„Allein die Diskussion ...
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... über Ganztagesschule ist eine Absage an die Integration von Frauen in die Arbeitswelt.“
Astrid Mach-Aigner (DI, Dr.) forscht im Bereich der Biotreibstoffgewinnung aus stärkehältigen Pflanzen an der TU Wien bei Robert Mach. Die promovierte Naturwissenschafterin und Ingenieurin beschäftigt sich mit der Optimierung von Produktionsprozessen bei Bioethanol.
Beim INiTS Award und beim vom BM für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und economyaustria geschaffenen Woman-Award wurde nun Ihre wissenschaftliche Publikation, welche auch im international renommierten Fachjournal „Biotechnology for Biofuels“ publiziert wurde, gleich zweimal ausgezeichnet.
economyaustria sprach mit der Forscherin über Ihren Werdegang, die Situation für Forscherinnen in Österreich und über die nötige geistige Flexibilität für ein Studium.
economyaustria: Wann und warum war klar, dass Ihr Interesse in Richtung Naturwissenschaften und Life Sciences geht?
Mach-Aigner: Ich habe vor dem Studium der Technischen Chemie eine Handelsakademie besucht und hatte dort einen fantastischen Chemieunterricht, der mich zu dem Entschluss führte, dieses Fach zu studieren.
Wie empfinden Sie die Rahmenbedingungen für Forschung an der Uni?
Zweifellos ermöglichen Universitäten nach wie vor ein sehr hohes Maß an Freiraum bei der Wahl der Forschungsthemen sowie der darauf verwandten Ressourcen, insbesondere des Zeitrahmens, der für die Beantwortung einer Fragestellung aufgewendet werden kann.
Gilt das auch für die finanziellen Belange?
Die finanziellen Mittel für Material und Personal müssen zum großen Teil durch externe Förderungen aufgebracht werden. Dies führt nun leider entweder zu einer stark angewandten Forschung, die eher bereits im Bereich Entwicklung angesiedelt ist, und somit zu Einschränkung der Flexibilität oder zu einer national oder international geförderten Grundlagenforschung, die u.a. mit einem hohen Publikationsdruck einhergeht. In diesen Zusammenhang hat Peter Higgs im Interview mit dem Guardian einige Punkte aufgezeigt, denen Beachtung geschenkt werden sollte.
Warum gibt es nach wie vor zu wenige Frauen in den Naturwissenschaften und welche Verbesserungsvorschläge gibt es?
Ich kann mich nicht zwangsläufig der Feststellung, dass es „zu wenige“ Wissenschafterinnen gibt, anschließen. Zum einen ist in den letzten Jahren der Anteil der weiblichen Studierenden zB im Bereich Chemie in etwa auf die Hälfte gestiegen. Ich gehe davon aus, dass es einfach eine Frage der Zeit ist, bis sich diese jungen Damen entsprechend für eine Laufbahn als Wissenschafterin entwickelt haben.
Genügend Geduld zu haben ist also das einzige Kriterium?
Wissenschaftliches Arbeiten erfordert meiner Ansicht nach ein hohes Maß an (geistiger) Flexibilität, Wissensdrang und Strukturiertheit (auch wenn dieses vordergründig widersprüchlich erscheinen mag), wobei keine dieser Eigenschaften geschlechtsspezifisch ausgeprägt sind. Es bleibt somit eine persönliche Entscheidung des Individuums, ob man sich diesem Anspruch gewachsen fühlt.
Wenn es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt, woran liegt der Männerüberhang dann?
Im Allgemeinen ist wohl die entscheidendste Voraussetzung für die berufliche Entwicklung einer Frau - und dies trifft nicht nur auf die Wissenschafterin zu - das gesellschaftliche Umfeld, im Besonderen die Möglichkeit, Kinderbetreuung bereits wenige Wochen nach der Geburt in der Nähe des Arbeitsplatzes nach Wunsch in Anspruch zu nehmen.
Das ist dann aber eine politische Verantwortung...
... dies scheint auch eine konsequente Fortführung einer arbeitsteiligen Gesellschaft zu sein. In diesen Zusammenhang wundere ich mich darüber, dass Optionen wie die Ganztagesschule tatsächlich diskutiert werden müssen, ein Umstand der eine deutliche Absage an die Involvierung der Frau in die Arbeitswelt signalisiert.
Gibt es Plan zur Unternehmensgründung und wie empfinden Sie generelle Unterstützung für wissenschaftliche Start-Ups in Austria?
Es gibt aktuell kein festes Vorhaben zur Unternehmensgründung. Ich möchte mich weiter in der wissenschaftlichen Forschung mit leichtem oder potentiellen Anwendungscharakter bewegen. Wie erwähnt habe ich mich bereits vor geraumer Zeit vom Schwerpunkt Wirtschaft in meiner beruflichen Laufbahn abgewandt und möchte dies v.a. wegen der möglichen, finanziellen Risiken so belassen.
Beeinflusst die INiTS-Prämierung Ihren weiteren beruflichen Werdegang?
Auch dieser Preis ist fester Bestandteil des (wissenschaftlichen) Lebenslaufes und wird somit auch in Zukunft wahrgenommen werden.
Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.