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26. Juli 2024

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Einmal spucken, und schon wird man transparent

Einmal spucken, und schon wird man transparentBilderbox.com

Ein Gentest per Internet und Post ist für das US-Nachrichtenmagazin Time die Erfindung des Jahres 2008. Kritiker warnen jedoch davor, einen Gentest ohne ärztliche Betreuung zu machen.

Die wichtigste Erfindung des Jahres 2008 ist ein Gentest, der per Post verschickt wird. Das meint zumindest das US-Nachrichtenmagazin Time in seiner Auswahl der 50 besten Erfindungen des Jahres. Wer sich traut, über die eigene DNA etwas in Erfahrung zu bringen – etwa, ob man in späteren Jahren zu Haarausfall neigen wird oder anfällig für Parkinson ist – kann den Test-Kit auf www.23andme.com um 399 Dollar bestellen, per Post eine Speichelprobe an das Labor schicken und das Ergebnis in sechs bis acht Wochen wieder per Post erhalten. Ärztliche Beratung ist nicht vorgesehen. Weshalb wohl ein mit düsteren Vorhersagen gequälter Mensch die darauf folgenden Wochen googelnderweise vor dem Computer verbringen wird, um medizinisches Fachwissen zu recherchieren.

Google ist immer und überall
Das kommt wiederum den Erfinderinnen der Erfindung des Jahres durchaus zupass. Denn gegründet wurde www.23andme.com von Anne Wojcicki und Linda Avey mit sehr viel Start-up-Geld von Google. Das hat nicht nur geschäftliche Gründe. Wojcicki ist mit Google-Mitbegründer Sergey Brin verheiratet. Google wiederum bietet seit 2008 „Google Health“ an, eine Gesundheitsplattform, auf der ein Mensch seine gesamten medizinischen Befunde speichern und sie mittels eines Passworts allen Ärzten zur Verfügung stellen kann, von denen er behandelt wird.
23andme ist bei Weitem nicht das einzige Gentest-per-Internet-Unternehmen auf dem Markt, es hat nur besonders gute Marketingvoraussetzungen. Gemäß der Website www.genetests.org, einer von den US National Institutes of Health unterstützten Website, sind derzeit Gentests für 1654 Krankheiten verfügbar. Man kann sich natürlich ganz seriös in einem Labor oder einem Krankenhaus testen und beraten lassen, so wie das auch in Österreich praktiziert wird. Man kann aber ebenso anonym bei einem der vielen Anbieter die Untersuchung buchen.
Markus Hengstschläger, Genetiker an der Medizinischen Universität Wien und am Wiener Allgemeinen Krankenhaus, sieht einen dringenden Bedarf für einen gesellschaftlichen Diskussionsprozess, wie in Zukunft Informationen zur Genetik eines einzelnen Menschen erhoben, ausgewertet und genutzt werden dürfen. „Eine genetische Untersuchung, die nicht eine direkte prophylaktische oder therapeutische Konsequenz hat, hat in der Medizin nichts zu suchen“, sagt Hengstschläger. Vor allem aber bereitet ihm Sorgen, wie Menschen mit den möglicherweise beunruhigenden Ergebnissen umgehen, die sie in der Dimension meistens nicht klar einschätzen können. „Wer wird ihnen beistehen, wenn sie das Kuvert öffnen?“
Denn die derzeit verfügbaren Tests zeigen überwiegend nur eine Wahrscheinlichkeit an, dass man eine Krankheit in späteren Jahren bekommen könnte. Das heißt in keinster Weise, dass man sie auch kriegt. Obwohl bei psychisch sensiblen Menschen sogar die Gefahr besteht, die Krankheit tatsächlich zu bekommen, nach dem Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Eine der wenigen vererblichen Krankheiten, die man sicher testen kann, ist Chorea Huntington – früher als „Veitstanz“ bekannt. Diese unheilbare Erkrankung des Nervensystems tritt meist vor dem 50. Lebensjahr auf und führt mit Sicherheit zum Tod. Einem schrecklichen Tod.

Nichtwissen beruhigt
Eine Großtante von Robert K. hatte die Krankheit. Ihr Tod war doppelt schrecklich – sie wurde während der NS-Zeit in Hartheim getötet. Seit 1993 kann man die Krankheit genetisch nachweisen. Robert K. machte einen Test. Doch das Ergebnis holte er sich nie ab. „Ich wollte dann doch nicht wissen, ob ich die Krankheit in mir trage. Das hätte mich nur belastet“, sagt er. Seither hat er jedenfalls keine Anzeichen der Krankheit entdeckt.
So denken anscheinend doch viele Menschen. „Das Unternehmen Smart Genetics sagt Ihnen Ihr Alzheimer-Risiko vorher. Sie bekommen dann eine Aussage, dass Ihr Risiko beispielsweise sieben Prozent über oder drei Prozent unter jenem der Normalbevölkerung ist“, sagte Hengstschläger in Alpbach im August 2008. Smart Genetics ist im Oktober 2008 „out of business“ gegangen.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

„Kein Grund, nicht hinzuhören“

„Kein Grund, nicht hinzuhören“SETI

Jill Tarter: „Ob die anderen nun wohlwollend gesonnen sind oder Schaden anrichten wollen: Es ist doch besser zu wissen, dass es sie gibt, als hier ahnungslos herumzusitzen.“ Die Astronomin und Direktorin des kalifornischen 
Center for SETI Research im Gespräch über den langen Geduldsfaden bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz.

economy: In den 1980er Jahren sagten Sie, dass bis zur Jahrtausendwende unsere eigenen Signale jene aus dem All übertönen könnten. Wir schreiben das Jahr 2008.
Jill Tarter: Es ist tatsächlich so, dass in bestimmten Frequenzen Signale unhörbar sind. Und bei den verfügbaren Frequenzen verwenden wir genauso viel Computerleistung darauf, unsere eigenen Signale herauszufiltern, wie für die eigentliche Suche. Manche Frequenzen sind verloren, und zwar für immer, es sei denn, wir hören auf, sie zu benutzen. Ein Handy-Signal etwa lässt sich am Mond noch nachweisen. Und nicht nur das: Es ist die zweitstärkste Quelle am Himmel.

Sie hören seit gut 30 Jahren ins All hinaus. Lässt die Begeisterung irgendwann nach?
Wenn es falschen Alarm gibt, was wir vorher freilich nicht wissen, ist es immer wieder unglaublich aufregend. Wenn es „the real thing“ sein könnte, spielt das Adrenalin verrückt, und wir versuchen, das Richtige zu tun. Wir haben für den Fall des Falles immer Champagner im Kühlschrank. Wir könnten aber auch jahrhundertelang nichts entdecken. Ich bin mit beiden Möglichkeiten einverstanden. Man muss das langfristig sehen.

Wie häufig glauben Sie, „the real thing“ vor sich zu haben?
Geschichten, die wirklich spannend waren, die uns hinters Licht führten, und wo wir glaubten, das könnte es sein, die kann ich an einer Hand abzählen. Das ist eine lange Zeitspanne für ein paar solcher Ereignisse. Rund einmal pro Woche oder Monat entdecken wir ein Signal, das nach den ersten Tests noch vielversprechend aussieht. Es lässt sich dann aber meist schnell bestimmen, worum es sich handelt.

Aber nicht immer.
Das erste Mal passierte es während meines allerersten Beobachtungsprogramms. Wir konnten Signale damals noch nicht in Echtzeit untersuchen. Also wurde alles auf Magnetbändern gespeichert, alle drei Minuten ein neues Band. Ich nahm die Bänder dann mit zum Supercomputer der Nasa, um sie zu bearbeiten. Forscher hatten einige Monate davor über das 300 Fuß (91,5 Meter, Anm. d. Red.) große Radioteleskop der National Radio Astronomy Observatory ein unerklärbares Sternensignal eingefangen. Also setzten wir den Stern auf unsere Liste und beobachteten ihn drei Tage lang, jeweils um acht Uhr früh. Um auszuschließen, dass es sich um ein irdisches Signal handelt, zeichneten wir auch drei Minuten lang Daten auf, bevor der Stern in Sichtweite gelangte. Und zwei Tage lang erhielten wir ein richtig interessantes 
Signalmuster, das auf dem Kontrollband nicht zu hören war. Es stellte sich aber schließlich heraus, dass es das CB-Funkgerät eines Mitarbeiters war, dessen Schicht genau um acht Uhr früh endete. Er ging nach draußen zu seinem Truck und schaltete sein Funkgerät ein, während wir das Teleskop auf den Stern gerichtet hatten.
Der Unterschied zwischen Erd- und Sternenzeit bedingt jedoch, dass man einen bestimmten Punkt am Himmel jeden Tag vier Minuten später sieht. Am dritten Tag hatte er sein Funkgerät bereits eingeschalten, als ich den Stern noch nicht im Sichtfeld hatte.

Wie sieht Ihr Suchmuster aus? Ein Stern nach dem anderen?
Wir suchen uns einzelne Sterne in unserer Galaxis als Ziele aus. Derzeit habe ich eine Viertelmillion im Katalog, und ich hätte gern vier- oder fünfmal so viele. Das Allen Telescope Array (42 zusammenschaltbare Radioteleskope, im Endausbau 350; maßgeblich von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen finanziert, Anm. d. Red.) deckt ein ziemlich großes Stück des Himmels ab. In den letzten zehn Jahren haben wir uns tausend Sterne über eine Mrd. Frequenzbänder angesehen. Im kommenden Jahrzehnt hoffen wir, eine Mio. Sterne über zehn Mrd. Frequenzbänder zu betrachten.
Seit einigen Jahren suchen wir auch nach hellen Lichtblitzen, die weniger als eine Milliardstelsekunde lang dauern und die nach unserem Wissensstand keine natürlichen Quellen haben. Jemand könnte einen Laser samt großem optischem Teleskop als Leuchtfeuer verwenden. Diese Suche geht schneller, ist aber mit Einschränkungen verbunden. Staub zwischen den Sternen schluckt die Lichtwellen. Optisches SETI (Search for Extra-Terrestrial Intelligence: Suche nach außerirdischer Intelligenz, Anm. d. Red.) kann daher nur rund tausend Lichtjahre tief in die Galaxis schauen.

Könnte jemand in Mustern senden, die wir nicht erkennen?
Auf jeden Fall. Tatsache ist: Wir finden nur, wonach wir suchen. Wenn das Muster den Radiowellen einer natürlichen Quelle ähnelt, wie einem Pulsar, dann wird es schwierig. Oder es ist eben etwas, woran wir überhaupt noch nicht gedacht haben. Die einzige Strategie ist, solange wie möglich zu überleben, damit wir ausreichend Wissen aufbauen, um zu verstehen und danach zu suchen zu beginnen.

Wie steht es in Zeiten von 700-Mrd.-Dollar-Auffangpaketen denn mit der Finanzierung?
Einfach war es noch nie. Und jetzt ist es richtig schwierig. Ich hatte großes Glück und fühle mich sehr geehrt. 2009 einer der Gewinner des TED Awards zu sein. Im Februar darf ich einen Wunsch äußern, der die Welt verändern könnte. Die TED-Organisation wird diesen umsetzen versuchen. So ein Hilfsmittel hatten wir noch nie zuvor, und ich bin zuversichtlich, dass dies auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wirkungsvoll sein kann.

Gibt es Wissenschaftler, die raten, dass wir lieber nicht allzu genau ins Universum hineinhören sollten?
Ja, tatsächlich. Der Erste, der viel Beachtung bekam, war Martin Ryle. Er war britischer Hofastronom, als wir mit dem Arecibo-Radioteleskop eine kurze Botschaft aussandten. Er sagte: „Du liebe Zeit! Wenn du allein im Dschungel sitzt, darfst du nicht schreien. Sonst kommen die Tiger, um dich zu fressen.“ Er war sehr verärgert, dass wir das gemacht hatten.
Das ist natürlich dumm. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sondern wir über Radio und Fernsehen (...) Funkwellen ab. Diese Signale kann man nicht zurückrufen. Wir haben unsere Existenz längst verkündet. Also sehe ich keinen Grund, nicht hinzuhören. Damit wird vielleicht eine alte Frage beantwortet: Sind wir alleine? Ob die anderen uns nun wohlwollend gesonnen sind oder Schaden anrichten wollen: Es ist doch besser zu wissen, dass es sie gibt, als hier ahnungslos herumzusitzen.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Nachdenken darüber, was sein wird

Nachdenken darüber, was sein wird

Workshop-Serie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung widmet sich brisanten Zukunftsthemen.

Forschung und Wissenschaft können dazu beitragen, den gesellschaftlichen Diskussionsprozess vorausschauend zu gestalten, aus der Wissensvielfalt Entscheidungsfragen an die Gesellschaft abzuleiten und Zukunftsszenarien mit ihren Risiken und Chancen zu erstellen und zu analysieren.
Angesichts einer sich im dynamischen Wandel befindenden globalen Gesellschaft sollte die Rolle der Wissenschaft als Visio-närin und Vordenkerin in der Forschungspolitik deshalb auch neu belebt werden. Die OECD-Staaten erhöhen beständig ihr Investment in Wissensbildung, und es wird immer wichtiger, Zukunftstrends so früh wie möglich zu erfassen.

Nachhaltigkeit im Zentrum
Das Bundesministerium für Wissenschaften und Forschung (BMWF) führt daher bereits seit dem Jahr 2006 in Kooperation mit verschiedenen Forschungsinstitutionen die Workshop-Serie „2048“ durch. Deklariertes Ziel ist es, zukünftige forschungspolitische Schwerpunkte im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung zu definieren und zu thematisieren. Zu diesen Events geladen werden 30 bis 40 international renommierte Vertreter aus Wissenschaft, Bildung, Politik, Forschungsadministration und Wirtschaft.
Bisher konnten vier Workshops erfolgreich durchgeführt werden, die vorerst letzte Veranstaltung stand dabei ganz im Zeichen des „Wassers“. Organisiert vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermana-gement der Universität für Bodenkultur Wien, ging man dabei vor allem der Frage nach, welche Rolle aquatische Ökosysteme mittel- und langfristig für die Menschheit spielen.
Die Rede ist also von Services wie Trinkwasserversorgung, Energieproduktion, Erholungsnutzung und Biodiversität. Wie, darüber diskutierte eine Reihe namhafter Experten aus dem In- und Ausland, können aquatische Ökosysteme, die bekanntlich zu den meistbedrohten Systemen der Welt zählen, diese wichtigen Funktionen in Zeiten zunehmender Urbanisierung und sukzessiver Ressourcenverknappung überhaupt noch gewährleisten?
So etwa unterstrich der chilenische Alternativ-Nobelpreisträger Manfred Max-Neef bei seinem Einleitungsvortrag die Dringlichkeit transdisziplinärer und nachhaltiger Lösungen in wirtschaftlichen und ökologi-schen Belangen.
Workshop-Leiter Stefan Schmutz, Hydrobiologie-Professor an der Boku, fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen: „Alle großen Zukunftsfragen der Menschheit hängen ursächlich mit der Wasserfrage zusammen – egal ob Ernährung, Energieversorgung, Gesundheit, Sicherheit und letztendlich auch der Wohlstand. Genau genommen stehen sie in Konkurrenz zueinander, denn Wasser wird immer knapper. Wir haben keine Ressourcen mehr, sondern wir agieren jetzt schon streng limitiert. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, war die Grundinten-tion dieses Workshops.“

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Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Weißt du, wie viel Sternlein stehen

Weißt du, wie viel Sternlein stehen

Die Vereinten Nationen haben 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie erklärt – und Österreich feiert mit.

„Das Weltall, unendliche Weiten ...“ – Hand aufs Herz, wem von uns fällt da nicht spontan der Eingangsmonolog von Raumschiff Enterprise ein, wenn es darum geht, seinen ganz persönlichen Zugang zur Astronomie zu skizzieren.
Damit sich das ändert, hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 20. Dezember 2007 beschlossen, das Jahr 2009 offiziell zum „International Year of Astronomy“ (IYA 2009) zu erklären. Initiiert wurde der planeten- und sternenreiche Event von der International Astronomical Union (IAU) und der Unesco – und zwar in Erinnerung daran, dass Galileo Galilei 400 Jahre zuvor sein erstes astronomisches Teleskop gen Himmel richtete und sich ihm damit neue Horizonte eröffneten (die ihn in weiterer Folge fast das Leben gekostet hätten).
In der Zwischenzeit hat die Technik das Ihre dazu geleistet, und wir sind in der Lage, das Universum sukzessive zu erschließen.

Astronomie popularisieren
Dass die Welt über unseren Köpfen nach wie vor nichts an Faszination verloren hat, dokumentieren anschaulich die Bestrebungen sämtlicher Staaten rund um den Globus, ihren Beitrag zur Erforschung des „Himmels“ zu leisten.
Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Universität Wien ist einer der Projektkoordinatoren für das Österreich-Programm zum IYA 2009. Für ihn ist die Intention hinter dem Internationalen Astronomiejahr ganz eindeutig: „2009 haben wir die einmalige Chance, die Astronomie dorthin zu bringen, wo sie jetzt noch nicht ist, nämlich ins Bewusstsein der Menschen. Wir haben hier in Österreich ein ganz hervorragendes und vor allem dichtes Netz an Sternwarten und anderen astronomischen Volksbildungseinrichtungen. Damit diese aber greifen können, müssen die Leute auch hinkommen. Der Fokus des Jahres 2009 ruht deshalb ganz eindeutig auf der Popularisierung der Astronomie. Wir wollen diese wissenschaftliche Disziplin mehr, als das bisher der Fall ist, in der Bevölkerung verankern. Die Menschen sollen nachher sagen: Aha! Das ist also auch Astronomie. Es gibt zig Bezüge der Astronomie zu anderen, nicht nur wissenschaftlichen Disziplinen – zum Beispiel zur Literatur oder zur Musik. Es gibt aktuelle Bezüge zum Naturschutz, denn schließlich hat ein dunkler Nachthimmel ja auch was mit Vogelschutz zu tun.“

Breites Rahmenprogramm
Entsprechend vielfältig ist auch das Programm zum universalen Sternenfest in Öster-reich. So etwa wird mit der Uraufführung des Dramoletts Kepler, Galilei und das Teleskop eröffnet. Zeitgleich wird ein funktions-tüchtiger Naubau des ersten galileischen Fern--roh-rs 
der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie hat das Teleskop unser Weltbild verändert?“ und ein Vortrag über die ESO, also die Euro-päische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre, zu deren Mitgliedern Österreich seit dem 1. Juli dieses Jahres offiziell zählt, komplettieren den Reigen der Startveranstaltung am 20. Jänner 2009.
Anfang April 2009 öffnen schließlich Österreichs astronomische Einrichtungen im Rahmen der weltweit abgehaltenen „100 Stunden der Astronomie“ ihre Pforten. Zusätzlich finden auf Einkaufsstraßen und öffentlichen Plätzen Teleskop-Vorführungen statt.

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Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Auf zu neuen, kleinsten Welten

Auf zu neuen, kleinsten WeltenAPA/Schlager

Quanten- und Nanotechnologie sind Innovationsträger der Zukunft. Neben sinnvollen Anwendungen bergen sie aber auch grundsätzliche philosophische Fragen im Hinblick auf das menschliche Bewusstsein. Die Zukunftsvision der Forscher betrifft vor allem die molekulare Nanotechnologie.

Science-Fiction wird bald Wirklichkeit, wenn Quantenphysiker und Nanotechnologen weiter an ihren bahnbrechenden Erfindungen arbeiten. Wer hätte gedacht, dass Dinge wie Quanten-Teleportation („Beamen“ im Raumschiff Enterprise-Jargon) oder molekulare Nanotechnologie, auf deren Basis man theoretisch ganz neue Welten erschaffen könnte, heute ernsthaft auf ihre Einsatztauglichkeit geprüft werden?
Wenngleich Chef-Teleportator Anton Zeilinger ausdrücklich darauf hinweist, dass sein erfolgreicher Versuch, Photonen zu „beamen“, auf diese beschränkt bleiben wird, machen sich Science-Fiction-Freunde Hoffnungen auf die Übertragbarkeit von Materie. Das sei aber, so Zeilinger, definitiv nicht möglich. Vielmehr sei die Übertragung von Quantenzuständen (so die exakte Beschreibung seines Experiments) aber durchaus sinnvoll einsetzbar, etwa im Betrieb von Quantencomputern.

Mehr Rechenleistung
Ein Quantencomputer unterscheidet sich von herkömmlichen Computern durch die Verwendung sogenannter Qubits, das sind Informationseinheiten, die wesentlich komplexere Informationen als Bits mit ihren Faktoren 0 und 1 beschreiben können. Ein Quantencomputer also – den es als solchen noch nicht gibt – könnte Probleme und Anwendungen der Informatik wesentlich schneller, effizienter und präziser lösen. Dazu zählt der Einsatz hinsichtlich Kryptografieanwendungen oder Artificial Intelligence. Neben der Informatik erhoffen sich auch Physiker und Chemiker aus der Quantentechnologie eine ganze Reihe von verwertbaren Anwendungen. Zu diesen gehören vor allem neue Methoden elektrischer und thermischer Leitung. In der Atom- und Kernphysik ist die Quantentechnologie eine Basis zur Erklärung und Erforschung neuer Phänomene und zum besseren Verständnis atomarer und molekularer Phänomene. Nicht zuletzt hat sich im Zuge der Quantendiskussion auch eine interessante philosophische Auseinandersetzung ergeben, die vor allem darin begründet liegt, dass bei der Quantentheorie die Bestimmung des Zustandes eines Teilchens die normalen Erfassbarkeiten der „herkömmlichen“ Physik überschreitet und vor allem auch – um es noch komplizierter zu machen – vom Akt des Beobachtens respektive vom verwendeten Messgerät abhängig ist. Dieses Phänomen ist am ehesten mit der paradoxen rhetorischen Frage Albert Einsteins „Ist der Mond da, wenn wir nicht hinsehen?“ zu veranschaulichen.
Wenn der Zustand eines Teilchens also nicht eindeutig bestimmbar ist, sondern nur durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen, und außerdem von der Messung abhängig ist, stellt sich die Frage nach der realen Existenz von Quantenteilchen und damit der Materie an sich. Daraus ergibt sich wiederum ein Widerspruch zwischen der Wahrnehmung des menschlichen Bewusstseins und der physikalischen Bestimmbarkeit. Eine zufriedenstellende philosophische Erklärung steht hier noch aus.

Umstrittene Nanobots
Die Welt der Nanotechnologie ist dagegen physikalisch eindeutig erfassbar, auch wenn sie sich in unvorstellbar winzigen Miniaturwelten abspielt. Die Grundlage von Nanotechnologie ist die Veränderung, Zusammensetzung und Konstruktion von Strukturen auf atomarer oder molekularer Ebene. Die Anwendungen reichen von Physik und Chemie bis zu Maschinenbau, Medizin oder sogar Lebensmitteltechnologie. Nanotechnologie wird heute bei der Zusammensetzung von Farbstoffen, Beschichtungen und Stoffen verwendet sowie bei besonders miniaturisierten Bauteilen von Prozessoren.
Die Zukunftsvision der Forscher betrifft vor allem die molekulare Nanotechnologie, jene Wissenschaft, die annimmt, dass man ausgehend vom Nanobereich völlig neue Welten aufbauen kann. Vater dieser Idee ist der US-Forscher Eric Drexler, der in etwas plakativer Weise sogenannte Nanofabriken propagiert, in denen winzig kleine Roboter (Nanobots) damit beschäftigt sind, aus einzelnen Atomen und Molekülen im Baukastensystem alles zusammenzusetzen, was man will. Eine spektakuläre Idee, an der aber Forscherkollegen zweifeln.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

„Sisyphus war ein glücklicher Mensch“

„Sisyphus war ein glücklicher Mensch“Andy Urban

Besorgniserregende Entwicklungen bei Bildungsausgaben, das hinkende Österreich und die letzte Chance für eine Neupositionierung: Hannes Androsch, Aufsichtsratspräsident der Austrian Research Centers und die Geschäftsführer Anton Plimon und Wolfgang Knoll zur Zukunft des neuen Austrian Institute of Technology (AIT).

Die Austrian Research Centers (ARC) als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung 
Österreichs haben nach einem neuen Aufsichtsratschef nun auch eine neue Geschäftsführung. Ein neuer Name mit Austrian Institute of Technology (AIT) und eine neue Ausrichtung folgen. Es ist die letzte Chance für eine Neustrukturierung und -positionierung für Seibersdorf, wie Aufsichtsratspräsident und Geschäftsführer im economy-Gespräch betonen.

economy: Ein neuer Aufsichtsratspräsident, eine neue 
Geschäftsführung, der neue Name Austrian Institute of Technologies ...
Hannes Androsch: ... Herr Chefredakteur, erlauben Sie mir vorab ein kurzes Mission Statement.
Aber ja.
Androsch: Henry Ford hat vor ein paar Jahrzehnten zutreffend bemerkt: „Der Wohlstand eines Landes entscheidet sich im Klassenzimmer.“ Und seit Joseph Schumpeter (österreichischer Ökonom und Wirtschaftsphilosoph; von ihm stammt unter anderem der Begriff der schöpferischen Zerstörung, Anm. d. Red.) 
wissen wir, dass Wachstum und Beschäftigung zunehmend von Bildung und Innovation abhängen. Japaner und Amerikaner wissen das, nur Europa hinkt nach, und hier hinkt Österreich nach, wie alle Rankings zeigen. Das ist besorgniserregend für die Zukunft. Noch mehr, wenn wir uns die demografische Entwicklung ansehen: deutlich mehr über 60-Jährige als unter 15-Jährige. Alles Themen, die uns im öffentlichen Diskurs zu wenig beschäftigen. Während in Europa zwischen 1995 und 2005 die Bildungsausgaben massiv gestiegen sind, sinken diese in Österreich von 6,1 Prozent auf 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Seit 1999 sind die Uni-Budgets nominell gleich geblieben. Trotz weitaus höherer Belastungen im Zuge der Teilautonomie. Wir geben weniger als die Hälfte für unsere Unis aus als etwa die Schweiz oder Bayern. Hier besteht dringender Nachholbedarf. Innerhalb dessen haben die ARC eine ganz wichtige Rolle für Österreich. Vergleichbar mit der Fraunhofer Gesellschaft in Deutschland im wirtschaftsorientierten Bereich oder die Max Planck Gesellschaft im Bereich der Grundlagenwissenschaften. Ganz zu schweigen von Einrichtungen wie dem MIT oder der Universität Cambridge. Vor diesem Hintergrund ist die neue Ausrichtung der ARC zu verstehen. Ziel ist ein Center für Exzellenz, das hilft, mehr Verbreitung für Erfindungen und Innovationen zu bringen, in stärkerer Verbindung zur Industrie und den Unis.

Ich muss Sie zum Stichwort Unis unterbrechen: Wie sehen Sie dann die Frage der Studiengebühren?
Androsch: Die Studiengebühren haben das eingangs beschriebene Problem nicht annähernd gelöst. Wenn es zum Wegfall kommt, muss das den Unis ersetzt werden. Die Unis bekommen derzeit 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sie brauchen das Doppelte! Da wären die 150 Millionen ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen 
Stein. Außerdem: Bei Fachhochschulen gibt es Zugangsbeschränkungen, bei den darüberliegenden Universitäten jedoch nicht! Das hat zur Folge, dass diejenigen, die bei den FHs nicht genommen werden, an die Uni gehen. Das kann es nicht sein. Man muss das Leistungsangebot der Unis erhöhen. Dazu gehören etwa bessere Entlohnungen und neue Karriereschemen für die Lehrenden. Um Talente zu fördern, braucht es auch deutlich höhere Studienförderungen. Generell gilt: Es ist geradezu eine moralische Pflicht, die Versäumnisse der letzten zehn Jahre raschest 
aufzuholen.

Im Rahmen der neuen Seibersdorf-Strategie gibt es außerdem einen neuen Finanzierungsschlüssel im Verhältnis 40 Prozent Bund, 30 Prozent Industrie und 30 Prozent Drittmittel. Damit gibt es auch eine neue Rollen- beziehungsweise Aufgabenverteilung. Welche Rolle soll das AIT im Bereich Gesellschaft, Wirtschaft und auf dem freien Markt spielen?
Anton Plimon: Der Verteilungsschlüssel zeigt es vor. Wir wissen, dass Innovation dann erfolgreich ist, wenn sie auf dem Markt erfolgreich ist. Umgekehrt braucht man Wirtschaftspartner, mit denen man langfristig arbeiten kann. Wir müssen entsprechend in der Lage sein, auch die wichtigen Themen zu erkennen und der Wirtschaft Lösungen anzubieten.

Langfristig und wirtschaftsorientiert heißt was genau?
Plimon: Langfristig bedeutet mindestens fünf Jahre. Und wirtschaftsorientiert heißt, wir suchen marktkonforme Felder, um dort Spitzenforschung möglich zu machen. Weg von der Breite, hin zur Exzellenz.

Seibersdorf hat viele erfolgreiche Geschäftsfelder, die nichts mit Technologie zu tun haben. Sehen Sie mit dem neuen Namen Austrian Institute of Technology nicht die Gefahr, dass man Seibersdorf im Markt nur mehr mit Technologie verbindet?
Plimon: Die Austrian Research Centers sind grundsätzlich stark technologieorientiert. Das gilt auch für Geschäftsfelder, die auf den ersten Blick nicht unbedingt etwas mit Technologie zu tun haben. Seibersdorf wird bald zu einem Begriff für exzellente Labordienstleistungen werden.
Androsch: Dort, wo wir Dienstleister sind, und das ist in der neuen strategischen Aufstellung auch ein wichtiger Bereich, gliedern wir die Projekte in ein neues Tochterunternehmen aus.

Sie sprechen die neue Seibersdorf Labor GmbH an, welche Projekte werden das sein?
Androsch: Zum Beispiel unsere Dopingkontrolllaboranalyse oder Hightech-Banknotenprüfsysteme.
Wie sehen Sie die zukünftige Rolle des AIT in der österreichischen Forschungslandschaft? Konkret zwischen den neuen Comet-Zentren, den Christian Doppler-Labors oder auch dem FWF.
Plimon: Das eine schließt das andere nicht aus. Auch wir können uns am Comet-Programm beteiligen oder ein CD-Labor gründen.
Androsch: In der strategischen Grundausrichtung sehen wir uns aber eine Stufe davor. Wir sind breiter oder besser gesagt tiefer aufgestellt – in Themenfindung und Struktur. Daher möchten wir auch die Nähe zu den Universitäten. Im Vergleich zu Comet ist das dann ergänzend zu sehen. Aber wie Kollege Plimon richtig sagt: Daraus kann dann auch eine Beteiligung an Comet entstehen.

Welches sind die aktuell wichtigen Forschungsgebiete?
Androsch: Life Sciences, Energieeffizienz, Nanotechnologie, Material Sciences, aber alles praxis- und umsetzungs-orientiert.

Nochmals zu Comet und zum Verhältnis zwischen den ARC und der Forschungsförderungsgesellschaft: Innerhalb der ARC hört man, dass die FFG alle Förderanträge von Seibersdorf ablehnt und das inhaltlich nicht begründet ist.
Plimon: Das betrifft nur das Comet-Programm. Hier gab es in den letzten zwei Jahren keine Erfolgsgeschichte. Es existieren hier allerdings verschiedene Zugänge bei den Prioritäten, inhaltliche Gründe, und dazu sind auch die Wirtschaftspartner ein wesentlicher Bestandteil.
Androsch: Hinzu kommt auch die Frage der Evaluierung beziehungsweise der Evaluatoren. Dazu gab es beschränkte Geldmittel. Und das Ergebnis aller dieser Faktoren war für Seibersdorf negativ. Ob zu Recht oder zu Unrecht, möchte ich jetzt nicht weiter untersuchen. Im Falle des Competence Centers an der Montan-Uni 
Leoben, welches erstgereiht war und dann aufgrund der fehlenden Mittel nicht zum Zug gekommen ist, war das allerdings schmerzlich. So eine Verwaltung des Mangels brauchen wir nicht. Das gibt es eh schon zur Genüge an den Unis.

Die mangelnde Kontinuität bei der öffentlichen Forschungsförderung ist ein bekanntes Problem. Wie wird das nun bei der neuen Finanzierungsstruktur des AIT funktionieren, wo weiter 40 Prozent von öffentlichen Partnern kommen sollen?
Androsch: Einerseits müssen wir kostenschlanker werden. Andererseits zeigt sich, dass Bundesländer wie Wien und Niederösterreich ihre Verantwortung stärker wahrnehmen. Das sehen wir bei unseren dortigen Niederlassungen. 
Allein beim dringend anstehenden Renovierungsbedarf des Standortes Seibersdorf ist das ein wichtiges Thema. Hier stehen Investitionen in Höhe von 15 Mio. Euro an.

Meine Frage hat die Kontinuität betroffen. Dass man intern seine Hausaufgaben macht, ist klar. Ich meine damit auch längerfristige Perspektiven für international renommierte Forscher oder auch den Wirtschaftspartnern gegenüber.
Androsch: Dafür ist das Governance-System geändert worden, was nun erlaubt, mehrjährige Zusagen zu geben. Wir gehen auch davon aus, die Zusagen über mehrere Jahre zu bekommen, weil wir entsprechend langfristig planen müssen. Ein Forschungsinstitut ist kein Schleckerli-Laden, wo man die Dinge vom Regal nimmt und bei der Kassa bezahlt.
Wolfgang Knoll: Mir ist ein wichtiger Punkt, dass es um Themen geht. Um international bestehen zu können und dazu die besten Köpfe zu bekommen und zu halten, müssen wir uns an den richtigen Themen orientieren. Wir müssen aus der Attraktivität unserer Struktur heraus den Wettbewerb bestimmen. Neben Themen geht es jungen Forschern und Forscherinnen auch um Gestaltungsfreiraum. Und wenn Sie in der Wertschöpfungskette bis hin zu einem marktreifen Produkt bestehen wollen, geht das nur über Exzellenz. Das bedingt dann auch, dass man die Themen entsprechend reduzieren muss und nur dort arbeitet, wo Exzellenz möglich ist. Ein wichtiger Punkt ist hier auch die Vernetzung mit anderen nationalen und internationalen Playern.

Wie soll der Transfer zur Wirtschaft bestmöglich passieren? Auch im Konnex zu immer wieder auftauchenden kritischen Stimmen seitens der Industrie. Von dort werden marktfähige Produkte gefordert. Sind diese aber dann da, wird das als unlautere – weil mit Steuergeld geförderte – Konkurrenz kritisiert.
Plimon: Ich denke, dieses Problempotenzial löst sich mit der neuen Labor GmbH. Damit trennen wir die Forschung von marktfertigen Produkten und Dienstleistungen, und damit hören sich dann auch gewisse Unschärfen auf. Aber natürlich, wenn wir mit Produkten auf den Markt gehen, wird uns die Industrie als Konkurrenz sehen. Wenn wir aber mit Methoden auf den Markt gehen, die der Industrie ihre Produktentwicklung ermöglichen, wird uns die Industrie als Partner sehen. Das ist genau der Weg, den wir gehen wollen. Wir werden keine Produkte allein auf den Markt bringen. Das wäre der verkehrte Weg. Das ist in der Vergangenheit passiert, und darum gab es in der Industrie verständlicherweise kritische Stimmen.
Androsch: Genau. Ob das Siemens ist, ob Magna, ob die Strabag, Amag oder KTM. Wir sind der Industrie bei der Entwicklung behilflich. Für KTM zum Beispiel hat Arsenal Research einen elektrogetriebenen, also emissionsfreien Antrieb für Geländemotoren entwickelt. Wer sagt, dass das nicht auch für Magna oder AVL-List im Bereich alternativer Auto-Antriebe ein Thema sein kann? Generell gilt aber: Suderer, um ein aktuelles Wort zu verwenden, wird es immer geben. Aus welchen Gründen auch immer. Der genannte Vorwurf geht für mich ins Leere. Im Übrigen wird auch die Industrievertretung innerhalb des neuen AIT neu aufgestellt. Mit der IV (Industriellenvereinigung Österreich, Anm. d. Red.) und interessierten Industrie-unternehmen, und die, die es nicht interessiert, werden halt nicht mehr dabei sein. Generell ist zu sagen: Für uns als neue Verantwortliche ist das eine Verantwortungsabgrenzung. Das gilt auch für den Rechnungshofbericht zu Seibersdorf. Wir haben keine Zeit für die Vergangenheit, wir müssen uns um die Zukunft kümmern.

Messkriterien für gute Forschung und das Thema Spin-offs. Ausgehend von der bisherigen Wissensbilanz, welche Pläne gibt es da?
Plimon: Es existieren aktuell sechs Spin-offs mit zusammen rund 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Aus unserer Sicht eine eindrucksvolle Zahl. Spin-offs werden auch weiterhin ein wichtiges Thema sein. Allerdings außerhalb der Forschungsgesellschaft. Hier gelten dann andere, marktorientierte und unternehmerische Kriterien.
Knoll: Die wissenschaftlichen Kriterien betreffend gibt es eine gute Basis. Wir sind aber nicht da, wo wir sein wollen und hinmüssen. Es geht in Zukunft nicht nur um Erkenntnisgewinnung, sondern um Technologieführerschaft.
Androsch: Es gibt den klaren Auftrag des Aufsichtsrates, Projekte bereits in ihrer Vorlaufphase zu evaluieren. Das gilt auch für grundlagenorientierte Forschungsprojekte. Bei wirtschafts- oder marktorientierten Projekten entscheidet dann ohnehin der Markt. Es wird auch eine diesbezügliche Änderung im Gesellschaftervertrag des AIT geben, damit der Aufsichtsrat eine eigene Wissenschaftsexpertise zur Projektevaluierung einholen kann. Das dient auch zur Unterstützung der Geschäftsführung.
Knoll: Ganz wichtig wird auch sein, dass zukünftig nicht mehr nur die bekannten Impact-Faktoren wie Nennungen in wichtigen wissenschaftlichen Publikationen zählen. Wissenschaftler brauchen hier auch eine neue Orientierung: mehr Profil statt mehr Publikationen. Klare Vorgaben, eine klare Strategie, wohin es gehen soll. Entscheidend wird sein: Werden wir als kompetente Mitspieler wahrgenommen? Wenn ja, zieht das entsprechende Publikationen automatisch nach sich.

Überraschend, das von einem Wissenschaftler zu hören!
Androsch: Publikationen, wenn es Sinn ergibt, ja. Aber nur wegen laber, laber – nein! Neue Eselsohren für eine Kartei zu patentieren braucht niemand. Wir brauchen keine derartigen Potemkinschen Dörfer.

Herr Knoll, wie sind die ersten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Unis?
Knoll: Ausgesprochen gut. Engagiert und inhaltlich kompetent in einem überraschend positiven Ausmaß. Wichtig ist zu vermitteln, dass es uns um den gemeinsamen Aufbau von Exzellenz geht. Erste Projekte mit der Montan-Uni, mit der Uni für Bodenkultur, der Med-Uni in Wien und der WU Wien sind bereits im Laufen. Im Vergleich zu bisherigen Perspektive hilft uns hier bereits die klare und schärfere Perspektive des neuen AIT.

Wie laufen die Engagements bei den EU-Rahmenprogrammen?
Plimon: Grundsätzlich begrüßen wir die internationalen Aktivitäten. Allerdings stellen die enormen bürokratischen Hürden ein zunehmendes Problem dar – insbesondere für unsere Partner aus der Industrie. Das realistische Abwägen von Aufwand und Erfolg ist wichtig.
Androsch: Die Kommis-sion wird gut beraten sein, den Aufwand zu straffen. Anträge gehören vereinfacht, nicht zuletzt, um den Vorwurf der Brüsseler Bürokratie entkräften zu 
können.

Die Rolle des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) wird anlässlich der neuen Regierung diskutiert. Wie ist Ihre Sichtweise dazu?
Androsch: Es kommt darauf an, was die handelnden Personen daraus machen. Grundsätzlich ist so ein beratendes Organ sinnvoll. Für uns ändert das aber nichts, wir haben unsere eigenen Vorstellungen, aber für einen Rat sind wir jedem dankbar.

Welchen Zeitrahmen geben Sie sich und Seibersdorf bis zur erfolgreichen Umsetzung der neuen Strategie?
Knoll: Man muss hier einen Zeitrahmen von zwei bis drei Jahren ansetzen, bis der komplette Prozess fertig eingeführt und umgesetzt ist.
Androsch: Wir haben allen Beteiligten klar vermittelt, dass das die letzte Chance ist. Ich gehe davon aus, diese Botschaft wurde verstanden. Flurbereinigungen sind passiert, und alles Weitere ist Work in Progress. Man sagt ja auch: Sisyphus war ein glücklicher Mensch, weil er immer eine Aufgabe hatte.

Ein schöner Schlusssatz. Danke für das Gespräch.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Ein schlechter Scherz

Ein schlechter Scherz

Die vorerst heimliche Kürzung der Forschungsausgaben löst Unverständnis und massive Proteste in der Forschungscommunity aus.

economy liegt die aktuelle budgetäre Entwicklung des Forschungspfades der Regierung vor. Der Entwurf der zuständigen Sektion im Finanzministerium vom Juli sah für die Jahre 2009 bis 2013 ein Forschungsbudget von 2,31 Mrd. Euro vor. Im Entwurf für das Regierungsübereinkommen von den Ministern Doris Bures (SPÖ), Claudia Schmied (SPÖ), Johannes Hahn (ÖVP) und von ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf vom 11. November 2008 war dann eine Summe von 3,58 Mrd. Euro vorgesehen.
Auf Druck von Ex-Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) und mit dem Sanktus von Josef Pröll (ÖVP) und Werner Faymann (SPÖ) wurde diese Summe nun auf aktuell 350 Mio. Euro reduziert. Begründung: Forschungsausgaben und -quote werden am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen. In der Krise sinkt die Wirtschaftsleistung und damit auch das BIP.
Somit genügen reduzierte Forschungsmittel, um die angepeilte Quote von drei Prozent des BIP zu erreichen. Weiters darf die Einhaltung des Budgetdefizits nicht gefährdet werden. Im Finanzministerium hat man Angst, dass die SPÖ zuviel Geld ausgibt. All dies berichten economy gegenüber mehrere Verhandlungsteilnehmer, die ungenannt bleiben möchten.

Heftige Reaktionen
Hannes Androsch hat als Erster mit Briefen bis hin zu Bundespräsident Heinz Fischer protestiert. Auch die weiteren Reaktionen fielen heftig aus: „Banken, welche die aktuelle Krise zumindest mitausgelöst haben und trotzdem weiter restriktiv mit Kreditvergaben sind, werden mit enor-men Summen finanziert. Die Akteure, welche für die Zukunft des Standortes arbeiten, denen werden die ohnehin beschränkten Mittel nun um 90 Prozent gekürzt. Forschung dient der Innovationssicherung und damit direkt der Wirtschaftsentwicklung“, so die Meinung mehrerer prominenter Forscher, die ungenannt bleiben wollen, economy gegenüber.
Nach Interventionen von Heinz Fischer bei Faymann und Pröll sprechen diese nun von einem Irrtum. Wissenschaftsminister Johannes Hahn zu economy: "Wir haben auch aufgeschrien. Es ist noch nichts fix, wir verhandelen weiter." In der Tat ist zu hoffen, dass dieser Irrtum raschest rückgängig gemacht wird und die Regierung ihre Wahlversprechen zur Priorität der Forschung für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich einhält.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Vater Staat geht bald in Pension

Vater Staat geht bald in PensionAPA/Robert Jaeger

Das Neuwahltheater in Österreich zeigte schmerzlich die Leistungsgrenzen der 
Politik auf. Statt „Change“ gibt es weiterhin den bewährten Proporztrott. Verdient das Volk einen derart unzulänglichen Staat?

Aus der Ferne betrachtet geht eigentlich alles den Bach hinunter in Österreich. Die globale Wirtschaftskrise legt ihre eisigen Klauen um das Land, die verbliebenen Staats- oder Halbstaatsbetriebe sind schwer in der Bredouille und das Mantra „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ ist als hohle Phrase entlarvt.
Tausende Menschen werden in den kommenden Jahren ohne Job dastehen. Die Reaktionen auf die verschärfte Weltfinanzkrise, die lästigerweise mitten in den Wahlkampf fiel, waren ein Desaster.
Es gibt kein Konzept gegen die Krise, es gibt den bekannten Postenschacher und – als Folge davon – nach überwiegender Meinung politischer Kommentatoren nicht die besten Köpfe in der Regierung, zumindest nicht solche, die in der Lage wären, ein Land durch die aktuelle Krise zu führen. Was aber nicht heißt, dass das die letzten Regierungen geschafft hätten.
Demokratie ist nicht perfekt. Zu ihrer Aufrechterhaltung ist ein teurer Apparat notwendig. Besonders in Österreich behindert sie sich zusätzlich durch eine ausgeprägte Kameralistik. Sie ist träge und verbraucht viel Energie für ihr eigenes System, bevor sie gestaltend wirken kann. Man denke an Parteienförderung oder das Phänomen der „Versorgungsposten“. Wie kann man es zum Beispiel als gegeben hinnehmen, dass ehemalige Politiker quasi automatisch einen Anspruch auf einen Posten in einem schönen Land erworben haben? Ginge es nicht um Steuergeld, würde es niemanden kümmern.
In der jetzigen Regierung haben wir einen Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), dessen erster Einfall eine Steuererhöhung war. Keine Steuerreform – neue Steuern. Kein Wunder, Hundstorfer war sein ganzes Berufsleben lang ein aus Steuern bezahlter Funktionär. Was liegt also näher, als diesen Quell noch mehr anzuzapfen?
Man könnte auch folgende Rechnung anstellen: All jene, die in Zeiten vergangener Regierungen darauf eingegangen sind, sich aus „Selbstverantwortung“ eine private, auf Aktien bauende Pensionsvorsorge zu leisten, sind jetzt die Angeschmierten und wären wahrscheinlich mit einer moderaten Steuererhöhung in Summe wesentlich besser gefahren. Also ist privat nicht notwendigerweise besser als Staat, zumindest für das gemeine Volk und insbesondere den viel zitierten, steuergeschröpften Mittelstand.
Wie viel Staat braucht also der Mensch? Beginnen wir bei der Funk-tion eines Staates an sich: Es sind gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Aufgaben, die ein Staat zu erfüllen hat. Die gesellschaftlichen betreffen das Zusammenleben der Menschen, die Rechtsordnung und die Gesellschaftsorganisation. Die politische Funktion betrifft das Gestalten des Staates (nach innen) und die Identitätsstiftung (nach außen). Und die wirtschaftliche Rolle sollte die ökonomische Funktionsfähigkeit eines Staates sicher-stellen.
Diese Rahmenbedingungen werden auch in Zukunft eine Systemmatrix für einen Staat bilden, ohne die es ihn nicht geben kann. Die Frage ist nur, wie sich diese Matrix in Zukunft verschiebt und verändert.
Im Zeitalter immer stärkerer internationaler Verflechtungen müssen Staaten neu organisiert werden – für Österreich führt das sicherlich früher oder später zum Beispiel zur Frage, ob die Binnensubsidiarität durch neun Bundesländer und deren Verwaltungshoheit noch zeitgemäß und vor allem leistbar ist.

Brennende Fragen
Brennende Fragen für die künftige Staatsorganisation sind auch Probleme des Gewaltenmonopols gegenüber internationalen Verbünden und die Anwort auf „nichtstaatliche“ Terrorbedrohungen. Zudem muss sich ein Staat die Frage stellen, wie Ausgewogenheit zwischen Privatisierung und Verstaatlichung des Wirtschaftssystems zum Nutzen der Bevölkerung vor dem Hintergrund der Globalisierung und ihren wirtschaftlichen Schwankungen hergestellt werden kann.
Der Schweizer Rechtstheo-retiker Matthias Mahlmann hält in seinen Überlegungen zur Zukunft des Staates fest, dass für Veränderungen neue Lösungswege erforderlich sind. „Nach der Diskussion um die Steuerungsfähigkeit des Staates, die Krise des Sozialstaates, Deregulierung, Privatisierung, Entbürokratisierung und Internationalisierung“ müssen sich Staaten neu definieren. Eine der künftigen Organisationsformen umfasst das sogenannte „New Public Management“, das eine Modernisierung der Staatsstruktur verfolgt. Das beginne bei nahe liegenden Anwendungen des Electronic Governments und Bürokratieabbau und reicht bis zur Ausgliederung staatlicher Aufgaben in „hybride“ Organisationsformen (Private Public Partnerships, Cross-Border Governance), argumentiert Mahlmann. Gleichzeitig müsse gewährleistet bleiben, dass dem Staatsbürger nicht der Einfluss auf diese neuen Organisationsformen entgleitet. Der Staat der Zukunft, so Mahlmann, müsse daher auch neue normative Leitbilder formulieren, die vor den geänderten Rahmenbedingungen bestehen. Die Ansicht, dass sich Nationalstaaten in Zukunft dekonstruieren, teile er aber nicht.
Deutlich pessimistischer sind hier die beiden Politikwissenschaftler Stephan Leibfried und Michael Zürn. In ihrem Sammelband Transformation des Staates vertreten sie die These, dass es mit dem „goldenen Zeitalter“ des Staates wie in den 1960er und 1970er Jahren, wo der Staat für alles endverantwortlich war, längst vorbei sei. Es werde in Zukunft zwar kein Weltstaat entstehen, und auch das Gewaltmonopol werde nicht zum Privateigentum. Aber der Staat „zerfasert unübersehbar“, so die Politikwissenschaftler: Einzelne Funktionen werden an internationale Organisationen abgegeben, andere wiederum an kleine und große Unternehmen. Es werde „eine Vielzahl von einschneidenden Transformationen“ geben, und man müsse sich die Frage stellen, ob man den Staat der Zukunft „überhaupt noch Staat nennen kann“.
All diese Veränderungen erfordern leistungsfähige, gestalterische und weitblickende Politik und kein überholtes Selbstverständnis politischen Handelns.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Die Insel der Glückseligen

Die Insel der Glückseligen

Hiob hat Konjunktur. Zum Österreicher gehört das Raunzen wie die Marille, eine Melange oder Musik. Zugegeben: Manches hier ist wirklich medioker – Fußball zum Beispiel. Ansonsten gilt: Felix Austria.

Wer dieser Tage aufmerksam die Medien verfolgt, dem bleibt nicht verborgen, dass sich „das bessere Deutschland“ in der Krise befindet. Die Rede ist natürlich von Österreich.
Zunächst wurde für 29.000 Arbeitsplätze (vorsorglich) Kurzarbeit angemeldet, und nun stehen 20.000 Arbeitsplätze zur Disposition. Schlechte Zeiten scheinen hereinzubrechen, und die Prognosen von WKO, Wifo und IHL gestalten sich düster. Mit einem Rückgang bei Aufträgen, Produktion und Beschäftigten sieht sich die Austro-Wirtschaft konfrontiert.
Im Frühjahr sah alles noch rosig aus. Da prognostizierte die OECD für Österreich ein Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Wachstum von 1,7 Prozent. In ihrer aktuellen Prognose geht die Pariser Organisation für 2009 indes von einem negativen BIP-Wachstum von 0,1 Prozent aus.
Noch 2005 lobte das deutsche Manager Magazin die Vorzüge Österreichs über den Klee und gestand: Der Austro-Kapitalismus hat sich als Erfolgsmodell etabliert. Kein anderes EU-Land habe so viele Standorte in den Top 100 der Rangliste der 1207 EU-Regionen. Es verfüge aus Investorensicht über ein deutlich günstigeres Preis-Leistungs-Verhältnis als Deutschland. Bei vergleichbaren Standortqualitäten liegen die Lohnstückkosten, vor allem dank längerer Arbeitszeiten und niedrigerer Lohnnebenkosten, deutlich unter deutschem Niveau.
Und auch der Stern fragte: Wie haben die das bloß geschafft? Gute Stimmung, mehr Wachstum, neue Jobs: Während in Deutschland Frust grassiert, Geiz zur Nationaltugend wird und die Arbeitslosigkeit steigt, geht es in der Alpenrepublik voran. Was sollte sich daran 2008 geändert haben? Wie erklärt sich die Verzagtheit? Woher resultiert der Knick im Wachstum, sind die fetten Jahre vorbei?
Nach wie vor spielt Österreichs Volkswirtschaft in der Champions League, glänzt das Land mit hervorragenden Eckdaten und rangiert mit 26.720 Euro auf Platz zwölf der reichsten Länder der Erde, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen. Die Krise nimmt Mut. Wirtschaft hingegen braucht Zuversicht.

Klimawechsel
Hitzige Debatten werden darüber geführt – und das ist gut so, denn hitzig wird es werden. Schon fast auf der Agenda dieses Planeten eingemottet, kommt es nach wie vor nicht nur auf das Investitionsklima, auf Auftragslagen, Industrieproduktion, Beschäftigtenentwicklung und Exportquoten an, sondern auf das Klima schlechthin. Und das mit weitreichenden Konsequenzen auch für Österreich.
Experten, die von einem moderaten Anstieg der Treibhausgase ausgehen, prognostizieren für den Zeitraum von 2041 bis 2050 die Abnahme von Niederschlägen im Osten Österreichs. Starkregen wird hingegen zunehmen. Weiters wird sich die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad Celsius vervierfachen, während sich die Zahl der Frosttage in vielen Tälern halbieren wird. Pessimistischere Annahmen führen zu noch krasseren Ergebnissen.
Das tourismusgeprägte Österreich tut also gut daran, nicht nur auf die derzeitige wirtschaftliche Schieflage zu schielen, sondern den Blick auf seine existenzielle Grundlage zu richten. Schlittenfahren ist dann nicht mehr. Zumindest überall.

Economy Ausgabe 68-01-2009, 01.01.2009

Forschungsstandort stärken

Forschungsstandort stärkenwwtf/stecher

Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds fördert Ideen für morgen.

Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist ein privat-gemeinnützig organisierter Fonds, der sich zur Aufgabe gemacht hat, den Forschungsstandort zu stärken und Wien als Stadt der Wissenschaft und Innovation noch deutlicher zu positionieren. Für seine Fördertätigkeit legt der WWTF Schwerpunkte in Form von thematischen Programmen fest, die in weiterer Folge für mehrere Jahre Gültigkeit haben. In diesen Programmen erfolgen regelmäßig zeitlich befristete Ausschreibungen (sogenannte „Calls“).
Aktuell verfügt der WWTF über vier Schwerpunkte – nämlich „Life Sciences“ (naturwissenschaftliche Forschungsrichtung, die sich mit der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin beschäftigt), „Mathematik und ...“ (mathematische Forschung mit starker interdisziplinärer Ausrichtung), „Science for Creative Industries“ (Erforschung der wissenschaftlichen Grundlagen für die Kreativbranchen wie Musik, Design, Multimedia, Film, Theater und so weiter) und „Information and Communication Technology“. Letzterer ist ein neuer Schwerpunkt, der auf wissenschaftliche Projekte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien mit mittelfristiger ökonomischer und/oder gesellschaftlicher Relevanz abzielt.

Zwölf Siegerprojekte
Dieser Tage konnte der in diesem Zusammenhang ausgeschriebene und mit fünf Mio. Euro dotierte „ICT Call 2008“ erfolgreich abgeschlossen werden. Eine 13-köpfige internationale Jury wählte aus insgesamt 50 Einreichungen von Wiener Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zwölf Siegerprojekte.
Im Februar dieses Jahres erfolgte der Startschuss für das neue „Wiener Impulsprogramm für Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften“. Das Programm wird aus Mitteln der Stadt Wien finanziert und vorerst drei Jahre lang vom WWTF durchgeführt.
Bereits seit 2006 läuft die Förderinitiative „Universitätsinfrastrukturprogramm (UIP), die sich an die neun Wiener Universitäten richtet und in deren Rahmen Sachausstattung gefördert wird.
In Summe hat der WWTF in den Jahren 2003 bis 2008 in insgesamt zehn Ausschreibungen knapp 41 Mio. Euro an Förder-geldern vergeben und damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Exzellenz des Forschungsstandortes Wien geleistet. sog
www.wwtf.at

Innovative Stadt

Forschung und Innovation sind für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Wien von zentraler Bedeutung. „Wien ist heute als Forschungsstandort auch im internatio-nalen Vergleich sehr gut aufgestellt. Dass in Wien so viel und hochwertig geforscht wird, kommt in Form von Wirtschaftswachstum, hochwertigen Arbeitsplätzen und steigender Lebensqualität allen zugute“, ist Vizebürgermeis-terin nd Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner überzeugt. Bereits heute arbeiten in Wien rund 35.000 Menschen in der Forschung und Entwicklung, mehr als 40 Prozent der österreichweiten Forschungsausgaben werden in Wien getätigt. Brauner: „Diesen Standortvorteil werden wir mit gezielter Innovations- und Technologiepolitik weiter ausbauen. Denn international können wir nur durch Qualität punkten.“

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Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

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