Innovationstransfer für regionale Entwicklung
VTÖ WOLFGANG RUPP, Präsident des Verbandes österreichischer Technologiezentren über aktuelle Entwicklungen und was getan werden muss, damit Gründer mit innovativen Ideen gute Erfolgschancen haben.
Bis Mitte der Achtziger Jahre die ersten Impulszentren gegründet wurden, waren innovative Startups und Unternehmer mit ihren neuen Ideen oft auf sich allein gestellt – ganz besonders in den Regionen abseits der wirtschaftlichen Zentren des Landes. Der Grundgedanke hinter der Spatenstichwelle war, die Chancen, dass Gründer und kleinere Unternehmen ihre guten Ideen auch zur Marktreife bringen können, zu verbessern und so die regionalen Standorte zu stärken.
Mittlerweile haben sich die Impulszentren zu einem festen Bestandteil der österreichischen Innovationslandschaft entwickelt. Der Bau der Hülle, also der Immobilie, wurde vom Bund mit der Auflage gefördert, dass die Zentren zumindest fünfzehn Jahre lang als regionale Geburtshelfer für Technologie und Innovation aktiv sind. Bei vielen Zentren läuft diese Verpflichtung in den kommenden Jahren aus, beziehungsweise ist sie bereits ausgelaufen. Nun werden sich aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen einige Zentren zu reinen Büro- und Gewerbeimmobilien zurückentwickeln. Im Gespräch stellt Wolfgang Rupp, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Technologiezentren Österreichs (VTÖ), strategische Überlegungen an, wie die Impulszentren ihre Innovationskraft erhalten können.
Herr Rupp, gibt es in Österreich genug Technologiezentren?
Wolfgang Rupp: Definitiv ja. Wir werden sogar demnächst eine Bereinigung sehen. Ich persönlich rechne damit, dass aus rund einem Viertel der – abhängig von der Zählweise – 80 bis 90 österreichischen Impulszentren in den nächsten Jahren reine Büro- und Gewerbeimmobilien werden.
Ist dieser Aderlass für den Standort verkraftbar?
Das ist weniger ein Aderlass, mehr die Korrektur eines gewissen Wildwuchses. Es gab ja Zeiten, da wollte bald jeder Bürgermeister sein eigenes Impulszentrum.
Der VTÖ reagiert also abwartend und schaut, wer in Zukunft noch dabei sein wird.
Durchaus nicht. In einer für viele unserer Mitglieder nicht einfachen Neuorientierungsphase adaptieren auch wir unsere Strategie. In den großen Zügen wird sich nichts ändern. Wir bleiben weiterhin die mitgliederorientierte Interessenvertretung auf Bundesebene und das Netzwerk für nationalen wie internationalen Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer. In Hinkunft wollen wir aber unsere Mitglieder verstärkt bei der Entwicklung und Umsetzung Ertrag schaffender Dienstleistungen unterstützen. Wir werden also unsere Rolle als Servicegemeinschaft der Technologiezentren noch stärker betonen.
Was ist schwierig an der Situation der Zentren?
Die aus den Bundesförderungen abgeleiteten Verpflichtungen der Zentren zur Innovationsförderung laufen aus. In dieser Phase melden sich die Anteilseigner der Zentren zu Wort und fordern unterm Strich zumindest eine schwarze Null. Das ist verständlich, wer will schon Jahr um Jahr den laufenden Betrieb subventionieren. Der Zentrumsmanager muss sich also einmal darum kümmern, dass alle Flächen vermietet sind und er muss das Facility Management optimieren. Da bleibt dann wenig bis gar keine Zeit mehr für regionalpolitische Initiativen, die dem Zentrum ja auch niemand mehr bezahlt. Andererseits ist unsere Position auch klar: Die Impulszentren dürfen nicht zu reinen Immobilien werden. Es ist ein Balanceakt zwischen Innovationskraft und Wirtschaftlichkeit.
Inwiefern müssen sich die Zentren neu orientieren?
Hier kommen die angesprochenen Ertrag schaffenden Dienstleistungen ins Spiel, für die sich auch Wirtschafts- und Infrastrukturministerium einsetzen. Die Zentren müssen sich noch stärker als regionaler Inkubator und Innovator positionieren, also professionelle Dienstleistungen anbieten, die einen Wert haben und die auch bezahlt werden.
Der Gründer ist doch der sprichwörtlich Nackte, dem kann man nicht in die Tasche greifen.
Es wird nicht mehr immer alles umsonst geben. Darauf müssen sich auch die Gründer einstellen. Eine mögliche Form der Unterstützung wäre, günstige Kredite zu ermöglichen. Wo sich aber dringend was ändern sollte, besonders weil die Banken bei der Vergabe von Krediten an Gründer sehr restriktiv sind, das ist unsere Business-Angel-Kultur. Da hinkt Österreich dem europäischen Schnitt deutlich hinterher.
Wo hakt es da?
Das Kapital wäre da, auch die erfahrenen und engagierten Begleiter für die Startups hätten wir. Aber die Rahmenbedingungen sind halt recht unfreundlich. Es fehlt ein steuerlicher Anreiz, da steht das Finanzministerium leider nach wie vor voll auf der Bremse.
Wie könnte dieser Anreiz aussehen?
Die F&E-Förderung in Österreich läuft heute schon zu mehr als 50 Prozent über Steuernachlässe – Stichwort Forschungsprämie. Von diesem Kuchen sollten sich auch die Business Angels etwas abschneiden dürfen. Es wäre schon ein positives Signal an potenzielle Investoren, wenn es möglich wäre, Verluste zumindest teilweise abzuschreiben und so das Risiko ein wenig in Watte zu packen.
Economy Ausgabe 999999, 19.06.2012