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28. Juli 2024

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Mentaler Stress als Risikofaktor für psychische Beschwerden nach Corona

Mentaler Stress als Risikofaktor für psychische Beschwerden nach Corona© Pexels.com/cottenbro

Depressionen und Angststörungen nach einer Corona-Infektion nehmen zu. Eine Studie der Med Uni Innsbruck beleuchtet das Thema Lebensqualität nach der Krankheit und fordert weiteren Ausbau der Betreuung.

(red/czaak) Wer viel psychischen Stress hat, leidet nach einer zuhause auskurierten Corona-Infektion häufiger an Depressionen oder Angststörungen. Der Auslöser für den Stress – ob Corona und die damit verbundenen Maßnahmen oder andere Faktoren – spielt dabei keine Rolle. Es geht beispielsweise auch um finanzielle oder gesundheitliche Sorgen, Probleme in Arbeit und Ausbildung oder Belastung durch die Versorgung der Kinder oder in der Beziehung. 

Psychische Folgen möglichst früh abfangen
Das sind zentrale Erkenntnisse einer Zwischenauswertung der großen, multidisziplinären Online-Befragung „Gesundheit nach COVID-19“ die von der Pneumologin Judith Löffler-Ragg (Uni Klinik für Innere Medizin II) initiiert wurde. Unter Anleitung von Katharina Hüfner (Uni Klinik für Psychiatrie II) untersuchte das Studienteam die psychische Gesundheit nach COVID-19 und analysierte dabei den möglichen Einfluss von mehr als 200 abgefragten Faktoren. Die Studienergebnisse wurden nun im Fachjournal Frontiers in Medicine publiziert. 
 
Ziel war es, herauszufinden, welche Betroffenen ein besonders hohes Risiko haben, nach einer ambulant durchgemachten Corona-Erkrankung eine psychische Beeinträchtigung zu entwickeln. „Die Post-COVID Leitlinien besagen, dass es wahrscheinlich wirksam ist, psychische Folgen möglichst früh abzufangen. Um präventiv reagieren zu können, müssen wir jedoch wissen, auf welche Gruppe von Menschen wir besonders schauen müssen, weil sie ein hohes Risiko hat“, erläutert Katharina Hüfner.

Psychosozialer Stress als weitaus stärkster Risikofaktor
Neben psychosozialem Stress als weitaus stärksten Risikofaktor identifizierten die ExpertInnen der Med Uni Innsbruck weitere wichtige Marker für die Entwicklung psychischer Erkrankungen infolge einer Corona-Infektion. Das Risiko für psychische Folgen erhöht sich etwa mit der Anzahl der akuten und subakuten (nach zwei bis vier Wochen noch bestehende) Krankheitssymptome, wie etwa Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Fieber aber auch Schlafstörungen. Neurokognitive Symptome, wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Konzentrationsdefizite während der akuten Infektion oder auch im subakuten Stadium sind ein weiterer Risikofaktor für psychische Beeinträchtigungen.

„Es ist denkbar, dass beispielsweise persistierende Entzündungsprozesse oder eine Schädigung der Stützzellen (Anm. Zellen, welche die Nervenzellen stützen und umgeben) im Gehirn hier eine Rolle spielen“, so Hüfner. Es hat sich zwar gezeigt, dass Menschen, die in der Vergangenheit bereits einmal eine Depression oder Angststörung hatten, ein höheres Risiko haben. „Der Einfluss ist aber längst nicht so stark, wie jener der genannten Risikofaktoren, allen voran mentaler Stress. Der Einfluss von Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status sind dem ebenfalls untergeordnet“, betont Katharina Hüfner.

Über ein Fünftel aller Befragten sehen psychische Gesundheit beeinträchtigt 
Für die Untersuchung wurden Fragebögen von 1.157 Personen in Tirol und 893 in Südtirol ausgewertet, die zwischen 30. September 2020 und 11. Juli 2021 an der „Gesundheit nach COVID 19“-Onlinebefragung teilgenommen hatten. Rund 12 Prozent der TeilnehmerInnen in Tirol und rund 19 Prozent in Südtirol hatten angegeben post COVID an Angstzuständen zu leiden. 17 Prozent der Befragten in Tirol und rund 23 Prozent in Südtirol zeigten depressive Symptome. Jeweils mehr als ein Fünftel aller Befragten sahen ihre allgemeine psychische Gesundheit und ihre Lebensqualität beeinträchtigt. 
 
In Anbetracht der Studienergebnisse ermutigt Hüfner Betroffene, sich bei anhaltender psychischer Belastung professionellen Rat einzuholen. Erste Ansprechpartner seien dafür die Hausärzte, die im Rahmen des Post COVID Netzwerkes Tirol bei Bedarf weitere Behandlungsschritte einleiten können. Gleichzeitig betont die Expertin die dringende Notwendigkeit, die leistbaren Behandlungsplätze für psychiatrisch-psychologische Kurzzeitinterventionen und Psychotherapie in Tirol weiter auszubauen.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 29.03.2022

Fünf neue ERC-Grants an ForscherInnen in Österreich

Fünf neue ERC-Grants an ForscherInnen in Österreich© Pexels.com/Nataliya Vaitkevich

Theater, Weltraum, Physik, Biologie und Quanten. Emine Fisek, Christian Möstl, Josef Pradler, Yasin Dagdas von ÖAW und Marcus Huber von TU Wien erhalten EU-Grants und knapp 10 Mio. Euro Forschungsgelder. 

(red/mich/cc) Bei der aktuellen Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) konnten ForscherInnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der TU Wien erneut Erfolge feiern. Mit Theaterwissenschaftlerin Emine Fisek, Weltraumforscher Christian Möstl, Physiker Josef Pradler und Molekularbiologe Yasin Dagdas erhalten gleich vier ÖAW-Forschende einen der heuer mit jeweils bis zu 2 Mio. Euro dotierten ERC Consolidator Grants.

Mehr als 100 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich
Ebenso einen „ERC Consolidator Grant“ erhält Marcus Huber vom Atominstitut der TU Wien für Forschungen im Bereich der Quantentechnologie. Und Forscher Marc Händel vom Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW ist an einem weitere ERC Grant beteiligt. Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-ForscherInnen vergebenen Preise auf 66 ERC Grants und 6 Proof of Concept Grants. Beteiligt war die ÖAW ferner an weiteren 18 ERC Grants. Angaben zufolge konnte die ÖAW bereits mehr als 100 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich holen.

Die Förderpreise ermöglichen den ForscherInnen die Umsetzung ihrer weiteren Forschungsprojekte sowie die weitere Festigung ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit. In den kommenden fünf Jahren werden sie dabei an den Schnittstellen zu Theater und Gentrifizierung forschen, Sonnenstürme im interplanetaren und erdnahen Weltraum in den Blick nehmen sowie Studien durchführen, die sich mit Dunkler Materie auseinandersetzen oder den Beitrag der sogenannten Autophagie zur Zellerneuerung untersuchen.

Von Theater und außerirdischen Wettervorhersagen
Mit ihrem Consolidator Grant durchleuchtet Emine Fisek am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW, wie die Schicksale des Theaters und der Stadt miteinander verwoben sind. Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt, das ethnografische und archivarische Untersuchungen an mehreren Orten kombiniert, analysiert die komplizierte und oft ambivalente Beziehung zwischen Theaterpraktiken und urbaner Transformation im Europa des 21. Jahrhunderts.

Christian Möstl wird sich mit seinem Consolidator Grant der Vorhersage von extremen Sonnenstürmen widmen. Der Wissenschaftler am Institut für Weltraumforschung der ÖAW möchte herausfinden, wie sich der Sonnenwind zeitlich entwickelt, insbesondere dessen Geschwindigkeit und die Nord-Süd-Komponente des Magnetfelds. Neue Entdeckungen erhofft man sich dabei insbesondere von neuen Bildern der Raumsonde Solar Orbiter und von der Parker Solar Probe aus der Nähe der Sonne.

Über Dunkle Materie und sich selbst verzehrende Zellen
Josef Pradler vom Institut für Hochenergiephysik der ÖAW, wird sich der Erforschung der nicht-gravitativen Natur der Dunklen Materie zuwenden – und zwar in zwei Bereichen, die für die Teilchenphysik von zentralem Interesse sind: zum einen geht es um den direkten Nachweis von Dunkler Materie im Labor und zum anderen um die von Dunkler Materie unterstützte Strukturbildung im Universum. Eines der Ziele: Das Verständnis der Signalbildung bei der Suche nach Dunkler Materie zu vertiefen.

Mit seinem ERC Consolidator Grant erforscht Yasin Dagdas am Gregor Mendel Institut (GMI) für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW, welche Rolle Autophagie (Anm. Zelleigener Abbau schädlicher Bestandteile) im Kontext mit an das endoplasmatische Retikulum (ER) angebundene Ribosomen spielt. In Zellen bewegen sich mehrere Ribosomen gleichzeitig entlang der mRNAs, um die Gene in Proteine zu übersetzen. Das kann unter zellulärem Stress zu Kollisionen zwischen den Ribosomen und zur Unterbrechung der Proteinsynthese führen und hier spielt nun laut Dagdas die Autophagie eine zentrale Rolle.

ERC-Grant für Marcus Huber von TU Wien
Quanten, Komplexität und Thermodynamik, das sind unterschiedliche Bereiche der Physik und die verknüpft Marcus Huber von der TU Wien auf neue Weise und dafür erhält er nun auch einen ERC Consolidator Grant. Große Dinge beschreibt man normalerweise nicht mit den Formeln der Quantenphysik, sondern mit den Gesetzen der klassischen Physik. Doch was passiert, wenn ein Quantensystem (etwa ein Atom) in Kontakt mit etwas Großem kommt, etwa mit einem Messgerät? Das gehört zu den schwierigsten Fragen der Physik, auf die man bis heute keine wirklich befriedigende Antwort gefunden hat.

Die Grundgesetze der Physik unterscheiden eigentlich nicht zwischen Vergangenheit und Zukunft. „Es gibt nur zwei Bereiche, wo die Richtung der Zeit eine entscheidende Rolle spielt, und das ist die Thermodynamik und der quantenphysikalische Messprozess“, so Huber. Er hofft auf neue Einblicke in Quantensysteme und Quantenmessungen als Basis für neue Quantentechnologien. Anwendungen dafür gibt es viele – von „Quantenkühlschränken“ für extrem tiefe Temperaturen, bis zur Übertragung von Quanteninformation und einem Quanteninternet. „Mit neuen Erkenntnissen lässt sich auch berechnen, wo die Grenzen bisheriger Quantentechnologien liegen, und welche von ihnen man möglicherweise überwinden kann“, ergänzt Marcus Huber von der TU Wien.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 25.03.2022

Ladies and Germs, a welcome to the Rolling Stones!

Ladies and Germs, a welcome to the Rolling Stones!© J.BOUQUET_Barracuda Music

Weltkulturerbe und das letzte Hochamt der politischen Unkorrektheit. Musikalisch wie lebensphilosophisch. Die für immer beste Rockband zwischen Erde und Weltall beehrt das Wiener Ernst Happel-Stadion anlässlich des 60-jährigen Band-Jubiläums.

(red/czaak) Am 3. Juli 1982 kraxelt ein junger Mann in der beginnenden Dämmerung unerlaubt über die Mauer einer Bundesheerkaserne in Wien Hütteldorf. Der Drang, das heiß ersehnte Wien-Konzert der Rolling Stones zu sehen, war stärker als eine etwaige Arreststrafe für einen Grundwehrdiener. Nun, ziemlich exakt 40 Jahre später, und als mittlerweile zumindest zeitmäßig gereifter Mann, ist dieser Drang gleichgeblieben - zumindest und glücklicherweise.

Nach 1982, 1990 (Praterstadion), 1995 (Zeltweg), 1998 (Wiener Neustadt), 2003 (Happel Stadion), 2006 (Happel Stadion), 2014 (Happel Stadion) und 2017 (Spielberg) geht es um nichts mehr als um, nun möglicherweise doch, das letzte Konzert der Stones in Österreich. Mick Jagger (78), Keith Richards (78), Jungspund Ronnie Wood (74) und Steve Jordan (54), der vom verstorbenen Charlie Watts sicher virtuell an den Drums begleitet wird, treten ihre lange ersehnte Rückkehr auf den „alten“ Kontinent Europa an.

14 Termine und alle Klassiker auf Set-List
Start des neuen „Sixty“ Show-Reigens ist am 1. Juni in Madrid. Am 5. Juni folgt München, am 9. Juni Liverpool (Anfield-Road!), am 13. Juni Amsterdam, am 17. Juni Berlin, am 21. Juni Mailand und am 25. Juni das erste von zwei Konzerten in ihrer Heimatstadt London. Dort gaben die Stones im Marquis Club am 12. Juli 1962 ihr allererstes Konzert. Das zweite Konzert in London folgt am 3. Juli und dann geht es weiter mit 11. Juli in Brüssel, am 15. Juli eben in Wien, am 19. Juli in Lyon, am 23. Juli in Paris, am 27. Juli in Gelsenkirchen sowie als Schlusspunkt dann am 31. Juli Stockholm.

Auf der Set-List sind entsprechende Klassiker angekündigt wie „Gimme Shelter“, „Paint It Black“, „Jumpin‘ Jack Flash“, „Tumbling Dice“, „Satisfaction“, „Start Me Up“ - sowie natürlich als persönliche Favorits „Sympathy For The Devil“ und „You Can’t Get What You Want, But If You Try, Sometimes, You Get What You Need“ als gleichsame Basis der eigenen Lebensphilosophie (des Autors). Dazu soll es ein paar Überraschungen geben mit unerwarteten Songs aus ihrem überaus umfangreichen Schaffenskatalog mit zahlreichen weiteren Welthits.

Sofort Tickets kaufen
Und, wie gewohnt bei den Stones, wird es auch dieses Mal eine spektakuläre neue RS „SIXTY“ Produktion, mit einer riesigen Bühne, der neuesten Lichttechnik und hoch modernem Videodesign geben. All das wird auf dieser lang erwarteten Europatour enthüllt und dazu gehört auch eine brandneue Rolling Stones Zunge vom britischen Designer Mark Norton. Die neuen Gigs in Europa folgen der hochgelobten „No Filter“ Tour in den USA, wo die Band letzten Herbst quer durch die Staaten gespielt hat.

Fazit, so unverständlicherweise noch nicht passiert: Sofort Ticket kaufen (ab 130,- Euro bei Ö-Ticket, siehe Link) und am 15. Juli im Wiener Happel-Stadion den möglicherweise nun doch letzten Auftritt dieser Musik- und Show-Giganten und Lebensexperten noch einmal live erspüren. Danke an Konzertveranstalter Nova Music Entertainment bzw. Barracuda Music und Ewald Tatar & Team. „It’s Just A Shot Away“ heißt übrigens eine durchaus aktuelle Textzeile aus dem 1969 parallel zum Vietnam-Krieg erschienenen Song „Gimme Shelter“.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 25.03.2022
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 28.07.2024
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Debatte um angeblich schlechte Standards in Homöopathie-Forschung

Debatte um angeblich schlechte Standards in Homöopathie-Forschung© Pexels.com/pixabay

Studie von Donau Uni Krems, Karl Landsteiner Uni und Med Uni Wien kritisiert verzerrende Studien und überschätzte Wirkung bei Homöopathie. Homöopathieverbände stellen einseitige Darstellung der Studie in Frage und orten gleiche Lage bei Studien zu konventioneller Medizin.

(red/czaak) Die Prinzipien der Homöopathie wurden vor fast 200 Jahren entwickelt. In vielen entwickelten Ländern gilt sie als ganzheitliche und vergleichbare Alternative zur modernen Medizin, obwohl viele Grundsätze weitgehend im Widerspruch zu physikalischen und medizinischen Prinzipien stehen sollen und die Debatten um die Wirksamkeit seit Langem anhalten.

ForscherInnen der Universität für Weiterbildung Krems, der Karl Landsteiner Privatuniversität und der Medizinischen Universität Wien orten nun einen bedenklichen Mangel an wissenschaftlichen Standards im Bereich der Forschung zu Homöopathie und daraus sollen sich auch Fragen bei der Wirksamkeit homöopathischer Mittel ergeben.

Ein hohes Risiko für Verzerrungseffekte
Konkret lasse die aktuelle Analyse darauf schließen, dass die Forschung hier ein hohes Risiko für Verzerrungseffekte aufweise und die tatsächliche Wirkung von homöopathischen Mitteln erheblich überbewertet werden könnte. Grund dafür sei die fragwürde wissenschaftliche Praxis im Rahmen der Forschung zu Homöopathie. Die Auswertung der Wissenschafter von Cochrane Österreich an den angeführten Unis zeigt, dass 38 Prozent der seit 2002 registrierten Homöopathie-Studien im Anschluss nicht veröffentlicht wurden.

Parallel wurden 53 Prozent der Studien zu diesem Themenbereich nicht offiziell registriert und bei einem Viertel wurde das Hauptziel in der späteren Veröffentlichung verändert. Zudem ergaben die nicht registrierten Studien größere therapeutische Effekte als die registrierten Studien. Der hohe Anteil an nicht oder erst im Nachhinein registrierten Homöopathie-Studien zeige, dass deren Veröffentlichung tendenziell von den Ergebnissen abhängt - der Reporting-Bias, verzerrende Effekte auf die Studienlage.

Fragwürdige Kritik von Studienautor Gerald Gartlehner
„Diese Ergebnisse zeigen erschreckend schlechte wissenschaftliche Standards in der Homöopathie-Forschung. Man kann davon ausgehen, dass viele Studien nicht publiziert wurden, weil sie nicht das gewünschte Ergebnis gezeigt hatten“, so Studienautor Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau Uni Krems. „Publizierte Homöopathie-Studien berichten wahrscheinlich nur die attraktiven Ergebnisse und bieten daher ein verzerrtes Bild der Wirksamkeit“, ergänzt Gartlehner.

Angesprochen auf die Studie und das Resümee des Studienautors orten die Österreichischen Homöopathieverbände umgekehrt ein fachlich fragwürdiges Verhalten seitens Gartlehners. „Seine Studie untersucht ausschließlich homöopathische Studien und seltsamerweise setzt er die Ergebnisse in keinerlei Kontext zur Grundgesamtheit an klinischen Studien“, sagen Elisabeth Lazcano von der Österreichische Gesellschaft für Homöopathische Medizin und Bernhard Zauner von der Ärztegesellschaft für klassische Homöopathie.

Vergleiche mit Studien zu konventioneller Medizin
Gemeinsam mit Petra Weiermayer von der Österreichischen Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie fragen sich die Homöopathieverbände: „Welches Ziel mag Gartlehner als Co-Direktor des Cochrane Institute Austria damit verfolgen?" Sie spielen damit auf den Umstand an, dass sich Barbara Nußbaumer-Streit als Co-Direktorin des Cochrane Zentrums und Gartlehner-Kollegin an der Donau-Uni im Februar 2020 die Studien-Situation in der konventionellen Forschung angesehen hat (Anm. „Clinical Trial Transparency in Austria-Mapping unreported drug trials“) und es hier teilweise sogar schlechtere Ergebnisse im Vergleich mit der Homöopathie gab.

„Nur knapp über 18 Prozent der Studien wurden zum damaligen Zeitpunkt in der dafür vorgesehenen Datenbank ordnungsgemäss hochgeladen. Rund 40 Prozent aller von Medizinunis in Österreich beauftragten Studien zu Arzneimittel erblicken niemals das Licht der Öffentlichkeit“, so Lazcano, Zauner und Weiermayer. Und: Im Vergleich zu den Studien in der konventionellen Medizin zeige Gartlehners Studie für die Homöopathie-Forschung sogar bessere Ergebnisse. Es gäbe „eine geringere Nutzenüberschätzung als in der konventionellen medizinischen Forschung“ und „eine signifikant geringere Verzerrung durch Nichtveröffentlichung von Studien“, so die Homöopathievertreter.

Aufnahme von Homöopathie in S3-Richtlinie Komplementärmedizinische Onkologie
Im Gespräch mit economy erwähnen sie noch, dass Gartlehner sich auf Studien zur Homöopathie bis ins Jahr 2002 beruft, diese Datenbank aber erst seit 2005 bzw. 2014 besteht. Studien können aber 10 Jahre im Nachhinein eingetragen werden. Zuletzt wurde die Homöopathie in die sogenannte S3-Richtlinie Komplementärmedizinische Onkologie aufgenommen. Unter den Experten der Richtlinie finden sich auch bekennende Gegner der Homöopathie. „Im Normalfall sollte neues Wissen zur Klärung einer Problematik beitragen. In der Homöopathiedebatte zeige sich jedoch, dass neues Wissen keine Veränderung bringe und vielmehr versucht wird, die Homöopathie mit neuen Mitteln in Misskredit zu bringen“, kritisieren Lazcano, Zauner und Weiermayer.

Grundsätzlich sei Gartlehner für das Aufgreifen der Problematik zu danken, da es sich hier um ein Problem der gesamten Medizin handle. „Hohe ethische Verpflichtungen gegenüber den PatientInnen sollten allen Forschenden, sowohl in der konventionellen als auch in der komplementären Medizin ein Anliegen sein“, so das Resümee der Homöopathievertreter. Elisabeth Laczcano von der Gesellschaft für Homöopathische Medizin ist Ärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Psychiatrie. Petra Weiermayer von der Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie ist Tierärztin und Bernhard Zauner von der Ärztegesellschaft für klassische Homöopathie ist Allgemeinmediziner.

Um dem Phänomen des Reporting-Bias entgegenzuwirken, wurden öffentlich einsehbare Datenbanken für Forschungsarbeiten wie ClinicalTrials.gov (USA) und ClinicalTrialsRegister.eu (EU) gegründet. Seit 2008 sind Wissenschafter dazu verpflichtet, ihre Studien im Vorfeld zu registrieren und deren Ergebnisse zu veröffentlichen. Dennoch ist der Anteil an Studien, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht werden, noch immer hoch und das gilt auch bei Untersuchungen im Bereich der konventionellen Medizin - und nicht nur in der Homöopathie.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.03.2022

Cannabis und Kokain und Crystal Meth

Cannabis und Kokain und Crystal Meth© Pexels.com/Mart Productions

Die Innsbrucker Gerichtsmedizin analysiert im europäischen Rahmen regelmäßig die Kläranlagen der Abwässer auf Drogenrückstände. Im aktuellen Bericht für 2021 spiegelt sich auch die Corona-Pandemie.

(red/czaak) Das abwasserbasierte Drogenmonitoring in europäischen Städten wird seit Jahren erfolgreich eingesetzt, um Vergleichswerte und Trends des Drogenkonsums über Ländergrenzen hinweg zu ermitteln. Mit dem Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) nimmt seit 2016 auch Österreich am jährlichen Monitoring im Rahmen des europaweiten Netzwerkes SCORE teil. Die aktuellen Ergebnisse für 2021 stehen erwartungsgemäß unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. 

Hier wurden europaweit die Abwässer von 110 Kläranlagen in 90 Städten und Regionen analysiert, darunter auch die Abwässer von neun österreichischen und einer Südtiroler Kläranlage (Anm. insgesamt 118 Gemeinden). Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von fast einer Million Menschen in Österreich und Südtirol zu. Für die jährlich wiederholte Studie wurden im Sommer 2021 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen. 

Cannabis, Kokain, Amphetamine, Alkohol und Nikotin
Die Analyse der einzelnen Konsummarker für Drogen und deren Stoffwechselprodukte erfolgte wie in den vergangenen Jahren im forensisch-toxikologischen Labor der Gerichtlichen Medizin der Med-Uni Innsbruck (GMI) unter Leitung des Chemikers Herbert Oberacher. Auf Grund der vorhandenen Expertise darf das Labor der Innsbrucker Uni als einzige Einrichtung Österreichs am SCORE-Programm teilnehmen. Oberacher gilt auch international als einer der renommiertesten Experten für Metabolomik und Bioanalytische Massenspektrometrie.

Im Fokus der Untersuchungen standen die Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (Wirkstoff in Cannabis) sowie Kokain und zudem Amphetamin (Wirkstoff in Speed), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA als Wirkstoff in Ecstasy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth), sowie Alkohol und Nikotin. Die Ergebnisse der chemischen Analysen werden von der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet und jährlich veröffentlicht.
 
Österreich im hinteren europäischen Mittelfeld
„Ein Einwohner aus einer der zehn untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht drei Zigaretten und konsumiert 0,06 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, erläutert Studienleiter Herbert Oberacher die Ergebnisse für Österreich. Damit liegen die in Österreich und Südtirol überwachten Regionen in einer aus den Ergebnissen der SCORE Studie abgeleiteten Rangliste der untersuchten europäischen Staaten bei allen analysierten Substanzen „bestenfalls“ im Mittelfeld. 

Die Möglichkeit des Vergleichs unterschiedlicher Regionen ist eine besondere Stärke des abwasserbasierten Drogenmonitorings So ergab die Analyse, dass der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs relativ einheitlich ist. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In fast allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher zu sein scheint als in ländlichen Gegenden. Unter den Stimulanzien ist Kokain die mengenstärkste Droge. In Westösterreich und Südtirol wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert als in Ostösterreich. Bozen und Kufstein verzeichnen den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain.

Weniger Partys, weniger Drogen
Die größten Pro-Kopf-Konsummengen von Amphetaminen als Wirkstoffe in Speed und Crystal Meth ließen sich in Ostösterreich, speziell in Graz, beobachten. Diese West-Ost-Verteilung von Stimulanzien und synthetischen Drogen ist nicht auf Österreich beschränkt, sondern spiegelt sich in Europa wider. In Südtirol scheint der generelle Pro-Kopf-Konsum niedriger als in Österreich. In Bozen war der Verbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis, Amphetamin und MDMA geringer als in Innsbruck, jener von Kokain aber höher.

Für neun untersuchte Regionen ergeben sich im Vergleich zu 2019 und 2020 Änderungen im Konsumverhalten. „Corona und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen Auswirkungen auf den Drogenmarkt zu haben. Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass es insgesamt zu einem Rückgang beim Konsum von Partydrogen, insbesondere von MDMA/Ecstasy (minus 50 Prozent) aber auch Kokain (minus 10 Prozent) und Cannabis (minus 10 Prozent), gekommen ist“ so Oberacher. Weitere Auffälligkeiten waren Steigerungen bei den Amphetaminen, Crystal Meth plus 130 Prozent und Speed mit plus 30 Prozent.
 
Mehrwert für öffentliche Gesundheitsüberwachung
Die im Rahmen des SCORE Netzwerks über den Drogenmarkt erhobenen Daten liefern den Behörden und den politisch Verantwortlichen Entscheidungshilfen, um geeignete Maßnahmen für eine nachhaltige Drogenpolitik ausarbeiten und umsetzen zu können. Zudem wurde in den beiden letzten Studienläufen auch der Einfluss der Corona-Pandemie auf den Drogenkonsum der Bevölkerung untersucht. „Die Abwasseranalyse erweist sich immer mehr als geeignetes und profitables Public Health Instrument“, betont Oberacher. Sein Labor wäre auch für die Analyse umfangreicherer Abwasserdaten gerüstet.

In Bezug auf den Konsum von Alkohol und Nikotin decken sich die Ergebnisse der Abwasseranalyse weitgehend mit den Kennzahlen der Österreichischen Gesundheitsbefragung aus 2019. Herbert Oberacher promovierte an der Universität Innsbruck zum Analytischen Chemiker. Seit 2003 forscht er am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck, wo er sich 2007 für Bioanalytik habilitierte. 2021 wurde er zum Professor für Metabolomik und Bioanalytische Massenspektrometrie berufen. Das unter seiner Leitung stehende forensisch-toxikologische Forschungslabor ist die einzige Einrichtung Österreichs, die für die Teilnahme am europäischen SCORE-Programm zertifiziert ist.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.03.2022

Formbezogene Suche zur Ergänzung vorhandener Produktdaten

Formbezogene Suche zur Ergänzung vorhandener Produktdaten© Pexels.com/nohk

T-Systems kombiniert Siemens-Software Geolus Shape Search mit Datenservices von SAP. Neues Modul des Web Connectors verbindet geometrische Formsuche mit vorhandenen Produktdaten zur Optimierung von Produktionsprozessen.

(red/cc) Der sogenannte PDM WebConnector von T-Systems verbindet viele gängige Softwarelösungen für die Konstruktion und Entwicklung von Bauteilen und ganzen Produkten, etwa die Siemens-Software Teamcenter®, andere PLM-Systeme, CAD-Tools sowie andere Unternehmensanwendungen mit SAP-Datenbanken. Damit erhalten beispielsweise Unternehmen aus der Automobil-, Luft- und Raumfahrt- sowie der Fertigungsindustrie Zugriff auf eine komplette Software-Suite für die Entwicklung und Wartung von Produkten aus einer Hand.

Der PDM WebConnector läuft sowohl in der Cloud als auch auf unternehmenseigenen Servern und erfüllt auch die Anforderungen an die Datenhoheit internationaler Cloud-Plattformen wie Gaia-X oder Catena-X. Aktuell erweitert T-Systems nun den PDM Web Connector mit der Siemens-Software Geolus® für die formbezogene Suche in Kombination mit Produktdaten aus SAP-Systemen. Das neue Modul soll den Entwicklungsprozess für Unternehmen erheblich vereinfachen. Benutzer können geometrisch ähnliche Teilen in Echtzeit finden und sodann die zugehörigen SAP-Daten mit genauen Spezifikationen und weitere kommerzielle Parameter einsehen und verknüpfen.

Kosteneffizienz und Vorteile für Markteinführungen
Geolus ist Teil von Xcelerator, einem integrierten Portfolio aus Software, Services und einer Application Development Platform von Siemens Digital Industries Software (economy berichtete). Es bietet Entwicklern eine Suche auf Basis der Bauteilform und ermöglicht, ähnliche Teile in Echtzeit zu finden. Entwickler erfahren etwa auch, ob ein gesuchtes Teil schon einmal gebaut wurde.

Mit der neuen Anwendung kann auch die Formsuche mit SAP-Daten integriert werden, um weitere relevante Informationen für die Suche hinzuzufügen. Die angereicherten Suchergebnisse ermöglichen ein einfacheres Identifizieren wiederverwendbarer Komponenten. „Das spart Kosten und beschleunigt die Markteinführung und Komponenten, die bereits entwickelt wurden, müssen nicht neu entworfen werden“, so T-Systems in einer Aussendung.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 21.03.2022

Die Umsätze im E-Commerce sinken

Die Umsätze im E-Commerce sinken© Pexels.com/Tima Miroshnichenko

Salesforce analysiert als globaler Anbieter für cloud-basierte Vertriebslösungen regelmäßig das Verhalten von mehr als einer Milliarde VerbraucherInnen. Aktuelle Studien zeigen nun letzten Februar eine Reduktion im Online-Shopping.

(red/czaak) Konsumenten shoppten zuletzt deutlich weniger online. Das zeigt der Salesforce-Shopping Index für Februar, wo neuerlich die Aktivitäten von mehr als einer Milliarde KäuferInnen in über 54 Ländern mit Hilfe der Salesforce Commerce Cloud analysiert wurden. Hier werden aus den Basisdaten mehrere Faktoren angewandt, um Prognosen und tatsächliche Werte für die Einzelhandelsbranche zu filtern und analysieren.

Bestellvolumen schrumpft um über 11 Prozent
Das Ergebnis zeigt nun, dass der E-Commerce-Umsatz weltweit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent gesunken ist. Sichtbar wird auch die Inflation in den weltweiten Daten im Online-Shopping. Die Preissteigerungen betragen im Schnitt 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einzeln betrachtet schrumpfte das Bestellvolumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,1 Prozent. Die Warenbestände gingen weltweit um fünf Prozent zurück, da Einzelhändler und Verbraucher immer noch mit Lieferketten kämpfen.

Preisanstiege nach Produktkategorien
Zu den Produktkategorien mit dem global höchsten Preisanstieg im Februar im Vergleich zum Vorjahr gehören Wohnen und Möbel (knapp 22 Prozent), Haushalt und Hausgeräte (rund 18) sowie Interieur, Essen und Kunst (11 Prozent). Zu den Produktkategorien mit dem geringsten globalen Preisanstieg gehören Sport- und Freizeitschuhe (1,3 Prozent), Schuhe allgemein (8) sowie Elektronik und Zubehör (5 Prozent).

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 21.03.2022

Relevante Sicherheitsaspekte für Smarthome und IoT

Relevante Sicherheitsaspekte für Smarthome und IoT© Pexels.com/Anna Shvets

Forschungsprojekt von Uni Krems und FH St. Pölten untersucht Sicherheitslücken bei mobilen Geräten und Diensten für Kommunikation und Daten mit neuen Richtlinien für sichere Technologien und deren Nutzung.

(red/mich/cc) Per gesprochener Anweisung das Licht regulieren, bei einem Unwetter vom Büro aus die Jalousien im Wohnzimmer herunterfahren oder im Urlaub nachsehen, ob zu Hause alles in Ordnung ist: Mobile Kommunikationsgeräte wie Smartphones und Tablets ermöglichen unabhängig von Ort und Zeit zahlreiche Dienste und Services. Auch das Internet der Dinge (Internet of Things/IoT) ermöglicht eine Vielzahl an neuen Diensten. Die Technik kann sich dynamisch an ein Umfeld anpassen, automatisiert Entscheidungen treffen und ein besseres Situationsbewusstsein liefern.
In privaten Haushalten werden sogenannte Heimautomationssysteme vor allem zum Energiesparen und für mehr Komfort und Sicherheit eingesetzt. In Unternehmen dienen IoT-Systeme für automatisierte Prozesse in den Bereichen Produktion und Logistik. Bedingt durch die Anbindung an mobile Funknetze und das Internet sind Geräte wie IT-Systeme gleichzeitig aber auch eine Tür für etwaige Angriffe. Ein Forschungsprojekt der Universität für Weiterbildung Krems (NOe) und der FH St. Pölten (NOe) untersucht nun, wie diese Informationssysteme widerstandsfähiger gemacht werden können, der Schwerpunkt liegt auf Anwendungen im Bereich Smarthome.

Bedeutende Felder der Digitalisierung
„IoT-basierte Automationssysteme sind eines der bedeutendsten Felder der Digitalisierung. Durch deren zunehmende Integration in unser tägliches Leben, sind sie auch Ziel krimineller Angriffe“, sagt Henri Ruotsalainen, Forscher am Institut für IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten. Im Projekt “Attack resilience for IoT-based sensor devices in home automation (ARES)” untersucht Ruotsalainen die Verhinderung von Angriffen über widerstandsfähigere Systeme. Dazu werden Meta-Informationen genutzt, charakteristische Systemparameter, wie Versorgungsspannung oder Prozessortemperaturen. Sie dienen dazu, Sensoren abzusichern und Angriffe zu identifizieren.

„Wir entwickelt Methoden, um diese Meta-Informationen als Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Sensordaten einzusetzen. Dadurch kann die Sicherheitslücke zwischen Sensor und digitalen Sicherheitsalgorithmen verkleinert bzw. geschlossen werden“, erläutert Ruotsalainen. Die Forscher identifizieren zudem wichtige IoT-Sicherheitsparameter von privaten Haushalten und erstellen eine Technikfolgenabschätzung sowie Richtlinien für ein sicheres Design von Sensoren und den Meta-Informationen zur Absicherung der Systeme. 

Multidisziplinärer Ansatz 
Im Gegensatz zu klassischer IT-Security und industriellen Anwendungen von IoT müssen Sicherheitsmaßnahmen in Smarthomes nachteilige Rahmenbedingungen berücksichtigen: ungeplante “Drop&Forget“-Installation (Anm. viele Smarthome-Geräte wie etwa Sensoren werden nur einmal konfiguriert und laufen danach viele Jahre ohne Wartung), extrem ressourcenlimitierte Geräte aufgrund des sehr hohen Kostendrucks sowie Nutzer, die keine oder wenig Erfahrung mit der (sicheren) Installation und dem Betrieb der Systeme haben.

Das Projekt verfolge daher einen multidisziplinären Ansatz, der die Fachgebiete Sensorik und Sensornetzwerke, IT Security und Sozialwissenschaften verbindet. „Dadurch werden nicht nur technisch bessere und neue Sicherheitsmaßnahmen geschaffen, sondern auch Akzeptanz und Anwendung verbessert“, betont Ruotsalainen von der FH St. Pölten. Die Projektleitung liegt bei der Universität für Weiterbildung Krems und das Projekt wird von der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich finanziert.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 18.03.2022

Das Thema Recht in der Medizin

Das Thema Recht in der Medizin© Pexels.com/Artem Podrez

Rechtswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und Rechtsanwaltskanzlei CMS Österreich starten Partnerschaft zur Förderung universitär Forschung im Medizinrecht und initiieren zudem neuen Life Science Award.

(red/czaak) Die internationale Rechtsanwaltskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz mit Sitz in Wien und die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck verlautbaren eine neue Forschungskooperation im Medizinrecht. Der in Innsbruck bereits erfolgreich aufgebaute Lehr- und Forschungsschwerpunkt im Medizinrecht soll durch die neue Kooperation nun weiter intensiviert werden. CMS ist eine auch international führende Kanzlei im Bereich Life Sciences & Healthcare und damit sollen die Studierenden nun verstärkt Expertise aus der Praxis erhalten.

Pool an aktuellen Themenvorschlägen und ein neuer Award
„Studenten und Forscher können für Dissertations-, Master- und Seminararbeiten auf einen Pool an aktuellen Themenvorschlägen zurückgreifen. Im Fokus stehen insbesondere Themen aus dem Pharma- und Medizinprodukterecht sowie aus dem Bereich Biotechnologie“, so Gabriela Staber, Expertin für den Bereich Life Sciences & Healthcare bei CMS Österreich und Walter Obwexer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

Einen wesentlichen Teil der neuen Kooperation stellt auch der einmal jährlich zu verleihende CMS Life Sciences Award dar. Dieser ist mit 2.500 Euro dotiert und für Studierende vorgesehen, die mit ihren Dissertationen oder Master- und Seminararbeiten einen wichtigen Beitrag zur Forschung im Medizinrecht leisten. Neben dem CMS-Award sollen auch Tagungen und Networking-Events ausgebaut werden.

Schnittstelle zwischen Forschung und Unternehmen
„Gerade im Gesundheitsrecht kommen viele drängende Fragen auf uns zu. Um so wichtiger ist die Unterstützung entsprechender Forschungsaktivitäten und eine akademische Basis für die praktische Arbeit. Wir sehen uns hier nicht nur als Lieferant für Ideen und Themen, sondern auch als Schnittstelle zwischen universitärer Forschung und Unternehmen im Bereich Life Sciences & Healthcare“, erläutert Gabriela Staber von CMS Österreich. Mit über 200 JuristInnen und SteuerexpertInnen und zahlreichen Niederlassungen in Zentral- und Osteuropa ist CMS Reich-Rohrwig Hainz eine der führenden Rechtsanwaltssozietäten mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht in Europa. CMS Reich-Rohrwig Hainz ist zudem Gründungsmitglied von CMS, einer Organisation von Anwaltskanzleien mit rund 5.000 JuristInnen in 45 Ländern.

„Durch die Kooperation können wir einen noch besseren organisatorischen, finanziellen und personellen Rahmen für entsprechende Forschungsprojekte bieten“, freut sich Walter Obwexer von der Uni Innsbruck. Die Universität setzt seit rund zwanzig Jahren einen Schwerpunkt im Medizin- und Gesundheitsrecht. Mit dem Uni-Lehrgang Medizinrecht, der Summer School Medical Law, dem Doktoratskolleg Medizinrecht und Gesundheitswesen sowie dem Forschungszentrum Medizinrecht gibt es aktuell vier Säulen für Lehre und Forschung gleichermaßen.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 18.03.2022

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