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04. Juli 2024

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Buchtipp

BuchtippPiper Verlag

Europäische Entdeckungsreise.

Ex-Monty-Python Michael Palin liebt es zu reisen, anstatt bedrückt zu Hause zu bleiben. Diesen Umstand nutzt die BBC seit Jahren: Sie schickte ihn bereits in 80 Tagen um die Welt, von Pol zu Pol, ins Himalaya-Gebiet, aber auch in die Sahara. Palins jüngste Rundfahrt führte den 66-Jährigen nunmehr in die nächste Nähe seiner Heimat und ließ ihn 20 Länder des alten Kontinents neu entdecken.
In bewährter Manier nimmt der Brite an besonderen Ereignissen teil (Herstellung des weltgrößten Omelettes), gelegentlich besucht er Wege abseits touristischer Trampelpfade. Das alles geschieht durchaus unterhaltsam, etwa wenn er am Marien­erscheinungsort Medjugorje mit den Worten „Michael, wo geht’s hier zu den Kreuzen?“ angesprochen wird (Filmzitat aus Das Leben des Brian) oder die monumentalen Statuenköpfe von Marx und Engels als „Gartenzwerge auf Anabolika“ beschreibt. Und auch die Vergleiche, die Palin zu seinem Geburtsland zieht, amüsieren.
Man könnte dem Autor oberflächliche Geschichtsvermittlung vorwerfen, wenn er über die Entwicklung einzelner Länder berichtet. Aber seine eigentliche Stärke bezieht dieses Buch aus den zahlreichen persönlichen Gesprächen, die Palin mit den Menschen führt, um sie auch mit ihrer jüngeren Geschichte (zum Beispiel in Hinblick auf Jugoslawien) zu konfrontieren oder sich ihre Meinungen anzuhören (zum Beispiel EU/Türkei). Und so wird Lust erzeugt, fremde Länder näher kennenzulernen, womit der 400 Seiten starke Reisebericht die Erwartung an ihn mehr als erfüllt.
Michael Palin: Europareise
Piper Verlag, 2009, 23,60 Euro
ISBN: 978-3-890-29361-5

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Sicherheit für den Händler

Sicherheit für den HändlerPhotos.com

Mit dem Standard 3-D Secure wird auch im Internet eine fixe Zahlungsgarantie geboten.

Das Wichtigste für jeden Händler, der seine Produkte über das Internet anbietet, ist, dass er für seine Verkäufe eine Zahlungsgarantie bekommt. Das bedeutet, dass der Händler sich sicher sein kann, dass er sein Geld erhält. Dafür bieten Visa International und Mastercard International einen internationalen Standard für die Akzeptanz von Visa, Mastercard und Maestro Securecode (Bezahlen mit der Bankomatkarte im Internet) an. Dieser Standard nennt sich 3-D Secure. Um ihn nutzen zu können, muss der Karteninhaber seine Kreditkarte für „Verified by Visa“ oder „Mastercard Securecode“, seine Bankomatkarte für „Maestro Securecode“ anmelden.
Auch der Händler und der Payment Service Provider (PSP), der die Zahlungen für den Händler abwickelt, müssen bei der Kreditkartengesellschaft für 3-D Secure zertifiziert sein. Bereits während der Eingabe der Kartennummer prüft der PSP, ob eine 3-D-Secure-Zahlung vorliegt; wenn ja, öffnet sich ein separates Fenster, in dem der Karteninhaber sein Passwort bekannt geben muss. Tut er das, wird eine vollständige 3-D-Secure-Zahlung durchgeführt, für die der Händler eine Zahlungsgarantie erhält.
Um ihr Kundenpotenzial zu vergrößern, akzeptieren die meisten Händler aber auch Karten, die über keine 3-D-Secure-Funktion verfügen. In diesem Fall findet die normale Kartenprüfung statt, und der Händler sieht in seiner Software, dass diese Zahlung ohne 3-D Secure durchgeführt wurde.

Unterschiede bei Abbuchung
Für den Händler ist es wichtig, zu beachten, dass ein gro-ßer Unterschied besteht, ob mit Kredit- oder Bankomatkarte bezahlt wird. Bei einer Zahlung mit Kreditkarte hat der Händler sieben bis 14 Tage Zeit, die Kreditkartentransaktion zu buchen. Für den Fall, dass er die Ware nicht prompt liefern kann, hat er also die Möglichkeit, den Betrag erst zu buchen, wenn die Auslieferung tatsächlich erfolgt. Bei einer Zahlung mit Bankomatkarte und Maestro Securecode gibt es ebenfalls die Zahlungsgarantie, aber der Betrag wird bereits drei bis vier Tage später vom Konto des Karteninhabers abgebucht. Roland Toch, Geschäftsführer des Payment Service Providers Qenta Paymentsolutions, dazu: „Deshalb empfehlen wir Händlern, die in Webshops Waren verkaufen, nur klassische Kreditkarten, allerdings mit 3-D Secure, zu akzeptieren, dagegen Händlern, die Dienstleistungen vertreiben, Kreditkarten und zusätzlich Bankomatkarte mit Maestro Securecode.“

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Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Prozessorchip statt Magnetstreifen

Prozessorchip statt MagnetstreifenPhotos.com

Bis Ende 2010 soll für bargeldloses Zahlen in ganz Europa der EMV-Standard umgesetzt werden, der für Karten und Terminals die Vorteile der Chip-Technologie nutzt, um höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

Wer regelmäßig mit der Maestro-Bankomatkarte im Supermarkt, an der Tankstelle oder in anderen Geschäften bezahlt, wird registriert haben, dass im Lauf der letzten Monate die Umstellung auf neue, schlanke Bankomatkassen erfolgt ist. Diese Weiterentwicklung war notwendig, weil die Umsetzung des einheitlichen Zahlungsraums Sepa (Single Euro Payment Area) bis Ende 2010 ein Terminal für den Point of Sale verlangt, das europaweit eingesetzt werden kann.

Europaweiter Standard
Damit soll bis Ende 2010 die flächendeckende Anwendung des EMV-Standards gewährleistet werden. Das Kürzel EMV steht für Europay International, Mastercard und Visa, die diesen Standard entwickelt haben. EMV bezeichnet eine Spezifikation für Zahlungskarten, die mit einem Prozessorchip anstelle eines Magnetstreifens ausgerüstet sind, und für die damit kompatiblen Geldautomaten und POS-Terminals. Die Vorteile der Chip-Technik liegen in deren Sicherheitsmerkmalen: sichere Verschlüsselung, Echtheitsprüfung der Karte und Nutzung der Karte nur in Kombination mit einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN).

Vorreiterrolle Österreichs
Warum Zahlungskarten mit Chip in Österreich nicht unbedingt ein Novum darstellen, erklärt Prokurist Walter Bödenauer, Leiter des Bereichs Sicherheit der Paylife Bank (früher Europay Austria): „Öster­reich hat hier von Anfang an eine technologische Vorreiterrolle eingenommen. Unsere Maestro-Bankomatkarte ist bereits seit 1995 mit einem Chip ausgestattet und seit 2004 voll EMV-tauglich. Seit März 2005 ist auch die Migration aller Kreditkarten abgeschlossen, sie sind nun zu 100 Prozent auf Chip umgestellt.“ Nicht zuletzt durch diesen hohen technischen Sicherheitsstandard haben die Anwender der österreichischen Maestro-Bankomatkarte heute großes Vertrauen in das bargeldlose Bezahlen. Die jährlich zweistellig wachsenden Transaktionszahlen an den rund 90.000 Bankomatkassen belegen das deutlich.

Persönliche Sorgfalt
Dennoch weisen Sicherheitsexperten wie Walter Bödenauer immer wieder darauf hin, dass die Anwender einige grundlegende Verhaltensregeln beachten sollten: „Grundsätzlich sollte man eine Zahlungskarte wie einen Wertgegenstand behandeln und sie immer sicher verwahren. Vor allem aber sollte der PIN-Code weder darauf noch irgendwo in der Nähe notiert werden, denn er ist der Schlüssel zum Geld auf dem Konto.“ Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Notfallnummern der Bankomatkarte und sämtlicher Kreditkarten sowie die jeweiligen Kartennummern im Handy zu speichern, damit man bei Verlust oder Diebstahl die Karten sofort sperren lassen kann.

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Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Florierende Forschungslandschaft

Florierende ForschungslandschaftPhotos.com

Mit dem aktuellen Budget setzt Österreich sein Wachstum im Bereich Forschung und Entwicklung kontinuierlich fort. Zahlreiche begleitende Maßnahmen sollen die Innovationskraft des Landes zusätzlich stärken.

Der aktuelle Forschungs- und Technologiebericht, der im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie und des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend von Joanneum Research erstellt wurde, unterstreicht einmal mehr die positive Entwicklung der heimischen Forschungslandschaft.
Demnach hat Österreich in den vergangenen Jahren einen enormen Aufholprozess im Forschungsbereich gestartet und ist damit auf dem besten Weg, zu den europäischen „Innovation Leaders“ aufzuschließen. Bereits 1998 lag Österreich in der Intensität von Forschung und Entwicklung (F&E) über dem EU-Durchschnitt, 2004 schließlich auch über dem OECD-Durchschnitt. Derzeit liegt die Republik beim sogenannten European Innovation Scoreboard (kurz: EIS) auf dem 6. Platz und führt damit die Gruppe der „Innovation Followers“ an.

F&E-Quote steigt
Auch heuer wird die F&E-Quote trotz flauer Konjunktur weiter steigen. Derzeit geht man von einer Erhöhung von 2,66 Prozent (2008) auf 2,73 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. In Summe wird die F&E-Finanzierung des Bundes mit 8,9 Prozent über dem Wert von 2008 liegen. Damit wird zugleich auch ein ganz wesentlicher Beitrag zur Stabilisierung der österreichischen Forschungsausgaben geleistet, denn schenkt man den Prognosen der Experten Glauben, ist aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums mit einem deutlichen Rückgang der F&E-Ausgaben des Unternehmenssektors zu rechnen. Befürchtet wird ein Minus in der Größenordnung von mehr als fünf Prozent. Annähernd dieselbe Summe wird auch für jenen Anteil der F&E-Ausgaben erwartet, die aus dem Ausland kommen. Zur Erklärung: Rund 90 Prozent der F&E-Ausgaben im Unternehmenssektor stammen von ausländischen Konzernen, die F&E-Aktivitäten ihrer österreichischen Töchterunternehmen finanzieren.
Angesichts dieser wenig berauschenden Aussichten mehren sich die Stimmen jener, die ein mittelfristiges „Wachstumspaket“ beziehungsweise ein „drittes Konjunkturpaket“ für F&E fordern. Dieses sollte, zeitgerecht geschnürt, spätestens dann wirksam werden, wenn es auch mit der allgemeinen wirtschaftlichen Situation wieder bergauf geht, und zusätzliche Impulse bewirken.

Förderprogramme
Neben dem Forschungsbudget werden von der Bundesregierung zahlreiche zusätzliche Maßnahmen getroffen. So etwa sollen die risikohaften und wachstumsorientierten Finanzierungsmöglichkeiten für innovative Technologieunternehmen ausgebaut und das Innovationsscheck-Förderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weitergeführt werden. KMU, die aus ökonomischen Gründen nicht die Möglichkeit haben, Forschungskompetenz im eigenen Haus aufzubauen, wird seitens der Bundesregierung mit einem entsprechenden Programm („Humanressourcen für die Wirtschaft“) hilfreich unter die Arme gegriffen. Erklärtes Ziel dieser Initiative ist es, österreichischen Unternehmen Innovations-Know-how zur Verfügung zu stellen.
Erhöhte Aufmerksamkeit will man auch dem F&E-Nachwuchs dieses Landes zuteilwerden lassen. So sollen breit angelegte Kampagnen an Schulen, Forschungseinrichtungen und in Betrieben das Interesse von Jugendlichen wecken. Ein weiterer Aspekt der Bemühungen um eine künftige Spitzenpositionierung Österreichs im F&E-Bereich betrifft die Intensivierung der Beteiligung heimischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen am 7. EU-Rahmenprogramm (für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration). Schon jetzt sind österreichische Forscherinnen und Forscher sowie zahlreiche heimische Einrichtungen hier äußerst erfolgreich unterwegs (siehe Seite 14), künftig soll Österreichs Anteil an diesem Förderprogramm durch Initiativen des Bundes noch weiter gesteigert werden.

Bereiche stärken
„Potenzial nach oben“ ortet Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) auch in Sachen Grundlagenforschung. Aktuell fließen rund 17 Prozent der Forschungsausgaben in diesen Bereich. Das soll sich demnächst schon ändern, schließlich stellt ja gerade die Grundlagenforschung künftige Innovationen sicher. Ambitioniertes Ziel bis 2020: Ausbau der Förderung der Grundlagenforschung von derzeit 0,41 Prozent auf rund ein Prozent des BIP. Bis allerspätestens 2020 will Österreich auch zu den europäischen Spitzenreitern in Sachen Innovation gehören. Vier Prozent des BIP sollen dann für F&E aufgewendet werden.
Um unter die Top drei zu kommen, sind allerdings noch ein paar Hürden zu nehmen. Schwächen zeigen sich derzeit vor allem im Bereich Humanressourcen (sprich: der hierzulande relativ niedrigen Akademikerquote), dem Bereich Risikofinanzierung, bei der Handesbilanz bei Technologiegütern und beim Export wissensorientierter Dienstleistungen. Heute schon überdurchschnittlich gut aufgestellt ist Österreich indes im Bereich der Unternehmensinnovationen und -kooperationen sowie bei den Patenten, Trademarks und Designs.

INFO
Der Europäische Innovationsanzeiger (European Innovation Scoreboard – EIS) bildet die Innovationsentwicklung in der EU und gegenüber anderen Märkten (vor allem USA und Japan) ab. Die Darstellung erfolgt dabei auf Basis bestimmter Indikatoren. Der EIS 2008 umfasst 28 Indikatoren, gegliedert in drei Dimensionen: nämlich „Enablers (Humanressourcen, Finanzierung und Unterstützung), „Aktivitäten der Unternehmen“ (Investitionen, Verbindungen und Unternehmertum, Throughputs) und „Outputs“ (Innovationen, wirtschaftliche Effekte). Österreich hat sich seit dem erstmaligen Erscheinen des EIS im Jahr 2000 kontinuierlich vom 11. auf den 6. Platz weiterentwickelt und führt derzeit die Gruppe der „Innovation Followers“ an.

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Schneller bergab mit dem Mountainbike

Schneller bergab mit dem MountainbikeDPA/Uwe Zucchi

Der Trend, Anhöhen mit schwergewichtigen Downhill-Bikes bergab zu fahren, ist nun auch endgültig in Österreich angekommen. Die heimischen Skigebiete rüsten ihre Berge mit Freeride- und Downhill-Angeboten auf und hoffen so auf neue Gäste im Protektoren-Outfit. Ziel ist es, das Bergabradeln als Familiensport zu etablieren.

Früher ebenso wie heute gehört ein Hang zur Selbstquälerei dazu, um das Mountainbiking als Hobby zu betreiben. Immer wieder geht es mit Ach und Krach und mit viel Schweiß bergauf. Manche lieben diese „Quälerei“, andere wollten schon immer nur bergab fahren. Als Erste hatten die Betreiber des Blackcomb-Lifts im kanadischen Whistler die glorreiche Idee, Mountainbiker zum Gipfel zu chauffieren. Das war 1990.
Mittlerweile hat man in vielen anderen Skigebieten der Welt erkannt, dass die Lifte im Sommer nicht stillstehen müssen – und Biker darüber durchaus glücklich sind. Ursprünglich als Trainingspisten für Downhill-Rennfahrer gedacht, sind die Bikeparks mittlerweile familientauglich geworden.
Auch in Österreich war es kein einfacher Lernprozess. Wie ein Downhill-Profi und Park-Initiator, der anonym bleiben will, gegenüber economy meinte: „Wir mussten unseren Bürgermeister und die Bergbahngeschäftsführer erst nach Whistler mitnehmen. Dort waren sie von der Idee, einen Bikepark auch hier in Salzburg einzurichten, mäßig begeistert. Erst die Tatsache, dass in Whistler heute mehr Fahrten im Sommer mit Mountainbikern als im Winter mit Wintersportlern durchgeführt werden, hat unseren Bürgermeister letztendlich mehr als überzeugt.“ Bikeparks gibt es mittlerweile auch in Österreich genug. Und das Downhillen entwickelt sich wie Skifahren zum Familiensport.

Rollende Panzer
Für alle Geschicklichkeits-level gibt es in den Bikeparks mindestens eine Strecke, auf der man sich fast unter Laborbedingungen auf seine Fahrtechnik konzentrieren kann. Ein Rundumservice ist dort obligatorisch. In allen großen Parks kann man geeignete Mountainbikes, Helme und Schutzkleidung ausleihen sowie bei Bedarf Fahrtechnikkurse oder wie bei Skischulen Einzelstunden buchen.
Downhill-Mountainbikes sind für schnelle Abfahrten in schwierigstem Gelände konzipiert. Da diese Fahrräder fast nur bergab bewegt werden und der Aufstieg meist nicht aus
eigener Kraft bewältigt wird, gilt bei ihnen ein Gewicht bis zu 22 Kilogramm, rund die Hälfte eines leichten Touren-Mountainbikes, als akzeptabel. Das hohe Gewicht ist der stabilen Bauart geschuldet, die aufgrund der bei den Abfahrten auftretenden hohen Belastungen erforderlich ist. Die Rahmen sind zumeist voll gefedert und verfügen über Federwege bis zu 250 Millimeter, einen möglichst tiefen Schwerpunkt und eine kompakte Geometrie. Die Federgabel ist fast immer als Doppelbrückengabel, mit zwei durchgängigen Rohren, ausgeführt, um die nötige Torsionssteifigkeit aufbringen zu können. Auch die Bremsen eines Downhill-Mountainbikes sind auf hohe Beanspruchung ausgelegt, weshalb ausschließlich hydraulische Scheibenbremsen mit großen Bremsscheibendurchmessern (190 bis 230 Millimeter) zum Einsatz kommen. Die Reifen haben üblicherweise eine Breite zwischen 54 und 76 Millimeter (2,1 bis drei Zoll). Die Fahrer tragen immer spezielle Schutzkleidung wie Integralhelm, Brust-, Schulter-, Arm- und Beinprotektoren sowie verstärkte Handschuhe. Die­se Schutzkleidung ist generell Pflicht in Bikeparks sowie bei Rennveranstaltungen.
Das Gelände in den Bikeparks ist nicht gerade materialschonend. Wer das Gefühl auf den Pisten erfahren möchte, leiht sich zu Beginn am besten ein Downhill-Bike aus. Diese „Geschosse“ fühlen sich an wie Motocross-Maschinen ohne Motor und verleihen dem Fahrer die Sicherheit eines Panzers. Spätestens nach zwei Abfahrten fühlt man sich auf den Anfängerkursen wohl und lässt es automatisch gern schneller laufen.
Gesagt, getan: Wir haben uns eine Downhill-Strecke angesehen. Mit einer Länge von über sechs Kilometern und einem Höhenunterschied von 1025 Metern schlängelt sich die X-Line in Hinterglemm von der Bergstation bis zur Talstation des Schattbergs und zählt zu den längsten Freeride-Strecken Europas. Im oberen Bereich der Strecke passierten wir Kicker, Steilkurven und Tables und im unteren Bereich North­shore-Trails (Strecken auf Holzbahnen), die man zu Beginn besser nur bestaunt und umfährt. Trotzdem steigt der Puls bei der ersten Downhill-Abfahrt des Lebens rasant. Jede Kurve, steilere Stücke oder gar kurze Sprünge werden zur Herausforderung. Doch spätestens nach der dritten Abfahrt, wenn man die Strecke besser kennt, will man einfach noch einmal und noch einmal. Einzig die körperliche Kondition schiebt einen Riegel vor.

Für die ganze Saison
Für geübtere Bikepark-Fahrer, die mehr wollen, kann man seit 2008 mit nur einer Saisonkarte in fünf verschiedenen Bike­parks fahren: Mit der Gründung des gemeinsamen Labels „Gravity – Austrian Leading Bike Parks“ und dem dazugehörigen Gravity Pass wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Mit „Austrian Leading Bike Parks“ haben die Initiatoren den Mund nicht zu voll genommen, denn die teilnehmenden Parks sind nicht nur beliebt, sondern decken auch verschiedene Regionen und Vorlieben ab.
Der Gravity Pass ist außer im Bikepark Leo­gang auch in Saalbach-Hinterglemm, im Mountainbikepark Wagrain, im Bike­park Zauberberg Semmering und im Planai Bike Park gültig. Für einen einmaligen Ausflug in die Downhill-Welt sind die Preise der Saisonkarte (Erwachsene 320, Jugendliche 256 und Kinder 160 Euro) wohl etwas zu hoch, aber wer öfters unterwegs ist, fährt damit gut.

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Die neue Lust an der gehobenen Exotik

Die neue Lust an der gehobenen ExotikDPA/Stephanie Pilick

Die Reisebranche splittet sich zunehmend in die Billigreisesparte und Reisen für anspruchsvollere Traveller auf. Für Letztere ist das Angebot an kleinen, aber feinen Hotels an Top-Destinationen, aber auch die Auswahl an Abenteuer- und Kulturreisen in exotische Gebiete zuletzt immer zahlreicher geworden.

Jesolo und Caorle sind Reiseziele von gestern. Der Urlauber von heute will mehr von der Welt sehen, das zeigt allein die Fülle an Fernreiseangeboten, auf die man in diesem tourismusschwachen Sommer stößt. Eine Woche Kenia im Dreistern-Hotel ab 700 Euro, eine Woche Thailand um 800 Euro, all inclusive: Worauf noch warten?
Die Reiseindustrie müht sich redlich, ihre Betten zu füllen. Und für viele Leute, die sonst den Urlaub aus Kostengründen eher im europäischen Umland verbringen, sind Kenia und Thailand noch dazu ein schwerer Kulturschock. „Ein paar kleine Schnitzer muss man bei diesen Preisen einfach hinnehmen“, sagt ein Reisender im Travelblog von Holidaycheck. „Ansonsten muss man eben mehr bezahlen. Zudem sollte man sich vorher eventuell über das Land informieren, in das man reist. Dann bekommt man keinen Kulturschock und regt sich nicht über dreckige Fugen oder Schimmel im Bad auf. Wer das nicht kann, muss entweder viel zahlen oder sollte nur in Industrieländer reisen.“

Billig, Abenteuer oder Kultur
Billig reisen heißt also auch duldsam sein, jedenfalls ist es eine Möglichkeit für viele, einmal ganz weit weg zu kommen. Für andere, die Reisen eher als Kulturtätigkeit statt simple Erholung sehen, liegt die Sache natürlich anders. Clubhotels, 500 Euro-Urlaube im Massenquartier, Rambazamba mit Maturantengruppen, Sauerkraut auf Mallorca oder deutsches Bier auf den Kanaren kommt da eher nicht in Frage.
Für anspruchsvolle Reisende hat sich in den letzten Jahren ein breit gefächertes Programm an diversen Angeboten entwickelt, das unterschiedliche Möglichkeiten eines kultivierten Urlaubs bietet. Zum einen ist dies das Aufkommen spezieller Hotelangebote abseits des Massentourismus, gemeinhin als Design- oder Boutique-Hotels bezeichnet. Diese bieten neben außergewöhnlicher Architektur und Ausstattung auch extravagante Zusatzleistungen wie zum Beispiel eine erlesene Spa-Behandlung, spezielle Ausflüge, Wellness, einen gut sortierten Weinkeller und allerlei andere Annehmlichkeiten.
Die größte Präsenz in dieser Travel-Nische hat die deutsche Lifestyle-Marke Design Hotels besetzt. Reisende können unter mehr als 160 Mitgliederhotels auswählen. Die regionalen Schwerpunkte liegen derzeit in Europa und Asien, doch auch in Marokko oder der Karibik wird man fündig. Design- oder Boutique-Hotels unterscheiden sich von den großen Hotelketten durch persönlicheren Service und Gestaltung, da die Hotels meist von den Inhabern geführt sind. Die ersten Boutique-Hotels gab es in den 1980er Jahren in New York, San Francisco und London.

Klein, aber fein
Die Häuser sind einem bestimmten Thema oder Stil gewidmet und dementsprechend eingerichtet. Meistens sind sie eher kleiner, aber in großen Städten wie London, Barcelona, New York oder Paris können sie durchaus auch mehr als hundert Zimmer haben.
Fünfsterne-Hotels mit speziellem Design und ausgewählter Location bietet auch die thailändische Marke Anantara, für viele ein Inbegriff für asiatischen Luxus und guten Geschmack. Trendsetter unter den Designhotels ist auch die Morgans Hotel Group, die mit absoluten In-Hotels in den USA (und auch den beiden berühmten Häusern St Martins Lane und Sanderson in London) punktet.
Doch Designerhotels und andere Geheimtipps sind auch nicht jedermanns Sache, und auf die Dauer belasten sie das Reisesäckel doch erheblich. Und so wenden sich manche Traveller eher den „designten“ Reisen zu, die sich an den Ansprüchen moderner Abenteurer orientieren. Wohin soll man also heute noch reisen?
„Wir erkennen im Reiseverhalten unserer Kunden deutlich den Trend zur maßgeschneiderten beziehungsweise Individualreise“, sagt Helmut Loi­zenbauer, Inhaber eines der besten Spezialreisebüros im deutschsprachigen Raum. Das kleine Unternehmen aus Ober­österreich bietet in der Tat sehr außergewöhnliche Destinationen. Darunter fallen etwa Reisen nach Nordkorea, Kamtschatka, Ostgrönland, Papua-Neuguinea, Timbuktu oder die Antarktis. Alles mit komplettem Programm.

Außerhalb der Normen
„Wenn man sich entschließt, eine Reise zu machen, die außerhalb gängiger Normen liegt, sollte man auch bereit sein, hin und wieder auf gewohnte Bequemlichkeiten zu verzichten“, sagt Loizenbauer. „Dafür wird man Landschaften von atemberaubender Schönheit sehen, vergessene Kulturdenkmäler besuchen und durch die herzliche Gastfreundschaft der dortigen Bewohner vielfach entschädigt.“ Eine „persönliche, positive Einstellung zum Gastland und seinen Menschen“ verbunden mit „Toleranz und Nachsicht“ seien jedenfalls notwendig, um eine solche Reise zu einem bleibenden Erlebnis werden zu lassen.
Unter den außergewöhnlichen Reisen, die Loizenbauer im Programm hat, ist auch ein Aufenthalt auf der Insel Socotra, gelegen vor der Küste des Jemen, eine Destina­tion, die einem ansonsten gewiss nicht in den Sinn kommt. Oder eine siebentägige Schiffsreise mit einem Schiffsdampfer von Kapstadt auf die entlegene Insel Tristan da Cunha, die als die abgelegenste bewohnte Insel der Welt gilt.

No-go-areas
Und so gilt es noch vieles zu entdecken. Allerdings birgt die heutige Welt auch eine Reihe von No-go-areas, die man von seinem touristischen Radar verbannen sollte. Die gefährlichsten Länder der Welt, für die allesamt eine offizielle Reisewarnung der UNO ausgerufen wurde, werden derzeit von Somalia getoppt. Abgeraten wird von Reisen jeder Art dorthin, auch von „beruflich notwendigen“.
Weitere Krisenherde bilden der Irak, Afghanistan und Pakistan (zumindest bestimmte Gebiete in diesen Ländern). Nicht zu empfehlen sind ebenso Haiti, Sudan und die DR Kongo. Auch in Simbabwe muss man sich derzeit nicht unbedingt als Tourist aufhalten. Und am besten macht man um die Palästinensergebiete und den Libanon einen Bogen. Von Urlaubsreisen in den Jemen und den Iran wird im Moment ebenfalls abgeraten. Die gängigsten Probleme: Entführungen, Überfälle, Selbstmordattentate, Landminen, Aufstände.

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Schnappschuss

SchnappschussBMLFU/Kern

Minister sucht Bäuerinnen des Jahres

Sie soll ländlich, engagiert und außergewöhnlich sein, eine Frau mit Vorbildcharakter für den Bäuerinnenstand: Diese Frau wird ab sofort gesucht. Das Lebensministerium hat den Wettbewerb „LEA – Die Bäuerinnen des Jahres 2009“ ausgeschrieben. „Ich will mit diesem Wettbewerb das Berufsbild Bäuerin stärken. Das hohe Ansehen des Berufsstandes soll weiter gesteigert werden“, formuliert Landwirtschaftsminister Niki Berlako­vich (ÖVP) sein persönliches Anliegen. Über 60.000 Bäuerinnen erhalten von Berlakovich einen Brief mit dem Ersuchen, an dem Wettbewerb teilzunehmen beziehungsweise Bäuerinnen für den Wettbewerb zu nominieren, die Außergewöhnliches leisten. Die Einreichunterlagen und Wettbewerbsbedingungen finden sich auch auf der Website www.lebensministerium.at. Ausgezeichnet werden Projekte aus drei Kategorien: „Wirtschaft und Innovation“, „Soziales und Gesellschaft“ sowie „Kunst und Brauchtum“.

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Geschäftskonzept als Visitenkarte

Geschäftskonzept als VisitenkartePhotos.com

Petra Patzelt: „Ein Businessplan ist ein Türöffner für Gespräche mit Banken oder Förderstellen; er schafft leichteren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen und ist ein strategisches Planungsinstrument für die künftige Unternehmensentwicklung“, erklärt die Geschäftsführerin der niederösterreichischen Gründeragentur RIZ.

economy: Welche Funktion erfüllt das RIZ, und welche Leistungen bietet es an?
Petra Patzelt: Die Gründeragentur RIZ ist die ideale Anlaufstelle für die ersten konkreten Fragen im Rahmen einer Unternehmensgründung in Niederösterreich. Als Tochterunternehmen des Landes Niederösterreich haben wir natürlich den optimalen, direkten Kontakt zu allen relevanten Stellen. Wir helfen den Gründern und Gründerinnen, die eine Geschäftsidee umsetzen wollen, bei Geschäftskonzept und Businessplan, Behördenwegen, Standortsuche, Finanzierung oder Förderung. Überdies können in den RIZ-Gründerzentren vom kleinen Büro bis zur großen Produktionshalle Flächen zu günstigen Konditionen gemietet werden.

Wenn jemand die Beratung durch das RIZ sucht, wo kann er oder sie diese finden?
Abgesehen von unserer Website, die viele interaktive Funktionen bietet, und unseren 16 Standorten ist die Mobilität unserer Gründungsberater ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Arbeit des RIZ. Unsere Mitarbeiter sind in ganz Niederösterreich unterwegs, die Beratungen finden oft direkt vor Ort bei unseren Kunden statt. Mit dieser flächendeckenden Aufstellung schaffen wir es, allen angehenden Jungunternehmern und -unternehmerinnen in Niederösterreich unsere Leistungen nahezubringen.

Eine gute Geschäftsidee ist Voraussetzung für eine Unter-nehmensgründung, aber es schadet nicht, auch ein konkretes Geschäftskonzept zu haben.
Ganz richtig. Ein Geschäftskonzept, auch Businessplan genannt, sollte nicht nur die Beschreibung der Unternehmensidee, seien es Produkte oder Dienstleistungen, enthalten, sondern auch eine Analyse der Markt- und Konkurrenzsituation, Überlegungen zum Vertrieb und zur Werbung sowie eine entsprechende Planrechnung. Dabei kommt der Person des Gründers hohe Bedeutung zu: Ein guter Businessplan lässt erkennen, ob der angehende
Unternehmer über ausreichendes fachliches Know-how verfügt und ob er sich auch zu hundert Prozent mit seiner Idee identifiziert.

Welchen Wert hat ein fundier-ter Businessplan für Jungunternehmer?
Ein Businessplan ist die Visitenkarte eines Unternehmens, ein Türöffner für Gespräche mit Banken oder Förderstellen; er schafft leichteren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen. Ein Business-plan ist aber vor allem auch ein wertvoller Handlungsleitfaden und ein strategisches Planungsinstrument für die künftige Unternehmensentwicklung. Die Praxis zeigt, dass jene Vorhaben, die sorgfältig durchdacht und in einem Geschäftskonzept detailliert beschrieben werden, auch erfolgreicher umgesetzt werden.

Wie hilft das RIZ bei der Erstellung eines Businessplans?
Wir bieten einerseits kostenlose Seminare an, in welchen den Gründern die wesentlichen Bausteine eines Businessplans vermittelt werden, und unterstützen die Jungunternehmer andererseits in Einzelberatungen. In den persönlichen Beratungsgesprächen werden mit dem Instrument „Geschäftskonzept“ die Marktsituation und der kaufmännische Part analysiert, damit der Gründer rasch erkennt, ob sich sein Vorhaben auch rechnen kann. Das Beratungsgespräch ist quasi „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Und was wird in den Seminaren vermittelt?
In dem Seminar „Der professionelle Businessplan“ erläutern die RIZ-Gründerberater an jeweils zwei Abenden die wesentlichen Bausteine eines Businessplans. Schritt für Schritt lernen die Unternehmer, welche Inhalte ein Geschäftskonzept haben soll und wie es richtig aufgebaut wird. Es wird aber auch geklärt, ob vielleicht noch Defizite bestehen, die es zu beseitigen gilt – etwa durch persönliche Weiterbildung, die Aufnahme eines Mitarbeiters oder den Zukauf einer Dienstleistung wie IT-Services oder Buchhaltung.

• Nähere Informationen zu den Seminaren „Der professionelle Businessplan“ gibt es unter www.riz.at oder bei Christina Behne, Tel. 02622/26326-105 oder via E-Mail an seminar@riz.co.at

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Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

Forschen für Europas Zukunft

Forschen für Europas ZukunftBilderbox.com

Österreichische Beteiligungen punkten mit Förderungen in Millionenhöhe im 7. EU-Rahmenprogramm.

Das 4. EU-Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstra­tion bescherte Österreichs Forschungslandschaft erstmals Förderungen in Höhe von 194 Mio. Euro seitens der Europäischen Union. Derzeit wird das 7. Rahmenprogramm umgesetzt und das Erfreuliche daran: Österreichischen Forschenden ist es gelungen, ihre Teilnahme kontinuierlich auszubauen.
So stiegen seit dem EU-Betritt Österreichs im Jahr 1995 sowohl der Anteil der erfolgreichen österreichischen Beteiligungen als auch der Anteil der erfolgreichen österreichischen Koordinatorinnen und Koordinatoren an den jeweiligen EU-Rahmenprogrammen.

Top Performance
Die aktuellen Zahlen des 7. Rahmenprogramms: Österreichische Partnerorganisationen sind an 715 und somit an jedem neunten, für eine Förderung vorgeschlagenen Projekt beteiligt. Insgesamt sind bisher 1003 österreichische Beteiligungen in erfolgreichen Konsortien vertreten. Und: Österreichische Forscherinnen und Forscher stellen somit 2,5 Prozent der knapp 40.000 erfolgreichen Beteiligungen.
Bemerkenswert ist, dass die österreichischen Universitäten mit einem Anteil von 37 Prozent die stärkste Gruppe aller erfolgreichen österreichischen Beteiligungen repräsentieren (Stand: Mai 2009). Auf den Plätzen zwei bis vier rangieren außer­universitäre Einrichtungen (21 Prozent), kleine und mittlere Unternehmen (17 Prozent) und Großunternehmen (neun Prozent).
Gesammelt und strukturiert wird all dieses Datenmaterial von Proviso, einem im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung angesiedelten Projekt, das die österreichische Teilnahme an den EU-Rahmenprogrammen auswertet und evaluiert.
Projektleiterin Margit Ehardt-Schmiederer: „Proviso bietet ein umfassendes, begleitendes Monitoring der EU-Forschungsrahmenprogramme. Gerade für ein kleines Land wie Österreich, mit einer sehr heterogenen Forschungslandschaft, ist es wichtig, vorausschauend und rasch die richtigen Schritte für eine erfolgreiche Beteiligung österreichischer Forscherinnen und Forscher an den EU-Rahmenprogrammen zu setzen. Proviso ermöglicht den relevanten Akteuren, objektiv – anhand von Zahlen und Fakten – Weichen für eine nachhaltige Forschungspolitik zu stellen.“
Das Proviso-Team hat in seinem aktuellen Bericht auch eine Bundesländer-Darstellung – die derzeit bewilligten österreichischen Beteiligungen betreffend – erstellt. Demnach kommt mehr als die Hälfte davon aus Wien, Platz zwei geht an die Steiermark, Platz drei an Niederösterreich. Auffallend stark sind die gesamtösterreichischen Partnerorganisationen dabei im Programm ICT (Informations- und Kommunikationstechnologie) vertreten. Der Förderanteil in diesem Programm liegt mit 3,8 Prozent deutlich über dem österreichischen Gesamtanteil von 2,6 Prozent.

PROVISIO

Proviso sammelt und strukturiert die Beteiligungsdaten der „Rahmenprogramme der Europäischen Gemeinschaft für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration“. Getragen wird das Projekt Proviso von der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG).
Auftraggebende Ministerien sind das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF), das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) sowie das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser (BMLFUW). Die Ergebnisse der einzelnen Forschungsbereiche der Rahmenprogramme werden von Proviso laufend ausgewertet und publiziert.

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21.08.2009

„Obama hat den richtigen Ton getroffen“

„Obama hat den richtigen Ton getroffen“EPA

Michael Haltzel: „Die Obama-Regierung würde sich keinesfalls zu einem Militäreinsatz entschließen, wenn es nicht die absolut letzte Möglichkeit wäre. Davon bin ich überzeugt.“ Der Experte für transatlantische Beziehungen spricht über die neue Chemie zwischen Europa und den USA und notwendige Verantwortung im Mittleren Osten.

economy: : Nach Jahren belasteter transatlantischer Beziehungen sind die Erwartungen an eine Trendwende unter Präsident Obama groß. Erkennen Sie bereits Verbesserungen?
Michael Haltzel: Oh ja, ganz bestimmt. Ich glaube, die Länder Europas haben jetzt fast ausnahmslos mehr Vertrauen in die USA. Alle Meinungsumfragen deuten in diese Richtung. Ich erwarte von unseren Freunden und Alliierten nicht, dass sie stets einer Meinung mit uns sind. Aber ich erwarte, dass sie im Zweifel für den Angeklagten sind. Und das war bei der letzten Regierung nicht der Fall.

Worin unterscheidet sich die US-Außenpolitik gegenüber Europa von jener von vor zwei Jahren?
Zum einen wurde der Irakkrieg, der in Europa höchst unpopulär war und ist, von der Obama-Regierung etwas heruntergefahren. Das Ganze passiert systematisch, sodass der Irak in der Lage sein sollte, sich selbst und friedlich zu verwalten. Vor zwei Jahren war das sicherlich der größte Streitpunkt zwischen den USA und Europa. Zum anderen gibt es Guantánamo. Dessen Schließung will die Obama-Regierung nun umsetzen. Bei beiden Themen gibt es also ganz klare Unterschiede. Das verstärkte Engagement der USA in Afghanistan ist ein weiterer Punkt. Wir erwarten von unseren Nato-Allierten, dass sie zumindest auch weiterhin vor Ort bleiben oder besser noch ihre Präsenz verstärken. Gemeint sind damit etwa Ausbildung der afghanischen Polizei und Armee oder eben Kampftruppen.

Besteht überhaupt eine Chance auf ein gutes transatlantisches Verhältnis, falls sich Europa nun doch gegen ein verstärktes Engagement in Afghanistan entscheiden sollte?
Erst kürzlich stellte der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen klar, dass Europa eine größere Rolle im Krieg in Afghanistan spielen sollte. Jede objektive Einschätzung der Lage zeigt meiner Ansicht nach, dass dies eine gleichermaßen europäische wie US-amerikanische Angelegenheit ist. Es ist für mich schwer nachvollziehbar, wieso Europäer das nicht verstehen sollten. Islamische Extremisten haben nicht nur am 11. September 2001 die USA attackiert, sondern auch Madrid und London. Außerdem gab es weitere Anschlagsversuche, die vereitelt werden konnten, zum Beispiel in Deutschland. Viele jener Extremisten wurden an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan ausgebildet. Wir kämpfen ganz klar gegen die Taliban und al-Quaida, die nicht nur Terroristen sind, sondern auch die Rechte von Frauen und Kindern brutal verletzen. Sie sind antidemokratisch. Die Isaf (Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan; unter Führung der Nato, Anm. d. Red.) hat ein UNO-Sicherheitsratsmandat bekommen. Ich weiß nicht, was ein noch eindeutigerer Anlass sein sollte. Natürlich ist es ein schwieriger Krieg, der Menschenleben fordert. Aber Afghanistan ist kein amerikanischer Krieg und sollte nicht als solcher gesehen werden.

Wie wichtig sind für einen Staatsmann Sympathiewerte, wenn er sich auf internationalem Parkett bewegt?
Ich will keine Prozentsätze zuordnen, aber die persönliche Chemie spielt in den Beziehungen zwischen Staatschefs ganz bestimmt eine Rolle. Freilich ist die Politik dahinter von elementarer Bedeutung, aber das ist ja naheliegend. Präsident Obama hat zu einigen europäischen Staatsleuten ein gutes Verhältnis aufgebaut. Es ist außerdem immer eine Frage, wie Persönlichkeit und Politik zusammenpassen. Aber da bin ich wirklich optimistisch. Hinzu kommt die öffentliche Meinung, und dabei spielt der persönliche Aspekt ganz klar eine Rolle. Und demokratische Staatsmänner sollten zumindest darauf hören, was ihre Bürger sagen. Zwei Umfragen der letzten Wochen besagen, dass Präsident Obama populärer in Deutschland ist als Bundeskanzlerin Angela Merkel und in Frankreich als Präsident Nicolas Sarkozy. Ich weiß nicht, ob das so bleiben wird. Aber in der deutschen und französischen Öffentlichkeit hat Obama ganz sicher den richtigen Ton getroffen.

Fällt es Präsident Obama damit leichter, Europa schwierige Themen zu verkaufen?
„Verkaufen“ gefällt mir nicht. Wird es einfacher, die Positionen der USA erfolgreich zu erklären, weil er populär ist? Ja. Das Wichtigste sind jedoch die Grundsätze, für die er eintritt. Wir sagen über einen guten Redner, dass er Eis an die Eskimos verkaufen kann. Aber darum geht es nicht. Ein amerikanischer Präsident kann auch seine engsten Alliierten nicht von einer Position überzeugen, die nicht mit deren Interessen übereinstimmt. Aber nichts, wofür Obama eintritt, geht gegen die Interessen der Europäer.

Beim Thema Irak stand eine „sanftere“ Vorgehensweise der Europäer der härteren Gangart der USA gegenüber. Was bedeuten diese Unterschiede heute?
Zur sanften und harten Gangart in Ihrer Fragestellung: dem stimme ich nicht zu. Beim Thema Irak und Militäreinsatz als letzter Ausweg gibt es auch innerhalb Europas verschiedene Meinungen, teilweise sogar Riesenunterschiede. Auch ziehen die USA eine harte Gangart nicht einer weicheren vor. Ein Militäreinsatz sollte immer der letzte Ausweg sein. Man kann argumentieren, dass der Irakkrieg ein Gegenbeispiel war. Die Obama-Regierung würde sich aber keinesfalls zu einem Militäreinsatz entschließen, wenn es nicht die absolut letzte Möglichkeit wäre. Davon bin ich überzeugt.

Wie gut arbeiten die USA und Europa im Kampf gegen die Rezession zusammen?
Auch da gibt es unterschiedliche Ansichten innerhalb Europas, wie die finanzielle Krise anzugehen ist. Länder wie Großbritannien folgen einem mehr oder weniger US-amerikanischen Modell. Andere, wie Deutschland, sorgen sich aus historischen Gründen mehr um die Inflation. Beim G20-Gipfel einigte man sich, nicht bei allen Themen einer Meinung zu sein. Auf der anderen Seite gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken, und das ist das Wichtigste. Es wird seine Zeit dauern, bis wir aus der Krise heraußen sind. Aber die Situation sieht Anfang August schon um einiges besser aus als zu Jahresbeginn.

Economy Ausgabe 75-08-2009, 21.08.2009

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