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04. Juli 2024

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Anschluss im Home Office

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Neue Digitaltelefonie-Anlage ermöglicht Kommunikation mit allen Mitarbeitern.

Im dritten Wiener Gemeindebezirk liegt das neue Büro von Jumbo Touristik. Die viel gereisten Frauen und Männer se­hen sich als Reiseprofis, die von sich sagen: „Wir kennen das, was wir verkaufen.“
„Servicequaliät und Kontinuität sind bei uns das höchste Gebot. Bei der täglich hohen Anzahl von Anrufen geht es oftmals um sehr rasche Anfragen“, erklärt Kurt Diesenreither, IT-Verantwortlicher bei der Jumbo-Gruppe, die Entscheidung, den Standortwechsel für eine Modernisierung der Telefonanlage zu nutzen. „Ursprünglich planten wir, auf ein Voice-over-IP-System zu wechseln. In Gesprächen mit unserem Betreuer von Kapsch Business Com, Aastras Exklusiv-Vertriebspartner in Österreich, kamen wir aber zu dem Schluss, dass zusätzliche Investitionen in neue Netzwerkelemente mit erhöhten Wartungskosten nötig gewesen wären, um entsprechende Sprachqualität zu gewährleisten. Dies führte zu einer Entscheidung gegen Voice over IP.“

Gute Verbindung
Die Jumbo-Gruppe blieb bei Digitaltelefonie, da sie auf höchste Qualität und Ausfallssicherheit Wert legt. „Ein Ausfall der Telefonanlage würde uns viele Tausend Euro in der Stunde kosten“, ergänzt Diesenreither. Zusätzlich wurde Back Stage, eine CTI (Computer Telefonie Integration)-Anwendung, in die Aastra Business-Phone integriert. Back Stage verbindet Datenbanken mit der Telefonanlage.
„Dass es so schnell geht, hätte ich nie gedacht“, freut sich der Medien-Profi, wenn er heute mit einem Klick eine Nummer wählt. Was er aber für die größte Stärke von Back Stage hält, ist die einfache Bedienung, „denn unsere Mitarbeiter haben keine Zeit, sich darüber hinaus auch noch groß mit der Technik auseinanderzusetzen.“
Gerade bei kleinen und mittleren Betrieben mit einem hohen Frauenanteil ist das Thema „Arbeiten von zu Hause aus“ sehr aktuell. „Unsere Mitarbeiterinnen haben ein unglaubliches Wissen, auf das wir auch in der Karenz nicht verzichten möchten“, betont Diesenreither den Vorteil von Aastra Mobile Extension, der automatischen Anbindung von Mobiltelefonen an die Telefonanlage. sog

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Vor Diebstahl und Missbrauch schützen

Vor Diebstahl und Missbrauch schützenPhotos.com

Videoüberwachung, Brandschutz und Bewegungsmelder sorgen für die physische Sicherheit von IT-Systemen.

Kaum ein Unternehmen kann mehr von sich behaupten, unabhängig von Informationstechnologie (IT) seinem Business nachzukommen. Fällt die IT aus, besteht meist keine Alternative mehr, die Geschäfte fortzuführen. IT hat sich zur kritischen Komponente, zum Rückgrat der Unternehmen entwickelt, das aus eben diesem Grund auch entsprechend zu schützen ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei unter anderem die physische Sicherheit der IT-Systeme und der gespeicherten Daten. Denn schließlich nützt die beste IT-Infrastruktur nichts, wenn die­se nicht entsprechend den Geschäftsanforderungen ausgelegt und abgesichert ist.

Umfassende Maßnahmen
„Nur Außenhaut- und Zutrittsschutz sind bei Weitem zu wenig! Bei Raiffeisen Informatik wird die physische Sicherheit gesamthaft betrachtet, und es werden bestehende Umfeldbedingungen mitberücksichtigt. Die physische Sicherheit ist für uns eine Selbstverständlichkeit und für unsere Kunden selbstverständlich auch ein wichtiges Entscheidungskriterium, wenn sie uns den Betrieb ihrer IT anvertrauen. Wir setzen umfassende Maßnahmen und treffen Vorkehrungen. Diese reichen von Videoüberwachung, Bewegungsmeldern, Brandfrühest­erkennung, Brandschutz, Zutritts- und Zugriffsschutz, Datenspiegelung an mehreren Standorten, sichere Datenträgerentsorgung, Zutrittskontrollen bis hin zum Vier- oder Mehr-Augenprinzip in hochsensiblen Bereichen“, erläutert Michael Ausmann, Chief Security Officer von Raiffeisen Informatik, die umfassende Strategie.
Neben redundanter Energieversorgung, unterbrechungsfreier Stromversorgung und Notstromaggregaten werden die einzelnen Gebäude des Unternehmens basierend auf Sicherheitszonen- und Zutrittskonzepten darüber hinaus je Zone mit unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen abgesichert. Alle Vorkehrungen dienen dazu, die IT-Systeme und Daten der Kunden vor Verlust, Diebstahl und Missbrauch zu schützen.

Professionelle Arbeit
Ausmann bekräftigt: „Es erfordert einen sehr hohen Zeitaufwand und intensive Beschäftigung mit dem Thema Security und Informationssicherheit, um den stets wachsenden Herausforderungen und den neuen Angriffen sinnvoll und effektiv entgegenwirken zu können. Das ist eine echte Herausforderung für Sicherheitsexperten und muss daher von solchen gemacht werden. Raiffeisen Informatik verfügt über eine fast 40-jährige Erfahrung im Umgang mit hochsensiblen Daten und im sicheren IT-Betrieb.“ sog

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Mehr Sicherheit für Server-Räume

Mehr Sicherheit für Server-RäumePhotos.com

Physische Infrastruktur-Security: Die IT eines Unternehmens muss nicht nur vor Hackern geschützt werden.

IT-Sicherheit ist ein heißes Thema. Dennoch beschränkt sich die Diskussion dabei meist auf virtuelle Bedrohungen wie Viren oder Hacker und die Ausfallsicherheit der ServerSysteme selbst. Was die Verfügbarkeit von IT-Infrastrukturen aber wesentlich massiver bedrohen kann als Software- oder Hardware-Probleme, sind Stromausfälle oder vor externen Einflüssen ungeschützte Server-Räume.
Denn bei einem Stromausfall sind Ausfallzeiten und unter Umständen Datenverlust unvermeidbar. Umso bedeutender für die Ausfallsicherheit von IT-Systemen ist deshalb die Frage nach der baulichen Infrastruktur, die einen unterbrechungsfreien Betrieb gewährleisten kann. Damit neben der IT-Infrastruktur auch die Umwelt geschützt wird, kommen bei Kapsch Business Com auch skalierbare Lösungen zum Einsatz, die mit dem Unternehmen wachsen. Jüngstes österreichisches Referenzprojekt ist der Server-Raum der niederösterreichischen Firma Voith IT Solutions in St. Pölten. Dabei wurde auf etwa 90 Quadratmetern ein Server-Raum der Tier-Klassifikation II+ umgesetzt, die eine jährliche Ausfallzeit von maximal eineinhalb Stunden pro Jahr garantiert.
Ein wesentlicher Aspekt, der bei der Planung eines ServerRaums berücksichtigt werden muss, ist der Standort. „Bei modernen Gebäuden befindet sich der Server-Raum normalerweise nicht im Keller, wo bei Überschwemmungen ein Wassereinbruch drohen könnte, sondern eher in der Mitte des Gebäudes. So werden die Gefahren von außerhalb des Gebäudes möglichst gering gehalten“, erklärt Michael Lamprecht, Leiter des Produktmanagements Infrastruktur bei Kapsch Business Com. Neben Aspekten wie Zutrittskontrolle, Videoüberwachung und Monitoring sowie den besonderen Anforderungen an die Klimatisierung muss die Frage der unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) bereits bei der Planung berücksichtigt werden. „Im Idealfall ist das physische Sicherheitssystem genau an die Anforderungen des Unternehmens angepasst. Wird etwa der Anspruch an die Ausfallsicherheit von 99,99 auf 99,67 Prozent (28,8 Stunden Downtime pro Jahr, Anm. d. Red.) gesenkt, fallen die Kosten erheblich“, so Lamprecht.
Damit auch die Gesamtkosten des Systems möglichst gering gehalten werden, setzt Kapsch vielfach auf modulare Lösungen. Diese Systeme können im laufenden Betrieb erweitert und für die nächste Ausbauphase gerüstet werden.

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Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Schnappschuss

SchnappschussPaul Feuersänger

Attraktivste Arbeitgeber Österreichs

Der Dienstleister Hewitt Associates ermittelte heuer zum siebenten Mal im Zuge der zentraleuropäischen Best-­Employer-Studie den attraktivsten Arbeitgeber Österreichs. Im Rahmen einer feierlichen Award-Vergabe wurde der Anlagenbauer VTU als Sieger ausgezeichnet. Die darauffolgenden Plätze konnten Bundy Bundy, Sphinx IT, das LKH Villach und Trenk­walder für sich verbuchen. Im Bild: Stehend von links nach rechts: Friedrich Fröschl (VTU), Sabine Pirkner (Hewitt Associates), Bernhard Stieger (Hewitt Associates) und Heinz Herczeg (Trenkwalder), sitzend von links nach rechts: Ingrid Kriegl (Sphinx IT), Vanessa Bundy (Bundy Bundy) und Kornelia Fiausch (LKH Villach). Die in elf Ländern durch­geführte Hewitt-Studie, bei der 160.000 Mitarbeiter und 4000 Top-Führungskräfte in fast 700 Unternehmen befragt wurden, misst die Attraktivität von Arbeitgebern aus der Sicht der Mitarbeiter.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Buchtipp

Buchtipp

Heimische Kostbarkeiten

Ihre Behausung ist spitzkegelig, glänzend schwarz, etwa 15 Millimeter hoch, und die Bewohnerin hört auf den klingenden Namen Esperiana daudebartii daudebartii. Die Thermen-Pechschnecke, so lautet ihre weitaus profanere Bezeichnung, lebt ausschließlich in den Thermalquellen von Bad Vöslau und Bad Fischau. Aufgrund ihres Vorkommens auf einem eng begrenzten Gebiet ist sie das, was man im Fachjargon als Endemit bezeichnet. Und sie ist nicht die Einzige, deren Existenz bisher nur hierzulande nachgewiesen werden konnte.
Auch aus der Wiener Innenstadt sind Tierchen mit geringem Ausbreitungspotenzial bekannt: Megalothorax sancti­stephani, ein 0,4 Millimeter kleiner Springschwanz, bewohnt ausschließlich den Schotter der Katakomben des Stephansdoms.
So kommen über 150 Pflanzen- und 575 Tierarten nur in Österreich vor – mehr als in jedem anderen Land Mittel­europas. Die meisten österreichischen Endemiten finden sich unter den Wirbellosen: 174 Käfer, 80 Schnecken und 46 Spinnen. Weitere Raritäten sind sechs Fischarten und die Bayerische Kurz­ohrmaus.
Ein Team von 58 Biologen hat nun erstmals die endemischen Arten Österreichs identifiziert sowie ihre Verbreitung, ihre Biologie und ihre Gefährdung zusammenfassend und auf 924 Seiten dargestellt.
Wolfgang Rabitsch/Franz Essl (Hrsg.): Endemiten – Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt
Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten & Umweltbundesamt, E-Mail: nwv@landes
museum-ktn.at, 49 Euro

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Schneller als Washington

Schneller als Washington

Nobelpreisträger Steven Chu gilt als geschickter Verhandler – zumindest im Rahmen seiner Universitätsjobs. Jetzt ist Chu US-Energieminister und muss in teils hitzigen Debatten im Kongress seine Pläne verteidigen: warum er ein Atomkraftwerk in John McCains Bundesstaat Arizona zusperrt (wenig effizient) oder die Forschungsfinanzierung von Wasserstoffautos aufkündigt (wenig aussichtsreich). Chu wird zugleich als Forschungsminister angesehen, was angesichts des Milliardenbudgets des Department of Energy zwar seine Berechtigung hat. Doch seit vielen Jahren fließt der größte Teil des Geldes in Atomwaffen und Kernkraftwerke. 2008 verfügte das Ministerium über einen Topf von 24 Mrd. Dollar, für Energieforschung blieb mit 1,4 Mrd. Dollar nicht viel übrig. Chu beginnt seine Position im Obama-Team mit einem Mammutauftrag: Amerikas Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu durchbrechen und den Klimawandel zu verlangsamen. Entschlossenheit zeigte er zuletzt, als er dem umstrittenen Projekt Future-Gen, einem Kohlekraftwerk, das seine Emissionen unter der Erde speichert, für das nächste Jahr eine mögliche Finanzierung in Aussicht stellte. Während sich Chu noch an das behäbige Tempo Washingtons gewöhnt, dürfte der beharrliche Wissenschaftler der beste Mann für den Job sein. Nicht zuletzt, weil ihm ein kurzer Geduldsfaden nachgesagt wird.

Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Die Ökostrom-Blockade

Die Ökostrom-BlockadeIG Windkraft

Im Jahr 2008 wuchs die Leistung aller weltweit installierten Windkraftanlagen um fast 30 Prozent. Nachdem jahrelang Europa (und hier vor allem Deutschland und Spanien) die treibende Kraft für den Ausbau der Windkraft war, bestimmen nun die USA und Asien (China und Indien) das Tempo. Trotzdem konnte Europa 2008 seine Gesamtleistung um 15 Prozent steigern; mit fast 8500 ­Megawatt neuer Stromerzeugungs­kapazität war dabei die Windkraft die mit Abstand stärkste Energieform beim Zubau (weit vor Gaskraftwerken mit rund 6900 neuen Megawatt).
Immer häufiger regen sich Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken darüber auf, dass es zu viel Windstrom im Netz gebe; sie müssten deswegen ihre trägen Kraftwerke drosseln, und auch ihre Preise würden fallen. Mit einem Wort: Diese Kraftwerke werden unwirtschaftlicher, weil sie weniger gebraucht werden. Dieses „Problem“, wie die Fossil-­Lobby dazu sagt, ist aber nichts anderes als die „Energiewende“. Je weiter sie fortschreitet, umso weniger Platz ist für unflexible Kraftwerke, die den Ansprüchen eines modernen und flexiblen Energiemix auf Basis großteils rohstofffreier erneuerbarer Energien nicht mehr gerecht werden.
Diese Energiewende findet aber nicht nur statt, weil rund um die Welt die Regierungen diesen Umstieg aktiv fördern, sondern auch schlicht und einfach deswegen, weil die Energieversorgung auf Basis herkömmlicher fossiler Rohstoffe nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Peak Oil, also die maximale weltweite Ölförderung, scheint bereits überschritten zu sein, und auch die Gasversorgung steht auf immer wackeligeren Beinen.
Die österreichische Regierung zeigt sich davon unbeeindruckt und kocht seit geraumer Zeit ihr eigenes Süppchen: Seit drei Jahren steht der Ausbau von Wind, Sonne, Wasser und Biomasse hierzulande nahezu vollständig still. Die völlig an der Realität vorbeigehende Novelle des Ökostromgesetzes im Jahr 2006 hat die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen derart verschlechtert, dass Investoren scharenweise ins Ausland abwandern. Mit einer neuerlichen Novelle versuchte die Regierung im Juli 2008 nachzubessern, doch diese ist immer noch nicht in Kraft; sie liegt derzeit bei der EU-Kommission in Brüssel zur Notifizierung, die sich aber an einer unzulässigen Kosten­begrenzung für die Industrie spießt. Und während Österreich seine Ökostromwirtschaft in künstlichem Tiefschlaf hält und damit wertvolle Zeit verliert, um seine heimischen kostenlosen erneuerbaren Energieressourcen zu nutzen, pilgern die Politiker weiterhin nach Moskau, um dort um neue Gaslieferungen zu betteln.
Stefan Hantsch ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Windkraft Österreich.

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Stefan Hantsch, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Fossile Auslaufmodelle

Fossile Auslaufmodelleprivat

Seit Jahren läuft die Debatte, wann wir Peak Oil erreichen. Aufgrund der mir zugänglichen Informationen wage ich aber zu behaupten, dass der Höhepunkt, also der „Peak“, der weltweiten Ölförderung schon hinter uns liegt und die Ölförderung aufgrund der Erschöpfung der Ölfelder nicht mehr ausgeweitet werden kann, sondern bereits mehr und mehr zurückgeht. Wächst allerdings der Verbrauch weiter wie bisher, müssen andere Energieträger die entstehende Versorgungslücke schließen. In erster Linie wird dabei an Gas gedacht.
Aber kann Gas die Lösung sein? Auch wenn von Erdgas noch mehr Reserven vorhanden sind als von Erdöl, erwarte ich den weltweiten Erdgas-Peak um 2020 herum. In Europa ist die Gasförderung schon einige Jahre rückläufig, bis 2020 wird sie gegenüber heute etwa halbiert sein. Um dieses Defizit auszugleichen, müssten die derzeitigen Importmengen an Gas dann schlichtweg verdoppelt werden.
Europas Hoffnungen ruhen zum großen Teil auf Russland und der Nabucco-Pipeline. Es ist aber die Frage, ob die Gasimporte aus Russland überhaupt noch nennenswert ausgeweitet werden können. Gerade in Russland sind enorme Investitionen notwendig, um die rasch sinkende Förderung aus den erschlossenen Gasfeldern ausgleichen zu können. Die Erschließung neuer Gasfelder ist aber teuer, und es ist fraglich, ob die notwendigen Investitionen überhaupt erfolgen werden.
Durch die in Bau befindliche Nabucco-Leitung können nach Fertigstellung jährlich 31 Mrd. Kubikmeter Gas transportiert werden, zumindest theoretisch. Ich bezweifle allerdings, dass die Pipeline vollständig gefüllt werden kann. Denn Europa gerät immer stärker in Konkurrenz zu zahlungskräftigen Gasverbrauchern aus Asien, allen voran China, Japan und Indien. Russland und seine zentralasiatischen Nachbarstaaten beliefern zunehmend diese neuen Abnehmer. So ist es eher wahrscheinlich, dass die europäischen Gasimporte aus Russland und dessen
Nachbarstaaten in den kommenden Jahren zurückgehen werden. Und selbst wenn es gelänge, Nabucco zu füllen: 2020 wird Europa Gasimporte von über 200 Mrd. Kubikmeter benötigen; Nabucco kann davon nur 15 Prozent liefern.
Alles in allem bin ich überzeugt, dass wir in den nächsten Jahrzehnten den bereits begonnenen Übergang vom fossilen zum solaren Zeitalter vollziehen werden. Langfristig werden dann die erneuerbaren Energieträger die gesamte Energieversorgung übernehmen. Die zunehmenden ökonomi­schen Probleme, die mit dem fossilen Energiepfad verbunden sind, zeigen uns, dass dies keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist, die wir aktiv und offensiv gestalten sollten.
Werner Zittel ist Physiker und bei Ludwig-Bölkow-Systemtechnik in Ottobrunn bei München tätig.

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Werner Zittel, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Der Tod, der aus der Erde kommt

Der Tod, der aus der Erde kommtNuclear Free

Atomkraft braucht Uran. Uran kommt aus der Erde. Uran ist ein radioaktives Schwermetall. Uran­abbau findet vor allem auf den Territorien indigener Völker statt – in Australien, in Afrika, in Asien, in Nord­amerika. Für eine Tonne Uranoxid können, je nach Erzqualität, bis zu 100.000 Tonnen Abraum anfallen. In den Halden bleiben 80 Prozent der Strahlung erhalten. Wind und Regen sorgen für eine stetige Strahlenverseuchung der Regionen, die von Säuren durchtränkte Erde macht jegliche Nutzung unmöglich. Uranabbaugebiete sind nationale Opfergebiete: In allen Erdteilen sind sie von hoher Krebskonzentration, Fehl- und Missgeburten gekennzeichnet. Wir hören und lesen davon nichts, denn der Tod kommt hier leise, den Medien fehlen die Kriterien des Kitzels.
In der kanadischen Subarktis verseuchen die Minen Flüsse und Seen und gefährden die Jagd der indianischen Völker. Liegen die Erzadern in Wüsten, werden unterirdische Wasservorkommen angezapft. In der Wüste von Niger plant die französische Firma Areva die größte Uranmine der Welt. Zusätzlich vergibt der Staat auf dem Land der Tuareg 140 Lizenzen für internationale Prospektoren. Eine ökologische und humane Katastrophe steht bevor. Das ist nuklearer Kolonialismus. Wir sind immer mitschuldig, wenn wir dem Energiekurs der Atomstaaten nicht widersprechen.
Die Uranminen verletzen die heiligen Orte der indigenen Völker aller Kontinente. Sie warnen uns: Die Unversehrtheit dieser Orte ist Voraussetzung für die Gesundheit des Planeten und ihrer Bewohner. Mythische Tiere verleihen den Warnungen Gestalt: Die Regenbogenschlange Australiens hütet die Kräfte im Erdboden, die nicht in die Atmosphäre gelangen dürfen. Auf dem Colorado-Plateau im Südwesten Nordamerikas hütet Avanyu, die gehörnte Schlange, das Wasser im Erdinneren. Beide Schlangen werden zu Monstern, wenn die Menschen ihre Rolle als Hüter der Erde vergessen und den Raubbau zum Fundament ihrer Zivilisation werden lassen. Längst haben sich die Prophezeiungen der Stammesvölker erfüllt. Die heiligen Plätze sind vernichtet, die Monster unter uns.
In unseren Atomreaktoren wird Wasser gekocht, um mit dem Dampf Strom zu erzeugen. Dabei entsteht Abfall, der Jahrtausende strahlt. Niemand weiß, wohin mit dem radioaktiven Müll. Das muss man sich einmal vorstellen: Um Wasser zu kochen, wird der Fortbestand des Lebens auf dieser Erde riskiert.
Wer diesen Irrweg nicht sieht, blockiert den Ausweg. Wer Ja sagt zu Atomstrom, muss auch Ja sagen zu Menschenopfern.
Claus Biegert ist freier Journalist und Mitgründer des Nuclear-Free Future Awards.

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Claus Biegert, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

Neue Abstimmung über Atomkraft?

Neue Abstimmung über Atomkraft?Andy Urban

30 Jahre nach dem Nein zur Kernenergie glaubt „Mr. Zwentendorf“ Walter Fremuth, dass sich die Frage in Österreich wieder stellen wird. Für rot-weiß-roten Atommüll gebe es einen gültigen Vertrag mit China.

„Leicht oder stark?“, fragt Walter Fremuth zu Anfang des Interviews Rauchware anbietend und zieht genüsslich an seiner Zigarette. Der 77-Jährige bevorzugt starke Dunhill. Ebenso entspannt, wie der Langzeit-Chef des Verbunds daran zieht, spricht er über die in Österreich verpönte Atomkraft und schildert seine brisanten Versuche, das Kraftwerk Zwentendorf in den frühen 1980er Jahren doch noch hochzufahren.

economy: Herr Fremuth, was sagen Sie zur Renaissance der Atomkraft in Europa?
Walter Fremuth: Die Frage wird sich auch in Österreich wieder stellen.

In Österreich ist in den letzten 30 Jahren das Licht nicht ausgegangen – ohne Zwentendorf. Warum soll sich die Frage jetzt stellen?
Mit dem jetzigen Kraftwerkspark kann der Energiebedarf unter keinen Umständen gedeckt werden. Es werden schon zehn bis zwölf Prozent der Energie importiert. (Rund ein Drittel ist Atomstrom, Anm. d. Red.)

Dann wird halt noch mehr importiert.
Der Energiebedarf steigt konstant an. Wir können nicht uferlos zum Stromimportland werden. Das ist eine Frage der Versorgungssicherheit, der Zahlungsbilanz und der Kapazität der Stromleitungen.

Der Ausbau der Wasserkraft und anderer erneuerbarer Energien genügt für Österreich nicht?
Langfristig nicht. Damit können wir die Atomfrage nur um wenige Jahre hinausschieben.

Um wie viele?
Vielleicht um sechs bis sieben. Dann stellt sich die Frage erneut, ob wir neben der Wasserkraft bei der klassischen thermischen Energie aus Kohle, Öl und Gas bleiben oder unserem Volk neuerlich die Frage der Kernenergie stellen sollen. Zu den Grenzen der Wind- und Sonnenenergie: Die Windkraft erzeugt Lärm und bedeutet den Vogeltod. Und wir leben nicht an der windigen Nordsee. Auch die Sonnenstunden sind begrenzt. Ökonomisch rechnet sich Sonnenenergie derzeit nur für Heißwasser. Damit wir was zum Lachen haben: Einmal hat man mich gedrängt, ein Sonnenkraftwerk zu bauen. Mit 40 Kilowatt. Also bitte. Zur Eröffnung kam ich eine Stunde früher: Diesigstes Wetter, es hat geschüttet. Was zeigt mir der Leistungsmesser? Vier Kilowatt. Ich dachte mir: Mar’a ’nd Josef, die Journalisten kommen. Ich hab Strom aus dem Netz dazugegeben und 37 Kilowatt ausweisen lassen.

Wäre Zwentendorf reaktivierbar?
Nein, absolut nein. Aber ein Detail zur Geschichte: Anfang der 1980er Jahre habe ich Signale von der regierenden SPÖ und der oppositionellen ÖVP bekommen: Wenn ich die Frage der Atommüll-Endlagerung löse, würde man eine neue Volksabstimmung durchführen.

Warum das Ganze?

Es war eine Deckungslücke bei der Energie da, außerdem war der Verbund konkursreif. Das Eigenkapital betrug 3,8 Mrd. Schilling, der Buchverlust durch Zwentendorf 4,4 Mrd. Schilling. Ich habe in ganz Europa meine Fühler nach Endlagern ausgestreckt, in der DDR hätte ich fast Erfolg gehabt. Später gaben mir amerikanische Freunde den Wink, mich an China zu wenden. Also bin ich auf abenteuerliche Weise über Iran, Bahrain, Pakistan nach Peking.

Wer hat von der heiklen Reise gewusst?
Der Bundeskanzler, der Ener­gieminister und der Aufsichtsrat des Verbunds. Nach zwei Tagen Verhandlung mit dem chinesischen Atomminister hatte ich diesen Vertrag. Er gilt heute noch.

Das heißt, heute könnte Österreich theoretisch Atommüll in China lagern.
Jawohl! Ich bin also mit geschwellter Brust heim zu meinem Freund, Bundeskanzler Fred Sinowatz, wir haben uns brüderlich umarmt. Nur meinte er: „Das mit den Chinesen, das nimmt uns die Bevölkerung nicht ab.“ Also hin bin ich nach Moskau und zeigte dort den Vertrag mit den Chinesen. Ich spekulierte auf einen sowjetischen Vertrag – und bekam ihn. Wieder ging ich zu Sinowatz. Er hat mich abgebusselt. Im Parlament wurde mit 51 zu 50 für eine Änderung des Atomsperrgesetzes entschieden. Aber es hätte eine Zweidrittelmehrheit sein müssen. Daraufhin ging ich zu Sinowatz, dem ÖGB-Chef Benya und meinem Aufsichtsratspräsidenten Krejci und hab höflich das Götz-Zitat vorgetragen. Ich hatte ja auch anderes zu tun.

Sie kennen das Atomkraftwerk Mochovce, das jetzt ausgebaut wird, gut. Wie sicher ist es Ihrer Meinung nach?
Schauen Sie, auch die Slowaken wollen überleben. Die sowjetischen Kraftwerkstypen sind besser als ihr Ruf. In Tschernobyl – ich war ein Jahr danach direkt am Sarkophag – wurde unerlaubterweise experimentiert.

Wie ist Ihre Einstellung zur Atomenergie heute?

Ich war als Parteiredner eingesetzt und habe vor der Volksabstimmung 1978 pro Kernenergie gepredigt. Es war trotzdem nie eine Glaubensfrage. Auch Kreisky war kein Atom-Fanatiker, er war leicht skeptisch. Aber er hat das Erbe von der ÖVP angetreten. Die war radikal pro Atomenergie. Es waren ja zwei Atomkraftwerke ge­plant, das zweite in St. Pantaleon an der Ennsmündung. Das war damals gar nicht notwendig. Es ist nur vorbereitet worden, weil die schwarzen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich radikal um den Standort gekämpft haben, positiv, nicht negativ.

Zur Person
Walter Fremuth (77) ist einer der schillerndsten Wirtschaftslenker der Nachkriegszeit. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Wien begann er 1956 als Beamter und leitete später die Budgetabteilung der Postzentrale. 1970 wurde er Vize der Österreichischen Postsparkasse, 1975 bis 1979 war er stv. Generaldirektor der Girozentrale, 1979 übernahm er den Chefsessel des Verbunds, den er bis 1993 behielt. Fremuth setzte sich vehement für das fertiggestellte Atomkraftwerk Zwentendorf ein, dessen Inbetriebnahme die Österreicher 1978 abgelehnt hatten. Seit 1981 ist der pragmatische Sozialdemokrat Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Clemens Neuhold, Economy Ausgabe 74-06-2009, 26.06.2009

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