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27. Juli 2024

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Ein neuer 300 Milliarden Euro Markt

Ein neuer 300 Milliarden Euro Markt©Pexels.com/Anamul Rezwan

Europäische Start-Ups im Bereich Industrial Tech wachsen rasant. Dreifacher Kapitalzufluss seit 2014 ergeben aber immer noch erst 3 Prozent aller Venture Capital Investments, so eine neue Studie von Speedinvest und Dealroom.

(red/czaak) Der Industrial Tech Sektor entwickelt sich von einer kleinen Nische zu einem Markt mit einem Volumen von annähernd 300 Milliarden Euro jährlich. Das zeigt ein neuer Analysebericht von Speedinvest und Dealroom. Voraussetzung ist die Bereitstellung von weiterem Wachstumskapital an Start-Ups. Industrial Tech in Europa hat im Jahr 2020 gerade einmal 3 Prozent aller Venture-Capital (VC) Finanzierungen erhalten. Der Sektor wächst rasant und der Kapitalzufluss hat sich gegenüber 2014 (Anm. rund 1,1 %) verdreifacht.

Tech Start-Ups ermöglichen Digitale Transformation klassischer Industriebranchen
Klassische Industriebereiche wie Produktion, Bergbau, Versorgungsunternehmen oder Bauwirtschaft stehen für 30 Prozent der Weltwirtschaft und in Summe für eine Wirtschaftsleistung von rund 23 Billionen US-Dollar. Gleichzeitig steht die Industrie zu den Sektoren mit dem niedrigsten Digitalisierungsgrad. Industrial Tech-Start-Ups haben entsprechend das Potenzial, diese globale Branche in das digitale Zeitalter zu transformieren.

Derartige Start-Ups im Industrieumfeld waren jedoch in Europa lange unterfinanziert - jetzt befindet sich der Sektor auf einem rasanten Wachstumspfad. Die Finanzierungen für Industrial Tech sind zwischen 2014 und 2020 fast um das 9-fache gestiegen und damit mehr als doppelt so schnell gewachsen wie der Durchschnitt über alle europäischen Investitionen in Start-Ups, so die aktuelle Analyse. Im Jahr 2020 werden europäische Industrial Tech Start-Ups voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro an Kapital einsammeln. Vor allem Deutschland und Frankreich haben sich zu Zentren für Industrial Tech Start-Ups entwickelt.

„Europas große Chance ist es durch industrielle Innovation global führend zu bleiben. Die Voraussetzung dafür sind neben unseren erstklassigen Universitäten und Forschungsabteilungen sowie vieler etablierter Industriebetriebe die Entwicklung von Industrial Tech Start-Ups. Diese zu finanzieren und gezielt zu fördern ist unser Anspruch", unterstreicht Marie-Helene Ametsreiter, Chefin für den Bereich Industrial Tech bei Speedinvest.

Logistikbranche als Digital-Pionier im Industriesektor
Der europäische Logistiksektor erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro und beschäftigt 11,5 Millionen Mitarbeiter. Diese stark fragmentierte Branche steht an der Spitze der Digitalisierung und an der Schwelle einer großen Transformation. Europäische Logistik Start-Ups haben seit 2015 rund 1,2 Milliarden Euro an Finanzierungen erhalten und damit ein Drittel aller Investments im Industrial Tech Sektor in Europa, so Berechnungen von Speedinvest und Dealroom.

Die Teilsektoren mit dem größten Kapitalzufluss waren dabei Spedition (278 Mio. Euro seit 2015), Lagerautomatisierung (216 Mio. Euro) und E-Commerce-Logistik (199 Mio. Euro). Lagerhaltung ist der bereits am meisten automatisierte Bereich in der Logistik. 72 Prozent der Start-Ups in diesem Bereich arbeiten etwa mit Robotertechnologie. Als Region ist Deutschland führend und generiert ein Viertel des gesamteuropäischen Logistikumsatzes.

„Industrial Tech befindet sich an einem ähnlichen Wendepunkt wie Enterprise Tech / Cloud im Jahr 2010. Die Akzeptanz digitaler Lösungen beschleunigt sich. Die Pandemie, das politische Klima und der Klimawandel haben die Notwendigkeit verdeutlicht, Themen wie Dezentralisierung, Cybersicherheit, Kundenorientiertheit und Nachhaltigkeit zu adressieren. All dies trägt zur Dynamik von Industrie 4.0 bei“, erläutert Yoram Wijngaarde, Gründer von Dealroom die Entwicklung von Industrial Tech.

Speedinvest und Dealroom
Die Österreichische Speedinvest ist ein führender europäischer Risikokapitalfonds mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 400 Mio. Euro und Büros in Wien, London, Berlin, Paris, München und San Francisco. Mit einer branchenorientierten Investmentstruktur finanziert der von Oliver Holle gegründete Inkubator und Risikokapitalgeber innovative Technologie-Start-Ups in den Bereichen Fintech, Digital Health, Consumer Tech, Network Effects, Deep Tech und Industrial Tech. Speedinvest und sein globales Netzwerk unterstützen aktuell über 170 Portfolio-Unternehmen und das in Europa wie auch am US-Markt.

Dealroom ist ein führende Datenanbieter für Start-Ups, Wachstumsunternehmen und das Technologie-Ökosystem in Europa. Das Unternehmen wurde 2013 in Amsterdam gegründet und arbeitet nunmehr bereits global mit vielen bekannten Investoren, Venture-Capital-Fonds, Unternehmern und Regierungsorganisationen zusammen. Inhaltliche Schwerpunkte betreffen Transparenz, Analyse und Einblicke in Start-Ups sowie Risikokapitalaktivitäten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 02.11.2020

Österreich verbündet sich mit dem US-Konzern Microsoft

Österreich verbündet sich mit dem US-Konzern Microsoft© BKA/Andy Wenzel

Kanzler mit Wirtschaftsministerin und Amerikaner kündigen neue Digital-Initiative an. Eigene Zentren sollen Unis, AMS, WKÖ, Industrie und Datenschutz-NGOs auch beim Thema Sicherheit vernetzen. Österreichische IT-Dienstleister und Uni-Vertreter äußern inoffiziell massive Kritik.

(Christian Czaak) Microsoft hat ein neues Engagement für Innovation und Wachstum in Österreich angekündigt und das betrifft primär die Errichtung von eigenen (sic) Rechenzentrumsregionen, bestehend aus jeweils mindestens drei neuen Rechenzentren je Region. „Start ist in der Ostregion, die genauen Standorte und Details zur Ausführung werden aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben“, so Microsoft-Sprecher Thomas Lutz zu economy. Über die Rechenzentren sollen Unternehmen und dem öffentlichen Sektor eigene Cloud-, Daten- und Security-Lösungen angeboten werden. „Es ist das größte Investment von Microsoft in Österreich seit Gründung der Niederlassung vor 30 Jahren“, betont Lutz.

Vorstellung im Bundeskanzleramt
Die neue Initiative wurde gemeinsam von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Margarete Schramböck, BMin für Digitalisierung und Wirtschaft sowie Dorothee Ritz, General Managerin von Microsoft Österreich und Brad Smith, Präsident & Vorstand Recht von Microsoft (via Video), im Bundeskanzleramt vorgestellt. Der US-Konzern kündigte zudem Qualifizierungsmaßnahmen von Privatpersonen gemeinsam mit dem AMS an, ein eigenes Schulungsprogramm für IT-Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und ein neues Center of Digital Excellence.

Gemeinsame Gründung eines Digital-Centers zur Vernetzung anderer Steak-Holder
„Essentieller Teil des Center of Digital Excellence ist ein Cybersicherheitsverbund der technischen und naturwissenschaftlichen Universitäten Österreichs. Das Netzwerk wird vom BM für Digitalisierung und Wirtschaft und Microsoft gegründet und inkludiert auch Wirtschaftskammer, Industrie und Datenschutzorganisationen. Aufgabe sind nationale IT-Sicherheitsanforderungen im Kontext mit cloudbasierten IT-Architekturen“, so Microsoft in einer begleitenden Presseaussendung.

„Vernetzung“ und Statements von IV und WKÖ verschwinden aus Presse-Archiv
In einer ersten Aussendung, exakter formuliert. In der aktuellen Version im APA-Archiv fehlt nun dieser Cybersicherheitsverbund und die Einbindung Österreichischer Universitäten, Wirtschaftskammer und Industrie. Auch die separat versandten Presseaussendungen von Industriellenvereinigung (IV) und Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), wo IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und WKÖ-Vizepräsidentin Marina Kühnel ihrer Freude über das Microsoft-Engagement Ausdruck geben, sind dort nicht mehr zu finden.

Massive Kritik anderer Österreichischer IT-Dienstleister
Hintergrund für dieses veränderte Kommunikationsverhalten könnte Unverständnis und teilweise massive Kritik Österreichischer IT-Dienstleister (und Mitglieder von IV und Kammer) sowie Univertreter sein. Diese Kritik wird allerdings nur inoffiziell geäußert, offiziell gibt es „keinen Kommentar“. Economy hat mit mehreren Österreichischen IT-Dienstleistern und Rechenzentrumsbetreibern gesprochen. Einige davon sind auch Geschäftspartner von Microsoft und einige davon haben den Bund als Miteigentümer und/oder Bundeseinrichtungen als Kunden.

„Fragen’s die Frau Schramböck!“
Grundsätzlich loben die Reaktionen einmal übereinstimmend „das Engagement von Microsoft als Auszeichnung für den Wirtschaftsstandort Österreich“. Dann kommt allerdings sofort und übereinstimmende Kritik: „Es gibt genügend eigene vorhandene Rechenzentrums-Ressourcen und Expertise zu Cloud-Themen und dazu auch die Sicherheit, dass die Daten in Österreich bleiben“ (Anm. s. Chronologie Safe Harbor Abkommen und US Patriots Act). Ein Vertreter eines großen Österreichischen Telekom-Konzerns beendet das Gespräch überhaupt gleich mit: "Fragen’s die Frau Schramböck! Wir wollen uns zu dieser Causa offiziell nicht äußern."

Unverständnis auch über Verpflichtung anderer Institutionen
Unverständnis herrscht insbesondere darüber, dass, vom Bundeskanzler im Kanzleramt entriert, ein Österreichisches Ministerium gemeinsam mit einem amerikanischen IT-Konzern als Gründungspartner auftritt und dann sozusagen weitere Österreichische Institutionen wie Universitäten und Arbeitsmarktservice und Wirtschaftskammer und (nicht näher genannte) Datenschutzorganisationen zur Einbindung verpflichtet.

Genaue Rolle der Partner wird erst später kommuniziert
Economy hat Microsoft dazu gesondert befragt und nochmals die Bestätigung über die „gemeinsame Gründung von BM für Digitalisierung und Wirtschaft und Microsoft“ erhalten. Über die genaue Rolle der weiteren Partner will man „erst zu einem späteren Zeitpunkt informieren.“ Zum Thema Datenschutz und -Speicherung verweist Microsoft im Kontext mit den neuen Rechenzentren gesondert auf „Unterstützung für Betriebe zur Einhaltung der DSGVO“ und „auf Hilfe für Betriebe zur Speicherung der Daten in Österreich.“

Vertreter der Universitäten und des industrienahen Forschungsbereiches
Die Vertreter der Universitäten und ebenso befragter universitärer Forschungs-Institutionen kritisieren im economy-Gespräch ebenfalls „die Nichtberücksichtigung eigener österreichischer Ressourcen“. Es sei „gerade bei den Themen Digitalisierung und Sicherheit große eigene Expertise vorhanden“ und das betreffe „auch und insbesondere den wirtschafts- und industrienahen Forschungsbereich“. Hinterfragt werden auch die Themen Ökonomie und Ökologie im Kontext mit den geplanten Neuerrichtungen der Rechenzentren. Microsoft verweist dazu auf 2025, wo alle Rechenzentren auf erneuerbare Energien umgestellt sein sollen und auf seine Verpflichtung als Konzern, 2030 CO2-negativ zu sein.

Der Begriff „Doppelmoral“ im Kontext mit Amazon, Google und Facebook
Massive Kritik bis hin zum Begriff „Doppelmoral“ poppt dann nochmals beim Thema Standortentwicklung und nationale Wertschöpfung auf. „Im Medienbereich kritisieren und bekämpfen wir die dominante und existenzbedrohliche Rolle amerikanischer Konzerne wie Google und Facebook auch steuertechnisch, im stationären Handel die von Amazon – und beim wirtschaftspolitisch und branchenübergreifend immens wichtigen Thema Digitalisierung legen wir uns dann mit Microsoft ins Bett“, so die Sichtweise der Uni-Professoren und IT-Forschungsmanager.

Brad Smith sieht Wachstum und für Kanzler Kurz profitieren heimische Unternehmen
Die Sichtweise von Microsoft-Präsident Brad Smith lautet wiederum: „Es ist eine Chance, die Technologie nach Österreich zu bringen, die Unternehmen und Regierungsbehörden benötigen, um Wachstum zu fördern und neue digitale Fähigkeiten zu erwerben.“ Und schließlich Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Ich danke Microsoft für sein Engagement für unser Land, insbesondere für die heimischen Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die davon profitieren werden.“

Für economy bleibt dann nur mehr: To be continued – wir bleiben sozusagen am digitalen Standortball und werden über die weiteren Entwicklungen wie auch über die begleitenden Sichtweisen der Österreichischen IT- und digitalen FE-Szene berichten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 30.10.2020

Die Wissenschaft des baugemeinen Ziegels

Die Wissenschaft des baugemeinen Ziegels© TU Wien

Der diesjährige Resselpreis der TU Wien geht an Thomas Kiefer. Der Forscher hat mit neuen Technologien und mathematischen Modellen die Einsatzmöglichkeiten für den Ziegel erweitert.

(red/cc) Ziegel sind ein Baumaterial mit vielen Vorteilen: Sie sind stabil und lange haltbar, haben gute Wärmeleitungseigenschaften und im Gegensatz zur Betonproduktion sind sie über ihre Lebensdauer betrachtet emissionsarm. Trotzdem spielen sie im Wohnbau heute eine untergeordnete Rolle – mehrgeschossige Häuser werden meist aus Stahl und Beton errichtet.

Thomas Kiefer möchte das ändern und forscht am Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen daran, die Eigenschaften von Ziegeln zu analysieren, zu erklären und zu verbessern. Sein Ansatz basiert auf unterschiedlichen Größenskalen – von einer mikroskopischen Betrachtungsweise bis zur Analyse einer ganzen Ziegelwand. Für seine Dissertation wurde Thomas Kiefer nun mit dem Resselpreis der TU Wien ausgezeichnet.

Ziegel können mehr
„Was die Beständigkeit betrifft, sind Ziegel dem Beton eigentlich überlegen“, sagt Thomas Kiefer. „Doch wenn man moderne Wohnbauten errichten will, mit fünf oder sechs Stockwerken, dann kommen Ziegel an ihre Belastungsgrenze. Das liegt allerdings auch daran, dass Ziegel in den letzten Jahrzehnten kaum weiterentwickelt wurden. Man gab sich mit Beton zufrieden, obwohl im Ziegelmaterial eigentlich noch viel mehr Potenzial steckt.“

Um bessere Ziegel zu entwickeln, muss man ihre physikalischen Eigenschaften genau verstehen. Dazu war es nötig, aufwändige Messmethoden weiterzuentwickeln, etwa für die Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit im Rasterkraftmikroskop. Ebenso braucht es mathematische Modelle, mit denen auf die Eigenschaften des Ziegelmaterials geschlossen werden kann. Und aufbauend darauf entwickelte Zieger schließlich ein Computermodell, mit dem man die Eigenschaften ganzer Ziegel oder Ziegelwände berechnen kann.

Zur CO2-Reduktion zukünftig Ziegel statt Beton
Nicht nur die verwendete Tonerde bestimmt die Eigenschaften des Ziegels, sondern auch die Verarbeitung: Man kann etwa Sägespäne beimischen, die dann beim Brennen des Ziegels kleine Poren entstehen lassen. „Mit unseren Modellen kann man genau sagen, welche Tonmischung und welche Formgebung bei der Ziegelproduktion die beste ist, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen“, sagt Thomas Kiefer. 

Er hofft, damit dem Ziegel als Baumaterial zu neuen Einsatzmöglichkeiten zu verhelfen: „Ich bin sicher, dass Ziegel in Zukunft eine viel größere Rolle spielen können, auch für Bauvorhaben, bei denen heute nur Beton in Frage kommt.“ Nicht zuletzt pro Klimaschutz: Bei der Produktion von Zement werden große Mengen an CO2 freigesetzt. Thomas Kiefer arbeitete mit dem Ziegelhersteller Wienerberger zusammen. Für die Bestimmung der Materialeigenschaften und bei der Charakterisierung der Tonerden kooperierte er mit Boku und Universität Wien. 

Thomas Kiefer
Thomas Kiefer stammt aus dem schwäbischen Ulm, für sein Studium kam er 2008 an die TU Wien, wo er Bauingenieurwesen und Infrastrukturmanagement studierte. Nach seinem Master begann er seine Dissertation im Rahmen des FFG-Forschungsprojektes „Innovative Brick“, das durch den Klima- und Energiefonds des Bundes gefördert wurde. Betreut wird die „Diss“ von Josef Füssl. Der Resselpreis der TU Wien wird jährlich an herausragende junge WissenschaftlerInnen vergeben und ist mit € 13.000 dotiert – zweckgebunden für die wissenschaftliche Forschung.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 30.10.2020
Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung 27.07.2024
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Abruptes Ende der konjunkturellen Erholung

Abruptes Ende der konjunkturellen Erholung©Pexels.com/Lilli Waugh

Geschäftserwartungen der deutschen Industrie hatten sich erst kürzlich weiter verbessert. Jetzt wird der Lockdown den Anstieg der Wirtschaftsleistung deutlich bremsen, so die aktuelle Konjunkturumfrage des Müncher ifo-Instituts.

(red/cc) Die Deutschen Autobauer blickten zuletzt wieder optimistischer in die Zukunft. Der vom ifo-Institut regelmäßig erhobene Indikator stieg hier im September auf 53 Punkte, nach 48 im August. Auch die Aussichten bei den Herstellern von Lederwaren und Schuhen hatten sich deutlich verbessert. Der Indikator ist positiv und das erstmals seit März 2016. Im September stieg er gleich auf plus 11 Punkte, nach minus 57 im August. Auch die Hersteller von Druckerzeugnissen erwarteten eine Ausweitung ihrer Produktion, hier steigt der Indikator auf 14 Punkte, nach minus 17 im August.

Zehn Milliarden Ausfall
Nach aktuellen Berechnungen des ifo-Instituts dürfte der nunmehr verordnete Lockdown in Deutschland einen Ausfall der gesamtwirtschaftlichen Produktion von etwas mehr als 10 Milliarden Euro zur Folge haben. Angenommen wird, die Umsätze im Gastgewerbe gehen von 75 Prozent des sommerlichen Normalniveaus auf etwa 20 Prozent zurück. Die Umsätze der übrigen Anbieter von Dienstleistungen des „sozialen Konsums“ dürften von geschätzt 30 Prozent auf nunmehr 10 Prozent sinken. Dazu gehören Freizeit- und Kulturdienstleistungen, Pauschalreisen, sowie Dienstleistungen der Körperpflege. Dort war die Erholung im Sommer nur schleppend verlaufen.

Für die Berechnung des Ausfalls gehen die ifo-Forscher von Umsatzreduktionen bereits im Oktober aus. Denn private Haushalte haben ihr Verhalten möglicherweise schon allein wegen der steigenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus angepasst. Für den Dezember wurde eine langsame Erholung unterstellt. Außen vor blieben bei den Berechnungen indirekte Auswirkungen der in anderen Ländern verhängten Maßnahmen auf die deutsche Wirtschaft.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

Die nötige Nervosität der Nerven

Die nötige Nervosität der Nerven©Pexels.com/Meo

Nervenzellen sind keine Alleskönner. Geringste Unterschiede zwischen einzelnen Nervenzellen ändern ihr Signalverhalten und ihr Aufgabengebiet, so aktuelle Forschungen von TU-Wien und Harvard Medical School.

(red/mich) Würden zwei Nervenzellen derselben Sorte gegeneinander ausgetauscht, so könnten möglicherweise beide ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Neue Untersuchungen an der Netzhaut von Mäusen zeigen, dass bisherige Annahmen über Nervenzellen neu überdacht werden müssen. Kleinste Details in den anatomischen Eigenschaften können zu signifikanten Änderungen im Antwortverhalten führen.

Eine Zelle, die an einer ganz bestimmten Stelle im Nerven-Netzwerk ihre Arbeit gut erledigt und Signale sinnvoll verarbeitet, könnte an einer anderen Stelle des Netzwerks völlig nutzlos sein, weil ihre anatomischen Eigenschaften dort kein sinnvolles Signalverhalten ermöglichen würde. Die TU-Wien und die Harvard Medical School am Massachusetts General Hospital (US) untersuchten das in einer Reihe und publizierten die Ergebnisse nun im renommierten Fachjournal „Science Advances“.

Das Antwortverhalten von Nervenzellen
„Die Lichtempfindlichkeit einiger Zelltypen einer Mäuse-Netzhaut ist im oberen Bereich des Gesichtsfeldes anders als im unteren“, sagt Paul Werginz von der TU Wien. „Im unteren Bereich findet sich Beute, oben ist der hellere Himmel und dort müssen Angreifer erkannt werden.“ So hat die Evolution dazu geführt, dass die Nerven-Netzwerke in unterschiedlichen Bereichen der Mäuse-Netzhaut unterschiedlich sensibel reagieren, obwohl es sich um Zellen desselben Typs handelt.

Werginz untersucht das Antwortverhalten von Nervenzellen bereits seit vielen Jahren, beginnend an der TU-Wien, dann mittels eines Schrödinger-Fellowship des FWF an der Harvard Medical School und nun wieder an der Wiener TU, wo beide Teams die Ergebnisse präsentierten. „Beim Simulieren von Nerven-Netzwerken am Computer ging man bisher davon aus, dass Nerven desselben Nervenzell-Typs im Grunde identische Eigenschaften haben“, erläutert Paul Werginz.

Kleine Unterschiede mit großer Bedeutung
Lernen wir etwa, dann ändert sich die Stärke der Verbindung zwischen den Zellen. Die Art, wie die Aktivität einer Zelle die Aktivität der nächsten Zelle beeinflusst, wird modifiziert und das ist auch vergleichbar mit den künstlichen neuronalen Netzwerken in der Softwareentwicklung. Bis dato war die Annahme, dass alle Zellen dieselben Möglichkeiten haben, Signale benachbarter Zellen in neue Signale umzuwandeln. Nun zeigt sich, dass bestimmte anatomische Parameter das Verhalten der Nervenzelle ganz entscheidend mitbestimmen und anatomische Details der Zelle entsprechend auf ihre Aufgabe abgestimmt sein müssen.

„Sogar Nervenzellen desselben Zelltyps können sich durch ihre unterschiedlichen anatomischen Details unterschiedlich verhalten – und zwar genau so, wie es ihrer Aufgabe in ihrer lokalen Umgebung entspricht“, erklärt Werginz. Würde man zwei Zellen austauschen, wären möglicherweise beide nutzlos. Wie sich diese feinen Unterschiede entwickeln und ob sie genetisch vorgegeben sind, ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Fest stehe, dass es sich nicht um gewöhnliche Neuroplastizität handelt, wie sie dem normalen Lernen zugrunde liegt, so die Forscher der TU-Wien.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

Weitere 55 Millionen Euro für Forschung

Weitere 55 Millionen Euro für Forschung © NLK_Burchhart

Land Niederösterreich präsentiert neue Strategie für Forschung, Technologie und Innovation. Schwerpunkte Gesundheit und Ernährung, Klima und Umwelt, die Digitalisierung sowie Gesellschaft und Kultur sollen über neue Förderagentur umgesetzt werden.

(red/mich/cc) Covid-19 bestimmt die weltweite Themenlage, aber auch jene in Österreich und Niederösterreich und so war die Pandemie und ihre Auswirkungen auch Thema bei der aktuellen Präsentation der neuen Strategie für Forschung, Technologie und Innovation („FTI-Strategie“) des Landes Niederösterreich. „Wir alle hoffen auf die Erkenntnisse der Wissenschaft, wollen aber nicht nur in der aktuellen Krise, sondern auch bei der dynamischen Weiterentwicklung unseres Bundeslandes auf Wissenschaft und Forschung setzen“, betonte Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich in ihrer Einleitung.

Mehr ForscherInnen sollen nach Niederösterreich kommen
Die neue, nunmehr bis 2027 laufende FTI-Strategie beinhalte „eine ganz klare Vision“: Das Wissenschafts- und Forschungsland Niederösterreich soll noch spürbarer werden – sowohl international als auch regional. Entsprechend sollen die Forschungsaktivitäten in Niederösterreich noch weiter ausgebaut werden und dabei auch noch mehr ForscherInnen nach Niederösterreich kommen. „Wer heute in Wissenschaft und Forschung investiert, wird morgen wettbewerbsfähiger sein und neue Arbeitsplätze generieren können“, so die NOe-Landeschefin.

Verstärkte Vernetzung von Wissenschaft und Gesellschaft
Ein Schwerpunkt betrifft die noch bessere Vernetzung von Wissenschaft und Gesellschaft, damit soll primär den NiederösterreicherInnen Sinnhaftigkeit und Mehrwert der wissenschaftlichen Arbeit vermittelt werden. Inhaltlich stehen die Themenbereiche Gesundheit und Ernährung, weiters Klimawandel, Umwelt und Nachhaltigkeit, zudem Digitalisierung und Robotik sowie die Segmente Gesellschaft und Kultur im Fokus.

Sechs übergeordnete Fördermaßnahmen und eine neue landeseigene Forschungsförderungsagentur
Das Land setzt dabei auf sechs Fördermaßnahmen: die so genannten „FTI-Partnerschaften“, Stiftungsprofessuren, Förderungen für Infrastruktur, Nachwuchs-Förderung sowie die Förderschienen „FTI-Projekte“ und „FTI-Citizen-Science-Projekte“. Für all diese FTI-Fördermaßnahmen werden im Zeitraum bis 2027 insgesamt 55 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die Abwicklung der Förderungen soll durch eine neue landeseigene Gesellschaft für Forschungsförderung erfolgen.

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red/mich/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

Massive Geschäftseinbrüche durch Corona

Massive Geschäftseinbrüche durch Corona©Pexels.com/Tengu Jack

Umfragen des Kreditschutzverbandes belegen enorme Belastung der Betriebe. Fast 90 Prozent sind betroffen, über 40 Prozent sehr stark, je kleiner das Unternehmen, um so massiver. Bei Zahlungsmoral besonders Behörden säumig.

(red/czaak) Der aktuelle Austrian Business Check des Kreditschutzverbandes (KSV) von 1870 zeigt massive Auswirkungen der globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise auf die finanzielle Stabilität österreichischer Unternehmen. Neun von zehn Firmen haben mit den Folgen zu kämpfen, 41 Prozent sind „sehr stark“ oder „eher stark“ betroffen. Beim Thema Zahlungsmoral begleichen 23 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen zu spät begleichen (Anm. 16 Prozent Vergleichszeitraum 2019). Dieses Minus geht vor allem auf das Konto der Bundesbehörden und die vielerorts späte Auszahlung etwaiger Förderungen, so der KSV 1870 in einer Aussendung.

Je kleiner Unternehmen, desto größer finanzieller Schaden
Auch für 2021 zeichnen die Unternehmer ein düsteres Bild und erwarten eine gravierende Verschlechterung des heimischen Zahlungsverhaltens. „Wir sprechen aktuell von einer deutlich verschlechterten Geschäftslage für Unternehmen, die zum einen den teils gravierenden Einschränkungen geschuldet, andererseits auch eine Folge der ungewissen Zukunftsperspektive ist“, sagt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

43 Prozent der Kleinstunternehmen (Anm. bis 1 Mio. Umsatz) sehen sich „sehr stark“ oder „stark“ betroffen. Bei den Kleinunternehmen (bis 10 Mio.) sind es 42, bei mittleren mit einem Umsatz bis 50 Mio. sind es 22 und bei Groß-Unternehmen (über 50 Mio. Euro Umsatz) sind es15 Prozent. Besonders hart getroffen von der Pandemie sind die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Gastgewerbe, Hotellerie und Freizeit. Vergleichsweise verschont geblieben sind die Branchen Land/Tiere/Forstwirtschaft und die IT-Dienstleister, so die KSV-Erhebungen.

Rückläufige Umsätze und weniger Investments
Die Covid-19-bedingten Entwicklungen sind auch bei den Umsätzen erkennbar: Quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen verzeichnen 36 Prozent der Betriebe (2019: 14 Prozent) niedrigere Umsätze. Auch die Zahl der Betriebe mit steigenden Umsätzen ist von 46 auf 34 Prozent gesunken. Massiv gelitten hat auch die Investitionsstimmung: Anfang des Jahres wollten 80 Prozent der Betriebe ihr Niveau von 2019 zumindest halten, rund ein Viertel davon sogar erhöhen. Jetzt wollen nur 30 Prozent geplante Investments voll umsetzen, weitere 15 Prozent teilweise und 10 Prozent der Betriebe können keine geplanten Investitionen tätigen.

Bei der Zahlungsmoral gibt es vorab noch geringe Covid-19-bedingte Auswirkungen. Zwar begleichen 23 Prozent (+7 gegenüber 2019) offene Forderungen nicht fristgerecht, parallel dazu erkennen 66 Prozent der Befragten allerdings keine wesentlichen Veränderungen im aktuellen Zahlungsverhalten. Weitere 27 sehen eine leichte Verschlechterung und 7 Prozent sprechen von einer Verbesserung. Und: Privatkunden (Anm. 13 Tage im Schnitt) und Firmenkunden (24) zahlen pünktlicher als Länder (36), Gemeinden (29) und der Bund mit 49 Tagen.

Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zwei Mal jährlich Unternehmen in Österreich zu aktuellen Themen. An der letzten Umfrage im August haben KSV-Angaben zufolge rund 1.200 österreichische Unternehmen teilgenommen.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

Lenzing gewinnt 40. Staatspreis Innovation

Lenzing gewinnt 40. Staatspreis Innovation© BMDW_MonikaFellner

Höchste staatliche Auszeichnung an Lenzing AG für „Web Technology“. Sonderpreis „Econovius“ der Wirtschaftskammer an Cargometer für „Frachtvermessung 4.0“. Sonderpreis „Verena“ von Verbund an Easelink und TU-Graz sowie Frauscher zu Themen E-Mobilität und erneuerbare Energien.

(red/czaak) Die Lenzing AG erhält den diesjährigen Staatspreis Innovation für das Projekt „Lenzing™ Web Technology“. Aktuell umfasst der Markt für Vliesstoffe etwa 280 verschiedene Anwendungen. Die Fasern dafür müssen jedoch einmal produziert, gelagert und transportiert werden - um dann in einem zweiten Produktionsschritt Vlies herzustellen. Ein elfköpfiges Kernteam der oberösterreichischen Lenzing AG erforschte nun mit der neuen patentierten „Lenzing™ Web Technology“ die Kombination von Faser- und Vliesherstellung in einem Schritt.

Dieses Verfahren basiert auf der sogenannten Lyocell-Technologie. Das Ergebnis sind voll biologisch abbaubare und kompostierbare Vliesstoffe, die in Wischtüchern, Hygieneartikeln und Gesichtsmasken eingesetzt werden können. Produktionsreste wie der Randbeschnitt lassen sich zudem als Rohstoffe in dem Verfahren weiterverwenden. Neben der Vermeidung von Plastik ist das ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz.

Alle nominierten Projekte
Der Staatspreis Innovation wurde im Auftrag des BM für Digitalisierung und Wirtschaft von der Austria Wirtschaftsservice (aws) organisiert und heuer bereits zum 40. Mal vergeben. „Es zeigt sich abermals eindrucksvoll, auf welches hervorragende Innovationspotenzial der Standort verweisen kann. Diese Projekte stärken unsere Wirtschaft und sind nötige Impulse, um die aktuelle Krise zu meistern“, betont Margarete Schramböck, BMin für Digitalisierung und Wirtschaft. Vom aws gibt es aktuell eine Vielzahl von Förderungen, Garantien und Krediten bis hin zur aktuellen Investitionsprämie.

Neben Lenzing wurden noch mit einer Nominierung ausgezeichnet: Frequentis DFS Aerosense (Wien) für „Digitale Flugsicherung“, weiters die Ares Genetics (Wien) für „ARESupa – Molekulare Antibiotikaresistenzdiagnostik mittels Künstlicher Intelligenz“ sowie die BHS Technologies (Innsbruck) für „RoboticScope“ (Anm. präziser operieren), dann noch AT & S (Leoben) für „Neues Substratcore als Kernstück der Digitalisierung – Brückenschlag zwischen Mikro- und Nanowelt“ und schließlich die ZKW Lichtsysteme (Wieselburg) für „[HD] mirrorZ“, ein neuartiges Echtzeitsystem in Fahrzeugen.

Sonderpreis Econovius an Cargometer
Im Rahmen des Staatspreises Innovation verleiht die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) den Sonderpreis ECONOVIUS an ein KMU, das sich durch besonders innovative Leistungen auszeichnet. Heuer wurde das Unternehmen Cargometer für „Frachtvermessung 4.0“ prämiert, ein Projekt zur digitalen Optimierung von Logistikketten „mit einem Wirtschaftspotential in Milliardenhöhe“, so die Jurybegründung.

„Die heimischen KMU beeindrucken mit ihrer Innovationskraft und gerade jetzt ist es wichtig, unsere Betriebe zu motivieren und ihre besonderen Leistungen sichtbar zu machen“, so Harald Mahrer, WKÖ-Präsident. Die Unternehmen Autforce Automations mit modularen Prüf- und Testanlagen sowie Cubes mit “Cubes - custom shaped blocks”, weiters Messfeld mit dem Projekt „Smarte Sensorfolientechnologie für Instandhaltungen“ und die Tischlerei Kaufmann mit seriell vorgefertigten Raummodule aus Holz waren die weiteren Nominierten beim Econovius.

Sonderpreis Verena an Easelink und Frauscher Thermal Motors
Der weitere Sonderpreis „Verena“ wird vom Verbund als „E-Novation Award“ an Unternehmen vergeben, die Projekte in den Bereichen Effiziente Elektrizitäts- und Energiesysteme, E-Mobilität oder verwandte Innovationen mit Unis, FHs oder FE-Einrichtungen umgesetzt haben. „Wollen wir Klimaneutralität und Dekarbonisierung erreichen, gilt es, auch in den Bereichen Wärme und Mobilität auf erneuerbare Energien umzusteigen. Elektrische Energie wird dabei einen elementaren Beitrag leisten“, unterstreicht Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender Verbund AG, sein bereits seit 18 Jahren laufendes Engagement beim Staatspreis.

Eine diesjährige Verena-Auszeichnung erhielten Easelink in Kooperation mit der TU-Graz für das Projekt „Matrix Charging®: Automatisierte konduktive Ladetechnologie für Elektrofahrzeuge.“ Die Innovation ist die Nutzung aller möglichen Parkzeiten von E-Fahrzeugen als Ladezeiten durch eine automatisierte Ladeverbindung am jeweiligen Parkplatz. Das System besteht aus einer Komponente am Fahrzeugunterboden und einer Ladeplatte in der Parkplatzoberfläche. Sobald das Fahrzeug auf dem Parkplatz über der Ladeplatte parkt, wird es durch die direkte physische Verbindung automatisch geladen.

Die Frauscher Thermal Motors mit der „BEST Bioenergy and Sustainable Technologies“ für das Projekt „Verbrennungskraftmaschine für Magergase“ erhielt eine weitere Auszeichnung in dieser Kategorie. Mit dem neuartigen Motor können beispielsweise Klär-, Deponie- oder Grubengase zum wirtschaftlichen Vorteil eingesetzt werden, anstatt sie ungenutzt abfackeln zu müssen. Für den Sonderpreis Verena war zudem das Unternehmen Hex in Kooperation mit der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt mit dem Projekt „Reduktion von CO²-Emissionen durch Auslastungsoptimierung von Triebfahrzeugen“ nominiert.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

Längere und weitere Übertragung der Corona-Tröpfchen belegt

Längere und weitere Übertragung der Corona-Tröpfchen belegt©Pexels.com/Benjamin Belagović

Abstandsregelung und Masken sind nicht genug, so TU-Wien und internationale Partnerunis in einer neuen Messmethode zur Tröpfchenverbreitung. Diese können 15 Minuten aktiv bleiben und Krankheit über mehrere Meter übertragen.

(red/mich/czaak) Maske tragen, Abstand halten, Menschenmassen meiden – das sind aktuell die wichtigsten Empfehlungen, um die COVID-19-Epidemie einzudämmen. Die wissenschaftlichen Grundlagen für diese Maßnahmen sind allerdings Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand des Wissens. Für eine entsprechende Aktualisierung haben sich nun mehrere Forschungsgruppen aus dem Bereich der Fluiddynamik zusammengeschlossen und eine neue Modellmethode zur Ausbreitung infektiöser Tröpfchen entwickelt.

Eine klare Erkenntnis dabei lautet: Masken tragen und Abstände einhalten ist sinnvoll, man sollte sich dadurch aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Auch mit Maske können infektiöse Tröpfchen über mehrere Meter übertragen werden und länger in der Luft verweilen als bisher gedacht. Am Forschungsprojekt beteiligt war die TU Wien, die Universität von Florida (US), die Sorbonne in Paris (FR), Clarkson University (US) sowie das MIT in Boston (US). Das neue Fluiddynamik-Modell für infektiöse Tröpfchen wurde bereits im renommierten Fachjournal „International Journal of Multiphase Flow“ publiziert.

Neue Betrachtung der veralteten Daten
„Das bisher weltweit akzeptierte Bild der Ausbreitung von Tröpfchen stützt sich auf Messungen aus den 1930er und 40er Jahren“, sagt Alfredo Soldati vom Institut für Strömungsmechanik und Wärmeübertragung der TU Wien. „Wir vermuten jedoch, dass man besonders kleine Tröpfchen damals noch gar nicht zuverlässig messen konnte.“ In den bisherigen Modellen wurde streng zwischen großen und kleinen Tröpfchen unterschieden. Die großen werden von der Schwerkraft nach unten gezogen, die kleinen bewegen sich zwar fast geradlinig vorwärts, verdunsten aber sehr schnell.

Aus strömungsmechanischer Sicht (Anm. Mehrphasenströmung) ist die Situation komplizierter: Die Partikel selbst sind flüssig, sie bewegen sich aber in einem Gas. „Kleine Tröpfchen hat man bisher als harmlos betrachtet, doch das ist eindeutig falsch“, erklärt Soldati. „Auch wenn Wassertröpfchen verdunsten, bleibt ein Aerosol-Partikel zurück, der das Virus enthalten kann. So können sich Viren über Distanzen von mehreren Metern ausbreiten und lange Zeit in der Luft bleiben“, erläutert der Spezialist für derartige Mehrphasenphänomene.

Kleine Tröpfchen bis zu 15 Minuten und mehreren Metern aktiv
Ein Partikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern (Anm. durchschnittliche Größe ausgeworfener Speicheltropfen) braucht in typischen Alltagssituationen fast 15 Minuten, bis es zu Boden gefallen ist. Man kann also auch mit Einhaltung der Abstandsregelung in Kontakt mit Viren kommen – etwa in einem Lift, der kurz vorher von infizierten Personen benutzt wurde. Sehr problematisch sind Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit, etwa schlecht gelüftete Besprechungsräume. Besondere Vorsicht ist im Winter geboten, weil dann die relative Luftfeuchtigkeit höher ist als im Sommer.

„Abstandsregeln und Masken sind nützlich, weil sie große Tröpfchen aufhalten. Unsere Erkenntnisse belegen nun aber, dass beides keinen garantierten Schutz bieten kann“, betont Soldati. Mit dem neuen mathematischen Modell und den laufenden Simulationen kann man die Konzentration Virus tragender Tröpfchen in unterschiedlichen Distanzen zu unterschiedlichen Zeiten berechnen. „Bei politischen Entscheidungen über Corona-Schutzmaßnahmen hat man bisher hauptsächlich Studien aus dem Bereich der Virologie und Epidemiologie herangezogen. Wir hoffen, dass in Zukunft auch die Erkenntnisse aus der Fluidmechanik miteinbezogen werden“, appeliert Alfredo Soldati.

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red/mich/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 26.10.2020

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