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21. Juli 2024

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Wenig Skrupel

Wenig Skrupel© Bilderbox.com

Für 24 Prozent der Manager ist Bestechung normal, die Konsequenzen werden nicht bedacht.

Weltweit machen zwölf Prozent der Manager persönliche Geschenke machen, 13 Prozent zahlen sogar Bargeld. Vier Prozent stellen Finanzergebnisse absichtlich falsch dar. In China besticht jeder zweite Manager mit Bargeld, in Spanien 28 Prozent und in Indien 16 Prozent. In Österreich sind es hingegen nur zwei Prozent.
Das ist ein Ergebnis der aktuellen Global Fraud Survey der Prüfungs- und Beratungsorganisation Ernst & Young (EY), für die über 2.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 62 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Österreich.
„Der wahre Wert von Compliance-Richtlinien zeigt sich, wenn Unternehmen Gefahr laufen, ihre Ziele zu verfehlen“, sagt Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich. „Dass mehr als jeder vierte Manager weltweit bestechen würde, um den Geschäften auf die Sprünge zu helfen, ist alarmierend. Eigentlich sollte inzwischen jeder sensibilisiert sei.“
Der Schaden, den Bestechung und Korruption anrichten können, kann für das Unternehmen aber auch den beteiligten Manager existenzbedrohend werden. Zur Strafverfolgung kommt der Imageschaden sowie etwaige Schadensersatzforderungen. Bestechung und Korruption entwickeln sich also fast immer zum Bumerang.

Großes Vertrauen
In Österreich sei das Unrechtsbewusstsein stark ausgeprägt, die Kontrolle vergleichsweise effektiv. 52 Prozent der heimischen Manager sind der Ansicht, dass die österreichischen Strafverfolgungsbehörden Fälle von Bestechung und Korruption verfolgen und zu einer Verurteilung bringen.
Weltweit sind nur 33 Prozent dieser Ansicht. Zwölf Prozent der Manager weltweit sagen sogar, dass die Behörden nicht bereit oder in der Lage seien, solche Fälle zu verfolgen. In Österreich glauben das nur zwei Prozent der befragten Manager. Besonders gering ist das Vertrauen in die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden in der Ukraine, wo 44 Prozent der Manager an der Fähigkeit oder Motivation der lokalen Behörden zweifeln, in Südafrika und Argentinien sind es 42 beziehungsweise 40 Prozent.
Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass Unternehmen weltweit mit überwältigender Mehrheit hohe Transparenz bei den wirtschaftlichen Eigentümern ihrer Kunden fordern. Österreichs Führungskräfte fordern das im internationalen Vergleich besonders vehement ein: Hierzulande betrachten 96 Prozent transparente Eigentumsverhältnisse als (sehr) wichtig, noch mehr als im internationalen Durchschnitt (91 Prozent).

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.05.2016

Regionalbewusstsein stärken

Regionalbewusstsein stärken© piqs.de/lali masriera

Der neue Besitzer der Frottierweberei Wirtex stemmt sich gegen Billigimporte aus Übersee.

Rudolf Strobl, Meister der Landmaschinentechnik und Firmeninhaber in Waidhofen an der Thaya, hat Sinn für Tradition. Unter anderem dieser bewog ihn dazu, die 1863 in Frühwärts gegründete Manufaktur Wirtex nach ihrem Konkurs wiederzubeleben. Der Neustart erfolgte im März 2013.
„Das Waldviertel ist eine Region, in der es wenig Arbeitsplätze gibt. Das war auch der Grund des Firmenkaufes. Ich wollte die Arbeitsplätze sichern und auch die 150-jährige Frottierwarentradition“, berichtet Strobl. Derzeit beschäftigt die Frottierweberei Wirtex GmbH 17 Mitarbeiter, der jährliche Umsatz bewegt sich in Millionenhöhe.
Wirtex erzeugt Frottierwaren aller Art, wie Hand- und Duschtücher, Bademäntel und Küchentücher. Auf Wunsch gibt es die kuscheligen Manufakturstücke auch mit individuellen Signaturen und Logos. Aber auch das sogenannte Grubentuch, das einst als Mund- und Nasenschutz für Grubenarbeiter gedient hatte, wird heute noch gern gekauft.

Billigware
Zu den Kunden zählen heimische Werbeagenturen, Hotels, Thermen und Vereine. In Frühwärts gibt es nicht nur einen Firmenshop, auch Betriebsführungen sind möglich. „Wir sind Partner der NÖ-CARD und bieten unsere Führungen drei Mal pro Woche an. Gruppen sind gegen Voranmeldung jederzeit herzlich willkommen“, sagt Strobl.
Probleme bereiten der Branche vor allem Produkte aus Billiglohnländern, die laut Strobl den österreichischen Markt geradezu überschwemmen. „Mit Produkten aus Ländern, in denen der Mitarbeiter einen Minutenlohn von 0,05 Euro und weniger bekommt, können wir nicht mithalten. Denn bei uns kostet ein Arbeiter 0,40 Euro pro Minute, in unserem Nachbarland Tschechien 0,20 Euro.“
Rudolf Strobl spricht sich daher dafür aus, einerseits das Regionalbewusstsein der Österreicher zu stärken und andererseits „Qualität vor Quantität zu setzen.“ Außerdem störe es ihn, wenn immer davon geredet werde, „dass Ware aus Übersee Fair Trade sei. Ware aus Österreich ist von Haus aus Fair Trade, aber keiner spricht davon.“

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.05.2016

Das Kraut finanziert über die crowd

Das Kraut finanziert über die crowd© wikipedia/Anargratos

Die zu erwartende Freigabe von medizinischem Cannabis könnte aus einer Schmuddelbranche eine Goldgrube machen. Zeit für ein Start-up.

Mit einer Crowdfunding Kampagne will das Start-up Kräutergarten eine Million Euro für die Erweiterung des Produktportfolios und die europaweite Expansion einnehmen.
Auf die legale Vermarktung von natürlichen Hanfpflanzen und Hanfprodukten, wie Hanftee und CBD(Cannabidiol)-Öle, spezialisiert sich die HGV Kräutergarten GmbH. Das 2015 gegründete Unternehmen vertreibt diese Produkte über ihren Online-Shop und eröffnet im April 2016 die erste Filiale in Graz. Das Shop-Konzept ist vollautomatisiert und dient als Concept Store für die weitere Expansion. Mit Hilfe hochmoderner Automaten werden verschiedene Cannabis-Produkte vertrieben.

Glashaus
„Der österreichische Markt steckt trotz beachtlicher Umsatzzahlen noch in den Kinderschuhen", beschreibt Andreas Troger, Gründer und Geschäftsführer die aktuelle Situation. „Der Handel mit diversen Hanfprodukten ist zwar heute schon besonders lukrativ – durch die zu erwartende Freigabe der Produktion von medizinischem Cannabis ist aber ein exponentielles Wachstum zu erwarten. Hanfgarten will Österreich zu einem internationalen Vorreiter in der medizinischen Cannabis Forschung machen. Durch unsere starken Kooperationspartner und der Positionierung der Marke sind wir für diesen Schritt bestens gerüstet.“
Hanfgarten setzt auf Kooperationen mit etablierten Größen im Cannabis-Geschäft. So werden die Hanfpflanzen gemeinsam mit dem größten Gärtnereibetrieb Österreichs in einem eigens für den medizinischen Cannabisanbau designten Glashaus gezogen. Für die Erweiterung des Portfolios um medizinisches Cannabis wird mit etablierten Branchen-Experten aus den USA zusammengearbeitet.
Hanfgarten hat so Zugriff auf Know-How aus rund 20 Jahren Erfahrung im Anbau von medizinischem Cannabis. Interessierte Investoren können seit dem 13. April ab einer Summe von 250 Euro in die HGV Kräutergarten GmbH und somit in den Canna-Business-Markt investieren. Die Fundingschwelle beträgt 75.000 Euro und das Fundinglimit liegt bei 1 Million.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Heißes Eisen

Heißes Eisen© piqs.de/harry neumaier

Ein neues Kompetenzzentrum soll die Metallindustrie stärken.

Heimische Industriebetriebe, der Bund sowie die Länder Steiermark, Oberösterreich und Tirol nehmen zur Stärkung der heimischen Metallindustrie rund 22 Millionen Euro in die Hand. Neue Technologien in der Metallverarbeitung, verbesserte Produktionsprozesse und minimierter Energie- und Rohstoffverbrauch sind die zentralen Forschungsbereiche des neuen Kompetenzzentrums K1-MET.
„Die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft im Kompetenzzentrum wird dazu beitragen, die weltweite Spitzenposition Österreichs in der Metallverarbeitung zu festigen“, zeigte sich der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann bei der Präsentation des Metallurgical Competence Center (K1-MET) überzeugt. Größte Miteigentümer sind mit jeweils 35 Prozent die voestalpine und die Montanuniversität Leoben. Der Linzer Industrieanlagenbauer Primetals technologies Austria GmbH ist mit 20 Prozent und die Johannes Kepler Universität in Linz mit zehn Prozent am Zentrum beteiligt.

Forschungsgelder
Hinter der metallurgischen Industrie stecke enormes fachliches Know-how, „nur so können die riesigen Hochtemperatur-Prozessanlagen effizienter funktionieren“, betonte Geschäftsführer Johannes Schenk. Und das ist angesichts der angestrebten Klimaschutzziele auch notwendig: Wie Schenk erläuterte, trage die globale Stahlproduktion von mehr als 1,6 Milliarden Tonnen jährlich auch zu sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen bei.
In einer Mischung aus Grundlagenforschung, Laborexperimenten, anwendungsnahen Tests in Pilotanlagen bis hin zu Computermodellierungen will man Innovationen erzielen, die insgesamt die Emissionen und den Ressourcenverbrauch in der Roheisen- und Stahlproduktion senken. Dazu stehen bis Mitte 2019 rund 22 Millionen Euro zur Verfügung. Das K1-MET wird im Rahmen des Kompetenzzentren-Programms COMET mit Bundes- und Landesmitteln gefördert. Nach einer Zwischenevaluierung sei eine Verlängerung der Laufzeit um weitere vier Jahre möglich.
Unter den kooperierenden Unternehmen findet sich unter anderem der Feuerfestprodukte-Spezialist RHI, der im steirischen Leoben ein Technologiezentrum betreibt.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Eine Hand am Lenkrad

Eine Hand am Lenkrad© piqs.de/zzyzn

Selbstfahrende Autos sind laut Verkehrsminister Klug eine Chance für die heimische Industrie, den Trend zu verschlafen wäre fahrlässig.

Auf Österreichs Straßen werden noch in diesem Jahr selbstfahrende Autos getestet. Verkehrsminister Gerald Klug will das automatisierte Fahren nun schnell realisieren. Im Mai wird zu dem Thema ein Aktionsplan präsentiert, im Sommer soll eine Novelle des Kraftfahrgesetzes (KFG) in Kraft treten, wie Klug bei einem Pressegespräch in Amsterdam bekannt gab.

Testkriterien
Wo und mit welchen Autos die neue Technologie getestet wird, darauf wollte sich Klug im Vorfeld des informellen Verkehrsministerrates in den Niederlanden noch nicht festlegen. Es werde allerdings an einem „interessanten Mix“ gearbeitet, das heißt sowohl flache Gebiete als auch kurviges Hügelland.
Basis für das automatisierte Fahren bildet die KFG-Novelle im Sommer. Aufgrund der geltenden Lenkerpflichten, etwa dass das Lenkrad während des Fahrens mit mindestens einer Hand festgehalten werden muss, dürfen bestimmte Assistenzsysteme beziehungsweise automatisierte Fahrsysteme derzeit nicht genutzt werden.
Welche Fahraufgaben unter welchen Bedingungen übertragen werden dürfen, wird durch eine entsprechende Verordnung genau geregelt. „Verkehrssicherheit hat für mich oberste Priorität“, sagte Klug. Deshalb werde es keine Tests geben, wo ein Fahrer nicht jederzeit in der Lage ist, sofort korrigierend auf das Lenkrad einzugreifen.

Skepsis
Die wirtschaftliche Dimension sei nicht wegzudenken. In Österreich gibt es 700 Autozulieferer mit 150.000 Beschäftigen, die einen jährlichen Umsatz von 23 Milliarden Euro haben. „Es wäre fahrlässig, da nicht aufzuspringen. Das ist eine unheimliche Chance für die heimische Industrie.“
Klug hat Verständnis dafür, dass die Österreicher der neuen Technik eher skeptisch gegenüber stehen. Aber auch die ersten Einparkhilfen hätten für Verwunderung gesorgt, und heute seien sie Standardtechnologie, meinte der Minister.
Die Niederländer haben wie bereits einige andere europäische Länder erste Testfahrten absolviert. An die sechs Vehikel sind unterwegs und werden gut angenommen, wie der automatisierte Bustransfer We Pods in Gelderland zeigt.
Der von dem französischen Unternehmen Easymile entwickelte Bus fährt regelmäßig eine acht Kilometer lange Strecke von der Universität Wageningen zum Bahnhof in Ede. Das Gefährt, das sechs Sitzplätze beherbergt, kann eine Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h erreichen.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Wirtschaftsfeindliches Österreich

Wirtschaftsfeindliches Österreich© piqs.de/zeppelin

Nur 11 Prozent der Unternehmen schätzen die gesamtwirtschaftliche Lage derzeit als gut ein, so ein aktuelle Studie des Kreditschutzverbandes.

In Zeiten flauer Konjunktur reiten viele Betriebe auf der Optimierungswelle, um den Status quo zu erhalten. Zwei Drittel planen für 2016 keine zusätzlichen Stellen, 16 Prozent möchten sogar Stellen abbauen. Zusätzliche Belastungen aus der Steuerreform werden beklagt. Strenge Arbeitszeitregelungen hält knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) für wirtschaftsfeindlich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) wünscht sich eine Flexibilisierung.
Von Stellenabbau bedroht sind laut der Umfrage des KSV1870 verstärkt Dienstnehmer von Gewerbebetrieben, kleinen Unternehmen sowie von Kärntner Unternehmen. Bei den Branchen führt das dienstnehmerintensive Gastgewerbe, gefolgt von Holz/Möbel, Papier/Druck/Verlagswesen und der Bauwirtschaft.

Großen Betriebe versus Kleinunternehmen
Sicherer dürften die Arbeitsplätze im Technologie- und Industrie-Bereich sein. Etwa in der elektronischen Datenverarbeitung sind spürbare Erhöhungen geplant. Den großen Betrieben geht es etwas besser: 29 Prozent wollen Mitarbeiter einstellen. Im Durchschnitt trifft das nur auf 18 Prozent zu.
Am stärksten trifft die Betriebe nach eigener Angabe die Erhöhung der Kapitalertragssteuer für Gewinnausschüttungen. Damit werden Unternehmen aller Größenordnungen in die Pflicht genommen, besonders betroffen fühlen sich mit 83 Prozent die kleinen Betriebe.
An zweiter Stelle rangieren die Herabsetzung der AfA für Betriebsräumlichkeiten und die Abschaffung des Bildungsfreibetrages bei der Weiterbildung von Mitarbeitern mit jeweils 67 Prozent. Von der Kassen- und Belegerteilungspflicht und der teilweisen Umsatzsteuererhöhung sind jeweils die Hälfte der Unternehmen betroffen.

Mehr Flexibilisierung
Mehr als die Hälfte meint, dass eine Flexibilisierung der Arbeitszeit notwendig sei, 32 Prozent bezeichnen die derzeitigen Gesetze sogar als wirtschaftsfeindlich. Bei diesem Thema gibt es eine Kluft zwischen Kleinst- und Kleinbetrieben, die sich verstärkt neue Lösungen wünschen, und Mittel- und Großbetrieben, die die aktuelle Gesetzeslage noch eher für gut befinden. „Je größer ein Unternehmen, desto eher kann es personelle Engpässe abfedern. Kleine haben viel weniger Handlungsspielraum“, erklärt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG.
Nur 11 Prozent der Befragten schätzen aktuell, dass es der Gesamtwirtschaft sehr gut oder gut geht. 51 Prozent orten eine befriedigende Lage. 38 Prozent sind überzeugt, dass es der Wirtschaft in Österreich schlecht oder sogar sehr schlecht geht. Für das Gesamtjahr 2016 soll sich kaum etwas ändern, so die Prognose der Befragten.

An der KSV1870 Umfrage haben im Februar 2016 rund 1.600 Mitglieder und Kunden des KSV1870 teilgenommen.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Drei Prozent erreicht

Drei Prozent erreicht© piqs.de/kevin dooley

Die Forschungsausgaben der Unternehmen steigen, die des Bundes sinken. Das Barcelona-Ziel wurde mit etwas Verspätung erreicht.

Der Anteil der Forschungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt wird 2016 laut Schätzung der Statistik Austria zum dritten Mal in Folge bei knapp über drei Prozent liegen. Nach 3,1 Prozent 2015 soll heuer eine Forschungsquote von 3,07 Prozent erreicht werden, heißt es in einer Aussendung. Der leichte Rückgang wird auf die Stagnation der F&E-Ausgaben des Bundes zurückgeführt.
In absoluten Zahlen steigen 2016 die F&E-Ausgaben gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 2,9 Prozent auf 10,74 Mrd. Euro. Das liegt allerdings unter dem Wachstum der heimischen Wirtschaftsleistung.

Barcelona-Ziel
Ursprünglich war angepeilt worden – bekannt als Barcelona-Ziel, die Drei-Prozent-Quote bis 2010 zu erreichen. In ihrer 2011 beschlossenen Forschungsstrategie hat sich die Regierung dann das Ziel gesetzt, bis 2020 die F&E-Quote auf 3,76 Prozent zu steigern.
Für heuer gehen die Statistiker davon aus, dass sich die Unternehmensausgaben in Forschung und Entwicklung auf 5,14 Mrd. Euro belaufen werden (47,8 Prozent der Gesamtsumme). Die öffentliche Hand trägt rund 3,83 Mrd. bei (35,7 Prozent). Vom Bund kommt dabei mit 3,24 Mrd. Euro der Löwenanteil der F&E-Mittel, den Rest steuern Bundesländer, Gemeinden, Kammern und Sozialversicherungsträger bei.
Aus dem Ausland kommen heuer etwa 1,72 Mrd. Euro (16 Prozent). Auch hier haben die Unternehmen die Nase vorne. Der zweite große Posten sind Rückflüsse aus den Forschungsförderungsprogrammen der EU.

EU-Vergleich
Der Bund ist der einzige Sektor, in dem die Forschungsausgaben gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich sinken werden (minus 0,2 Prozent). Die Unternehmen steigern dagegen ihre F&E-Aufwendungen gegenüber 2015 um 4,6 Prozent, das Ausland um 3,6 Prozent, die Bundesländer um 3,4 Prozent.
Im EU-Vergleich des Jahres 2014 – die jüngsten verfügbaren Vergleichszahlen – liegt Österreich mit 3,07 Prozent Forschungsquote hinter Finnland (3,17 Prozent) und Schweden (3,16 Prozent) auf Platz drei vor Dänemark (3,05 Prozent) und Deutschland (2,87 Prozent). Der Schnitt der EU-28 beträgt 2,03 Prozent. Die Höhe der Forschungsquote wird neben den F&E-Ausgaben in hohem Maß von der tatsächlichen beziehungsweise prognostizierten BIP-Entwicklung beeinflusst.

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APA-Science./red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Zu komplex

Zu komplex© piqs.de/marcel malleike

Mit SHAPE soll sicherheitskritische Infrastruktur schneller fehlerfrei geplant werden.

Große Infrastrukturanlagen sind äußerst komplex. Für Menschen ist es schwierig, sämtliche Aspekte im Blick zu behalten und die einzelnen Schritte zu koordinieren. Das gilt besonders für Anlagen, die hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen, wie zum Beispiel im Bereich Eisenbahn.
Wenn Menschen große Datenmengen prüfen, treten häufig Fehler auf. „Wir müssen alle erstellten Daten auf einem zweiten, unabhängigen Pfad entweder noch einmal erstellen oder unabhängig automatisch prüfen, um die höchste Sicherheitsintegritätsstufe zu erreichen“, erklärt Wolfgang Schwaiger von Siemens Mobility.

Zehn Prozent günstiger
Dazu entwickelt Siemens gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien im Projekt SHAPE (Safety-critical Human- and Data-centric Process Management in Engineering Projects) ein neues Planungs- und Monitoringtool. Alois Haselböck von Corporate Technology schildert die Vorteile: „Wir können Entwicklungsprozesse für Großprojekte automatisch überwachen, Bedingungen und sicherheitskritische Prozessvorschriften formalisieren und automatisch prüfen. Dadurch erwarten wir, rund zehn Prozent der Engineeringkosten einzusparen.“
Das Tool kann strukturierte Daten, wie zum Beispiel Excel-Listen, mit unstrukturierten Daten, wie Normungsdokumente oder Emails, verknüpfen.
 „Unstrukturierte Daten werden in eine strukturierte Form umgewandelt und in ein semantisches Modell integriert. So können Erfahrungen von einem Entwicklungsprozess auf andere, ähnliche Projekte übertragen werden. Anwender können zum Beispiel ableiten, welche Prozessschritte in welcher Reihenfolge schnellstmöglich zum besten Ergebnis führen“, erläutert Axel Polleres von der Wirtschaftsuniversität Wien.
Das Tool fügt sich nahtlos in bestehende Werkzeuge ein, ohne gewohnte Arbeitsabläufe zu unterbrechen. Getestet wird es anhand eines Anlagenbauprozesses für elektronische Stellwerke in Österreich. SHAPE wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Gezielte Schmerzblockade

Gezielte Schmerzblockade© piqs.de/canonier

Wegen der hohen Zahl der Betroffenen wird eifrig beforscht, welche Mechanismen dazu führen, dass der Körper Schmerzreize speichert.

Schmerz ist ein wichtiges Schutzsystem des Körpers. Wenn er allerdings chronisch wird, hat er jegliche sinnvolle Funktion verloren. Es kommt zu einem sogenannten Schmerzgedächtnis. Dabei werden die Schmerzen zu einer eigenständigen Erkrankung und entkoppeln sich vom ursprünglichen Auslöser.
Die Neurophysiologin Ruth Drdla-Schutting von der Medizinischen Universität Wien untersucht die zellulären Vorgänge des zentralen Nervensystems dort, wo sich der Schmerz manifestiert. Konkret beschäftigt sich Drdla-Schutting mit der Rolle der Astrozyten im Zentralnervensystem.
An den Kontaktstellen von Nervenzellen im Rückenmark findet die synaptische Langzeitpotenzierung (LTP) statt. „Lange Zeit hat man sich bei der Erforschung der LTP nur auf Nervenzellen konzentriert“, erklärt Drdla-Schutting. „Wir wissen aber, dass auch Astrozyten eine Rolle spielen.“ Noch ist wenig bekannt, welche. „Das liegt vor allem daran, dass uns die Werkzeuge fehlen, diese Zellen selektiv zu blockieren oder zu aktivieren.“

Weniger Nebenwirkungen
Im Tierversuch konnten mit hochdosierten Zellblockern chronische Schmerzen teilweise rückgängig gemacht werden. Ruth Drdla-Schutting arbeitet nun daran, Astrozyten gezielt anzugreifen, sprich bei chronischem Schmerz nur diesen Zelltyp zu blockieren. Dadurch sollen bessere Ergebnisse mit weniger Nebenwirkungen erzielt werden.
In Paris hat Drdla-Schutting die genetisch veränderter Rezeptoren, die als Sensoren auf der Oberfläche von Zellen sitzen und Signale in das Zellinnere weiterleiten, etabliert. Diese veränderten Rezeptoren funktionieren wie die natürlichen, allerdings mit dem Unterschied, dass sie durch körpereigene Substanzen nicht mehr aktiviert werden können. Stattdessen wird eine Substanz zugeführt, die die Rezeptoren ganz gezielt aktiviert. Nun untersucht Drdla-Schutting, wie sich der Einsatz dieser sogenannten DREADDs auf das Schmerzgedächtnis auswirkt. Erste Untersuchungen laufen gerade am Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien.
Bisher werden die DREADDs nur in der Grundlagenforschung eingesetzt. Die Wissenschafter hoffen, diese Rezeptoren nicht nur gegen chronischen Schmerz. sondern auch gegen Krankheiten wie Epilepsie, Parkinson oder Diabetes einsetzen zu können.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016

Mehrwert durch Forschung

Mehrwert durch ForschungBilderbox.com

Die FFG erweitert ihr Portfolio: Das ‚Kerngeschäft‘ bleibt stabil, neue Services und Programme ergänzen das Angebot.

„Das Potenzial für mehr Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich liegt im Bereich der Forschung und Innovation“, heißt es von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG anlässlich der Präsentation der FFG-Bilanz 2015. „Wir brauchen daher weitere kräftige Impulse für die innovative österreichische Wirtschaft.“
Im letzten Jahr wurden 465 Millionen Euro an Förderungen für neue und laufende Projekte ausbezahlt, rund 2.800 Projekte mit einer Gesamtförderung von 473 Millionen Euro wurden neu bewilligt. „Während das Budget der direkten Forschungsförderung seit acht Jahren auf ungefähr gleichem Niveau bleibt, hat die FFG ihr Gesamtportfolio mit den Gutachten für die Forschungsprämie, der Abwicklung der Breitbandmilliarde und weiteren Initiativen deutlich ausgebaut“, erklären die FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner.

Produktion wichtig
Mit 326 Millionen Euro gingen rund 70 Prozent der Gesamtförderung der FFG im Jahr 2015 an Unternehmen. 71 Millionen Euro flossen an Forschungseinrichtungen (15 Prozent), 63 Millionen Euro an Hochschulen (14 Prozent).
Rund ein Viertel der neu bewilligten FFG-Förderungen fließen in Projekte aus dem Produktionsbereich, insgesamt rund 114 Millionen Euro im Jahr 2015. An zweiter Stelle stehen die Informations- und Kommunikationstechnologien mit 82 Millionen Euro und Energie/Umwelt mit 79 Millionen Euro. Im Produktionsbereich – Stichwort Industrie 4.0 – setzt die FFG laut Egerth besondere Impulse: „Dazu zählen auch die Stiftungsprofessuren, die erste Pilotfabrik, die letztes Jahr eröffnet wurde, und unsere intensiven Internationalisierungsaktivitäten. Diese Initiativen werden 2016 verstärkt ausgebaut.“
Ein ähnliches Bild wie in den letzten Jahren zeigt sich in der regionalen Verteilung der geförderten Projekte: Auch 2015 lagen die Steiermark, Wien und Oberösterreich an der Spitze der Bundesländer-Statistik. Gemessen an der Gesamtförderung gingen 29 Prozent der Mittel in die Steiermark (137,5 Millionen Euro), 24 Prozent nach Wien (111,8 Millionen Euro) und 21 Prozent nach Oberösterreich (99,3 Millionen Euro).

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 28.04.2016

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