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04. Juli 2024

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Jedes Konzept ist einzigartig

Jedes Konzept ist einzigartigTelekom Austria

Gerhard Seltenhammer: „Zuerst machen wir einen ausführlichen Security Check und erstellen dann punktgenau ein auf den Kunden abgestimmtes Sicherheitskonzept“, erklärt der Security-Leiter im Bereich Supply & Real Estate Management bei Telekom Austria.

economy: Was sind die entscheidenden Kriterien bei Safety & Security?
Gerhard Seltenhammer: Wenn es um das Thema Sicherheit geht, sind vor allem immer die persönliche Betreuung und das Vertrauen entscheidend. Genau diese zwei Punkte stehen im Rahmen der Safety & Security Solutions an erster Stelle. Es geht immerhin um die Sicherung von elementaren Unternehmenswerten und Personen.

Welche Leistungen bietet Tele-kom Austria im Rahmen von Safety & Security Solutions?
Wir errichten und warten die gesamte Infrastruktur vor Ort – wie etwa Alarmanlagen, Video-überwachung, Zutrittssysteme und Steuerungssysteme für Haustechnik. Wir managen das Sicherheitsnetzwerk und überwachen Stabilität und Sicherheit rund um die Uhr.

Nach welchen Kriterien erarbeiten Sie die Sicherheitskonzepte?

Die Anforderungen an ein umfassendes Sicherheitskonzept sind so individuell wie die Personen und Unternehmen, die danach verlangen. Deshalb machen wir zuerst einen ausführlichen Security Check und erstellen dann punktgenau ein auf den jeweiligen Kunden abgestimmtes Sicherheitskonzept. Jede Anforderung wird von uns individuell bearbeitet und jedes Konzept einzigartig auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt.

Sie betonen auch immer wieder die besondere Qualifikation Ihrer Mitarbeiter.

Telekom Austria bietet mit der Planung, Konzeption und Installation ein hochmodernes Sicherheitspaket, das Wartung, Service und Betreuung umfasst. Sämtliche Service-Techniker von Telekom Austria, die die Sicherheitsanlagen betreuen, haben ein Schulungszertifikat vom Hersteller der Anlagen und werden entsprechend den Richtlinien des VSÖ (Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs, Anm. der Red.) eigens für die richtige Installation und Wartung solcher Anlagen ausgebildet.

Und wie sieht das auf der Hard- und Software-Seite aus?
Wir setzen hochwertige, modular aufgebaute Alarmanlagenkomponenten ein, die über hochverfügbare Sicherheitsleitungen mit dem permanent besetzten Security Command Center von Telekom Austria verbunden sind. Sämtliche Bestandteile der Alarmanlage sind optimal aufeinander abgestimmt, um teure Fehlalarme möglichst gering zu halten.
Diese Alarmanlagen unterstützen auch die Installation von High-End-Zutrittskontrollen. Und durch die Integration einer Videoüberwachung können wir den Objektzustand auch noch visualisieren.

Economy Ausgabe 74-05-2009, 26.06.2009

Zeichen der Zeit

Zeichen der ZeitAPA/Hans Klaus Techt

Zeitgenössische Kunst gibt Wahrnehmungen in der Gesellschaft wieder, die anders als durch Kunst nicht darstellbar sind. Muss Kunst deshalb aber auch automatisch das „schlechte Gewissen“ der Gesellschaft sein?

Was man gemeinhin im ästhetischen Diskurs unterschlägt, ist die Tatsache, dass Kunst stets eine Funktion der Gesellschaft ist. Der mittelalterliche Sakralbau war es, die Auftragsmalerei des Michelangelo, die Romantik, das englische Landschaftsbiedermeier, der Kubismus, der Futurismus, die Postmoderne. Auch die Kommerzialisierung der Kunst ist nichts anderes als ein Abbild der gesellschaftlichen Wandlungen, vorweggenommen durch die Pop-Art, verfeinert durch den Kunsthandel, pervertiert durch „Kunstanleger“ und Auktionäre.
Was soll also Kunst? „Kunst bietet keine Lösungen an, aber sie erhebt Einspruch“, sagt Peter Noever, Direktor und künstlerischer Leiter des Museums für Angewandte Kunst in Wien. „Der Künstler ist das schlechte Gewissen seiner Zeit.“
Kann sein. Das könnte sie jedenfalls, und ab und zu schafft sie es auch, man erinnere sich etwa an die Salzburger „Penisstatue“, die zufällig kurz vor Start der Festspiele eine Skulptur eines nackten jungen Mannes zeigte, der nach hinten eine Brücke schlägt und sich selbst in den Mund uriniert. Die Folge: Halb Salzburg stand kurz vor dem Herzinfarkt, und die ausführende Künstlergruppe Gelatin fand sich am Pranger der Kronen Zeitung wieder.
Oder der Container der Kunsthalle Wien am Karlsplatz, der immerhin zehn Jahre auf seinem Platz gestanden und für so etwas wie Kunst im öffentlichen Raum gesorgt hat. Für die Avantgarde war der Container ein erfrischender Akzent im Stadtbild, für die FPÖ und konservative Kulturkritiker eine Beleidigung für das Auge und die Aufforderung zum Kulturkampf.
Wenn die Welt der zeitgenössischen Kunst nur so einfach wäre – Avantgarde hier und Spießertum dort. Die Sache ist aber etwas komplexer. So könnte man zeitgenössische Kunst als etwas beschreiben, das die Fähigkeit hat, Wahrnehmungen in die Gesellschaft miteinzubeziehen, die anders als durch Kunst nicht kommunikabel sind. Und darüber hinaus will heutige Kunst darauf abzielen, die Welt in eine reale und in eine imaginäre Realität zu spalten.

Codes und Programme
Das war natürlich nicht immer so. Im Mittelalter war die Kunst in die Verhältnisse von Herrscherhäusern und Kirche eingebettet, danach in die Spannungen der Aufklärung, der Industrialisierung, der beginnenden Marktwirtschaft, später in Selbstreflexion und Weltflucht, dann in Abkehrung von der bildlichen Darstellung zu Symbolen, Zeichen und Formen bis hin zu Codes und Programmen in der heutigen Zeit.
Damit hat sich Kunst weit von dem entfernt, was lange Zeit als entscheidendes Kriterium für sie gegolten hat: Schönheit, erlesene Formen, Geschmack. In ihrer Entwicklung bis heute hat sich die Kunst größtenteils einen völlig anderen Programmcode gegeben, und in ihrer gesellschaftlichen Funktion langt sie also dort an, wo Noever „das schlechte Gewissen der Zeit“, den „Einspruch“ reklamiert.
Ähnlich sieht es der Systemtheoretiker Niklas Luhmann. Er kommt in seiner Untersuchung Die Kunst der Gesellschaft zu dem Schluss, dass moderne Kunst das Paradigma der modernen Gesellschaft“ sei. Das heutige Kunstsystem, so Luhmann, zeige, auf was die Gesellschaft sich eingelassen habe, als sie es einer autonomen Selbstregulierung überließ. Die Suche nach dem Neuen verleihe dem Kunstsystem dabei aber seine „eigene Dynamik“. Was aber nicht die Frage klärt: Muss also Kunst im noeverschen Sinn unbedingt das „schlechte Gewissen“ sein? Anders gesagt: Ist die Provokation durch Kunst ein Bestandteil des Codes moderner Kunst? Es wäre wohl etwas zu plakativ, modernes Kunstschaffen singulär unter einer „Ästhetik des Widerstands“ zu subsumieren, andererseits ist es wiederum verständlich, dass in kultursensitiven Gesellschaften wie Österreich staatlich getragenes Kunst- und Ausstellungswesen seiner provokativen Funktion nachkommen will, als Autonomiebeweis. Und das ist gut so, schließlich braucht Demokratie auch politische Ästhetik.
Worin liegt aber die Rolle des Staates bei der Kultur- und Kunstförderung? In Österreich gab es immer schon eine starke Betonung des Kulturdiskurses, sei es nun zwischen den progressiven und konservativen Medien oder den programmatischen Auseinandersetzungen zwischen der Kultur im „roten Wien“ inklusive Skandalinszenierungen von Claus Peymann im Burgtheater und jener im „schwarzen“ Westen bei den betulichen Salzburger Festspielen?
Die Ernsthaftigkeit, mit der man sich in Österreich am Kulturdiskurs ergötzt, wird von ausländischen Gästen mitunter mit Amüsement betrachtet. Kaum vorstellbar, dass man sich in den USA oder auch in Deutschland über eine Peymann-Inszenierung oder kulturelle Provokationen anderer Art derart aufregen würde wie in Österreich, was andererseits aber wieder auf das nicht aufgearbeitete Erbe einer Kulturnation hinweist. Allerdings muss Diskurs nicht immer gleich qualitative Auseinandersetzung bedeuten, da Kunst und Kultur in Österreich nicht selten auf der Ebene politischer Kameralistik, auf dem Medienboulevard oder in primitiver Wahlwerbung abgehandelt werden.

Heißes Eisen
Das führt auch dazu, dass Kunst- und Kulturförderung in Österreich ein heißes Eisen ist. Wie Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der Schriftsteller-Interessenvertretung IG Autoren, betont, war Kulturpolitik seit den 1970er Jahren in Österreich stets ein Thema höchster Priorität, und Politiker, die etwas werden wollten, taten gut daran, sich auch als Kulturfunktionär zu verdingen. Dieser Zeit folgten einige Rückschritte in den beiden Regierungsperioden der Konservativen ab dem Jahr 2000, als insbesondere die Kulturförderung zurückgedrängt wurde.
Die neue Kunstministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat sich allerdings eine Rückkehr zur alten Generosität auf die Fahnen geheftet, wie sie Mitte Mai über den SPÖ-Pressedienst ausrichten ließ. So werde sie „für eine bestmögliche Förderung der heimischen Kunst und Kultur“ sorgen, versprach Schmied. Dazu gehören unter anderem 90 „Startstipendien 2009“, Auslandsstipendien und auch geförderte Atelierwohnungen für Künstler. Diesen solle der Schritt in die nationale und internationale Kunstszene erleichtert werden, so Schmied, schließlich seien gerade „junge heimische Künstler und Künstlerinnen die Visitenkarte der lebendigen und produktiven Kulturnation Österreich“.
Die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sieht dies pragmatischer: „Kunstförderung mit Steuergeldern ist die Pflicht, des Staates, keine Gnade.“ Bleibt die Frage: Ist Kunst somit ein politischer Wegweiser, eine Form der gesellschaftlich-ästhetischen Kommunikation, die sich durch ihre Autonomie von der Propaganda unterscheidet?
Diese Abgrenzung ist essenziell. Es gibt ja doch in der jüngeren Zeitgeschichte Fälle von Vereinnahmung der Kunst durch die Politik, und damit sind nicht nur die Nazikunst oder die stalinistischen Propagandaplakate gemeint. Im Zuge der russischen Revolution kam es zu einer grundlegenden Erneuerung des Kunstverständnisses an sich, in erster Linie in dem Versuch, alles Bürgerliche an der Kunst abzustreifen, einzigartig in der bisherigen Menschheitsgeschichte.
Nach der Oktoberrevolution von 1917 befassten sich Künstler mit der Umgestaltung der Gesellschaft. Kunst und Leben sollten miteinander verbunden werden, so die Zielsetzung. Die Ideen der Revolution, die Entwürfe eines neuen Lebensumfeldes und der Veränderungsprozess in der Gesellschaft fanden sich in den verschiedensten Kunstgenres wieder. Die Kunst wurde ausdrücklich in den Kontext der Revolution gestellt, ohne von vornherein propagandistisch sein zu wollen.

Letzte Konsequenz
Die letzte Konsequenz der Zerstörung bürgerlicher Ästhetik in der Kunst wurde von Kasimir Malewitsch und Wladimir Tatlin vorangetrieben, in der Stilrichtung des Konstruktivismus und später des Suprematismus. Letzterer war vollkommen gegenstandslos und baute nur mehr auf Formen und Farben. Der Höhepunkt dieser Strömung war Malewitschs Schwarzes Quadrat auf weißem Grund, das für viele das Ende der gegenständlichen Kunst und aller darstellerischen Ambitionen bedeutete.
Sosehr allerdings diese Kunst in der Theorie mit der bisherigen Kunsttradition brach, so wenig stieß sie auf Verständnis in der breiten Bevölkerung. Die Idee, mit der neuen, revolutionären Avantgarde die Kunst auf die Straße zu holen, ging nicht auf. Das war auch mit ein Grund, warum sich die stalinistische Propagandakunst der 1930er Jahre wieder verstärkt dem übertrieben symbolhaften Heroenstil zuwendete, dem „Sozialistischen Realismus“.
Dieser vereinte im Ausdruck alle Eigenschaften totalitärer Herrschaft: Kunst wurde unter Stalin nicht gefördert oder gar subventioniert, sondern gelenkt und benützt. Sie erzeugte eine Scheinwirklichkeit, um den Blick der Gesellschaft zu verändern und zu trüben.
Dagegen steht heute eine Auffassung über das fragile Verhältnis zwischen Politik und Kunst im Vordergrund, der sich die meisten demokratischen Staatenlenker anschließen können, formuliert vom französischen Philosophen Jacques Rancière. Das Politische an der Kunst, sagt Rancière, liege darin, dass sie „die Bedingungen der alltäglichen Wahrnehmung thematisiert, neue Einteilungen des Sinnlichen vorschlägt und damit die Grenzen des Wahrnehmbaren verschiebt.“
Zuletzt erhitzte sich in Österreich das Politische in der Kunst Ende April am Projekt „In Situ“ in Linz, das sich mit der NS-Vergangenheit von Adolf Hitlers Jugendstadt auseinandersetzt und mit weißer Farbe, in der ganzen Stadt verteilt, 65 Orte des nationalsozialistischen Terrors markiert.
Einspruch kam postwendend von der FPÖ, den die SPÖ-Abgeordnete Sonja Ablinger in erfrischender Weise konterte: Kunst, so Ablinger, müsse die Grenzen gesellschaftlicher Verträglichkeiten ausloten, die Kulturpolitik sei ein Wegbegleiter. „Was sein kann oder nicht, bestimmt das Gesetz und nicht der Geschmack.“

Economy Ausgabe 73-05-2009, 19.06.2009

Buchtipp

BuchtippBookcrossing.com

Wenn Bücher mitgenommen werden wollen.

Verlassen liegt ein Buch auf der Bank einer Bushaltestelle, kein Besitzer weit und breit. Ein Etikett klebt auf dem Cover: „Nimm mich mit! Lies mich!“ steht darauf. Das Buch wurde nicht vergessen, es wurde absichtlich liegen gelassen. Book-Crossing heißt die Idee dahinter und bedeutet, Bücher „freizulassen“, nach ihnen zu suchen, ihre Reise verfolgen zu können. Zu Redaktionsschluss waren es 5,6 Mio. registrierte Bücher.
Das Prinzip ist einfach: Ein Buch wird auf der Website www.bookcrossing.com registriert, wo es eine Book-Crossing-Identifikationsnummer (BCID) erhält, die auf das Cover geschrieben oder geklebt wird. Über diese wird der Weg des Buches via Internet nachvollziehbar. Finder können auf der Website nachsehen, wer dieses Buch wann ausgesetzt hat und wo es zuvor gewesen ist. Das Werk kann bewertet werden, seine Leser können Erlebnisse mit ihm eintragen oder nachsehen, wohin die Reise ihr einstiges Eigentum geführt hat.
Wurde ein Buch gelesen, sollte es wieder in die Freiheit entlassen werden. Künftige Leser stoßen entweder zufällig darauf oder begeben sich aktiv über die Website auf die Suche. Book-Crossing hat mittlerweile über 770.000 registrierte Nutzer in mehr als 130 Ländern. Ein Großteil davon kommt aus den USA. Aber auch im deutschsprachigen Raum wächst die Zahl der Mitglieder stetig. Waren es vor einem Jahr hierzulande noch 4200 registrierte Book-Crosser, ist die Zahl nun bereits auf rund 5200 gestiegen.

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Economy Ausgabe 73-05-2009, 09.06.2009

Cool, trendig, provo

Cool, trendig, provoPhotos.com

Jugendliche über die Bedeutung von Kunst und Kultur.

Tina, 16: „Kultur? Kunst? Hm, gute Frage. Weiß nicht. Ist überall. Mode, Musik, Medien. (kurze Nachdenkpause) Sport. Spiel. Spaß. Alles ist irgendwie Kultur.“

Namenloser Punk, 18: „Kunst is’ a Schas. A Hawara von mir kaunn zwa Minuten nonstop furzen. Wir hob’n des mit da Stoppuhr g’stoppt. Des is’ echt a Hammer. Der kaunn des so dosieren, dass des Gas net auf amoi außefoahrt, sondern ganz langsam – der Sound is’ bombastisch. Des is’ Kunst, find i.“

Laura, 23: „Kultur ist die Menge an sinnstiftenden Praktiken, die Menschen sich aus ihren materiellen Gegebenheiten ableiten und die mit diesen in Interaktion stehen. Kunst würde ich definieren als bewussten Versuch, diese sinnstiftenden Praktiken zu ver- beziehungsweise bearbeiten oder zu unterminieren.“

Bianca, 17: „Ich verbinde Kultur mit Beständigkeit – aber die existiert derzeit nicht. Es tauchen ständig neue Trends, neue Stil- und Musikrichtungen auf und verschwinden ebenso rasch wieder. Klassische Musik ist für mich Kultur. Auch Rockmusik. Die hört man schon seit Generationen. Das is’ was Bleibendes, Beständiges.“

Auch wenn sich die Antworten der befragten Jugendlichen stark voneinander unterscheiden, erkennt man doch einen gemeinsamen Nenner. Sie verbinden Kunst und Kultur mit ihrem Alltag. Unterhaltung im Thea­ter, Oper oder Museum wird kaum bis gar nicht genannt.
Während sich Laura mit einem Hauch von Zynismus für ihre wissenschaftliche Herangehensweise ans Thema entschuldigt: „Sorry, zwei Semester Cultural Studies, das kriegt man nie mehr raus aus dem Kopf“, provoziert der Jung-Punk mit deftigen Körpertönen, die unabhängig von sozialen Hierarchien und Altersstufen Bestandteil des Alltags sind.
Bianca ist auf der Suche nach ihrer Identität und wehrt sich gegen die permanente Beeinflussung durch Eltern, Lehrer und Medien. „Dauernd will mir jemand vorschreiben, wie ich leben, wie ich aussehen und was ich denken soll. Ich will aber meinen eigenen Weg finden. Ich versuche jetzt mal alles auszublenden. Kein Stress, keine Termine, kein Leistungsdruck. Drum geh’ ich von der Schule ab und mach’ eine Nachdenkpause.“
Tina nimmt’s einfach hin, wie es ist. Sie sagt nicht viel und verwendet kurze Zweiwortsätze. Das ist ihre Art von Gegenkultur und Subversivität. Sie rebelliert nicht mit Worten. Im Gegenteil. Schweigen ist gerade groß angesagt. Frei nach einer Textpassage der Punkrockband Die Ärzte: „Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten!“

Astrid Kasparek, Economy Ausgabe 73-05-2009, 09.06.2009

Gradmesser für wirtschaftlichen Erfolg

Gradmesser für wirtschaftlichen ErfolgICNM

Der Staatspreis für Multimedia und E-Business 2009 des BM für Wirtschaft, Familie und Jugend geht in die Zielgerade. Am 10. Juni war Abgabeschluß für die diesjährigen Einreichungen. economy.at sprach mit dem Staatspreisbeauftragten Peter Bruck über aktuelle Trends und Themen sowie die Rolle der österreichischen Multimediabranche.

economy.at: Der Anmeldeschluß zum diesjährigen Staatspreis (STP) naht. Was lässt sich inhaltlich und thematisch über die bisherigen Einreichungen sagen?
Bruck: Die Einreichungen sind heuer besonders start in the Kategorie "Tourismus, Health und Social Media". Die Produzenten und Agenturen im Bereich von Tourismusportalen, Wellnessanbietern, Gesundheitsplattformen, Arzt/Patienten Informationssysteme sowie Projekte für Menschen mit speziellen Bedürfnissen (z.B. Senioren) und Online Communities sowie Web 2.0 Plattformen fühlen sich besonders angesprochen.
Wenig Einreichungen sind bislang in der Kategorie "e-Government und Bürgerservices" zu sehen in der es um e-Angebote der öffentlichen Hand, Bürgerservices und NGOs geht. Hier scheinen sich die Budgetschwierigkeiten der öffentlichen Hand schon auszuwirken.

economy.at: Es gibt bei den Kategorien einige Änderungen ggü. den Vorjahren. Warum - und wie werden die neuen Kategorien angenommen?
Bruck: Gänzlich neu ist 2009 die Sonderkategorie "Energie, Klima und Umwelt-e-Initiativen zu Corporate Social Responsibility" in der multimediale Präsentationen von Projekten und/oder Produkten zur Lösung der Energie-, Klima- und Umweltkrise und zur Förderung von Nachhaltigkeit in allen Aspekten angesprochen werden soll. Dabei soll die Verantwortung von Firmen, Organisationen und Verwaltung für das Gemeinwohl der Gesellschaft und das Wohlergehen zukünftiger Generationen besonders berücksichtigt werden.
Die Sonderkategorie des Staatspreises wird jährlich gewechselt und auch von einem Sponsor mitgetragen. Heuer ist es gelungen die Telekom Austria Group als besonders an Corporate Social Responsiblity kommitiertes Unternehmen für die Sonderkategorie als Sponsor zu begeistern.

economy.at: Neu ist auch der diesjährige Innovationspreis.
Bruck: Die Ausrichtung des Innovationspreises ist neu. Hier werden IKT Innovationen für den Aufschwung prämiert, die sich an Produktdemonstratoren und Prototypen sowie neuartige Produkte und Dienstleistungen mit nachweisbarer innovativer Qualität und Originalität und einem klaren Mehrwert gegenüber existierenden Lösungen wenden. Hier wird auch mit Unterstützung der FFG ein klares Zeichen für Innovation als Weg aus der Krise gesetzt zur nachhaltigen Stärkung des Innovationsstandortes Österreich.

economy.at: Warum soll man beim STP einreichen?
Bruck: Der Staatspreis für Multimedia und e-Business 2009 ist in Europa einzigartig in seinem Standing und seiner Effektivität Mitarbeiter motivieren und Kunden zu überzeugen. Beides ist wichtig. Verkaufserfolge und Steigerung der Erlöse sind ein guter Gradmesser für wirtschaftlichen Erfolg. MitarbeiterInnen wollen aber auch wissen, ob das was sie leisten qualitätsmäßig die Anerkennung des Marktes findet. Der Staatspreis ist hier das anerkannte Forum. Kunden wollen wissen, ob sie nicht nur einen guten Preis erhalten haben, sondern dass die Dienstleistung oder das Produkt auch im Urteil von Experten statthalten kann. Das ist eine wichtige Rückversicherung für die Richtigkeit der Kaufentscheidung. Das ist auch eine ganz wichtige Referenz für Werber und öffentliche Auftraggeber.

economy.at: Der STP gilt auch international als Bühne für die öst. Multimedia-Szene. Wie sehen Sie die MM-Szene in Öst. generell aufgestellt? Und wie hat sich Szene in den letzten Jahren entwickelt?
Bruck: Die Staatspreisträger und Kategoriensieger der letzten Jahre haben entweder innovative eBusiness Lösungen erstellt oder aussergewöhnliche Multimedia Installationen gebaut. In diesen beiden Gebieten liegen besondere Stärken in Österreich. Vollkommen abgebaut hat der eigenständige Off-Line Multimedia Markt; es gibt heute kaum mehr "shrink wrapped boxed products" (Anm. Datenträger-Einzelverkauf) made in Austria, obwohl vor 10 Jahren gerade in diesem Bereich kulturell Herausragendes geleistet wurde.
Überraschend wenig scheint sich bislang in dem Bereich Mobile e-Contents zu entwickeln; hier sind die gegenwärtigen Geschäftsmodelle außerhalb des Adult Entertainment Bereichs nicht nachhaltig.

economy.at: Wie ist das Engagement der Wirtschaft/Sponsoren beim STP? Und wie das Engagement der öffentlichen Hand? Beides (auch) im connex zu allgemeinen, krisenbedingten Sparmassnahmen.
Bruck: Der Staatspreis findet heuer zum 13. Mal statt und hat dank auch des Engagements der WKO und der heurigen Sponsoren von Siemens über Oracle zu Telekom Austria und SONY DADC eine gute Basis.
Die Krise ist auch klar bei den Einreichungen zu sehen. Manche Firmen haben schwer zu kämpfen und da fehlten dann die Energien, um in eine Einreichung Zeit und Aufwand zu investieren. Der STP ist jedoch für viele auch gerade in der Krise ein Weg sich Feed-back zur eigenen Leistung zu verschaffen, auch weil es im Markt zur Zeit besonders schwierig ist, diese zu einem fairen Preis zu verkaufen.

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Economy Ausgabe 73-05-2009, 05.06.2009

Tanz die Toleranz

Tanz die ToleranzHochmuth

Die Kreativwirtschaft löst die Industriewirtschaft ab. Sie blüht dort, wo es Technologie, Talent und Toleranz gibt. Doch weil es schön ist, die Kreativität auszuleben, sind die Kreativen in Gefahr, schlecht bezahlt zu werden.

Der Mann trägt einen metallenen Hirschschädel samt Geweih auf dem Kopf. Jodelnd und etwas Afrikanisches singend führt er eine Gruppe von rund hundert Leuten von einer Spielstätte zur nächsten: In einer Schneiderei singt die kurdische Sängerin und Asylwerberin Sakina, in einem Espressoladen spielen afrikanische Asylwerberinnen Fragmente von Die Schutzflehenden des griechischen Dramatikers Aischylos, in der Werkstatt eines Glaserers spielt ein Bassgeiger zu Glasschneidegeräuschen.
„Kunst trifft Wirtschaft trifft Migration“ heißt dieses Projekt des Experimentaltheaters namens Fleischerei im siebenten Bezirk in Wien. Dort, wo Wien der Lower Eastside von Manhattan nahekommt – ansatzweise. Wo das Museumsquartier moderne Kunst massentauglich macht, wo freie Theatergruppen das Off-Off-Broadway-Theater Wiens machen, wo junge Designer ihre Kreationen verkaufen, wo, wie im Laden von Advanced Minority, T-Shirts von 150 internationalen Künstlern und Designern gestaltet werden.

Technologie, Talent, Toleranz

Dort ist das kreative Gewusel, das Wirtschaft und Gesellschaft in die „Kreativökonomie“ führen und mit den „Creative Industries“ die neuen Arbeitsplätze schaffen wird. Das ist zumindest die Theorie des US-Wirtschaftsprofessors Richard Florida, der mit seinem 2002 erschienenen Buch The Rise of the Creative Class. And How It’s Transforming Work, Leisure and Everyday Life ein Hohelied der Kreativität sang. Sie blühe, so Florida, an jenen Orten, wo es die drei Ts gibt: Technologie, Talent und Toleranz.
Kaum gab es die „kreative Klasse“ als Begriff, wurde sie allerorts vermessen. In Österreich gehören 30.000 Unternehmen zur Kreativwirtschaft, davon 20.000 zum hochkreativen Kern, errechnete das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer 2008 veröffentlichten Studie. Die Kreativwirtschaft macht mit rund 18 Mrd. Euro mehr Umsatz als die Maschinenbauindustrie mit 13 Mrd. Euro und die Energieversorgung mit elf Mrd. Euro. Rund 105.000 unselbstständig Beschäftigte arbeiten im Kreativsektor, dazu eine schwer zu kalkulierende Zahl freier Mitarbeiter. Die Anzahl der Beschäftigten wuchs zuletzt, bis 2007, um jährlich fünf Prozent und damit doppelt so stark wie in der Wirtschaft insgesamt. Die Zahlen stammen jedoch aus der Zeit vor der Finanzkrise, neuere Daten liegen nicht vor.
Die Definition, was zur Kreativwirtschaft oder Ideenwirtschaft zählt, ist im Kern klar, verschwimmt aber an den Grenzen. Jede Art von Design zählt dazu, Content wie Film, Journalismus und Schauspielerei, Architektur, Werbung. Das leuchtet ein. Gemäß ZEW gehören auch Software-Entwicklung, Verlage und Druckereien, technische Büros sowie Beratung, etwa Unternehmensberatung, Coaching und Erwachsenenbildung dazu.
Die Abgrenzung zu ähnlichen Tätigkeiten ist diffus – es fragt sich, warum es kreativer sein soll, Unternehmen zu beraten als Kinder zu unterrichten, und weshalb ein rechtlich selbstständiges technisches Büro kreativer ist als ein im Unternehmen integriertes Forschungslabor.Aber immerhin ist klar, dass zur kreativen Wirtschaft mehr gehört als Filmstars samt Hollywood-Maschinerie, als Operndivas, Wundergeiger, Popstars, Rapper und DJs, als die Hochkultur und ihr Gegenentwurf.
Kreativität ist überall. Zwar nicht in jedem Produkt, in jedem Unternehmen. Doch im globalen Wettbewerb behaupten sich langfristig die umstürzlerischen Ideen eher als die zahmen Anpassungen. Kreativ sind dabei nicht nur die Designer der äußeren Hülle. Sondern auch die Erfinder, die Maschinenbauer, die Software-Entwickler.

Kreative Software-Schreiber
Die Elektronik-Freaks, die in den frühen 1970er Jahren Maschinen zusammenbastelten, aus denen später die Personal Computer wurden, und Programmiersprachen für sie entwickelten, waren kreative Köpfe. Daraus entstand die mächtige Computer-Industrie, die die gesamte Wirtschaft revolutioniert hat.
Software-Schreiber sind nun überall, in der industriellen Produktion wie in der Kunst. Die Künstler-Programmierer des Ars Electronica Futurelabs in Linz kreieren Digitalkunst für das eigene Haus und visualisieren Musikstücke wie Le Sacre du Printemps von Igor Strawins­ki für Orchester in aller Welt. Daneben arbeiten sie an Projekten für Unternehmen wie Siemens und Voest. Mit diesen Aufträgen verdient das Fu­turelab Geld für die Kunst.

Vier Euro Stundenlohn
Das Schreiben von Software kann banale Alltagsroutine oder ein schöpferischer Akt sein. Wenigstens ist es gut entlohnt. Das ist beim Schreiben von Texten nicht so. Public-Relations-Gebrauchstexter werden anständig bezahlt, angestellte Journalisten ebenso, und wer einen literarischen Megaseller schafft, verdient auch ordentlich. Doch Medien werden immer häufiger von freien Journalisten gemacht, die kümmerlich verdienen. Wenn man die Leistung der Kreativarbeiter in eingesetzte Zeit und erzieltes Geld umrechnet, kommen dabei oft Stundenlöhne heraus, die mit jenen von ausgebeuteten Erdbeerpflückern vergleichbar sind.
Hier müssen Kreativarbeiter umdenken, fordert der Journalist Wolf Lotter, der kürzlich das Buch Die kreative Revolu­tion veröffentlicht hat. Kreative Arbeit wird häufig in unternehmerischer Selbstständigkeit geleistet. Kreativarbeiter sollen diese Unternehmensform eben mit allen nötigen Konsequenzen annehmen. Lotter: „Das inkludiert, dass man weiß, wie man sich verkauft.“ Wer es nicht kann, soll es lernen. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Wahrgenommen-Werden und Sich-vermarkten-Können.“
Staatliche Förderstellen wie Departure in Wien setzen genau dort an. Kreative, die sich mit einem Unternehmen selbstständig machen, erhalten betriebswirtschaftliche Beratungen und Coaching. Viele Bundesländer und das Austria Wirtschaftsservice haben mittlerweile Förderprogramme für Kreative.
Designer haben auch von einem Event profitiert, der nicht zu ihrer Förderung konzipiert wurde, sondern für ein anderes Anliegen: dem Life Ball. So wie der Ökonom Richard Florida betont: Nur wenn sich Technologie und Talent in einem Klima der Toleranz entfalten können, fließt die Kreativität.
So erlebt es auch die Leiterin des Experimentaltheaters Eva Brenner bei ihrer partizipativen Arbeit mit theaterunerfahrenen Asylwerbern und Geschäftsleuten: „Die Leute sehen, dass Kunst nicht etwas Abgehobenes ist, das nur die Elite kann. Sie können es auch selbst.“ Wie der Glasschneider, der während der Jamsession erlebte, dass auch er Kunst macht.

Economy Ausgabe 73-05-2009, 29.05.2009

Bergauf und höher hinaus

Bergauf und höher hinausBurgtheater

Sie sind auf der Suche, getrieben und pfeifen auf das Business. Sie wollen es in der Welt da draußen schaffen und folgen nur ihrer Bestimmung. Der Künstlerberuf regt viele zum Schwärmen an, wäre da nicht die finanzielle Realität. Doch das digitale Zeitalter mischt alte Berufsbilder neu auf.

Die Kunstwelt erzählt sich die Geschichte seit vergangenem Herbst immer wieder. Als im September bei Sotheby’s in London 223 Exponate von Damien Hirst 140 Mio. Euro einspielten, räumten in Manhattan die Mitarbeiter von Lehman Brothers gerade ihre Büros. Die Blase von Finanz- und Kunstwelt war geplatzt. Von nun an sollten sich die Zeiten ändern.
„Hungernd“ wird Künstlern gern als erstes Adjektiv beigestellt. Überhaupt scheinen Kunst und Krise ein enges Verhältnis zu pflegen – persönliche Krise oder jene der Weltwirtschaft. In den USA sind Kunstkenner inzwischen der Ansicht, dass die Rezession die Kunst in die Qualität zwingt. Die Entscheidung für den Künstlerberuf wird dennoch abseits vom Marktzustand getroffen. Nötig sind Überzeugung und Getriebenheit, am besten eine gute Portion davon. Der Maler Philip Guston soll seinen Studenten gesagt haben: „Wenn man es jemandem ausreden kann, Künstler zu sein, hätte er von vornherein keiner sein sollen.“

Christian Winkler, Regisseur
In Christian Winklers Thea­ter-Soap Life of Graz Vol. 1-6 singen ein gewisser Ralf Hitler und seine Schwester Liebeslieder, Pfirsichspritzer werden entkorkt, im Radio spielt die Band Nirvana. Die Soap war Winklers erste Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Graz. Der gebürtige Steirer lebte in London, nun zieht er nach Hamburg. In Graz studierte er Germanistik, in London Regie und Kulturmanagement. Dass er schreiben würde, wusste er schon früh. Gedacht, dass sich damit Geld verdienen lässt, hat er da aber noch nicht. Viel, sagt Winkler, hänge damit zusammen, wie man sozialisiert werde: „Wer immer hört, dass er damit kein Geld verdienen kann, lässt es vielleicht wieder.“ Während seines Kunststudiums in London wusste er es schließlich „so ganz richtig“. Gleichzeitig wurde die Konkurrenz auf dem Markt deutlich. Viele studierten Regie, alle mit ähnlichem Ziel. „Es ist vielleicht nicht schwierig, im administrativen Bereich der Kunst zu arbeiten. Das ist aber nicht Künstler sein. Das hat immer mit Selbstverwirklichung zu tun“, stellt Winkler klar. Es ginge nicht, sich als Künstler auszuweisen und gleichzeitig fürs finanzielle Überleben in einer Bar zu arbeiten. Irgendwann muss der Sprung ins kalte Wasser sein, alles oder nichts, allerdings mit Deadline. „Wenn ich ein halbes Jahr oder ein Jahr wirklich kein Geld damit verdiene, muss ich etwas anderes machen.“
Winklers Karriere begann mit einer Chance. Beim Regiestudium hatte er den Auftrag bekommen, ein Stück für das Edinburgh Festival Fringe zu inszenieren. Der Produzent ging mit dem Neuling schon ein kleines Risiko ein, doch alles wurde gut. Das Stück erhielt Auszeichnungen, und Winkler bekam Jobangebote. 2007 gewann er den Retzhofer Literaturpreis: „Da hab ich dann richtig zu schreiben angefangen.“
Umgehen können muss man vor allem mit Kritik. Die Selbstsicherheit nicht verlieren, wenngleich hinter der Arbeit meist ein ganz persönlicher Grund steckt. Kalt lässt einen schlechte Kritik freilich nicht: „Jeder lügt, der sich nicht einmal gefragt hat: Bin ich hier richtig, kann es vielleicht jemand besser?“ Selbstzweifel sieht Winkler als Antriebsmotor. Weil Kunst eben sehr viel mit einer Suche zu tun hat.
Anfängern rät Winkler, bei Wettbewerben mitzumachen, ein Netzwerk aufzubauen, es in der freien Szene zu probieren. Mit Förderungen lässt sich zumindest genug Geld bekommen, um nichts daraufzuzahlen. Wer es zuerst bei kleinen Bühnen versucht, wird auch nicht sofort vor die große Kritik gestellt: „Dass man nicht gleich am Anfang den Hunden ausgeliefert ist.“ Sein Stück Don Quixote und die Helden der Mantscha hatte im April Premiere am Schauspielhaus Graz. Für die nächste Spielzeit entsteht das Auftragswerk Die Entstehung der Arten. „Ich weiß also, was ich bis Oktober 2010 mache“, sagt Winkler.

Martin Fuchs, Fotograf
Martin Fuchs ist gerade nach New York gezogen. „For good“, wie er in seinem Blog schreibt. Vor dreieinhalb Jahren begann er in Österreich zu fotografieren und ist dort ganz schön weit gekommen. Durch harte Arbeit, viel Glück und Fotoredakteure, die seine Arbeit mochten. „Ich habe für so ziemlich alle Me­dien fotografiert, die für meine Arbeit relevant sind.“ Manchmal lenkt er ein und meint: „Ich weiß, das klingt arrogant.“
Jetzt jedenfalls ist Fuchs in der Stadt, in der er leben und arbeiten möchte. Medienlandschaft und Fotografenszene sind in New York ganz anders als in Österreich. Tolle Magazine gebe es, sagt Fuchs, und die beste Zeitung der Welt. Ob es ein bisschen wie der Rezession ins Gesicht spucken sei, als Künstler gerade jetzt hierherzukommen, verneint er. Den Abschwung hat er auch schon in Österreich gespürt. Es gab deutlich weniger Aufträge, wenngleich er sich um sein Auskommen keine Sorgen machen musste. „Ich hatte meine Kunden, teilweise sehr gute Kunden.“ Hier in den USA wird die Krise nicht morgen und vielleicht auch nicht in einem Jahr vorbei sein. Aber irgendwann kommt alles zurück: „Bei dem Schwung will ich dabei sein. Dass ich dann mit bergauf fahre und noch ein bisschen höher hinaus.“
2005 kam Fuchs erstmals nach New York, als Praktikant für Magnum Photos. „Es war ein Wahnsinn. Das erste Mal bin ich mit zitternden Knien ins Büro gegangen“, erinnert er sich. Heute ist er wieder bei Magnum angestellt. Die Mystik um die von Henri Cartier-Bresson und drei seiner Fotografenkollegen gegründete Kooperative hat sich verflüchtigt. Drei Tage die Woche arbeitet Fuchs dort als Designer. Dazwischen wird er schon einmal zu einem Fotografenforum nach Malaysia eingeladen, fotografiert für Zeitungen und Magazine und geht seinen Projekten nach, wie einer Fotostory über Co-Op City im Stadtteil Bronx. Über 15.000 Wohneinheiten gibt es dort in 35 Hochhäusern. In Co-Op-City ist die Mittelklasse zu Hause, es ist ein ganz normaler, langweiliger Ort, an dem nicht viel passiert. Dort redet Fuchs mit den Leuten, hört sich ihre Geschichten an, fotografiert mit Mittel­formatfilm.
Als Künstler sieht er sich weiterhin nicht. Aber Fuchs möchte sich nicht zu sehr auf Bezeichnungen versteifen: „Ich bin einfach Fotograf.“ Zweifel, ob sein Talent ausrerrichten, hat er dauernd .“Und ich bin noch lange nicht dort wo ich sein möchte“, sagt er. „aber ich mach das was ich liebe."

Malena Bergmann, Bildhauerin

„Ja, sicher würde ich verkaufen!“, lacht Malena Bergmann, „aber die Kunst, die ich mache, verkauft sich nicht.“ Bergmann baut Skulpturen aus Regenwürmern, manchmal mit einer toten Katze, Bewegungsmeldern, ihren eigenen Haaren, Wachs oder Samt. Sie lebt im amerikanischen Süden, wo Kunst möglichst noch als Bild an der Wand hängen sollte. Hier käme den Leuten ihre Materialwahl noch exotischer vor, als dies vielleicht in Europa der Fall wäre, glaubt Bergmann.
Dabei begann sie mit Malerei, und ihre Bilder verkauften sich. „Ich studierte Malerei, unter anderem weil ich nicht wusste, dass es viele andere Möglichkeiten gibt“, erzählt sie. Als sie das Studium abschloss, war es auch mit ihrem Interesse an der Malerei vorbei. Danach folgte eine Zeit der Suche. Sie wollte etwas mit ihren Händen herstellen, Objekte aus der Umgebung verwenden, auch, wie sie meint, weil ihr die Fertigkeiten zur klassischen Bildhauerei fehlten. „Mein Hund fand immer diese Skelettstückchen von kleinen Tieren. Die begann ich zu sammeln“, erzählt Bergmann. Zur Plastik kam sie schließlich „schrittweise und durch Zufall“.
Malena Bergmann unterrichtet am Institut für Kunst und Kunstgeschichte an der University of North Carolina at Charlotte. Die Uni-Karriere ist mehr als ein Brotjob. Die Stabilität, zu unterrichten, und die finanzielle Sicherheit, die die Stelle mit sich bringt, sind überaus wichtig. „Ich könnte es gar nicht anders machen. Immerhin muss ich Leute engagieren, weil ich Dinge mache, von denen ich nicht weiß, wie man sie macht.“
Wie zum Beispiel Film. Als sie eines Nachts von einer Frau träumt, die Boote mit ihren Haaren hinter sich herzieht, weiß sie, dass sie das Bild irgendwie umsetzen muss. Zunächst will sie die Szene für ein Foto anordnen, verwirft dies aber wieder, weil ihr das „geradezu tot“ erscheint. Es muss eine echte Frau im Wasser sein, eine bewegliche Szene. Da sie keine Filmemacherin ist, beantragt sie eine Förderung, bekommt den Zuschlag und engagiert schließlich Kameramann und Schauspielerin. Bergmann führt beim Experimentalfilm Fleeting Regie und produziert.
„Mein größtes Problem ist die Zeit“, sagt sie. Konzentriert arbeiten kann sie nur im unterrichtsfreien Sommer. In den restlichen neun Monaten bleibt ihr, über die Projekte nachzudenken. „Zwei Vollzeitjobs und das restliche Leben zu vereinen, ist extrem herausfordernd.“ Ihre Arbeit unter die Leute zu bringen, wäre ein weiterer Vollzeitjob. Marketing, Verhandlungen mit den Galerien, das will sie nicht machen. „Ich mache mir nichts aus dem Business hinter der Kunst“, sagt sie, lenkt dann aber ein: „Ich finde einfach nicht genug Zeit, um meine Kunst bekannt zu machen.“ Daher verlegt sie sich lieber auf deren Produktion.
Zweifel, dass Kunst nicht das Richtige für sie ist, hatte Bergmann nie. „Ich wollte es immer schon machen, auch wenn es finanziell oder logistisch sinnlos gewesen wäre“, sagt sie bestimmt. Was sie macht, gibt ihrer Welt Bedeutung. „Ich schaffe Sinn, indem ich Kunst produziere.“ In einem Statement auf ihrer Website schreibt Bergmann von einer Deadline. Der, tot zu sein. Die Dringlichkeit, die sie daraus schöpft, lässt sie in ihre tägliche Arbeit einfließen: „Ich müsste einfach nur noch herausfinden, wie ich alles auf einmal machen kann.“


Michael Wirth, Medienkünstler

Michael Wirth ist Filmemacher und Medienkünstler, er kreiert Tanzvisualisierungen, interaktive Bilddatenbanken und arbeitet an einem Opernprojekt. Keine traditionelle Ausbildung konnte ihn auf die Kunst vorbereiten. „Es gibt so viel zu lernen, so viel kommt von dir selbst“, sagt er. Ein Buchhalter könne sich zumindest an seiner Ausbildung festhalten und sich von da weg verbessern. „Bei der Kunst musst du mit Talent beginnen“, sagt Wirth. Für 60-Stunden-Wochen und Schreibtischjobs sei er nicht gemacht. „Ich habe diesen Killerinstinkt nicht in mir“, grinst Wirth.
Im Bereich digitaler Kunst sind die allermeisten Leute Generalisten. „Seit Technologie die Kunstwelt erreicht hat, ist Multitasking zur neuen Methodologie geworden“, begründet er die Bandbreite seiner Arbeiten und auch die vieler Kollegen. Sich längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, ist nicht immer ganz einfach. Zuletzt entwarf Wirth Infografiken und damit eher traditionelles Grafikdesign. „Inzwischen rufen mich aber die Musik und Themen wie körperliche Wechselbeziehungen zurück“, erzählt er.
Wirth arbeitet wie Bergmann an der University of North Carolina at Charlotte und unterrichtet Webdesign und Neue Medien. Die Unikarriere ist für seinen Beruf nicht ungewöhnlich. Die meisten digitalen Medienkünstler, die er kennt, sind an Hochschulen beschäftigt. „Mir fallen vielleicht 15 ein, die von ihren Ausstellungen leben können. Der Rest von uns muss arbeiten.“
Das akademische Leben hat seine Vorteile, zum Beispiel viele soziale Interaktionen. Wer allein arbeitet, kämpft oft mit der Abgeschiedenheit. Wenn es hart auf hart käme, dann würde es für die meisten Künstler eine Fähigkeit geben, die sie als „Cash-Cow“ nutzen könnten: „Ich würde dann meine Mappe mit Illustrationen wieder auspacken.“

Georg Russegger, Theoretiker
Wenn Georg Russegger künstlerisch arbeitet, verwendet er sein Synonym Grischinka Teufl. Wenn er das Festival „Coded Cultures“ organisiert, eine Veranstaltung im Rahmen des Österreich-Japan-Jahres 2009, heißt er Georg Russegger. Er hat vier Studien an vier Universitäten belegt. „Ich stehe nicht für klassische Künstler, die in Galerien ausstellen“, sagt er.
Bei „Coded Cultures“ geht es um neue künstlerische und kreative Fähigkeitsprofile. Die digitale Welt verlangt nach Leuten mit einem innovativen Mix an Fertigkeiten. Russegger könnte geradezu ihr Aushängeschild sein. Er arbeitet im theoretischen Kunstbereich – dieser Tage erscheint sein Buch Vom Subjekt zum Smartject –, kuratiert und organisiert Veranstaltungen, erstellt Illustrationen. „Ich wende die Praxis des Kreativseins auf verschiedene Fel­der an“, erzählt er. Wie Wirth ist Russegger der Ansicht, dass die Entscheidung für einen künstlerischen Beruf nicht so einfach zu treffen ist wie für eine herkömmliche Ausbildung. „Der Zugang zur Kunstwelt ist wesentlich freier geregelt. Es gibt kein einheitliches Berufsbild, sondern handwerkliche, konzeptuelle und kulturelle Zugänge“, erklärt er.
Zurzeit wohnt Russegger in Japan, wo er an der Tokyo National University of the Arts arbeitet. Er betreut Doktoranden, die zu ihrem künstlerischen Abschluss eine Theoriearbeit leisten wollen. Es für immer zu machen, würde für ihn einem programmatischen Stillstand gleichkommen. Denn festlegen will sich der Künstler noch nicht.

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Wege der Humanwissenschaften

Wege der HumanwissenschaftenBilderbox.com

Thomas Köhler: „Als neue Anforderung für den Sektor der Geistes- und Kulturwissenschaften stellt sich, diese aus einer Defensive gerade gegenüber den Technik- und Naturwissenschaften in eine ausgewogene Balance zu führen“, erklärt der Leiter der Abteilung für Gesellschaftswissenschaften und Begabungsforschung.

economy: Welche Aufgabenschwerpunkte hat die Abteilung für Gesellschaftswissenschaften und Begabungsforschung konkret?
Thomas Köhler: Wofür sind wir eigentlich nicht zuständig? Die in der Forschungssek­tion des Wissenschaftsministeriums angesiedelte Abteilung II/3 vertritt in ihrem Portfolio ein weites Spektrum an Themen und Institutionen. Was den disziplinären Teil betrifft, fallen alle Forschungsagenden der Geistes- und Kulturwissenschaften beziehungsweise Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in unsere Kompetenz. Dieses Portfolio erreicht rund 60 Prozent aller Studien beziehungsweise circa 40 Prozent aller Studierenden.
Den interdisziplinären Teil unserer Aufgaben stellen hingegen Begabungsforschung und Begabtenförderung dar. Begabungsforschung und Begabtenförderung wurden deswegen im Auftrag von Bundesminister Hahn während einer Kompetenzneuverteilung im Rahmen unserer Abteilung angesiedelt, weil sie insbesondere von Forscherinnen und Forschern aus Pädagogik und Psychologie, zudem aber auch aus Philosophie, Theologie, Soziologie und Ökonomie behandelt werden. Die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Relevanz dieser Themen ist enorm und gerade heute, da immer mehr Exzellenz verlangt wird, aktueller denn je.

Welche Themen wurden in der noch relativ jungen Vergangenheit bearbeitet?
Zum einen gab es befristete Programme wie etwa „New Orientations for Democracy in Europe (node)“, ein Programm, das sich mit politischer Bildung und demokratischer Partizipa­tion beschäftigt, das Programm „fForte“, welches sich auf Maßnahmen rund um das Thema Gender konzentriert, oder das Programm „forMuse“, welches die interdisziplinäre Forschung an Museen stimuliert. Zum anderen gibt es permanente Aktionen, die auf Maßnahmen rund um den Kanon der Awareness fokussieren – etwa die „Kinder-Universitäten“ oder die „Lange Nacht der Forschung“ – mit Blick nicht nur auf Spitzen-, sondern auch Breitenwirkung.

Mit welchen neuen Anforderungen und Aufgaben sehen Sie sich aktuell konfrontiert?
Als neue Anforderung vor allem für den Sektor der Geistes- und Kulturwissenschaften, aber auch für jenen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften stellt sich vor allem, diese aus einer gelegentlich konstatierten „Defensive“ gerade gegenüber den Technik- und Naturwissenschaften in eine ausgewogene Balance zu führen. Eine weitere „Challenge“ für die Abteilung stellen Begabungsforschung und Exzellenzsicherung dar, die als die zwei Seiten derselben Medaille darzustellen sind.

Gibt es Themen, denen man sich verstärkt widmen wird?
Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang sicher die Generationenforschung im Hinblick auf Jugend- und ganz besonders, weil aktueller denn je, Alter(n)sforschung: Welche Potenziale/Kapazitäten haben ältere Menschen gerade rund um den Pensionsantritt? Was bedeutet das für die Vor- und Fürsorge, was für die Entwicklung der Pflege, was für die Würde des Alterns bis zum Tod? Hier werden sowohl strukturelle als auch thematische Maßnahmen zu setzen sein, die über Österreich hinausreichen und eine internationale Kooperation – zum Beispiel im Rahmen der EU-Infrastrukturprogramme ESFRI – notwendig machen. Die einschlägige Community hat dabei viele Vorarbeiten geleistet, für die wir danken und die aufgegriffen werden sollen.

Was konkret hat man sich eigentlich unter Begabungs­forschung vorzustellen?
Ausgehend von der Defini­tion, dass Begabungen keine statischen, sondern dynamische Potenziale sind, die einer sensiblen und flexiblen Zuwendung bedürfen, und dass Exzellenz seine „Performanz“ in allen zu suchen beziehungsweise zu finden hat, haben Maßnahmen in diesem Bereich Folgen sowohl für das Individuum in seiner persönlichen Entwicklung und Entfaltung als auch für das Kollektiv im gesellschaftlichen – im Zentrum steht nicht nur das Wohl des Einzelnen, sondern auch der Gemeinsinn – und wirtschaftlichen Sinn. Die einschlägige Forschung wird sich hier nicht nur auf die Disziplinen der Pädagogik und Psychologie konzentrieren können, sondern auch Aspekte der Medien- oder Geschichtsforschung einbeziehen müssen. Einschlägige Professuren und/oder Lektorate sind zu stärken. Die betroffene Infrastruktur wie das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung oder das Institute of Science and Technology Austria sind synergetisch zu vernetzen. Gleichzeitig ist die Meinungsbildung zu stimulieren: etwa durch Kongresse, Symposien, Vorträge und andere Veranstaltungen. Nicht zuletzt ist die Ausschreibung von zusätzlichen Preisen und die Vergabe neuer Auszeichnungen mittelfristig zu überlegen.

Sie haben die Profilierung der Geistes- und Kulturwissenschaften erwähnt. Wie soll das umgesetzt werden?
Die Profilierung vor allem der Geistes- und Kulturwissen schaften wird in einer Kombination aus Bottom-up- und Top-down-down-Maßnahmen stattfinden, jeweils in Wahrung der Balance zur ebenso großen Bedeutung der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Hier ist sowohl ein neues Mapping zur quantitativen Sichtung und qualitativen Wertung des Bestandes beziehungsweise des Bedarfs zu erwägen als auch eine Initiative zu transnationalen Pilotprojekten wie beispielsweise in Geschichte und Politik oder in Literatur und Sprache.
Last but not least soll unterstrichen werden: Die im Umfeld unserer Abteilung angesiedelten jeweils exzellent arbeitenden Institutionen der Forschung, Wissenschaft und Bildung, mit deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon bisher eine beste Kooperation stattgefunden hat, werden dabei synergetisch eingebunden werden, um nachhaltig ein Optimum an Ergebnissen zu erzielen.

Awareness

Im Rahmen des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft finden jährlich unter anderem Kinder-Universitäten statt, an denen im Jahr 2008 mehr als 85.000 Menschen teilgenommen haben. Die Schwerpunkte wurden nicht zuletzt auf bildungsferne Schichten, Gender-Aspekte und Migrationshindergründe gelegt. Weiters: Die „Lange Nacht der Forschung“ besuchten im Jahr 2008 über 60.000 Personen in ganz Österreich.

ÖZBF
Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF) ist eine dem Wissenschafts- und dem Unterrichtsministerium gleichermaßen zuarbeitende Institution der Exzellenzsicherung. Es hat rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreut sowohl schulische als auch hochschulische Programme.
www.begabtenzentrum.at

Basissubvention
Die im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) angesiedelte Abteilung für Gesellschaftswissenschaften und Begabungsforschung unterstützt knapp 50 Institutionen der Geistes- und Kultur- sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften durch Basissubventionen zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur und der Programmschienen. In ihrer verschiedenen Größe und Ausrichtung bilden sie die Vielfalt des Sektors ab und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätsentwicklung.

Economy Ausgabe 73-05-2009, 29.05.2009

Edle Manufaktur ist Olymp der Kostüme

Edle Manufaktur ist Olymp der KostümeDimo Dimov

Es ist die wahrscheinlich beste Kostüm­adresse der Welt: Vis-à-vis von Wiener Staatsoper, Albertina und Schmetterlingshaus werden in meisterhafter Perfektion aus Stoff wahre Träume gemacht.

Besser als erwartet war „nicht nur die Auftragslage, sondern auch das wirtschaftliche Ergebnis“, heißt es im Geschäftsbericht 2007/2008. „Der Erfolg der Art for Art Theaterservice beruht auf der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper, der Volksoper Wien, dem Burg- und Akademietheater sowie der Bundestheater-Holding, dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auf der gezielten Investitionstätigkeit, die zu einer Steigerung der Effizienz des Personal- und Mitteleinsatzes führt“, erläutert Alleingeschäftsfüher Josef Kirchberger.
In der Tat: Nicht nur der Umsatz kletterte von 40 auf rund 43 Mio. Euro, auch der Gewinn konnte gegenüber dem Vorjahr von 2,88 auf 3,07 Mio. Euro leicht gesteigert werden. Freilich hat jeder der rund 430 in den Geschäftsfeldern Dekorationswerkstätten, Facility Office und Kartenvertrieb tätigen Mitarbeiter Anteil am Betriebsergebnis; doch für den Erfolg gibt es auch „stichhaltige“ Gründe.Denn ein besonders gerüttelt Maß daran haben zweifelsfrei die von Annette Beaufaÿs, auf deren Namen gleich zwei i-Tüpfelchen tanzen, geleiteten Kostümwerkstätten.

Weltweites Renommee
Die einstige Modedesignerin, von André Heller für dessen Projekte „Circus Roncalli“ und „Flic Flac“ entdeckt, gilt nach beruflichem Quereinstieg ins Fach und 22-jähriger freischaffender Tätigkeit für über 120 Produktionen für Theater, Oper, Film und Fernsehen in Europa, Japan und China heute als die Kostümbildnerin der Österreichischen Bundestheater, wenn nicht sogar die aller Bühnen der Welt. Ihr hundertköpfiges, ebenso leistungsfähiges wie motiviertes Team genießt seit Jahren einen fast legendären Ruf. Pro Jahr stattet es über 50 Opern-, Theater-, Film- und Fernsehproduktionen aus. Hinzu kommen Opern-Events, Life Ball oder Mega-Veranstaltungen wie die Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Schnell entwickelte Beaufaÿs ein fast übersinnliches Gespür für Stoffe und schöne Schnitte. Ihre Lust, andere Menschen mit Verve und Esprit zu verkleiden, wurde zur Triebkraft für ihre glänzende Karriere. Können, Fleiß, aber auch Fortüne forcierten ihren beruflichen Lebensweg.
Wie niemand sonst kleidet Beaufaÿs Opernsänger und Schauspieler ein und entwickelt ein subtiles Gespür für die „zweite Haut“, ob aus Samt, Seide, Brokat oder Spitzen. Der gebürtigen Sauerländerin, die sich selbst gern als „Troubleshooter“ definiert und „besonders dann richtig gut wird, wenn es richtig rundgeht“, fordert von sich, ihren Mitarbeitern und Lieferanten nichts mehr und nichts weniger als Perfektion in jeder Beziehung. Nicht Selbst-, sondern Detailverliebtheit, Perfektion, Besessenheit und Genialität prägen ihre Arbeit.
Als Beaufaÿs 1993 ihr Amt übernahm, fand sie im damaligen Staatsbetrieb Kostümwerkstätten in puncto Organisation und Ausstattung ein Unternehmen vor, das, wie sie sagt, „zutiefst in den 50er Jahren stecken geblieben war. Organisationsfähigkeit ist nicht nur Talent, es ist harte Arbeit.“ Nach intensiver betriebswirtschaftlicher Analyse, Restrukturierung und -organisation hat sie nicht nur Gemächlichkeit und museale Patina verbannt, sondern ihr gelang darüber hinaus in kürzester Zeit das Kunststück, Motivation und unternehmerisches Denken und Handeln im Bewusstsein ihrer Mitarbeiter zu verankern.
Heute wird ein ganzes Füllhorn aus handwerklicher Kreativität, Innovationen und eigens entwickelten Techniken sowie das unschätzbare Know-how von tradierten, kunstfertigen Nähtechniken, die schwelgerische Fülle Tausender Stoffe aus der ganzen Welt, viele davon exklusiv angefertigt, Schuhe, Accessoires und meisterlich gefertigte Haute-Couture-Mode für Privatkunden – schlichtweg das gesamte Leistungsportfolio – mit hoher Professionalität optimal und wirtschaftlich erfolgreich genutzt.

Kommerzialisierter Fundus
Weiters hat Beaufaÿs den gigantischen Theaterfundus mit über 200.000 Kostümen wohl geordnet und kommerzialisiert. „Ich muss frei sein“, bekennt sie offen, „denn ich bin nicht gut, wenn man mich nicht lässt“, und gibt dieses Credo – flankiert von flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswegen und mit ausdrücklichem Dank für die Gewährung dieser Freiräume an ihren Vorgesetzten Josef Kirchberger, auch an ihre Mitarbeiter weiter. Der Vertrag mit den Art for Art Kostümwerk­stätten sei im Übrigen neben dem Mietvertrag der Einzige, den sie in ihrem Leben unterschrieben habe.
Heute, auf dem Zenit ihres Schaffens, führt die 60-jährige Grande Dame ihrer Zunft ein gut bestelltes Haus, für das sie mit unternehmerischem Weitblick bereits zwei, drei potenzielle Kandidaten für ihre Nachfolge „in vier, fünf Jahren“, wie sie sagt, aufbaut. Seit Jahren gibt sie ihr nahezu universelles Wissen am Konservatorium der Stadt Wien als Lehrbeauftragte an die jüngere Generation weiter. „Die Kostümwerkstätten realisieren, ich sage dazu immer ‚lesen‘, die Fantasie des Kostümbildners. Wir setzen deren individuelle Vorstellungen um, deren Design. Auf der Bühne ist ein geschlossenes Kunstwerk zu sehen, das vom Kostümdesigner erdacht wurde und von uns Gestalt bekommen hat. Jede Inszenierung stellt für das Team eine stets willkommene, neue Herausforderung dar.“ Beau­faÿs’ En­gagement und ihre Genialität wurden im Jahr 2008 mit der Verleihung des Professorentitels durch Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) honoriert. „Man kann in Österreich nicht mehr erreichen, als wenn André Heller die Laudatio hält und die Wiener Philharmoniker in privatissime für einen konzertieren“, gesteht sie mit einem Augenzwinkern und nicht ohne Stolz.
„Ob und wie weit sich die weltweite Finanzkrise auf die Theaterservice GmbH auswirken wird, ist derzeit noch nicht abschätzbar“, so Kirchberger. Sie hat aber gezeigt, dass Gewinne nur langfristig werthaltig sind, wenn sie, wie bei der Theaterservice GmbH, durch solide Arbeit erwirtschaftet werden.

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Warenkorb

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• Fester Speicher. Das Toshiba Portégé R600 wiegt rund 1,1 Kilogramm und ist mit einem transflektiven 12,1 Zoll-Display ausgestattet. Zur Grundausstattung zählt ein internes HSDPA-Modem, das auch HSUPA unterstützt. Bisher wurde nur eine Variante mit 320 Gigabyte großer Festplatte angeboten. Jetzt hat der Hersteller eine Version mit 512 Gigabyte SSD angekündigt. Der Preis ist noch offen.

• Schön soll’s sein. Schön, schnell, leicht und einfach – so präsentieren sich die drei neuen Sony-Spiegelreflexmodelle für Einsteiger. Die Alpha 230, 330 und 380 legen Wert auf eine intuitive Menüführung, gute Bildqualität und Flexibilität beim Fotografieren durch einen schwenkbaren Monitor. Die Alpha 230 und 330 bieten wie ihre Vorgänger 10,2 Megapixel-CCD-Sensoren, die Alpha 380 14,2 Megapixel – alle Modelle sind mit im Gehäuse integrierten Bildstabilisatoren ausgestattet. Gehäusepreise: 579, 629 und 789 Euro (nach Modellnummer aufsteigend).

• Kompakter Weitwinkel. Kodak hat seine Serie digitaler Kompaktkameras mit der neuen Weitwinkelkamera Easyshare M420 erweitert. Ausgestattet ist sie mit einem Schneider-Kreuznach-28 Millimeter-Weitwinkelobjektiv mit 4-fach optischem Zoom und mechanischer Bildstabilisierung. So sind 16:9-HD-Fotos mit maximal 7,5 Megapixeln oder Fotos im 4:3-Format mit maximal zehn Megapixeln möglich. Der Preis für die in Rot oder Schwarz erhältliche Kamera: 179 Euro.

• Würfeloberfläche. LG trumpft nun mit seinem neuen Touchscreenhandy auch in Österreich auf, das vor allem mit seiner Menüführung punkten soll. Das LG Arena KM900 hat nämlich eine Benutzeroberfläche, die auf einem dreidimensionalen Würfel basiert. Dieser Würfel kann mit Fingerwisch gedreht werden und bietet so vier Screens, die individuell gestaltet werden können. Zudem liegt das Hauptaugenmerk auf Multimedia. Der Hauptspeicher ist acht Gigabyte groß und per SD-Karte auf 40 erweiterbar: Der Preis: reguläre 449 Euro, bei „3“ zurzeit ab drei Euro.

• Für jedes Terrain. Auf der Picknickdecke, auf dem Teppichboden oder auf der Steinterrasse – Mäuse mit Bluetrack-Technologie funktionieren auf nahezu jeder Oberfläche und liefern dadurch eine große Flexibilität bei der Wahl des „Arbeitsplatzes“. Das erste Desktop-Set mit Bluetrack-Maus erscheint in Form des Wireless Desktop 3000. Die Wireless Mouse 5000 wird zusammen mit der Tastatur und Plug-and-Play-Minitransceiver auch zum Urlaubsbegleiter. Preis: 49,90 Euro. kl Fotos: Hersteller

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