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23. Juli 2024

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Differenzierte Expertise und globale Ausrichtung

Differenzierte Expertise und globale Ausrichtung© Kapsch

Die vier Schlüsselgesellschaften Kapsch BusinessCom, Kapsch TrafficCom, Kapsch CarrierCom und Kapsch PublicTransportCom sind für die Kapsch-Gruppe Basis für individuelles know-how und verbindende Wertschöpfungsketten aus einer Hand.

Kapsch TrafficCom als Spezialist für intelligente Transportsysteme und Verkehrssteuerungslösungen ist ein Anbieter von intelligenten Verkehrssystemen in den Bereichen Mauteinhebung, Verkehrsmanagement, Smart Urban Mobility, Verkehrssicherheit und vernetzte Fahrzeuge. Das Unternehmen wurde 2002 gegründet, notiert seit 2007 im Prime Market der Wiener Börse (Symbol: KTCG) und beschäftigt mittlerweile mehr als 4.800 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern.

Vorreiter bei Mauttechnologie
Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Bereich der elektronischen Mauteinhebung: Anfang 2004 errichtete Kapsch TrafficCom in Österreich das weltweit erste elektronische LKW-Mautsystem für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen, bei dem Mautkontrolle und Abrechnung der Gebühren bei fließendem Verkehr erfolgen können. Mit erfolgreichen Projekten in mittlerweile über 50 Ländern überall auf der Welt und über 100 Millionen ausgelieferten On-Board Units zur Mauteinhebung ist das Unternehmen nach wie vor ein Vorreiter im Bereich der Mauttechnologie.
Darüber hinaus wurde das Portfolio beständig erweitert und adressiert mittlerweile den Markt für intelligente Verkehrs- und Mobilitätssysteme. Dabei kommen Informations- und Kommunikationstechnologien zur Anwendung die den Transport einschließlich Infrastruktur, Fahrzeug, Benutzer und Industrie unterstützen und optimieren. Die Mobilitätslösungen helfen dabei, den Straßenverkehr in Städten und auf Autobahnen sicherer, zuverlässiger, effizienter und komfortabler zu machen sowie die Umweltbelastung zu reduzieren. Produziert werden die hoch spezialisierten Komponenten in den eigenen Werken in Wien-Liesing (Österreich), Jönköpping (Schweden) und McLean (USA).

Kapsch CarrierCom als internationaler Spezialist für digitale Zugfunksysteme
Eine der vier strategischen Geschäftsbereiche der Kapsch Group ist die Kapsch CarrierCom. Sie gilt heute als einer der führenden, global tätigen Hersteller, Lieferanten und Systemintegratoren von End-to-End Telekommunikationslösungen.
Kapsch CarrierCom ist für das digitale Zugfunksystem GSM-R (Global System for Mobile Communication - Railway) und für den Ausbau der größten GSM-R-Netze in Europa, Afrika und Asien verantwortlich. Insgesamt stattet das Unternehmen mehr als 80.000 Bahnkilometer aus und engagiert sich intensiv in Standardisierungsgremien, welche die Weiterentwicklung der Technologie vorantreiben. Kapsch CarrierCom ist auch der ideale Partner für Bahnbetreiber, die eine Umstellung von GSM-R, auf einen zukünftigen Mobilfunkstandard vornehmen.
Mit umfangreichen Kenntnissen auf dem Gebiet der digitalen Funkkommunikation, basierend auf TETRA-Bündelfunk-Technologie (TETRA, Terrestrial Trunked Radio) und digitaler Mobilfunknetze (DMR, Digital Mobile Radio-) Standards, konnte Kapsch CarrierCom bereits einige Projekte im Bereich Funkinfrastruktur, zum Beispiel die neue Metrolinie (Linie 4) in Rio de Janeiro (BRA) erfolgreich umsetzen.
Das Unternehmen bietet zudem Lösungen für Festnetz, Mobilfunk- und Kabelnetzbetreiber, sowie Energie-Versorgungsunternehmen und ist Experte für die Virtualisierung von Kommunikationsnetzwerken. Die Schwerpunkte liegen im Bereich der Zugangsnetze (via Funk, Glasfaser oder Kabel), sowie auf kundenspezifischen Implementierungen von Sprach-, Daten- und Security-Lösungen. Kapsch CarrierCom arbeitet dazu mit weltweit führenden Produktlieferanten zusammen und sorgt mit lokalem Know-how für integrierte Gesamtlösungen.

Kapsch PublicTransportCom mit Fokus auf neue Wachstumsmärkte 
Im Dezember 2016 wurde die Kapsch PublicTransportCom als eigener Teil der Kapsch Group ausgegründet. Mit der Gründung bekennt sich Kapsch klar zu den Wachstumsmärkten öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und urbane Mobilität. Die neu geschaffenen Strukturen erlauben ein fokussiertes und dynamischeres Standbein in diesen Bereichen. Die Kapsch PublicTransportCom produziert und liefert Lösungen für intermodale Betriebsleitsysteme (ITCS, Intermodal Transport Control System), elektronisches Fahrgeldmanagement (AFC, Automatic Fare Collection) sowie mobile Ticketsysteme und situationsaktuelle Fahrgastinformationen.

Kapsch BusinessCom als Spezialist für unternehmerische Digitalisierung und Security
Die Kapsch BusinessCom ist einer der führenden Digitalisierungspartner und ICT-Serviceprovider für Unternehmen in Österreich. Dabei setzt Kapsch BusinessCom auf Herstellerunabhängigkeit und Partnerschaften mit weltweit führenden Anbietern wie Hewlett Packard Enterprise (HPE), Cisco oder Microsoft sowie auf ein breites Netzwerk aus Partnern aus der Forschung und branchenspezifischen Lösungsanbietern – vom Start-up bis zum Großkonzern. Dieses breite „Ökosystem“ an Partnern zeichnet Kapsch aus und stellt die Grundlage dafür dar, Kunden bei der Steigerung der Business Performance sowie der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle optimal unterstützen zu können. Mit einem Team an Cybersecurity-Spezialisten berät die Kapsch BusinessCom Unternehmen zudem bei der Risikoanalyse, dem Aufsetzen von Datensicherungs-Prozessen und dem Schutz vor Hackerangriffen.
Neben der Systemintegration und der kontinuierlichen Weiterentwicklung übernimmt Kapsch immer mehr den vollständigen Betrieb von ICT-Lösungen von Unternehmen. Im Hochsicherheits-Rechenzentrum earthDATAsafe in Kapfenberg (Steiermark) – 2008 in einer Tiefe von 320 Meter errichtet – steht Kunden eine Infrastruktur etwa für modernste und sichere Cloud-Lösungen zur Verfügung. Für Unternehmen wie die Österreichische Volksbanken AG oder PSA Payment Services Austria verwaltet Kapsch hier bereits große Teile der IT.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 18.08.2017

FUJITSU FORUM 2017: Gemeinsam fit für den digitalen Wandel

FUJITSU FORUM 2017: Gemeinsam fit für den digitalen Wandel© Fujitsu

Künstliche Intelligenz, Internet of Things, Cloud und Security zentrale Themen am 8. und 9. November in München.

Beim kommenden Fujitsu Forums 2017 am 8. und 9. November in München treffen sich wiederum mehr als 12.000 Manger und Experten, um gemeinsam mit den Fujitsu Experten über zentrale Themen des digitalen Wandels wie Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT), Cloud Computing und Cyber Security zu diskutieren.
Unter dem Motto „Human Centric Innovation: Digital Co-creation“ präsentieren Fujitsu und seine Partner in zahlreichen Keynotes, Breakout Sessions sowie in einer umfangreichen Ausstellung Innovationen, Lösungen und Zukunftsvisionen zu diesen vier zentralen Bereichen.

Aktive Mitgestaltung mit Themennennungen
Besucher können sich zudem aus erster Hand über Erfahrungsberichte von Kunden bei deren Digitalisierungsprojekten informieren. Auf der Ausstellungsfläche von über 3.500 Quadratmetern sind zahlreiche neue Technologien und Lösungen für Branchen wie den Einzelhandel, Finanzsektor, Gewerbe, Transport und Logistik, Gesundheits- und Bildungswesen sowie der öffentlichen Verwaltung zu sehen. Auch die Fujitsu Laboratories stellen ihre Highlights etwa im Bereich innovativer Robotik vor.
In diesem Jahr besteht zudem die Möglichkeit, das Fujitsu Forum über eine eigene interaktive Plattform aktiv mitzugestalten. Einmal registriert können Interessierte ihre Wünsche und Anregungen zum Beispiel in Hinblick auf die Expert-Talks und Live-Demos äußern. Die besten Ideen werden dann auf dem Fujitsu Forum umgesetzt und prämiert.

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CONTENT AD, Economy Ausgabe Webartikel, 15.08.2017

Familienunternehmen Kapsch feiert 125 Jahr-Jubiläum

Familienunternehmen Kapsch feiert 125 Jahr-Jubiläum© Kapsch

Von Wien-Neubau in 44 Länder aller Kontinente mit kontinuierlicher Innovation und Transformation als unternehmerische Basis.

Kapsch zählt zu den erfolgreichsten Technologieunternehmen Österreichs mit globaler Bedeutung in den Zukunftsmärkten Intelligente Verkehrssysteme (IVS) sowie Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die Kapsch-Gruppe besteht aus den vier eigenständigen Einheiten Kapsch TrafficCom, Kapsch CarrierCom, Kapsch PublicTransportCom und Kapsch BusinessCom. Die Kompetenzen und Services dieser vier Geschäftsbereiche ergänzen einander und decken die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand ab – von einzelnen Komponenten, Design und Errichtung von Systemen bis zum Betrieb.
„Geschichte, Gegenwart und Zukunft sind miteinander verbunden. Wir leben im Heute mit unseren Erfahrungen aus mehr als einem Jahrhundert und sollten dabei stets bereit sein, uns von Traditionen zu trennen, um der Zukunft die Tore zu öffnen“, so Georg Kapsch, Vorstandsvorsitzender der Kapsch Group, anlässlich des Firmenjubiläums. „Wir haben unser Portfolio optimiert, sind vom reinen Systemanbieter und -betreiber auch zu einem Daten- und Serviceanbieter geworden. Unser Kerngeschäft verlagert sich immer mehr von den Autobahnen in Richtung Stadt. Mit unserer Erfahrung im Bereich intelligente Mobilität sind wir prädestiniert dafür, die Smart Cities von morgen mitzugestalten“, erläutert Konzernlenker Kapsch die Strategie.

Von der Werkstatt in der Vorstadt zum globalen Innovator
Die Firmengeschichte des heutigen Weltkonzerns beginnt mit der Gründung einer feinmechanischen Werkstätte 1892 in der Schottenfeldgasse in Wien-Neubau durch Johann Kapsch, wo zunächst Morse-, Telegrafen- und Telefonapparate erzeugt wurden. 1916 erfolgte die Umwandlung in die Telefon- und Telegrafen-Fabriks-Aktiengesellschaft Kapsch & Söhne. Ab 1918 begann die Fertigung von Kondensatoren. Ein wichtiger Meilenstein war der Einstieg in die Radioproduktion: Kapsch läutete 1924 das heimische Rundfunkzeitalter ein.
Erste Radioempfänger mit Röhren und Detektorapparate wurden erzeugt. Zudem war Kapsch Mitbegründer der RAVAG, der Österreichischen Radio Verkehrs AG. Eine besondere Innovation gelang dem Unternehmen 1958: „Capri“ – das erste Transistorradio Österreichs – kam auf den Markt. Die Produktion von Radio-Empfangsgeräten wurde 1973 eingestellt. Das tragbare Radiogerät und weitere 50 Exponate aus der langen Firmenhistorie sind im Kapsch-Museum in Wien-Meidling zu besichtigen.

1930 mit ersten Fernsehversuchen auf der Wiener Messe
Die erste Vorführung von Fernsehversuchen in Österreich fand im Kapsch Pavillon auf der Wiener Messe 1930 statt: auch für die Sende- und Empfangsanlage von Kapsch eine Premiere. Breitflächigen Einzug in die Haushalte hielt das Fernsehen jedoch erst 1955, als Kapsch mit dem TFS-56-Modell das erste Schwarz-Weiß-Fernsehgerät auf den österreichischen Markt brachte. Zwölf Jahre später konnte schon der erste Kapsch Farbfernseher präsentiert werden: Das Modell „Chromomatic“ war ab 1967 erhältlich. Der Ausstieg aus der Produktion von Unterhaltungselektronik erfolgte 1985.

Vom Wiederaufbau des Telefonnetzes bis zum digitalen Mobilfunknetz
Gemeinsam mit der österreichischen Post war Kapsch maßgeblich am Wiederaufbau des Telefonnetzes nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. So kam es 1948 zur Umrüstung der Fernämter auf das Wahlsystem 48, dem ersten österreichweit einheitlichen Selbstwählsystem, das zwei Jahre später in Eferding (Oberösterreich) erstmals in Betrieb ging. Die nächste Innovation ließ nicht lange auf sich warten: 1955 entwickelte das Unternehmen eine neue, geräuscharme Wählscheibe für Telefone, die bis in die 1980er-Jahre im Einsatz waren. Gemeinsam mit der Schrack AG startete Kapsch 1980 mit der digitalen Telefonie und stattete 1984 das Bundesheer und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit den ersten – aus heutiger Sicht monströs anmutenden – C-Netz-Mobiltelefonen aus. Das erste Telefonat im digitalen GSM-Netz erfolgte wenige Jahre später im Jahr 1991.

Meilensteine im Zugfunk und bei Verkehrssystemen
Die Geburtsstunde für Kommunikationslösungen im öffentlichen Verkehr schlug 1970: Kapsch rüstete die ÖBB mit Zugfunk aus. Dieser Markt wurde kontinuierlich ausgebaut und Repräsentanzen in Ungarn, Tschechien, Polen, der Slowakei, der Ukraine, Russland, Slowenien und Kroatien eröffnet, 1994 Aufträge von mehreren europäischen Eisenbahnen umgesetzt. 2010 übernahm Kapsch die GSM-/GSM-R-Sparte von Nortel und wurde dadurch zu einem führenden Anbieter von digitalem Zugfunk. 2013 wurde ein zusätzliches Marktsegment erschlossen: Kapsch trat in den Markt für Kommunikationslösungen für den öffentlichen Verkehr ein – basierend auf der sogenannten TETRA-Technologie.
Der Siegeszug von Kapsch-Mautsystemen startete in Australien: Die Implementierung des weltweit ersten elektronischen Mautsystems für den mehrspurigen Fließverkehr auf einer Stadtautobahn erfolgte 1999 am Melbourne City Link. Österreich folgte 2003 mit der Realisierung des weltweit größten flächendeckenden elektronischen Lkw-Mautsystems. In Rekordzeit errichtete Kapsch 2006 das elektronische Lkw-Mautsystem für Tschechien und übernahm danach auch den Betrieb des Systems. 2011 folgte Polen, wo Kapsch den Auftrag für das gesamte Mautsystem auf insgesamt 2.000 Kilometer Autobahnen, 5.000 Kilometer Schnellstraßen und 600 Kilometer sonstigen Verkehrswegen erhielt. 2016 dann der nächste Meilenstein: Kapsch errichtete Europas größtes integriertes Advanced Traffic Management System in England und in den Niederlanden. Zudem stärkte Kapsch seine Marktposition durch die Übernahme der Transportation-Sparte von Schneider Electric.

125 Jahre Jubiläum als Highlight mit der „Night of Dedication“ im September
Anlässlich des Firmenjubiläums hat Kapsch im Frühsommer 2017 eine breite Marketing- und Kommunikationskampagne gestartet, deren Höhepunkt eine Gala im Wiener Konzerthaus mit einem Konzert unter der Leitung des griechischen Ausnahmedirigenten Teodor Currentzis am 11. September ist. „Durch unseren Familienzusammenhalt und das Engagement tausender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es uns gelungen, ein starkes Fundament zu schaffen. Wir sind heute als Firmengruppe strategisch besser positioniert denn je zuvor. Die Dynamik unserer Zeit gibt uns einerseits die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, fordert uns aber auch dazu auf, unser technisches Know-how in einem dynamischen Prozess laufend den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen“, resümiert Georg Kapsch.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 14.08.2017

Im Zangengriff der Treibstoffpreise

Im Zangengriff der Treibstoffpreise© Bilderbox.com

Hohe Kerosinkosten treiben US-Fluglinien erneut in die Enge. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.

Für United ist auch nach drei Jahren Gläubigerschutz vieles beim Alten. Die Treibstoffpreise, die bereits anzogen, als die US-Fluglinie um eine Verlängerung ihrer Insolvenz-Schonzeit ansuchte, haben inzwischen bedrohliche Höhen er- reicht. Allein im letzten Jahr legten die Kosten für Kerosin um 80 Prozent zu. Die Flieger der Airline sind weiterhin nur unzureichend ausgelastet, die operativen Kosten übersteigen jene der Konkurrenz. Seit geraumer Zeit schon präsentiert man sich mit einer Art Verkaufsschild auf dem Markt, bisher ohne Erfolg.
Das Tief nach 9/11 haben die US-Fluglinien zwar überwunden. Doch die Probleme von einst, wie etwa geringes Passagieraufkommen, wurden rasch durch neue er- setzt. Die riesigen Flotten der großen Carrier sind in die Jahre gekommen, die Maschinen zeigen nicht nur im Innenraum Ermüdungserscheinungen. Um Kosten zu sparen, wurden Routineüberprüfungen outgesourct und nicht immer zur Zufriedenheit erledigt. Southwest Airlines fasste zuletzt eine saftige Strafe wegen Wartungsmängeln aus.

Flucht in Fusionen
Die goldenen Zeiten amerika- nischer Fluggesellschaften, als Fliegen noch vom Hauch des Mondänen umgeben war und Flugbegleiterinnen von Trans World Airlines (TWA) und Pan American World Airways (Pan Am) die Passagiere in Kostümchen à la Emma Peel umsorgten, sind vor- über. TWA beförderte zwar Ende der 1980er Jahre noch die Hälfte der Transatlantikreisenden. Eine Reihe von Management-Fehlentscheidungen führte aber zum jähen Absturz. American Airlines kaufte TWA schließlich auf. Pan Am war ein ähnliches Schicksal beschieden: Was noch an Wert besaß, darunter die Strecken nach Europa, holte sich Delta Anfang der 1990er Jahre an Bord.
Den großen Fluglinien, allen vor- an United, wird zwar weiterhin eine gewisse Unbeweglichkeit gegenüber den Anforderungen des Marktes vor- geworfen. Vor den hohen Kerosin- preisen scheinen jedoch alle Carrier gleich zu sein. Seit März stellten die Aloha Airgroup, ATA Airlines, die Business-Class-Linie Eos und Skybus Airlines ihren Betrieb ein. Frontier Airlines suchte um Gläubigerschutz an. Die Großen versuchen sich in- des mit zusätzlichen Gebühren, wie für das Einchecken einer zweiten Tasche, hinüberzuretten. American Airlines stellt zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre seine Gratis- Snacks ein. Die Finanzanalysten von Standard & Poor’s beeindrucken die Maßnahmen nicht. Diese kündigten zuletzt an, das Kredit-Rating aller US-Carrier senken zu wollen. Wohin das führen soll, ist allerdings unklar. Erneute Phasen von Gläubigerschutz dürften kaum eine Lösung sein, denn einzusparen gibt es nicht mehr viel.
Wer kann, flüchtet sich daher in Fu- sionen. Mitte April gab Delta den Kauf von Northwest Airlines bekannt. Im letz- ten Jahr noch wehrte sich Delta gegen ein feindliches Übernahmeangebot von US Airways. Die Zustimmung der Kar- tellbehörde vorausgesetzt, könnte aus Delta und Northwest die weltgrößte Fluggesellschaft entstehen. US Airways soll sich inzwischen mit United über eine Fusion unterhalten. Davor ließ ein Quartalsverlust von einer halben Mrd. US-Dollar bei United die Verhandlungen mit Continental Airlines platzen.

Strammer Neuling
In den alten TWA-Terminal auf New Yorks Kennedy-Airport zieht unterdessen eine neue Fluglinie ein: Jet Blue, ein Billigflieger, der es neben moderaten Preisen mit neuem Schick versucht. Die Airbusse und Embraer-Jets der Airline sind allesamt mit Ledersitzen ausgestattet. Jet Blue, das rund 50 Destinationen in den USA und der Karibik anfliegt, gewinnt seit seinem Bestehen sämtliche Kundenbewertungen und fährt zudem recht solide Gewinne ein. Zuletzt beteiligte sich Lufthansa an dem Unternehmen, Kooperationen im Flugbetrieb stehen je- doch noch aus. Nach Einschätzung von Standard & Poor’s dürfte aber auch Jet Blue den Spritkosten nicht entkommen.

Alexandra Riegler, Economy Ausgabe 60-07-2010, 10.08.2017

Weniger arbeiten, mehr leisten

Weniger arbeiten, mehr leisten© Bilderbox.com

Hochleistungswirtschaft und Freizeitgesellschaft scheinen einander auf den ersten Blick auszuschließen. Intelligente Arbeitszeitmodelle könnten aber der Freizeit ihren Ruf der Produktivitätsbremse nehmen.

Frankreichs konservativer ehemaliger Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat einst eine Mahnung ausgesprochen, die bei den Gewerkschaften im Lande gar nicht gut ankam: Seine Landsleute soll- ten doch bitte mehr arbeiten, meinte Sarkozy in Anspielung auf die in den 1990er-Jahren beschlossene 35-Stunden-Woche, die seiner Ansicht nach eine „ökonomische Katastrophe“ für Frankreich sei. Das Land laufe Gefahr, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
In der Tat ist Frankreich in dieser Hinsicht eine Art Schlaraffenland: Es liegt nämlich auch sowohl bei den arbeits- freien Feiertagen pro Jahr (elf Tage) und dem Jahresurlaubs- anspruch (25 Tage) in Europa mit einer Gesamtanzahl von 36 freien Tagen in der vordersten Liga, nur getoppt von Finnland, Österreich und Griechenland.
Beim Rekordhalter Finnland summieren sich Feiertage und Urlaubsanspruch auf 39 Tage im Jahr, in Österreich sind es 38 und in Griechenland 37. Am meisten gearbeitet wird in Irland (29 Tage) sowie in den Niederlanden und Großbritannien (jeweils 28 Tage).
Ist Sarkozys Diktum richtig, dass die Zahl der Arbeitstage und die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes einen Zusammenhang bilden? „Es gibt immer noch eine erhebliche Lücke in
der Anzahl der bezahlten Urlaubstage zwischen den EU- Mitgliedsstaaten, obwohl es Anstrengungen gegeben hat, die Beschäftigungsmethoden in Europa anzugleichen“, sagt David Formosa, Berater bei Mercer Human Resource Consulting, der eine Studie über die freien Tage für Arbeiter und Angestellte in Europa durchgeführt hat. „Die Unmenge verschiedener Feiertage – in der EU wer- den ungefähr 50 verschiedene Tage als gesetzliche Feiertage angegeben – kann zur Belastung bei der Koordination von Geschäftstätigkeiten in Europa führen“, sagt Formosa. Doch es gebe mittlerweile durchaus Druck zu einer europaweiten Angleichung.

Flexibilität und Produktivität
Jörg Wiedemuth von der deutschen Gewerkschaft Verdi hält den Zusammenhang von Produktivität und Arbeitszeit allerdings für eine „Milchmädchenrechnung“: „Es gibt keinen empirischen Beweis, dass längere Arbeitszeiten zu weniger Arbeitslosigkeit führen“, stellt Wiedemuth fest. Auch liegen die Lohnstückkosten in Ländern mit längerer Arbeitszeit wie etwa Großbritannien oder den Benelux-Staaten über jenen mit weniger Arbeitstagen, da sich erwiesen hat, dass längere Arbeitszeit nicht automatisch einer Produktivitätssteigerung entspricht. Zu den heftigsten Krikern einer Arbeitszeitverlängerung in Österreich zählt der Sozialforscher Bernd Marin mit seinem Argument, dass nicht mehr, sondern weniger Arbeit mehr Wohlstand schaffe. Arbeitszeitverlängerung und Ab- schaffung von Feiertagen sind für ihn „Unfug“: Auf den individuellen Arbeitnehmer bezo- gen bedeute längeres Arbeiten eine steigende Lebensarbeitszeit und damit weniger bezahlte Fehlzeiten, Krankenstände und Erholungszeiten, was sich wie- derum auf die Produktivität – vor allem bei älteren Arbeitnehmern – auswirke.
Verlängerte Arbeitszeiten sind laut Marin „Steinzeitliberalismus“, die Abschaffung von Feiertagen schlicht ein „Groschengeschäft“. Viel zielführender wäre es, wenn sich Arbeitgeber und -nehmer auf ein sogenanntes „Jahresarbeitszeitmodell“ einigen, in dessen Rahmen sich der Arbeitnehmer seine produktive Zeit selbst ein- teilen könne. Auch die Erweiterung der Teilzeitarbeitsformen sei im Hinblick auf neue Lebensmodelle in der Gesellschaft anzustreben, meint Marin. Das würde zum Beispiel „gut ausgebildeten“ Frauen, die ansonsten zu Hause bei den Kindern „versauern“ müssten, die Teilnahme am Berufsleben ermöglichen.
Arbeitszeit, das sei auch Lebenszeit, schließt Marin. Da die Lebenserwartung allgemein steige und die Lebenszyklen sich geändert hätten, sei die Diskussion um eine sinnvolle Verteilung der Arbeitszeit in der Lebenszeit dringend zu führen, fordert der Sozialforscher. Dabei seien auch die Antworten auf das Leben in „Hochleistungswirtschaften“ und ihre „Hyperproduktivität“ an sich zu suchen, die ja zu Paradoxien in der modernen Leistungsgesellschaft geführt hätten: dass es nämlich zu Arbeitslosigkeit in Hochbeschäftigungszeiten und zu Stress und Zeitnot in der Freizeitgesellschaft komme.

Wertewandel gefordert
Eine Jahresarbeitszeit-Flexibilisierung müsse auch dem „durchaus beunruhigenden Wertewandel von Arbeits-, Berufs- und Leistungsorientierung hin zu Privatleben, Freizeit und Spaßkultur“ gegensteuern, ortet Marin. Die Vorschläge, die der Sozialforscher bei einer Tagung der Industriellenvereinigung Ende April in Wien auf den Tisch legte, sind zwar aus heutiger Sicht radikal, doch sie
berücksichtigen die Erfordernisse der Arbeitsgesellschaft. Da Österreich in die „Freizeitgesellschaft“ taumle, müsse Arbeitsentgelt von der Arbeitszeit abgekoppelt werden, was nur mit flexiblen Zeitmodellen gelinge. Marin fordert zwar mehr Ruhezeiten, aber weniger Leer- lauf- und Stillstandszeiten. Er meint, dass sich längere Betriebszeiten und mehr Freizeit für den Einzelnen mit intelligenten Zeitmodellen durchaus machen lassen würden.
Dies würde sowohl der Freizeitgesellschaft durch längere Öffnungs- und Betriebszeiten vor allem in der Dienstleistungsbranche entgegenkommen, dem einzelnen Arbeitnehmer aber mehr Zeitautonomie und mehr Wahlmöglichkeiten überlassen und das paradoxe Phänomen des „Freizeitstresses“ verringern. Letztlich würde ein flexibles Jahresarbeitszeitmodell auch der Work-Life-Balance und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenkommen.

Arno Maierbrugger, Economy Ausgabe 60-07-2010, 08.08.2017

Stilvolle Reisen ganz à la carte

Stilvolle Reisen ganz à la carte© Bilderbox.com

Abseits von den Touristentrampelpfaden und mit etwas Kleingeld ist Reisen noch ein echter Genuss.

All jene, die sich Mallorca, die Dominikanische Republik und andere nähere oder fernere Ziele des ungebremsten Massentourismus tunlichst ersparen und ihre meist hart verdienten Urlaubstage und -wochen des Jahres stilvoll verbrin- gen möchten, müssen zwar etwas tiefer als die Allgemeinheit ins Portemonnaie greifen. Dennoch brauchen sie keine Milliardäre oder im Besitz einer Ame- rican-Express-Centurion-Kreditkar-
te und deren Privilegien zu sein, um wie die Wohlhabenden diverse Life- style-Reisen und Topdestinationen zu genießen und dabei in eine luxuriöse Welt des Reisens einzutauchen.
Das Zauberwort für die Vermeidung von finanziellem Ruin durch eine Traumreise lautet „Geheim- tipps“. Wer schon einmal in Gehweite zu Balis Traumstrand Jimbaran (Business-Class-Flug nach Denpasar mit Singapore Airlines oder Austrian Airlines über Bangkok oder Kuala Lumpur) im exklusiven Jamahal Villenresort (www.jamahal.net) mit ei- genem Haus, Garten und Pool ab 400 Euro pro Nacht residiert hat, kann da- von ebenso ein Lied singen wie jene, die auf Malaysias Privaturlaubsinsel Pankor Laut (ab 300 Euro pro Nacht und Residence, Business-Class-Flug mit Malaysia Airways via Frankfurt) waren (www.pankorlautresort.com). oder den Abend im schönsten Badezimmer der Welt in freier afrikanischer Natur im exklusiven, am Sambesi gelegenen Songwe Village (ab 300 Euro pro Nacht) verlebt haben.
Auch auf den Malediven kann man für ein einigermaßen überschaubares Budget „echten Sechssternekomfort“ auf der Luxusinsel Kanuhura (vier Tage „Off Season“ ab 2200 Euro im Paketpreis bei Economy; für Business Class kann man mit Air France via Paris ungefähr 1900 Euro aufschlagen) genießen und die damit ersparten paar Hundert Euro beim Krebs- rennen am Strand in Gesellschaft von Naomi Campbell, Will Smith und Co verwetten.

Hedonistischer Urlaubsexzess

Aber natürlich kann man diesen leistbaren Luxus jederzeit leicht und exorbitant übertrumpfen und wirk- lich ganz exklusiv und so richtig teu- er verreisen. Einer der „Geheimtipps“ für hedonistischen Urlaubsexzess jen- seits jedes Budgetrahmens ist der re- nommierte Reiseveranstalter Fischer Travel in New York. Fischer ist nicht in den Yellow Pages, dem Branchen- verzeichnis, gelistet. Sämtliche Kon- taktdaten des Unternehmens wer- den unter den Reichen und Schönen heimlich kolportiert. Schon allein die Mitgliedschaft in der Agentur kostet 50.000 US-Dollar Eintrittsgeld plus 10.000 US-Dollar pro Jahr.
Dafür bekommt man Reisen zu den exklusivsten und unmöglichs- ten Destinationen der Welt, Last- Minute-Reservierungen in eigent- lich ausgebuchten Suiten und Villen oder Golfunterricht vor Ort von nie- mand Geringerem als Tiger Woods.
Ebenso kann man der Seite von Spani- ens König Juan Carlos in der portugie- sischen Nobelherberge Grande Real Vil- la Italia Hotel and Spa urlauben (www. granderealvillaitaliahotel.com, Tipp: auch ohne Fischer ist ab 900 Euro die Buchung möglich). Oder man mietet eine Villa im Rancho Valencia Resort and Spa, um mit dem Sultan von Brunei zu speisen.
Fischer muss aber nicht sein. Hier drei Hot Spots, wo man zwar teurer, aber ohne Verarmungsgefahr traumhaften, exklusiven Sonnenurlaub abseits der tou- ristischen Trampelpfade machen kann: Da wäre einmal das Bucuti Beach Resort auf Aruba (www.bucuti.com) mit sei- nem traumhaften Strand zu nennen. Ein weiteres solches Ziel wäre die Turneffe Island Lodge (www.turneffelodge.com)
auf einer Privatinsel in Belize, wo man übrigens nur zweimal die Woche an- be- ziehungsweise abreisen kann. Hier ist auch kein TV, Internet oder Telefon vor- handen, damit man die Natur und den Partner richtig genießen kann. Empfeh- lenswert ist zudem das Parrot Cay mit seiner Beach Villa auf den Turks- und Caicos-Inseln.

Mario Köppl, Economy Ausgabe 60-07-2010, 04.08.2017

Die süße Tugend des Nichtstuns

Die süße Tugend des Nichtstuns© Bilderbox.com

Das Recht auf Arbeit sei eine kapitalistisch-religiöse Platitüde, meint Paul Lafargue.

Man kann vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder halten, was man will, er hat jedenfalls seine Früh- sozialisten gelesen. „Es gibt kein Recht auf Faulheit“, tönte der sozialdemokratische Ex- Kanzler im Jahr 2001 via Bild- Zeitung und meinte damit die damals rund vier Mio. Arbeits- losen und Sozialhilfeempfänger im Land, die er damit gleich ein- mal alle als Arbeitsverweigerer über einen Kamm scherte.Woher kam allerdings der flotte Spruch? Das Recht auf Faulheit, im Originaltitel Le droit à la paresse, entstammt der Feder des Frühsozialisten Paul Lafargue und ist im Jahr 1880 zum ersten Mal erschienen und danach viele Male nachgedruckt worden. Lafargue analysierte den zu seiner Zeit auf- kommenden Begriff der Arbeit als Lebensinhalt, als Grundlage von Wohlstand und als Struktur des Daseins in seinen Grund- lagen. Er kam zu dem Schluss, dass es sich bei der „Arbeits- sucht“ und dem „Arbeitsglück“ lediglich um eine bestimmte moralische Grundlage der Bourgeoisie und des frühen Kapitalismus handelte, die damit der neu entstehenden Arbeiter- klasse ihre ethischen Grundlagen geben wollten.

Seltsame Arbeitssucht
„Die kapitalistische Moral, eine jämmerliche Kopie der christlichen Moral, belegt das Fleisch des Arbeiters mit einem Fluch; ihr Ideal besteht darin, (...) den Produzenten zur Rolle einer Maschine zu verurteilen, aus der man pausenlos und gnadenlos Arbeit herausschindet“, schreibt Lafargue. Diese „seltsame Arbeits- sucht“, die den Menschen „ein organisches Bedürfnis“ ist, wird von ihm gnadenlos zerpflückt. Und so kommt er auch zu folgendem Schluss: Das „Grundrecht auf Arbeit“, wie es die Französische Revolution formulierte, führe den Arbeiter immer mehr in die Verelendung, aus der er glaubt, nur durch mehr Arbeit herauszukommen. Zu viel Arbeit führe zu Überproduktion, laut Lafargue zu seiner Zeit etwa ein Grund für den Kolonialismus und die dar- aus folgenden Probleme.Die Religion der Arbeit müsse widerlegt werden, und zwar mit dem „Recht auf Faulheit“.Faulheit oder, moderner ausgedrückt, Bevorzugung von Freizeit wird in der heutigen Gesellschaft meist mit Parasitismus statt mit Hinwendung zur Muße gleichgesetzt. Foto: Photos.comKathrin Fischer (42) ist neue Professorin für Supply Chain Management und Logistik am Institutfür Transportwirtschaft undLogistik an der Wirtschaftsuniversität (WU)Wien. Die deutsche Logistikexpertin war zu- letzt als Leiterin des Studiengangs „Logistics Management“ an der HSBA (Hamburg School of Business Administration) tätig. An der WU wird sie sich um diverse Lehrveranstaltungen kümmern. Foto: WU Wien Lafargue bemüht viele historische Beispiele, etwa die alten Griechen, die in der Zeit ihrer höchsten Blüte nur Verachtung für die Arbeit hatten; den Sklaven allein war es gestattet zu arbeiten, der freie Mann kannte nur körperliche Übungen und Spiele des Geistes, bemerkt Lafargue.Welches seien in der Gesell- schaft die Klassen, welche die Arbeit um der Arbeit willen lieben?

„Die Kleinbauern und Kleinbürger, welche, die einen auf ihren Acker gebückt, die an- deren ihren Geschäften hinge- geben, dem Maulwurf gleichen, der in seiner Höhle herumwühlt, und sich nie aufrichtet, um mit Muße die Natur zu betrachten“, so Lafargue in seiner Schrift, die im Gegensatz zu Marx und Engels damals den Fortschrittsgedanken komplett zurückwies und auch den Konsumgedanken der Frühindustrialisierung in Form der Massenproduktion ab- lehnte. Nicht zuletzt deswegen war seine Schrift im gesamten Ostblock bis zur Wende in den 1990er Jahren verboten.In der Tat hat der Gedanke der Anti-Arbeit beziehungsweise der Faulheit eine lange historische Tradition. So schreibt etwa Herodot: „In Athen waren nur die Bürger wirkliche Edle, die sich mit der Verteidigung und Verwaltung der Gemeinschaft beschäftigten. (...) Um mit ihrer geistigen und körperlichen Kraft die Belange der Re- publik wahrzunehmen, mussten sie über ihre ganze Zeit frei verfügen und beluden die Sklaven mit der ganzen Arbeit.“„Die Arbeit ist nichts anderes als ein Zügel für die edlen menschlichen Leidenschaften.“Paul Lafargue Plato wiederum schreibt in seiner Gesellschaftsutopie des Philosophenstaates, dass „die Natur weder Schuhmacher noch Schmiede geschaffen hat; solche Berufe entwürdigen die Leute, die sie ausüben.“ Und Cicero stellte in seinem Werk Über die Pflichten recht deutlich klar, was er von Arbeit hielt: „Wer seine Arbeit für Geld her- gibt, verkauft sich selbst und stellt sich auf eine Stufe mit den Sklaven.“Das Lohnsystem, schließt Lafargue daraus, die Lohnarbeit an sich sei „die schlimmste Sklaverei“ überhaupt: „Man führe die Arbeit ein, und adieu Freu- de, Gesundheit, Freiheit – adieu alles, was das Leben schön, was es wert macht, gelebt zu werden.“Der österreichische Soziologe Bernd Marin hat sich der Thematik nach dem Schröder-Ausspruch angenommen und versucht, den Begriff „Faulheit“ auf heute gültige, moderne Bedingungen umzumünzen: Faulheit sei heute eher gleich- zusetzen mit der „Präferenz für Freizeit“, meint Marin, und zwar eine „Freizeit“, die sich nicht aus Mitteln der Sozialleistungen speist. Freie Gesellschaften würden nämlich weder Zwangsarbeit noch Arbeitszwang kennen und müssten eine „Faulheit“ eines Teils der Mitglieder dieser Gesellschaft hinnehmen können müssen, so- lange die „Faulen“ nicht am sozialen Tropf hängen, sondern ihre Utopie des süßen Nichtstuns innerhalb der Ellbogengesellschaft selbst organisieren – wie immer das auch gelingen soll oder kann.

Mittagsschlaf über allem
Wie man richtig faul ist, kann man sich von der literarischen Vorlage Oblomow von Iwan Gontscharow abschauen. Oblomow, ein russischer Adeliger, legt eine beispiellose, methodische Trägheit und Faulheit an den Tag. In seinem dauernden Schlummer vergisst er die Menschen, den Zwang, die Ordnung der Dinge und überhaupt alles außer seinen Mittagsschlaf, der das zentrale Ereignis seines Ta- ges ist. Diese Faulheit ist allerdings extrem, sie beinhaltet keinerlei Muße, die sich Lafargue unter Faulheit vorstellt.

Arno Maierbrugger, Economy Ausgabe 60-07-2010, 31.07.2017

70 Milliarden in zehn Jahren

70 Milliarden in zehn Jahren© Bilderbox.com

Mit dem Apfel lässt sich gut verdienen, so die aktuellen Zahlen aus dem App Store von Apple.

Seit Start des App Store im Jahr 2008 verdienten die Entwickler über 70 Milliarden US-Dollar. Allein in den vergangenen 12 Monaten ist die Zahl der Downloads um über 70 Prozent gestiegen.
Mit dem Abonnement-Geschäftsmodell, das Entwicklern jetzt in allen 25 App-Kategorien zur Verfügung steht, sind die aktiv bezahlten Abonnements im App Store um 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Kunden genießen Abonnements bei einer Vielzahl von Diensten, darunter bei langjährigen Favoriten wie Netflix und Hulu, oder auch bei Neulingen wie Tastemade, ein Mobile First-Netzwerk rund ums Kochen, und bei Fotobearbeitungs-Apps wie Over und Enlight.

Wachstum bei Fotos und Videos um 90 Prozent
App Store-Entwickler aus der ganzen Welt kreieren Apps für Kunden in 155 Ländern, die laut Apple das Leben verbessern, ein Umdenken in Industrien bewirken und ganze Kulturen prägen. Spiele und Unterhaltung gehören dabei zu den umsatzstärksten Kategorien. Lifestyle-, sowie Gesundheits- und Fitness-Apps haben im vergangenen Jahr ein Wachstum von über 70 Prozent verzeichnet. Foto und Video gehört mit einem Zuwachs von fast 90 Prozent zu den ebenfalls am schnellsten wachsenden Kategorien.

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red, Economy Ausgabe Webartikel, 24.07.2017

Neue Datenverordnung für Betriebe rückt unaufhaltsam näher

Neue Datenverordnung für Betriebe rückt unaufhaltsam näher© bilderbox.com

Bis zu 20 Mio. Euro Geldstrafen bringt Handlungsbedarf für Unternehmen ob der neuen gesetzlichen Datenschutzverordnung ab Frühjahr 2018. Kapsch BusinessCom unterstützt Betriebe bei der Umsetzung mit eigens gegründeter Datenschutz-Unit.

Die Europäische Union setzt auf maximale Abschreckung: Vier Prozent des weltweiten Umsatzes oder bis zu 20 Mio. Euro Geldbußen drohen Unternehmen bei Verstößen gegen die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Mit Stichtag 25. Mai 2018 weitet die neue gesetzliche Regelung den Schutz personenbezogener Daten auf identifizierte oder identifizierbare Personen massiv aus, so Rechtsanwalt Markus Dörfler von Höhne, In der Maur & Partner Rechtsanwälte beim vergangenen Kapsch Security Day. Die Verordnung umfasst ausdrücklich auch genetische und biometrische Daten sowie das sogenannte Profiling. Die Einhaltung wird von einer neuen Aufsichtsbehörde überwacht, der Verstöße binnen 72 Stunden zu melden sind.
Informiert werden müssen auch die Betroffenen. Ist der Aufwand dafür zu hoch, muss die Information über eine öffentliche Bekanntmachung weitergegeben werden. „Das kostet dann sehr schnell wertvolles Vertrauen beim Kunden“, warnt Dörfler. Um den neuen Pflichten ab 25. Mai kommenden Jahres nachzukommen, sollte man schnellstmöglich mit der Umsetzung der Verordnung beginnen. „Die Behörde wird mit dem Stichtag zu kontrollieren beginnen. Wer dann seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, wird schnell Probleme kommen“, so Dörfler.

Pflichtenkatalog für Unternehmen
Um die neuen Richtlinien anzuwenden bzw. einzuhalten, empfehlen Experten, dass Unternehmen umgehend den gesetzeskonformen Pflichtenkatalog abarbeiten. Wer etwa Daten von Kunden speichert, muss sich deren ausdrückliche Einwilligung einholen und diesen Nachweis auch dokumentieren. Für die Datensicherheit sind zudem geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen. Dabei sind der Stand der Technik, Implementierungskosten, Art, Umfang, Umstände und Zweck der Datenverarbeitung sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere des Risikos zu berücksichtigen. Weiters gibt es eine Datenminimierungspflicht, wo Daten nur aus gutem Grund gespeichert und weiterverarbeitet werden dürfen und all das muss detailliert dokumentiert werden.

Kapsch stellt Kunden eigene Datenschutz-Unit zur Verfügung
Kapsch setzt diese Vorgaben bereits seit Jänner des vorigen Jahres um und hat dazu eine eigene Datenschutzorganisation gegründet. „Die Schwierigkeit dabei war, dass die DSGVO ein hochkomplexes und sehr umfassendes Thema behandelt und die Formulierungen in der Verordnung unscharf und schwammig sind“, berichtet Chief Privacy Officer Günter Wildmann von Kapsch. Im ersten Schritt geht es darum, Daten zu erfassen und ihr Risikopotenzial abzuschätzen. „Für diese Erfassung war Share Point ideal, aber das Risikomanagement ist die eigentliche Herausforderung. Die Verordnung ist nämlich nur dann einzuhalten, wenn man das Risiko managt.“ Die Lösungen dazu mussten auch bei Kapsch erst konzipiert werden. „Das war kurz gesagt Learning by Doing“, erinnert sich Wildmann.

Internes Audit für Risikoabschätzung
Von den Erfahrungen, die Kapsch bei der Umsetzung der Richtlinie gemacht hat, profitieren nun auch die Kunden. „Wir unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung einer Datenschutz-Risikoabschätzung oder führen ein internes Audit durch, das die technischen Risiken erfasst, die auf die Sicherheit der internen Infrastruktur wirken“, so Robert Jankovics, Teamlead Information Security Audit & Assessment bei Kapsch BusinessCom. Für ein Datenschutz Management System, mit dem sich die gesetzlichen und betrieblichen Anforderungen des Datenschutzes planen, organisieren, steuern und kontrollieren lassen, empfiehlt der Kapsch-Experte die Lösung CRISAM von Calpana.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 24.07.2017

EU-Datenschutz-Grundverordnung ernst nehmen

EU-Datenschutz-Grundverordnung ernst nehmen© Bilderbox.com

Den Unternehmen läuft die Zeit davon, warnt die Wirtschaftskammer.

In einem Jahr ist die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) europaweit anzuwenden. Obwohl die Zeit bereits knapp ist und bei Verstößen gegen die Verordnung sehr hohe Strafen drohen, warten viele Unternehmen mit den Vorbereitungen noch zu, einige wissen noch gar nicht darüber Bescheid. Die Wiener Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Wien und der Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ) setzen daher verstärkt auf Aufklärung und raten allen Unternehmen, die Angelegenheit ernst zu nehmen.
„Auch wenn ein Jahr lange klingen mag, sollten die Unternehmen den notwendigen Zeitbedarf nicht unterschätzen. Umfang und Komplexität der erforderlichen Veränderungen benötigen oft eine längere Vorbereitungs- und eine entsprechende Implementierungszeit“, mahnt Martin Puaschitz, Obmann der Wiener Fachgruppe UBIT. Anton Jenzer, Präsident des DMVÖ, ergänzt: „Wer sich jetzt noch nicht damit beschäftigt hat, ist schon sehr spät dran.“

Weitreichende Auswirkungen
Durch die Verordnung werden zum einen die Nutzerrechte wesentlich gestärkt. So müssen beispielsweise Unternehmen vor der digitalen Kontaktaufnahme mit Personen, die keine Kunden sind, deren Zustimmung einholen. Diese muss „unmissverständlich und freiwillig durch eine aktive Handlung“ erfolgen. Zum anderen wird durch die neue Verordnung den Unternehmen auch in puncto Datensicherheit mehr Verantwortung auferlegt. Ist ein tatsächlicher Datenmissbrauchsfall oder Datendiebstahl eingetreten und sind dadurch negative Folgen zu erwarten, müssen die Behörden sowie auch alle Betroffenen unverzüglich benachrichtigt werden, wobei die Risiko-Folgenabschätzung den Unternehmen obliegt.
Die Strafen bei Rechtsverletzungen sind dabei bewusst empfindlich hoch angesetzt, um zu zeigen, dass die Sache ernst genommen wird. Die Höchststrafe beläuft sich auf 20 Millionen Euro oder 4 Prozent vom weltweiten Umsatz, je nachdem was höher ist, um auch Giganten wie Facebook oder Google in die Pflicht zu nehmen. Seit kurzem liegt auch das „Datenschutz-Anpassungsgesetz 2018“, in dem die nationalen Ergänzungen der DSGVO definiert werden, dem Nationalrat zur Begutachtung vor. Somit sind nun alle Eckdaten der neuen Datenschutz-Verordnung weitgehend bekannt. Daher raten die beiden Experten dringend, sich ab sofort damit zu beschäftigen.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 18.07.2017

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