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26. Juli 2024

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Kreative Geldbeschaffung

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Finanzierung und Förderung von Innovation als AWS-Schwerpunkt

Das Vorarlberger Unternehmen Alpla-Werke erzeugt Kunststoffflaschen und Verpackungen an 119 Produktionsstandorten in 34 Ländern. Mit einem zinsgestützten ERP-Kredit aus dem ERP-Technologieprogramm des Austria Wirtschaftsservice (AWS) entwickelte Alpla das Produktionsverfahren weiter und baute ein Weltkompetenzzentrum in Hard auf.
Das Innsbrucker Unternehmen Med-El entwickelt und produziert Hörimplantate, vor allem Cochlea-Implantate. Im Rahmen des „Ost-West-Fonds“ des AWS erhielt Med-El eine -Finanzierungsgarantie für die neu gegründete Japan-Tochter.
Das Austria Wirtschaftsservice ist die Finanzierungs- und Förderbank des Bundes. Die Bank wurde 2002 gegründet. Sie trat an die Stelle der früheren Finanzierungsgarantiegesellschaft (FGG) und fasste die seinerzeitigen Instrumente für unternehmensbezogene Wirtschaftsförderung wie Bürges-Kredit, ERP-Fonds und I2 (Idee und Investment) als One-Stop-Shop in einem Haus zusammen. Das Förderinstrumentarium umfasst Zuschüsse, Haftungen, Kredite und Beratungs-leistungen.

Mehr Hilfe für die Kleinen
2007 hat das AWS 931 Mio. Euro an Förderleistung ausgegeben. 2006 waren es noch 1,3 Mrd. Euro. Die Erklärung für den doch beträchtlichen Rückgang an ausgezahlten Leistungen: Teilweise gibt es neue Förderbestimmungen, und einige nationale und EU-weite Förderprogramme sind ausgelaufen. Das AWS will sein Profil als Förderbank für kleine und mittlere Unternehmen schärfen. Der Anteil von Kleinstunternehmen bis zu neun Beschäftigten ist im Hinblick auf Förderzusagen auf 71 Prozent gestiegen. An Leistung erhielten diese Kleinstunternehmen 190 Mio. Euro, also ein Fünftel der Förderungen.
Inhaltlich gibt es mehrere Schwerpunkte. Ein Fokus ist auf Biotechnologie gerichtet. Auch für die Kreativwirtschaft gibt es mehrere Förderprogramme. Darunter ist ein wirtschaftliches Ausbildungsprogramm für Künstler, die Unternehmen gründen wollen.
Im Rahmen des gerade beschlossenen Konjunkturpakets wurden die Mittel, die das AWS zur Verfügung hat, erhöht. me

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Staatshilfe für Risikokapital

Staatshilfe für RisikokapitalRobert Jäger/APA

Peter Takacs: „Wir schlagen vor, eine Venture-Capital-Initiative zu starten. Wir würden für ein Viertel des Fonds Geld in die Hand nehmen und drei- bis viermal so viel an privaten Mitteln hebeln.“ Der Geschäftsführer des Austria Wirtschaftsservice (AWS) möchte staatliche Initiativen für mehr Risikokapital in Österreich setzen.

Banken gehen nicht gern Risiken ein. Doch Innovationen sind per definitionem riskant. Unternehmensgründer beklagen immer wieder den Mangel an Risikokapital in Österreich. Austria Wirtschaftsservice, die Förderbank des Bundes, möchte Bewegung in die Landschaft bringen.

economy: Ist es ein Kriterium 
für eine Förderung, ob eine Idee innovativ und kreativ ist?
Peter Takacs: Das ist natürlich ein Kriterium für die unternehmensbezogene Wirtschaftsförderung. Bei einer innovativen Idee kann mit höheren Förderungen gearbeitet werden.

Was ist innovativ?
Innovation ist ein breiter Begriff. Das kann ein neues Produkt sein, aber auch ein innovatives Warenwirtschaftssystem, das für ein Unternehmen einen Sprung nach vorn bedeutet.

Wissenschaftler, die innovative Ideen haben, sagen, dass es in den USA so leicht sei, zu Venture Capital zu kommen, und in Österreich so schwer.
Uns ist bewusst, dass es in den USA und in Kanada, aber auch in Frankreich viel leicheter ist, Venture Capital anzuziehen. Deshalb schlagen wir vor, im AWS eine Venture-Capital-Initiative zu starten. Wir wollen die Anstoßfinanzierer für einen Frühphasenfonds sein. Wir würden dabei für ein Viertel des Fonds Geld in die Hand nehmen und damit, wenn möglich, drei- bis viermal so viel an privaten Mitteln hebeln. Für so eine Konstruktion gibt es internationale Beispiele. In Großbritannien ist ein großer Technologiefonds so gehebelt worden. Mit umgerechnet 30 Mio. Euro wurden 150 Mio. Euro privates Kapital in Frühphasenfonds bereitgestellt. Auch in Finnland gibt es solche Modelle.“

Warum gibt es in Österreich so wenig Risikokapital?
Unternehmen in Österreich waren immer schon über Bankkredite finanziert. Banken gibt es hier ja genug. Venture Capital ist eine eigene Industrie, die in den USA entstanden ist. Und zwar mit staatlicher Unterstützung. Risikokapitalfonds sind dort in den 1950er Jahren hochgekommen, der Staat hat Zuschüsse getätigt und die Fondsmanager zertifiziert. Dieses Modell könnte und sollte man in Österreich duplizieren.

Warum ist das noch nicht passiert?
Wir sind daran gescheitert, weil die Regierung gescheitert ist, bevor wir das Projekt zu Ende verhandelt haben. Im neuen Regierungsprogramm sollte ein dementsprechender Passus enthalten sein.

Wie viele Anfragen auf Förderung lehnen Sie ab?
Das kommt auf die Phase der Einreichung an. Bei Pre-Seed-und Seed-Geldern (Vorfinanzierung, Anm. d. Red.) haben wir eine hohe Ablehnung. Auf zehn Unternehmen, die wir unterstützen, kommen hundert, deren Ideen wir nicht fördern.

Ein auf Fotovoltaik spezialisierter Chemieprofessor an der Universität in Berkeley beobachtet, dass es dort eine neue Generation von Studierenden gibt, die voller Enthusiasmus die Energieprobleme der Menschheit lösen wollen. Sie streben keine Universitätskarriere an, sondern gründen Unternehmen. Gibt es auch in Österreich eine Welle von unternehmensgründenden Weltverbesserern?
Die Idee, ein Unternehmen zu gründen, ist sicher stärker geworden. Doch man geht nicht von der Universität weg. Man hat eine Doppelfunktion: Professor an der Uni – und daneben Unternehmer. So ein Halbsicherheitsdenken.

Gibt es verstärkt Gründungen im Bereich Energietechnik?
Energie ist seit zwei Jahren ein Thema. Da geht es um Solarzellen, aber auch um eher bodenständige Verbesserungen wie bessere Kupplungssysteme bei Wärmepumpen. Österreich war immer schon gut in Umwelttechnologien. Doch das Bewusstsein bei Energiefragen ist erst jetzt breitflächig da. Es gab auch früher gute Ideen und Innovationen, aber wenn der Markt dafür nicht vorhanden ist, ist es schwierig.

Welche Schwerpunkte hat das AWS noch?
Biotechnologie ist von der Regierung sehr forciert worden. Es gibt einen Biotech-Cluster in mehreren Bundesländern.

Wie alt sind die Leute, wenn sie Unternehmen gründen?
Im Bereich Hochtechnologie sind es meist gestandene Professoren. Forscher, die sich an der Universität bewährt haben und nun eine Idee weiterspinnen und den Markttest machen. Ein Beispiel ist Lumitech, der Staatspreisträger für Innovation 2007. Lumitech entwickelt Glühbirnen auf LED-Basis. Das ist eine Innovation, die zu breitflächigen Energieeinsparungen führen kann. Der Unternehmensgründer ist nach wie vor Professor an der TU Graz.

ZUR PERSON
Peter Takacs ist seit 2002 Geschäftsführer des damals neu gegründeten Austria Wirtschaftsservice (AWS). Er leitete bereits die Vorgängerorganisation FGG. Foto: Robert Jäger/APA

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Rittern um K2-Zentren

Rittern um K2-Zentren

Die Disziplinen Pharmazie, Gebirgs- und Oberflächenforschung buhlen um einen Anteil von den Fördertöpfen. Alle Bundesländer bis auf das Burgenland und Salzburg sind vertreten.

Innovative pharmazeutische Wirkstoffe, die Anpassung von Gebirgsräumen an den Klimawandel und Hightech-Oberflächenforschung: Mit diesen Themen rittern drei Bewerberkonsortien um zwei geplante Top-Kompetenzzentren K2 im Rahmen des Förderprogramms Comet. Breit gestreut ist die Palette der K1-Kandidaten, deren Fachgebiete sich von Lebenswissenschaften und Medizintechnik über Automotive und Lichttechnik bis hin zur Informationstechnologie (IT) erstrecken. Die Bewerber für die Kompetenzzentren wie auch für K-Projekte sind über ganz Österreich verteilt, lediglich das Burgenland und Salzburg sind diesmal nicht vertreten, ergab eine Umfrage der Aus-tria Presse Agentur (APA).
Drei Anträge für K2-Zentren, elf für K1-Zentren und 13 für K-Projekte sind bis zur Einreichfrist Ende Oktober bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG eingelangt. Das ist die Bilanz der zweiten Ausschreibungsrunde für das Programm Comet des Infrastruktur- und des Wirtschaftsministeriums.
Biotechnologische Verfahren und Prozesse, die unter anderem die Entwicklung von Medikamenten beschleunigen sollen, stehen im Mittelpunkt des K2-Antrags Acib (Austrian Center of Industrial Biotechnology). Dahinter steht ein Konsortium aus dem Wiener Austrian Center of Biopharmaceutical Technology (ACBT) und dem Grazer Kompetenzzentrum Angewandte Biokatalyse. Gemeinsam mit einem weiteren Standort in Innsbruck und Partnern aus der Pharmabranche will man Biotech-Verfahren und Prozesse methodisch weiterentwickeln. Das Projektgesamtvolumen beträgt 65 Mio. Euro, die Stadt Wien kommt für 4,8 Mio. Euro auf.

Strategien alpiner Regionen
Der Anpassung von Gebirgsräumen an den Klimawandel will sich das geplante K2-Zentrum Alps Centre for Climate Change Adaption Technologies annehmen, das von einem Konsortium bestehend aus Uni Inns-bruck und Alps Center of Natural Hazard Management ins Rennen geschickt wurde (Gesamtvolumen für fünf Jahre: 49 Mio. Euro). An Standorten in Innsbruck, Bregenz, Wien und Bozen sollen Technologien und Strategien für alpine Regionen entwickelt werden, die die Lebensbereiche Wohnen, Ver- und Entsorgung sowie Tourismus und die Naturressourcen Raum, Wasser und Energie betreffen.
Der dritte K2-Antrag stammt aus Niederösterreich: Das in Wiener Neustadt angesiedelte K-plus-Zentrum für Tribologie (Reibungslehre) AC2T Research bewirbt sich unter dem Akronym Exac2t um ein European Excellence Centre of Tribology. Wissenschaftliche Partner sind unter anderem die Technische Universität (TU) Wien und das Technologiezentrum V-Research in Vorarlberg.
Industrielle Partner kommen zum Beispiel aus den Bereichen Werkstoffe, Maschinenbau, Anlagen- und Verkehrswegbau. Forschungsziele sind neuartige Werk- und Schmierstoffe mit dem Ziel, Verschleiß, Materialeinsatz und Energiebedarf zu reduzieren. In dem Vorhaben wird ein Budgetrahmen von 12,7 Mio. Euro pro Jahr (Durchschnitt für fünf Jahre) angestrebt.
Für K2-Zentren besteht der Anspruch, sich an der Weltspitze des jeweiligen Forschungsgebiets etablieren zu können. Die Projekte mit einer Laufzeit von zehn Jahren müssen internationale Unternehmen und Wissenschaftler einbinden. Die öffentliche Finanzierung liegt bei 45 bis 60 Prozent (maximal fünf Mio. Euro pro Jahr), den Rest zahlen die beteiligten Unternehmen (mindestens fünf).
Große thematische Vielfalt herrscht unter den elf Anwärtern für die sieben einzurich-tenden K1-Zentren, für die 40 bis 55 Prozent öffentliche Finanzierung (maximal 1,5 Mio. Euro jährlich) vorgesehen sind. Kandidaten sind: das Tiroler K1-Zentrum Age Tyrol zu Fragen der Alternsforschung, das Acmit (Austrian Center for Medical Innovation and Technology), das Cart (Center of Advanced Rehabilitation Technologies), das bisherige K-plus-Zentrum PCCL (Polymer Competence Center Leoben) sowie Join 4+ zum Thema Schweißen, Löten und Kleben, das CPI (Center for Process Intensification), das Kai Plus (aufbauend auf dem Kompetenzzentrum für Automobil- und Industrie-elektronik), das Secure Business Austria sowie ein Zentrum aufbauend auf dem Wiener VRVis zum Thema Visual Computing, das Projekt www.power21.cc und das Forschungsvorhaben K1-Zentrum Licht.

Entscheidung im März
Für sieben geplante K-Projekte gibt es 13 Anträge. Die öffentliche Förderung beträgt bei einer drei- bis fünfjährigen Laufzeit 40 bis 50 Prozent (maximal 0,45 Mio. Euro jährlich), verpflichtend sind drei Unternehmenspartner. So will etwa ein Projekt ein Plug-in-Hybridfahrzeug entwickeln. Weitere Anträge befassen sich mit Holzforschung, Industriedesign, Logistik oder Erdbebenforschung.
Bis Mitte März 2009 läuft nun das Begutachtungsverfahren. In der ersten Jurysitzung am 10. und 11. März 2009 wird sich herausstellen, welche K-Projekte genehmigt und welche K1- und K2-Konsortien im Rennen bleiben und Vollanträge stellen werden.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Künstlich oder intelligent

Künstlich oder intelligentEPA

Das menschliche Gehirn, das gemeinhin als evolutionärer Geniestreich gilt, ist das Endprodukt einer Entwicklung. Die Forschung hinsichtlich künstlicher Intelligenz hingegen steckt derzeit noch in den Kinderschuhen.

„Die Intelligenz ist ein Geschenk des Teufels“, behauptete Fjodor Dostojewski, und für Arthur Schopenhauer war sie „die Magd des Willens“, was beweist, dass sich schon immer intelligente Menschen mit dem beschäftigten, was sie rea-liter ausmachte. Aber was genau ist Intelligenz, abgesehen von einem dehnbaren Begriff, zu dem es über hundert Definitionen gibt? David Wechsler beispielsweise beschreibt die Intelligenz eines Menschen als „zusammengesetzte oder globale Fähigkeit des Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen“.
Lapidar klingt dagegen die Erklärung „Intelligenz ist das, was Intelligenztests messen“. Der Begriff „Artificial Intelligence“, künstliche Intelligenz (KI), wurde am 1956 am amerikanischen Dartmouth College während einer Konferenz geprägt. Unabhängig von den Methoden gibt es in der KI zwei verschiedene Zielsetzungen: Im kognitionswissenschaftlichen Zweig geht es darum, Theorien über die menschliche Informationsverarbeitung zu überprüfen, mit dem Ziel, das Denken besser zu verstehen. Im ingenieurwissenschaftlichen, produkt-orientierten Zweig hingegen wird menschliche Intelligenz simuliert, das heißt intelligente Programme werden entwickelt und Maschinen konstruiert, die sprechen, lernen und Probleme lösen können.
Doch zurück zum Begriff: Ein Maß für künstliche Intelligenz liefert ein 1950 von Alan Turing ersonnener Test, der die Frage klären soll: „Können Maschinen denken?“ Dabei werden einem Menschen und einer Maschine Fragen gestellt. Je schwerer die Antworten der Maschine von jenen des Menschen zu unterscheiden sind, umso intelligenter ist sie. Turing vermutete, dass es bis zum Jahr 2000 möglich sein werde, Computer so zu programmieren, dass der durchschnittliche Anwender eine höchstens 70-prozentige Chance habe, Mensch und Maschine erfolgreich zu identifizieren, nachdem er fünf Minuten mit ihnen „gesprochen“ hat. Dass sich diese optimistische Vorhersage nicht erfüllte, gilt heute für einige als Zeichen der Überheblichkeit seitens der Pioniere der künstlichen Intelligenz. Bislang hat kein Computerprogramm den Turing-Test bestanden, doch schaffte im Oktober 2008 das beste Programm bei einem Experiment an der University of Reading es, 25 Prozent der menschlichen Versuchsteilnehmer zu täuschen.

Kickende Roboter
KI wurde einer breiten Masse durch das legendäre Schachduell von Weltmeister Garri Kasparow gegen den Computer „Deep Blue“ zum Begriff. Science--Fiction wurde zur Realität – zumindest auf dem Schachbrett. Doch an der Aufgabe, die vielschichtige menschliche Intelligenz nachzubauen, beißt sich die Wissenschaft nach wie vor die Zähne aus. Noch spielen Roboter mit Bauklötzen oder Fußball. Aber die Fortschritte sind gewaltig. Die Tatsache, dass bereits im Jahr 2015 menschenähnliche Roboter die österreichische Fußballnationalmannschaft“ schlagen sollen, wie der Wiener TU-Professor Peter Kopacek erklärte, dürfte eher ein Indiz gegen die Kicker aus Fleisch und Blut denn für die Kühnheit seiner Gedanken sein. Die Forscher konzentrieren sich mit Vehemenz auf andere Felder, etwa am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), einer gemeinnützigen Private- Public-Partnership-Einrichtung mit über 500 Mitarbeitern, die sich in den letzten 25 Jahren auf dem Gebiet innovativer Software-Technologien zu einem der weltweit wichtigsten „Centers of Excellence“ etabliert hat. Auftrag des DFKI ist, Ergebnisse anwendungsorientierter Grundlagenforschung in kundenorientierte Anwendungen und Produkte umzusetzen. Inhaltliche Schwerpunkte sind Bildverstehen und Muster-erkennung, Wissensmanagement, Grafik und Agenten, Sprachtechnologie, intelligente Benutzerschnittstelle, Wirtschaftsinformatik, sichere kognitive Systeme, Mensch-Maschine-Interaktion und Robotik.

Intelligente Suche
Ein großes Thema ist die semantische Verarbeitung und Suche von Informationen in heterogenen Datenquellen im Bereich Wissensmanagement. Mithilfe semantischer Technologien sollen Orientierung im Web und Effizienz in Unternehmen gefördert werden. Dabei ist die Suche so intelligent, dass sie ein Ergebnis liefert, gleichgültig ob in einer E-Mail, Grafik oder verschiedenen Office-Programmen hinterlegt. Auf diese Weise wird Know-how prozess- und nicht mehr mitarbeiterbezogen abgerufen. Gerade Global Player können damit rund um die Uhr auf den gesamten Datenbestand des gesamten Unternehmens zurückgreifen. Wann diese Vision wahr werden wird, lassen die Forscher des DFKI offen. Gearbeitet wird mit Hochdruck daran.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Das Gerangel ums Erbgut

Das Gerangel ums Erbgut

Gentests für alle? Wissenschaftler nehmen Stellung zum Thema Genomanalyse-Firmen und Marktnachfrage.

Unternehmen, die auf Wunsch Gesamt-Genomanalysen samt Einschätzung genetischer Krankheitsrisiken, möglicher Verwandtschaft zu Prominenten und der Wahrscheinlichkeit von Haarausfall liefern, werben seit mittlerweile knapp einem Jahr im Internet auch um österreichische Kunden. Zu den Werbestrategien gehören sogenannte „Spit-Partys“, bei denen Prominente im festlichen Rahmen ihre DNA per Speichelprobe zur Untersuchung freigeben. Normal sterbliche Menschen zahlen für die Genomanalyse zwischen 320 und 2000 Euro – je nach Firma und Leis-tungspaket (zum Beispiel 23andme.com, Decodeme.com, Navigenics.com).

Zweifelhafte Services
Während diese neuen, relativ hochpreisigen Services mit dem Spaßfaktor an Image und gesellschaftlicher Akzeptanz arbeiten, wird der Ruf nach strengeren Bestimmungen und behördlicher Aufsicht aus Forschung und dem Bereich öffentlicher Gesundheit immer lauter.
Wesentliche Kritikpunkte sind die Frage nach dem klinischen Nutzen und die wissenschaftlich ungesicherten Interpretationen genetischer Abweichungen als tatsächliches Erkrankungs-risiko. Kunden könnten entweder unnötig verängstigt oder aber auch fälschlich beruhigt werden. So könnte sich etwa eine starke Raucherin, deren Genom-Analyse ein leicht verringertes genetisches Risiko für Lungenkrebs anzeigt, in fal-scher Sicherheit wiegen und sorglos weiterrauchen. Zu oft wird im Fahrwasser des Gen-Test-Hypes vergessen, dass Lebensstil- und Umweltfaktoren häufig viel wichtigere Aspekte in der Krankheitsprävention darstellen als genetische Informationen.
Ein weiterer Aspekt ist der Umgang mit den in großem Ausmaß gesammelten Daten. Die Test-Anbieter verlangen zwar formal die Einwilligung der Genom-„Besitzer“, in der Praxis kann jedoch niemand sicherstellen, dass die eingesandte Speichelprobe tatsächlich von der Person stammt, die sie abschickt. Theoretisch könnte man also Genmaterial von anderen Personen einsenden und sich so Zugang zu deren Genom-Daten verschaffen. Kritisiert wurde auch die Praxis von vielen Eltern, den Speichel ihrer Kinder zur Analyse einzusenden, ohne bedacht zu haben, welche Folgen dies für die Kinder in der Zukunft haben könnte (wenn diese etwa später zum Beispiel eine Lebensversicherung abschließen möchten).
Die Genomtest-Firmen kontern, dass die staatliche Reglementierung eine Bevormundung der Bürger und Einschränkung der persönlichen Freiheit bedeutet, und be-tonen die Vorteile der Teilnahme am Wissensproduktions-prozess. Es handle sich um eine „Demokratisierung“ des Genoms, so die Firmengründer.
Die Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack und ihre Ko-Autoren befürworten einerseits Entwicklungen, in denen Individuen als Experten und aktive Inhaber ihres Genoms agieren können. Andererseits könne die Vorstellung von einer Gesellschaft pro-aktiver Bürger, die freie, unmanipulierte Entscheidungen auf dem unregulierten Genom-Markt treffen, angesichts der engen Verbindung von Wissensproduktion und wirtschaftlicher Wertschöpfung nur eine Illusion sein. Weder die meisten Ärzte noch andere Gesundheitsexperten seien dazu ausgebildet, Genom-Information zu interpretieren. Das Resultat sei, dass Informationen darüber, was Genom-Information bedeutet und welche Risi-ken mit Genom-Tests verbunden sind, hauptsächlich von den Firmen kommen, welche diese Tests anbieten. Und für jene, die Produkte verkaufen wollen, habe die Objektivität und Vollständigkeit der Information meist nicht höchste Priorität.

Fatale Konsequenzen
Die Forscher warnen aber auch, dass es für eine vorausschauende politisch-rechtliche Steuerung zu früh sei. Ausmaß und Angebot an Information, die berücksichtigt werden muss, um hier selbstverantwortliche Entscheidungen fällen zu können, seien erst im Entstehen. Und erst wenn besser erforscht sei, wie sich Testergebnisse auswirken, könne beispielsweise entschieden werden, ob es erlaubt sein soll, solche Daten als Bestandteil der Patientenakten mit Details zu der individuellen Familiengeschichte und dem Lebensstil zusammenzuführen und elektronisch 
aufzubewahren.
Erfahrungswerte, auf welche Weise Menschen mit dem Wissen um etwaige punktuelle Mutationen in ihrem Erbgut umgehen werden, fehlen bisher. Es liegen vereinzelte Berichte von Konsumenten vor, die durchwegs wohlhabend sind und einen überdurchschnittlich guten Zugang zu Bildung, Informationen zum Thema Gene und Gesundheitsvorsorge haben. Solche Personengruppen können keineswegs als repräsentativ für weitere Bevölkerungsgruppen angesehen werden, deren Aussicht auf Lebens- oder private Gesundheitsversicherung in manchen Ländern durch privat durchgeführte Vollgenomanalysen beeinträchtigt sein könnte. Daher rührt das Anliegen, dass die empirische Untersuchung unterschiedlichster Auswirkun-gen dieser DNA-Tests staatlich gefördert wird. Auf Basis der Ergebnisse könnten Regierun-gen entscheiden, inwieweit die bestehenden Gentest-Gesetze hier anwendbar sind oder ob neue notwendig werden.
Die rechtlichen, politischen, kulturellen und ethischen Auswirkungen der systematischen Sammlung genetischen Materials beschäftigten Barbara Prainsack und Herbert Gottweis im Gen-Au-Projekt „Wie Biobanken die Gesundheitspolitik verändern“. Mit Ursula Naue forschte Barbara Prainsack gemeinsam zur politisch-regulatorischen Gestaltung von Genetik und Genomik im Elsa-Projekt „Gene ohne Grenzen. Globa-les Regieren und Genomforschung“. Gen-Au ist eine Initiative des Bundesminis-teriums für Wissenschaft und Forschung.
www.gen-au.at

Kompetente Wissenschaft

Gen-Au ist eines der am höchsten dotierten thematischen Forschungsprogramme in Österreich. Die Koordination der Forschungsprojekte sowie aller Begleitmaßnahmen erfordert ein Team, das Kompetenz, Erfahrung und diplomatisches Geschick miteinander verbindet. Während der zweiten Phase von Gen-Au sollen 36 mit rund 30 Mio. Euro finanzierte Forschungsprojekte die Struktur und Funktionsweise der Gene von verschiedenen Tieren und Pflanzen und auch des Menschen aufklären. Ein Programm dieser Größenordnung braucht ein kompetentes und erfahrenes Administrationsteam, das ein breites Spektrum an Aufgaben übernehmen kann. Diese Aufgaben umfassen unter anderem die Koordination von Ausschreibungen, das Entwerfen von Verträgen und Richtlinien, die Auszahlung der Fördergelder, das Monitoring und Finanzcontrolling, die Koordination der Öffentlichkeitsarbeit, die Abwicklung programminterner Vernetzungsworkshops und Kooperationen und nicht zuletzt die Betreuung der Projekte hinsichtlich patentrechtlicher Angelegenheiten, die für den Forschungsmarkt von Interesse sind.

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Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Rechnen in Auflösung


Rechnen in Auflösung
privat

Die „Auflösung von Singularitäten“, ein Spezialgebiet der Algebraischen Geometrie, ist das Thema, dem sich die Mathematikerin Dominique Wagner (26) widmet.

Wagner war im Rahmen ihres Doktoratstudiums bis September 2007 an der Uni Inns-bruck tätig und setzt ihre Arbeit derzeit an der Universität Wien fort. Forschung in diesem Bereich spielt bei vielen Anwendungen im Alltag eine Rolle, so etwa bei der Daten-übertragung über Satelliten und bei mechanischen Systemen wie Robotern und Flugsimulatoren.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Grenzen mit Einfluss

Grenzen mit Einflussprivat

Die Physikerin Kerstin Hummer (32) erforscht im Zuge ihrer Habilitation die physikalischen 
Eigenschaften von Grenzflächen zwischen Materialien und deren Einfluss auf die optischen Eigenschaften (also die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie) von technischen Bauelementen.

Derlei Erkenntnisse kommen vor allem der Mikro-elektronik zugute. Hummer untersucht via Computersimulatio-nen elektronische und optische Eigenschaften einzelner, auf Metalloberflächen absorbierter Moleküle.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Vibrierende Insekten

Vibrierende Insektenprivat

Die Kommunikation einer bestimmten Insektengruppe steht im Zentrum der Dissertation der Zoologin Monika Eberhard (27).

Demnach kommunizieren die sogenannten Fersenläufer (Mantophasmatodea) mithilfe von Vibrationssignalen miteinander und meistern so unter anderem auch Paarfindung und Fortpflanzung. Die Signale spüren die Insekten über spezielle Organe in den Beinen auf. Die Form und Funktion dieser Vibrationsrezeptoren sind ebenfalls Teil der wissenschaftlichen Arbeit Eberhards.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Eruptive Korona

Eruptive Koronaprivat

Die Astrophysikerin Sigrid Berkebile-Stoiser (28) arbeitet derzeit an der Fertigstellung ihrer Dissertation zum Thema „Solare Microflares“.

Dabei handelt es sich um sehr kleine, hochdynamische Eruptionen in der 
äußersten Atmosphärenschicht unserer Sonne. Die dabei freigesetzte Energie könnte theoretisch dazu führen, dass die Korona um Größenordnungen heißer ist als die sichtbare Sonnenoberfläche. Ziel der Arbeit ist es, neue Erkenntnisse über die Charakteristika dieser Eruptionen zu erlangen.

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

Weibliche Wissenschaft

Weibliche Wissenschaft

Stipendien sollen die Karrieren von Forscherinnen fördern, damit es künftig mehr Frauen in der Wissenschaft gibt.

Seltsam genug: Obwohl mehr Frauen als Männer naturwissenschaftliche oder medizinische Studien absolvieren, erreichen sie viel seltener Spitzenpositionen in der Forschung. Demnach liegt der Anteil der Frauen an den Studierenden aller formal- und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen der Universität Wien bei rund 54 Prozent. Betrachtet man die Studienabschlüsse, so beträgt der Frauenanteil dort sogar beachtliche 59 Prozent.
Im Unterschied dazu weist die Statistik der Uni Wien bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern jedoch folgende Frauenanteile an allen formal- und naturwissenschaftlichen Fakultäten aus: 30 Prozent Assistentinnen, 14 Prozent Dozentinnen, 5,5 Prozent Professorinnen. 
Österreichweit betrug der Anteil der Frauen Ende 2007 an den Assistenten 32 Prozent, an den Dozenten 18 Prozent und an den Professoren zwölf Prozent. (Die-se Zahlen betreffen alle Fakultäten aller Universitäten inklusive Geistes- und Sozialwissenschaften, ausgenommen Musik- und Kunstuniversitäten, Anm.) Seitens des Bundesmi-nisteriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) werden daher bereits seit geraumer Zeit zahlreiche Anstrengungen unternommen, um dieses Ungleichgewicht zu beheben.
Eine dieser Initiativen betrifft das alljährlich vom internationalen Kosmetikkonzern L´Oréal in Kooperation mit der Österreichischen Unesco-Kommission und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vergebene Österreich-Stipendium „For Women in Science“.

Stipendien verdoppelt
Ursprünglich waren dafür nur zwei Stipendien pro Jahr vorgesehen. Das BMWF verdoppelte daraufhin im Vorjahr kurzerhand die Fördergelder, weshalb heuer zum nunmehr zweiten Mal vier exzellente junge Wissenschaftlerinnen ausgezeichnet werden konnten. Diese mit jeweils 15.000 Euro dotier-ten Stipendien sollen eine Lücke im bestehenden Förderangebot für Frauen mit – oder auf dem Weg zu – einer Wissenschaftskarriere füllen. Dass wissenschaftlich ambitionierte Jung-Akademikerinnen besondere Ermutigung und Unterstützung am Beginn der Berufslaufbahn brauchen, hat mehrere Gründe: den niedrigen Frauenanteil unter den Universitätsprofessoren, das Fehlen weiblicher Role-Models und ein Bild der Wissenschaft, das nach wie vor überwiegend männlich geprägt ist. Die L´Oréal-Österreich-Stipendien sollen die Chancen von Doktorandinnen oder Post-Docs unter 40 Jahren für eine Universitätslaufbahn verbessern. Sie dienen vor allem der finanziellen Überbrückung von Arbeitsperioden zwischen zwei Langzeitprojekten. Die Laufzeit der Stipendien beträgt zwischen sechs und zwölf Monaten.
Ende Oktober wurden die diesjährigen Auszeichnungen in Wien vergeben. Eine sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von ÖAW-Präsident Peter Schuster entschied, dass die Astrophysikerin Sigrid Berkebile-Stoiser, die Zoologin Monika Eberhard, die Physikerin Kerstin Hummer und die Mathematikerin Dominique Wagner die Preisträgerinnen der Österreich-Stipendien von „For Women in Science“ 2008 sein sollen.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften setzt mit dieser Kooperation ihren erfolgreich begonnenen Weg in der Frauenförderung fort. Schon jetzt ist mehr als die Hälfte der ÖAW-Stipendiaten weiblich. Die öffentliche Würdigung der außerordentlichen Leistungen von Forscherinnen ist dabei ein wichtiger Aspekt, da eine Vorbildwirkung erzielt und das Interesse an einer Karriere in der Forschung geweckt werden kann.
www.oeaw.at

Internationale Auszeichnung
Um den Beitrag von Frauen für die Wissenschaft noch deutlicher aufzuzeigen, hat der internationale Kosmetikkonzern L´Oréal in Partnerschaft mit der Unesco die weltweite Initiative „For Women in Science“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Programms werden seit 1999 Jahr für Jahr in Paris fünf Preise und zehn Stipendien an Forscherinnen aus allen Erdteilen vergeben. Zusätzlich werden von der Jury jährlich zehn Forscherinnen für einen „Special Honor Award“ empfohlen. Unter den Ausgezeichneten für den Special Honor Award „For Women in Science“ finden sich mit den Wissenschaftlerinnen Renée Schroeder (Institut für Mikrobiologie und Genetik am Wiener Biocenter) und Andrea Barta (Institut für Biochemie der Wiener Medizinischen Fakultät) auch zwei Österreicherinnen (2001 und 2002). Im Zentrum von Renée Schroeders Forschung steht die Ribonuklein-säure (RNA), im Besonderen ihre Wechselwirkung mit Antibiotika. Andrea Barta beschäftigt sich mit der Frage, wie die für jeden Organismus lebenswichtigen Proteine in den Zellen gebildet werden. Dabei entdeckte sie die für diesen Prozess entscheidende Rolle der Ribonukleinsäure (RNA). Die Biophysikerin Andrea Hickel und die Biochemikerin Irene Maier erhielten ein internationales Stipendium für Forschung im Ausland (2002 und 2006).

Economy Ausgabe 67-12-2008, 01.12.2008

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