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25. Juli 2024

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Wörter, Fabriksbrände und Indianer

Wörter, Fabriksbrände und IndianerPhotos.com

Wer kein Zyniker ist, wird der Aussage zustimmen: Wer spricht, denkt auch. Zu fragen, in welcher Reihenfolge das passiert, muss keineswegs sarkastisch gemeint sein – ein spannendes Forschungsfeld tut sich hier auf. Das Ausmaß, in dem sich Sprache und Denken gegenseitig beeinflussen, beschäftigt seit jeher die Wissenschaft.

Da Sprache aus dem Denken hervorgeht, manifestieren sich auch verschiedenste Denkschemata oder Weltanschauungen in der Sprache, die wiederum in weiterer Folge auf Denkmuster wirken können. Diese Wechselwirkung wird vor allem in politischer Propaganda ausgenützt.
Nie zuvor in der Geschichte wurde die Sprache im selben Ausmaß kon­trolliert und verändert, um dem Volk gewisse Denkmuster einzuprägen,wie während des „Dritten Reiches“. Neue Begriffe sollten Dynamik und Stärke der nationalsozialistischen Bewegung ausdrücken, Menschen wurden in Neologismen zu Maschinen oder, im Falle der Juden, zu Unmenschen erklärt. Ausdrücke wie „entjuden“, „deportieren“ oder „Konzentrationslager“ sind bewusst vollkommen abstrakt und versuchen, über die Grausamkeit der damit (nicht) ausgedrückten Wirklichkeit hinwegzutäuschen und diese zu verharmlosen, um die Unterstützung des Volkes nicht zu verlieren.
Der Sprachforscher Viktor Klemperer zeichnete während der Nazidiktatur seine Analysen trotz ständiger Lebensgefahr auf und veröffentlichte sie nach Kriegsende unter dem Namen LTI – Lingua Tertii Imperii. Darin beschreibt er, wie die Sprache regelrecht als Gift wirken kann, falls sie in die falschen Hände gerät. Wenn ideologisch geprägte Ausdrücke in den eigenen Sprachgebrauch aufgenommen werden, beeinflussen sie den Sprecher bei jedem Gebrauch und können dadurch seine Einstellung verändern. Klemperer schrieb:„Die Sprache lenkt mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewusster ich mich ihr überlasse.“
Da wir nur schwer bis unmöglich die nötige Distanz zu unserer eigenen Sprache und Denkmustern herstellen können, um diese objektiv zu betrachten, fällt uns selbst nur selten auf, wie die beiden Größen miteinander in Verbindung stehen. Dies kann unter gewissen Umständen, wie den oben genannten, katastrophale Folgen haben. Dabei funktioniert diese Wechselwirkung natürlich auch auf ungleich banalerer, alltäglicher Ebene. So werden etwa in der Werbung gezielt Begriffe wie „Diät“ oder „light“ eingesetzt, da die Leute das Produkt folglich als gesünder einstufen, ungeachtet dessen, dass sie zum Teil ungesunde Ersatzstoffe wie Aspartam enthalten.

Revolution der Linguistik
Die bahnbrechende Entdeckung, dass Sprache Einfluss auf unser Denken beziehungsweise unsere Wahrnehmung hat, geht auf die Linguisten Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf zurück. Die sogenannte „Sapir-Whorf-Hypothese“ gilt als absoluter Meilenstein und revolutionierte die moderne Linguistik. Ihr zufolge haben die Strukturen der Muttersprache einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Sprecher. Sapir schrieb schon 1942: „Was wir sehen, hören oder anderweitig erfahren, ist zum größten Teil so beschaffen, wie es ist, weil die sprachlichen Gewohnheiten unserer Gemeinschaft bestimmte Interpretationswahlen prädisponieren.“ Whorf, der Versicherungsfälle in einem Chemiebetrieb bearbeitete, entdeckte gewisse Verhaltensmuster, deren Ursprung er in der Sprache vermutete. So wurden, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen, Sicherheitsvorkehrungen neben dem Warnschild „Benzinfässer“ genau eingehalten, im Bereich mit dem Schild „Leere Benzinfässer“ wurde jedoch unbekümmert geraucht und Zigarettenstummel auf den Boden geschmissen.
Dies erklärte sich Whorf so: Da das Schild das Wort „leer“ enthielt, interpretierten es die Arbeiter gemäß der gängigen Wortbedeutung „leer, inhaltlos“ und zogen unbewusst den Schluss „gefahrlos, ungefährlich“. Dabei waren die Fässer nur leer von Benzin, aber voller hoch explosiver Gase.
Die Wortwahl „leer“ führte in diesem Fall zu einer gefährlichen Fehleinschätzung der Situation. Der in diesem Zusammenhang zu ungenaue Begriff legt eine Reihe von Deutungsmöglichkeiten nahe, welche die Realität, das heißt „benzinleer, aber voll von explosiven Gasen“ nicht exakt genug widerspiegeln.
Der Zusammenhang mag in manchen Fällen beinahe etwas banal erscheinen. Tatsächlich ist er aber der Ausgangspunkt für eine der einflussreichsten Entdeckungen des vergangenen Jahrhunderts. Auf weiterer Ebene werden nämlich durch sprachliche Strukturen gewisse Zusammenhänge schwerer oder einfacher erkennbar. Die strukturelle Ähnlichkeit zwischen zwei Bedeutungen suggeriert scheinbar inhaltliche Verwandtschaft oder verschleiert sie im umgekehrten Fall. Folglich werden gewisse Denkmuster zum Teil von der Sprache vorgefertigt. Das Wissen über diese Einflussnahme kann natürlich nicht nur wie in obigem Beispiel helfen, Fabriksbrände zu vermeiden, sondern auch auf alltäglicher Ebene neue Perspektiven schaffen.

Offene Zusammenhänge
Nicht nur die Bedeutung eines Wortes trägt zur Wirklichkeitswahrnehmung bei, sondern auch die Begriffsvielfalt eines bestimmten semantischen Feldes. So haben die Inuit, genauer gesagt die Yupik, mehrere Dutzend Begriffe für „Schnee“. Dies erlaubt feinere Abstufungen, genauere Beschreibungen und hat folglich eine andere, detailliertere Realitätswahrnehmung zur Folge.
Zur Verdeutlichung stelle man sich folgende Situation vor: Ein Fußballkenner geht mit einem Laien zu einem Fußballspiel. Der Laie, dem das Fachvokabular völlig fehlt, sieht, wie 22 Leute einen Ball irgendwie hin- und herbewegen. Der Experte sieht Außen-, Innen- und Vollrist, Volleyschuss, Kurzpass, Laufpass, Steilpass, Flanke, Abstoß, Ausschuss oder Abseits. Es stellt sich also die Frage, ob die zwei tatsächlich dasselbe Spiel verfolgen. Theoretisch, das heißt rein visuell, sehen sie natürlich dasselbe. Die Erfahrung ist jedoch eine gänzlich unterschiedliche.
Bisher wurde diese Theorie teils heftig angefochten. Der Sprachforscher Peter Gordon glaubt jetzt jedoch, einen Beweis für deren Richtigkeit gefunden zu haben. Er untersuchte Numeralien, das heißt Zahlwörter, in der Sprache der Pirahã-Indianer, einem Stamm im Amazonasbecken. Diese unterscheiden nur zwischen „ein“, „zwei“ oder „vielen“ Gegenständen. In einem Experiment sollten die Testpersonen verschiedene Anzahlen von Gegenständen duplizieren, also ein, zwei oder mehrere Gegenstände zusammenlegen, abhängig von der Anzahl der Gegenstände im Versuchsmuster. Dies gelang bei bis zu zwei Gegenständen problemlos. Ab drei Gegenständen stieg die Zahl von Fehlern rapide an. Da ihre Sprache nur exakte Zahlenangaben bis zu zwei Gegenständen kennt, wurden, laut Gordon, größere Gruppen von Objekten nicht mehr als genaue Anzahl, sondern nur noch als Menge wahrgenommen.
Auch wenn wohl noch weiter über das Ausmaß gestritten werden wird, so liegt der Zusammenhang selbst auf der Hand. Wer sich dieser Wechselwirkung bewusst ist, ist unter Umständen resistenter gegen äußere Einflussnahme, kann Fehlschlüsse vermeiden oder neue Perspektiven auf die Wirklichkeit erlangen.

Emanuel Riedmann, Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Unternehmensgründung trotz Krise

Unternehmensgründung trotz KriseAMS/Petra Spiola

Geld verdienen, selbst Verantwortung tragen, frei, unabhängig und flexibel sein – das sind die Vorzüge, die jährlich rund 30.000 Österreicher bewegen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) trägt dazu bei und unterstützte 2008 mit dem Unternehmensgründungsprogramm 4700 Menschen österreichweit.

Sie haben eines gemeinsam: Sie haben gerade ein Unternehmen gegründet oder sind im Begriff, dies zu tun. Statt Kurzarbeit, einem nicht zufriedenstellenden Job und/oder einem nervenden Chef haben sie den Weg in die Selbstständigkeit gewählt. Gerade in Zeiten der Krise ein mutiger Schritt.
Ariane Halmer hat sich ihren Jobwunsch Ernährungsberaterin erfüllt und ist seit September 2008 ihr eigener Chef. „Mir ist es einfach wichtig, Menschen zu helfen und mit ihnen gemeinsam ihre Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern“, betont die 44-jährige Wienerin, die zuletzt fünf Jahre in einer Kunst- und Design-Galerie für Werbung, PR, aber auch Künstler- und Kundenbetreuung sehr vielseitig tätig war. 2007 kam in ihrem damaligen Job plötzlich das „Aus“, Halmer wurde arbeitslos. Ihr Glück war das Unternehmensgründungsprogramm (UGP) des Arbeitsmarktservice (AMS), das sie gut für ihre Pläne nützen konnte. Halmer hatte bereits 2006/07 eine Ausbildung zur Diplom­ernährungstrainerin an der Vitak (Vitalakademie) mit Auszeichnung absolviert. Das UGP half ihr dabei, sich als Ernährungsberaterin tatsächlich selbstständig zu machen.

ÖSB betreut Gründer
Die Arbeitslosigkeit ist für viele Menschen der Anstoß, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. 1996 wurde daher vonseiten des AMS das Unternehmensgründungsprogramm (UGP) gestartet, seit 1999 läuft es österreichweit. Betreut wird das Programm in Wien von ÖSB Consulting. Zunächst wird in der Klärungsphase abgecheckt, „ob die Gründungsidee etwas taugt beziehungsweise ob man tatsächlich davon leben kann“, erklärt Gerhard Mikula, UGP-Leiter in Wien bei ÖSB Consulting. Nicht jeder Gründungswillige darf mitmachen, „wir haben eine Aufnahmequote von rund 50 Prozent“, verweist Mikula einerseits auf das Ausleseverfahren und freut sich andererseits über das große Interesse am UGP.
Der große Vorteil für die Teilnehmer: Das Programm läuft sechs Monate. Innerhalb dieses Zeitraums soll gegründet werden. Wer aufgenommen ist, erhält weiter die AMS-Bezüge. Neben der persönlichen Betreuung durch einen ÖSB-Berater, in Wien gibt es davon zwölf, können die Teilnehmer auch aus einem umfangreichen Workshop-Programm von 37 ein- bis zweitägigen Kursen in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Marketing und Persönlichkeitsbildung wählen.

Frauen und Migranten
Auch nach der erfolgten Gründung werden die frisch gebackenen Unternehmer nicht allein gelassen. Alle zwei Monate erfolgt der Start für ein „Erfolgsteam“ mit etwa 25 Teilnehmern, eine Maßnahme, die sich als „gutes Netzwerk und zum regelmäßigen Austausch der Jungunternehmer bewährt hat“, weiß UGP-Projektleiter Mikula. Die Nachbetreuungsphase dauert zwei Jahre. Zudem bietet das UGP zwei spezielle Schwerpunkte: für Frauen und für Diversity Management. „Über ein Drittel der Gründer in Wien sind Personen mit Migrantenhintergrund“, berichtet Mikula, der stolz auf die Erfolgsrate der UGP-Teilnehmer verweist: „Nach fünf Jahren sind rund drei Viertel der Teilnehmer immer noch selbstständig, nur sechs Prozent fallen wieder in die Arbeitslosigkeit zurück.“
„Ich finde das UGP wirklich großartig, es ist eine sehr hilfreiche Unterstüzung, sowohl fachlich als auch in sozialer Hinsicht“, ist Ernährungsberaterin Halmer voll des Lobes. „Wir haben zurzeit sehr viele Anfragen, vor allem im IT-Bereich wollen sich sehr viele selbstständig machen“, ortet Gerhard Mikula einen Trend. Genau das hat Martin Eder aus Linz realisiert. Nach einem Informatik-Studium und zwölf Jahren Angestelltendasein bei einem IT-Dienstleistungsunternehmen mit Schwerpunkt E-Learning wollte der Ober­österreicher endlich sein eigener Herr sein. Im Juni 2008 hat er mit 9Quadr.at Software Development sein eigenes Unternehmen gegründet. „Durch die finanzielle Unterstützung des UGP ist eine gute Vorbereitung auf die Unternehmensgründung möglich“, konnte auch Eder vor allem das vielfältige Workshop-Programm im Vorfeld der Gründung gut für sich nützen. Zwar sei es schon schwierig, „sich als Selbständiger jetzt um viel mehr Dinge als ein Angestellter kümmern zu müssen“, aber für den ambitionierten IT-Experten und Vater zweier Buben überwiegen eindeutig die Vorteile: freie Zeiteinteilung, die flexiblere und spontanere „Aufteilung“ von Beruf und Familie sowie die eigene Entscheidungsvielfalt. Besonders freut ihn, dass Kunden, die er sich über Jahre langsam aufgebaut hat, seine Entscheidung gutheißen und mitgegangen sind. 2009 ist für den Linzer das Jahr der Produktentwicklung. „Ich habe einen Partner aus der Möbel­industrie gefunden, mit dem ich ein Präsentations- und Visualisierungssystem für Möbelhersteller, Möbelhändler und Architekten entwickle“, erzählt Eder. Die Markteinführung ist für das Jahr 2010 geplant.

Mut zur Gründung haben
„Die größte Schwierigkeit war, den Schritt zu setzen, sich vom vermeintlich ‚sicheren‘ Angestelltenverhältnis zu verabschieden und in die ungewisse Selbstständigkeit zu gehen“, gab Heidrun Unterweger Einblick in das wohl größte Hemmnis vor der Gründung. Die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin träumte bereits seit dem Teenager-Alter davon, selbstständig zu werden. Nach fast sieben Jahren Tätigkeit in der Telekom-Branche für UTA/Tele2 gründete die UGP-Teilnehmerin im Sommer 2007 B-Dressed. Das Ergebnis: Unter www.b-dressed.com ist seit einem Jahr ein Online-Shop für Streetwear mit Fokus auf Organic Fashion und Fair Trade zu finden. „Die Nachfrage nach organic Fashion wird aus dem gesamten EU-Raum immer größer, deshalb wird es 2009 auch eine englische Version geben“, so Unterweger.
„Seit Einführung des Gründungsprogramms im Jahr 1999 hat sich die Zahl der gegründeten Unternehmen von 2000 auf rund 4700 mehr als verdoppelt“, freut sich AMS-Sprecherin Beate Sprenger. 30.087 Firmen wurden übrigens im Vorjahr in Österreich gegründet, etwas weniger als 2007 (30.304). Das Durchschnittsalter der Gründer betrug 36 Jahre, 40 Prozent waren Frauen. Eine sehr hilfreiche Anlaufstelle für alle, die planen, selbst Chef zu werden, ist das Gründerservice der Wirtschaftskammer.

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Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Warenkorb

WarenkorbSony Ericsson

Warenkorb

• Musikarchiv. Das W395 von Sony Ericsson ist mit eigenen Steuertasten für Musik, einer 1 Gigabyte-Speicherkarte sowie einem FM-Radio ausgestattet. Geht einem ein Song nicht mehr aus dem Kopf, aber man hat keine Ahnung, wie er heißt, dann hilft TrackID mit Textsuche, dies schnell herauszufinden. Auch auf den hauseigenen Music Store Play kann direkt zugegriffen werden. Für Schnappschüsse steht eine 2 Megapixel-Kamera zur Verfügung. Der Preis: 199 Euro.

• (Selbst-)Leuchte. Mit der neuen Walkman-X-Serie präsentiert Sony eine Weltneuheit: Erstmals wird ausgezeichneter Sound mit der OLED-Technologie (selbstleuchtendes, stromsparendes LED) verbunden. Als erster MP3-Player verfügt der neue Walkman über ein drei Zoll-Display, das Videos und Bilder mit hohem Kontrast wiedergibt. Weiters ist neben WLAN auch ein neues Geräuschdämpfungssystem eingebaut. Der Preis: 279 Euro für die 16 Gigabyte-Version.

• Unterhaltungskonzentrat. Ab sofort ist der auf der Photokina 2008 angekündigte Kodak OLED-digitale Bilderrahmen (Organic Light Emitting Diode) bei allen Media-Markt- und Saturn-Filialen erhältlich. Der Wireless-Bilderrahmen ist zum unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von 899 Euro erhältlich. Die von Kodak entwickelte OLED-Technologie bietet eine höhere Farbtiefe und Sättigung als andere Displays und sorgt für außergewöhnlich scharfe, lebhafte Bilder. Außerdem ermöglicht diese Technologie sehr dünne Panels.

• Kleine Maße, großer Klang. Mit zwei besonders platzsparenden und optisch ansprechenden Lösungen erweitert JBL sein Multimedia-Lautsprecher-Portfolio. Die JBL Duet II und III sind ausgelegt für kleine Arbeitsplätze oder einfach Orte, an denen wenig Platz zur Verfügung steht und dennoch nicht am Stereohörgenuss gespart werden soll. Und schön sind sie auch noch. Der Preis: 79,99 Euro für den Duet II und 149 Euro für den Duett III.

• E-Mail-Maschine. Gerade Geschäftsanwender werden von der Masse der täglich eingehenden E-Mails nahezu erdrückt. Zur Lösung dieses Problems vor allem im mobilen Einsatz hat HTC für das Snap eine Anwendung namens Inner Circle entwickelt. Ein einfacher Druck auf die Inner-Circle-Taste genügt, um die E-Mails einer vorab definierten Personengruppe an die erste Stelle im Posteingang zu bringen. Das Windows-Mobile-Gerät soll noch im Mai verfügbar sein. Der Preis ist noch nicht bekannt. kl Fotos: Hersteller

Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Im Test: Kreditkarten

Im Test: Kreditkarten Photos.com

Es ist aus unserem Leben praktisch nicht mehr wegzudenken: das Plastikgeld. Und es ist wohl der letzte Verführer, wenn im Börsel dank Krise gänzlich Ebbe ist. Daher rechnen Kreditkartenfirmen wie Paylife auch heuer bei Transaktionen und Umsätzen mit einem Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Ende 2008 waren laut Oesterreichischer Nationalbank 2,45 Mio. Karten von Paylife, Card Complete, Diners Club und American Express (Amex) im Umlauf – 3,4 Prozent mehr als Ende 2007.
Potenzial sei laut Paylife noch reichlich vorhanden, in Europa betrage das Verhältnis zwischen Einwohnern und ausgegebenen Visa-Karten etwa 1:1. Der Komplettanbieter für Zahlungskarten Card Complete stößt in dasselbe Horn: Im Europaschnitt würden Kreditkarten 50-mal im Jahr verwendet, in Österreich nur 30-mal.
Um noch mehr Kunden zu binden, starteten bei Paylife soeben einige Aktionen. Bei der Classic Card etwa ist jetzt ein Einkaufsschutz inklusive, der die mit der Karte bezahlten Waren weltweit 45 Tage lang bis zu 1000 Euro jährlich gegen Beschädigung oder Diebstahl schützt. Gegen Aufzahlung genießt man den „3-fachen Reiseschutz“, der sonst der Gold Card vorbehalten ist. Er umfasst unter anderem Soforthilfe bei Notfällen im Ausland. Die Verwendung der Karte in den letzten drei Monaten sichert einem ein zusätzliches, umfassendes Versicherungspaket mit beispielsweise Behandlungskostenversicherung; wird die Reise selbst mit der Kreditkarte bezahlt, dehnt sich der Schutz auf die Familie aus. Seit April gilt auch eine höhere Deckungssumme.
Vom Verein für Konsumenteninformation kommt der Tipp, im Infomaterial der ausgebenden Stelle zu checken, wie es sich mit den Bedingungen für den Reiseschutz und Ausschlüssen verhält, oder gleich beim kooperierenden Versicherer nachzufragen. Die Gold Card wartet zusätzlich zu höherem Verfügungsrahmen, Einkaufs- und Reiseschutz seit April mit dem neuen Schlüssel-SOS auf: Damit sind Aufsperrkosten bei Aussperren oder Schlüsselverlust bis zu 1000 Euro jährlich abgedeckt.
Die Platinum Mastercard verfügt über Features wie Cash rund um die Uhr, einen unlimitierten Rahmen, noch breiteren Versicherungsschutz und vieles anderes mehr. Als „feinen Unterschied“ preist Diners Club International an, dass man seine Karte mit einem persönlichen Foto versehen lassen kann. Bei Diners gibt es auch eingeschränkt – je nach Verfügbarkeit – Sonderkonditionen wie etwa bei den Autovermietern Hertz und Avis.
Amex hat neben einer Gold- und Platinum-Karte die Aurum Card im Programm. Bei ihr ist die Jahresgebühr flexibel, ab einem Jahresumsatz von 5000 Euro entfällt die Gebühr für die Hauptkarte im Folgejahr zur Gänze. Auf der Amex-Homepage zeigt der Menüpunkt „Alle Karten im Vergleich“ eine gute Übersicht.
Auch die Paylife-Site www.­kreditkarte.at bietet eine gute Tabelle. Prüfen sollte man zudem die unterschiedlichen Konditionen und Gebühren der Banken, über die Paylife und Card Complete ihre Karten anbieten. Foto: Photos.com

Linda Kappel, Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Karriere

KarriereUPC

Karriere

• Hubert Fürnholzer (53), langjähriger Mitarbeiter beim Multimedianetzbetreiber UPC und Landesdirektor Steiermark, hat zusätzlich die Agenden der UPC Telekabel Klagenfurt übernommen. Er folgt damit dem bisherigen Landesdirektor Andreas Müller, der mit Anfang August in den Ruhestand tritt. Foto: UPC

• Andrea Haslinger wechselt von der Schlumberger Wein- und Sektkellerei zu Underberg. Das traditionsreiche deutsche Familienunternehmen legt die Verantwortung für die Art-Direktion der hauseigenen sowie der Marken aus dem Hause Schlumberger in die Hände der erfahrenen Marketing-Spezialistin aus Wien. Foto: Underberg

• Silver Server hat seine Geschäftsleitung mit dem Juristen Stefan Köhler (39) verstärkt. Vor einer einjährigen Weltreise 2008 war er für die Rundfunk- und Regulierungsbehörde (RTR) tätig. Umfangreiche Branchenerfahrung sammelte er zuvor auch bei Telekom Austria und UPC Telekabel. Foto: Silver Server

• Josef Prielinger (47) hat die Geschäftsführung der Vertriebsgesellschaft des steirischen Fensterherstellers Gaulhofer übernommen. Der gebürtige Oberösterreicher war zuletzt als Vorstandsmitglied bei Actual für den Vertrieb verantwortlich, den er bei Gaulhofer vor allem im Exportbereich forcieren soll. Foto: Gaulhofer

• Ewald Zadrazil (43) zeichnet ab sofort als Director Business Sales für den Geschäftskundenvertrieb bei T-Mobile Austria verantwortlich. Zadrazils berufliche Laufbahn begann 1989 bei der Logistikfirma Jungheinrich. Nach vielen Jahren wechselte er 1998 erstmals in die Mobilfunkbranche zu Mobilkom Austria. kl Foto: T-Mobile

Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Tipp für Internet-Nomaden

Tipp für Internet-NomadenToshiba

Das Toshiba NB100-12N gehört mittlerweile zwar fast einer aussterbenden Art der Netbooks an: Es hat noch einen 8,9 Zoll-Bildschirm. Die dadurch geringeren Dimensionen des NB100 haben aber auch einen Vorteil: Das Gerät passt deutlich besser in Taschen und Rucksäcke. Mit einem Gewicht von knapp unter einem Kilogramm gehört es dafür zur leichteren Fraktion. Wie bei allen Netbooks ist die Tastatur klein, die Leistung nicht gerade berauschend, aber das nimmt man bei der Wahl von vornherein in Kauf. Doch eines hat das Toshiba-Netbook, was vielen anderen nicht mitgegeben wurde: Die Qualitätsanmutung ist einfach sehr gut gelungen. Das gehört ja zum Marken-Image. Ein kleines anwendungsfreundliches
Detail am Rande ist die größere linke Taste des Touchpads. Das größte anwenderfreundliche Detail ist, dass die SIM-Karte im Gehäuse veschwindet. Somit sind UMTS-Sticks nicht notwendig. Die ewige Suche nach dem Teil gehört damit der Vergangenheit an. Ansonsten steht schnelles WLAN und Bluetooth für die Kommunikation zur Verfügung. Der Preis: 550 Euro.

Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

DVD-Tipp

DVD-TippAllegro Film

Zwischen Ohnmacht und Wutausbruch

Er habe keine Ahnung von Wirtschaft, sagt Let’s make money-Regisseur Erwin Wagenhofer. Er habe den Leuten bloß einfache Fragen gestellt. Darunter war der Amerikaner John Perkins, der sich als „Economic Hit Man“ bezeichnet und über seine zwölfjährige Erfahrung als Wirtschaftskiller ein Buch geschrieben hat. Perkins sagt, er habe im Dienste der US-Regierung und der von den USA dominierten Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds gearbeitet. Das Ziel war, Ländern der Dritten Welt überteuerte und unsinnige Infrastukturprojekte auf Kredit aufzuschwatzen und sie damit in einen Kreislauf von Schuldenmachen und hohen Zins- und Kreditrückzahlungen zu bringen.
Mit dem Unternehmer Mirko Kovats reiste Wagenhofer nach Indien, um sich dessen Fabrik anzusehen und seine Ansichten zu Armut zu hören. In Spanien filmte er kilometerlange leere Siedlungen, die als Spekulationsobjekte gebaut worden waren. In Burkina Faso beobachtete er Frauen, die auf vertrockneten Feldern Baumwolle pflückten und in einem Steinbruch Steine händisch zurechtklopften. Und in Wien entdeckte er ein Schild in einer Straßenbahn, die diese als Eigentum eines US-Investors im Rahmen eines Cross-Border-Leasing-Vertrags ausweist.
Am Ende des Films staunt man über die Absurdität des Treibens, das sich globale Wirtschaft nennt, und schwankt zwischen Ohnmachtsgefühlen und Wutausbrüchen.
Margarete Endl
DVD ab 18. Juni erhältlich.
Erwin Wagenhofer: Let’s make money, Allegro Film, 2008

Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Consultant’s Corner

Consultant’s Corner

Positive Equals Profits

In business or private life, the relationship between money and „Mensch“ is primordial, emotional, irrational. Fear resulting from the unpredictability and unreliability of the future has eroded morale. In the last year companies have begun dealing with fear as it pervades the workplace. Practical measures include advising staff on their financial problems to holding fundraising events to donate to colleagues.
Why is this important? Scientists have proven the brain can not simultaneously support both creative thought and fear. The latter impacts engagement and creative thinking, affecting profits. Conversely mitigating fear feeds the creative thought necessary to sustain long-term success.
Wiser than the dotcom crisis, companies are not arbitrarily downsizing. Trust and using the crisis to reinvent themselves, companies realize positivity is now the key player of a winning team and this is one stimulus program they can control.

Lydia J. Goutas, Lehner Executive Partners, Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Kapitalschaden: Wer zahlt?

Kapitalschaden: Wer zahlt?Kilian Kada

Für den Crash des Neoliberalismus muss der Steuerzahler haften.

Wir erleben das Ende einer Ära. Der Neoliberalismus röchelt im Todeskampf, und eine Epoche des ungezügelten Finanzwesens geht unweigerlich ihrem Ende zu. Eine Epoche, die mit Ronald Reagan und Margaret Thatcher ihren Verlauf nahm und, nachdem sie ausreichend Schaden angerichtet hat, mit Figuren wie Bernard Madoff oder – in kleinerem österreichischen Maßstab – Julius Meinl in der Sackgasse landete.
Superliberale Ideen wie die Ich-AG oder ähnliche kapitalistische Esoterik sind auf dem Schrottplatz der Geschichte gelandet. Statt Wohlstand für alle durch die schöpferische Kraft des freien Unternehmertums kam die Wohlstandsvernichtung, Arbeitslosigkeit, Schulden, Hauspfändungen, Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung. Jetzt wird man sehen, wie belastbar der einst viel geschmähte Staat wirklich ist. Das Sozialsystem in Österreich, aufgeweicht durch zwei Perioden neokonservativer Regierung, durchläuft eine Phase äußerster Belastung.

Zurück zu alten Werten

Und der Staat ist in Zeiten wie diesen mehr denn je auf die Steuerzahler angewiesen. Sie sind es, die das ganze Durcheinander wieder in Ordnung bringen müssen. Milliardenpakete an Banken, Infrastrukturprojekte zur Belebung des Arbeitsmarktes und sonstige Konjunkturspritzen sind nur möglich, wenn der Steuerzahler kräftig blecht. Und so zahlt der brave Bürger für die Fehler anderer.
Der Bürger muss nur zusehen, dass durch seine Leistung nicht wieder das alte System hergestellt wird und der „freie Finanzmarkt“, der so viel Schaden angerichtet hat, wieder auf die Beine kommt – ein Verdacht, den die G 20-Demonstranten Anfang April hegten und auf ihre Art Protest dagegen ausdrückten. Bill Clinton hat es kürzlich so ausgedrückt, dass es auch der doofste Steuerzahler versteht: Die Wirtschaft muss zurück zu Güterproduktion und Dienstleistungen, zu Werten, die existieren.
Ein guter Vorschlag: Welche Produktivkraft hat zum Beispiel ein Hedgefonds, welchen Beitrag zur Prosperität der Gesellschaft leisten Finanzjongleure, Börsenbroker und Spekulanten, worin besteht die Leistung von Privatbanken für die Belebung der Wirtschaft?
Mit Steuergeld wird der Totalcrash vermieden werden können. Aber nicht ohne Bedingungen.

Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

Viel Licht, ein wenig Schatten

Viel Licht, ein wenig Schattenprivat

Das Interesse an ethisch oder ökologisch orientierter Geldanlage, oft unter „nachhaltigem Investment“ subsumiert, ist durch die Finanzkrise erstarkt. Nach dem Motto „Mehr Transparenz, weniger Gier“. Lange Zeit wurde befürchtet, bei diesen Investments zugunsten der „sozialen Rendite“ auf finanziellen Mehrwert verzichten zu müssen. Auch Banker argumentieren fallweise, dass Betriebe, die Umwelt-, Menschenrechts- und sonstige Ethikstandards umgehen, ökonomische Vorteile lukrieren.
Den Gegenbeweis zu erbringen trat A. T. Kearney an: In der Analyse Green Winners gelangt man zum Schluss: „Unternehmen, die sich Corporate-Sustainability-Praktiken verschrieben haben, zeigen vor allem in den aktuell leidenden Märkten überdurchschnittliche Performance.“ Worauf Anleger achten müssen ist, dass in vielen Fonds etwas anderes drin ist als erwartet. Andere Fondsmanager wiederum gehen nach Ausschlusskriterien oder einer Positivliste vor. Die Meinungen darüber, wie sich der Grad der Nachhaltigkeit von Investments messen lässt, sind geteilt – es gibt keinen Kriterien­katalog, der ethisches Investment definiert. Weiteres Problem: Strenge Kriterien bei der Titelauswahl schränken unter Umständen das Anlage-Universum und damit die Streuungsmöglichkeit stark ein. Nachhaltigkeitsfonds könnten daher ein höheres Risiko aufweisen.

Linda Kappel , Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009

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