdemokratie im Leerlauf

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Die österreichische Sozialpartnerschaft, einst ein europaweit gelobtes System der gesellschaftlichen und politischen Willensbildung, scheint ein Auslaufmodell geworden zu sein. Was einst ein Konsensverfahren zur Vermeidung offener politischer Konfrontationen war, ist heute über weite Strecken zahnlos.

Für die Fans der österreichischen Sozialpartnerschaft bedeutet diese Form der politischen Willensbildung schlicht eine „Form des Dialoges“, einen informellen Weg des Interessenausgleichs im Rahmen der sozialen und poltischen Kräfteverhältnisse. Ein wirksamer Weg, Konflikte zu vermeiden und den Ausgleich der Interessen vorparlamentarisch zu suchen, statt sie dem politischen Diskussionsprozess zu überlassen. Sozialpartnerschaft aber, so definiert sie der Politologe Emmerich Talos, beruht auf „äußerst anspruchsvollen Voraussetzungen, die in den hoch industrialisierten Ländern keineswegs die ‚Norm‘ darstellen“.
Diese Voraussetzungen sind nach wie vor das in Österreich überaus stark ausgeprägte Verbändesystem, gewissermaßen eine österreichische Form des Lobbyismus auf korporatistischer Ebene. Hier die Gewerkschaften, die Arbeiterkammern und die sozialdemokratischen Organisationen, dort die Industriellenvereinigung, die Wirtschafts- und die Landwirtschaftskammern.

Informeller Charakter
Natürlich gibt es auch in anderen Ländern ausgeprägte sozialpartnerschaftliche Modelle, etwa in Deutschland, der Schweiz und Skandinavien. Aber nirgends ist so sehr der typisch österreichische, „informelle“ Charakter dieser Konsensfindung ausgeprägt. Die Definitionen von Kritikern reichen hier von „Mauschelei“ über „Proporzfabriken“, „Diskussionsabtötung“, „Macht ohne Transparenz“ bis hin zu „korporatistisches System“.
In der Tat ist an all diesen Vorwürfen etwas dran: Was für die einen die Basis für eine „Insel der Seligen“ seit Kreisky-Zeiten ist, bedeutet für andere ein längst überholtes Modell einer postständestaatlichen gesellschaftlichen Unkultur, in der über wesentliche, die gesamte Bevölkerung betreffende Grundlagen des sozialen Systems hinter verschlossenen Türen, ohne tiefer gehende demokratische Kontrolle und ohne Einbeziehung legitimer Interessen von Randgruppen entschieden wird. Das war auch mit ein Grund, warum das sozialpartnerschaftliche Prinzip in den letzten Jahren aus den Reihen der Grünen, der Freiheitlichen und der Kommunisten unermüdlichen Angriffen ausgesetzt war. Von politischem „Kuhhandel“ war die Rede, von „amputierten Reformen“, „Kompromissanstalten“ und „Untergrabung des Klassenkampfbewusstseins“, je nach politischer Attitüde.
Bedeutet dies, dass Sozialpartnerschaft im modernen Europa von heute wirklich am Ende ist? Eine Antwort auf diese Frage ist aufgrund der zunehmenden Komplexität politischer Willensbildung in der EU schwer zu finden. Verbände, Interessengruppen und politische Vorfeldorganisationen sind zunehmend durch professionelle Lobbygruppen ersetzt worden. Viele politisch relevante Entscheidungen werden auf weit höherer Ebene als am grünen Tisch der österreichischen Kammerfunktionäre ausgehandelt.

Am Ziel vorbei
War die österreichische Sozialpartnerschaft bis in die frühen 1990er Jahre hinein nach dem Urteil des Politologen Talos ein System „nahe dem korporatistischen Idealtypus“, so hat sich dieses System in den Jahren danach laufend verwässert. Der Wandel der Arbeitswelt und der individuellen Erwerbstypen quer durch weite Bevölkerungsschichten durch Globalisierung und Liberalisierung habe durchaus zu einer Erosion der Sozialpartnerschaft geführt, meint Talos. Geschwächte Arbeitnehmerorganisationen, die Verbreitung neuer Formen von Erwerbstätigkeit wie Kurz-und Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung, Scheinselbstständigkeit und Werkverträge gesellten sich zum traditionellen Normalarbeitszeitverhältnis, also Umstrukturierungen im bewährten System, auf das die Sozialpartnerschaft mit ihren traditionellen Mechanismen kaum zu reagieren imstande ist. Die Interessen werden immer heterogener, als dass sie wie früher zwischen ein paar Verbandsgruppen zur beiderseitigen Zufriedenheit der politischen Welten ausgemacht werden könnten.
Während viele SPÖ-Politiker inklusive Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in diversen Ansprachen immer noch recht verklärt auf die Hochblüte der Sozialpartnerschaft zurückblicken, sehen es einige wenige durchaus nüchterner: In einer Zeitreise würde sich zeigen, dass der „viel bewunderte Mechanismus der Sozialpartnerschaft gestorben“ sei, stellte neulich Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky in einem Partei-Kolloquium fest. Die Gründe dafür würden in veränderten politischen und ökonomischen Voraussetzungen zu finden sein. Für eine neue Form stünden die Europäisierung des Interessenvertretungswesens und die Frage der Kollektivverträge im Mittelpunkt, so Vranitzky. „Es wird sich ein sehr brauchbares Konzept ergeben“, gab er sich überzeugt, das „neue Varianten des Korporatismus schaffen werde, die sich dann als fähige Antworten auf Neoliberalismus und Neokonservativismus etablieren können.“

Moderne Anforderungen
Im Klartext: Sozialpartnerschaft alten Schlages wird in Zukunft von „Neo-Korporatismus“ abgelöst werden. Diese etwas sperrige Bezeichnung will beschreiben, dass die freiwillige Einbindung frei gebildeter Interessenverbände in staatshoheitliche Aufgabenfelder den modernen Anforderungen von Konsensdemokratie entspricht. Beispiele für solche neuen Modelle auf EU-Ebene sind etwa der „Europäische Sozialdialog“, das deutsche „Bündnis für Arbeit“ und diverse Sozialpakte in den Mitgliedsländern. Die Deutschen bevorzugen allerdings die Bezeichnung „Konfliktpartnerschaft“ vor dem in Österreich lieber verfolgten Prinzip der „Konsenspartnerschaft“.
Die Sozialpartnerschaft müsse „schrumpfen, und sie muss sich vor allem europäisieren, weil österreichische Politik immer weniger in Österreich vermag“, sagt der Politologe Anton Pelinka. Wirtschaftskammer­präsident Christoph Leitl (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) haben darauf eine eher diplomatisch unverbindliche Anwort: Die Sozialpartner seien „Manager des Wandels und Partner der Regierung“. Es wäre allerdings falsch, konzediert Hundstorfer, wenn sich die Sozialpartnerschaft „auf ihre 50-jährige Erfolgsgeschichte zurückziehen würde“. Deshalb gibt es auch Vorschläge, den Begriff „Sozialpartnerschaft“ endgültig einzusargen und ihn in „Zukunftspartnerschaft“ umzu­taufen.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Südafrika: Nation auf dem Prüfstand

Südafrika: Nation auf dem PrüfstandEPA

Malerische Strände, eine weltweit einzigartige Landschaft – doch unter dieser glatt polierten Oberfläche kämpft der Staat an der Südspitze Afrikas auch 15 Jahre nach Ende der Apartheid noch immer mit großen Problemen.

Das Veranstaltungsland der Fußball-WM 2010 hat derzeit mit der ersten Rezession seit 17 Jahren zu kämpfen. Die Arbeitslosenrate liegt bei knapp 24 Prozent, das ist umgerechnet etwa gut die Hälfte der österreichischen Gesamtbevölkerung. Laut einer Studie gingen allein 400.000 Arbeitsstellen durch die globale Krise verloren.
Dabei blickte vor 15 Jahren die ganze Welt noch voller Hoffnung auf ihre damalige Lieblingsnation. 1994 wurde Nelson Mandela in dem Land, in dem knapp fünf Mio. Weiße gewaltsam über gut 30 Mio. Schwarze und Farbige ohne Mitbestimmungsrecht geherrscht hatten, zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Dem voran ging ein beispielloser Kampf für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit.

Mandela und die Apartheid
Mandela, der stets wiederholte, dass der Unterdrücker die Art des Kampfes bestimmt, engagierte sich bereits in jungen Jahren in der Widerstandsbewegung. Dort machte er sich schnell einen Namen, organisierte zunächst den friedlichen Widerstand, und erst, als das Regime den Druck erhöhte, Sabotage-Akte. Nachdem die Polizei bei einer friedlichen Demonstration 69 Menschen erschoss und 180 teils schwer verletzte, wurde Mandela schließlich Führer des militärischen Flügels der ANC-Partei, Umkhonto We Sizwe (Speer der Nation). Er entwarf selbst Pläne für einen bewaffneten Widerstand.
Anfang der 1960er Jahre tauchte Nelson Mandela unter. Erst nach etwa eineinhalb Jahren wurde er gefasst und kam mit seinen Mitstreitern auf die Anklagebank. Nicht zuletzt durch die internationale Aufmerksamkeit wurde die Strafe auf lebenslängliche Haft gemildert. 1990 kam Mandela schließlich nach 27 Jahren frei. Auf die Frage, wie er all die Zeit im Zuchthaus überlebt habe, antwortete er ohne Bitterkeit:„Ich musste meine Gefängniswärter befreien.“
Gewiss hat sich inzwischen vieles getan, um dem Ziel, eine multikulturelle „Regenbogennation“ zu errichten, in der alle die gleichen Freiheiten und Möglichkeiten genießen, näherzukommen. Schon früh wurde die „Kommission zur Wahrheitsfindung und Versöhnung“ ins Leben gerufen, um Vergangenheitsbewältigung auf beiden Seiten zu forcieren. Zudem gibt es heute elf offizielle Landessprachen. Auch wurde versucht, die Einkommensunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen auszugleichen; es entstand eine schwarze Mittelschicht.
Für die Unterschicht hat sich jedoch in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht viel verändert. Noch immer gibt es riesige Slums, Millionen von Menschen leben in Wellblechhütten, meist ohne Wasser und Strom, inmitten des Gestankes wachsender Müllberge. Soziale Unruhen stehen auf der Tagesordnung. Zu Anfang dieses Sommers wurden innerhalb eines Monats 30 gewaltsame Proteste in sieben der neun Provinzen registriert.
Rassismus ist noch immer ein brennendes Problem für beide Seiten. Ein weißer Südafrikaner beantragte unlängst Asyl in Kanada, da er in seiner Heimat aufgrund seiner Hautfarbe nicht mehr sicher sei: Seinem Antrag wurde stattgegeben.

Kritik an der Führung
Der Erwartungsdruck auf Präsident Zuma ist groß, nachdem dieser in einem populistischen Wahlkampf ein „besseres Leben für alle“ versprach und die Armutsbekämpfung zu seinem Hauptziel erklärte. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Der ANC wird es jedoch nicht leicht haben, seine Versprechen umzusetzen, da gerade jetzt durch die schwächelnde Wirtschaft das Geld fehlt.
Zudem wird von vielen Seiten stark bezweifelt, ob Jacob Zuma auch der Mann ist, der die Probleme des Landes lösen kann. Schließlich hatte er schon Gerichtsverfahren wegen Korruption und Vergewaltigung gegen sich laufen. Dass beide vor der Wahl aufgehoben wurden, lässt nicht viele Schlüsse zu.
Mittlerweile wird der ANC vielerorts stark kritisiert. Im Wahlkampf riss ein Trupp von Mitgliedern gerade jener Partei, die einst für Demokratie und Gerechtigkeit kämpfte, systematisch die Wahlplakate ihrer Konkurrenten ab. Viele Parteimitglieder gelten zudem als völlig abgehobene Neureiche, und während die einst weiße Elite langsam durch eine schwarze ersetzt wird, bleiben die Armen weiterhin auf der Strecke. „Die Parasiten von heute sind oft die Helden von einst“, beschwert sich etwa die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer.
Darüber hinaus ist das Aidsvirus, das sich zu einer veritable Pandemie ausgeweitet hat, sträflich vernachlässigt worden. Mandela selbst gestand sich diesen Fehler ein, rechtfertigte sich jedoch:„Ich hatte damals einfach keine Zeit – ich musste eine Nation aufbauen!“ Doch auch in den Jahren nach seiner Präsidentschaft gab es zu wenig Aufklärung zum Thema. Der neue Präsident Jacob Zuma ließ aufhorchen, als er meinte, man könne sich durch eine Dusche vor einer HIV-Infektion schützen.

Aids-Problem vernachlässigt
Laut der SAIRR (South African Institute of Race Relations) ist das Wissen bezüglich korrekter Präventionsmaßnahmen gegen das HI-Virus zwischen 2005 und 2008 in allen Altersstufen deutlich zurückgegangen, bei den 15- bis 24-Jährigen sogar um rund ein Viertel auf nur mehr 42,1 Prozent der Befragten. Dass diese junge Bevölkerungsschicht damit sogar noch um 0,8 Prozentpunkte unter dem Ergebnis der über 50-Jährigen liegt, zeigt, wie erschreckend wenig Aufklärungsarbeit hier geleistet wurde. Die Aussage des neuen Präsidenten ist doppelt beunruhigend, wenn man bedenkt, dass etwa sechs Mio. seiner Mitbürger sowie fast jede dritte schwangere Frau unter diesem Virus leiden, und jährlich etwa eine halbe Mio. Neuinfizierungen registriert wird.
Trotz all dieser Probleme darf man nicht vergessen, dass Südafrika in dieser Form noch keine 20 Jahre existiert und vielleicht gerade deshalb ein Land mit enormem Potenzial bleibt. Die Fußball-WM 2010 wird erwartungsgemäß einen Wirtschaftsaufschwung mit sich bringen. Nicht zuletzt auch im Namen der jungen Demokratie bleibt zu hoffen, dass dieser nicht nur der Elite zugutekommt.

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

Karriere

KarriereAWS

Karriere

• Einen personellen Wechsel gibt es im Aufsichtsrat bei Innovacell Biotechnologie in Innsbruck: Sonja Hammerschmid von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) übernimmt im Aufsichtsrat den Sitz des Investmentfonds Uni Venture. Sie folgt auf Franz J. Schmidthaler, der die AWS verlassen hat.

• Wilhelm Horak (45) hat die Verantwortung für den Geschäftsbereich „Raiffeisenbanken“ bei Raiffeisen Informatik übernommen. Der gelernte Banker folgt damit Josef Buxbaum, der diesen Bereich seit 1971 aufbaute und mit Ende dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird.

• Rüdiger Köster (51) hat den Geschäftsbereich „Technik und IT“ im Vorstand von T-Mobile Austria übernommen. Der gebürtige Deutsche folgt Jim Burke nach, der nach Bonn zur Deutschen Telekom zurückkehrt und dort das Service-Management leiten wird. Er komplettiert so das sechsköpfige Management-Team.

• Barbara Messner (31) ist die neue Vertriebscontrolling-Bereichsleiterin in der Allianz-Gruppe. Die gebürtige Steirerin studierte Betriebswirtschaft in Graz sowie an der Universität von Rennes. Nach dem Ende ihrer Ausbildung startete sie ihre Karriere bei Horváth & Partners Management Consulting.

• Bernd Petrisch wurde zum neuen Aufsichtsratvorsitzenden der Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research gewählt. Der frühere Landtagsabgeordnete, der sein Mandat vor den Wahlen im Frühjahr zurückgelegt hat, folgt der Zweiten Landtagspräsidentin Gudrun Mosler-Törnström nach.

Economy Ausgabe 76-09-2009, 25.09.2009

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