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28. Juli 2024

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Hohe Auftragsstände und weitere Preiserhöhungen

Hohe Auftragsstände und weitere Preiserhöhungen© Pexels.com/Shamia Casiano

Deutsche Betriebe wollen ihre Preise anheben, um höheren Kosten bei Energie und Beschaffung zu begegnen. Parallel gibt es hohe Produktionsstände, die auch mit fehlenden Rohstoffen in der Vergangenheit zu tun haben, so aktuelle Erhebungen des ifo-Instituts.

(red/cc) Laut einer aktuellen Befragung des ifo-Instituts vom Jänner steigen die Preiserwartungen der deutschen Unternehmen auf einen neuen Höchststand. „Die Betriebe geben die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren an ihre Kunden weiter und das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen. 

Die ifo-Experten schätzen, dass entsprechend auch die monatlichen Inflationsraten noch eine Zeitlang über vier Prozent liegen werden. Für das Jahr 2022 hat das Wirtschaftsinstitut deshalb die Inflationsprognose auf 4 Prozent angehoben, gegenüber 3,3 Prozent vom letzten Dezember. Die hohen Werte ziehen sich durch alle Wirtschaftszweige. Besonders hoch lagen sie im Großhandel, gefolgt vom Einzelhandel und der Industrie. Einen neuen Höchststand erreichten die Dienstleister.

Aufträge der Industrie reichen so weit wie noch nie
Beim Thema Produktion und Auftragsbestände kann die deutsche Industrie mit den aktuellen Ständen so lange produzieren wie nie zuvor. Laut aktueller ifo-Umfrage reichen sie für die nächsten 4,5 Monate. „Das gab es noch nie, seit Start unserer Erhebungen 1969. Die Auftragseingänge der vergangenen Monate konnten nicht abgearbeitet werden, da den Betrieben wichtige Vorprodukte fehlten“, erläutert Timo Wollmershäuser.

„Sollten sich die Engpässe auflösen, könnte die Produktion in der deutschen Industrie durchstarten und die Wirtschaftsleistung kräftig steigen“, so der Leiter der ifo-Konjunkturprognosen. Besonders groß ist der Auftragsbestand in der Autoindustrie (Hersteller und Zulieferer) mit einer geschätzten Produktionsdauer von acht Monaten, gefolgt vom Maschinenbau mit sechs und den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten mit fünf Monaten. Schlusslicht sind die Drucker mit knapp zwei Monaten.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2022

Der Klimawandel bringt Stimmen für grüne Parteien

Der Klimawandel bringt Stimmen für grüne Parteien© Pexels.com/Inga Seliverstova

Ungewöhnlich warme Tage lassen Umweltbewusstsein und parallel dann auch den Stimmenanteil grüner Parteien ansteigen, so eine internationale Studie mit Beteiligung von Akademie der Wissenschaften und Uni Wien.

(red/mich/cc) Forscherteams der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien haben gemeinsam mit internationalen Kollegen Wetterdaten zu Temperatur und Dürre mit europaweiten, kleinräumigen Daten zu Sichtweisen betreffend Umwelt und Wahlverhalten verknüpft. In Summe wurden 42 Eurobarometer-Umfragen zwischen 2002 und 2019 für 34 europäische Länder und die sechs Europawahlen von 1994 bis 2019 für 28 Länder ausgewertet.
 
Das umfangreiche Zahlenmaterial zeigt, dass die messbare Zunahme an ungewöhnlich hohen Temperaturen zur vermehrten Sorge um die Klimaveränderung geführt hat – und parallel zu Höhenflügen grüner Parteien im nordwestlichen Europa beigetragen haben. „Wir können zeigen, dass die unmittelbare Erfahrung von extremen Temperaturen und Dürren zu einer Stärkung des Umweltbewusstseins führt und das trägt bei, dass mehr Menschen grüne Parteien wählen“, erläutert Roman Hoffmann, Studienautor vom Institut für Demographie der ÖAW.

Je wärmer, desto grüner
Das Ausmaß der Effekte von Klimaextremen auf das Wahlverhalten ist dabei beträchtlich. Nach Berechnungen der Wissenschaftler lässt ein zusätzlicher ungewöhnlich warmer Tag in jedem Monat eines Jahres die Umweltbesorgnis sowie die Zustimmung zu grünen Parteien um jeweils 0,8 Prozentpunkte steigen. „Angesichts der erheblichen Temperaturanomalien, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, kann dies kommende Wahlergebnisse zunehmend beeinflussen“, so Hoffmann.
 
Auffallend ist, dass sich die Sorge um den Klimawandel und andere Umweltprobleme nicht einheitlich auf Europa verteilt, sondern stark zwischen den Regionen variiert. „Das Umweltbewusstsein ist in den vergangenen Jahren hauptsächlich in West- und Nordeuropa angestiegen, während wir in Süd- und Osteuropa zwar auch einen leichten Anstieg verzeichnen, allerdings weniger deutlich und auf einem niedrigeren Niveau“, erklärt Jonas Peisker, Co-Autor vom Institut für Demographie der Universität Wien.

Ökonomische und demographische Faktoren
Regional unterschiedlich wirken sich Klimaextreme auch auf Umweltbewusstsein und Wahlverhalten aus: In südeuropäischen und damit wärmeren Regionen Europas beeinflussen ungewöhnlich hohe Temperaturen den Urnengang weniger stark als in Regionen mit einem moderaten Klima. „Wir finden Hinweise darauf, dass sich dies auf die bessere Anpassung dieser Regionen an warmes, trockenes Klima, etwa im Bereich der Landwirtschaft, zurückführen lässt“, so Peisker.
 
Aber auch ökonomische und demographische Faktoren spielen eine Rolle in Sachen Klimabewusstsein. Wohngegenden mit höherem Einkommensniveau reagieren sensibler auf Dürre und Temperaturanomalien als einkommensschwache Gebiete. Zudem stellten die Studienautoren fest, dass Regionen mit mehr Landwirtschaft, einer besser gebildeten Bevölkerung sowie einem höheren Anteil junger Menschen stärker von den Wettereignissen beeinflusst werden.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2022

Die neuen Eigentümer von Hitsongs

Die neuen Eigentümer von Hitsongs© Pexels.com/Sebastian Ervi

Musikstreaming als wachsender Sektor, wo bisher Künstler und Produzenten verdienen. Österreichische Plattform Global Rockstar ermöglicht nun auch Fans Anteilseigner an neuen Hits zu werden. Basis ist eine Blockchain-Lösung von Amazon Web Services (AWS).

(red/czaak) Global Rockstar ist eine Musik-Plattform aus Wien, die es ermöglicht, in Liedern von KünstlerInnen zu investieren. Wird der Song dann oft genug gespielt, bekommt man nicht nur sein Geld zurück, sondern kann auch mehr verdienen. Das digitale Plattenlabel Global Rockstar wurde 2014 vom mehrfach ausgezeichneten Musikproduzent und Songwriter (Anm. Papermoon) Christof Straub gegründet, um junge Künstler zu fördern.

Weltweite Innovation auf Blockchain-Basis
Mittlerweile ermöglicht die Plattform auch, dass Musikfans investieren können und Anteilseigner an neuen Hits werden. Das Unternehmen verwendet dafür NFTs (Non-Fungible-Tokens als singuläres Digital-Objekt) mittels Blockchain-Technologie und -Services des amerikanischen Cloud-Anbieters Amazon Web Services (AWS), die sogenannte Amazon Managed Blockchain. 

„Mithilfe von AWS haben wir nun eine weltweite Innovation auf Blockchain-Basis geschaffen, wo Fans in eine neue Single oder Album ihres Lieblingskünstlers investieren können, um für 70 Jahre an den Erlösen aus Streams und Radio-Einsätzen zu partizipieren“, erklärt Christof Straub, CEO von Global Rockstar. 

Sichere Rückverfolgbarkeit bei Übertragung der Rechte
Bislang wurde das Eigentum lediglich als PDF-Datei dokumentiert. Mit dem Relaunch der Global Rockstar-Plattform wird das Eigentum an einer Aktie nun in Form eines Blockchain-Tokens dargestellt. Das ermöglicht eine unveränderliche Registrierung des Eigentums an Musiklizenzgebühren und eine sichere Rückverfolgbarkeit bei der Übertragung der Rechte auf neue Eigentümer.

Operativ müssen die Nutzer auf eine persönliche digitale Geldbörse (Crypto-Wallet) zugreifen, um ihre Tokens zu verwalten. Dahinter liegen das vollautomatisch ablaufende Token- und Transaktions Management mittels eines sogenannten Lambda-Servers. „Besonderer Vorteil ist die Userfreundlichkeit und die Fälschungssicherheit, die sich durch die Token ergeben“, so Straub.

Ganzheitliche Services von AWS
Die Token wurden gemeinsam mit AWS entwickelt, danach erfolgte die Implementierung der Blockchain-Teile des Projekts durch AWS. Inkludiert ist dabei die technische Infrastruktur, bei der AWS die Blockchain-Knoten mit dem Amazon Managed Blockchain Service (AMB) konfiguriert und einrichtet, die Erstellung von Komponenten von Drittanbietern und schließlich die Implementierung des Blockchain-Smart-Contract.

„Amazon Managed Blockchain Service erlaubt es, NFTs in der Public Blockchain zu erstellen. So ist die Information für alle sichtbar und kann nicht verloren gehen“, erklärt Michael Hanisch, Head of Technology Deutschland bei AWS. „Global Rockstar und AWS Professional Services haben gemeinsam noch einiges vor und tüfteln bereits an einer Version 2.0 der Plattform, die die Tokens auch handelbar machen soll“, so Hansich.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 15.02.2022

International ausgezeichnete Forschung in Österreich

International ausgezeichnete Forschung in Österreich© OeAW

EU-Forschungsrat vergibt ERC-Grants an Forscherinnen von Akademie der Wissenschaften und TU Wien. Andrea Bachmaier wird für Leistungen im Gebiet der Nanokomposit-Magnete prämiert und Christoph Rameshan für Katalysatorprojekt.

(red/mich) Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat soeben zwei der begehrten Proof of Concept Grants an ForscherInnen in Österreich vergeben. Andrea Bachmaier vom Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erhält einen Grant für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Nanokomposit-Magnete und Christoph Rameshan vom Institut für Materialchemie der TU Wien für seine Arbeiten mit sogenannten Perowskiten, welche für die Eigenschaften von Katalysatoren relevant sind.

Von Grundlagenforschung zu industrieorientierten Anwendungen
Rameshan wurde bereits 2017 mit einem ERC-Starting-Grant ausgezeichnet, nun erhält er auf Basis seiner vielversprechenden Weiterentwicklungen auch noch einen ERC Proof of Concept Grant. Das ist eine Art Spezialförderung, mit der die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung nun zu einem konkreten, industrietauglichen Anwendungskonzept weiterentwickelt werden sollen.

Bei Andrea Bachmaier soll der mit 150.000 Euro dotierte Förderpreis ermöglichen, das Potential der Verwendung von Nanokomposit-Magneten sowie deren Herstellung weiter auszuschöpfen. Die Forschungsarbeit basiert auf dem ERC Grant-Projekt „SPD nanostructured magnets with tuneable properties“ (SPDTuM), wo Bachmaier die Fabrikation von Nanokomposit-Magneten durch die innovative Methode der Hochverformung untersucht. 

Spitzenposition für Akademie der Wissenschaften bei ERC-Grants
Hartmagnetische Werkstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei erneuerbaren Energien, etwa für Elektromotoren und Windräder. Der Hauptbestandteil dieser Werkstoffe sind jedoch Seltenerdmetalle und somit „kritische Rohstoffe“. Hier stellen Nanokomposit-Magnete nun eine Alternative dar. Ihre magnetischen Bestandteile ermöglichen einen noch höheren Widerstand gegen eine Entmagnetisierung. Bachmaier verwendet die im ERC-Projekt SPDTuM entwickelte Methode, um Nanokomposit-Magnete ohne Seltenerdmetalle herzustellen.

Ziel ist eine erhöhte Effizienz dieser Magnete und ein reduzierter Ressourcenverbrauch für ihre Herstellung. Mit diesem weiteren ERC-Grant erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-ForscherInnen vergebenen Preise auf 62 ERC-Grants und 6 Proof of Concept Grants, so die OeAW in einer Aussendung. Den Angaben zufolge holte die ÖAW in Summe mehr als 100 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich. Sie zählt bei der Zuerkennung der europäischen Forschungsförderpreise zu Österreichs erfolgreichsten Einrichtungen.

Die chemischen Reaktionen bei Katalysatoren
Im Projekt von Christoph Rameshan geht es um Katalysatoren, die besonders in klimarelevanten Bereichen relevant sind, von der CO2-Abscheidung bis hin zu Brennstoffzellen. Speziell forscht Rameshan an Perowskit-Kristallen, die sich hervorragend für die Katalyse eignen. Dabei werden winzige Nanopartikel verankert, die dann bei verschiedenen chemischen Reaktionen als Katalysator dienen. Wie gut diese Nanopartikel-besetzten Kristalloberflächen funktionieren, hängt allerdings von der Mikrostruktur der Oberfläche ab, etwa von der Größe der Partikel, von ihrer räumlichen Verteilung, oder auch von der Art, wie sie an der Oberfläche verankert sind.

In den letzten Jahren gelang es Rameshan an der TU Wien, diese Eigenschaften während der Herstellung des Katalysators gezielt zu beeinflussen. „Wir haben genau untersucht, wie sich unterschiedliche Parameter auf das Endergebnis auswirken, von der Zusammensetzung des umgebenden Gases bis hin zur elektrischen Spannung, die an die Kristalloberfläche angelegt wird“, so Rameshan. „Dadurch kann man nun genau steuern, welche Eigenschaften der Katalysator haben soll.“

Das Interesse der Industrie
Industriepartner sollen breits Interesse zeigen, bis zur industriellen Umsetzung brauche es aber noch einige Schritte. „Zunächst sollten wir die aktive Oberfläche der Katalysatoren vergrößern. Ein einziges Gramm des Katalysators soll eine Oberfläche von hundert Quadratmetern haben, um eine möglichst hohe Reaktivität zu ermöglichen“, erklärt der Forscher. Gelingen soll das mit Hilfe des ERC-Proof-of-Concept-Grants und einer neuen Synthesemethode, wo das Ausgangsmaterial in einer heißen Flamme zerstäubt und oxidiert wird. Dabei entstehen viele kleine Nanopartikel mit extrem großer Gesamtoberfläche.

Danach muss das Material in eine Form gebracht werden, in der man es in einem industriellen Reaktor einsetzen kann. „Das sind normalerweise Pellets, ähnlich den bekannten Heiz-Pellets“, sagt Christoph Rameshan. „Hier müssen wir aber noch Innovationen entwickeln, denn diese Pellets sollen einerseits mechanisch stabil, andererseits aber doch porös genug sein, um eine hohe aktive Oberfläche aufzuweisen“, erläutert der ERC-Grant Preisträger.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2022

Breiter Diskurs für standortpolitische Zukunftsfragen

Breiter Diskurs für standortpolitische Zukunftsfragen© NLK Pfeiffer

Land Niederösterreich bindet Bevölkerung und namhafte nationale wie internationale Experten für neue Landesstrategie ein. Aktuell erfolgte nun am IST Austria die hochkarätig besetzte dritte Veranstaltung.

(red/czaak) Das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im niederösterreichischen Klosterneuburg ist eine weltweit beachtete Vorzeigeeinrichtung im Bereich Wissenschaft und Forschung. Aktuell war das ISTA nun der entsprechende Rahmen für die dritte Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Zukunftsdiskussion“ zur Landesstrategie Niederösterreich 2030. Neben Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nahmen etwa die ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Viviane Reding sowie Hikmet Ersek als CEO von „Western Union“ teil.

„Die Corona-Pandemie hat uns in Niederösterreich nicht davon abgebracht, auch langfristig zu denken und zu planen. Wir sind unseren Weg zur neuen Landesstrategie 2030 weitergegangen, unter dem Motto „Mein Land denkt an morgen“ und auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen, unter Einbeziehung nationaler und internationaler ExpertInnen und mit Einbindung aller Niederösterreicherinnen“, so Landeschefin Mikl-Leitner in ihrer Eröffnung.

„Mein Land denkt an morgen“
Der Prozess zur neuen Landesstrategie wurde letzten Juni gestartet (economy berichtete), im heurigen Herbst folgen die Ergebnisse. Inhaltlich geht es um die fünf Fragestellungen: Wovon leben wir morgen? Wie leben wir morgen? Worauf achten wir morgen? Wer wollen wir morgen sein? Und wie organisieren wir uns morgen? Diese zentralen Themen werden in von Experten betreuten Zukunftsfeldern erörtert.

Christoph Badelt leitet dabei den Bereich Wissenschaft, Peter Filzmaier das Thema Bürgerbeteiligung und Steffi Burkhart den Bereich der ,opinion leader‘. Hier geht es darum,internationale Gäste nach Niederösterreich zu holen und von „ihnen zu lernen“. Mikl-Leitner verwies hier auch auf die beiden vorangegangen Zukunftsdiskussionen mit ehemaligendeutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel, der Moderatorin Nina Ruge, dem Schweizer Zukunftsforscher David Bosshart und der jungen Politikberaterin Diana Kinnert.

Kundenbedürfnisse als Basis für strategische Entscheidungen
Western Union-CEO Hikmet Ersek erläuterte in seinem aktuellen Vortrag seine Jugend und Studium in Wien sowie seine beruflichen Anfänge beim Finanzdienstleister „Mastercard“ und die sodann folgende internationale Orientierung beim Unternehmen General Electric, damals eines der größten Betriebe der Welt, und schließlich zu „Western Union“. „Es ist wichtig, authentisch zu sein. Ich habe meine Kunden geliebt, denn man lernt täglich von den Kunden. Der Trick ist, Kundenbedürfnisse in Strategie umzusetzen“, so Hikmet Ersek.

Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete Ersek die Tatsache, dass aktuell rund zwei Milliarden Menschen über kein Bankkonto und damit über kein Zahlungsverkehrsmittel verfügten. Sorgen mache er sich auch über den zunehmenden Populismus und Nationalismus in der Welt: „Ich habe in meinem Leben gelernt, Brücken zu bauen“, so Ersek. Weitere Themen seiner Erläuterungen waren Migration und Integration sowie Umwelt und Steuergerechtigkeit.

„Man muss die Menschen bei ihren tagtäglichen Problemen abholen“
Viviane Reding blickte in ihrem Vortrag zunächst auf ihre ganz besondere Verbindung mit Niederösterreich zurück und erinnerte an die damalige Diskussion zum Thema NÖ Mobilfunkpakt. Reding selbst war es, die damals nach einem Gespräch mit Landeshauptmann Pröll das zuvor eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren auf offener Bühne zeriss. „Diese Anekdote zeigt, wie wir als Niederösterreicher und Luxemburger Probleme lösen können“, so die ehemalige EU-Spitzenpolitikerin.

Ein besonderes Anliegen für Reding ist das Thema „Bürgerdialog“: „Das kann man nicht von oben nach unten machen, sondern nur von unten nach oben. Die Menschen sind in ihrer Region, Kultur und Geschichte verwurzelt“, so Reding. „Ich habe gelernt, dass man sie bei ihren tagtäglichen Problemen abholen muss, um sodann die Zusammenhänge erklären zu können. Mit diesen „Lösungen von unten“ kommt auch das Vertrauen wieder zurück“, betonte Viviane Reding. Ergänzend zu den internationalen Gästen vor Ort, wurde auch ein Videostatement des ehemaligen UNO-Generalsekretärs, Ban Ki-Moon, eingespielt.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 11.02.2022
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 28.07.2024
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Der Zahnschmelz verrät das Geschlecht

Der Zahnschmelz verrät das Geschlecht© Rebay-Salisbury_OeAW

Archäologen der Akademie der Wissenschaften entwickeln neue Methode zur Bestimmung von Geschlecht bei bestatteten Kindern. Untersuchungen auf frühbronzezeitlichem Gräberfeld zeigen auch neue Erkenntnisse beim Thema Identität im Familienverbund.

(red/mich) Ein Team von WissenschaftlerInnen vom Archiologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Katharina Rebay-Salisbury hat soeben nachgewiesen, dass Kinder schon in der frühen Bronzezeit entsprechend ihres biologischen Geschlechts bestattet wurden. Die strenge binäre Geschlechterideologie, die Menschen in männlich und weiblich einteilte, galt also auch für Kinder, wie die Forscher nun auch im Journal of Archaeological Sciences berichten.

Frauen hatten mehr Spielraum
Es gibt aber auch Ausnahmen, wie der Fund eines bestatteten Mädchens in einer männertypischen Körperhaltung und Ausrichtung zeigt. „Frauen hatten möglicherweise etwas mehr Spielraum, um Geschlechtergrenzen zu überschreiten und ihr Geschlecht im Verlauf ihres späteren Lebens zu ändern“, erläutert Rebay-Salisbury. Dies korreliere auch mit den Zahlen bei Erwachsenen, wo sich bei zwei bis vier Prozent der Bestatteten zeigt, dass sie nicht ihres biologischen Geschlechts gemäß beigesetzt wurden. „Auch hier ist das überwiegend bei Frauen der Fall“, so die OeAW-Forscherin.

Die Untersuchung fand am Grabungsfeld Franzhausen I im Bezirk St. Pölten (Niederösterreich) statt, eines der größten frühbronzezeitlichen (2200-1600 v. Chr.) Gräberfelder in Europa. Konkret wurde das Geschlecht von 70 Kindern unter 12 Jahren identifiziert und mit geschlechtsspezifischen Bestattungspraktiken verglichen, wie sie bei Erwachsenen gelten. Frauen wurden in Hockerlage auf der rechten Körperseite liegend bestattet, mit dem Kopf nach Süden, Männer auf der linken Körperseite mit dem Kopf nach Norden.

Zahnschmelz verrät biologisches Geschlecht
Bisher war es schwierig, das Geschlecht bei bestatteten Kindern festzustellen, weil sich erst nach der Pubertät die Skelettmorphologie ausbildet. Vorhandene DNA-Analysen sind kostenintensiv und vom Erhaltungszustand der Knochen abhängig. Das Team von Rebay-Salisbury (im Verbund mit Institut für Analytische Chemie Uni Wien und Gerichtsmedizin Med-Uni Wien) setzt nun auf die Identifizierung geschlechtsspezifischer Peptide im Zahnschmelz durch Nano-Flüssigkeitschromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (nanoLC-MS/MS). Peptide im Zahnschmelz erhalten sich wesentlich besser als DNA in Knochen.

„Diese neue Methode hat das Potenzial, die Anthropologie und Archäologie der Kindheit zu verändern, da geschlechtsspezifische Morbidität und Mortalität, Ernährung und Behandlung von Kindern nun in großem Umfang untersucht werden können“, unterstreicht Rebay-Salisbury. Weitere Forschungen in der Geschlechterarchäologie sollen nun mit Hilfe der neuen peptidbasierten Methode der Geschlechtsbestimmung Erkenntnisse bringen, wie Männer und Frauen in der Vergangenheit zusammenlebten und miteinander in Beziehung standen.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 08.02.2022

Mobbing bei Jugendlichen steigt kontinuierlich

Mobbing bei Jugendlichen steigt kontinuierlich © SaferInternet

Neue Jugendstudie zum Thema Cyber-Mobbing anlässlich 19. Safer Internet Day. Fast 20 Prozent der jungen Menschen bereits Opfer. Schule zentraler Ort für Vorfälle wie auch für Unterstützung.

(red/mich/czaak) Lügen und Gerüchte in den (sogenannten) Sozialen Netzwerken, wiederholte Beleidigungen über Messenger-Dienste oder Ausgrenzungen im Online-Unterricht: Jugendliche können auf vielfältige Weise von Cyber-Mobbing betroffen sein. In Zeiten von Lockdowns und Home-Schooling hat dieses Phänomen weiter zugenommen. Im Rahmen der Initiative Saferinternet präsentierten nun das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die Internet Service Providers Austria (ISPA) eine Studie zum Thema Cyber-Mobbing, für die 11- bis 17-Jährige befragt wurden.

Viele Jugendliche haben bereits negative Online-Erfahrungen gemacht: fast die Hälfte (48 Prozent) hat schon Beschimpfungen und Beleidigungen erfahren, gefolgt von Ghosting, also dem plötzlichen, unangekündigten Kontaktabbruch durch andere (46). Auch verbreitete Lügen oder Gerüchte über die eigene Person (41), sowie Identitätsdiebstahl durch Fake-Profile (37), der ungewollte Erhalt unangenehmer Nachrichten (37) oder Einschüchterungsversuche (33 Prozent) werden häufig genannt.

17 Prozent waren bereits Opfer, 10 Prozent geben Beteiligung zu
Grundsätzlich bedeutet Cyber-Mobbing ein absichtliches und über einen längeren Zeitraum anhaltendes Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen, Belästigen oder Ausgrenzen konkreter Personen über digitale Medien. Betroffene erleben meist eine Kombination verschiedener Erscheinungsformen. Wie die Studie zeigt, waren 17 Prozent der Befragten schon einmal Opfer von Cyber-Mobbing, 42 Prozent haben dies bei anderen mitbekommen und jede/r Zehnte gibt eine aktive Beteiligung oder Initiative zu.

Jugendliche meinen, dass die TäterInnen nicht zwangsläufig mit böser Absicht handeln: 44 Prozent sagen, dass diese die Grenze zwischen Spaß und Ernst schlicht nicht kennen. Bei der Präventionsarbeit brauche es daher ein Bewusstsein für unterschiedliche Wahrnehmungen und das kann dann ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Cyber-Mobbing sein.

TäterInnen handeln aus unterschiedlichsten Motiven
Ebenfalls als häufiges Motiv wird mit 43 Prozent der Wunsch nach Machtausübung genannt. Je rund ein Drittel der Befragten nennt als weitere Gründe die Demonstration von Gruppenzugehörigkeit (36), rassistische Motive (33) sowie das Unvermögen, mit dem eigenen Zorn umzugehen (31) und Langeweile (31 Prozent).

Überall dort, wo sich junge Menschen online bewegen, kann es zu Cyber-Mobbing kommen. Am häufigsten nennen die Jugendlichen Plattformen, auf denen öffentlich kommuniziert wird: Instagram (56 Prozent), gefolgt von TikTok (42), Facebook (36) und Snapchat (32 Prozent). Mit 30 Prozent liegen die viel genutzten Messenger-Dienste (zB. WhatsApp)nur an 5. Stelle der häufigsten Cyber-Mobbing-Plattformen.

Das Wissen um die Absender und das ambivalente Thema Hilfestellung
Online-Spiele werden von 25 Prozent genannt, Videochat-Anwendungen im Unterricht von 11 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) meint, dass Cyber-Mobbing in Zeiten von Distance Learning häufiger vorkommt, teilweise auch vor den Augen der Lehrenden. „Leider ist die Präventionsarbeit gerade in dieser Zeit zu kurz gekommen", so Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.

Was die Identität der AngreiferInnen betrifft, ahnen 43 Prozent, wer der/die Verantwortliche ist oder wissen es sogar genau (30 Prozent). 43 Prozent der Jugendlichen geben an, dass die TäterInnen im schulischen Umfeld zu finden sind, gefolgt von Internet-UserInnen (21) und Bekanntenkreis (8 Prozent).

Keine Hilfestellung von den Betreibern der Sozialen Netzwerke
Beim Thema Hilfe werden Freunde von 78 Prozent als wichtigste Ansprechpersonen genannt, gefolgt von Eltern (71) und Lehrenden (64). Theorie und Praxis klaffen aber oft auseinander: Denn mit 48 Prozent meint fast die Hälfte der Befragten, dass Erwachsene in Cyber-Mobbing-Situationen oft nicht hilfreich sind. Ebenso hat ein Drittel (33 Prozent) der Jugendlichen schon erlebt, dass Lehrende einen Fall nicht ernst genommen haben.

Die Diskrepanz beim Thema Hilfestellung zeigt sich auch bei der Nutzung technischer Abwehrmöglichkeiten von Mobbing-Attacken. 70 Prozent der Jugendlichen meinen es sei hilfreich, TäterInnen auf den jeweiligen Plattformen zu blockieren oder zu sperren. 59 Prozent erachten eine Meldung als hilfreich, gleichzeitig erlebten allerdings 45 Prozent der Jugendlichen keine Bearbeitung ihrer Meldungen von den Betreibern Sozialer Netzwerke.

Es bleibt viel zu tun
Die direkte Auseinandersetzung mit den TäterInnen wird als weniger zielführend bewertet. Diese zu bitten, mit dem Mobbing aufzuhören, beurteilen nur 23 Prozent als hilfreich. Lediglich 18 Prozent halten es für förderlich, mit Beschimpfungen oder Beleidigungen zu kontern. Und einfach zu warten, bis das Mobbing wieder aufhört, stellt nur für 17 Prozent der Jugendlichen eine Option dar.

„58 Prozent wissen mittlerweile, wie sie gegen Cyber-Mobbing vorgehen können“, so Harald Kapper, Präsident der ISPA-Präsident zu den gemeinsamen Anstrengungen mit den Bildungsinstitutionen der letzten Jahre. „Die Studie verdeutlicht, dass wir Jugendliche weiterhin über Hass im Netz und Cyber-Mobbing informieren müssen, im schulischen wie auch privaten Umfeld.“ Bei 84 Prozent erfolgte die Aufklärung durch Lehrende, bei 45 durch Eltern und jeweils rund ein Drittel geben das Internet und Workshops an.

Saferinternet unterstützt mit zahlreichen Angeboten
Das Thema Cyber-Mobbing ist jedoch nicht nur für Jugendliche, sondern auch für PädagogInnen und Eltern eine große Herausforderung. Saferinternet unterstützt daher österreichweit mit Workshops und zahlreichen weiteren Informationsangeboten. Dazu gehört auch das kostenlos erhältliche Unterrichtsmaterial „Aktiv gegen Cyber-Mobbing“ (Anm. gefördert vom BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung) oder diverse Ratgeber auch für Eltern.

Auch das ISPA-Kinderbuch „Der Online-Zoo“ und die gleichnamige Videoreihe behandeln unter anderem das Thema Cyber-Mobbing. Alle Angebote und Download- sowie Bestellmöglichkeiten finden sich auf der Internetseite von Saferinternet (siehe Link). Anlässlich des Safer Internet Day findet wiederum im gesamten Februar der Safer Internet-Aktionsmonat statt und hier sollen sich wiederum auch Schulen und Jugendorganisationen mit eigenen Aktionen beteiligen.

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red/mich/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 08.02.2022

Nachhaltige Wertstoffe aus Abfall

Nachhaltige Wertstoffe aus Abfall© Brantner/AdobeStock

Die Optimierung der Kreislaufwirtschaft ist einer der Schwerpunkte der Brantner-Gruppe. Der Familienbetrieb setzt dabei nun auch auf Künstliche Intelligenz mittels Cloud-Computing und gründet eigene Digital-Tochter. Die entwickelten Lösungen sind auch für andere Unternehmen einsetzbar.

(Christian Czaak) Die Suche nach neuen Technologien, um Prozesse im Bereich der Abfallwirtschaft zu perfektionieren ist beim Unternehmen Brantner zentraler Geschäftsinhalt. Der im niederösterreichischen Krems ansässige Familienbetrieb wurde 1936 als Transportunternehmen gegründet und ab den 1970er Jahren dann um die Bereiche Entsorgung und kommunale Dienstleistungen erweitert. 2004 folgt der Erwerb der NUA Abfallwirtschaft vom Land Niederösterreich und sodann die Gründung zahlreicher internationaler Niederlassungen sowie neue Geschäftsbereiche rund um das Thema Logistik.

Die digitale Transformation eines klassischen Industriebetriebes
Aktuell wird die Brantner-Gruppe nun in dritter Generation von Bernd Brantner geleitet und die Themen Digitalisierung und Innovation forciert. Dazu gehören neue Entwicklungen etwa bei der Schlackenaufbereitung, Plug-In Hybridfahrzeuge in der Pressmüllentsorgung oder intelligente Waschmüllwägen. Zuletzt wurde das Segment „Digital Solutions“ als strategischer Fachbereich und eigenes Unternehmen geschaffen und hier spielen nun auch die Themen Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing eine zentrale Rolle.

Der Störstoffscanner
Ein Beispiel für eine solche Anwendung in der Praxis ist das Projekt des sogenannten „Störstoffscanner“. Hier wird die Zusammensetzung der Stoffe einer Biotonne bereits während der Entleerung in einen Presswagen vollautomatisch bestimmt. Für die Integration dieser Stoffanalyse steht ein vielfältiges Modulsystem zur Verfügung. Das erstreckt sich von der qualitativen Bestimmung der Inhaltsstoffe einzelner Schüttungen bis hin zu komplexen Bewertungen einer ganzen Tour. Während all dieser Vorgänge wird ein breites Spektrum an Daten erhoben.

Ökologie plus Ökonomie für neue Wertschöpfung
„Ziel dieser ermittelnden Prozesse ist die optimale Verwertung der vorhandenen Wertstoffe und entsprechende Erkenntnisse zur Optimierung der Trenngüte. Final erfolgt mit dieser exakten Differenzierung und umfangreichen Weiterverarbeitung des sogenannten Abfalls zu neuen Wertstoffen eine nachhaltige Optimierung der Kreislaufwirtschaft“, erklärt Christoph Pasching, Leiter Business Development bei Brantner.

Von Qualitätssicherung bis zur Prozesssteuerung
Diese auf Künstlicher Intelligenz basierende Anwendung ist auch für weitere Einsatzgebiete konzipiert. Das Spektrum reicht von Qualitätssicherung über Prozessüberwachung bis hin zur Steuerung diverser Prozesse in industriellen Produktionsbereichen. „Überall dort, wo Sehen, Hören und Verstehen relevant ist, kann unsere KI einen wertvollen Beitrag leisten, um zeitintensive Tätigkeiten zu automatisieren und mit der gesteigerten Effizienz neue Qualitätslevel zu realisieren oder frei werdende Ressourcen für neue Wertschöpfung“, skizziert Pasching.

KI as a Service
Mit dem neuen Tochterunternehmen „Digital Solutions“ will Branter nun das vorhandene Fachwissen aus bereits umgesetzten KI-Projekten auch anderen Unternehmen vermitteln. „Es geht um Einsatz bzw. Nutzung von künstlicher Intelligenz über eine integrierte Cloud-Lösung. Für unsere Kunden bedeutet dieses KI as a Service den Zugriff auf weltweite Spitzentechnologie über ein österreichisches Unternehmen. Die stetige Weiterentwicklung des Angebots sichert uns hier einen technologischen Vorsprung“, unterstreicht Christoph Pasching, der nun auch Geschäftsführer der neuen Brantner Digital Solutions GmbH ist.

Damit Bio bio bleibt
Diese breiter einsetzbaren Anwendungen sollen dem neuen Firmenzweig Brantner Digital Solutions nun auch Aufträge von anderen Industriebereichen bringen. Mit der Lösung Hawkeye (Anm. Falkenauge) gibt es eine Vorzeigeanwendung, die letztes Jahr einen Innovationspreis erhielt. In Kooperation mit dem Physiker Rene Heinzl wurde hier in der firmeneigenen Sortieranlage eine KI-Anwendung speziell für die automatische Erkennung von Bioabfällen in LKWs und von Plastik-Fraktionen entwickelt, wo etwa Störstoffe wie Metalldosen automatisch herausgefiltert werden und Bio bio bleibt.

Marktfähiges Produkt für andere Industriebetriebe
„Die Erkennungsraten im Projekt Hawkeye übertrafen die Erwartungen bei weitem und die Lösung überzeugt auch in anderen Industriebereichen. Das war der Nukleus für die Gründung der Brantner Digital Solutions“, sagt Christoph Pasching. Für diese neue firmeneigene Brantner-KI konnte bereits das zweite Patent in der Firmengeschichte generiert werden. „Damit gibt es ein marktfähiges Produkt. Brantner ist die einzige Firma mit einer Lösung für nachhaltigere Abfallwirtschaft, wo der komplette Kreislauf aus Produktion, Verwertung und Entsorgung bearbeitet wird“, betont Pasching.

Von Sensorik über Robotik bis Telematik
Vor der Entstehung des firmeninternen Projekts Hawkeye strebte Brantner Kooperationen mit externen Firmen an, die die angestrebte Modernisierung im Bereich Abfallwirtschaft ermöglichen sollten. „Im Test waren Prototypen wie Produkte zu komplex in der Anwendung und auch die Qualität überzeugte nicht. Und so haben wir dann angefangen, eine neue, eigene Lösung zu entwickeln“, so Christoph Pasching zur Genese des digitalen Innovationstransfers, wo auch die Themen Sensorik (zB. Frostwächter im Weinbau), Robotik (zB. Müll-/Logistik-Roboter) und Telematik (zB. Routenplanung) inkludiert sind.

Wegweisende Technologien für die Zukunft
Final entstand die neue eigene KI-Lösung in Kooperation mit Rene Heinzl. Der promovierte Techniker und international erfahrene Software-Entwickler mit Schwerpunkt auf betriebliche Prozessoptimierung präsentierte KI-Anwendungen bei einem Strategie-Meeting von Brantner. Es folgte die gemeinsame Entwicklung erster Prototypen und daraus entstand das Projekt Hawkeye. „Diese Technologien werden künftig wegweisend für Brantner wie auch für andere Industriebereiche sein und sowohl in Österreich als auch im Ausland für eine grünere Zukunft sorgen“, unterstreicht Rene Heinzl gegenüber economy.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 08.02.2022

Massive Einbußen im Wintertourismus

Massive Einbußen im Wintertourismus© Pexels.com/David Guerroro

Die vorläufige Wintersaison zeigt weiterhin deutliche Einbußen im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Allein die Übernachtungszahlen im Jänner 2022 waren um ein Viertel niedriger als vor der Krise, so aktuelle Erhebungen der Oesterreichischen Nationalbank.

(red/czaak) Der Start in die touristische Wintersaison gestaltete sich durch den neuerlichen Lockdown letzten November und Dezember schwierig. Das Weihnachtsgeschäft war dann trotz der einsetzenden Omikron-Welle etwas besser. Für den Jänner zeigt die auf Basis von Zahlungskartenumsätzen erstellte Nächtigungsprognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) einen Rückgang von 26 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau im Jänner 2020. Primärer Grund ist der Rückgang der Übernachtungen ausländischer Gäste in Höhe von 31 Prozent.

Mehr als ein Drittel unter Vorkrisenniveau
Die bisherige Wintersaison von November 2021 bis Jänner 2022 liegt um mehr als ein Drittel unter dem Vorkrisenniveau. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird der Februar, da dieser mit den Semesterferien der umsatz- und nächtigungsstärkste Zeitraum ist. Derzeit erscheint es zwar wahrscheinlich, dass die Betriebe offenbleiben, aber vor allem die Nachfrage aus dem Ausland dürfte aufgrund der aktuellen Infektionslage deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen, so die OeNB-Experten.

Basis für die Erhebungen sind die Ausgaben mittels Zahlungskarten in Österreich und diese zeigen zu Jahresbeginn einen volatilen Verlauf. In der ersten Woche des Jahres wurde im Vorkrisenvergleich ein Umsatzplus bei Gästen aus dem Inland sowie ein Rückgang bei Gästen aus dem Ausland erzielt. In der zweiten bis vierten Kalenderwoche gingen die Wachstumsraten der Ausgaben inländischer wie auch ausländischer Gäste leicht zurück.

Nächtigungen inländischer Gäste erreichen Vorkrisenniveau
Im Durchschnitt ergibt sich im Vergleich Jänner 2022 gegenüber Jänner 2020 ein Umsatzzuwachs bei inländischen Touristen von 8 Prozent. Die Umsätze der ausländischen Touristen gingen hingegen um 29 Prozent zurück. In Summe lag der Rückgang bei 22 Prozent. Primär verantwortlich dafür ist ein Rückgang der Nächtigungen der ausländischen Gäste von 31 Prozent. Die Nächtigungen der inländischen Gäste dürfte das Niveau von Jänner 2020 erreicht haben.

In den ersten drei Monaten der Wintersaison 2021/22 lagen die Nächtigungen insgesamt um 36 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Im Fokus der zweiten Hälfte der Wintersaison steht die Entwicklung im Februar als traditionell umsatzstärkster Monat der Wintersaison. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Infektionslage ist vor allem die Nachfrage aus dem Ausland deutlich schwächer. „Allein ein rasches Abflachen der Omikron-Welle könnte zu einer Belebung des Tourismus im Laufe des Februars führen“, so die OeNB-Experten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 07.02.2022

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