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28. Juli 2024

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Breiter Diskurs für standortpolitische Zukunftsfragen

Breiter Diskurs für standortpolitische Zukunftsfragen© NLK Pfeiffer

Land Niederösterreich bindet Bevölkerung und namhafte nationale wie internationale Experten für neue Landesstrategie ein. Aktuell erfolgte nun am IST Austria die hochkarätig besetzte dritte Veranstaltung.

(red/czaak) Das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im niederösterreichischen Klosterneuburg ist eine weltweit beachtete Vorzeigeeinrichtung im Bereich Wissenschaft und Forschung. Aktuell war das ISTA nun der entsprechende Rahmen für die dritte Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Zukunftsdiskussion“ zur Landesstrategie Niederösterreich 2030. Neben Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nahmen etwa die ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Viviane Reding sowie Hikmet Ersek als CEO von „Western Union“ teil.

„Die Corona-Pandemie hat uns in Niederösterreich nicht davon abgebracht, auch langfristig zu denken und zu planen. Wir sind unseren Weg zur neuen Landesstrategie 2030 weitergegangen, unter dem Motto „Mein Land denkt an morgen“ und auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen, unter Einbeziehung nationaler und internationaler ExpertInnen und mit Einbindung aller Niederösterreicherinnen“, so Landeschefin Mikl-Leitner in ihrer Eröffnung.

„Mein Land denkt an morgen“
Der Prozess zur neuen Landesstrategie wurde letzten Juni gestartet (economy berichtete), im heurigen Herbst folgen die Ergebnisse. Inhaltlich geht es um die fünf Fragestellungen: Wovon leben wir morgen? Wie leben wir morgen? Worauf achten wir morgen? Wer wollen wir morgen sein? Und wie organisieren wir uns morgen? Diese zentralen Themen werden in von Experten betreuten Zukunftsfeldern erörtert.

Christoph Badelt leitet dabei den Bereich Wissenschaft, Peter Filzmaier das Thema Bürgerbeteiligung und Steffi Burkhart den Bereich der ,opinion leader‘. Hier geht es darum,internationale Gäste nach Niederösterreich zu holen und von „ihnen zu lernen“. Mikl-Leitner verwies hier auch auf die beiden vorangegangen Zukunftsdiskussionen mit ehemaligendeutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel, der Moderatorin Nina Ruge, dem Schweizer Zukunftsforscher David Bosshart und der jungen Politikberaterin Diana Kinnert.

Kundenbedürfnisse als Basis für strategische Entscheidungen
Western Union-CEO Hikmet Ersek erläuterte in seinem aktuellen Vortrag seine Jugend und Studium in Wien sowie seine beruflichen Anfänge beim Finanzdienstleister „Mastercard“ und die sodann folgende internationale Orientierung beim Unternehmen General Electric, damals eines der größten Betriebe der Welt, und schließlich zu „Western Union“. „Es ist wichtig, authentisch zu sein. Ich habe meine Kunden geliebt, denn man lernt täglich von den Kunden. Der Trick ist, Kundenbedürfnisse in Strategie umzusetzen“, so Hikmet Ersek.

Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete Ersek die Tatsache, dass aktuell rund zwei Milliarden Menschen über kein Bankkonto und damit über kein Zahlungsverkehrsmittel verfügten. Sorgen mache er sich auch über den zunehmenden Populismus und Nationalismus in der Welt: „Ich habe in meinem Leben gelernt, Brücken zu bauen“, so Ersek. Weitere Themen seiner Erläuterungen waren Migration und Integration sowie Umwelt und Steuergerechtigkeit.

„Man muss die Menschen bei ihren tagtäglichen Problemen abholen“
Viviane Reding blickte in ihrem Vortrag zunächst auf ihre ganz besondere Verbindung mit Niederösterreich zurück und erinnerte an die damalige Diskussion zum Thema NÖ Mobilfunkpakt. Reding selbst war es, die damals nach einem Gespräch mit Landeshauptmann Pröll das zuvor eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren auf offener Bühne zeriss. „Diese Anekdote zeigt, wie wir als Niederösterreicher und Luxemburger Probleme lösen können“, so die ehemalige EU-Spitzenpolitikerin.

Ein besonderes Anliegen für Reding ist das Thema „Bürgerdialog“: „Das kann man nicht von oben nach unten machen, sondern nur von unten nach oben. Die Menschen sind in ihrer Region, Kultur und Geschichte verwurzelt“, so Reding. „Ich habe gelernt, dass man sie bei ihren tagtäglichen Problemen abholen muss, um sodann die Zusammenhänge erklären zu können. Mit diesen „Lösungen von unten“ kommt auch das Vertrauen wieder zurück“, betonte Viviane Reding. Ergänzend zu den internationalen Gästen vor Ort, wurde auch ein Videostatement des ehemaligen UNO-Generalsekretärs, Ban Ki-Moon, eingespielt.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.02.2022

Die internationale Leuchtkraft österreichischer Bildungsinstitutionen

Die internationale Leuchtkraft österreichischer Bildungsinstitutionen© Pexels.com/Johannes Plenio

Getty Foundation unterstützt gemeinsames Projekt von Kremser Zentrum für Bildwissenschaften und Wiener Belvedere Research Center. Im Fokus steht der rasante digitalen Wandel und neue Anforderungsprofile im musealen Kunstbetrieb.

(red/mich/cc) Die Getty Foundation fördert mit 99.000 Euro eine gemeinsam eingereichte Sommerakademie des an der Kremser Uni für Weiterbildung ansässigen Zentrums für Bildwissenschaften und der Österreichischen Galerie Belvedere. Bildwissenschafter Oliver Grau leitet zudem mit einem neuen Konzept eine Hauptsektion bei der größten Konferenz der Kunstgeschichte in São Paulo mit dem Titel „Migration, Climate, Surveillance – What does Media Arts Complexity want?“.

Belvedere Museum und Kremser Uni auf einer Ebene mit Harvard oder ETH Zürich
Die Getty Foundation hatte bisher Universitäten wie Harvard (US) oder der ETH Zürich (CH) die begehrten Getty Grants zugesprochen. Nun erhalten Oliver Grau vom Zentrum für Bildwissenschaften im niederösterreichischen Krems und Christian Huemer vom Research Center des Belvedere Museums in Wien für ihr Projekt Summer School eine der renommierten Unterstützungen. Das Zentrum für Bildwissenschaften konzipierte hier gemeinsam mit der Österreichischen Galerie Belvedere eine Sommerakademie zur digitalen Zukunft des Museums.

Der digitale Wandel und die sich rasant ändernden Anforderungsprofile der Mitarbeiter sind dabei Thema der zweiwöchigen Veranstaltung „The Museum in a Digital World: Strategies – Methods – Tools“. Internationale ExpertInnen sprechen dazu jeweils eine Woche in Krems und eine in Wien. Antrag und Programm gehen aus den seit 2005 am Zentrum für Bildwissenschaften entwickelten Programmen „Digitales Sammlungsmanagement“ und „MediaArtHistories“ hervor.

Innovatives Konzept aus Österreich für weltweit größte Kunstkonferenz
Bildwissenschafter Oliver Grau leitete auf der mehrfach verschobenen und schließlich hybrid durchgeführten internationalen Konferenz der Kunstgeschichte CIHA (Comité international d'histoire de l'art) in São Paulo auch einen Schwerpunkt mit dem Titel „Migration, Climate, Surveillance – What does Media Arts Complexity want?“. Diese Sektion verband mehrere Variablen, die erstmals auf einer CIHA-Konferenz verhandelt wurden. CIHA ist mit über 10.000 TeilnehmerInnen die weltgrößte Konferenz der Kunstgeschichte, sie findet alle drei Jahre statt.

Zu den Grundfragen unserer Zeit im Kontext mit der rasanten digitalen Transformation wie Bevölkerungsexplosion und das weitere Wachstum der Kohlenstoffgesellschaften, gehören auch Bereiche wie Migration, Klima oder Überwachung. All diese Themen wurden in den letzten Dekaden primär von der Medienkunst in Ausstellungen oder Festivals thematisiert. „Da die Museen noch nicht auf die Kunst unserer Zeit vorbereitet sind, stellen bislang vornehmlich die etwa 200 Festivals weltweit das Medium der digitalen Medienkunst dar“, so Uni Krems und Belvedere in einer Aussendung.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 03.02.2022

Europaweites Netzwerk für Unternehmertum und Innovation

Europaweites Netzwerk für Unternehmertum und Innovation© Pexels.com/pixabay

 FH St. Pölten startet gemeinsam mit European University und University Industry Interaction Network neue internationale Plattform „E.I.N.S.“ zur Förderung von Unternehmertum und Innovation an regionalen Bildungsstandorten.

(red/mich/cc) Der Europäische Innovationsraum soll weiterentwickelt werden, um etwa der Klimakrise mit nachhaltigen Lösungen zu begegnen und Chancen des digitalen Wandels bestmöglich nutzen zu können. Universitäten und Hochschulen sollen dabei ihre wichtige Transferrolle zum Thema Bildung und Innovation stärker wahrnehmen und eng mit Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft kooperieren. Die Ergebnisse sollen dann durch Firmengründungen und andere Formen des Wissenstransfers zu neuen marktfähigen Produkten und Services beitragen.

Regionale Stärken nutzen und europaweit vernetzen
Für den dafür notwendigen Ausbau der Innovationskapazitäten von Hochschulen hat die EU eine neue, vom European Institute of Innovation and Technology (EIT) geförderte Initiative gestartet und die FH St. Pölten mit einem besonderen Projekt betraut. Die in der niederösterreichischen Landeshauptstadt angesiedelte Fachhochschule wurde als einzige österreichische Hochschule ausgewählt, die Plattform E.I.N.S. - Entrepreneurship and Innovation Network for Smart and Sustainable European Regions als eines von aktuell 24 Pilotprojekten umzusetzen.
 
Während globale Innovationskapazitäten in einigen wenigen urbanen Ballungsräumen konzentriert sind und große Universitäten in forschungsorientierten globalen Rankings konkurrieren, zielt E.I.N.S. auf die Weiterentwicklung von „Smart & Sustainable European Regions“ ab. Es bündelt dafür die Kräfte des internationalen University Industry Interaction Networks (UIIN) mit der European University E³UDRES², wo sechs kleinere, regional verankerte Hochschulen zusammenarbeiten. Das neue Netzwerk kooperiert zudem mit Inkubatoren, Venture-Capital-Fonds oder Start-Up-Communities.

Förderung unternehmerischer Kompetenzen
„Ein großer Teil der europäischen Bevölkerung lebt in Klein- und Mittelstädten und ländlich geprägten Räumen. Diese Regionen tragen nicht nur zur hohen Lebensqualität und zur kulturellen Identität Europas bei, sie beherbergen auch jene kleinen und mittleren Unternehmen, die ganz wesentlich zur europäischen Wirtschaftsleistung beitragen“, erläutert Hannes Raffaseder als leitender Koordinator von E³UDRES² und E.I.N.S.. „Der europaweite Erfahrungsaustausch unserer Allianz bringt mit Sicherheit neue Impulse“, betont Raffaseder auch als Mitglied der Geschäftsführung der FH St. Pölten. 
 
Eine zentrale Rolle beim Projekt spielen unternehmerische Kompetenzen für Studierende und Management der beteiligten Hochschulen, die intensive Interaktion mit regionalen Innovationsökosystemen und die Unterstützung von Start-Ups und Spin-Offs. Als erste Veranstaltung fand ein „Inspiring Chat“ zum Thema „Entrepreneurial Education“ statt (siehe Link). Dabei diskutierten Selma Prodanovic (Vizepräsidentin des European Business Angel Networks), Hannah Wundsam (Managing Director von Austrian Startups), Diethard Struelens (CEO von artfuse.io) und Jurgis Prieditis (IT-Experte und Inkubator).

Weiterentwicklung des Europäischen Hochschul- und Forschungsraums
Mit der neuen EIT-HEI-Initiative („Innovation Capacity Building for Higher Education“) will die Europäische Union die Innovationskapazitäten von Hochschulen generell stärken. Beim ersten Pilot-Call 2021 wurden 24 Projekte aus 64 Einreichungen ausgewählt. Mit E.I.N.S. leitet nun die FH St.Pölten als einzige österreichische Hochschule eines der Projekte. „Dass das Projekt E.I.N.S. unserer European University ausgewählt wurde, unterstreicht unsere Position als ‚Leading Institution‘, für die wir zuletzt auch von der Austrian Spin-Off Initiative ausgezeichnet wurden“, ergänzt Raffaseder.

E³UDRES² (Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions), ist eine von der EU im Rahmen der European University Initiative geförderte Hochschulallianz mit Partnern wie Instituto Politécnico de Setúbal (PRT), Politechnica University of Timisoara (ROU), Hungarian University for Agriculture and Life Sciences (HUN), University College Leuven Limburg (BEL) und Vidzeme University of Applied Sciences (LVA). Die European University Initiative zählt zu den wichtigsten EU-Aktivitäten. An den aktuell geförderten 41 Allianzen sind knapp 300 Universitäten und Fachhochschulen beteiligt.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 03.02.2022
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 28.07.2024
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Die Allerbesten der Besten

Die Allerbesten der Besten© TU Wien

An der TU Wien wurden sieben Promovenden sub auspiciis vom Bundespräsidenten geehrt. Die diesmal allesamt männlichen Dissertanten beschäftigen sich mit Algorithmen, hoher Mathematik, Materialien, Planeten, Antrieben und IT.

(red/mich/czaak) Ein durchgehendes Vorzugszeugnis in der Oberstufe plus eine Matura mit Auszeichnung plus ein finaler Studiumsabschluß in einer normalen Studiendauer plus die Note „sehr gut“ für die Diplom- bzw. Bachelor- oder Masterprüfungen und das Rigorosum. Und dazu dann noch eine ebenso mit sehr gut ausgezeichnete Dissertation.

Hervorragende Doktoranden der Technischen Wissenschaften
Das sind die nötigen Voraussetzungen für eine Promotion unter den sogenannten Auspicien (Anm. sub auspiciis Regis), vulgo: unter der Aufsicht des Kaisers, äh, Bundespräsidenten. Diese Form der Promotionsfeier wurde im 17. Jhdt. von den Jesuiten zunächst im Fach der Philosophie und nur für hochadelige Kandidaten eingeführt. Bis Mitte des 18. Jhdts. folgten dann auch andere Fächer und soziale Schichten wie das normale Bürgertum und der sogenannte Kleinadel (Anm. Quelle: Wikipedia).

Aktuell hat nun Bundespräsident Alexander van der Bellen an der Technischen Universität Wien die heurigen Würdigungen „sub auspiciis“ an sieben besonders hervorragende Doktoranden der Technischen Wissenschaften überreicht. Nachfolgend ein Überblick zu, anlassbedingt, einmal zuerst den Personen und mit Titeln, ihren Fakultäten sowie Themen und Betreuern (ebenso diesmal mit Titeln laut Angaben) der Dissertationen. Die Reihenfolge ist alphabetisch den Nachnamen der Dissertanten bzw. Promovenden nach.

Optimierungen in einem Grobblechwalzwerk mittels intelligenter Algorithmen
Alexander Aschauer (Dipl.-Ing. BSc) von der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Wien zum Thema „Optimal Scheduling in a Hot Rolling Mill for Refractory Metals" mit dem Betreuer Andreas Kugi (Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn.). “Meine Dissertation behandelt die Zeit- und Reihenfolgenoptimierung in einem Grobblechwalzwerk. Mithilfe intelligenter Algorithmen lässt sich die Anordnung der Produkte so beeinflussen, dass Zeit und Energie eingespart werden und die Planungsunsicherheit reduziert wird“, so Alexander Aschauer.

Selbstorganisation von geladenen Teilchen in der Nähe von Oberflächen
Benedikt Hartl (Dipl.-Ing. BSc.) von der Fakultät für Physik zum Thema „Confinement-Driven Self-Assembly of Charged Particles" mit dem Betreuer Gerhard Kahl (Ao.Univ.Prof. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.). “In meiner Doktorarbeit geht es um die Selbstorganisation von geladenen Teilchen in der Nähe von Oberflächen unter geometrischen Einschränkungen und um Simulationen physikalischer Abläufe mittels verschiedenster Algorithmen“, so Benedikt Hartl.

Leistungskonverter und deren dynamische Kopplung als essentielle Elemente für elektrische Antriebsstränge
Thomas Hausberger (Dipl.-Ing. BSc) von der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik zum Thema „Nonlinear High-Speed Model Predictive Control with Long Prediction Horizons for Power Converter Systems?“ mit dem Betreuer Wolfgang Kemmetmüller (Associate Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing.). „Der Fokus meiner Dissertation lag auf Leistungskonverter (AC/DC- und DC/DC) sowie deren dynamischer Kopplung als essentielle Elemente für elektrische Antriebsstränge von Fahrzeugen oder Industrieanlagen sowie bei erneuerbaren Energiesystemen“, so Thomas Hausberger.

Eigenständige und dann trotzdem methodisch verknüpfte unendliche Kardinalzahlen
Lukas Daniel Klausner (Dipl.-Ing. BSc.) von der Fakultät für Mathematik und Geoinformation zum Thema „Creatures and Cardinals“ mit dem Betreuer Martin Goldstern (Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.). „Meine Doktorarbeit enthält drei eigenständige, jedoch methodisch verknüpfte Resultate über unendliche Kardinalzahlen und das sogenannte „Creature-Forcing“, um verschiedene Arten von Resultaten zu modellieren“, so Lukas Daniel Klausner.

Numerischen Methoden zur Simulation von Verformungen verschiedener Materialien unter Krafteinwirkung
Michael Neunteufel (Dipl-Ing. BSc.) von der Fakultät für Mathematik und Geoinformation zum Thema „Mixed finite element methods for nonlinear continuum mechanics and shells?“ mit dem Betreuer Joachim Schöberl (Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.). „In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit numerischen Methoden zur Simulation von Verformungen verschiedener Materialien unter Krafteinwirkung beschäftigt“, so Michael Neunteufel.

Wie kann Forschung, Lehre und Wirtschaft im Bereich des Informationsmanagement verbunden werden
Emanuel Sallinger (Mag. rer.soc.oec. Dipl.-Ing. Dr. techn. BSc) von der Fakultät für Informatik zum Thema „Information Management: dependencies in research, teaching and business?“ mit dem Betreuer Georg Gottlob (O.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.). „Die Dissertation behandelt, wie Forschung, Lehre und Wirtschaft im Bereich des Informationsmanagement verbunden werden können“, so Emanuel Sallinger zu den Inhalten seiner Dissertation.

Wechselwirkung von Ionen mit Festkörpern in der Planeten- und Fusionsforschung
Paul Szabo (Dipl.-Ing. BSc) von der Fakultät für Physik zum Thema „On Interaction with Realistic Surfaces: Case Studies for Space Weathering and Nuclear Fusion Research?” mit dem Betreuer Friedrich Aumayr (Univ.Prof. Mag.rer.nat. Dipl.-Ing. Dr.techn). “Meine Dissertation behandelt die Wechselwirkung von Ionen (Atomen, denen zumindest ein Elektron fehlt) mit Festkörpern, wichtig etwa in der Planeten- oder Fusionsforschung“, so Paul Szabo. Economy schließt sich hiermit der Gratulation an (sozusagen sub medialis economis).

 

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 31.01.2022

Der warnende Monitor unter der Haut

Der warnende Monitor unter der Haut© Pexels.com/Isabella Mariana

Ein kleiner implantierbarer Herzmonitor sagt bedrohliche Komplikationen nach Herzinfarkten voraus. Med-Uni Innsbruck leitet umfangreiche internationale Studie, die nun Verbesserung gegenüber herkömmlicher Nachsorge belegt.

(red/mich/cc) Nach überstandenen Herzinfarkten erleidet eine große Anzahl von PatientInnen oftmals gröbere Komplikationen, die ohne jegliche Vorwarnung auftreten können und mitunter tödlich sind. Da die Herzleistung der meisten dieser PatientInnen noch relativ gut ist, können gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen Komplikationen wie akute Herzschwäche, neuerliche Infarkte, Rhythmusstörungen oder Schlaganfälle oft nicht rechtzeitig erkennen. Ein innovatives telemedizinisches Verfahren, wo ein winziger Herzmonitor unter die Haut eingesetzt wird, kann nun bei der frühzeitigen Vorhersage derartiger Komplikationen helfen.

Die Vorboten schwerer klinischer Ereignisse
Im Jahr 2016 initiierte Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der Medizinischen Uniklinik in Innsbruck, im Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herzkreislaufforschung (DZHK) die neue Studie (Anm. SMART-MI-DZHK9) mit dem implantierbaren Monitor. Innerhalb von 21 Monaten spürte dieser bei 60 von 201 PatientInnen schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse auf. In der Kontrollgruppe mit 199 Herzinfarkt-PatientInnen ohne Telemonitoring konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum lediglich zwölf derartiger Ereignisse entdeckt werden (20 Prozent).

"Der sehr empfindliche Monitor detektiert gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind. Gröbere Probleme können somit weitaus früherer erkannt und Hochrisikopatienten besser behandelt werden“, sagt Axel Bauer. Der unter die Haut implantierte Herzmonitor ist so klein wie ein Fingernagel. Es handelt sich um ein passives Gerät, das die gefährlichen Rhythmusstörungen automatisch erkennt und telemetrisch an ein Zentrum übermittelt. Die Information des Herzens können zudem kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet werden.

Renommiertes Fachjournal „Lancet Digital Health“ publiziert Studie
An der vielbeachteten Studie nahmen 32 Herzzentren in Deutschland teil und die Uniklinik für Innere Medizin III in Innsbruck als einziges österreichisches Zentrum. Die Ergebnisse wurden erstmals im August dieses Jahres auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie präsentiert und aktuell nun auch vom renommierten Fachjournal „Lancet Digital Health“ publiziert. „Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der PatientInnen verbessern lässt“, so die Med-Uni Innsbruck in einer Aussendung.

Axel Bauer ist seit 2019 Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) an der Medizinischen Uniklinik in Innsbruck. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen liegt in computerbasierten Verfahren in der Kardiologie sowie dem plötzlichen Herztod. Bevor der auch international renommierte Herzexperte an die Medizinische Universität Innsbruck berufen wurde, war Bauer ärztlicher Leiter der Abteilung für Kardiologie des Innenstadtklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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red/mich/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 31.01.2022

„Ich wollte unbedingt wieder arbeiten“

„Ich wollte unbedingt wieder arbeiten“© NLK Pfeiffer

Niederösterreich startet mit EU-Unterstützung neues Projekt für Langzeitarbeitslose. Parallel wird erfolgreiche Lehrlingsoffensive gegen Fachkräftemangel fortgesetzt. AMS bescheinigt dem Land für 2021 niedrigste Jugendarbeitslosigkeit seit Beginn der Aufzeichnungen.

(red/czaak) Aktuelle Erhebungen zeigen, dass das Land Niederösterreich besser durch die Krisenjahre gekommen ist als andere Regionen. Die Arbeitslosenzahlen liegen aktuell rund neun Prozent unter dem Wert des Vorkrisenniveaus. Letzten Dezember hatte Österreichs größtes Bundesland sogar die beste Arbeitslosenquote der letzten zwanzig Jahre. Um nun auch für möglichst viele der derzeit 10.570 gemeldeten Langzeitarbeitslosen eine Arbeit zu finden, initiiert Niederösterreich das neue Projekt „Job.ReAct“ und sichert sich dafür drei Millionen Euro aus dem europäischen Förderprogramm „REACT-EU“.

Parallele Unterstützung von Betrieben bei Suche von Personal
„Niederösterreich hat dieses Projekt entwickelt, um Menschen aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu helfen. Job.ReAct richtet sich primär an Menschen, die durch die Pandemie langzeitarbeitslos geworden sind oder das bereits vorher waren und während der vergangenen zwei Jahre keinen Arbeitsplatz finden konnten“, erläutert Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich. Heuer stehen nun 110 Arbeitsplätze zur Verfügung, die überwiegend in Bereichen des nachhaltigen, ökologischen Wirtschaftens angesiedelt sind.

Mit dieser Förderung finanziert die EU nun erstmals ein Arbeitsmarktprojekt in Niederösterreich zu 100 Prozent. „Der ESF fördert hier die Lohn- und Lohnnebenkosten, der Betrieb muss bei Vollzeitanstellung lediglich eine Pauschale von 400 Euro bei einer Vollzeitanstellung aufwenden. Durch das Projekt binden wir arbeitslose Menschen wieder in den Arbeitsprozess ein und parallel unterstützen wir Betriebe bei der Suche von Personal“, erklärt Martin Eichtinger, Landesrat für den Arbeitsmarkt in Niederösterreich. Rund 100 Personen befinden sich gerade in Erstgesprächen.

Sozialpädagogische Unterstützung und Vermittlungshilfe
Ulrich Bernhard Küntzel aus dem Waldviertel verlor seinen Arbeitsplatz im Jahre 2018 auf Grund eines Personalabbaus seiner Firma. Am 10. Jänner des heurigen Jahres hatte er nun seinen ersten Arbeitstag bei dem Unternehmen eKUT, das sich auf Energieberatung spezialisiert hat. „Für mich war Job.ReAct die Chance, nach langer Zeit wieder in einem sinnerfüllenden Job fußzufassen“, erzählt Küntzel. Die Corona-Krise erschwerte die Situation beträchtlich und so rutschte der studierte Biologe und Energieberater in die Langzeitarbeitslosigkeit. „Ich habe mich in meiner Gemeinde ehrenamtlich engagiert. Das hat mir Kraft gegeben, aber ich wollte unbedingt wieder arbeiten“, schildert der Waldviertler.

Bei „Job.ReAct“ kann er nun in Waidhofen an der Thaya seine Expertise im Energiebereich einbringen. „Ich freue mich, dass mir dieses Jobprojekt ermöglicht, in der Branche zu arbeiten, die mich so viele Jahre meines Lebens begleitet hat“, so Küntzel. „Die Beratung und Unterstützung von MAG (Anm. „Menschen und Arbeit GmbH“) hat mir dabei sehr geholfen, wieder Hoffnung zu schöpfen und eine neue Herausforderung anzupacken“, unterstreicht der studierte Biologe. „Neben der intensiven Arbeitsplatzvermittlung erhalten alle Personen auch sozialpädagogische Unterstützung“, ergänzt Martin Etlinger, Geschäftsführer des MAG. Die Vermittlung an die MAG erfolgt durch das Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS NÖ).

6.200 Jugendliche profitierten von Niederösterreichischer Lehrlingsoffensive
Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie des Landes Niederösterreich betrifft das Thema Lehrlinge. Vor mehr als drei Jahren startete eine umfassende Lehrlingsoffensive gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice Niederösterreich, um Jugendlichen eine zukunftsorientierte Ausbildung zu bieten und dabei auch dem steigenden Fachkräftemangel proaktiv entgegenzuwirken. Das Land stellt dafür nun auch heuer wieder 54 Millionen Euro zur Verfügung.

„Allein im Vorjahr profitierten rund 6.200 Jugendliche. Seit Beginn wurden bereits 20.000 junge Menschen unterstützt. Es ist uns gelungen ein zielgerichtetes Instrument zu etablieren, um diese jungen Menschen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt zu unterstützen“, erläutert NÖ-Landeschefin Johanna Mikl-Leitner. „Im Dezember 2021 waren um minus 15 Prozent weniger Arbeitslose unter 25 Jahren als im Vorkrisenjahr Dezember 2019 zu verzeichnen, gegenüber 2020 waren es sogar minus 26,2 Prozent“, betont auch Landesrat Martin Eichtinger die positive gesellschaftspolitische Auswirkung.

Niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in NÖ seit Beginn der Aufzeichnungen
Mit den Schwerpunkten Jugendbildungszentren, Überbetriebliche Lehrausbildung und Just2Job umfasst die NÖ Lehrlingsoffensive drei konkrete Maßnahmenbereiche. Der Einstieg in zukunftsorientierte Ausbildungsprogramme wird allen im Land lebenden Job- und Lehrstellensuchenden bis 25 Jahre ermöglicht. „Die NÖ-Jugendarbeitslosenquote von 5,6 Prozent im Jahr 2021 ist der niedrigste Wert, seit es Aufzeichnungen dazu gibt. Die Lehrlingsoffensive ist auch ein wichtiges Angebot für die heimische Wirtschaft. Wir sorgen heute für die dringend gebrauchten Fachkräfte von morgen“, unterstreicht Sven Hergovich, Geschäftsführer vom Arbeitsmarktservice NÖ.

Für Jugendliche, die trotz Bemühungen keine betriebliche Lehrstelle finden konnten, gibt es auch die Überbetriebliche Lehrausbildung (Anm. bereits seit 2009). Diese Unterstützung nutzten letztes Jahr rund 2.000 Personen. Die verkürzte Lehrausbildung wiederum erfolgt für einen konkreten Arbeitsplatz direkt im Betrieb. Berufliche Vorerfahrung müssen die jungen TeilnehmerInnen hier nicht mehr unbedingt mitbringen. Ziel ist der Abschluss in halber Lehrzeit und die Beschäftigung als Fachkraft. In Summe stehen bis Ende 2024 österreichweit 1.000 Stiftungsplätze zur Verfügung, davon 131 für NÖ, wo die Eintritte bis Ende 2022 möglich sind.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 31.01.2022

Eine Steigerung auf niedrigem Niveau

Eine Steigerung auf niedrigem Niveau© Pexels.com/Rodnae Productions

Frauenanteil in Österreichs Vorstandsebene erneut erhöht. 16 Frauen von 188 Mandaten bei an Wiener Börse gelisteten Unternehmen ergibt knapp neun Prozent und Verdoppelung gegenüber Jahr 2015.

(red/czaak) Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen ist zu Jahresbeginn 2022 im Vergleich zur Jahresmitte 2021 um zwei Frauen auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Aktuell gibt es bei den im Wiener Börse Index (WBI) notierten heimischen Unternehmen 16 weibliche Vorstandsmitglieder und 188 männliche. Seit Beginn des Betrachtungszeitraum 2015 hat sich der Frauenanteil in Vorständen von etwas über 4 Prozent auf 8,5 Prozent mehr als verdoppelt.

„Mixed Leadership Barometer“ der Berater von EY
Diese Entwicklung hat sich auch in den heimischen Aufsichtsräten (AR) fortgesetzt, wo nunmehr in fast neun von zehn österreichischen WBI-Unternehmen mindestens eine Frau vertreten ist. Beinahe drei Viertel der österreichischen WBI-Unternehmen haben mindestens zwei weibliche Aufsichtsratsmitglieder. In Summe ist hier die Anzahl der Frauen auf fast 30 Prozent gestiegen, ebenfalls ein neuer Höchststand. Es gibt nun 157 Aufsichtsrätinnen, um acht mehr als im Vorjahr (149). Gegenüber August 2021 hat sich die Gesamtzahl der AR-Mitglieder auf 529 erhöht und davon sind 372 Männer. 

Das sind einige der Ergebnisse des sogenannten „Mixed Leadership Barometers“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, die dafür die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index gelisteten österreichischen Unternehmen regelmäßig analysiert. „Der neue Höchstwert ist zwar ein positives Zeichen, der Wandel zu mehr Diversität passiert jedoch äußerst langsam und der Frauenanteil bleibt weiter auf niedrigem Niveau“, so Helen Pelzmann, Partnerin und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich. Pelzmann wünscht sich zudem mehr Frauen in den Besetzungsprozessen.

Konsumgüter vor Immobilien und Industrie sowie Nuller in Automobil oder IT
Die meisten weiblichen Chefs sind derzeit in der Konsumgüterbranche anzutreffen (23,5 Prozent). An zweiter Stelle folgt die Immobilienbranche (12,5) und an dritter Stelle die Industrie (knapp 10 Prozent). Keine einzige Vorständin gibt es in den Branchen Informationstechnologie, Automobil, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport. Bei den weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern ist der Anteil in der Immobilien- (37,2 Prozent) und Energiebranche (37,1) am höchsten, wo jeweils mehr als jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist. Dahinter folgen Finanz und Telekom (jedes dritte Aufsichtsratsmitglied) und am niedrigsten ist der Anteil mit 16,7 Prozent in der Rohstoffbranche.

Gar keine Frau im Vorstand gibt es nach wie vor in 40 von 55 österreichischen börsennotierten Unternehmen. Drei der insgesamt 16 Frauen in Vorstandsetagen leiten das Unternehmen als CEO. Das sind Herta Stockbauer (BKS Bank), Silvia Schmitten-Walgenbach (CA-Immo) und Elisabeth Stadler (Vienna Insurance Group). Fünf Frauen stehen dem Finanz-Ressort vor. Bei EY Österreich selbst sind aktuell von den 36 Partnern acht Frauen (22 Prozent). Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 45 Prozent, in der gesamten Belegschaft von EY Österreich bei 55 Prozent.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 31.01.2022

Künstliche Intelligenz für die Physik der kleinen Teilchen

Künstliche Intelligenz für die Physik der kleinen Teilchen© TU Wien

Ein Materienzustand wie nach dem Urknall mit unzähligen energiegeladenen Interaktionen. Hochkomplexe Computersimulationen und neuronale Netze. Die TU Wien entwickelt neue Anwendungen für intelligentes maschinelles Lernen.

(red/czaak) Winzige Teilchen schwirren mit extrem hoher Energie wild umher, in dem wirren Durcheinander von Quantenteilchen kommt es zu unzähligen Interaktionen und daraus ergibt sich ein Materiezustand, der als sogenanntes „Quark-Gluon-Plasma“ bezeichnet wird. Unmittelbar nach dem Urknall war das ganze Universum in diesem Zustand, heute wird dieser durch hochenergetische Atomkernkollisionen hergestellt, etwa am Forschungszentrum CERN im schweizerischen Genf. 

Neuronale Netze
Für die Simulationen, Analysen und Auswertungen dieser hochkomplexen Prozesse braucht es entsprechend leistungsstarke Computer. Eine Methodik ist künstliche Intelligenz in Form des sogenannten Machine Learnings. Die dafür im Normalfall eingesetzten Algorithmen sind aber nicht geeignet. Mathematische Eigenschaften der Teilchenphysik erfordern eine besondere Struktur von neuronalen Netzen. Die TU Wien zeigte nun, wie neuronal Netze für diese herausfordernden Aufgaben der Teilchenphysik trotzdem genutzt werden können.

„Ein Quark-Gluon-Plasma möglichst realistisch zu simulieren nimmt extrem viel Rechenzeit in Anspruch“, erklärt Andreas Ipp vom Institut für Theoretische Physik der TU Wien. „Selbst die größten Supercomputer der Welt sind damit rasch überfordert.“ Es sei daher wünschenswert, wenn man nicht jedes Detail präzise berechnen müsste, sondern mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz gewisse Eigenschaften erkennen und vorhersagen könnte – und dafür dienen neuronale Netze. 

Unterschiedliche mathematische Objekte für gleiche physikalische Zustände
Ähnlich wie in der Bilderkennung werden virtuelle „Zellen“ am Computer ähnlich vernetzt wie Neuronen im Gehirn – und so entsteht ein Netz, das etwa erkennt, ob auf einem bestimmten Bild eine Katze zu sehen ist oder nicht. Wird diese Technik auf das Quark-Gluon-Plasma angewendet, ergibt sich allerdings ein schwerwiegendes Problem: Die Felder zur mathematischen Beschreibung der Teilchen und ihrer Kräfte können auf unterschiedliche Arten dargestellt werden, die sogenannte Eichsymmetrie.

„Wenn ich ein Messgerät anders eiche und etwa bei einem Thermometer statt der Celsius-Skala die Kelvin-Skala verwende, dann erhalte ich völlig andere Zahlen, auch wenn ich denselben physikalischen Zustand beschreibe. Bei Quantentheorien ist es ähnlich – nur dass dort die erlaubten Eichungen mathematisch viel komplizierter sind“, so Ipp. Mathematische Objekte, die auf den ersten Blick völlig unterschiedlich aussehen, können denselben physikalischen Zustand beschreiben.

Eichsymmetrien und die Struktur der Netze
Eine bessere Variante wäre die Struktur des neuronalen Netzes so zu gestalten, dass die Eichsymmetrie automatisch berücksichtigt wird – dass also unterschiedliche Darstellungen desselben physikalischen Zustands im neuronalen Netz auch dieselben Signale hervorrufen. Mit der Entwicklung neuer Netzwerk-Schichten ist der TU Wien jetzt exakt das gelungen. Die Eichinvarianz wird automatisch berücksichtigt und die TU Forscher zeigten in mehreren Beispielen, dass diese Netze tatsächlich weitaus besser lernen mit den Simulationsdaten des Quark-Gluon-Plasmas umzugehen.

„Solche neuronalen Netzwerken ermöglichen Vorhersagen über das System, etwa abzuschätzen, wie das Quark-Gluon-Plasma zu einem späteren Zeitpunkt aussehen wird, ohne wirklich jeden einzelnen zeitlichen Zwischenschritt im Detail ausrechnen zu müssen“, unterstreicht Andreas Ipp. „Gleichzeitig sind nur solche Ergebnisse gesichert, die der Eichsymmetrie nicht widersprechen und prinzipiell physikalisch sinnvoll sind“, ergänzt der TU Forscher. Diese neuen neuronalen Netze liefern „ein vielversprechendes Werkzeug, um physikalische Phänomene zu beschreiben, bei denen alle anderen Rechenmethoden rasch überfordert sind“, so das Resüme der TU Experten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 28.01.2022

„In zehn Jahren ist die Gletscherkappe verschwunden“

„In zehn Jahren ist die Gletscherkappe verschwunden“© OeAW

Gletscheranalysen von Forschern der Akademie der Wissenschaften finden bis zu 6000 Jahre alte Eisschichten, die immer schneller schmelzen. Der aktuelle Gletscherschwund ist auch historisch ein außergewöhnliches Ereignis.

(red/mich/cc) Die Gletscher in Österreich sind durch den Klimawandel unter starken Druck geraten. Selbst in großer Höhe schmelzen die Eiskappen ab. Der Gletscher auf der Weißseespitze an der Grenze zwischen Tirol und Südtirol liegt auf 3498 Meter Seehöhe und verliert im Schnitt derzeit 0,6 Meter Eis pro Jahr.

Diese Erkenntnis basiert auf der Analyse von Bohrkernen durch ForscherInnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die damit 6000 Jahre in die Klimavergangenheit sehen können. Der aktuell beobachtbare starke Gletscherschwund ist auch historisch ein außergewöhnliches Ereignis.
 
40 Meter Eis verloren
“Insgesamt gibt es hier noch 10 Meter Eis, dessen unterste Schicht etwa 6000 Jahre alt ist. Durch den Vergleich mit historischen Aufzeichnungen und instrumentellen Messdaten, die in den Alpen bis 1770 zurückreichen, sehen wir derzeit einen deutlich höheren Masseverlust als der Schnitt der vergangenen 6000 Jahre”, sagt Andrea Fischer vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (OeAW).
 
Der Gletscher auf der Weißseespitze hat zwischen 1893 und 2018 rund 40 Meter Eis verloren, in etwa zehn Jahren wird die Eiskappe komplett verschwunden sein, so die Einschätzung der OeAW-Experten. Damit verlieren die Forscher auch eines der wichtigsten Archive für extreme Klimaereignisse. “Schmelzereignisse auf dieser Seehöhe waren in der Vergangenheit Einzelfälle. Heute verliert die Eiskappe jedes Jahr einen halben Meter. Winderosion im Winter und fehlende Sommerschneefälle sind weitere Ursachen”, erläutert Fischer.
 
Jahresringe im Eis
Die ForscherInnen ziehen ihre Erkenntnisse aus der Analyse von Bohrkernen aus dem Eis. “Ähnlich wie bei Jahresringen von Bäumen sieht man hier die hellen Schichten mit lufthaltigem Wintereis und dunkle Schichten mit Staub, Ruß und organischen Ablagerungen, die Schmelzereignisse im Sommer zeigen. Sehr dunkle Schichten weisen auf ungewöhnliche, mehrere Wochen lange Warmphasen hin”, erläutert Fischer.

Diese Klimadaten aus den Bohrkernen kombinieren die ForscherInnen mit Daten aus anderen Quellen. Die Gletscher zeigen dabei jedes Schmelzereignis und jede Schwankung der Niederschläge als eine Art Signal an und in Summe können die Daten dann Modelle für künftige Hochwasserereignisse stützen oder zu Sicherheitsfrage von alpinen Siedlungen beitragen.
 
Rettung der Archive
Das Forschungsteam der OeAW versucht derzeit möglichst viele Eisbohrkerne für künftige Analysen zu konservieren. Älteres organisches Material im Eis lässt sich mit der Radiokarbonmethode grob datieren, nicht aber für Zeiträume, wo parallel auch Wetteraufzeichnungen und Gletschermessdaten existieren. Neue quantentechnologische Methoden zur Datierung auch jüngerer Eisschichten (Anm. sogenannte Argon Trap Trace/ArTTA) bringen nun zunehmend genauere Daten.

“Wir versuchen, so viele Bohrkerne wie möglich zu retten, bevor die Eiskappen weg sind. Das ist allerdings eine große Herausforderung, weil die Zielregionen oft unzugänglich sind und die Entnahme viele Ressourcen benötigt. Die Mühe lohnt aber definitiv, weil wir aus den Analysen noch viel über das Klima lernen können”, unterstreicht Andrea Fischer vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 28.01.2022

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